Insula Angularis | habitatio Aeliana

  • „Auch ein möglicher Grund“, murmelte Seiana grinsend. „Mmh“, machte sie dann vage. „Muss Frau? Tatsächlich?“ Sie besaß nicht sonderlich viel Talent für alles, was mit der Küche zusammenhing. Dafür besaß sie umso mehr Kreativität – wenn sie mal in der Küche stand. Was sich dann allerdings eher auf Anweisungen beschränkte, wie dieses und jenes auszusehen hatte, oder welche Zutaten Elena doch bitteschön un-be-dingt noch hinzufügen musste, was diese meistens mit einem Augenverdrehen kommentierte.


    Dann wurden Seianas Augen groß. Und noch größer. Dann verschluckte sie sich an dem Keks, an dem sie gerade knabberte. Und hustete erst mal. Danach erst fragte sie: „Du hast was?!?“ Damit hätte sie nun nicht gerechnet. Dass er Faustus schrieb. Seiana legte eine Hand auf die Stirn und starrte Caius an. Faustus würde ganz und gar nicht begeistert sein, von einem anderen von der Verlobung zu hören, da war sie sich sicher. Warum hatte Caius denn geschrieben? Sie fand es süß, dass er das getan hatte, dass er sich ihrem Bruder vorstellte, aber die Tatsache, dass er schneller damit gewesen war als sie, ließ das Ganze ziemlich unglücklich werden. Zumal Caius keine Ahnung hatte, dass Faustus der Einzige war, der Zuhause Bescheid wusste, dass Seiana die erste Zeit hier übernachtet hatte, bevor sie mit Flaminia Aviola ihr derzeitiges Arrangement hatte treffen können. Zwischen den Fingern hindurch beobachtete Seiana, wie Caius zwei Briefe aus seiner Tasche fischte. „Auweh…“, murmelte sie halblaut, dann streckte sie ihre Hand aus und nahm den für sie bestimmten Brief entgegen. „Äh, ja, sicher… freut er sich. Für mich.“ Ganz überzeugt klang sie nicht. Immerhin, wie würde sie sich fühlen, wenn sie von einer ihr Fremden einen Brief bekam, in dem diese ihr mitteilte, sie sei die Verlobte ihres Bruders – bevor dieser ihr etwas davon gesagt hatte?


    Als Caius das Siegel brach, zögerte Seiana noch einen Moment, dann brach auch sie das an ihrem Brief. Langsam rollte sie das Pergament auf und sah immer wieder zu Caius hinüber, und seine Miene trug definitiv nicht dazu bei, ihr Mut zu machen. Dann begann sie endlich, ihren Brief zu lesen. Und wieder wurden ihre Augen groß. Gleichzeitig öffnete sich ihr Mund. „Äh“, machte sie. „Das… also…“ Sie hatte ja erwartet, dass Faustus nicht begeistert sein würde, aber dass er ihr sogar unterstellte, sie sei schwanger? Dann versuchte sie sich zu erinnern, ob sie ihm damals erzählt hatte, dass Caius bei Meridius gewesen war. Möglicherweise nicht. Immerhin hatte sie sich damals viel zu sehr darüber aufgeregt, dass er das hinter ihrem Rücken getan hatte, anstatt mit ihr zu sprechen, vorher. Oder wenigstens gleich danach. Und dann hatte sie beschlossen, zu ihm nach Ägypten zu reisen. Gut möglich, dass sie in der Hektik der ganzen Vorbereitungen versäumt hatte, Faustus darüber zu informieren, zumal er zu jenem Zeitpunkt ja noch in Mantua stationiert gewesen war. Seiana sah Caius an. „Was hat er dir geschrieben?“

  • »Meine schon«, hatte er noch grinsend erwidert, ehe sie sich am Keks verschluckt hatte.
    »Äh. Ja. Hab ich. Ich dachte, weil du ihm schon so viel über mich erzählt hast..und weil du gesagt hast, dass er mich sicher gut leiden kann... Ich meine, wenn nicht du, wer weiß das sonst einzuschätzen, immerhin bist du die einzige, die uns beide kennt. Ich mein, mich kenn ich natürlich auch, aber ihn eben nicht, und ihm geht es ja genauso, mit sich selber meine ich, und... Naja, ich dachte eben, es wäre eine gute Idee...« Caius verstummte kleinlaut und runzelte dann die Stirn.
    »Du hast ihm doch von mir erzählt, oder?« vergewisserte er sich. Anderenfalls...ouh...daran wollte er gar nicht denken. Also las er schnell weiter.


    Er starrtte immer noch auf die Stelle, an der ihm gebrochene Knochen prophezeiht wurden, als Seiana mit ihrem Brief durch war. Nach Freude, ihn kennenzulernen, klang das durchaus - allerdings war es nicht die Freude, die Caius damit hatte bezwecken wollen. Er ließ die Hand mit dem Brief auf den Tisch sinken und sah zu Seiana hinüber.
    »Dass er es kaum noch erwarten kann, mich zu treffen. Äh...im wahrsten Sinne des Wortes...« murmelte Caius und sah zur Sicherheit noch mal auf den Brief runter, aber er hatte ausnahmsweise mal richtig gelesen. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. Serapio hatte seinen wunden Punkt mit der Andeutung auf seinen Familiennamen getroffen, und deswegen blubberte nun Missstimmung auf und verteilte Schaum über der Überraschung seiner geistigen Suppe.
    »Pah! Soll er's doch versuchen! Als ob ich mich drücken würde, nur wegen einem...einem....was ist er doch gleich, sagtest du? Optio? Zenturio? Hah, egal!« Caius klatschte mit der Hand auf den Brief, was dazu führte, dass sich ein paar Krümel von unten durchzudrücken versuchten und die Tinte ein paar Rückstände an seiner Hand hinterließ.
    »Der redet grad so, als ob er sich schämen müsste, dass ich gefragt hab! Von wegen niemanden gefragt, wohl hab ich gefragt, das hat er wohl vergessen, der Herr Superschlau, was?« Caius zog nun böse die Stirn kraus. Sorgen machte er sich trotzdem.
    »Weißt du, was er behauptet, dein feiner Herr Bruder? Ich hätte deinen Ruf in den Dreck gezogen! Ja ist das denn die Mög-lich-keit!« Mit dem letzten Wort donnerte die Hand dreimal auf den Tisch, was zur Folge hatte, dass sich drei der größeren Krümel mit Erfolg durch den Papyrus bohren konnten und nun auf der Androhung der Knochenbrüche ruhten. Caius stand auf, wobei der Stuhl kippelte. Er ging zur Tür und trat dagegen. Seiana hatte ihn sicher noch nie so wütend gesehen.
    »Arroganter Soldatenfutzi! Was glaubt der eigentlich!«

  • Seine schon? Seiana starrte ihn gespielt empört an, kam aber nicht mehr dazu, ihm darauf zu antworten, weil er schon von seinem Brief an Faustus erzählte. Was den Hustenanfall bei ihr auslöste. Natürlich hab ich ihm von dir erzählt! Und ich denk auch nach wie vor, dass ihr euch gut verstehen würdet. Eigentlich…“ Also, wenn der Start nicht allzu schlecht ausfällt, dachte sie noch, aber das fügte sie vorsichtshalber nicht laut hinzu. Im Moment war ihr die Gefahr, dass der Start schlecht ausfiel, etwas zu groß. Wie empfindlich würde Faustus auf die Tatsache reagieren, dass er von Caius zuerst gehört hatte? Damit, dass er zusätzlich noch den Beschützerinstinkt in sich entdecken würde, rechnete Seiana allerdings am allerwenigsten.


    „Er kann’s kaum noch erwarten…“ Das klang doch nicht sooo schlecht. Aber Seianas Stimme erstarb sofort wieder. Im wahrsten Sinne des Wortes, hatte Caius noch hinzugefügt. Und Seiana verstand das durchaus zu richtig. „Oooh…“, seufzte sie. Dann erstarb ihre Stimme erneut. Ihr Mund allerdings blieb offen. Denn Caius zeigte einen Ausbruch an Temperament, das sie von ihm so bisher noch nicht erlebt hatte. „Äh. Zenturio“, antwortete sie verspätet. Und starrte ihren Verlobten weiter an. „Er, äh… Caius?“ Seiana wusste gar nicht, wie sie reagieren sollte nun. „Ähm.“ Soldatenfutzi?!? Seiana musste ein völlig deplaziertes Kichern unterdrücken. Das warf Caius ihrem Bruder besser nicht an den Kopf, sonst würden die beiden tatsächlich anfangen sich zu prügeln. „Das… also…“ Nein, entschied sie, sie verriet Caius besser nicht, dass Faustus sie gefragt hatte, ob sie schwanger sei. „Hrm. Hör mal, er… ich kann mir nur vorstellen, dass er mich beschützen will…“ Eigentlich war sie zuerst selbst ziemlich baff gewesen über diesen Brief, und sie hatte sogar schon angefangen, sich aufzuregen, vor allem über diese Annahme, sie könne schwanger sein – als ob sie so etwas tun würde! –, aber die Tatsache, dass Caius sich nun dermaßen aufregte und wütend wurde, führte dazu, dass Seiana eher versuchte ruhig zu bleiben. Und ihn zu beruhigen. „Ich meine, vielleicht weiß er gar nicht, dass du bei meinem Onkel warst, er war damals in Mantua, und ich… na ja, ich hab mich da ziemlich drüber aufgeregt. Wie du vielleicht weißt. Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber es kann gut sein, dass ich das nicht rumerzählt hab, damals.“ Sie angelte nach dem Brief, und dann klappte ihr Unterkiefer ein weiteres Mal nach unten, als ihr Blick sofort an einem Wort hängen blieb. „Knochenbrüche?!?“

  • »Hmh?!« machte Caius, und irgendwie brachte er es fertig, Ingrimm und Trotz in diesem gutturalen Laut zu integrieren. Vielleicht unsterstrich der missfallend zerknautschte Gesichtsausdruck die Botschaft hinter dem Grunzen noch.
    »Beschützen, hm?« Caius blickte finster drein und setzte sich wieder. Vielmehr: Er ließ sich auf den daraufhin ächzenden Stuhl fallen.
    »Und was will ich? Dich ans Messer liefern? Pft. Du weißt, dass es mir gar nicht gefällt, dass du immer noch bei dieser alten Schrapnelle da oben wohnst, aber du willst ja nicht anders. Ich würde dich viel lieber bei mir haben, aber ich sag nichts mehr dazu, weil ich weiß, dass es dir lieber ist, wenn wir bis zur Hochzeit...« Er hielt inne und blinzelte kurz.
    »Naja! Jedenfalls find ich es echt mistig, dass ich mir zum Dank auch noch durchlesen muss, dass ich deinem Ruf schade. Ich! Ein Verwandter des Kaisers! Vielleicht sollte ich meinem Kumpel Valerian mal davon erzählen, wie wenig sein Name zu sagen hat unter seinen Soldaten...da kannste nicht so schnell gucken, wie dein Herr Bruder weg ist vom Soldatenfenster«, grummelte Caius, der sich tatsächlich tierisch aufregte (so sehr, dass er sogar selbst die Macht des kaiserlichen Namens einbrachte, obwohl er sonst genau das zu vermeiden versuchte).


    Während Seiana seinen Brief las, starrte Caius finster einige Krümel an und begann, sie mit dem Daumen platt zu drücken. Das ließ den Kamm ein wenig abschwellen. Dann fiel ihm Seianas Brief auf, und wie sie angelte auch er sich ihren Papyrus und begann zu lesen. Es knackte, als seine Kinnlade hinunter fiel. Auf Seianas Frage hin antwortete er gekrächzt.
    »Schwanger?!?« Ein Moment des fassungslosen Schweigen folgte.
    »Nassforsch? Mo...mooooo.....MOOOOOOment mal!« polterte Caius los und war von einer auf die andere Minute auf dreihundertsechszig.
    »KATANDER! Geh, buch die nächste Überfahrt nach Rom, SOFORT! Diesem Lackaffen werd ich zeigen, wo sich Barthel den Most holt! Boah!" JETZT bin ich AUCH sauer!« brüllte er, als er hochschnellte und anklagend mit dem Papyrus wedelte.
    Und diesmal fiel der Stuhl um.

  • „Nein, natürlich nicht, aber…“ Oh Götter, was hatte sie getan, dass sie sich nun damit herumschlagen musste. Caius schien sich immer mehr aufzuregen, und es gab nicht wirklich etwas, was sie entgegnen konnte, weil er ja irgendwo Recht hatte. Natürlich wollte er sie nicht ans Messer liefern, das wusste sie, genauso wie sie wusste, dass es ihm nicht sonderlich gefiel, dass sie darauf bestanden hatte woanders zu wohnen, und – Seiana starrte ihn an. Sie wusste, was er meinte. Sie wusste allerdings selbst nicht so genau, wie sie zu diesem Thema stand. Natürlich hatte sie sich schon Gedanken dazu gemacht, wie es wäre, wenn Caius und sie… Seiana kaute kurz auf der Unterlippe und musterte ihn. Dazu kam: war es so gut, wenn sie heirateten und sie, zumindest was die Praxis betraf, völlig ahnungslos war, wenn die Nacht anfing? Sie war so ungern unvorbereitet. Sie würde von der ganzen Feier tagsüber vermutlich kaum etwas mitbekommen, weil sie so aufgeregt sein würde. Auf der anderen Seite war es eigentlich klar, was von einer Frau erwartet wurde, nämlich anständig, sittsam und tugendhaft zu sein. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass jeder das von ihr annahm. Wenn die Leute das von ihr annahmen, dann konnte sie eigentlich machen, was sie wollte… Aber schwanger zu werden, bevor sie verheiratet waren, war definitiv keine Option. „Nenn sie nicht Schrapnelle“, brummte Seiana also nur. Weil sie schlicht nicht wusste, was sie zum Rest sagen sollte. „Sie ist sehr lieb, da kannst du wirklich nichts sagen.“ Was das Wohnen betraf, gab es keine Diskussion, denn wenn sie zusammen wohnten, konnten sie sich noch so anständig benehmen, irgendwann würden die Leute reden, und irgendwann würde das Gerede Ohren erreichen, von denen Seiana nicht wollte, dass es sie erreichte. Eine anständige, unverheiratete Frau wohnte nicht mit einem unverheirateten Mann zusammen, da war es ganz egal, was tatsächlich passierte in den vier Wänden.


    Zu ihrem Glück hatte Caius auch nicht vor, allzu sehr auf dieses Thema einzugehen, denn plötzlich stockte er mitten im Satz und sprang dann zum nächsten, metaphorisch gesprochen, und nun musste Seiana erneut ein Kichern unterdrücken. Sein Kumpel Valerian? So hatte sie ihn noch nie vom Kaiser reden hören, genauso wenig wie vom Consul. „Na ja das Zusammenwohnen war keine sonderlich gute Idee, das musst du zugeben. Wir können von Glück reden, dass das keiner so wirklich gemerkt hat. Oder ich“, fügte sie etwas leiser hinzu. Wäre sie tragbar, als Subauctrix der Acta, als Angestellte der Schola und des Museions, wenn bekannt wurde, dass sie eine Zeitlang bei Caius gewohnt hatte, als sie hier angekommen war? Sie wusste es nicht, und sie wollte es auch gar nicht erst herausfinden. Allerdings sagte sie nichts weiter dazu, sondern widmete sie sich stattdessen dem Brief, den Faustus ihrem Verlobten geschickt hatte. „Das ist doch unglaublich…“ Er drohte Caius tatsächlich damit, ihn zu verprügeln! Und Caius regte sich gerade genug auf, dass sie zu argwöhnen begann, er plante umgekehrt bereits das gleiche. Seiana wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Oder auch wütend werden. Und es kam noch schlimmer, denn Caius hatte sich umgekehrt ihren Brief geschnappt. Und der Ausbruch, der nun folgte, war noch heftiger als der zuvor. „Hey! HeyheyHEY, Moment mal!“ Seiana sprang vor und schnappte sich den Papyrus, auf dem die fatalen Worte standen. „Du wirst das schön bleiben lassen, in Ordnung? Du bleibst hier!“ Mit in die Seite gestemmten Armen baute sie sich vor ihm auf und funkelte ihn an, was sich durchaus etwas witzig ausnahm, immerhin war sie gut anderthalb Köpfe kleiner als er. „So weit kommt’s noch, dass ihr euch meinetwegen prügelt! Und was diese Schwangerschaftssache angeht, das ist ein Hühnchen, das ICH mit meinem Bruder rupfen werd, nicht du, haben wir uns verstanden?“

  • Auf die Sache mit dem Wohnen ging er gar nicht weiter ein. Es gefiel ihm nicht, aber Seiana hatte ihren Standpunkt deutlich gemacht, was also sollte er dazu noch sagen, das sie nicht ohnehin schon wusste? Ändern würde sich nichts, solange sie nicht wahrhaftig verheiratet waren - und wie es jetzt aussah, konnte das noch dauern. Schließlich feierte man eine Hochzeit nicht ohne seinen Bruder, und Caius war felsenfest davon überzeugt, dass Serapio sich nach ihrem Aufeinandertreffen einige Wochen mit dem Stillliegen in einem valetudinarium begnügen musste. Und was die Sache (die andere) betraf, konnte er warten (Seiana zuliebe). Auch wenn er nicht unbedingt der geduldigste Mensch war.


    »Ach, pah, wir sind hier in Ägypten, niemanden interessiert, was hier abgeht«, motzte Caius grimmig und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Und es ist ja wohl fast kein Unterschied, dass du nicht hier, sondern über mir wohnst, das Haus bleibt dasselbe, und du bist eh die meiste Zeit hier.«


    Seiana schien selbst auch alles andere als begeistert über die Worte ihres Bruders zu sein. Caius schnaubte wie ein wütender Stier und funkelte die unschuldigen Krümel auf der Tischplatte an. Am liebsten wäre er tatsächlich postwendend nach Rom gefahren, um diesen aufgeblasenen Decimus zur Rede zu stellen. Sein Blick ruckte nach unten, als Seiena sich wie eine alte Matrone aufführte. Im Grunde hatte sie ja recht, das wusste er auch. Aber er konnte doch nicht einfach zulassen, dass jemand versuchte, ihm Seiana streitig zu machen! Oder noch schlimmer, sie zu verleumden! Erst recht nicht, wenn es der eigene Bruder war! Caius reckte das Kinn nach oben. Er würde sich deswegen mit Seiana in die Wolle kriegen, das roch er.
    »Und was soll ich deiner Meinung nach sonst tun?« fragte er maulig.
    »Wir werden heiraten, Seiana! Deinem Bruder passt das nicht, soviel ist klar. Aber weißt du, was mich das kümmert? Nichts! Aber wenn er solche Sachen über dich schreibt und auch nur von dir denkt, dann geht mich das wohl was an, findest du nicht? Er kann doch nicht einfach so einen Scheiß schreiben, das geht ja nicht mal nur gegen mich, sondern gegen dich! Gegen seine eigene Schwester Eine Hand fuchtelte untermalend vor Seianas Gesicht herum.
    »Nä! Pah!«

  • Seiana zog die Augenbrauen zusammen und sah beinahe ebenso grimmig zurück. Das Thema Wohnen hatten sie in der Tat schon zur Genüge durchgesprochen, auch die Tatsache, dass sie in Ägypten waren und es hier eigentlich niemanden interessierte, oder zumindest wesentlich weniger als in Rom. Fast kein Unterschied ist aber nicht kein Unterschied“, gab sie zurück, nun selbst deutlich trotziger als noch zuvor. „Für uns macht es kaum einen Unterschied, weil ich eh meistens hier bin, da hast du Recht, aber nach außen, für die Leute, macht es einen Unterschied, und das weißt du auch!“ Für einen Mann war es in ihren Augen nun mal einfacher, eine Frau, eine Römerin von Stand konnte nicht einfach tun und lassen, was sie wollte. Dass Seiana das selbst auf den Geist ging und sie am liebsten ihre Freiheit hätte, trug nicht unbedingt dazu bei, dass sie besser gelaunt war, wenn sie auf ihrem Standpunkt beharrte – gerade weil sie selbst eigentlich Caius’ Meinung war. Trotzdem konnte sie ihren und den Ruf ihrer Familie nicht einfach so aufs Spiel setzen. Mussten sie halt warten mit dem richtig Zusammenwohnen, was war so schlimm daran? Und was die andere Sache betraf, da… musste sie ohnehin erst mal für sich zu einem Schluss kommen. Oder… Hm. Sie wusste nicht, ob das einen Unterschied machte. Also selbst wenn sie zu dem Schluss kam, vor der Hochzeit mit Caius… Mh. Sie hatte sich bis jetzt ja noch nicht einmal getraut, dieses Thema anzuschneiden, also was brachte sie auf den Gedanken, sie würde sich trauen tatsächlich die Initiative zu ergreifen? Gesetzt den Fall, sie entschied sich dafür. Also, vor der Hochzeit, mit ihm… Was sie ja noch nicht getan hatte. Sich entschieden.


    Seiana wurde rot und griff nach einem Becher, den sie mit Wasser füllte, nur um es in einem Zug hinunter zu kippen. Falscher Zeitpunkt, um sich ausgerechnet darüber Gedanken zu machen. Zumal es genau das war, was Faustus ihr vorgeworfen hatte. Oder, weniger vorgeworfen, mehr hatte wissen wollen. Sie las erneut den Brief durch, und, da, er entschuldigte sich sogar dafür, dass er fragte. Was er mit überstürzt meinte, begriff sie allerdings nicht so ganz. Sie war recht überstürzt nach Ägypten gereist, das ja, aber hier hatte sie sich ja Zeit gelassen. Sie beide hatten das. Seiana sah wieder hoch und runzelte die Stirn. „Du machst erst mal gar nichts“, maulte sie zurück, dann stellte sie den Becher mit einem Knall auf den Tisch. Sie hatte über Jahre gelernt, sich zu beherrschen, aber das Temperament ihrer Familie – sowohl väter- als auch mütterlicherseits – schlummerte nach wie vor auch in ihr. „Natürlich heiraten wir, was denkst du denn? Ich bin sui iuris, Faustus kann mir das nicht verbieten, und seine Gründe dagegen zu sein sind einfach lächerlich, das werd ich ihm schon klar machen, keine Sorge! Du warst bei Meridius, davon weiß er wohl nichts, und überstürzt haben wir auch nichts, Faustus hat sich einfach nur aufgeregt, das ist alles! Wir haben iberisches Blut in unseren Adern, was erwartest du? Aber er ist mein Bruder, noch dazu mein kleiner, das soll er mal bloß nicht vergessen!“ Jetzt war es Seiana, die mit dem Pergament herumfuchtelte. „Ich weiß, dass das gegen mich geht, deswegen hat er das ja auch mir geschrieben, und genau deswegen werd ich mich drum kümmern, und überhaupt, seine Vermutung ist ja wohl nicht komplett aus der Luft gegriffen!“

  • »Ach komm, Seiana, ich bitte dich! Hast du mal auf deine Briefe geschaut? Da steht immer noch habitatio Aeliana drauf. Die denken doch eh alle, dass du noch bei mir wohnst. Verscheißern lassen die sich nicht, immerhin wär es auch so immer noch dasselbe Haus«, nörgelte Caius zurück und legte die Stirn in Falten.
    »Und überhaupt, seit wann macht es dir was aus, was die Leute reden? Das ist doch nur eine Ausrede, damit du nicht mit mir wohnen musst, so schaut's aus.« grollte Caius in einer Mischung aus Ärger und Resignation und hielt die vor der Brust verschränkten Arme immer noch aufrecht. Und dass sie gewisse andere Dinge auch nicht wollte, war damit mindestens ebenso klar wie Kloßbrühe (und die alexandrinische Kloßbrühe war beinahe Wasser).


    Plötzlich klackte ein Becher auf den Tisch und begrub einen Kekskrümel unter sich. Caius blinzelte ihn an. Und dann begann Seiana, loszuwettern. Einerseits war Caius nach wie vor stinkig wegen diesen Ungeheuerlichkeiten, die Seianas Bruder da an den Haaren herbei zog, andererseits fand er, dass Seiana ziemlich süß war, wenn sie sauer wurde. Eigentlich ein Widerspruch an sich, aber er konnte sie sich immer besser als betagte alte Matrone vorstellen, die ihrer kleinen Kinderschar später einmal die Trotzköpfe zurechtrücken würde. Kurz grinste er, dann starrte er sie wieder an, als sie begann, Serapio zu verteidigen-
    »Wie?« schnappte er nach Luft.
    »Meinst du das ernst? Ich würde....ich würde n i e so mit dir reden, nur weil mir was nicht passt, dass mich nichts angeht, selbst wenn ich nur sauer bin! Und wie kommst du darauf, dass es nicht aus der Luft gegriffen ist? Natürlich ist es das! Du weißt, dass ich...also...aber wegen dir eben nicht, so! Das kannst du deinem feinen Bruder mal schreiben!« Caius gestikulierte erneut, während er motzte. Und dann ging er die zwei Schritte zum Tisch und klaubte sich den Papyrus für das Eheregister vom Tisch, um es Seiana unter die Nase zu halten.
    »Wär's dir lieber, wenn wir das nicht abschicken?« fragte er sie wütend.
    »Immerhin hat dein Herr Bruder ja was dagegen!« Der Papyrus segelte auf den Tisch und verweilte dort.
    »Ich bin nämlich nassforsch, weißt du, und alles, woran ich je gedacht habe, ist wie ich dich ins Bett kriegen kann, weil man das eben so macht, wenn man nassforsch ist!« troff der Zynismus aus ihm heraus, was ganz sicherlich nicht nett war.
    »Wir Aelier machen das immer so«, setzte er etwas lahm nach und blickte Seiana finster an. Katander steckte plötzlich seinen Kopf zur Tür rein, grinsend, wobei ihm das Grinsen in sekundenbruchteilen aus dem Gesicht fiel, und schnell zog er den Kopf zurück, schloss die Tür und flüchtete wieder. Caius rührte sich nicht. Ein ganz arg bitterer Zug lag um seine Mundwinkel, und das ließ ihn ein wenig ausschauen wie Brutus aus der Metzgergasse (und vor dem hatte sogar Katander angst).

  • „Denkt keiner“, nörgelte sie zurück, „weil sie wissen, dass ich bei Aviola wohne.“ Dann stockte sie kurz. „Wie? Eine Ausrede? Oh, ja, natürlich ist das eine Ausrede, wenn du das sagst! Was die Leute reden ist völlig unwichtig, klar, spielt doch keine Rolle, wenn der Name Decima in den Schmutz gezogen wird oder ich dadurch vielleicht keine Stelle im Museion oder in der Schola kriege!“ Seiana schnaubte. Damit sie nicht mit ihm wohnen musste! Caius’ Glück war, dass sie sich im Moment zu sehr aufregte, um sein Grinsen zu sehen, sonst wäre sie vielleicht sogar explodiert. So allerdings ereiferte sie sich nur weiter, bis dieser eine Satz fiel. Anschließend stand ihr Mund für den Bruchteil eines Augenblicks offen, ohne dass etwas herauskam. Und dann klappte sie ihn zu. Es war der falsche Augenblick gewesen, darüber zu grübeln, sie hatte es gewusst, sie hatte es gewusst! Und jetzt stand sie da und wusste nicht, was sie weiter sagen sollte, sie konnte ja schlecht zurücknehmen was sie da von sich gegeben hatte, das würde lächerlich wirken.


    Im Gegensatz zu ihr wusste Caius sehr genau, was er dazu zu sagen hatte, und das tat er auch. Und er sagte Dinge, die Seiana sofort wieder vergessen ließen, dass ihr ihr Satz von gerade eben eigentlich etwas peinlich gewesen war, und vor allem das, was er – in ihren Ohren jedenfalls, wusste sie doch nur zu genau, was sie gemeint hatte – implizierte. Dass Caius ihn womöglich anders verstand, darauf kam sie nicht. „Wie, nicht abschicken? Was bildest du dir denn ein, natürlich schicken wir das ab!“ Sie versuchte, den Papyrus zu schnappen, aber Caius war schneller und ließ ihn auf den Tisch fallen. Einen Augenblick später landete ihre Hand mit einem Klatschen darauf. „Mein Herr Bruder kann sich auf den Kopf stellen, und du nebenbei bemerkt auch, aber wir werden heiraten, untersteh dich das zurückzunehmen! Faustus kann da gar nichts gegen machen, und zufällig MAG ich deine nassforsche Art, und überhaupt, DUUU bist ja auch nicht mein Bruder, ich meine, nicht dass es in Ordnung ist dass er mir so was an den Kopf haut, aber er kennt mich halt, da spielt es doch keine Rolle, ob du mich ins Bett kriegen willst, er weiß ganz genau, dass du da keine Chance hast wenn ich nicht will, weil ich mir von niemandem was sagen lasse, von ihm auch nicht, aber er weiß eben auch, dass ich mir meine Gedanken mach, und dass ich neugierig bin und Bescheid wissen will und…“ Seiana verstummte, als ihr zum ersten Mal wirklich bewusst wurde, was er davor gesagt hatte. Er hatte ihren Satz gar nicht auf sie bezogen, sondern auf sich selbst. „Oh“, machte sie. „Hrm.“ In die Stille platzte plötzlich Katander herein, der sich allerdings sofort wieder verzog, als er die aufgestaute Spannung spürte und den Gesichtsausdruck seines Herrn sah. Seiana hatte sich gerade wieder hinter ihrem Wasserbecher verkrochen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Gesicht nun flammendrot war. Dann beschloss sie, dass Angriff immer noch die beste Verteidigung war. „Du musstest das natürlich auf dich beziehen, wie? Als ob du der Einzige wärst, der sich darüber Gedanken macht!“

  • »Und wieso schicken sie dann deine Post nicht an die alte Schnepfe, sondern hierher, hm?« Nicht, dass es einen Unterschied machte, immerhin gingen die Briefe eh alle durch seine Hände. Und im Grunde war es ja auch egal. Viel wichtiger war, dass Caius glaubte, Seiana sei nun auch der Meinung, dass ihr Name in den Schmutz gezogen wurde. Sofort dachte er an den Ausflug in dieses Abenteuerland.
    »Ach, und du glaubst, es wär weniger schlimm, wenn du als F r a u mit mir in so ein...eine....ein...Dingbums gehst?!« Verdammt, er hatte sich den Namen nicht merken können. Caius winkte ab, und Seianas Hand patschte auf den Brief an das Eheregister. Schon klappte sein Mund auf, um entwas du erwidern, doch Seiana redete einfach weiter und überrollte Caius wie eine nasse Welle. Zweimal versuchte er noch, sie zu unterbrechen, doch er kam nicht gegen den geballten iberischen Redefluss an und gab es schließlich einfach auf. Erst, als Seiana verstummte, drang er bis zu ihr durch. Und das, was er sagte, klang so verblüfft, dass es sich anhörte, als sei Caius gar nicht mehr wütend (aber es hörte sich eben nur so an).


    »Wie, es spielt keine Rolle fragte er nämlich entgeistert und mit entsprechendem Blick. Da wusste er jetzt gar nicht, was er dazu sagen sollte. Vollkommene Verwirrung stand auf seinem Gesicht wie in rot leuchtenden Lettern. Sollte das nun heißen, dass sie das absichtlich machte, um ihn zu ärgern? Caius zog die Brauen nach oben. Klang ganz schön abwegig, aber seine Logik hatte sich schon viel früher zu Beginn des Streits weitestgehend verabschiedet.
    »Wie, auf mich beziehen? Natürlich bezieh ich das auf mich, sag bloß nicht, der hat es anders gemeint, das glaub ich nämlich nicht! Wenn er dich so gut kennt, wie du behauptest, dann weiß er auch, dass du prü..*hust*...eben nicht vor der Hochzeit...und so!« Caius lief nun ebenfalls rot an, auch wenn diese Färbung lediglich seine Ohren betraf. Die Worte standen eine geraume Weile im Raum. Währenddessen kehrte ein Teil der Logik wieder zurück und wies darauf hin, dass es da einige Fehler in der Denke gab.


    »Also...« sagte Caius und ließ die Hände jetzt sinken. Er wirkte vielleicht sogar ein klein wenig zerknirscht.
    »Ich mein, das wollt ich nicht so sagen«, meinte er und sah zu Seiana hinunter.
    »Ich weiß ja....und... Hmpf. ... ... ... ... ... ... ... Tut mir leid«, kam schließlich und Caius hob kurz die Schultern.

  • „Weil ich ihnen gesagt, dass sie die Briefe hierher adressieren sollen. Ist doch eh einerlei, die kriegst du doch sowieso zu Gesicht! Und was das Dingsbums betrifft“, Seiana hätte niemals zugegeben, dass ihr der Name gerade auch nicht mehr einfiel, „das ist doch nicht Zusammenwohnen, und das hat eh keiner mitgekriegt, und wenn ich hier wohne, dann weiß es doch jeder! Das ist was völlig anderes!“ behauptete sie im Brustton der Überzeugung. Natürlich war es was völlig anderes. Musste es sein, sonst müsste sie ja zugeben, dass er möglicherweise wenigstens ein klitzekleines bisschen Recht hatte und der Ausflug zu diesem Abenteuerland, noch dazu mit ihm allein, unter dem Aspekt der Wahrung ihres Rufs keine ganz so gute Idee gewesen war.


    Mit ihren nächsten Worten dann schien sie ihn dann erst mal tatsächlich sprachlos gemacht zu haben, oder zumindest so verblüfft, dass seine Wut für den Moment scheinbar verrauchte. Seiana verschränkte die Arme und blitzte ihn an, bemüht, ihre Verlegenheit unter Trotz und Angriffslust zu vergraben, und öffnete schon den Mund, um etwas entsprechendes zu erwidern, als Caius etwas sagte, was nun ihr die Sprache verschlug. Ihre Arme sanken herab, ihr Mund öffnete sich etwas, und sie starrte ihn einfach nur an. Caius verstummte, und seine Ohren liefen rot an. Seiana starrte immer noch an. Dann öffnete er wieder den Mund und begann zu stammeln, und Seiana – starrte immer noch. Dann hob sie abwehrend die Hände. „Nein. Oooh neineinein. Nicht so schnell.“ Ihre Stimme war gefährlich ruhig, und ihre Finger senkten sich nun auf die Handflächen, alle bis auf die Zeigefinger, die nach oben in die Luft stachen, während sie ihre Hände etwas auf und ab bewegte. „Prüde?“ hauchte sie dann, mit hochgezogenen Augenbrauen. Und dann noch mal, nur ungleich lauter: „PRÜDE?!? ICH UND PRÜDE? Wie kommst du denn bitte darauf? Wie kommst du drauf zu denken, ich wär prüde? Ha, dann könntest du genauso prüde sein, du hast ja auch nie irgendwelche Andeutungen gemacht, geschweige denn Anstalten dich mir zu nähern! Außer dass wir uns geküsst haben, und ja, meine Güte, vielleicht hab ich nicht wirklich Erfahrung in so was im Gegensatz zu dir, aaaber ich glaube NICHT, dass du behaupten kannst, ich wär prüde gewesen, als wir uns geküsst haben!“ Seiana machte einen Schritt nach vorne und zog seinen Kopf zu sich herunter, um ihm einen Kuss zu geben, der es in sich hatte – und sich etwas länger hinzog, als sie geplant hatte –, nur um ihn dann wieder ein Stück wegzustoßen. „UND ich lern verdammt schnell! Prüde, ich glaub’s ja nicht! Du weißt ja noch nicht mal, ob ich vor der Hochzeit, hrm, also ob ich mehr will als Küssen, ich mein, ich weiß das ja selbst noch nicht so genau, also wieso nimmst du das einfach so an?“

  • Caius sagte nichts mehr zu der Wohnsache. Es brachte ohnehin nichts, gegen Seiana anzureden, denn wenn sie ihre Meinung verteidigte, zählten keine anderen Argumente (egal wie einleuchtend sie Caius auch erscheinen mochten). So seufzte er nur, und Seianas ruhiger Tonfall verkündete einerseits Gefahr, andererseits schürte er Caius' Gefühl des Unbehagens. Sein Mund klappte auf und wieder zu, und er fragte sich, ob es tatsächlich sein konnte, dass sie prüde mit frigide verwechselte. In jedem Falle aber war das ein Fettnapf, in den er getreten war, und aus dem er so leicht wohl nicht wieder herauskommen würde. Er setzte dazu an, den Kopf zu schütteln, als Seianas Hand plötzlich emporschnellte und seinen Nacken ergriff, um ihn nach unten zu ziehen. Caius war so überrascht, dass er nicht mal den Ansatz von Gegenwehr leistete, und kurz darauf küsste ihn Seiana. Caius fühlte sich, als sei das eine Strafe für seine Worte (obwohl es sich sehr viel anders anfühlte als eine Strafe).


    Eine Weile später stieß sie ihn ein wenig von sich (gerade, als er zu glauben begann, dass er doch keinen so schlimmen Fauxpas begangen hatte), und er blinzelte sie ratlos an. Ihre Worte machten ihn ein wenig verlegen und nahmen ihm zudem dermaßen den Wind aus den Segeln, dass er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte.
    »Äh...« machte er und hob ein wenig hilflos die Schultern. Das Blut rauschte noch immer durch seinen Körper, und er hatte eindeutig keine Lust mehr auf diesen Schlagabtausch, bei dem er doch nur den Kürzeren ziehen konnte. Seine Augenbrauen zogen sich ein bisschen zusammen und rutschten innseitig einen digitus nach oben, was ihn ein wenig wie einen nach dem Wurstbrot seines Herrchens linsenden Dackel aussehen ließ. Solchermaßen gerüstet, erwiderte er dann doch was.
    »Ich hab keine Andeutungen gemacht, weil... Ich doch weiß, was dir der konventionelle Kram bedeutet«, brummte er, und im Anschluss zog er Seiana heran und legte seine Arme locker um ihre Hüfte.
    »Und ich bin eben nicht nassforsch«, bemerkte er und zog eine Grimasse.

  • „Oh ich weiß, warum du keine Andeutungen gemacht hast!“ schnaubte Seiana, machte sich los von Caius und schenkte sich erneut Wasser nach. „Genau deswegen sind die Briefe von Faustus ja so lächerlich, er kennt dich ja nicht mal! Er hat doch überhaupt keinen Grund, sich Gedanken zu machen, jedenfalls nicht wegen dir. Dass ich bei dir gewohnt hab am Anfang, war ja auch meine Entscheidung, das hab ich ihm auch geschrieben. Ich frag mich warum eigentlich jeder denkt, ich könnt nicht meine eigenen Entscheidungen treffen“, murrte sie, bevor sie einen tiefen Schluck trank. Anschließend gestikulierte sie schon wieder. „Dass ich hier gewohnt hab, war meine Entscheidung, dass ich jetzt bei Aviola wohne, ist meine, und wenn – falls – ich vor der Hochzeit mit dir schlafe, wird das auch meine Entscheidung sein! Und wenn du dich mit meinem Bruder prügeln willst, dann mach das wegen der Sachen, die er dir um die Ohren gehauen hat, aber nicht weil du denkst, du müsstest mich verteidigen. Das kann ich selbst. Gerade bei Faustus.“


    Einen Augenblick sah sie noch grimmig drein, aber dann sickerte auch bei ihr wieder der klare Menschenverstand durch, und die Miene, die er machte, tat ihr Übriges dazu, um sie wieder auf den Boden zu bringen. Beinahe hätte sie gegrinst, wenn ihr nicht nach und nach klar geworden wäre, was sie im Eifer des Gefechts alles gesagt hatte. Sie spürte, wie sie schon wieder leicht errötete, aber etwas davon aber zurückzunehmen oder auch nur zu relativieren, kam nicht in Frage. Sonst müsste sie sich ja doch noch den Vorwurf gefallen lassen, sie sei prüde. Obwohl sie sich im Nachhinein doch wünschte, sie hätte nicht gar so offenherzig gesprochen. „Hm. Also.“ Sie trank noch einen Schluck Wasser. „Was den konventionellen Kram betrifft… Klar bedeutet mir das viel, das weißt du, und du weißt auch warum. Ich find nicht alles davon richtig, aber…“ Seiana zuckte in einer etwas hilflosen Geste die Achseln. Die Dinge waren nun mal so, wie sie waren. Die Familie, der Ruf, der Name bedeutete ihr viel – und wenn sie das wahren, wenn sie ihrer Familie Ehre erweisen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich schlicht an gewisse Regeln zu halten. Sie konnte nur versuchen, sie etwas zurecht zu biegen, wo es ging. Darüber hinaus hatte sie nun persönlich mehr, was auf dem Spiel stand – die Arbeit, die sie hatte und verlieren könnte. Zumindest für die Acta zu schreiben konnte sie wohl vergessen, wenn sie hier einen Lebenswandel führte, der einer Römerin nicht gut zu Gesicht stand, und das dem Auctor zu Ohren kam. Damit konnte sie Caius nicht kommen, schon weil sie wusste, was er von Patriziern hielt, aber der Aurelier legte viel Wert auf Traditionen und auf das Wahren eines gewissen Anstands. Wohnte sie mit Caius zusammen, ohne verheiratet zu sein, würde das Grund genug sein, sie zu feuern, vermutete sie. Und das Patronat aufzulösen. Das konnte und wollte sie nicht riskieren. Dabei fiel ihr ein, dass sie ihm ebenfalls noch einen Brief schreiben und über die Verlobung informieren musste. Und was sie ebenfalls verlieren konnte, war Caius. Was, wenn der Kaiser oder der Consul die Hochzeit verboten, weil sie eine ‚unanständige’ Frau nicht in der Familie haben wollten? Genau das sagte sie ihm auch. „Es geht ja nicht nur um mich und meinen Ruf oder meine Arbeit. Was wäre, wenn zum Beispiel deine Verwandten nicht wollen, dass du mich heiratest, weil ich offensichtlich keine anständige und tugendhafte Ehefrau für dich wäre und so jemand nichts in der Kaiserfamilie zu suchen hat? Es ist nur… Es ist halt so, dass gerade in Rom solche Dinge so viel bedeuten. Und mir bedeutet es viel, meinem Namen keine Schande zu machen. Und deinem auch nicht. Irgendwie… muss man halt einen Mittelweg finden.“ Dann grinste sie. „Und doch, also, manchmal… bist du schon nassforsch“, neckte sie ihn. „Aber ich hab ja schon gesagt, dass ich das mag.“

  • Seiana riss sich förmlich los und ließ Caius allein stehen. Der wusste nicht so recht, was er nun mit sich anfangen sollte, und blieb daher erst mal, wo er war. Die Rötung der Ohren, die eben schon wieder verschwinden wollte, verstärkte sich noch einmal, als Seiana das unsichtbare Thema konkretisierte. Er zog eine Grimasse.
    »Wir wissen doch beide, dass das letztendlich darauf hinausläuft, dass es meine Schuld ist, wenn was....passiert, Seiana«, sagte er in beinahe unerträglichem Realismus und mit einem Ernst in der Stimme, den man sonst nicht von ihm kannte.
    »Und zwar nicht nur bei deinem Bruder«, fügte er hinzu. Natürlich war klar, was er damit meinte, nämlich eben genau die Wahrwerdung der Unterstellung aus Serapios Brief. Derweil schien Seiana sich ertränken zu wollen, so viel Wasser, wie sie in sich hinein kippte.


    »Jaah....« bemerkte er nur zu der konventionellen Sache und seufzte. Was sollte er auch noch groß dazu sagen? Und Seiana sprach kurz darauf eh weiter. Caius machte drei Schritte zurück und lehnte sich an die geschlossene Tür, sie dabei beobachtend.
    »Quarto hat geschrieben, dass er es gut findet«, warf Caius zwischendrin ein.
    »Das ist meine Entscheidung. Natürlich wär es nicht grad toll, wenn du nicht willkommen wärst, aber das wär dann eben etwas, das ich in Kauf nehmen würde. Eben weil es meine Entscheidung ist.« Caius hatte auch seinen Eltern geschrieben, und sein Vater hatte die Idee als überaus engenehm empfunden. Junge, hatte er geschrieben, du hast meine vollste Unterstützung - unter einer Bedingung: Du besuchst uns mit deiner Braut, sobald ihr in Italien seid und es einrichten könnt. Caius hatte Seiana bisher noch nichts von dieser halb scherzhaften Bedingung erzählt.


    »Was?« fragte er Seiana dann, als sie ihn angrinste, und blinzelte sie an.
    »Pfff. Wann bin denn ich bittesehr nassforsch...« murrte er, halb versöhnlich, halb gespielt pikiert. Er verschränkte die Arme wieder vor der Brust und sah Seiana missmutig an.
    »Bin ich gar nicht.«

  • „Wenn…“ Seiana starrte Caius an, der so unvermutet ernst geworden war. „Ich weiß es doch. Das ist es ja…“ Das war eines der Dinge, warum sie so unentschlossen war. Prinzipiell… nun ja, wenn sie ganz ehrlich war, wäre es ihr lieber, wenigstens ein bisschen etwas vorher auszuprobieren. Einfach um zu wissen, worauf sie sich einließ. Passieren würde es ja so oder so, also was brachte es, die ganze Sache hinauszuzögern, bis die Aufregung beinahe unerträglich wurde? Sie seufzte und rieb sich die Nase. „Ich weiß. Deswegen…“ Schon wieder rann ein Schluck Wasser ihre Kehle hinab. Deswegen war es vermutlich besser, einfach geduldig zu sein und zu warten. Oder? Sie musterte Caius, und für den Bruchteil eines Moments stellte sie sich vor, er würde jetzt auf sie zukommen, während er sich gleichzeitig die Tunika über den Kopf zog. Schnell hob sie wieder den Becher und leerte ihn erneut, während sie hoffte, dass er ihre Gedanken nicht an der Nasenspitze ablesen konnte. Oder in ihren Augen. Oder an ihren roten Ohren.


    Dann sah sie ihn doch wieder an, und ein Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen – gemeinsam mit einer erneuten Röte, die diesmal jedoch anderen Ursprungs war. „Ehrlich? Ich meine, du würdest mich heiraten, auch wenn deine Familie dagegen wär?“ Das bedeutete Seiana viel, sehr viel sogar. Würde sie umgekehrt dasselbe tun? Würde sie Caius heiraten, wenn ihre Familie sich strikt dagegen aussprach? Ihre Finger drehten den Becher, als ihr klar wurde, wie glücklich sie sein konnte, dass es nichts gab, was gegen Caius sprechen konnte. Ihrem Bruder würde sie schon noch ein bisschen Vernunft beibringen, aber von ihm abgesehen, glaubte sie nicht, dass es Schwierigkeiten geben würde. Und sie musste sich ehrlich gestehen, dass sie es nicht wusste. Vor ein paar Monaten noch hätte sie es kategorisch abgelehnt, einen Mann in Betracht zu ziehen, der für ihre Familie nicht in Frage kam, und sie wäre Caius nicht nach Ägypten gefolgt, wäre er nicht akzeptabel gewesen. Aber jetzt, wo sie ihn kannte? Wenn Faustus bei seinem Nein bleiben würde, sie würde Caius trotzdem heiraten, erkannte sie. Es würde ihr weh tun, wenn ihr Bruder dagegen wäre, aber sie würde sich das hier nicht verderben lassen. „Das würd ich auch“, antwortete sie nach einer kurzen Pause, und diesmal war es ihre Stimme, die ungewohnt ernst klang.


    Gleich darauf musste sie schon wieder grinsen. „Oh, also…“ Sie tat so, als überlege sie, ließ ihre Augenbrauen hochwandern und sah ihn dann mit unschuldiger Miene an. „Nein. Naaain. Bist du nicht, natürlich nicht. Aber sehr gerade heraus“, fügte sie dann schelmisch hinzu.

  • Also Seiana wollte warten, weil sie nicht wollte, dass man Caius was vorwarf? Er blinzelte. Das war doch irgendwie seltsam, fand er. Aber es waren schließlich immer die Frauen, die sich zierten oder Ausreden erfanden, von einem Kerl hatte er sowas noch nie gehört, wie er bemerkte, als er daraüber nachdachte. Er musterte die lächelnde Seiana und zog ebenfalls einen Mundwinkel nach oben, während der andere noch leicht mussmutig nach unten gebogen war. Das verschaffte ihm das typische Archiasgesicht, wie seine Mutter damals schon zu sagen gepflegt hatte. Von Seianas verwegenen Gedanken bekam Caius rein gar nichts mit. Er wunderte sich nur etwas über den prüfenden Blick ihrerseits und zog ein wenig den Bauch ein, als er darüber glitt.


    »Ist sie ja nicht, also müssen wir uns zumindest darüber keine Gedanken machen. Wär nur noch günstig zu erfahren, was dein Senator inzwischen über mich denkt. Bald bin ich Ritter, und dann bin ich hoffentlich gut genug. Ich warte quasi nur noch auf eine Antwort aus Rom, weißt du.« Caius' anderer Mundwinkel klappte nun ebenfalls nach oben und blieb dort, bis Seiana grinste. Das steckte nämlich an, und Caius grinste zurück, zumindest erstmal. Dann zog er die Brauen zusammen und schürzte die Lippen.
    »Warum glaub ich dir das nicht? Ich bin nicht nassforsch. Und gerade heraus bin ich auch nicht. Also, zumindest nicht immer.« Er überlegte. Nein. Manchmal konnte er sich Bemerkungen durchaus verkneifen.
    »Weißt du, dafür sollte man dich übers Knie legen. Mir sowas zu unterstellen....«

  • Seianas Finger trommelten leicht auf dem Tisch herum, an dem sie lehnte. Ihm würde man es vorwerfen, ihre Familie jedenfalls, und sie wäre schwanger und müsste zusehen, was dann wurde. Nicht, dass sie glaubte, Caius würde sich seiner Verantwortung entziehen, aber letztlich wäre es eben doch sie, der man es ansehen würde. Sie seufzte lautlos. Warum war das nur so kompliziert? Wie schnell wurde man eigentlich schwanger? Elena und Katander hatten nicht wirklich Hemmungen, so weit sie das mitbekam, und ihre Sklavin war bis heute noch nicht schwanger. Oder hielten sie sich letztlich dann doch zurück? Sie würde mit Elena reden müssen, beschloss Seiana. Mit Caius würde das wohl nichts werden, dafür war sie ihm gegenüber zu… nun ja, zu aufgeregt, zu… sie konnte es nicht wirklich benennen, es war eine Mischung aus verschiedenen Gefühlen, aber es war eine Mischung von der Art, die verhinderte, dass sie vernünftig mit ihm darüber reden konnte. Immerhin würde er ja dann derjenige welcher sein. Hrm. Ihr Blick glitt über ihn, während ihre Gedanken die Zügel an sich rissen und davon schossen, bis sie sie wieder einfing, sozusagen. Mit Ohren, die sich so anfühlten als stünden sie in Flammen, riss sie ihren Blick los und versenkte ihn in dem Wasserbecher, als ob da etwas furchtbar Interessantes drin wäre. Trotzdem sah sie noch, dass er sich etwas straffte, jedenfalls hatte sie den Eindruck, und für Seiana war damit klar, dass Caius sehr genau wusste, woran sie gerade gedacht hatte. Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen. Aber Caius bewies wieder einmal, wie anständig er im Grunde war, denn er überspielte die Situation und sagte nichts weiter dazu, wofür sie ihm sehr dankbar war.


    „Ach, ich glaube, mein Onkel wird nichts dagegen haben. Als er mir davon erzählt hat, von deiner… hm, Anfrage, meinte er im Grunde, dass es letztlich meine Entscheidung sei. Nur Faustus… dem muss ich eben den Kopf gerade rücken.“ Den letzten Satz sagte sie scherzhaft, und sie wirkte auch fröhlich oder versuchte es wenigstens, aber sie musste ein Seufzen dabei unterdrücken. Dass Faustus noch zustimmte, daran lag ihr viel, und jetzt, wo sie sich nicht mehr aufregte, merkte sie, dass ihr der Brief doch ziemlich schwer im Magen lag. „Natürlich wirst du Ritter, daran kann’s gar keinen Zweifel geben. Du hast das verdient“, sagte Seiana überzeugt. Dann zog sie erneut die Augenbrauen hoch. „Mich übers Knie legen?“ Sie grinste spöttisch. „Das würd ich gern sehen, wie du das anstellen willst.“

  • Mädchenhaft. Das war das Wort, dass Caius am ehesten in den Sinn kam, als Seiana verlegen in ihren Becher starrte. Nicht, dass er darauf stand, aber an ihr wirkte das sehr passend, wie er soeben wieder einmal feststellte. Und die Rötung ihres Gesichts war auch ganz offensichtlich erkennbar. Caius schmunzelte, sagte aber nichts weiter dazu und auch nicht zu der Bemerkung ihre Familie betreffend. Sie beide waren sui iuris, und man würde sehen, wie sich alles weitere fügte.


    »Wie? Glaubst du etwa nicht, dass ich das könnte? Na, du scheinst ja viel Vertrauen in meine Fähigkeiten zu haben. Aber ich kann dir das nicht verübeln, immerhin hast du mich noch nicht in Aktion erlebt«, gab er zurück und meinte es ganz neutral. Die Doppeldeutigkeit dahinter erschloss sich ihm selbst gar nicht, wie meistens, wenn er gerade auf ein Fettnäpfchen zu lief.
    »Vielleicht sollte ich dir hier und jetzt mal demonstrieren, wozu ein Aelier wirklich fähig ist!« Er verengte die Augen und stieß sich von der Tür ab. Allerdings war ihm noch nicht so ganz klar, was er nun eigentlich tun wollte, und so blieb er direkt vor Seiana und ihrem Wasserbecher stehen.
    »Und? Hast du schon Angst?«

  • Wenn Seiana gewusst hätte, welches Wort Caius gerade in den Sinn kam, um sie zu beschreiben, sie hätte den Becher schleunigst weggestellt und alles mögliche getan, um nicht mehr mädchenhaft zu sein. Wenn es etwas gab, was sie nicht wollte, dann so zu wirken. Aber sie wusste es nicht, und so nahm sie nur noch einen Schluck Wasser, stellte betrübt fest, dass nur noch ein paar Tropfen in dem Becher waren, und behielt ihn lose in der Hand. Dann grinste sie breit. „Oh, ich weiß nicht, also um ehrlich zu sein… Vielleicht ist es auch nicht so einfach, mich übers Knie zu legen, wie du vielleicht denkst. Und nein, in Aktion erlebt hab ich dich noch nicht.“ Dann, und erst dann, fiel ihr auf, was dieser Satz noch bedeuten könnte. Ein wenig verdutzt und nicht wirklich sicher, wie sie nun reagieren – oder was sie von der Situation halten – sollte, gerade in Anbetracht des vorangegangenen Themas, sah sie ihn einfach nur, aber was Caius als nächstes von sich gab, trug nur dazu bei, dass sich ihr Verdacht festigte. Er konnte nur das meinen, worüber sie gerade gesprochen hatten. Wollte er nun doch austesten, wie weit sie bereit war zu gehen? Oder sich revanchieren, für das, was sie gerade gedacht und er so offensichtlich gemerkt hatte? Sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute kurz darauf herum. Oooh wenn sie nur wüsste, ob er sie gerade nur aufziehen wollte oder nicht.


    „Wozu ein Aelier fähig ist, so so.“ Seianas Stimme klang nicht ganz so fest und frech, wie sie das gern gehabt hätte. Und ihre Lippen waren so trocken, dass sie sie kurz befeuchten musste mit der Zunge. Denn Caius kam auf sie zu, ganz so, wie sie sich das vorhin vorgestellt hatte, nur dass er die Tunika anbehielt. Aber sie blieb stehen. Sie hätte gar nicht gewusst, was sie sonst hätte tun sollen. Sie sah ihn auch weiterhin an, hoffte irgendwie erkennen zu können, wie ernst er das nun meinte, konnte es aber nicht einschätzen, vielleicht ihre Gedanken gerade schon wieder verrückt spielten. Sie grinste ihn leicht an, mit einer Mischung aus Unsicherheit und Herausforderung. Sie konnte ihn doch schlecht fragen, worauf er nun hinaus wollte. Und ausweichen kam auch nicht in Frage. Wenn er tatsächlich nur Spaß machte und sie etwas aufziehen wollte, wie würde sie dann da stehen? „Nein. Sollte ich?“

  • Was Seiana auf seine Worte antwortete, ließ ihn dann doch stutzen. Meinte sie das etwa...so? Forschend betrachtete er ihr Gesicht. Sie fuhr sich eben mit der Zunge über die Lippen. Na wenn das nicht lasziv war! Sicher wollte sie ihn austesten. Oder ihm zeigen, dass sie alles andere als prüde war. Hah, aber er würde ihr nicht so in die Hände spielen! Mit ihr spielen ja, aber sie würde nicht triumphieren (wo sie doch die Auseinandersetzung von eben schon gewonnen hatte).


    Caius senkte den Kopf ein wenig und setzte nun ein hintergründiges Grinsen auf. Er schob sich noch ein wenig weiter nach vorn, hin zu Seiana. Ihre Körper berührten sich jetzt.
    »Vielleicht...« raunte er regelrecht, dann strich er betont langsam an ihrer Seite entlang, kam ihr mit dem Kopf noch ein wenig näher....


    ....und angelte an ihr vorbei nach der Keksdose. Im Nu hatte er sie geöffnet und sich einen weiteren Keks in den Backen geschoben. Ein krümeliges Grinsen in Richtung Seiana folgte, dann zog er sich einen halben Schritt zurück und brachte damit wieder einen anständigen Abstand zwischen sich und sie. Allerdings musste er dabei schon zugeben, dass ihm die Tuchfühlung gefallen hatte. Mit der Dose Kekse in der einen und dem Deckel in der anderen Hand grinste er sie unschuldig an.
    »Ich bin ganz arglos. Siehst du?« sagte er und leckte sich nun ebenfalls die Lippen, um sich dann mit der Hand, die den Deckel hielt, schon wieder einen neuen Keks zu schnappen. :D

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!