cubiculum | Duccia Clara




  • Heute fühlte ich mich nicht wohl und beschloss im Bett zu bleiben. Eine Sklavin brachte mir das Frühstück und
    ich bat sie, Tilla zu mir zu schicken. Die habe ich schon lange nicht mehr gesehen ...
    Die Sklavin verließ das Zimmer und ich lag noch eine Weile da und wollte an nichts denken, betrachtete nur die
    schöne Wandmalerei und bin dann wohl wieder eingeschlafen ...

  • An der Tür des cubiculums angekommen, verschnaufte der Sklavenjunge kurz und trat dann ein, nachdem er geklopft hatte. "Herrin, ein gewisser Gaius Artorius möchte dich sprechen. Er erwartet dich im atrium."

  • Aus dem Schlaf gerissen machte ich große Augen und starrte den Jungen an,


    "Was sagst du da, ein Gaius Artorius? ... Kenne ich nicht ... aber gut, sag ihm ich komme bald, nun geh schon ..."


    der Junge verschwand sofort, ich gähnte genüsslich, rieb meine müden Augen, setzte mich im Bett auf und schüttelte
    den Schlaf von mir. Dann stand ich auf und machte mich erstmal frisch, dabei versuchte ich mich zu erinnern, wer dieser
    Artorius war? aber es kam nichts ... Dann machte ich mich auf den Weg ins Atrium.

  • Liebste Clara.



    Viele Wochen sind nun schon vergangen, seit ich das letzte Mal Nachricht von dir bekommen habe. Noch weiter zurück liegt der Tag, an welchem du Germanien verlassen hast. Mir scheint, als hättest du ein Stück meines Herzens mitgenommen, denn seit du nicht mehr bei mir bist, fühlt sich vieles so leer und trostlos an.


    Seit deinem Fortgehen hat sich vieles ereignet. Der Winter bei uns war kalt und hart, die Ernte im letzten Herbst war wieder einmal so schlecht wie schon lange nicht mehr. Viele Menschen sind verhungert oder haben versucht, ihre Heimat zu verlassen und bei Verwandten unterzukommen. Und eine dritte Gruppe hat sich entschieden, ehrbare Bürger zu überfallen, zu rauben und zu brandschatzen.
    Nun naht der Frühling und ich habe meine erste Schlacht hinter mir. Wir mussten die Banditen, die sich in der Gegend um Borbetomagus herumgetrieben und viele Unschuldige getötet haben, endgültig vernichten....
    Ich habe meinen ersten Menschen getötet und es war nicht der letzte an diesem blutigen Tag. Seit diesem Tag hatte ich oft Albträume von toten Banditen und sterbenden Kameraden, denn auch wir haben Verluste erlitten und der eine oder andere Freund war dabei, der nun nie wieder mit einem reiten wird.


    Ich hoffe, mit ihrem Blut haben sie dazu beigetragen, die Menschen um Borbetomagus zu schützen und vielleicht haben wir ja mit dem Tod von 15 Mann 100 anderen das Leben gerettet....
    Zumindest hoffe ich das....


    Wenn du diesen Brief erhälst, werde ich hoffentlich wieder im Lager sein und wieder meinem gewohnten Tagesablauf nachgehen. Oft habe ich die Götter angefleht, sie mögen ihre schützenden Hände über dich halten und dir Gesundheit geben.
    Ich hoffe, dass es dir wieder besser geht und muss immer wieder an jene unvergessliche Nacht denken, in der sich unser beider Leben verändert hat....


    Liebste, ich bitte dich mit diesem Brief auch noch um einen Gefallen. Der Sklavenhändler Artorius ist ein Gauner, aber ein ehrlicher. Er hat von mir den Auftrag erhalten, meinen Sklaven Chimerion bei dir abzuliefern, mit der Bitte, dass du ihn bitte weiterverkaufst. Das Geld behalte bitte du, hier in Germanien nützt es mir nicht viel.
    Sollte ich einmal fallen, wäre es mein Wunsch, einen Weihestein zu bekommen...


    Aber soweit will ich nicht denken. Ich hoffe jeden Tag, dass ich die Gelegenheit bekomme, dich in Rom zu besuchen. Meine Beförderung zum Decurio rückt in greifbare Nähe, denn wir haben jetzt wieder zu wenige Offiziere in unserer Einheit. Vielleicht ist es mir vergönnt, ein paar Wochen Urlaub zu bekommen oder Botengänge für den Präfekten in Rom zu machen.


    Ich würde mich sehr freuen, wieder etwas von dir zu hören, mein Herz verzehrt sich nach deiner schönen Handschrift und nach dir, meine Göttin.



    Vale bene.
    Cupidus

  • Völlig erschöpft kehrte ich in mein Zimmer zurück und stand noch eine Weile am Fenster. Die frische
    Abendluft hat es mir gut getan, ich seufzte leicht und trank einen Schluck Honigwasser. ... Dann setzte
    ich mich auf meinen Korbsessel und las noch einmal, und noch einmal Cupidus Brief, freute mich dann,
    dass er am Leben war und mich besuchen wollte. Ich lächelte in mich hinein, nahm mein Schreibzeug
    und fing an, meinen Brief an meinen Amor zu verfassen ...

  • Ihr Schemel in der Küche war um einen niedlichen Hasenkörper reicher. Bald würde sie alle drei Abbilder der Hasenkinder aus dem Stall auf ihrem Sitzplatz verewigt haben. Sie strebte der Tür zu, verstaute ihr Messer mit welchem sie eben noch geschnitzt hatte in dem Lederbeutel, welches sie eigentlich immer bei sich trug und wischte sich die Haare aus dem leicht verschwitzten Gesicht. Musste es heute so heiss sein? Vielleicht gelang ihr zwischen all ihren Aufgaben ein Abstecher zum Tü,mpel im Garten um ihre Füße abzukühlen.


    Tilla atmete tief durch, hob die Hand und klopfte. Mit der anderen stiess sie das goldenen Glöckchen an, um nachträglich zu vermelden, dass sie es sei, die da vor der Tür stand. Schliesslich konnte sie sich stimmlich nicht äußern. Gespannt wartete sie die Einladung zum Eintreten ab und trat ein. Mit aufmerksamen Blick suchte sie das große und helle Zimmer nach Duccia Clara ab. Salve, domina. Da bin ich. grüßte sie freundlich die ältere Frau. Ihre Schreibtafel hatte sie übrigens dabei, mitsamt Kreidestückchen zum Schreiben. Sie erinnerte sich noch gut an die Begegnung und an die handgeschnitzten Tiere aus Holz. Würde sie heute die Rolle über Atlantis beklommen? oder war es etwas anderes weswegen Clara ihre Dienste benötigte? Geht es dir gut? fragte sie spontan. Es ist so heiss heute.

  • Tief in Gedanken versunken, vernahm ich undeutlich den schönen Klang von Tillas Glöckchen hinter meiner Tür, ich
    seufzte erleichtert und bat sie herein.


    "Tilla, da bist du ja endlich... Den ganzen Tag habe ich dich schon überall gesucht ... Mir geht es nicht besonders ...,
    aber hoffentlich kannst du mir behilflich sein ... Ein guter Freund aus Germania schickte mir seinen Sklaven zum
    Verkauf ... nun, kennst du vielleicht jemanden, der einen guten Sklaven braucht?"


    Dabei sah ich die kleine Sklavin an und bemerkte, dass sie etwas verschwitzt war.


    "Ja, ja, ... es ist heiss heute ... willst du einen Schluck Honigwasser? Es wirkt sehr gut bei der Hitze ... und ich habe
    die "Atlantis" Buchrolle von Plato für dich ... da liegt die auf dem Tischchen ..., nimm nur, es ist eine sehr interessante
    Lektüre ..., aber was machen wir mit dem Sklaven? ...."

  • Ups.. sie hatte sie gesucht? Wie ging denn das? Tilla traute sich sowieso nicht mehr vor die Tür zur Stadt hinaus und zog zum sich zurückziehen eher die Schlafräume der Sklavengemeinschaft oder eben den Garten vor. Entschuldige bitte... die anderen haben mir wohl nicht Bescheid gesagt. Es gibt viel zu tun. entschuldigte sie sich mit langsamen Gebärden, hörte Clara aufmerksam zu. Hm.. sie sollte jetzt irgendwie behilflich sein jemanden zu verkaufen? Eine seltsame Aufgabe die ihr da als Nesthäkchen der Sklavengemeinschaft gestellt wurde. Und nein, Clara ging es nicht gut, dennoch bemühte sich die ältere Frau sich seltsamerweise es ihr angenehm zu machen. Tilla lächelte scheu und näherte sich dem Tisch, wo die Papyrusrolle lag und nickte dankbar. Vom Honigwasser würde ich gerne probieren, danke, Clara. Ich könnte mich umhören, aber ich meine mich zu errinnern, dass...


    Tilla brach ihre Gebärden ab und holte die Schreibtafel hervore, um lieber aufzuschreiben was sie 'sagen' wollte bevor es Missverständnisse gab. Sie musste irgendwie verpasst haben, dass ein neuer Bewohner hier wohnte. Es war schon schwer auf dem laufenden zu bleiben... Also, die aurelischen Herrinnen haben sich mit einer anderen Herrin aus einer anderen Gens angefreundet. Ich war mit dabei, als die sich alle zufällig trafen und sogleich über Mode sprachen. Die Gens Flavia und die Frau von drüben heisst Flavia Celerina. schrieb Tilla nieder. Sie ist eine sehr nette Frau und sucht wohl einen Sklaven. Ihr Bruder Lucanus ist auch sehr nett und er hat eine Feder von mir bekommen. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.. schade. Sie reichte Clara die Tafel und hielt ihre Hände noch von der Rolle fern, sie war schon neugierig auf die Geschichte, aber erst einmal sich um Clara kümmern.

  • "Ohhhhhh ... " sagte ich als ich Tillas Tafel gelesen habe. Auf einmal erwachte ich aus meinem lethargischen Zustand
    und machte große Augen. Nun ja, die Sklaven wussten eben alles! Auf die war immer Verlass! Vor lauter Freude, dass
    ich den Sklaven eventuell bald los werden konnte, lachte ich zufrieden und wollte sogar Tilla umarmen, bekam aber
    plötzlich einen kleinen Hustenanfall und trank einen Schluck Honigwasser, um mich zu beruhigen


    "Ach, Tilla, du bist ein Schatz ... Weisst du vielleicht auch, wann diese Dame wieder ihre Freundinnen besuchen
    kommt ? Also, ich möchte dich bitten, mir sofort Bescheid zu sagen, wenn du sie wieder mal in der Villa siehst ..."


    Hoffentlich bald, dachte ich und seufzte laut. Die ganze Angelegenheit belastete mich sehr. Ich habe meine
    Sklaven, die ich nicht mehr brauchte immer frei gelassen, keinen verkauft. Und warum mich Cupidus darum bat,
    war mir auch unverständlich. Dieser unverschämte Sklavenhändler könnte es viel besser tun, ist ja sein Beruf.
    Nun, wenn Tilla sagt, die Frau sei nett und sogar einen Bruder hat, dann könnte ich beruhigt sein, dass es dem
    Sklaven wahrscheinlich gut gehen wird und er nicht missbraucht wird ... wie auch immer...


    Dann las ich noch einmal, was Tilla so gekritzelt hat und sah sie fragend an -


    "Was für eine Feder"

  • Zwei Arme näherten sich ihr.. sollte das eine Umarmung werden? Tilla sah Clara mit großen Augen an und zuckte leicht zusammen, als stattdessen ein Husten zu hören war? Oh.. es ging ihr und ihrem Husten nicht wirklich besser! Gesundheit! Tilla nahm sich vor zukünftig ein bisschen öfter nach Clara zu schauen und freute sich über ihr Lob.


    Behutsam nahm sie Clara die Schreibtafel aus der schmalen Hand, wischte alles weg und fing wieder an zu schreiben. Danke für dein Lob, ich freue mich sehr. Hm, ich weiss nicht, wann die Flavia wiederkommt! Sonst könnte man ihr den Sklaven vorstellen und sie könnte ihn gleich von hier mitnehmen. Tilla zog die Augenbrauen zusammen und grübelte eine Weile über das Übergabeproblem nach. Hm, ich weiss nicht ob das ein guter Vorschlag ist. Ich kann ihn zur Villa Flavia bringen. Wo hält er sich denn gerade in der Villa auf? Vielelicht schreibst du noch einen kurzen Brief zur Erklärung. Ich kann selbst nicht für ihn sprechen. Ihre Wangen röteten sich bei der Frage nach der Feder. verlegen winkte Tilla ab. Ach, ich hatte ihm einen lustigen Streich gespielt und der ist aufgeflogen. Um mich bei ihm zu entschuldigen schenkte ich ihm eine schillernde Vogelfeder, die ich neulich auf der Straße gefunden habe. Tilla reichte Clara die vollgeschriebene Tafel und füllte ihren Becher wieder auf. Das Getränk half wohl gegen ihren Husten.

  • Ich stellte meinen Becher auf den Tisch und nahm die Tafel entgegen: "Danke, Tilla, mit meiner Gesundheit
    habe ich immer noch Probleme ...",
    dann las ich aufmerksam, was das Mädchen mir schrieb und sah sie
    lächelnd an,


    "Ach, nicht zu danken, du bist ein kluges Kind und ich glaube, es wäre doch am Besten, wenn du den Sklaven
    zur Villa Flavia bringst, es ist eine gute Idee ... Ich werde gleich eine Notiz für die Flavia verfassen und auch für
    Chimerion, so heißt nämlich der Sklave.... Er befindet sich in der Sklavenunterkunft und du kannst ihn sofort
    erkennen, er hat so einen Pferdeschwanz auf dem Kopf ... einfach eine fürchterliche Frisur ... "


    Aber vielleicht wird das gerade der Patrizierin gefallen, dachte ich und lächelte in mich hinein ...


    "So, Tilla, ich werde jetzt die Briefe schreiben und du kannst inzwischen den Kasten mit den Holzfiguren holen, er
    steht immer noch da, wo du ihn abgestellt hast und er gehört nun dir, so kannst du immer, wenn es dir danach ist,
    mit den Tierchen spielen"


    Dann nahm ich eine Rolle und schrieb eine kurze Notiz an Flavia:


    Duccia Clara an Flavia Celerina:


    Ave!


    Ich wohne zur Zeit in der Villa Aurelia und habe gehört, dass Du auf der Suche nach einem Sklaven bist.
    Zufälligerweise habe ich einen zum Verkauf. Mit diesem Brief, den Dir die aurelische Sklavin Tilla übergeben wird,
    schicke ich auch den Sklaven zur Begutachtung mit. Sein Name ist Chimerion. Und wenn er Deinen Vorstellungen entspricht,
    kannst Du ihn auch gleich behalten.


    Für dieses Prachtexemplar verlange ich einen Sonderpreis in Höhe von 1000 Sz. und hoffe, wir kommen ins Geschäft.



    Vale bene!


    Duccia Clara


    Dann nahm ich eine Tafel und schrieb noch ein paar Worte an Chimerion:


    Chimerion, diese Tabula wird dir die aurelische Sklavin Tilla Romania übergeben. Du gehst jetzt mit ihr zur Villa Flavia und wirst dort
    deiner eventuellen Herrin Flavia Celerina vorgestellt. Benimm dich gut und sei freundlich zu der Dame.


    Ich wünsche dir alles Gute.
    Duccia Clara


    Ich seufzte erleichtert, nahm meinen Becher wieder und trank ihn leer,


    "Tilla, nun bin ich fertig und du kannst gehen, hier nimm die Rolle für die Flavia und die Tafel für den
    Sklaven... und ich wünsche uns allen viel Glück bei der Sache ... "
    - da fiel mir noch etwas ein -
    "Diese Geschichte mit der Feder würde mich sehr interessieren, vielleicht findest du mal die Zeit und
    wirst die für mich aufschreiben ..."
    :]

  • Sie war klug? Ihre idee war richtig? Äh.. Tillas Wangen röteten sich einmal mehr und vor Verlegenheit sah sie zu Boden. So viel Lob in wenigen Sandkörnerminuten.. das war schon sehr ungewohnt, aber es war schön so viel zu bekommen. Dann wusste man einfach was man gut machte und was nicht. Tilla wollte vieles gut machen und gab sich deshalb auch ganz schön viel Mühe. Manchmal übernahm sie sich in ihrem Eifer. Vielleicht war das gut so, denn nur so konnte sie daraus lernen. Schnell nickte sie auf Claras Anweisungen hin und merkte sich wo der Sklave derzeit in der Villa zu finden war. Huh, er trug einen Pferdeschwanz? In Ordnung, ich mache es so wie du es sagst. Na sowas aber auch! Ein Mann mit Pferdeschwanz stimmte sie zu und kommentierte die Aussage Claras zu Chimerions Frisur. Dabei trug sie selbst doch auch hin und wieder mal einen Pferdeschwanz.


    Und ihr sollte der ganze Kasten gehören? Wirklich? Das ist ja prima! Danke! Tilla klatschte aufregt in die Hände und lief gleich zu besagter Ecke, um den Kasten zu holen. Ganz vorsichtig hob sie ihn hoch und kniete wenig später zu Claras Füßen auf dem Boden. Immer noch sehr aufgeregt über das große Geschenk warf sie einen Blick hinein ins dunkle kasteninnere. Da.. ein Hund und da war eine Katze. Mann o mann da würde sie aber fein spielen können! Forschend blickte sie hinein, berührte das eine und andere hölzerne Tier mit den Fingerspitzen.


    Als Clara wieder zu sprechen anfing, klappte Tilla den Kasten zu und sah freudestrahlend zur älteren Frau auf. Bist du dir wirklich sicher, dass ich nun den Kasten haben soll? Ich meine, du hast ihn von so weit her mitgebracht! gebärdete sie kurz nachfragend, ob das alles nicht gelogen war. Aber es musste wohl wahr sein. Tilla stand vom Boden auf, nahm alles entgegen was Clara ihr an Nachrichten reichte.


    Danke! Klar werde ich dir von der Feder erzählen. Passt du noch ein bisschen auf die Rolle über Atlantis auf? Wenn ich zurück bin, erzähle ich dir alles, ja? Bis gleich, Clara! Tilla eilte zur Tür, stiess die Tür mit den Schultern auf und verschwand im Flur. Das Glöckchen an ihrem Gürtel verriet wie schnell sie durch den Flur lief. Immer leiser wurde das Geräusch des Glöckchens und wurde von der Stille der Flure verschluckt...

  • Tillas Augen strahlten vor Freude, als sie den Kasten mit Spiel-Tierchen holte und Holzfiguren liebevoll anschaute.
    Ja, sie war noch ein Kind, aber ein sehr aufgewecktes... Und vor allem war sie amüsant und einfallsreich. Und
    ich war fest davon überzeugt, dass sie diese unangenehme Sache mit dem Sklaven zufriedenstellend gemeistert
    wird. Ich hoffte auch, dass diese Patrizierin doch Gefallen an diesem Sklaven findet und ihn nun kauft. Oder eben
    ihr Bruder ... Ansonsten muss ich ihn wieder diesem widerlichen Sklavenhändler ausliefern ...


    "Ja, Tilla, der Kasten gehört dir, du hast es verdient .. und ich werde auf die Rolle selbstverständlich aufpassen"


    lächelte ich vergnügt. Kaum habe ich das ausgesprochen, da war das Mädchen auch schon weg, ihre Glöckchen
    habe ich noch eine Weile gehört, dann war wieder die Ruhe eingekehrt. Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war,
    ich legte mich ins Bett und schlief gleich ein ...

  • Kaum, dass die Türe geöffnet wurde, sauste die stumme Sklavin an Leone vorbei und entschwand in einen der Gänge, damnit sie ganz schnell an ihr Ziel gelangte. Die Glöckchen und die Münzen klimperten fröhlich im Takt ihrer schnellen Schritte. Ups.. beinahe wäre sie an der Zimmertür vorbeigelaufen. Tilla bremste, strich sich die Haare aus dem geröteten Gesicht und klopfte. Nanu? Keine Antwort? War sie nicht da? Und nun? Och nee, das war ja doof! Sie würde reingehen oder Clara suchen gehen. Sollte überhaupt jemand der anderen wissen, dass sie im Auftrag der Duccierin unterwegs gewesen war? Denn sie gehörte ja Marcus und nicht Clara! Dies musste sie unbedingt noch Fhionn sagen!


    Doch erst einmal rein ins Zimmer der netten Frau. Die Tür war offen. Tilla entdeckte die junge Frau auf dem Bett schlafend. Leise schloß sie die Tür hinter sich und näherte sich dem Bett. Duccia Clara war merkwürdig blass im Gesicht. Voll seltsam! Die junge Sklavin legte den Beutel auf dem Nachttisch ab und setzte sich zu Clara aufs Bett. Ganz vorsichtig berührte sie Claras Schulter, rüttelte sachte und stiess ihr Glöckchen an, dass es lediglich sie, die kleine Tilla, war. Um dem Aufwecken ein bisschen nachzuhelfen, pustete sie mit ihrem eigenen Atem Claras Stirnhaare an, wartete darauf, dass Clara ihre Augen aufschlagen würde.

  • Eine leichte Brise wehte durch mein Haar ... War ich wieder am Meer, oder träumte nur davon? Mein Schlaf wurde
    unruhiger und dann vernahm ich den sanften Klang der Glöckchen. Und sah mich als Kind auf meinem weißen Pony
    reitend, dem Sonnenuntergang entgegen... Ich lächelte selig, dann wurde aber mein schöner Traum gestört, jemand
    fasste mich an Schulter an und ich wurde wach.... Langsam öffnete ich die Augen und erblickte meine treue Tilla, die
    auf meinem Bett saß und mich sanft berührte


    "Ach, Tilla, ich habe so schön geträumt ... . Du bist aber sehr schnell zurück ... Wie lange habe ich wohl geschlafen?"


    fragte ich immer noch im Halbschlaf, rieb mir dann kräftig die Augen und gähnte herzhaft ...

  • Es dauerte eine ganze Weile bis Clara wach wurde, aber Tilla liess in ihren Bemühungen, die Ältere zu wecken nicht nach, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Die Erwachsene lächelte im Schlaf... es musste ein schöner Traum sien, trotz der blassen Gesichtsfarbe von Clara. Besorgt lächelnd sah sie Duccia Clara an, winkte ihr einen kurzen Gruß zu. So arg lange hast du nicht geschlafen! Hier ist Post für dich! 'erzählte' sie gebärdend, schob Clara die Rolle zu, zeigte zum Münzenbeutel auf dem Nachttisch hinüber.



    Flavia Celerina an Duccia Clara


    Verehrte Duccia Clara,
    ich möchte mich für dein überaus lukratives Angebot bedanken, dem ich mich nur schwerlich entziehen konnte. Daher habe ich mich dazu entschlossen, den Sklaven käuflich zu erwerben.
    Deinen geforderten Betrag, werde ich den beiden Sklavinnen mitgeben, die ihn zu mir her gebracht haben.


    Vale!
    Flavia Celerina


    Tilla hockte sich in den bequemen Schneidersitz und nahm die Tafel zu sich und begann zu schreiben. Zuerst war es ganz schwierig Chimerion überhaupt aus dem Raum der Männer heraus zu bekommen, aber Fhionn hat mir geholfen. Sie kennt mich und kann jetzt sogar meinen Namen lesen. Für mich sprechen tat eben sie mit Chimerion. Zu dritt sind wir zur Villa gelaufen und wurden von einer flavischen Sklavin empfangen. Die Flavia ist eine wunderhübsche Frau. Ihr Haus hat auch ein Wasserbecken. Ich habe nicht sehen können, ob da drin Fische leben, schade! Sie hat Chimerion befragt und verlangte, dass er sich auszieht. Dann war plötzlich ein Mann da und er nahm deine Schriftrolle entgegen, las sie ganz laut vor und alle konnten ihn hören. Irgendwie muss er sich verlesen haben, sagte zwei Nullen an anstatt drei. Die schöne Frau hat schon die Augenbrauen hochgehoben, da bin ich vorgetreten und habe ihr 'durch die Tafel gesagt', dass der Mann schummelt. Die Frau war gar nicht böse, sie hat sogar gelacht! Und dann hat sie den Münzenbeutel holen lassen und mir in die Hände gedrückt. Chimerion musste dann sofort mit ihr gehen. Fhionn und ich haben noch etwas zu trinken bekommen, sind dann gleich wieder los.

  • Tilla bestätigte, dass ich doch sehr lange geschlafen habe. Mittlerweile verstand ich schon ihre Gebärdensprache,
    und dass sie mich dabei etwas besorgt ansah, machte mir nun auch Sorgen. In der Tat fühlte ich mich nicht ganz
    wohl ... Aber zuerst wollte ich den Brief lesen, den mit Tilla gegeben hat. Nun, die Dame bedankte mich für dieses
    lukrative Angebot, und bezahlt hat sie auch gleich ... . Der Pferdeschwanz hat also seine Wirkung nicht verfehlt!


    Ich lächelte zufrieden, legte den Brief beiseite und nahm meinen Spiegel in die Hand... Aber bei dem schwachen
    Licht hier im Zimmer konnte ich mich da schwer erkennen, ich seufzte und wartete, bis Tilla mit ihrem Schreiben
    nun fertig war. Endlich gab sie mir die Tafel. Ich versuchte das Gekritzelte zu entziffern: So ein Durcheinander! :


    Wasserbecken, ... Fische.... ein Mann ... ihr Mann? Zwei Nullen, etc ... wie langweilig ... . Ach, Chimerion musste
    sich ausziehen, das klang schon etwas besser; gespannt las ich weiter ....: und dann hat sie bezahlt und er musste
    sofort mit ihr gehen, ... vermutlich auf ihr Zimmer, um ihre neue Erwerbung besser kennen zu lernen ... .


    Für mich war diese Sache auf jeden Fall erledigt.


    "Tilla, dein Bericht hat mich sehr beeindruckt, ich habe mich köstlich amüsiert, viellecht solltest du dich mal bei Acta
    Diurna bewerben ... , du hast aber deine Aufgabe perfekt gemacht, ich bin mit dir sehr zufrieden..., kannst du bitte
    auch noch die Münzen nachzählen ...?"


    Man kann ja nie wissen ...

  • Die Ältere hatte sich beim Lesen amüsiert? Tilla wunderte sich, zog die Nase kraus und kratzte sich verlegen hinterm Ohr. Sie hatte doch nur beschrieben was sie gesehen und gehört sowie erlebt hatte. Bei was bewerben? Was war denn daran amüsant? Ach egal.. jedenfalls hatte es Duccia Clara gefallen, was diese auch schon aussprach.


    Ich will nicht genauso weggehen müssen wie der Pferdeschwanz! fügte sie irritiert hinzu, bekam Angst, dass Clara auch so mit ihr verfahren würde wie mit Chimerion. Würde die Ältere auch so einfach mal eben die Nase voll von ihr haben und lieber eine sprechende Sklavin bevorzugen??


    Mit aufsteigenden Tränen in den Augen rutschte sie mit dem Beutel ans Ende des Bettes und begann die Münzen zu zählen. Da sie nicht bis tausend zählen konnte sondern nur bis 20, machte Tilla einen Strich auf ihrer Tafel, wenn sie diese Zahl münzenmässig erreicht hatte. Das Zählen half ihr die Angst und Beklommenheit zu bekämpfen, die sie so plötzlich überfallen hatte. Es dauerte eine ganze Weile bis sie fertig war, sah das abgezählte Häufchen an. Ihr Herz klopfte wie toll... und jetzt? Forschend sah sie die immer noch blasse Clara an. Alles da. Sie könnte sich doch noch verzählt haben...

  • Auf einmal schien Tilla sehr aufgeregt zu sein, sie kratze sich und wirkte nervös. Nun, musste ich mich sehr
    konzentrieren, um ihre Gebärdensprache zu verstehen,


    "Was ist denn los, Tilla, ich habe nur gescherzt, "Acta Diurna" ist eine Zeitung, und du hast ein bestimmtes
    Talent, deine Berichte sehr originell zu verfassen ..."
    , ich schmunzelte, dann sah ich die Tränen in ihren Augen
    "Dich wegschicken? Wer will dich weg schicken?.. Chimerion war nicht mein Sklave, ich musste ihn verkaufen,
    weil sein Herr Justinianus mich darum gebeten hat ..., nun haben wir es hinter uns und ich möchte nicht mehr
    darüber reden ..."
    :rolleyes:


    Ach, die Sklaven heutzutage waren einfach zu sensibel und zu empfindlich geworden. Es dauerte eine Ewigkeit
    bis Tilla die Münzen nachgezählt hatte, ich war sehr müde, wartete aber geduldig bis sie nun damit fertig war,


    "Danke Tilla, du bist wirklich ein fleißiges Mädchen, wenn ich heirate, werde ich dich freikaufen und adoptieren,
    dann hast du eine Familie und ich eine hübsche Tochter ..., was sagst du nun dazu?"

  • Achsooooo, das war ein Scherz? gab sie forschend zurück, konnte sich noch gar nicht so richtig beruhigen. Diese Art von Neckerei war ihr unbekannt, wobei sie doch selbst so gerne jemanden neckte. Diesmal war sie das Opfer des Witzes geworden, hatte dies auf Grund ihres Standes jedoch richtig ernst genommen. Sie hörte Duccia Clara aufmerksam zu und begriff nach der nochmaligen Erklärung, warum sie überhaupt Chimerion verkauft hatte, was oder wer die eigentliche Ursache gewesen war. Achsooooo, das war der Grund! fügte sie hinzu, lächelte schwach und atmete erleichtert auf. Gut, Duccia Clara war zufrieden, dass sie die Münzen nachgezählt hatte und liess sie zudem immer noch auf ihrem äußerst bequemen Bett sitzen.


    Tilla sperrte nach dem erlittenen Schrecken, eventuell auch weggegeben zu werden, die Ohren auf und hörte zu. Doch das was Clara ihr nun sagte, liess sie sprachlos werden. Mit offenem Mund sah sie die junge Frau ganz verdutzt an. Das wäre eine recht steile Karriere, wenn Clara heiraten würde: vom Straßenkind zur Diebin, von der Diebin zur Sklavin, von der Sklavin zur Tochter! Und das innerhalb eines geringeren Zeitraumes als die Zeit auf der Straße! Und.. hatte sie nicht schon immer davon geträumt wieder eine Familie um sich herum zu haben? Eine richtige Familie sogar? Mit einer Frau, die jetzt schon so gut zu ihr war? Uff.. das kam jetzt so unerwartet. Was nun? Sprechen konnte sie ja nicht! Tilla klappte den Mund zu, warf sich auf alle viere, krabbelte eiligst auf Clara zu und umarmte sie stürmisch. Wieder rollten Tränen über ihre Wangen, diesmal aber vor Freude, die sie überrannte! Ihr fiel ein, dass Duccia Clara blass war, dennoch musste sie sie mal ganz feste drücken und liess von ihr ab. Strahlend sah sie Duccia Clara an, wusste immer noch nichts zu gebärden, doch ihre Umarmung hatte hoffentlich gut ausgedrückt, was sie darüber dachte.

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