Die Stimme des Centurios hallte über den Platz und es war ein merkwürdiges Gefühl von seinem Geschrei nicht ins Mark getroffen zu sein,...die Equites versahen ruhig und präzise ihre Vorbereitungen für die nächste Patrouille. Sie würde diesmal etwas weiter sein,...was solls...
Er zog seine Wurfspieße fest und sicherte seine Satteltaschen,...jeder trug etwas zum Essen bei sich,...für alle Fälle.
Er sah Probus heraneilen und in Linie antreten,...er tippte mit den Fingern an seinen Helm zum Gruß,...
Dann schwang er sich auf sein Pferd,...jaja,...die Königin der Schlachtfelder,...
Er hatte es bisher keine Sekunde bereut zur Reiterei gegangen zu sein...was gab es schöneres als auf einem Pferd zu sitzen, den Wind im Gesicht,...die Gerüche, die Geräusche...
Ausbau des Limes
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Das Contubernium III fand sich vor dem Centurio ein, der wie üblich stolz seine Brust in die Höhe steckte und eine Haltung zeigte, die eines Offizieres angemessen war. Dem III. Contubernium folgten nach und nach die anderen. Gekonnt reihten sich die Soldaten in der Formation ein und erwarteten ihre nächsten Befehle. Welche sogleich folgten:
"Milites!", rief Reatinus laut und deutlich, "Uns kommt heute die Ehre zuteil, Holz für den Limes schlagen zu gehen! Freut euch darüber, denn das wirkliche Vergnügen steht euch noch bevor! Irgendwann dürft ihr nämlich auch buddeln gehen wie die da...", Reatinus zeigte auf die Männer, welche für den Limesausbau graben mussten, "...und das wird ein dreckiger Spaß! Äxte und Maultiere bereit machen, ich will hier keine Zeit verschwenden!".
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Primus schmunzelte ein wenig als er Reatinus so hörte,...er hatte ihn noch als Optio kennengelernt,...nun Schneid hatte er damals schon, aber nun war er der geborene Offizier,...Primus glaubte nicht, daß dies irgendjemand ernsthaft in Frage stellte.
Er schwang sich auf Orcus und gab seinen Männern das Zeichen zum Abrücken.
Sie ritten langsam an den Miles und den Offzieren vorbei,...deren Aufgabe war klar,...ihre Aufgabe jedoch war es Auge und Ohr für die Kameraden zu sein,...sie vor etwaigen Gefahren zu schützen oder zu warnen.
Primus tippte an seinen Helm und lächelte dem Centurio zu,...dann verließen sie das Lager und ritten Nordwärts,...der Radius betrug diesmal 10 Meilen...
Als dann....sehen was der Tag so bringen würde. -
Zitat
Original von Servius Artorius Reatinus
"...und das wird ein dreckiger Spaß! Äxte und Maultiere bereit machen, ich will hier keine Zeit verschwenden!".Während ich zusammen mit den anderen wartete, dass die noch fehlenden Legionarii aus unserer Centuria ankamen, ließ ich meinen Blick durch die Gegend schweifen. Da erblickte ich Lupus. Er grüßte mich und ich nickte ihm als Gruß zu. Er war doch hier. Scheinbar hatte ich ihn nur übersehen. Und so wie es aussah, machte er sich gerade für einen Ausritt fertig. Ich hätte meinen nächsten Monatssold darauf verwetten können, dass er heute keine Arbeiten am Limes machen musste. Da brüllte er Centurio über den Platz. Jetzt sollte auch der letzte von uns wach geworden sein.
Holz sollten wir also hacken. Na gut, ich hatte zwar keine Erfahrung darin, aber es würde schon schief gehen. Als der Centurio auf die uns am nächsten stehende Centuria wies und meinte, dass diese buddeln müssten, zuckte ich leicht mit den Schultern. Das war zwar dreckig, aber bestimmt auch nicht schlimmer oder besser als Holz zu hacken. Dann machte ich mich zusammen mit einem Kameraden auf den Weg zu den Mulis. Dort angekommen überprüften wir die Werkzeuge. Alles war da und in einem einwandfreien Zustand. Die Mulis würden aber von den Treibern geführt werden. Wir gingen wieder zurück, während uns die Mulitreiber mit ihren Tieren folgten. Dann reihten wir uns wieder ein.
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Ursus hatte sich die Befehlsausgaben der Centurionen angehört. Vor allem die von Raetinus war kaum zu überhören gewesen. Endlich kamen die Arbeiten in Gang! Das wurde aber auch wirklich Zeit!
Die Patrouille kam an ihm vorbei und er nickte dem Duplicarius zu, der seine Männer wirklich im Griff hatte und die Befehle von Ursus in seinem Sinne umsetzte. Er blickte den Reitern einen Moment lang nach und begleitete dann zunächst die Centurie, die heute zum Ausheben des Grabens eingeteilt war. Er besprach mit dem Centurio den Verlauf des Grabens und des dazugehörigen Walls, während die Männer mit Hacken und Schaufeln antraten. Der Centurio brüllte einige Befehle und schon waren die Männer dabei, die Grassoden sorgfältig auszustechen und beiseite zu legen, da sie später für den Wall noch gebraucht wurden.
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Es war ein schwüler Frühsommertag,...der Tau der Nacht kämpfte gegen die aufsteigende Wärme der Sonne an und sorgte dafür, daß die Männer unter ihren Brustpanzern mächtig schwitzten, ...längst hatten sie ihre Helme abgenommen und ritten durch das erwachende Germanien.
Auf der Via trafen sie auf vereinzelte Bauernkarren, deren Lenker sie gleichmütig betrachteten.
Bald machten sie Rast und ließen ihre Pferde grasen,...hierzu wählten sie einen sanften Hügels aus, der ihnen erlaubte auch jetzt einen Großteil der Umgebung zu beobachten. Fernab konnten sie schemenhaft den Limes erkennen. Primus´Gedanken gingen zu den Kameraden, welche sich jetzt abmühten Bäume zu schlagen und Palisaden zu ziehen.
Er kaute auf seinem Brot herum und spülte es mit einem Schluck Wasser herunter. Da bemerkte er eine Gruppe von Männern,offensichtlich Germanen, die sich vom Waldrand aus auf den Weg zur Strasse machten.
Lucius tauchte neben ihm auf und meinte,
Was meinst du? Holzfäller,...Jäger?
Primus nahm noch einen Schluck und entgegnete,Das werden wir gleich feststellen,...wir warten bis sie im freien Gelände sind,...wir schneiden ihnen den Weg zum Wald ab und...fragen sie mal...
Er verschloß seine Feldflasche und ging zu seinem Pferd, wo er sie befestigte. Dann zog er seinen Helm auf und stieg auf sein Pferd.
Die anderen taten es ihm nach.Also Leute,...wir haben da hinten 10 Gestalten, die aus dem Wald gekommen sind,...wir umgehen sie und nehmen sie dann in die Zange,...mal sehen was die so zu sagen haben...!
Er zog sein Pferd herum und gab das Zeichen für Linie,...sie folgten sofort.
Nach wengen Minuten tauchten sie im Rücken der Germanen auf und fächerten auseinander... -
Nach der kurzen Ansprache folgte Lupus direkt hinter Primus...sie umritten die Gruppe sodaß diese in die Sonne starren mußten um sie zu sehen.
Gerade kam das Zeichen für den Fächer...und Lupus zog sein Pferd ein wenig nach rechts,...genau eine Pferdelänge Abstand zu Primus haltend, auf Höhe seines Sattels,...da kam wieder ein Zeichen und sie vergrößerten den Abstand auf zwei Pferdelängen.Die Germanen hatten inzwischen die Geräusche gehört, welche die 5 Equites mit ihren Pferden veranstalteten. Sie sahen sich irritiert um, unternahmen aber keine verdächtigen Bewegungen.
Kurze Zeit später waren sie umstellt und blinzelten in die steigende Mittagssonne.
Es waren 6 Männer und 4 Frauen,...sie trugen die übliche Lederkleidung von Waldläufern und neben langen Jagdmessern auch kurze Bögen.
Über ihren Schultern hingen Hasen, Fasane und Rebhühner. -
Die Germanen starrten die Equites an, welche vor ihnen auftauchten. Ihre Körperhaltung verriet durchtrainierte Waldläufer,...ihre Ausrüstung ließ darauf schließen, daß sie Jäger waren,...aber ihre Anzahl?
Salve,...ich bin Duplicarius Terentius von der II. Legion. Was habt ihr hier zu schaffen?
Eine nicht unberechtigte Frage. Einer der Germanen, ein älterer Mann mit langem grauen Haar und gepflegtem Vollbart trat vor und sagte,
Salve, Duplicarius Terentius, wir sind Jäger aus jenem Dorf hinter den Hügeln.
Seine saubere Aussprache verriet den gewohnten Umgang mit dem Lateinischen. Primus sah ihn an und sagte,
Woher kannst du so gut Latein?
Der Germane nahm die erlegten Fasane von seiner Schulter. Dann löste er sein Wams etwas auf und zog ihn ein wenig herunter,...dabei offenbarte er eine Legionstätowierung...
Mein Name ist Alwin oder Alwinus,...ich habe 25 Jahre bei der Alae gedient,...zuletzt als Duplicarius bei der Turma I, Ala I Flavia Singularium in Celeusum...jetzt bin ich wieder in meinem Dorf und leite die Jägerschar.
Primus entspannte sich ein wenig und sagte lächelnd,
Nun, das macht das Ganze etwas unkomplizierter,...habt ihr vorhin im Wald oder überhaupt im Umkreis eures Dorfes irgendwelche verdächtigen Aktivitäten gesehen oder bemerkt?
Die Germanen sahen sich an und an ihren Gesten und Mienen erkannte Primus, daß sie die Wahrheit sagten,...die Antwort kam zu spontan, kein Blick wirkte gehetzt oder fahrig.Nein, abgesehen davon, daß nicht weit von hier zwei Centuriae den Limes erneuern,...nichts.
Primus sah den Ex-Kameraden ernst an,...natürlich war ihm als Jäger eine Veränderung in seinem Jagdrevier aufgefallen.
Sag, Alwin,...hättest du oder deine Leute Interesse diese Centuriae mit Lebensmitteln zu versorgen,...ich meine Fleisch, eventuell Brot und Gemüse.
Alwin sah Primus ernst an und sagte,
Ich will es mit meinen Leuten besprechen,...ich denke das läßt sich machen,...vorausgesetzt ihr zahlt anständig.
Primus nickte und entgegnete,
Das dürfte das geringste Problem sein,...komm´einfach Morgen früh zum Lager und wir werden es mit dem Tribunus besprechen.
Alwin nickte und auch die anderen Jäger schienen erfreut über diesen Handel.
Primus tippte an den Helm und meinte,Vielleicht haben wir auch noch andere Dinge für dich und dein Dorf zu tun,...Vale Alwin!
Die Jäger hoben ihre Hände zum Abschied und Primus ritt mit seinen Leuten davon, weiter auf Patrouille,...dieser Tag zu mindest schon mal positiv für die Nahrungsmittel der Centuriae ausgefallen.
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Langsam versammelte sich die Centurie mit den ganzen Mulis, den Äxten und sonstigem Werkzeug vor dem Centurio. So stellte er sich das vor: Schnell, unkompliziert, reibungslos! Reatinus erinnerte sich an die Worte des Tribunen am letzten Tag. Den baumfreien Streifen an der anderen Seite des Limes vergrößern. Keine große Herausforderung, wenn Reatinus darüber nachdachte, was für Jobs die anderen Centurien aufgehalst bekamen!
"Also gut, milites! Pergite!", brüllte Reatinus und setzte sich an die Spitze seiner Männer. Der Marsch war nur eine Sache von wenigen Minuten. Schließlich war es doch leichter, wenn man mit den Baumstämmen nur kurze entfernungen zurücklegen musste.
Mit heftigen Marschgeräuschen von circa 80 im Gleichschritt marschierenden Soldaten erreichte die Centuria IV die Zielgegend. Reatinus blickte sich um und verschaffte sich einen Überblick. Das war eine dichte Ansammlung von Bäumen, die mehr als Genug Holz für den Limesausbau bieten sollte. "Also gut, Männer! Wir sind da! Legt los und fangt an, das Holz zu schlagen! Danach lasst ihr die Maultiere die Stämme zum Lager transportieren!", gab Reatinus die Befehle aus. Derweil fragte er sich, wo der Optio überhaupt steckte. Der hatte sich kaum bemerkbar gemacht, und das war Reatinus ein wenig befremdlich. Normal war der Mann immer irgendwo in der Nähe...
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Kaum waren wir mit dem ganzen Zeug angekommen, brüllte der Centurio schon den Abmarschbefehl. Also, auf zum „Holzhacken“, wie er es so schön genannt hatte. Kurze Zeit später waren wir scheinbar an Ort und Stelle, denn der Artoria ließ uns anhalten. Ich blickte mich um. Da standen genug Bäume, um Legionen über Jahre mit dem Abholzen zu beschäftigen. Der Centurio gab uns Anweisungen. Zwar wusste ich nicht, warum wir die Stämme nicht vor Ort bearbeiteten und erst zum Lager schaffen sollten. Aber vielleicht wollte man das Lager weiter ausbauen.
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Nachdem sich die Soldaten die Ausrüstungsgegenstände von den Packtieren geholt hatten, verteilten sie sich, um die ersten Bäume zu fällen. Ich folgte dabei zuerst meinen Stubenkameraden zum Waldrand. Da sah ich zwei Legionarii aus einem anderen Contubernium, die ich nur vom Sehen her kannte. Sie standen an einem großen Baum und diskutierten miteinander. Da das für mich ziemlich fachmännisch aussah, ging ich zu ihnen. Denn ich wollte hören, was sie zu sagen hatte. Ich hatte noch nie einen Baum gefällt und wollte wissen, wie man am Besten dabei vorging. Ich war gerade bei den beiden angekommen, als sie auch schon loslegen wollten.
„Salvete!“, grüßte ich sie. „Darf ich euch bei der Arbeit zu sehen? Ich habe noch nie einen Baum gefällt. Ihr beide seht aus, als wüsstet ihr, was zu tun sei.“, sagte ich zu ihnen. Die Beiden hielten inne und sahen mich grinsend an.
„Na gut.“, antwortete einer von ihnen. „Aber halte dich vom Baum fern. Es könnte sonst gefährlich werden.“ Lachend blinzelte er seinem Kameraden zu, spuckte in seine Hände und führte den ersten Schlag aus. Mit einem hohlen Knirschen bohrte sich die Axt in das Holz. Mit einem Schwung zog er sie wieder heraus. Da donnerte schon der Schlag seines Kameraden in den Stamm. Holspäne flogen durch die Luft, die nun mit lauten Geräuschen angefüllt war. Von überall klang das Klopfen der Äxte auf Holz durch die Luft. Wenn das mal nicht die Germanen hören, dachte ich besorgt. Aber sie müssten schon taub sein, um es nicht zu bemerken. Doch so nahe an der Grenze würden wohl kaum uns feindlich gesonnene Stammesangehörige auftauchen.
Immer wieder bohrten sich die Äxte der beiden in den Stamm, bis eine große Kerbe entstanden war. Der Duft von Harz lag angenehm in der Luft. Dann gingen beide auf die andere Seite und schlugen dort ebenfalls eine Kerbe in den Baum. Je tiefer sie schlugen, desto deutlicher konnte ich ein Knirschen und Knarzen vernehmen. Der Baum war kurz davor zu fallen. Dann entfernten sich beide vom Stamm und einer von ihnen rief so laut er konntegegen den Lärm an. „Achtung!! Baum fällt!!“ Danach gingen beide zum Baum und drückten gegen den Stamm. Zuerst schien nichts zu geschehen. Doch dann sah es so aus, als ginge ein Zittern durch den Baum. Langsam und unter lautem Protest neigte er sich und fiel schließlich mit lautem Krachen gen Boden. Kaum befand sich der Stamm im freien Fall, sprangen die beiden Legionarii vom Stamm weg. Ich wusste erst nicht, warum. Doch als der Baum auf den Boden prallte, bemerkte ich, wie das Ende vom Stamm mehrere Meter hochsprang. Hätte dort noch jemand gestanden, dachte ich erschrocken. Die beiden hatten so geschickt die Kerben gesetzt, dass der Baum auf die freie Fläche vor dem Waldrand gefallen war. Ich blickte sie anerkennend an. Sie grinsten nur mit ihren schweißbedeckten Gesichtern und griffen zu ihren Feldflaschen.
„Darf ich auch mal?“, fragte ich sie. Sie lachten auf. Der eine nickte. „Na klar! Der da drüben ist der nächste.“ Er zeigte auf einen großen Baum in einiger Enfernung. Ich nickte begeistert und ging dorthin. Angekommen suchte ich mir einen sicheren Stand, holte mit der Axt aus und ließ sie auf den Stamm donnern. Fast hätte es mir die Axt aus den Händen geschlagen. Zwar hatte ich die Rinde abgeschlagen. Aber der Stamm hatte lediglich einige Kratzer. Ich hörte das laute Lachen der beiden anderen und sah sie verwundert an.
„Doch nicht so einfach, wie es aussieht oder?“, fragte mich einer von ihnen, während sie näher kamen. „Du darfst die Axt weder zu locker noch zu fest halten. Und schlage lieber kontrolliert und dafür nicht so doll. Das bringt mehr als ein wildes Rumgehacke.“, erklärte er mir lachend. Ich nickte. Na dann! Ich holte aus und ließ erneut die Axt niedersausen. Diesmal bohrte sie sich tief in das Holz. Ich spürte sofort, dass der Aufprall sich bis in meine Schultern fortpflanzte. Meine Fresse! Was muss das für einen Muskelkater geben, dachte ich. Ich zog an der Axt. Doch sie rührte sich nicht. Wieder hörte ich die anderen lachen.
„Du musst sie gleich wieder rausziehen, wenn du sie in das Holz getrieben hast. Sonst zieht sich das Holz wieder zusammen und dann klemmt die Axt fest.“, sagte nun der andere grinsend zu mir. Ich zerrte mit beiden Händen an der Axt. Plötzlich war sie frei und ich wäre beinahe auf meinen Allerwertesten gefallen. Wieder dieses Lachen. Mit rotem Kopf funkelte ich die beiden nun etwas verärgert an.
„Es ist wohl doch besser, wenn du den anderen beim Abschlagen der Äste von den gefällten Bäumen hilfst. Ist eine gute Übung. Später kannst du nochmal vorbeischauen. Vielleicht klappt es dann besser.“, sagte der Legionarius von eben zu mir. „Aber pass auf, dass du dir nicht mit der Axt in die Beine haust. Das gibt hässliche Wunden.“ Wieder lachten beide auf. Ich sah sie nacheinander an. Sie hatten ja Recht. Ich hatte keine Ahnung vom Bäume fällen. Und der Ratschlag schien mir trotz ihres Lachens ernst gemeint. Ich nickte und ging dann zu dem Baum, den die beiden kurz vorher geschlagen hatten. Man konnte schon von weitem erkennen, dass sich einige Legionarii über ihn hergemacht hatten und dabei waren, den Stamm von den Ästen zu befreien. Weiter hinten sah ich ebenfalls zwei Bäume am Boden liegen, die auf gleiche Weise bearbeitet wurden.
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Die Milites der IV. Centuria ließen sich die Befehle nicht zweimal brüllen und machten sich sofort ans Werk. Reatinus stand mit einer Tabula und einem Stilus in der Hand da und zählte sorgfältig durch, wie viele Baumstämme auf dem Weg zum Lager waren. Die Zahlen notierte er sich sorgfältig. Eigentlich musste er dies nicht tun, aber er tat es der Formalität wegen trotzdem, um den Tribunen später darüber informieren zu können. Außerdem war ihm langweilig.
Laut und zahlreich ertönten die dumpfen Schläge auf die Bäume. Immer wieder in unregelmäßigen Abständen hörte man die Legionäre "Achtung, Baum fällt!!" brüllen und dem folgte ein lauter Knall auf den Boden vermischt mit dem Rascheln von Blättern. Kein Wunder, fand man hier in den dichten Wäldern doch fast nur Eichen und sehr selten Tannen und andere Nadelbäume vor. Hoffentlich lockte der Lärm wirklich keine Feinde an.
Das Schreiben wurde so allmählich jedoch auch langweilig. So langsam spielte Reatinus mit dem Gedanken, sich unter die Männer zu mischen. Und zu zeigen, wie die Profis das machen. -
Ursus hatte keine Schwierigkeiten, die Männer von Centurio Artorius zu finden. Das laute Krachen niedergehender Bäume war nicht zu überhören. Und der Centurio dann auch nicht zu übersehen. Ursus trat auf ihn zu. Irgendwie sah er aus wie eine Katze, die nach dem Milchtopf schielte. Als wollte er etwas anstellen.
"Und? Wie geht es voran? Die Stämme könnt ihr direkt an den Graben ziehen, die Männer dort kommen gut voran." Sogar besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Wenn die Männer das Tempo beibehalten konnten, dann schafften sie es vielleicht bis an den Moenus (Main), bis sein Jahr als Tribun endete. Das wäre ein guter Erfolg für ihn.
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Zu Reatinus´ Verwunderung hatte der Tribunus die Zeit erübrigt, sich blicken zu lassen. Weniger verwunderlich war die Frage nach dem Status der Arbeiten, die zurzeit ziemlich gut voran gingen. Reatinus hatte bei solchen Leistungen nichts zu verbergen und gab sofort Preis, wie gut die Arbeiten voranschritten.
"Ah, Tribunus. Es geht sehr gut voran. Wir haben mittlerweile schon...", Reatinus sah auf seine Tabula, auf welche die Zahl 18 notiert war. Doch gerade fuhr wieder ein Muli mit einem Baumstamm im Schlepptau vorbei. "... XIX Baumstämme. So schnell wie es voran geht, werden die Jungs bei den Arbeiten da vorne wohl keine Pause mehr einlegen können. Die Ärmsten!". Reatinus grinste verschmitzt.
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Während Raetinus berichtete, blickte Ursus zum Waldrand, wo die Männer der Centurie dabei waren, einen Baum nach dem anderen zu fällen. Sie gingen dabei sehr systematisch und professionell zu Werke, wie der Aurelier mit anerkennendem Blick feststellte. Dort hinten ging gerade der junge Mann zu Werke, den er in den ersten Tagen auf dem Exerzierplatz getroffen hatte. Germanicus Probus, wenn er sich recht entsann. Er schien gerade zu lernen, wie man einen Baum fällte, stellte sich dabei aber auch recht geschickt an.
"Das ist erfreulich. Wir sollten die guten Bedingungen auch wirklich nutzen. Niemand weiß, wie lange das gute Wetter noch anhält. Oder wann der Boden problematisch wird." Bei der Mengenangabe staunte er. "Das ist sehr gut. Deine Männer arbeiten wirklich hervorragend. Ich werde mal sehen, ob sich nicht eine kleine Belohnung in Form von besserer Verpflegung oder so machen läßt."
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Als Primus mit der Patrouille wieder ins Lager kam, war es bis auf die Wachen und ein paar Kranke nahezu leer. Er übergab Orcus an Lucius und ging zum Zelt des Kommandeurs.
Es stand keine Wache vor seinem Zelt, also war er wohl nicht da, schloß Primus.
Eine der Lagerwachen berichtete ihm, daß der Tribun die Arbeiten überwachte.
Primus atmete durch, bedankte sich bei dem Legionarius und ging zu seinen Männern.
Diese waren gerade dabei die Pferde zu versorgen...
Lucius stand bei Orcus und wollte ihm gerade den Sattel abnehmen.
Primus trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter,
Lucius,...warte noch,...ich muß noch mal weg!
Lucius wandte sich zu ihm um und sah ihn erstaunt an.
Wie jetzt?...wir sind doch gerade erst angekommen.
Ja,...der Tribun ist bei den Holzarbeiten,...ich muß ihm Meldung machen.
Lucius nickte und entgegnete,
Hmm,...ich begleite dich,...sicher ist sicher...
Primus nickte ihm lächelnd zu und kurze Zeit später ritten sie aus dem Lager in Richtung Holzfäller. Alwin hatte Recht,...sie waren in der Tat nicht zu überhören.
Die ersten Stämme wurden bereits abtransportiert und es bereitete ihm keine Mühe den Tribun zu finden. Er sprang vom Pferd, gab Lucius die Zügel und begab sich zum Tribunen der gerade mit dem Centurio sprach.
Er baute sich vor den beiden auf und meldete,
Salve Tribun Aurelius,...Centurio Artorius,...nuntio,
Patrouille aus dem Umland zurück, wir haben in etwa 5 Meilen ein Dorf ausgemacht, deren Bewohner gegen Bezahlung bereit wären uns mit Wildbret und allem was sie entbehren können zu versorgen. Wir trafen einen Jagdttrupp mit einem ehemaligen Alae Reiter als Führer. Er will die Angelegenheit dem Dorfrat vorbringen und Morgen zu uns ins Lager kommen.
Ansonsten keine Auffälligkeiten, ...außer, daß unsere Anwesenheit wohl in näheren Umkreis bemerkt worden ist.
Zur Bekräftigung seiner Worte fiel gerade knirschend und mit Getöse einer der Bäume um. -
"Da sagen wir nicht nein. Danke, Tribunus!", entgegnete Reatinus erfreut über die Ankündigung der besseren Verpflegung. Reatinus war stolz darauf, dass seine Männer ihr Handwerk so fleißig verrichteten. Eine Belohnung musste neben der harten Arbeit eben auch mal sein!
Weniger Momente später ließ sich Primus blicken, den Reatinus militärisch mit einem "Salve!" grüßte. Aufmerksam hörte sich Reatinus an, was der Mann zu sagen hatte. Ein Dorf, welches sie gegen Bezahlung versorgen sollte... ein Tauschhandel quasi. Das würde zwar den ein oder anderen Sesterz kosten, aber dafür mussten die Milites keine zusätzlichen Strapazen mit aufwendiger Jagd aufbringen. Insofern ein fairer Tausch, so lange die Versorgung gut und frisch war, die sie erhielten. Reatinus verfolgte die Reaktion des senatorischen Tribuns mit.
Schon nach dem ersten Krachen und rascheln der Bäume auf den Waldboden hätte man sich denken können, dass die Milites jetzt nicht mehr allzu heimlich zu Gange waren. Diesmal fiel ein etwas größerer Baum während der Duplicarius redete, was sich in der Lautstärke des Getöses wiederspiegelte. Aber so lange die Einheimischen die Arbeiten nicht beeinträchtigten, war alles in Ordnung. -
Ursus lächelte. Auch er war der Meinung, daß besonders harte Arbeit belohnt werden mußte, damit die Männer auch weiterhin bereit waren, all ihre Kraft einzusetzen für die Arbeit. Es war eben immer alles ein Geben und Nehmen. Gerade als Ursus seine Gedanken dazu, wie man eine bessere Versorgung organisieren konnte, erstattete Primus ganz passend zu diesem Thema Bericht.
"Das trifft sich ganz hervorragend. Wenn die Germanen keine überzogenen Preisvorstellungen haben, nehmen wir das Angebot selbstverständlich gerne an. - Und ein ehemaliger Soldat der Ala war dabei, sagst Du? Nun, auch das trifft sich sehr gut. Er wird sicher gut vermitteln können. - Sehr gute Arbeit, Duplicarius." Ein weiteres mal hatte sich der Terentier als ausgesprochen brauchbar herausgestellt. "Nun, daß wir bemerkt worden sind, überrascht mich nicht. Wichtig ist, daß sie sich durch unsere Arbeiten nicht provoziert fühlen. Sorg bitte dafür, daß unsere Gäste morgen angemessen bewirtet werden können. Es müßte in den Vorräten alles nötige sein, ich habe durchaus mehr als nur Getreide einpacken lassen." Er konnte das kaum selbst tun. Und die Legionäre waren mit den Schanzarbeiten mehr als ausgelastet. Etwas Brot, Käse und Wein auftischen, schafften die Eques bestimmt.
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Primus nahm Haltung an und entgegnete,
Das dürfte kein Problem sein, mein Tribun. Wie ich meine Männer kenne habe sie sicher etwas brauchbares inpetto. Mit deiner Erlaubnis werde ich mich jetzt zurückziehen,...wir rücken in zwei Stunden zur nächsten Patrouille wieder aus.
Es galt bis dahin noch einiges zu tun... -
Ich bekam von diesem Gespräch nichts mit, denn ich bearbeitete den Baum, wie es mir die beiden Legionarii angeraten hatten. Selbst wenn mir aufgefallen wäre, dass der Centurio und der Tribun sich unterhielten, hätte ich auf diese Entfernung bei dem Lärm um uns herum kein Wort verstehen können.
Den Stamm von den Ästen zu befreien, war gar nicht so einfach, wie es zuerst aussah. Die kleinen Äste waren schnell abgehackt. Doch bei den großen war es schwieriger, je nachdem wo er sich befand. Ich merkte schnell, dass manchmal die Hacke praktischer war als die Axt. So fiel nach und nach Ast für Ast vom Stamm zum Boden. Ab und an streckte ich mich, denn die Arbeit ging ziemlich schnell auf den Rücken. Zumal es immer wärmer wurde, da die Mitte des Tages näher rückte, so dass mir der Schweiß ausbrach. Aber ich war zufrieden mit dem, was wir hier taten. Das wir dabei schnell waren, wusste ich nicht.
Nachdem die Äste an den zugänglichen Seiten entfernt worden waren, mussten wir den Stamm drehen, um das restliche Blattwerk an der Unterseite zu entfernen. Die Männer packten ihre Werkzeuge weg und zusammen drehten sie den Stamm um. Dann schlugen sie die restlichen Äste ab. Dann wurden einige Seile an dem einen Ende des Stammes befestigt. Daran würden die Mulis ihn in das Lager ziehen. Da das aber nicht meine Aufgabe war, ging ich zu dem nächsten Baum, der in einiger Entfernung auf dem Boden lag, um diesen von seinen Ästen zu befreien. Auf dem Weg dorthin trank ich aus meiner Feldflasche. Bei dieser harten Arbeit bekam ich schnell Durst und den anderen schien es nicht anders zu ergehen. Wir würden schnell Nachschub an Wasser benötigen. Aber darum würde sich sicherlich der Centurio kümmern. Am Baum angelangt, machte ich mich an die Arbeit.
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