Grundausbildung | Probatus Galeo Redivivus Tychicus

  • "Na vielleicht ist bei dir doch noch nicht Hopfen und Malz verloren, Probatus..." Das würde aber erst feststehen wenn der Redivivier seine Ausbildung überstanden hatte und keinen Moment früher. Dann wandte sich Hispo wieder an alle Probati.


    "Denkt daran, wenn ihr die Formation verlasst riskiert ihr nicht nur euer Leben sondern auch das eurer Kameraden. Aber gerade in der Urbs kann es vorkommen dass es gar keine Formation gibt und ihr euch im Einzelkampf befindet, also probt noch ein bisschen den Ausfall. Hundert Stiche auf den Pfahl will ich von jedem sehen und wehe der letzte ist nicht genauso hart wie der Erste! Danach begebt ihr euch zum Formaltraining. Also auf, auf ihr Söhne von vertrockneten Wachteln."

  • Einige der Rekruten begannen schon zu murren.
    Weitere einhundert anstrengende Stiche auf einen tristen Holzpfahl, der sich noch nicht einmal verteidigte, wie ein wirklicher Gegner es tun würde...
    Auf einen unmissverständlichen Blick des Ausbilders hin verstummten jedoch alle auch bis auf den Letzten und nahmen ihre Positionen ein.
    Das musste Tychicus dem rauen Hispo lassen; Er hatte seine Leute ausgezeichnet unter Kontrolle.


    Auch der junge Rediviver nahm wieder seinen Platz vor dem Übungspfahl ein.
    Also... er sollte nun so kämpfen, als sei er allein, ohne Kameraden, ohne Formation, ohne Rückendeckung.
    Er hob also wieder den Schild, zückte den Holzgladius und ging in die Ausgangsstellung. Dann hielt er den Schild locker etwas weiter vom Körper entfernt, um mit ihm auch Angriffe, die von der Seite kamen, abwehren zu können und vor allem sodass auch Ausfälle deutlich weniger behindert wurden.
    Schließlich führte er den ersten Stoß... zack! Einer weniger!
    Nach links einem Gegenangriff ausgewichen, wieder nach rechts, zugestoßen, von rechts geblockt, nach vorne zugestoßen.


    Mit fortlaufender Zeit wurde es immer anstrendernder, das hohe Tempo von Stechen, Blocken, mit dem Schild stoßen und Ausweichen aufrechtszuerhalten, noch dazu meldete sich Tychicus' Schulter immer schmerzhafter, ja länger die Übung dauerte.
    Deshalb musste der Rediviver bald einen Zahn zurücklegen und das Ganze etwas ruhiger angehen.
    Trotzdem freute er sich, als er als einer der ersten die hundert Stiche geschafft hatte.


    Als schließlich alle fertig waren, traten die Probati noch einmal in Reih und Glied an, um die weiteren Anwesiungen Hispos anzunehmen.

  • Nachdem er noch den ein und den anderen Probatus für seinen nachlassenden Eifer gezüchtigt hatte, wartete der Princeps Prior bis auch der letzte seine Übung endlich vollendet hatte. Damit war für heute auch für ihn schluss, weil die Ausbildung ein anderer Ausbilder übernehmen würde. Als sich alle Probati gesammelt hatten, wandte er sich nur noch mit einem knappen "Also abmarsch!" an sie und verschwand dann vom Exerzierplatz.

  • Tag 2:


    Mit vor Stolz geschwellter Brust führte Tychicus am nächsten Tag die Rekruten auf den Campus, wie Princeps Prior Decimus es angeordnet hatte.
    Es fühlte sich schon irgendwie gut an, jemanden anzuführen!
    Dabei hatte er sich selber immer für bescheiden gehalten...naja.


    "Kameraden! In aciem venite! State!"


    Nein - er war nicht nur stolz, es machte auch noch richtig Spaß!! Ein paar Tage bei den Cohortes, und schon diese Ehre!
    Aber ob er es sich überhaupt erlauben konnte, seine Kameraden so herumzukommandieren?
    Der Princeps Prior hatte schließlich nur davon gesprochen, die Leute auf den Campus zu führen...
    Wo war er überhaupt?
    Tychicus hielt Ausschau nach ihrem Vorgesetzten, konnte ihn aber noch nicht entdecken.
    Hatte er sich im Eifer des Gefechts so verfrüht?

  • Es war früher Morgen und über der Stadt wölbte sich ein Himmel von weiter, klarer Bläue. Die Luft war noch frisch, und in einer der Platanen zwischen den Baracken begrüsste ein Vogel mit munterem Zwitschern den neuen Tag, als ich auf dem Weg zum Campus da vorbeimarschierte. Wie Morgennebel trieben in meinem Geist noch die verschleierten Erinnerungen an den Traum umher, den ich in dieser Nacht gehabt hatte... Ein beklemmender Traum, irgendwas mit einem Garten, einem ummauerten Garten, und einer Art Luke im Boden... verschlossen von einer schweren, eisernen Abdeckung. Darunter war irgendwas, ich wusste nicht was aber es lauerte dort und wollte herauskommen... und machte mir eine Heidenangst. Dumme Träume! Ich setzte den Helm auf und zog den Kinnriemen fest, dann war ich auch schon beim Campus und sah dass 'meine' Probati bereits angetreten war. Ich war doch nicht etwa zu spät? Nein, wenn dann waren die Rekruten zu früh. Und wie ordentlich sie in Reih und Glied standen, das war doch im Vergleich zum Vortag so viel schöner.
    "Salvete Probati."
    Ich nickte Redivivus kurz zu, er hatte das gut gemacht, und ging dann die Reihe entlang, um zu überprüfen, ob die Rekruten auch alle ihre Rüstungen sauber gemacht hatten, und überhaupt vorzeigbar waren.
    "Probatus Bavius!" Was für eine verlotterte Erscheinung! "Hast Du Deine Tunika als Kopfkissen benutzt? Und was ist das für Dreck auf Deiner Lorica?!" Unerhört. "Du meldest Dich nachher beim Tesserarius für die beiden nächsten Hundewachen."
    Ich ging weiter, fand noch ein paar weniger gravierende Dinge auszusetzen. Minidius und Redivivus waren die letzten in der Reihe, und ich musterte auch diese beiden streng von Kopf bis Fuss.

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  • Nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte reihte sich Tychicus am einen Ende der angetretenen Kameraden ein, neben Calvena, wie er bemerkte, der irgendwie unausgeschlafen wirkte, aber ihm einfrig zugrinste.


    Und dann die Rüstungsmusterung. Oh-oh.
    Nachdem er gestern noch im Valetudinarium gewesen war, hatte Tychicus keine Zeit mehr gehab, sich um seine Ausrüstung zu kümmern.
    Während Calvenas Rüstung strahlte, als hätte sie gerade erst die Schmiede verlassen (deshalb wirkte der Freund wahrscheinlich auch so müde - er hatte gestern bis spät in die Nacht an seinem Zeug herumgeschrubbt und -poliert!) war Tychicus' Rüstung noch etwas staubig vom vergangenen Tag.
    Außerdem bildete der Rediviver sich ein, dass sein linkes Schultersegment eine leichte Beule von seinem Unfall gestern davongetragen hatte. Oder bildete er sich das in seiner Panik jetzt nur ein?!
    Während Serapio noch die Probati vor ihm musterte, begann Tychicus wie wild an diversen Stellen seiner Rüstung herumzureiben, um sie wenigstens ein wenig gepflegter erscheinen zu lassen.
    Minidius Calvenas freundliches grinsen wurde eindeutig schadenfroh.


    "Hör bloß auf, so zu gucken!", zischte Tychicus, so leise, dass der Princeps Prior hoffentlich nicht hörte.
    "Wenn du gestern abend schon so viel Zeit hattest, hättest du dir meine Sache ja ruhig auch mal kurz vornehmen können!"


    Es brachte nichts; Anstatt die Flecken auf seiner Rüstung mit seinem Reiben zu entfernen verwischte der Rediviver sie nur noch mehr.
    Seufzend ließ er von dem guten Stück ab und ergab sich in sein Schicksal. Gerade war der Decimer am Ende ihrer Reihe - bei ihm und Calvena - angelangt. Tychicus zog unwillkürlich den Kopf ein und erwartete die zu vermutende Zurechtweisung.

  • Ha! Wonnige Glut! Leuchtender Glanz! Minidius' Rüstung strahlte mit der Morgensonne um die Wette. Ich nickte anerkennend, das war wirklich vorbildlich, und freute mich einen so ordentlichen, schmucken Rekruten in der Gruppe zu haben, der den anderen in dem Punkt dann auch ein Vorbild sein konnte. ('Schmuck', das meine ich jetzt nur von der Ausrüstung her.)
    "Sehr gut, Minidius, tadellos."
    Aber oh, Redivivus neben ihm bot, aus der Nähe betrachtet, ein weniger erhebendes Bild. Ich besah ihn mir von oben bis unten, fixierte dann seine linke Schulter und runzelte die Stirn. Er sah auch, von der Haltung her, schon so schuldbewusst aus. Ich streckte die Hand aus und fuhr mit dem Zeigefinger an einem der Metallstreifen entlang, die seine Schulter da deckten. Ein feiner Film von Staub blieb an meinem Finger haften, und zudem erfühlte ich da tatsächlich eine leichte Beule!
    "Redivivus", rügte ich, "Deine Rüstung ist nicht nur schmutzig, sie ist auch beschädigt. Sowas musst Du gleich in der Fabrica ausbessern lassen! - Zwanzig Liegestütz, und nachher kannst Du Dich Bavius für die Hundewachen anschliessen."
    Ich trat einen Schritt zurück, stemmte den Optiostab schräg auf den Boden - so konnte ich mir fast vorstellen es sei eine Vitis... - und predigte:
    "Manchmal, wenn es schlecht läuft, dann liegt nur noch das hier" - ich klopfte auf meinen Brustpanzer - "diese schmale Schicht Metall zwischen euch und einem parthischen Schw... - äh, ich meine der Waffe von jemandem der euch ans Leben will. Unsere Rüstungen sind das modernste was es in der Hinsicht gibt, aber sie brauchen Pflege, genauso wie die Waffen. Sonst setzen sie in Windeseile Rost an, die Metallspangen sind geschwächt und geben womöglich nach beim feindlichen Stoss. Wollt ihr das riskieren? - Ausserdem repräsentieren wir hier in der Stadt den Exercitus Romanus, den starken Arm unseres ehrwürdigen Imperators, und da haben wir auch stets entsprechend aufzutreten und nicht staubig, rostig, schmutzig oder schlampig! Verstanden?!"

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  • Verstanden Princeps Prior Decimus!


    antworteten die Probati im Chor.


    Es war Tychicus klar gewesen, dass ihn irgendeine Strafe erwartete.
    Mit einem unterdrückten Seufzer ließ er sich zu Boden fallen und machte seine zwanzig Liegestütz. Ihm war klar, dass Calvena sich schelmisch freute, dass er Tychicus einen so "tollen" Streich gespielt hatte, aber der Rediviver strafte ihn während der nächsten Minuten mit Nichtbeachtung.


    Nachdem er sich, mit leicht roten Kopf und erhöter Atemfrequenz, wieder aufrichtete, machte er sich in Gedanken schon einmal eine Liste der Dinge, die er heute noch unbedingt tun musste: Den Ausbildungstag absolvieren (klar), mit Bavius die Hundewache übernehmen, seine Rüstung ausbessern lassen und putzen... puh.


    Na, er würde es schon schaffen.
    Die Rekruten standen wieder still.

  • Ja, das mit den glänzenden Rüstungen war mir schon ein Herzensanliegen, aber jetzt hatte ich genug darauf beharrt. Ich schritt zum üblichen morgendlichen Ausdauer- und Aufwärmprogramm, bei dem ich auch selber eifrig mitmachte, und schickte dann zwei von den Jungs die Übungspila holen. Sie legten das Bündel auf dem Sandboden ab, ich schnürte es auf und nahm mir selber einen der Speere.
    "Jeder nimmt sich ein Pilum. Ad aciem!" ~In Linie!
    Den Optiostab lehnte ich an die Umzäunung des Platzes, baute mich vor den Probati auf und demonstrierte die Bewegungen:
    "Sucht zuerst den Schwerpunkt der Waffe. Fasst sie dann eine Handbreit dahinter, der Zeigefinger liegt dabei ausgestreckt am Schaft, als würdet ihr einen Stylus halten... genau so. Pila sursum!" ~Speere hoch! "Und Vorsicht mit der Spitze am unteren Schaftende, wenn jemand hinter euch steht, stecht ihm nicht die Augen aus. - Oberkörper zurück, linken Arm etwas vor, Scutum hoch, ihr balanciert euch damit aus... so."
    Ich ging die Reihe entlang und korrigierte die Wurfhaltung, schob Arme zurecht und Schilde höher.
    "Der Schwung muss aus dem Oberkörper kommen. Genau zu zielen ist erst mal nicht wichtig. - Tollite pila!" Fertigmachen zum Pilumwurf
    Es war Zeit aus dem Weg zu gehen, und das tat ich auch, bevor ich laut befahl:
    "Mittite!" ~"Feuer!"

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  • Und -wusch--- schon flogen die Speere in alle Richtungen, wirklich, in fast alle Richtungen, denn die Probati konzentrierten sich wie befohlen ersteinmal mehr auf den Bewegungsablauf des Wurfs als auf das Zielen.
    Auch Tychicus tat das und war deshalb positiv überrascht, als sein Pilum sogar eine einigermaßen gerade Flugbahn nahm um dann mit der Spitze kurz im staubigen Boden des Campus' stecken zu bleiben und dann zu Boden zu fallen.


    Der Rediviver konnte sich gut vorstellen, wie in einer großen Schlacht diese Waffen zum Einsatz kamen, um die Feinde schon beim Ansturm zu behindern oder sogar zu stoppen. Wenn er gut gezielt war und auch die nötige Kraft dahinter Steckte, konnte ein Schwarm solcher Wurfwaffen durchaus tödlich werden.
    Beinahe bedauerte es Tychicus, dass die Cohortes Urbanae das Pilum so gut wie nie wirklich benutzten, aber ihm war klar, dass die Verhältnisse in den Straßen und Gassen Romas völlig andere waren als die auf einem freien Schlachtfeld. Trotzdem strengte er sich an, seine Wurftechnik zu verbessern, denn er bemerkte, dass es ihm auf Dauer sogar richtig Spaß machte.


    Das einzige, was sich als ermüdent herausstellte, war das ständige Hin- und Herlaufen, um sein geworfenes Pilum wieder zurückzuholen...

  • Die ersten Salven flogen in einem bunten Durcheinander, manche Probati zeigten Talent, andere weniger, aber wenigstens wurde keiner verletzt. Probatus Fufius tat sich besonders schwer, zweimal sah ich wie sein Pilum sich im Wurf überschlug und dann schief über den Boden schlitterte. Das weckte unweigerlich mein Mitgefühl, und anstatt ihn anzuschnauzen ging ich mit ihm nochmal ganz genau den Bewegungsablauf durch, und versuchte dem geknickten Mann Mut zu machen, indem ich betonte: "Ist alles eine Frage der Übung." Ja, wie ich damals doch Andronicus beneidet hatte, bei dem das alles gleich so mühelos aussah.
    Nach einer Weile, als die Würfe sauberer wurden, liess ich dann ein paar Stohballen herbeibringen und in einiger Entfernung dicht nebeneinander als feindliche Reihe aufstellen, auf die ich die Probati - ungefähr - zielen liess. Schliesslich kam ich auch zu den Salven aus der Formation.
    "Probati! In tres ordines venite! ~In drei Reihen antreten! Wir kommen zu den Salven aus der Schlachtformation heraus. Gegen das Gesindel hier in der Stadt werden wir selten dieses Vergnügen haben, aber denkt dran, wir sind auch die letzte Verteidigung der Stadt falls ein Feind bis vor ihre Tore kommt." (Dabei hatte ich eine eisenklirrende Horde von Kataphrakten vor Augen.) "Die in der ersten und zweiten Reihe nehmen jeweils ein Pilum, die in der dritten Reihe zwei. Scuta sursum! Scuta premite ~Schilde aufnehmen! Rotten schliessen!"
    Ich ging die Reihe entlang, und wo jemand den schweren Übungsschild nicht hoch genug hielt, oder schief, oder eine zu grosse Lücke im Schildwall liess, trat ich barsch mit dem Fuss dagegen - so wie Optio Priscus das zu tun pflegte. Nachdem ich zufrieden mit der Formation war, sprach ich - vom Rand aus - weiter:
    "Auf mein Kommando werfen die ersten beiden Reihen gleichzeitig eine Salve auf die Strohballen hier. Dann geben die Männer in der dritten Reihe von sich aus die Speere nach vorne, und die beiden ersten Reihen werfen unverzüglich eine zweite Salve. Verstanden? - Pila sursum! Tollite pila...! Mittite!!"

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  • Es war - wie das Formaltreining am vorigen Tag - hauptsächlich eine Sache strenger Disziplin und Konzentration.
    Die Probati bemühen sich sichtlich, doch trotzdem war die erste Salve von Pila noch ziemlich ungezielt, weniger als die Hälfte der Speere bohrte sich tatsächlich in das Heuballen-Ziel. Außerdem zeigte die zweite Reihe, zu der auch Tychicus gehörte, eine deutliche Hemmnis beim Werfen, da man am Anfang Angst hatte, die eigenen Kameraden in der ersten Reihe zu treffen.
    Auch das Weitergeben der Pila von der dritten in die vorderen Reihen lief noch etwas unkoordiniert ab; an etlichen Stellen in ihrer Formation fielen Speere klappernd zu Boden, anstatt weitergereicht zu werden, weil irgendjemand nicht voll bei der Sache gewesen war.


    Doch, - wie auch gestern - mit der Zeit wurden die Bewegungen routinierter, die Salven folgten immer schneller aufeinander und wurden vor allem auch gezielter, und als wieder der Schwarm von Speeren sich in die Luft erhob und tatsächlich nur vier von ihnen die Heuballen verfehlten, hätte Tychicus sich und seinen Kameraden am liebsten eigenhändig auf die Schulter geklopft.


    Warum wurden sie nicht allesamt direkt zur Legio Prima versetzt, wo man eine solche Leistung auch wirklich gebrauchen konnte? :D

  • Die Speere flogen, die Salven wurden präziser und gezielter, und wieder und wieder bohrten sich die langen Spitzen in die Strohballen. Es knisterte, und die dunklen Schäfte ragten, noch leicht zitternd, aus dem goldenen Stroh... Die Rekruten waren voll dabei, und vielen schien es richtig Spass zu machen. Ich war zufrieden mit den Leistungen, aber zugleich wollten sich, immer wieder, solche Bilder vor das harmlose Stroh schieben, blutige Bilder, und nasse, splitternde Geräusche regten sich unter der Oberfläche, begierig sich in das Knistern zu mischen. Einer der Probati trat an den Strohballen, den er erfolgreich durchbohrt hatte und riss den Übungsspeer heraus, grinste dabei breit, bleckte die Zähne... Ein Brustkorb, mit geborstenen Rippen, und ein grinsender Schädel, dem der Wüstenwind sauber das Fleisch vom Knochen geschält hatte... Ich presste die Lippen zusammen, sah starr woanders hin, umkrallte meinen festen, soliden Optiostab. Dann war es wieder vorbei. Meine Hände waren klebrig verschwitzt, und gegenüber den Probati kam ich mir auf einmal richtig... alt vor. Hoffentlich hatte keiner was gemerkt. Ich fragte mich auch, wo eigentlich Lucullus' Grab sein mochte, und warum ich noch nicht daran gedacht hatte es zu besuchen.
    "Gut..." sagte ich blass. "...soweit. Aber die Würfe müssen noch kräftiger werden, sollen ja durch Schild und Rüstung dringen, nicht nur durch Stroh. Morgen nehmen wir hölzerne Ziele."


    Ich liess noch ein paar Runden Laufen, und entliess die Probati in die Mittagspause. Am Nachmittag gab es wieder Formaltraining bis zum Erbrechen, und in den folgenden Wochen ging der harte Drill weiter, mit Waffen, Formationen, Wachen, und immer wieder Disziplin, Disziplin, Disziplin... Ich zog das Training weiter an, so wie ich das von der Prima kannte, damit die Männer wirklich an ihre Grenzen kamen, bis zur absoluten Erschöpfung und dann eben auch darüber hinaus. Alle schafften es nicht - drei aus der Gruppe waren einfach nicht gut genug oder nicht entschlossen genug und mussten gehen. Einer von ihnen war Fufius, um den es mir leid tat weil ich ihn sympathisch fand, aber wer nicht bereit war, wirklich alles zu geben, der war als Soldat auch fehl am Platz!

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  • Die nächsten Wochen waren für Tychicus zwar anstrengend, aber er bemerkte deutlich, wie beinahe von tag zu tag seine Kraft, Kondition und Disziplin stiegen.


    Was ihm zu Beginn seiner Ausbildung noch als fürchterlich anstrengend vorgekommen war, brachte er jetzt häufig mit einem gelassenen Lächeln und wesentlich weniger Schweiß hinter sich.
    Ein Paradebeispiel für den harten Drill hier lieferte sein Freund Minidius Calvena: der junge Mann, der am Anfang noch schmächtig gewirkt hatte und dessen Stärke Flinkheit und Zähigkeit gewesen waren, hatte in den vergangen Wochen ordentlich zugelegt; Seine Arme und Beine waren deutlich muskulöser, genau wie sein Oberkörper, und Tychicus beobachtete ihn nur allzuoft, wie er in Momenten, in denen er sich unbeobachtet fühlte, stolz das Spiegelbild seines Körpers in einer Pfütze oder im Brunnenwasser betrachtete, und etwas von "Chancen bei den Weibern" murmelte.


    Jetzt waren die Probati wieder, früh am Morgen, auf dem Campus angetreten und erwarteten in Reih und Glied einen neuen Ausbildungstag.
    Das Jahr neigte sich inzwischen deutlich zum Herbst, der Himmel war heute Wolkenverhangen und immer wieder peitschten Windböen, die die Seeluft von Ostia hierherwehte, über den vom Regen verganger Tage schlammigen Campus.
    Tychicus graute es schon wieder vor dem Abend, wo er seine Rüstung von Regen- und Matschspuren würde reinigen müssen. 8o( :D)

  • Die Wochen hatten sich zu Monaten gefügt. Wie mies das Wetter geworden war, in den letzten Tagen! Wehmütig sinnierte ich darüber, dass ich von diesem Sommer so gut wie nichts gehabt hatte - zu viel Arbeit. Wenn ich allerdings die Probati betrachtete, die vor mir auf dem Campus, schön geordnet, dem stürmischen Wetter trotzten, dann war ich doch geneigt zu glauben, dass es sich gelohnt hatte.
    "Probati! State! Aciem dirigite!" Eine Böe brauste über uns hinweg, rüttelte an den Schilden, lies Tuniken flattern, zauste die beiden hübschen Federn an meinem Helm und wollte mir die Worte vom Mund wegreissen. Aber nicht nur die Rekruten hatten viel gelernt, auch meine Stimme war inzwischen doch kräftiger als zu Beginn meiner Optio-Zeit. Heiser war ich nur noch selten und ich behauptete mich an diesem Tag auch gegen das Brausen des Windes.
    "Probati! In den vergangen vier Monaten habt ihr viel trainiert, und ich muss sagen, ihr habt gezeigt dass aus euch Sauhaufen vielleicht, irgendwann mal, doch noch ein paar brauchbare Soldaten werden können."
    Dabei musste ich mir das Grinsen verkneifen, denn eigentlich war ich sehr stolz auf die Truppe, auf jeden einzelnen von ihnen der durchgehalten hatte.
    "Heute wird der Centurio eure Leistung begutachten und sich selbst ein Bild machen, ob man euch auf die Stadt loslassen kann!"
    Grimmig blickte ich von einem zum anderen.
    "Denkt immer daran: FORMATION! DISZIPLIN!! GEHORSAM!!! Das ist das Wichtigste. - Und macht mir keine Schande." Ich hob die Stimme, wie ein Rostra-Redner wenn er die Menge aufpeitschen will und heischte: "Was ist das Wichtigste, Probati?!!"

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  • "FORMATION! DISZIPLIN!! GEHORSAM, Princeps Prior!!!, riefen die Probati im Chor. Auch das funktionierte inzwischen recht gut, das im Chor Herumbrüllen. Aber irgendwie gehörte es ja dazu (und sorgte immer wieder für Belustigung auf Seiten der Kameraden, wenn jemand sich versprach oder den "Einsatz" verpasste und damit beinahe alle durcheinander machte).
    Tychicus wurde in solchen Situationen immer klar, wie wichtig die Leistung des einzelnen war, selbst in einer so großen Gruppe.
    Machte auch nur ein einziger einen Fehler, litten alle darunter, und die Gruppe blieb ein Haufen, nicht des Respekts würdig.
    Machten es aber alle richtig und arbeiteten zusammen, wurde aus jeder noch so kleinen Gruppe ein respekteinflößendes Ganzes, eine starke Einheit.


    Nervös trat Tychicus jetzt in Gedanken von einem Fuß auf den anderen. In Wirklichkeit stand er natürlich starr und stramm wie eine Statue von Julius Caesar, die vor ihrer Versteinerung einen Stock verschluckt hatte:D


    Er hatte es auch schon das eine oder andere Mal mir ihrem Centurio, dem Kriegsinvaliden Flavier, zu tun gehabt, aber jetzt wurde es anscheinend wirklich ernst...

  • Blätter wehten über die Mauer der castra und blieben naß und klebend an den Häusern haften, düstergrau hingen die Wolken nicht nur über Marcus' Kopf, sondern auch in seinem Gemüt, das in jenen Tagen, wo seine Dienstzeit langsam, aber sicher zu Ende gehen würde, nicht sehr freudvoll war. Den centuriostab unter den Arm geklemmt, in voller Rüstung, samt gladius an der Seite und seinem Schreiber im Schlepptau marschierte Marcus in Richtung des campus, um sich die neuen probati mal genauer anzuschaun. Seine Soldatenstiefel stapften über den schlammigen Weg auf den campus und direkt auf die Männer zu. Einige andere Soldaten trotzdem ebenso dem schlechten Wetter und trainierten konzentriert auf dem Übungsplatz. An der Seite von Serapio blieb Marcus stehen und nickte ihm knapp zu.
    „Salve, optio! Sind das die Männer?“

  • Wie ein Mann brüllten die Rekruten im Chor die Devise - das war immer wieder ein tolles Gefühl (wenn es denn klappte), zu hören wie andere laut die eigenen Worte schrien. (Ich kann mir vorstellen, dass das auch einer der grossen Reize der Politik ist.)
    Nun erschien auch der Centurio in Begleitung von Naevius, sofort nahm ich Haltung an, führte die geballte Faust zur Brust und salutierte zackig. Da das ganze vor den Rekruten war, gab ich besonders acht auf die Form.
    "Salve Centurio! Jawohl. Melde die Probati der ersten Ausbildungsgruppe der vierten Centurie vollzählig angetreten."

  • Marcus griff nach dem centuriostab und stellte ihn auf den matschigen Boden, um sich mit einer Hand darauf abzustützen; sein Bein tat an diesem Morgen wieder höllisch weh und brannte fast so sehr wie in den ersten Wochen nach seiner Verletzung. Seine Augen glitten über die Männer, die probati, die heute möglicherweise in die Reihen der Soldaten aufgenommen wurden. Seine Augen blieben an dem Rediviver haften, der vielleicht das Pech hatte, daß ihn Marcus schon namentlich kannte, wegen der Patrouillen und dem Mordfall.


    "Redivivus! Vortreten!"
    Marcus drehte den Stab in dem Matsch hin und her und spürte das glatte Zitronenholz in seiner Faust.
    "Berichte, probatus, was habt ihr, Du und Deine Gruppe, gelernt und was traust Du Dir zu, davon auch zu beherrschen?"

  • Tychicus zuckte leicht zusammen und schluckte, als er aufgerufen wurde, aber er hatte sich schnell wieder im Griff. Die Wochen der Grundausbildung hatten abgehärtet, auch in dieser Hinsicht.
    Er trat ein paar Schitte vor, in Richtung seiner beiden Vorgesetzten, und nahm dann wieder Haltung an. Kurz irrte sein Blick zu Decimus Serapio, der den größten Teil ihrer Ausbildung beaufsichtigt und geleitet hatte. Tychicus wusste, er musste jetzt einerseits ehrlich dem Centurio gegenüber sein, wollte es sich jedoch auch nicht mit dem Princeps Prior verscherzen.
    Allerdings... wenn er recht übrlegte... da gab es wenig, was er an der Arbeit des Decimers zu kritisieren hatte, und dieses wenige war nicht der Rede wert.
    Er antwortete also:


    "Centurio Flavius, wir haben hauptsächlich Ausdauer und Kraft trainiert, sowie Disziplin, Zusammenarbeit und Gehorsam. Außerdem haben wir den Kampf mit scutum und gladius geübt, mit der hasta und mit dem pilum. Ich traue mir zu, alles davon mindestens durchschnittlich zu beherrschen. Schließlich haben wir in den Formalübungen das agieren der Gruppe in verschiedenen Formationen trainiert, was wir inzwischen ebenfalls gut beherrschen."

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