Warum nur musste es so verdammt weh tun? Er sagte all das, was sie vor vier Wochen so gerne gehört hätte, wofür sie getötet hätte, es zu hören. Und jetzt endlich sagte er es, und doch war es so schrecklich falsch. Es zerriss ihr beinahe das Herz, und so gerne hätte sie jetzt einfach das Thema gewechselt, so getan, als wäre nichts, hätte ihm die fröhliche, unbekümmerte kleine Axilla vorgespielt, die kein Wässerchen trüben kann. Sie wollte ja auch gar nicht, dass es endete. Aber es durfte nicht sein, es war falsch, und sie wusste das.
„Aber deine Karriere sollte dir wichtiger sein, Lucius. Heute sagst du, es ist dir egal. Aber was ist in fünf Jahren? In zehn Jahren? Was wäre, wenn wir Kinder hätten, was wäre mit denen? Mit ihren Karrieren?“
Die Gens Iunia war in einer überschaubaren Größe und von keinem nennenswert großem Einfluss. Silanus war der einzige, der einen hohen Posten bekleidete, das war für die ganze Gens von Vorteil. Das durfte sie den anderen nicht kaputt machen, und er konnte das doch nicht so einfach wegwerfen. So sehr sich Axilla auch wünschte, dass er es tat, so sehr sie sich auch wünschte, sie könnte so egoistisch sein. Das durften sie beide nicht.
Und seine letzten Worte schmerzten so sehr, dass Axilla glaubte, sie könnte es nicht mehr ertragen. Sie wollte am liebsten in sich zusammenbrechen und aufgeben. Sie wollte nicht mehr stark sein, nicht mehr hart sein, nicht mehr gerecht sein. Sie war doch erst sechzehn! Ihr Vater war gestorben, da war sie gerademal dreizehn Jahre alt gewesen, ein Kind! Und seitdem musste sie immer stark sein, immer fröhlich, immer wissen, was zu tun war. Sie musste sich schon immer um andere kümmern, erst um ihre Mutter, und jetzt um Silanus. Sie wollte nicht mehr stark sein, sie wollte nicht mehr das richtige versuchen und doch wieder und wieder scheitern. Sie wollte auf ihren Baum, klettern wie ein Eichhörnchen, einfach die Welt zurücklassen und ihren Geist frei sein lassen. Sie wollte nicht mehr wissen müssen, was richtig und was zu tun war. Sie wollte nicht mehr!
Und doch richtete sich ihr Körper gerade auf, und sie erwiderte seinen Blick. Unendlich traurig flossen Tränen von ihren Wangen und fielen in dicken Tropfen von ihrem Kinn herab. Erwachsen, ja fast erhaben, sprach sie, mit nur leichtem Zittern in der stimme.
„Ich liebe dich auch… wie Verwandte es tun.“
Es war das richtige. Auch wenn es schmerzte.