• Tullia sah wie fein und ausgesucht höflich ihr Gast war...sie schmeichelte,...es war ganz nett,...ja sogar angenehm. Sie fragte sich wie der Kosmopolit Peimus, sicher derlei Umgang gewohnt sich ausgerechnet in sie verlieben konnte,...sie hatte so gar nichts gemeinsam mit diesen Römerinnen.
    Aber,...vielleicht täuschte das ja auch...wir würden ja sehen.
    Du bist vom Blute des Iulius Drusus,...er ist ein Freund meines Mannes,...du machst also keine Umstände!...und bitte,...ich kenne auch kaum jemanden hier,... sie lächelte Iulia an...und lebe recht gut bisher,...wir werden uns sicher viel zu erzählen haben,...ich hole dich ab.
    Damit nickte sie Thula zu und die beiden verließen den Raum.

  • Das Essen war bereit, die Räumlichkeiten für den Gast gerichtet. Zufrieden sah sich Tullia um, es war alles in Ordnung,...auch für einen Gast aus Roma,...jenem selbsternannten Nabel der Welt.
    Zugegebenermaßen mußte sie die Pracht und Noblesse Romas anerkennen, ihre wenigen Besuche dort hatten sie gegen ihren Willen in atemloses Staunen versetzt.
    Nun atemlos würde ihr Gast nicht sein, aber es war alles für einen gemütlichen Abend gerichtet.
    Primus hatte ausrichten lassen, daß er heute Abend auch noch kurz hereinschneien würde.
    Dies erwärmte ihr Herz noch umsomehr,...denn trotz ihrer räumlichen Nähe haben sie sich seit ihrer Ankunft hier in Mogontiacum kaum gesehen.
    Sie strich ihre neue Toga glatt achtete auf die von Thula gelegten Falten und klopfte an die Türe des Gästezimmers.
    Klopf! Klopf!

  • In einen kleinen Spiegel betrachtete sich Livilla noch einmal, als es an ihrer Tür klopfte. Schon jetzt war es soweit zum Abendessen und sie freute sich Tullia näher kennen zulernen, vor allem beruhigte sie der Gedanke, das auch sie sich hier in Mogontiacum wie eine Fremde vorkam. Es dauerte nicht lange und sie öffnete die Türe. Livilla trug eine himmelblaue Tunika und verzichtet heute Abend fast auf sämtlichen Schmuck, denn nur ein Armreif zierte ihren Arm. "Tullia, du siehst wirklich bezaubernd aus.", schmeichelte sie ihrer Gastgeberin.

  • Tullia blickte an sich herunter, empfand das Gewand als zu aufwändig und unpraktisch. Zuhause trugen die Frauen, einfache, schwarze Gewänder,...naja,...sie war ja nicht zu Hause,...oder doch?
    Sie besann sich auf die Etkette und erwiederte,
    Danke, meine Liebe,...das Kompliment kann ich nur zurück geben...
    Sie meinte das Ernsthaft,...diese Livilla zählte zu jenen Frauen, welche auch in einem Sack würdevoll aussahen,...
    Lächelnd geleitete sie ihren Gast ins Atrium und von dort aus ins triclinium.
    Dort waren zwei bequeme Liegen aufgestellt. allerlei Delikate Speisen und Weine warteten darauf gekostet zu werden.
    Tullia fragte sich ob sie sich jemals daran gewöhnen würde im Liegen zu essen.
    Tante Thula wartete bei einer der Liegen um Livilla zu helfen und Tullia führte sie dorthin.

  • Livilla folgte Tullia ins Atrium und obwohl ihr Ziel nicht weit war, schaffte sie es zurück zubleiben. Ihr Blick suchte den Weg nach drausen, wo bereits die Sonne dabei war unterzugehen. Es würde kalt werden, die erste Nacht in Germanien. Sie hatte das nicht vergessen. Und obwohl ihre Heimat Hispania war, lag Livilla irgendetwas an diesem düstern, nebligen Land. Tullia war bereits ins Triclinium eingebogen, als Iulia ihr dann endlich folgen konnte. Dort lächelte ihr Thula zu und so nahm Livilla ihren Platz ein und wartete bis Tullia bei ihrer Liege war. „Du musst diese Casa einfach lieben, Tullia. Sie ist wundervoll.“ Livilla meinte es ehrlich, für sie war die Casa Terentia ein kleines Schmuckstück im wilden Germanien. „Drusus, hat mir so eine Freude bereitet hier zu sein, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Germanien ist so geheimnisvoll, auch wenn es mir manchmal ein bisschen Angst macht.“

  • Tullia nippte an ihrem geharzten Wein und hörte Livilla aufmerksam zu. Es freute sie, daß die Casa ihre Zustimmung fand,...hatte sie doch im Grunde erst vor einem halben Jahr hier ihre Heimstatt gefunden.
    Drusus,...ja,...der Freund von Primus,...ein Centurio,...einer von der Sorte die sich hochdient...naja, Primus war eigentlich sehr wählerisch was seine Freundschaften angeht,...so schien Drusus also in Ordnung zu sein. Sie lächelte und entgegnete,
    Ich danke dir Livilla,...ich fühle mich hier auch wohl.
    Was ihre Einschätzung zu Germania anging so war sie geneigt zuzustimmen,
    Germania ist ja noch nicht ganz anektiert,...der befriedete Teil ist ganz im Sinne der römischen Herrscher,...jedoch jenseits des Rhenus warten unzählige Barbaren darauf,...hier wieder Wald wachsen zu lassen,...mein Mann ist ebenfalls bei der Legion,...ich bin täglich in Sorge um ihn.
    Und das war nicht so einfach dahergesagt. Es machte sie fast krank zu wissen, daß er jederzeit erschlagen werden konnte und ihr somit auf ewig und diesmal entgültig verloren gehen würde. Sie hob den Glasbecher und sagte,
    Trinken wir auf das was wir lieben und auf daß es uns nie genommen werden wird!

  • Kummer war aus Tullias Worten zu entnehmen. Sie schienen mit einer Angst verbunden zu sein, die sie nur allzu gut kennen musste. Dennoch bereute Livilla es nicht, so bewundernd von Germanien gesprochen zu haben. Vielleicht sollte sie einmal am Rhenus entlang spazieren gehen. Über das Wasser blicken, hinüber zu den finsteren Wäldern? „Wie unglaublich, das nach dem schützenden Fluss ein Grauen auf jeden von uns warten könnte.“ Tullia hob ihren Becher und Iulia zögerte. Wen liebte sie denn? Ihr Mutter und ihren Vater, beide weit fort und ein guter Grund an sie jetzt zu denken. Livilla hob ihren nun auch, nickte nur und nahm einen großzügigen Schluck.


    „Und ich dachte, wenn man einen Soldaten zum Mann hat, gewöhnt man sich daran. Aber ich kann das wohl schlecht beurteilen, wahrscheinlich würde ich auch so reagieren. Doch weiß man, dass er für die richtige Sache kämpft. Für Rom, Tullia, für den Kaiser und diese Tatsache, lässt uns doch mit Stolz erfüllt sein.“ Livilla versuchte Tullia mit guter Zuredung wieder aufzumuntern. Aber konnte sie sich selbst nicht vorstellen, wie so wohl darauf reagieren würde, wenn Rom ihr einen Menschen entreißen würde, den sie über alles liebte. Sie suchte wieder Blickkontakt mit Tullia, sonst kam noch der Anschein, so glaubte Livilla jedenfalls, sie würde ihren eigenen Worten keinen Glauben schenken.

  • Ja, so redeten die Römer allgemein,...Tullia sah Livilla an und entgegnete,
    Ach Livilla, laß uns von etwas anderem reden,...ich fürchte mein Status quo zu dieser Sache würde dich nur irritieren,...du mußt wissen ich bin Corsin,...ein leidgeprüftes Volk,...ich sehe die Dinge ein wenig anders als du oder die Römer im allgemeinen...
    Die Tatsache, daß sie ausgerechnet einen Römer zur Liebe gewählt hatte grenzte fast an Ironie.
    Erzähl´mir doch einmal etwas von deiner Familie und was mich brennend interessiert wie ihr mit Iulius Caesar in Verbindung zu bringen seid...

  • Am liebsten hätte sie das überhört, wie konnte Tullia die Denkweise der Römer in Frage stellen? Livilla war daher nicht enttäuscht, das ihre Worte diese Frau nicht aufheitern konnten. Das Thema war abgeschlossen, geschickt von Tullia, welche meinte sie würde Livilla nur irritieren. „Meine Familie!“ wiederholte Livilla lächelnd. „Meine Mutter lebt in Hispania, in Tarraco. Wie sehr ich sie vermisse.“ Für einen Moment hielt sie inne, versuchte sich das Bildnis ihrer Mutter vorzustellen, das sich auf einmal als schwerer den je herausstelle. „Mein Vater Tiberius Iulius Numerianuns ist Tribun bei der Legio I. Ihn habe ich vor meiner Reise nach Germanien nicht mehr gesehen. Doch nun freue ich mich Iulius Drusus kennen zulernen. Wir Iulier machen es uns schon schwer, wir sind im ganzen Imperium verstreut. Ich sollte mich bei ihm und bei deinem Mann zusätzlich für die mir hier ermöglichte Gastfreundschaft bedanken.“ Livilla griff strahlend nach einem Stück Apfel, der sehr ausgereift aussah. „Leider konnte ich es noch nicht beweißen, dass ich mit Iulius Caesar verwandt bin. Es ist vielleicht für einige Iulier wichtig, doch für mich nicht. Aber…, kannst du mir nicht von Drusus erzählen?“ Iulia begann sehr neugierig auf ihre Verwandtschaft zu werden und hoffte Tullia würde ihn wenigstens ein bisschen näher kennen.

  • Es dämmerte schon als Gemina mit ihrem Geleit das Anwesen ihres Cousins erreichte. Flava musste abermals die junge Terentierin aufwecken, diese sah sie etwas benommen, aber auch verärgert an, da man sie so unsaft aus ihrem Schlaf gerissen hatte, wenn man ein Nickerchen auf diesen holprigen Straßen als sanft bezeichnen kann. Vor dem Tor zog der Führer des Gespannes an der Kette und wartete darauf, dass man sie trotz der späten Stunde noch einließ.

  • Tullia nickte,...also ein Sproß von Kolonisten ...und der Vater weilte bei der Prima.
    Als sie nach Drusus fragte, zuckte sie nur die Schultern und entgegnete,
    Was soll ich sagen, ...er ist ein typischer römischer Offizier,...höflich,...er ist wohl hier in Germania geboren und aufgewachsen,leistet seinen Dienst bei der Legio Secunda,...wie ich hörte ist jetzt eine Tochter aufgetaucht,...ich kenne ihn zu wenig um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu können,...ich weiß nur, daß mein Mann ihn zu seinen Freunden zählt,...und das alleine ist maßgeblich für mich. Sie warf Livilla einen entschuldigenden Blick zu und nippte an ihrem Vinum. Das einzig interessante an ihm war offensichtlich diese ominöse Tochter welche plötzlich vor dem Castellum auftauchte. Naja, sie war schließlich selber auch eine Soldatentochter,...es schien Ewigkeiten her zu sein. Wenn sie ihre Augen schloß sah sie ihren Vater hoch zu Roß in glänzender Rüstung, den roten Mantel flatternd im Wind.

  • Livilla strich sich mit einer Hand eine kleine störende Strähne aus ihrem Gesicht. Viel erfuhr sie leider nicht über Drusus, doch es war wohl am besten sich selbst ein Bild von ihm zu machen. Er war also in Germanien geboren, ein Grund weshalb sie ihn noch nie gesehen hatte, war doch ihre Heimat das warme Hispania .Es war wirklich an der Zeit ihn endlich einmal zu besuchen. So lauschte sie Tullias Worten und nahm noch einen Schluck Wein. „Ich werde mich mit ihm schon verstehen.“ Als sie dann von einer Tochter erfuhr, blickte sie nachdenklich zur Seite. Es war schon eigenartig, sie war wieder in Germanien und auf einmal wurde ihr eine so ähnliche Gesichte erzählt. Welche ihr doch auch selbst widerfahren war. „Drusus hat also auch eine Tochter, interessant. Germania schien die Gabe zu haben Familien wieder zusammen zu führen, denn auch ich habe hier meinen Vater gefunden. Dann werde ich morgen Iulius Drusus besuchen gehen und vielleicht dort auch seine Tochter antreffen. Kann ich nicht jemanden mitnehmen der sich hier in Mogontiacum auskennt?“

  • Tullia nickte, es traf auch auf sie selbst zu...
    Tja,...irgendwie hast du Recht,...Germania ist auch der Ort wo ich meinen totgeglaubten Mann wieder gefunden habe...
    Sie beließ es dabei, schließlich hätte Primus sich überall im Imperium zur Legion melden können.
    Hmm,...ich bin selber erst wenige Monate hier,...meine Familie kennt sich hier nur leidlich aus,...aber ich könnte Primus bitten dich zum Castellum zu begleiten,...jedoch...Sie verzog ein wenig ihre Miene,
    ...ist Frauen der Zutritt zum Castellum verwehrt,...soviel ich weiß...

  • Zitat

    Original von Terentia Gemina
    ... Vor dem Tor zog der Führer des Gespannes an der Kette und wartete darauf, dass man sie trotz der späten Stunde noch einließ.


    [Blockierte Grafik: http://img372.imageshack.us/img372/7154/nero5jr6.jpg]


    Nuno ging zum Tor,in der Hand eine Fackel. Das läuten der Glocke hatte ihn von seiner Mahlzeit vertrieben und er blickte ein wenig verärgert durch das Loch im Tor. Dort erkannte er im diffusen Licht eine Kutsche und einen Mann.


    Ja,...was willst du? fragte er barsch...das Essen würde sicher kalt sein...

  • „Ja, den Frauen ist es nun mal verwehrt.“, ziterte sie Tullia lächelnd, doch schaffte man es dennoch sehr leicht dieser Verordnung auszuweichen. „Fast jeden Iulier muss ich im Castellum besuchen. Ich wäre schon zufrieden Drusus davor zu treffen und ein paar Schritte mit ihm zu gehen. Nicht sehr lange. Und es wäre wundervoll, wenn dein Mann mich begleiten könnte. Würdest du ihn fragen?“ Obwohl Iulia den Terentier noch nicht kannte, glaubte sie, ihn für ein sicheres Geleit vertrauen zu können, so wie Tullia immerhin von ihm sprach. Doch wusste sie, das ihre Sklavin Tertia es wohl nicht einsah, wenn sie sich alleine mit zwei Männern treffen würde. Tertia müsste sie schon mitnehmen, ob Livilla das wollte oder nicht.

  • Tullia nickte nur beiläufig, es stellte kein Problem für sie dar Primus darum zu bitten.
    Natürlich,...ich werde gleich morgen früh Nuno mit einer Nachricht zum Castellum schicken.
    Livilla schien ja eine richtige Mission zu verfolgen.
    Sag´wo in Tarraco lebst du denn? Ich war einst dort und habe jedoch nur den Hafen und das Kaufmannsviertel gesehen...jedoch schien es mir eine schöne Stadt zu sein.

  • Nun war die junge Römerin zufrieden, endlich konnte sie Iulius Drusus kennen lernen. „Nein, Tullia. Ich stamme nicht direkt aus Tarraco. Meine Mutter wollte nicht, das ich in der Stadt aufwachse. So wohnte ich auf einem Anwesen vor der Stadt und dort war es wundervoll. Man fühlte sich einfach freier. Nicht so eingesperrt.“ Wie in Roma, dachte sie sich, doch wagte das nicht einmal das auszusprechen. Sie konnte es gar nicht fassen, das sie an so etwas überhaupt gedacht hatte. „Am sichersten wäre ich wohl jetzt bei meiner Mutter. Dort ist es nicht so gefährlich wie in Roma oder hier in Germania.“ Sie sprach beabsichtigt direkt Roma an. Da sie die restlichen Städte nicht kannte und gerade mit der ewigen Stadt einst eine schlechte Erfahrung gemacht hatte. Mochte sie deswegen Germanien so, aufgrund des Gefühls der Freiheit, auch wenn diese tatsächlich gar nicht bestand? „Das Hafenviertel. Ich durfte dort nie alleine hingehen. Erst Recht wurde es mir untersagt, wenn dort neue Sklaven ankamen. An solchen Tagen befand man sich dort unter dem größten Gesindel. Du konntest nach einer Reise auf einem Schiff beurteilen, das Tarraco eine schöne Stadt ist?“ bemerkte sie lachend.

  • Tullia mußte lächeln,...Livilla war scheinbar ein wohlbehütetes Prinzeßchen. Sie beugte sich ein wenig zu ihr hinüber und entgegnete mit einer sehr dunklen Stimme und einem sehr festen Blick ihrer blauen Augen.
    Livilla,...meine Liebe,...das was du Gesindel nennst ist der Bodensatz unserer Gesellschaft,...das Blut in den Adern des Imperiums,...ohne dieses Gesindel hättest du keine Casa, kein Essen, keine Kleidung,...ja eigentlich hättest du nichts und wärst keinen Deut besser als sie. Ernst sah sie ihren Gast an.
    Wir können alle nichts für die Zufälle der Geburt Livilla und in Nullkommnichts wird aus einem stolzen Centurio oder gar Tribun durch Kriegsgefangenschaft ein Sklave.
    Eine Spur Bitterkeit überkam sie als sie fortfuhr,
    Ich bin viel in der Welt herumgekommen reiste zu Lande und zu Wasser, habe Städte mit goldenen Kuppeln und Ebenhölzernen Stadttoren gesehen, ich sah polierten Marmor, silberne Teller, Pomp, Prunk und Dekadenz aber wahre Gastfreundlichkeit erfuhr ich bei Menschen die nichts hatten und doch alles gaben...nicht die Geldtruhe adelt den Menschen,...sondern sein Herz. Sie nahm einen Schluck geharzten Wein und schloß,
    ...versteh´mich Recht,...ich mache dir keinen Vorwurf für deine Gesinnung,...jedoch bist du noch jung genug um zu lernen, daß alles was dich umgibt von Menschen geschaffen wird die morgens aufstehen und gegen ihren Willen und auf Kosten ihrer Freiheit für deine Annehmlichkeit sorgen...Freiheit Livilla ist neben der noblen Gesinnung das höchste Gut,...das hier...
    Sie machte eine umschweifende Geste,
    ...ist vergänglich,...genauso wie Karthago vergänglich war,...genauso wie alles vergänglich ist,...Carpe diem Livilla das Ding ist mehr als die Summe seiner Teile.

  • Livilla schaute an Tullia vorbei während sie sprach, sie konnte ihr nicht mehr in die Augen blicken, obwohl sie das anfangs noch getan hatte. „Mag sein, dass man sie als das Blut des Imperiums bezeichnet.“ Entgegnete Livilla mit leichter Arroganz in ihrer Stimme. „Doch viele von ihnen vergiften dieses Blut, in dem sie kriminell handeln. Und das nur weil sie arm sind und der Unterschicht angehören? Haben diese Menschen denn überhaupt keinen Stolz?“ Auch sie war verbittert, hatte sie es doch selbst am eigenen Leib erfahren müssen, zu was ein Abtrünniger fähig sein konnte. In ihr stieg auf einmal der Hass. Hass der nicht gerechtfertig war, welcher den Schuldigen, wohl aufs Übelste bestrafen würde. Doch in Tullias Worten lag auch Weisheit. Sie musste wirklich schon viel gereist sein. Und das was sie sagte, klang für Livilla glaubwürdig. Es war gut in ihrer Nähe zu sein, immerhin schien Tullia überall zu recht zu kommen, auch hier in Germania. Sie schien eine Überlebenskünstlerin zu sein. Würde man Iulia in den Wäldern Germaniens zurück lassen, wäre sie wahrscheinlich verloren. Oder kannte die junge Römerin ihren eigenen Willen, eine fremde Kraft, noch gar nicht, welche vielleicht tief in ihr schlummerte. „Tullia, du hast ja Recht. Ich wurde seit ich denken kann behütet. Ich kann es gar nicht anders kennen. Mache ich nur einen Schritt hier aus dieser Casa ist meine Sklavin immer hinter mir. Überall wohin ich gehe. Wie soll ich lernen zu entscheiden, welchen Menschen ich vertrauen kann oder nicht? Man setzt mir ein Bild vor Augen, was vielleicht gar nicht stimmt. Doch du musst wissen, einmal habe ich es getan.“ Livilla konnte jetzt erst recht nicht in Tullias Augen blicken. „Da wurde ich enttäuscht, von einem dieser Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir. In Roma. Ein Verbrecher, ein Versager, einer der aus der Legion geworfen wurde. Steht man so einem wuterfüllten Menschen gegenüber, dann spürt man erst wie schwach man ist.“ Noch vor Monaten wäre sie, wenn dieses Thema angesprochen wurde, aufgestanden und in ihr Cubiculum gegangen, doch jetzt fiel ihr alles viel leichter. Die Zeit heilte die Wunden, auch wenn es nicht vergessen werden konnte.

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