Endlich mal raus.

  • Bevor Silko nun die Kräfte ausgingen griff er zu einer List. Er ließ, anscheinend entkräftet, etwas nach und gab dem Kelten damit das Signal den letzten Streich zu setzen. Kurz bevor dieser nun seine entscheidende Kraftanstrengung begann, hielt Silko mit aller Kraft dagegen und zwang nun seinerseits den Kelten in die Defensive. Nun war der Widerstand gebrochen und der Nubier drückte den Arm seines Kontrahenden auf die Tischplatte. Die beiden Gegener nickten einander zu und standen auf. Aber der Kampf hatte Kraft gekostet und beide rieben sich ihre Muskeln am rechten Arm.


    Nun war Witjon dran. Mal schauen, wie er sich gegen den Muskelprotz schlug, und ob er den Trick anwenden würde. Mit einem: "Das schaffst du schon.", trat er beiseite und ließ die beiden sich hinsetzen.

  • Ein verschmitztes Grinsen konnte Witjon sich nicht verkneifen, als er von Silko angespornt wurde. Er setzte sich hin und blickte sein Gegenüber kurz an. Der Muskelprotz spuckte auf den Boden und grunzte irgendeine unverständliche Verwünschung, dann stellte er seinen Ellbogen auf den Tisch. Witjon tat es ihm gleich und packte seine Hand, dann schauten beide gespannt zum Schiedsrichter.
    Der gab das Signal. Gleichzeitig spannten die Kontrahenten ihre Muskeln an und versuchten, den gegnerischen Arm auf den Tisch zu drücken.
    Eine kurze Zeit lang sah es aus, als würde Witjon verlieren, doch er konnte sich noch einmal in eine Pattsituation retten. Wenige Sekunden standen beide Arme wieder senkrecht, dann merkte er wie seine Kräfte nachließen. Er musste schnell handeln. Sollte er Silkos Trick anwenden? Dann würde er als nächstes gegen Silko antreten. Oder sollte er so weitermachen und verlieren? Egal was, er würde einen fairen Kampf bestreiten...
    Innerhalb von Sekundenbruchteilen entschied er sich für eine Lösung...und drückte blitzschnell seinen Daumen an besagte Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger des Muskelprotzes. Dieser schaute einen kurzen Moment lang verwirrt auf die Stelle, von der der stechende Schmerz herrührte. Im nächsten Moment hatte Witjon mit aller Kraft den Arm seines Gegners auf die Tischplatte gehämmert.
    "Graaaaaah! Du Hund! Überlistet hat er mich!"
    Der Kerl sprang auf, stieß dabei einige Zuschauer zur Seite und wollte auf Witjon losgehen. Dieser war jedoch flink genug, aus dem Weg zu springen, sodass der wütende Fiesling quer über den Wettkampftisch flog und auf der anderen Seite auf dem Steinboden aufkam. Dort wurde er sofort von einigen muskulösen Freunden des Wirts aufgesammelt und in hohem Bogen hinausbefördert.
    Witjon atmete tief durch. Das war ja noch einmal gut gegangen. Der Schiedsrichter stellte sich schnell auf eine Sitzbank und fuhr fort wie gehabt:
    "Alle mal hergehört! Es geht weiter mit der Finalrunde! Es stehen sich Numerius Duccius Marsus und Silko gegenüber! Setzt euch. Möge der Bessere gewinnen!"
    Witjon setzte sich wieder. Erwartungsvoll lächelnd schaute er zu Silko herüber.

  • Dieser setzte sich gegenüber und zwinkerte seinem Schützling zu. Bei ihm würde der Trick nicht wirken. Nur wusste Silko gar nicht, ob er gewinnen wollte, denn Bier mochte er nicht besonders...


    Sie gingen in Startposition und der Schiedsrichter gab das Signal. Silko ließ es entspannt angehen und hielt einfach mal Witjons Druck stand. Dass der junge Duccier so gut wie keine Pause hatte, spielte ihm zusätzlich in die Karten.

  • Witjon musste sich bei Silko nun richtig anstrengen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er eine Chance gegen ihn haben würde und erwartete auch nicht, dass der Nubier auf seinen eigenen Trick hereinfallen würde. Also musste sich Witjon auf seine Kraft verlassen.
    Von Anfang an wandte er alle Muskelkraft auf, die er nach der kurzen Pause noch hatte und tat sein Bestes, Silko zu besiegen.

  • Silko bemerkte, wie der junge Duccier sich abmühte. Trotzdem gelang es ihm nicht, den Hünen wirklich in Bedrängnis zu bringen. Der Nubier war beeindruckt von Witjons Wille. Also beschloss er ihm die Chance zum Sieg zu geben: Er ließ zurückdrängen bis circa einen Spann vor der Tischplatte. Nun würde sich herausstellen, ob der Germane den Sieg wirklich wollte oder nicht. Hier war Silko in der ungünstigeren, weil kräftezehrenderen Position.

  • Witjon stellte überrascht fest, dass Silko sich von ihm zurückdrängen ließ. Konnte das denn sein? War das nur wieder ein weiterer Trick?
    Egal, es spielte keine Rolle. Witjon drückte nun mit aller Kraft zu und versuchte mehr denn je, Silkos Arm auf die Tischplatte zu befördern. Nur noch wenige Milimeter, dann war es geschafft...

  • Witjon wollte den Sieg, also gab ihm Silko diesen auch. Er wehrte sich noch kurz, ließ aber dann seinen Arm auf die Tischplatte drücken. Den Duccier gewinnen zu lassen hatte gleich mehrere Vorteile: Erstens würde es das Selbstvertrauen des Schreibers stärken, und zweitens hatten sie jetzt keine Scherereien mehr mit dem Wirt, wenn Witjon das gewonnene Bier verzehrte. Außerdem hatte es sich Witjon mit seinem Willen und seinem Mut, auch gegen vermeindlich stärkere Gegner anzutreten, wirklich verdient.


    Silko erhob sich und schaute böse in die Runde. Dann streckte er Witjon die Hand entgegen: "Ich gratuliere Dir!".

  • Er konnte es nicht fassen. Silko hatte sich wirklich von ihm im Armdrücken schlagen lassen? Ungläubig stand auch Witjon auf, nahm Silkos Glückwünsche mit einem freundlichen Nicken entgegen und bedeutete diesem im Beifall der Menge, zu ihrem Platz zurückzukehren.
    Als sie sich gesetzt hatten, kam bereits der Wirt mit einem großen Krug Bier daher, den er ihnen mit einem "Wohl bekomms! Wenn ihr mehr braucht, sagt bescheid!" auf den Tisch stellte.


    Witjon grinste. Er hielt es für ausgeschlossen, dass er selbst diesen Sieg zustande gebracht hatte, sagte aber kein Wort, da er Silkos Absichten nicht anzweifeln wollte.
    Statt dessen füllte er die beiden Becher mit Bier und prostete Silko zu.
    "Ich weiß du trinkst Bier nicht so gern wie Met, aber diesen einen Becher musst du mit mir leeren. Lando wirds dir schon nicht übel nehmen und ich erst recht nicht."
    Sie stießen an und Witjon leerte seinen Becher mit einen langen Zug. Sofort schenkte er nach und setzte dann das Gespräch fort.
    "Das wäre wohl geschafft." grinste er. "Wie gut, dass ich dich dabei habe, sonst hätte ich bestimmt nicht so viel Spaß."

  • Er nahm das Bier entgegen. "Auf Deine Gesundheit!" prostete Silko ihm zu und leere den Krug in einem Zug. "Aber jetzt erzähl mal: Was machst du eigentlich so als Schreiber?"

  • Die Frage des Nubiers überraschte Witjon. Dennoch antwortete er ohne Umschweife.
    "Als Scriba hat man eine Menge Drecksarbeit zu tun." grinste er. "Du protokollierst wichtige Gespräche, fertigst Abschriften von Dokumenten an, archivierst alle Möglichen Sachen, rennst von einem Officium zum anderen, um Besucher anzumelden und herumzuführen, und, und, und..." Er musste seinen Mund kurz mit Bier ölen, dann sprach er weiter.
    "Allerdings werde ich mich damit nicht weiter herumschlagen müssen. Ich bin zum Magistratus Confluenti befördert worden und werde übermorgen aufbrechen. Aber keine Sorge, ich werde wöchentlich nach Mogontiacum kommen." Hoffentlich überrumpelte er Silko mit dieser Neuigkeit nicht zu sehr.

  • Es hatte also geklappt, das Thema schnell vom Armdrücken weg zu bekommen. "Du wirst auch befördert? Glückwunsch! Ich sehe ich wurde von einer ehrgeizigen Familie gekauft, Isis ist den Ducciern offenbar wohlgesonnen. Was genau macht denn ein Magistratus? Wenn das so weitergeht, muss ich bald nur noch Albin vor Marga beschützen." Silko musste grinsen. Die Vorstellung wie Marga mit dem Nudelholz hinter Albin herrannte war aber auch zu komisch. "Und wie weit ist Confluentes von Moguntiacum entfernt?"

  • Witjon bedankte sich und begann eine weitere Erklärung.
    "Ein Magistratus ist ein Beamter einer Stadt. Der Legatus Augusti Pro Praetore hat mich mit dem Auftrag nach Confluentes geschickt, den dortigen Duumviri auf die Finger zu schauen. Offenbar sind die werten Herren dort ziemlich faul und zudem wirtschaften sie in die eigene Tasche."
    Ein weiterer Schluck Bier machte Endstation in seinem Magen.
    "Von hier bis Confluentes sind es nur einige Stunden zu Pferd. Da ich sowieso wöchentliche Berichte an den Comes abliefern muss, werde ich auch regelmäßig die Casa besuchen und mich nach Neuigkeiten umhören und Margas gutes Essen genießen."
    Er zwinkerte Silko zu und bestellte dann bei einer Bedienung eine weitere Portion Brot mit Tunke.

  • Ach Silko nahm noch etwas Brot mit Tunke. "Das hört sich interessant aber auch gefährlich an. Woher nimmst du die Sicherheit, dass dich ein ertappter Duumvir nicht einfach verschwinden lässt?"

  • Einen Moment lang stockte Witjon.
    "Darüber habe ich noch gar nicht so genau nachgedacht. Ich glaube ich werde mich dafür an die Ala wenden, der Praefectus kennt mich und wird mir sicherlich Unterstützung anbieten."
    Als das bestellte Essen kam, ließ er es sich zusammen mit dem vielen Bier erst einmal richtig schmecken. So einen ausgelassenen Abend hatte er seit der Walburgsfeier nicht mehr gehabt.
    "Und im schlimmsten Fall greife ich auf meine eigenen bei dir erlernten Fähigkeiten zurück." zwinkerte er.

  • Silko hatte erwartet, dass sich Witjon darüber noch keine Gedanken gemacht hatte. Alllerdings fand er die Antwort sehr beruhigend. Klar, Arbjon war bis vor kurzem bei der Ala gewesen...Silko konnte nicht einschätzen, wie die Verhältnisse zwischen Duumvir und Praefectus waren, aber das sollte Witjon sicher besser wissen als er.


    "Deine Fähigkeiten könnten dir sicher schon jetzt gute Dienste leisten, denn es könnte gut sein, dass Dich ein Gegner unterschätzt. Hast du denn vor eine Waffe mit zu nehmen?"

  • "Würde ich auch so machen. Ein Gladius wäre zu auffällig, und damit würde Dich auch jeder für wehrhaft halten."


    Silko merkte, dass dieses Thema erschöpft war, also fing er ein neues an:
    "Erzähl mir doch etwas über Lando, Dagny und Ayla. Das sind ja dann wohl die Einzigen auf die ich noch aufpassen muss, wenn du weg bist."

  • Witjon begrüßte den Themenwechsel. Über seine neue Beschäftigung konnten sie sich noch lange genug unterhalten, wenn er erstmal in Confluentes angefangen hatte.
    "Da gibt es wohl einiges zu erzählen! Lass mich mit Lando beginnen, über ihn als deinen 'Besitzer' solltest du wohl ganz gut informiert sein." Er grinste breit, als er nun zu erzählen begann.
    "Lando ist der wohl durchgeknallteste aber auch gerissenste Mensch, den ich je getroffen habe. Seine Geistesblitze können dich umhauen, seine manchmal total verballerten, wahnwitzigen Unterfangen und spontane Aktionen sind ebenso beeindruckend." Er machte eine Pause, um zu trinken und ein Stück Brot zwischen die Zähne zu schieben, dann sprach er weiter.
    "Einmal hat dieser Verrückte die halbe Familie auf einen Reitausflug mitgenommen, der sich wenig später als eine Jagd auf einen von Dämonen besessenen Wolf herausstellte. Wir hatten Glück, dass niemand ernsthaft verletzt wurde."

  • Das waren ja tolle Neuigkeiten. Solche spontanen Aktionen ließen wohl jeden Leibwächter graue Haare bekommen. "Einen von einem Dschin besessenen Wolf? Das musst du mir genauer erzählen!" Da er nun auf eine lange Ausführung hoffte, stopfter sich Silko erstmal reichlich Brot und Tunke in den Mund.

  • Witjon trank eine großen Schluck Bier, dann fing er an zu berichten.
    "Also, am Tag vor der Jagd sagte Lando mir, dass ich am nächsten Morgen mit Ger und Sax bewaffnet zu den Ställen kommen sollte. Er wollte mir nicht verraten, was wir jagen würden und meine Neugierde hinderte mich daran, nicht teilzunehmen. Wir wollten gerade los, als plötzlich Irminar zu uns stieß. Den nahmen wir also auch mit. Als wir die Stadt verlassen hatten, kamen noch zwei von Hadrianus Capitolinus' Männern dazu und der junge Phelan eilte uns ebenfalls hinterher. Frag mich ja nicht, wie die alle von der Jagd wussten, aber insgesamt waren wir dann sechs bewaffnete Reiter. Als wir dann den Waldrand erreichten, rückte Lando endlich raus mit der Sprache. Er sprach von einem besessenen Wolf, der seit Wochen schon den Bauern ihr Vieh riss und sogar Menschen angegriffen hatte. Das arme Tier konnte nur von bösen Geistern befallen sein.
    Wir machten uns also in Zweiergruppen auf. Phelan mit Irminar, Lando war mit mir unterwegs und die beiden Nichtsnutze, die der Duumvir uns mitgegeben hatte.
    Phelan und Irminar entdeckten die Bestie zuerst. Es gab einen kurzen Kampf, zu dem Lando und ich noch hinzustießen. Es ging damit aus, dass der Wolf von Pfeilen und Speeren durchlöchert zu Boden ging. Wir hatten Glück. Keiner wurde verwundet, nur Irminars Satteldecke hatte etwas abbekommen."

    Vom vielen Reden war sein Mund ganz trocken geworden und so ölte Witjon diesen noch einmal mit einem großen Schluck Bier. Dann fuhr er fort.
    "Naja, wir verbrannten den Corpus des besessenen Tieres, als dann plötzlich Phelan vom Pferd fiel. Ich glaube seine Entscheidung Priester zu werden hat damit zu tun. Naja, auf jeden Fall war es ein ziemlich aufregendes und völlig verrücktes Abenteuer.

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