CSC| Furia Stella

  • Einige Zeit nun schon wohnte Stella in der Casa Sergia und genoss die Bequemlichkeit
    und die Ruhe um sie herum. Nach der Arbeit saß sie noch Stundenlang auf ihrem Balkon,
    oder ging in den Garten und spazierte dort zwischen Bäumen und Blumen, dann setzte
    sie sich auf eine Bank neben dem Brunnen, eine Rolle zum Lesen hatte sie immer dabei,
    schrieb aber auch ab und zu ihre Gedanken auf, oder machte einfach die Augen zu
    und träumte von ihrer geliebten Heimat ... , die sie so sehr vermisste ... Sie blieb immer
    so lange da, bis der Garten völlig im Dunkel lag, dann kehrte sie wieder ins Haus zurück,
    zurück in ihr gemütliches, luxuriöses Cubiculum und freute sich des Lebens.

  • Nach einem anstrengenden Tag und einem heißen Bad machte Stella sich in ihrem Sessel bequem und nahm ihre
    Lyra, denn beim Musizieren konnte sie sich am besten entspannen .... Gerade in diesem Moment klopfte es. .. Ach,
    es war bestimmt Severa, denn nur sie meldete sich so leise, dass man es kaum vernehmen könnte,


    "Severa? Komm bitte rein ..." , erklang Stellas melodische Stimme

  • Erfreut, dass Stella zu Hause war, öffnete ich die Tür und betrat ihr Cubiculum. Überrascht sah ich, dass Stella eine schöne
    Lyra in der linken Hand hielt, denn ich dachte, sie hätte Interesse nur für ihre Bücher und Rollen ...


    "Salve, Stella, wie geht es Dir? ... Hoffentlich habe ich Dich beim Musizieren nicht gestört?..."

  • Stella freute sich immer, wenn Severa sie besuchte und lächelte sie warm an, die Lyra behielt sie in ihrer Hand,


    "Salve, Severa, und danke, es geht mir gut, bin etwas müde, aber das macht nichts, bitte nimm Platz und
    erzähl mir, was gibt es Neues in der Casa und der Welt ?"


    dabei blickte sie Severa mit großer Aufmerksamkeit an, in den vergangenen Tagen hatte sie kaum Zeit gehabt, sich am
    Laufenden zu halten...

  • Ich nahm dankend Platz und sah Stella besorgt an, ja, sie schien müde und etwas blass zu sein. Dann überlegte ich
    kurz, ob ich den Artikel in der Zeitung erwähnen sollte, ließ es aber, bestimmt wusste sie schon davon. Es war auch
    nicht der Rede wert ... Nur Blödsinn! Ich seufzte und erwiderte einfach ihr nettes Lächeln,


    "Ach, es gibt nicht interessantes in der Welt, immer das Gleiche. mal Krieg, mal Frieden ... Aber, eben hat mir unser
    Haussklave berichtet, dass Sulla, mein geliebter Vater, zurückgekehrt ist, er sah ihn in die Casa reinkommen und dann
    ging er gleich ins Bad ... "


    Ein Bad war natürlich unbedingt nötig, wer weiß, wo er sich die ganze Zeit befindet hat .., dachte ich, sprach dann aber
    ein wenig aufgeregt weiter,


    " ... und es freut mich sehr, ihn wieder zu sehen, nach so langer Zeit... bestimmt hat er viel zu erzählen ..., aber
    Stella, spiel mir was vor, die Musik wirkt immer sehr beruhigend auf mich ..., ich selbst musiziere auch manchmal ..."

  • Während Severa sprach, dachte Stella an ihren Vater, den sie nie kennengelernt hatte, und nie kennen lernen wird, denn
    er war schon längst tot. Um so mehr freute sie sich für Severa.


    "Severa, das ist aber eine Gute Nachricht ... und schon sehr bald kannst Du Deinen Vater wiedersehen und
    umarmen ..."


    Stella seufzte tief und berührte leicht die Saiten ihrer Lyra, dann fing sie langsam an, eine liebliche Melodie zu spielen und
    sang ein altes Lied aus ihrer geliebten Heimat:


    ... Sei ruhig, mein Herz,
    Das All kann dich nicht hören.
    Sei ruhig, die Luft ist voller Klagen
    Und hat für deine Lieder keinen Raum


    ... Sei ruhig, die nächtlichen Phantome
    Beachten dein geflüstertes Geheimnis nicht,
    Und auch die Reigen dunkler Schatten
    Halten nicht vor deinen Träumen.


    ... Sei ruhig, mein Herz,
    denn wer geduldig auf den Morgen wartet,
    Wird ihn auch finden, und wer das Licht liebt,
    Wird vom Lichte auch geliebt ...


    Steh auf, mein Herz, und singe,
    Denn wer den Morgen nicht mit einem Lied begrüßt,
    Ist und bleibt ein Kind der Dunkelheit ...


    .......................................................

  • Tief in mein Herz hinein drang Stellas sanfte Stimme, ich lauschte ihren Worten und hörte die zauberhafte Melodie.
    Die traurigen Klänge der Musik erweckten schwermütige Gedanken, die lange Zeit in den Tiefen der Vergangenheit
    verborgen lagen und ihre ruhigen Töne freudige Erinnerungen.


    Als das Lied zu Ende war, saß ich eine Weile mit Tränen in den Augen da. Stellas Gesang hat mich tief bewegt.


    "Ach, Stella, es war ein sehr schönes Lied ... ich bin sehr gerührt .. " und ich seufzte leicht .... "...Aber sag mir, wie
    laufen denn Vorbereitungen für die Hochzeit? Und wie geht es Varus? ..."

  • Stella stellte ihre Lyra beiseite, schwieg auch einen Augenblick lang und sah dann Severa an. Ihre Reaktion machte sie
    ein wenig verlegen, dann aber lächelte sie Severa sanft an,


    "Es freut mich, dass Dir mein Lied so gefallen ist ... Ja, die Musik ist die Sprache der Seelen und ein Geschenk
    der Götter..."


    Stella seufzte zufrieden und lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück, dann lächelte sie leise in sich hinein,


    "Ach, Varus geht es gut, wir sehen uns aber leider kaum noch, denn er ist ein sehr beschäftigter Mann, aber
    trotzdem findet er immer noch Zeit, sich um alle Vorbereitungen für unsere Hochzeit zu kümmern, ...ich muss
    mich nur um meine Kleider kümmern ..."

  • Ich war immer noch von der schönen Musik beeindruckt, wollte aber Stella nicht mehr länger stören, es war auch schon spät
    geworden und sie brauchte ihre Ruhe und ich meine auch.


    "Stella, ich danke Dir für Dein Lied und wünsche Dir eine gute Nacht,.. ich bin auch müde und gehe schlafen..., wir sehen uns
    dann Morgen ..."


    Und mit diesen Worten verließ ich Stellas Cubiculum

  • Mit Ehrfurcht stellte Stella das Päckchen auf ihren Frisörtisch ab und betrachtete nun von allen Seiten das liebevoll verpackte
    Geschenk, und fing dann langsam an, es auszupacken....


    Zum Vorschein kam eine kleine Schatulle aus Edelholz mit Edelsteinen in unterschiedlichen Farben und Mustern verziert.
    Stella bestaunte eine Weile diese Kostbarkeit und dann öffnete sie ganz langsam den Deckel der Schatulle..... Sie konnte
    ihren Augen nicht glauben - in diesem Kästchen befand sich ein wahrer Schatz. ... Da lag eine Perlenkette mit einem
    herzförmiger Saphir in ihrer Mitte und ein paar Ohrringe mit Perlen und Saphiren besetzt, passend zu der Kette.

    Stella war von dieser Schönheit überwältigt, sie saß einfach da, bewunderte diese Kostbarkeiten und konnte nicht glauben,
    dass dieser Schatz nur ihr gehörte, sie dachte an Varus, an sein Einfühlungsvermögen, an ihre Liebe und an ihr gemeinsames
    Glück....

  • Am Vorabend ihrer Hochzeit war Stella allein in ihrem Zimmer und musizierte, was sie immer tat, um sich zu entspannen.
    Sie spielte ihre melancholischen Lieder und dachte an ihre Heimat.... Eines Tages wird sie mit Varus zusammen dorthin
    reisen, um ihm die Schönheit ihres Landes zu zeigen... Dieser Gedanke erfreute ihr Gemüt und sie lächelte leicht in sich
    hinein. Sie stellte ihre Lyra beiseite und sah sich mit einem Seufzen um... Heute war es ihre letzte Nacht hier, in diesem
    gemütlichen Cubiculum.., und Morgen Abend um diese Zeit wird sie schon als Varus Gemahlin in seinem Haus sein, zwar
    in einer neuen Umgebung, aber mit ihrem geliebten Mann zusammen sein...


    Und an diesem letzten Abend hier sollte Stella ihr Spielzeug und ihren Kinderschmuck auf dem Altar der Laren opfern,
    so war die Sitte. Sie besaß aber weder Kinderschmuck noch Spielzeug, denn sie hatte keine Eltern, die ihr Spielsachen
    kaufen könnten. Sie hatte nur eine kleine Holzpuppe, die ihr eine Priesterin gegeben hat und diese Puppe begleitete sie
    ihr ganzes Leben lang. Mit Tränen in den Augen opferte sie diese Kostbarkeit und verabschiedete sich damit endgültig von
    ihrer Vergangenheit.

  • Stella schlief sehr gut in dieser letzten Nacht in der Casa Sergia. Wie ein Kind ... Als die Sonne sie weckte, richtete sie
    sich auf und lächelte, und das Sonnenlicht schien in ihrer Augen zu tanzen...Sie wollte gerade aufstehen, als es an ihre
    Tür klopfte und schon eilten drei Sklavinnen herein und überfallen sie regelrecht... Die grüßten Stella laut, lächelten sie
    an, plapperten und summten wie Bienen um sie herum. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde Stella ins Bad geführt.
    Dort wurde sie mit Schwämmen gewaschen und mit weichen Tüchern abgetrocknet und mit herrlich duftenden Essenzen
    und Ölen betupft. Ihr Kopf wurde in ein Becken mit warmen Wasser getaucht und die Kämme glitten durch ihr Haar ...
    Danach begleiteten sie die junge Braut in ihr Cubiculum zurück. Stella setzte sich für einen Augenblick auf ihr Bett und
    verlangte nach einer Erfrischung... Sie wollte sich eine kurze Pause gönnen, bevor die Dienerinnen sie für die Hochzeit
    entsprechend den Ritualvorschriften ankleiden und frisieren sollten. Die festliche Tunika und der dazugehörige Gürtel mit
    einem doppelten Knoten, die kostbare Stolla und das hellrote Tuch warteten auf sie bereits ...


    Nachdem Stella nun ihren Becher Zitronenwasser ausgetrunken hatte und sich etwas erholte, wurde sie sorgfältig von
    ihrer Leibsklavin angezogen und frisiert. Nun, war sie bereit ins Atrium zu gehen, wo die Hochzeitszeremonie stattfinden
    sollte und wartete geduldig darauf, abgeholt zu werden...

  • Es war Zeit, Stella ins Atrium zu begleiten. Ich klopfte leise und machte vorsichtig die Tür auf. Stella stand in der Mitte des
    Raumes, in ihrer vollen Hochzeitsaufmachung, wie eine Statue, schön und unnahbar, und völlig vom Schleier verhüllt,


    "... Stella, wie geht es Dir? Komm, wir sollen ins Atrium gehen, die Gäste und Varus warten auf Dich und die Zeremonie
    wird gleich beginnen ..."


    sagte ich sanft, nahm ihre Hand und wir gingen ins Atrium.

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