Convivium - Dccclviii A.u.c.

  • Prunkvoll war die Schule nie aufgetreten, aber das mußte sie auch nicht. Eleganz war ihr Element und Platz ein nebensächliches Thema. Die Räumlichkeiten waren für jede Begebenheit ausreichend. Egal ob die Zuhörer alten wie neuen Texten lauschten und ihren Horizont erweiterten, ob eine Prüfung abgehalten wurde oder so wie heute eine Zusammenkunft stattfand. Die Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis hatte für jeden Anlass den richtigen Raum zur Verfügung. Daneben waren es die Angestellten, die Dienerschaften, auch Schreiber und Biblothekare, die ein kleines Fest zu einem großen Pomporium machten.


    Gerade für den heutigen Anlass hatte der Senator und langjährige Praeceptor Germanicus Avarus etwas mehr Schlichtheit walten lassen. Es waren keine stürmischen Zeiten, noch mußte man die Münzen zusammen halten, aber die üppig straffierten Tage waren schon lange her. Das Convivium in diesem Jahr würde neben Lob und Freude auch einige kritische Stimmen hören. Es würden sich einige Männer und Frauen zusammenraufen müssen, um an alte legendäre Zeiten anzuknüpfen und den Ruf der Schola zu bessern.


    Medicus war schon früh da, um hier und dort noch ein Arrangement ändern zu lassen. Da ein Tisch rücken, dort einen Vorhang glatt ziehen. Dann war es soweit und auch die Leckereien konnten gereicht werden. Denn wie debattiert es sich am besten? Mit gut gesättigten Magen!




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  • Der Einladung folgend hatte ich mich in Misenum abgemeldet und für einige Tage in meine Villa in Rom zurückgezogen. Die Ruhe, die Musse und die Pflicht, mich auf Grund meiner Abmeldung von allen dienstlichen Dingen fernzuhalten, taten mir gut.


    Endlich konnte ich einmal wieder einfach Klienten empfangen und das Gesellschaftliche geniessen.


    Heute war ein solcher Anlass! Freudig und voller Erwartung trat ich in das Gebäude der Schola ein und liess mich zum vorbereiteten Raum führen. Das Bild dort, die schlichte Eleganz, welche sich mir präsentierte, wusste zu überzeugen. Noch war nicht viel los, doch ich war sicher, das würde sich ändern und es würden einige gute Gespräche geführt werden.

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  • Mattiacus war ebenso der Einladung gefolgt. Gekleidet in eine strahlende, frischgewaschene Toga betrat er die Schola und den Ort des Convivium.


    Viel los war noch nicht. Dennoch waren neben seinem angeheirateten Verwandten Medicus Avarus noch ein Gast bereits eingetroffen. Zu diesem gesellte er sich.


    "Salve, ich bin Decimus Mattiacus, der Magister Iuris hier in der Schola." begrüßte er den Mann freundlich.

  • Salve Magister Iuris, Decimus Mattiacus! grüsste ich den Mann zurück, der mich von der Seite her ansprach, kurz nachdem ich selbst erst eingetreten war.


    Mein Name ist Lucius Annaeus Florus, Praefectus Classis von Misenum und Magister Historiae an dieser ehrwürdigen Institutio.


    Ich musterte dabei den Mann. Seine Toga war noch makellos, doch das würde sich im Laufe des Abends sicherlich ändern. Schon alleine deswegen hatte ich heute neben der natürlich für diesen Anlass obligatorischen weissen Tunika mit den Clavi meines Ordo ein blaues Pallium gewählt und auf die Toga verzichtet.

  • Mattiacus war erstaunt und interessiert.


    "Magister Historiae, sei mir gegrüßt. Für die Geschichte Roms und anderer Völker habe ich mich schon seit jeher interessiert. Die Geschichte hilft uns, unser geltendes Recht zu verstehen; warum Dinge so sind, wie sie sind. Aber Praefectus der Classis und Magister Historia stelle ich mir als interessantes Spannungsfeld vor."

  • Es handelt sich bei meinem Fachgebiet auch viel eher um die Militärgeschichte, als um die Rechtsgeschichte. Das überlasse ich ganz dir. ;)


    Ich habe meine Magister Arbeit über die Flotte des göttlichen Augustus geschrieben, welche dieser ja praktisch aus dem Nichts als stehende Flotte eingerichtet hat.

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  • "Militärgeschichte ist ein äußert spannendes Gebiet. Nur durch die Tapferkeit unserer Legionen ist Rom das, was es heute ist. Und die Flotte hat ihren Anteil daran. Nur leider hatte ich bis jetzt keine Gelegenheit, selbst einmal auf einem Kriegsschiff an Bord zu sein. Nach Hispania brachten mich immer bauchige Kauffahrer.


    Aber du hast ein durchaus spannendes Thema gefunden. Augustus war prägend für unsere ganze Zeit."

  • Augustus hat viele Dinge geleistet, oder für sich leisten lassen, welche wir heute gar nicht mehr bemerken, oder glauben sie wären selbstverständlich.


    Gerade in Sachen Organisation hat er Dinge geleistet, welche wir heute als selbstverständlich erachten, nicht nur auf dem Gebiet des Militärs sondern auch im Zivilen.

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  • In seiner 'schlichten' Freizeitkleidung war es Avarus gelungen nicht reich zu wirken. Seit Lucilla auf's Land gezogen war, konnte er sich wieder in seiner bekannt bescheidenen Art anziehen ohne den missbilligenden Blick ihrer Freundinnen zu spüren. Gut das war noch lange kein Grund sich pompös zu kleiden, aber es verlangte einen gewissen Schick, der gerade jetzt 'In' war und dieses 'In' konnte nur ein paar Wochen, ach manchmal auch Tage dauern.


    Er grüßte die beiden ersten Teilnehmer und hielt sich ansonsten im Schatten. Sie hatten im Gespräch zueinander gefunden. Avarus wollte dabei nicht beiplappern, sondern wartete gespannt weiter, ob weitere Honoren der Schule der Einladung folgten.






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  • Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Augustus hat viele Dinge geleistet, oder für sich leisten lassen, welche wir heute gar nicht mehr bemerken, oder glauben sie wären selbstverständlich.


    Gerade in Sachen Organisation hat er Dinge geleistet, welche wir heute als selbstverständlich erachten, nicht nur auf dem Gebiet des Militärs sondern auch im Zivilen.


    "Da hast du recht. Nach den Wirren und Leiden der unseglichen Bürgerkriege hat Augustus die res publica wieder aufgebaut. Er war der erste, der sowas wie eine Verwaltung mit besoldeten Beamten geschaffen hat. Und wenn man sich vorstellt, dass er dieses im Grunde als Privatmann gemacht hat, ist das schon erstaunlich."

  • Nachdem uns auch der "Gastgeber" begrüsst hatte und wir noch immer die Einzigen waren, welche sich hier eingefunden hatten, blieb ich auch weiterhin stehen und widmete mich meinem Kollegen. Der Gastgeber hatte scheinbar kein Interesse, sich bei uns durch ein Gespräch zu binden, was natürlich auch verständlich war.


    So wandte ich mich also wieder dem Magister Iuris zu.


    Erstaunlich nenne ich es nicht. Augustus war ein grossartiger Mann und daher sind seine Errungenschaften nicht wirklich erstaunlich. Schon als Kind hat er beim Tode Caesars bewiesen, dass er Grosses schaffen kann. Aber bewundernswert sind seine Taten, dies auf jeden Fall!

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  • Ja, eine sehr besondere Ehrung, führwar!


    Es schien, als hätten wir ein erstes Ende unseres Gespräches erreicht und ich schaute mich um. Noch immer war niemand sonst anwesend.


    Ganz schön ruhig hier, dafür dass dies eigentlich ein Convivium der bedeutendsten Männer Roms sein soll.

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  • Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Avarus ... wartete gespannt weiter, ob weitere Honoren der Schule der Einladung folgten.


    In der Tat, einer folgte sogar. Es war Hungi, der als nächstes in die Schola eintrat und gleich zu seinem alten Bekannten Avarus ging, nicht ohne jene grüßend zu nicken, die er auf dem Weg dorthin sah.


    Salve, Germanicus. Wie geht es deiner Frau? Hat sie schon entbunden? fragte er in gleichem Maße höflich wie interessiert. Immerhin war Lucilla eine seiner Klientinnen und schon seit langem mit ihr freundschaftlich verbunden. Ich war überrascht, als ich deine Einladung zu diesem Ereignis gelesen habe. Immerhin bin ich ja schon lange nicht mehr an der Schola tätig.

  • Ein wenig verspätet traf auch Adria in der Schola ein.
    Eigentlich wollte sie einer der ersten sein, noch ein wenig in früheren Erinnerungen schwelgen, als sie täglich einige Stunden in diesem Gebäude verbracht hatte, ein gemütliches Büro hatte und sich über jeden Schüler freute. Die eher weniger schönen Erinnernungen wie die viele Arbeit oder der Ärger über manche einzelne klammerte sie aus.


    Sie grüßte in die Runde, sie kannte immerhin alle Anwesenden noch aus dieser oder sogar schon länger.


    "Florus, Mattiacus, ihr arbeitet also auch noch immer in der Schule? Schön euch zu sehen. Wie läuft es mit euren Kursen? Gibt es noch immer Interessenten oder ist es doch mit der Zeit abgeflaut?"


    Es war irgendwie beruhigend, auch befriedigend zu sehen, dass die damals ausgewählten Personen noch immer für die Schule tätig und helfend zur Seite stehen wollten.

  • Eine alte Bekannte gesellte sich zu uns, nachdem auch Hungaricus eingetreten war und sich nach kurzem Gruss zum Gastgeber gesellt hatte.


    Aelia Adria! Eine wahre Freude dich zu sehen! Leider waren die Begrüssungsküsse schon seit Augustus verboten. Diese Dame hätte einen wirklich verdient gehabt.


    Danke der Nachfrage. Ich habe bisher keinen Kurs hier an der Schola, ich habe lediglich eine Magisterarbeit abgegeben. Solltest du jedoch die Ausbildung in Latein meinen, so gibt es immer wieder Interessenten, soweit ich von meinem Bruder weiss.

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  • "Dann wird es doch Zeit für einen Kurs. Falls dich die Lust darauf packt, wird dich sicher niemand daran hindern.
    Natürlich, dein Bruder hatte diesen Lateinkurs gehalten."

    Das Gedächnis spielte ihr leider immer wieder Streiche, aber es kümmerte sie nur noch wenig und sie hatte auch kein Problem damit, es zuzugeben.
    "Aber ich kann mich noch erinnern, dass einmal die Rede von einem nautischen Kurs war. Kam dieses Angebot damals nicht von dir?"

  • Ja, das Angebot war von mir, doch es kam leider nie zustande. Ich kann mir aber durchaus vorstellen Kurse an der Schola anzubieten, wenn ich dereinst meine Stellung bei der Classis abgegeben habe. Beides geht leider nicht gut nebeneinander, zumal ich noch stellvertretender Kommandant der Academia geworden bin und dort unterrichten kann.

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  • " Dass das alles neben der Classis keinen Platz findet, ist natürlich verständlich. "
    Sie machte eine beschwichtigende Handbewegung.
    "Aber ich möchte dich gar nicht weiter dazu überreden, das ist nicht mehr meine Aufgabe hier. Wobei du allerdings mit der Academia bereits den richtigen Einstieg in das Unterrichtswesen genommen hättest."


    Sie blickte zu Mattiacus.
    "Ich glaube bei dir ist es ganz anders, du machst nur Prüfungen und musstest noch nie einen Kurs vor einer Klasse abhalten, oder? Kann durchaus auch sehr angenehm sein.."

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