hortus | Geschöpfe der Nacht

  • Nein, ein Gott war er nicht. Nachdenklich nickte sie und erwiderte schließlich sanft sein Lächeln. Sie wollte es erst selbst nicht glauben. Sie hatte gelächelt!
    Endlich betraten sie das Haus. Die Wärme wirkte gleich viel einladender. Jetzt nur noch heraus aus den nassen Kleidern und dann etwas Warmes!
    Die kleinen Pfützen, die sich hinter ihnen gebildet hatten, erinnerte sie kurz an die Blutspur, die sie hinterlassen hatte, nachdem sie Matho getötet hatte. Nein, diesmal war es Wasser, kein Blut!
    Sie konnte es sich nicht erklären. Der Römer wirkte schon etwas eigenartig auf sie. Er war so nett und zuvorkommend und er stellte immer wieder solche eigenartigen Fragen. Natürlch hatte sie auch noch eine zweite Tunika. Sie war zwar nicht besonders hübsch, aber doch zweckmäßig. Sie mußte sich nur in die Sklavenunterkunft schleichen, um sich dort ein trockenes Kleidungsstück zu holen. "Ja, ich hole. Gleich wieder kommen." Dann entschwand sie eilig.


    Um die anderen Sklavinnen nicht aufzuwecken, verhielt sie sich äußerst still. Im Bad der Sklaven zog sie sich schließlich um, allerdings nicht, bevor sie sich mit einem Handtuch trocken gerubbelt hatte. Ihr Haar war wirr. Mit einer Bürste versuchte sie es zu bändigen. In einem kleinen Spiegel besah sie ihr Antlitz. Ihre Augen sahen müde und vergrämt aus. Dann versuchte sie zu lächeln. Ja, das war sie, die da lächelte. Sanft strich sie sich über ihre Wange. Sie mußte an sich glauben und wieder lernen, sich selbst zu mögen. Erst hatte sie noch überlegt, ob es nicht besser wäre, nicht wieder zu ihm zurück zu gehen. Doch je länger sie sich im Spiegel betrachtete, wurde es ihr ein Bedürfnis, wieder zurückzukehren. Sie zögerte nicht lange und ging wieder dorthin, wo sie ihn verlassen hatte.

  • Sie lächelte! Das war wirklich ein Fortschritt. Es tat richtig gut, sie lächeln zu sehen. Er blickte ihr kurz hinterher, blickte auf die Pfützen, die sie hinterließ. Und schüttelte den Kopf. Nein, am besten dachte er da gar nicht weiter drüber nach, sondern nahm es einfach, wie es kam. In seinem Zimmer entledigte er sich der tropfnassen Tunika und ließ sie einfach auf den Boden fallen. Caelyn würde sich morgen schon darum kümmern. Er trocknete sich mit einem der bereitliegenden Handtücher gründlich ab und schlüpfte dann in eine trockene, warme Tunika. Ja, so war es schon viel besser. Sein nun recht verstrubbeltes Haar glättete er nur oberflächlich mit den Händen, dann ging er wieder hinunter. Und war sehr gespannt, ob sie wieder auftauchen würde. Eigentlich rechnete er nicht unbedingt damit. Der Spuk konnte auch einfach vorbei sein.


    Doch da kam sie tatsächlich zurück. Und sah schon lange nicht mehr so verhärmt aus, wie im Garten, als er sie das erste mal angesehen hatte. "So, dann laß uns mal Nikis Küche ein wenig verwüsten. Ich möchte unbedingt etwas warmes trinken. Kaum zu glauben, vor einer Stunde habe ich noch so geschwitzt, daß ich keinen Schlaf finden konnte. Und jetzt bin ich total durchgefroren" Sie betraten den Küchenbereich. Den Ursus seit vielen Jahren nicht mehr betreten hatte. Als Kind war er oft hier gewesen, doch als erwachsener Patrizier trieb man sich eben nicht mehr in der Küche herum, so gemütlich sie auch sein mochte.


    "Ich mache dann schon mal Feuer, hm?" Er ging zur Kochstelle und pustete leicht in die Asche. Ja, da war noch genug Glut, um das Feuer wieder anfachen zu können. Er nahm etwas Reisig, brachte es zum brennen, und schichtete dann nach und nach dickeres Holz darauf, bis das Feuer eine brauchbare Größe hatte.

  • Sie traf ihn dort an, wo sie ihn verlassen hatte, allerdings wesentlich trockener. Mittlerweile hatte sie sich eine kleine Öllampe besorgt in deren Schein er für sie wesentlich vertrauter wirkte.
    Schweigend folgte sie ihm in die Küche. Alles war dort noch so vertraut für sie, auch wenn sie seit einiger Zeit nicht mehr hier gewesen war. Noch immer wußte sie, wo es zur Speisekammer ging, wo Niki das Brot aufbewahrte, damit es nicht austrocknete und wo der Wein zu finden war.
    Ich möchte unbedingt etwas warmes trinken. Das klang zwar nicht unbedingt wie ein Befehl, doch sogleich machte sie sich an die Arbeit und holte einen Krug Wein. Sicher wollte er einen warmen Wein trinken, was gab es denn auch sonst, was Römer so tranken. Als sie wieder zurückkam, sah sie mit Erstaunen das Feuer an der Kochstelle. Er hatte die Glut tatsächlich erneut entfachen können. "Du können Feuer mache?" fragte sie ungläubig, mußte aber ein Grinsen unterdrücken. Dann erinnerte sie sich wieder an den Weinkrug, den sie in der Hand trug. "Du trinken warme Wein?" fragte sie und sah auf den Krug in ihrer Hand. Dann stellte sie den Krug vorerst ab und suchte nach einem Topf, indem sie das Getränk erhitzen konnte. Schließlich fand sie etwas passendes. Der Topf war sehr schwer und mit einer Hand konnte man ihn kaum tragen. Nachdem sie es mehrmals vergeblich versucht hatte, den Topf zur Feuerstelle zu tragen, zögerte sie erst etwas. "Du können helfen? Bitte?"

  • Der ungläubige Ton bei ihrer Frage ließ Ursus belustigt auflachen. "Ja, ich kann Feuer machen. Auch wenn wir reichen Römer gerne alle gewöhnliche Arbeit anderen überlassen, heißt das nicht, daß wir völlig lebensunfähig sind." Er zwinkerte ihr zu, um ihr zu zeigen, daß er es ihr nicht übel nahm. Immerhin konnte er nur deshalb Feuer machen, weil er als Kind nur allzu gerne mit diesem gefährlichen Element herumexperimentiert hatte. Aber das mußte er ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden.


    "Warmer Wein ist eine ausgezeichnete Idee." Der würde tüchtig einheizen. Er bemerkte erst gar nicht, daß sie Probleme mit dem Topf hatte. Erst als sie ihn um Hilfe bat, sah er, daß ihre Hand wohl nicht belastbar war. "Ja, natürlich." Er nahm ihr kurzerhand den Topf aus der Hand und stellte ihn auf die Kochstelle. Dann füllte er den Wein aus dem Krug in den Topf um.


    Da es ja nun ein wenig dauerte, bis der Wein heiß wurde, setzte sich Ursus an den Tisch. Er blickte Fhionn an. Von dem Herdfeuer beleuchtet sah sie unglaublich lebendig aus. Der Feuerschein tanzte auf ihren glänzenden Haaren. Wenn sie nicht so furchtbar ausgemergelt wäre, dann wäre sie jetzt richtig schön. "Meinst Du, Niki hat auch noch etwas Brot und Käse übrig?" Eigentlich war er nicht sonderlich hungrig. Doch ihr Magenknurren hatte er nicht vergessen.

  • Der kurze Anflug von Heiterkeit war längst wieder der Ernsthaftigkeit der Sache gewichen. Dankbar sah sie auf, als er ihr zur Hand ging und ihr den Topf abnahm. Er stellte ihn auf die Kochstelle und goß den Wein hinein. Ihr kam das alles so surreal vor und mit einem Mal fragte sie sich, was mache ich eigentlich hier?
    Der Römer hatte sich inzwischen an den Tisch gesetzt und sah sie mit seinem durchdringenden Blick an. Ihr war das sichtlich unangenehm und so wandte sie sich von ihm ab. Nach einer Beschäftigung suchend, griff sie nach einem hölzernen Kochlöffel, um den Wein damit umzurühren. Auf diese Weise konnte die bereits dampfende Flüssigkeit auch gleichmäßig erhitzt werden. Doch sie rührte länger, als es eigentlich notwendig gewesen wäre. So, glaubte sie jedenfalls, konnte sie den Blicken des Römers entgehen. Draußen im Garten hatte ihr seine Nähe nichts ausgemacht. Im Gegenteil, sie war froh, um seinen Schutz gewesen. Doch nun war sie wieder in ihrer alten Rolle angekommen und die Unsicherheit, die sie jedesmal empfand, wenn sie einem der Familienmitglieder begegnete, war wieder allgegenwärtig.
    Seine Frage befreite sie schließlich von Dauerrühren. Sie hielt inne und schaute zu ihm hinüber. Sie wußte, wo Brot und Käse zu finden waren und normalerweise hatte Niki auch immer einen Vorrat, denn nicht selten kam es vor, daß es am späteren Abend eine der Herrschaften doch noch nach einem kleinen Imbiß verlangte.
    "Ja, ich holen!" Wieder verschwand sie kurz. Diesmal war es die Speisekammer, in die sie ging, um kurze Zeit später mit einem halben Laib Brot und einem Stück Schafskäse wieder herauszukommen. Sie schnitt einige Scheiben von dem Brot ab und legte es zusammen mit dem Käse auf einen Teller, den sie dann vor Ursus auf den Tisch stellte. Statt sich zu ihm zu setzten oder wenigsten bei ihm am Tisch stehen zu bleiben, kehrte sie flux wieder zur Kochstelle zurück, um den Wein zu überprüfen, der seine richtige Temperatur erreicht hatte. Der Duft des heißen Getränkes durchströmte die ganze Küche. Sie griff nach einem Becher und füllte ihn vorsichtig, mittels eines Schöpflöffels, mit Wein, den sie daraufhin ebenfalls vor ihm auf den Tisch abstellte.

  • Auch Ursus fragte sich längst, was er eigentlich hier machte. Er saß in der Küche! Half beim Erhitzen des Weines! Er! Doch im nächsten Moment fand er das alles wieder völlig normal. Ihm war kalt, deshalb war das doch völlig richtig. Der heiße Wein würde ihm gut tun. Und ihr sicher auch. Er beobachtete sie, wie sie im Wein rührte, dann Brot und Käse holte, eine Portion vor ihn stellte, dann wieder im Wein rühren ging. Und nun füllte sie einen Becher und stellte auch den vor ihn. "Was ist mit Dir?", fragte er, während er sich etwas Brot und Käse nahm und den Teller anschließend in ihre Richtung schob.


    "Warum setzt Du Dich nicht?" Er verstand nicht, warum sie jetzt plötzlich so anders war als eben noch. Verwirrt blickte er sie an. Das Feuer tauchte sie in ein unwirklich scheinendes Licht. "Du hast doch Hunger. Und Dir ist kalt." Warum setzte sie sich nicht? Darum waren sie doch hergekommen?


    Ursus blickte sich um. Die Küche sah tatsächlich noch genau so aus wie damals, als er das letzte mal hier gewesen war. Sogar das kleine Loch am Rand des Kessels war noch da. Eigenartig, diese Schürze, die dort hing, hatte die alte Paulla immer getragen. War das lange her! Anscheinend trug Niki die jetzt auch, das hätte er nicht gedacht. Irgendwie schön zu sehen, daß es Dinge gab, die sich nie veränderten.

  • Irritiert blickte sie zu ihm hinunter. Sie stand noch neben dem Tisch, wollte sie eigentlich schon abwenden, um ihn aus sicherer Entfernung beim Essen zu beobachten. "Was.. mit mir?" Sie verstand nicht recht, was er meinte. Doch er konkretisierte seine Fragen noch und sie begriff. Ja sie hatte Hunger und etwas Warmes würde ihr auch nicht schaden. Die nasse Kleidung hatte sie zwar abgelegt, doch war sie völlig ausgekühlt. Nur war sie sich so unsicher, ob sie sich direkt neben ihn setzten sollte. Ihr ganzes Leben war sie misstrauisch gewesen, wenn sie es mit Römern zu tun hatte. So war es früher schon gewesen und dann hatte sich ja ihr Misstrauen auch bestätigt. Nun war sie hier und bislang hatte es keinen Grund für sie gegeben, warum sie ihr Misstrauen hätte aufgeben sollen. Außerdem hatte sie nicht vergessen, wie sie in dieses Haus gekommen war. Er war damals auch anwesend gewesen und hatte sie und die anderen Sklavinnen in Augenschein genommen. Sie hatte ihn damals nicht richtig einschätzen können und war ihm nie unter vier Augen begegnet. Dann waren sie nach Germanien geritten. Aber auch dort konnte sie ihn nur aus der Ferne beobachten. Da sie im Allgemeinen eine Abneigung besonders gegen römisches Militär hatte, war sie auch nicht sehr erpicht gewesen, ihn näher kennenlernen zu müssen.


    "Ich, äh…" Sie wollte noch etwas sagen, ließ es aber dann und setzte sich einfach. Ihr war es nicht ganz geheuer. Verlegen sah sie auf die Tischplatte und bemerkte, daß sie sich noch keinen Becher mit Wein geholt hatte. "Ich holen Becher," sagte sie rechtfertigend und erhob sich. Sie trat erneut zur Kochstelle und füllte einen zweiten Becher mit Wein. Dann kehrte sie wieder zum Tisch zurück und setzte sich. Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck des Heißgetränkes. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit ihren Weg über die Speiseröhre hinab nahm. Bald breitete sich die Wärme des Weines in ihr aus und sie hörte auf, zu frieren. Nun war es schon um einiges besser. Mit beiden Händen umschloß die den warmen Becher und zehrte von der Wärme. So hätte sie noch lange verharren können, wäre ihr mit Einem nicht bewußt geworden, daß in dieser Haltung, ihre Narbe am Handgelenk gut sichtbar war. Hastig stellte sie den Becher ab und verdeckte ihr Mal mit der anderen Hand.

  • Warum zögerte sie? Hatte er ihr irgendeinen Anlaß gegeben, plötzlich derart zurückhaltend zu sein? Er mußte unwillkürlich an Cadhla denken. Auch sie war auf einmal zornig auf ihn gewesen, hatte sich von ihm als Sklavin behandelt gefühlt, - gut, das war sie ja auch, - wobei er bis heute nicht wußte, was er eigentlich falsch gemacht hatte. War ihm jetzt hier auch wieder so etwas passiert? Vielleicht als er sie nach dem Brot und dem Käse geschickt hatte? Doch er hatte einfach nicht gewußt, wo er gucken sollte. Nunja, aber wenn sie natürlich ein Rachegeist war, dann... dann war es vermutlich doch der Fehler gewesen. Verflixt aber auch!


    Endlich holte sie sich auch etwas zu trinken. Nahm einen Schluck. Man konnte richtig sehen, wie gut es ihr tat. Das Handgelenk hätte er gar nicht weiter beachtet, wenn sie nicht etwas hektisch ihre Hand darauf gelegt hätte. Es schauderte ihn, das zu sehen und er war froh, daß sie es bedeckte. Nein, nicht drüber nachdenken.


    Ursus schob den Teller noch etwas mehr in ihre Richtung. "Iß... Der Käse ist wirklich gut." Zum Beweis steckte er sich ein Stückchen in den Mund und kaute es genüßlich. Ja, wirklich nicht schlecht. Ob sie nun essen würde? Er griff nach seinem Becher und nahm einen guten Schluck. Was ein Fehler war, denn der Wein war noch sehr heiß. Scharfer Schmerz durchzuckte seine Zunge. "Au!"


    Es waren zwei Dinge, die ihn weckten: Sein eigener Schrei und der tatsächliche Schmerz in seiner Zunge. Verwirrt setzte er sich auf und blickte sich in seinem Zimmer um. Ihn fröstelte. Kühler Nachwind wehte durch das offene Fenster herein und bauschte die Vorhänge auf. Es regnete, man konnte es draußen rauschen hören. Anscheinend hatte es wirklich ein Gewitter gegeben. Vorsichtig untersuchte Ursus seine Zunge. Er mußte sich wohl im Schlaf draufgebissen haben. Es blutete sogar leicht. Aber nicht sehr. Er füllte sich einen Becher mit Wasser aus dem bereitstehenden Krug. Das kühlte die Zunge und vertrieb die eigenartige Benommenheit, die er fühlte. Was für ein Traum! Es war so real gewesen! Noch nie hatte er so intensiv geträumt. Nicht einen Moment hatte er angenommen, daß er das alles nicht wirklich erlebte. Trotzdem es zwischendurch immer mal sehr merkwürdig gewesen war. Nicht nur, was er gesehen hatte, sondern auch, was er selbst getan und gesagt hatte.


    Fhionn. Er hätte doch nach ihr fragen sollen. Doch er war sich gar nicht mehr sicher, ob er es überhaupt wissen wollte, was geschehen war. Wieder sah er das verkrüppelte Handgelenk. Nein, nein, er wollte nicht wissen, was sie für Qualen hatte ausstehen müssen. Sie war tot, sie sollte in Frieden ruhen. Er hoffte, sie war jetzt bei ihren Kindern. Ob das überhaupt stimmte mit den Kindern? Er wußte es ja nur aus dem Traum. Nun, dann hoffte er eben, daß sie dort war, was für die Barbaren dem Elysium am nächsten kam. Helfen konnte er ihr nicht mehr. Hatte er nicht sein möglichstes getan? Warum schlug ihm dann das Gewissen?


    Immer noch verwirrt angelte er nach seiner Decke und kuschelte sich fest darin ein. Doch einschlafen konnte er jetzt nicht mehr. Das alles war viel zu verwirrend, viel zu real und viel zu erschreckend gewesen.

  • Ihr konnte es nur recht sein, daß er sie nicht noch einmal auf die Narbe an ihrer Hand ansprach. Alleine das Nachdenken, wie es zu dieser Narbe gekommen war, bereitete ihr immer noch Schmerzen. Langsam ließ sie ihre rechte Hand unter den Tisch sinken, damit ihre Linke wieder frei war. Er hatte ihr den Teller mit dem Käse zugeschoben und sie aufgefordert, zu essen. Der Duft des Essens war äußerst verführerisch. Erst zögerte sie, doch dann nahm sie sich ein Stück von dem Käse. Ja, er war wirklich gut. Dann nahm sie auch noch ein Stück Brot.
    Erschrocken fuhr sie auf, als er plötzlich Au schrie und seinen Becher hastig auf den Tisch abstellte. Er mußte gar nichts erklären. Sie konnte schon ahnen, was passiert war. "Du langsam trinken, heiß!" Auch wenn es für diese Warnung bereits zu spät war, sprach sie sie dennoch aus, so wie sie es auch bei ihren Kindern getan hätte. Er erwiderte nichts darauf, außer ein Lächeln. Was hätte er auch sagen können.
    Langsam lockerste sich ihre Anspannung. Plötzlich war es das normalste auf der Welt hier zu sitzen- mit ihm- und heißen Wein zu trinken, Brot und Käse zu essen und sich ungezwungen zu unterhalten. Nach gegebener Zeit zeigte der Wein seine Wirkung. Ihre Glieder wurden schwerer und eine Müdigkeit überfiel sie. Ihm mußte es genauso gegangen sein. Langsam schliefen beide ein… in der Küche… am Tisch sitzend….zwei geleerte Becher, ein leerer Teller… nur einige wenige Krümel Brot waren übrig geblieben… Stille....



    ….das erste Krähen eines Hahnes drang an ihr Ohr. Eigentlich wollte sich Fhionn noch einmal umdrehen, um doch noch ein wenig länger Schlafen zu können. Doch sie wußte, daß es unmöglich war. Vorsichtig schlug Fhionn die Augen auf und blinzelte. Nanu, sie war gar nicht in der Küche! Überrascht sah sie sich um. Nein, das war nicht die Küche! Sie lag auf der, mit Stroh gefüllten, Matratze ihres Lagers in der Sklavenunterkunft. War das nur ein Traum gewesen? Es war doch so real gewesen! Sie hatte so intensiv die Nähe des Römers spüren können. Aber es mußte ein Traum gewesen sein! Nie im Leben würde Fhionn sich einem Römer so nähern, wie sie es in ihrem Traum getan hatte. Das war völlig absurd! Fhionn schüttelte nur den Kopf über sich selbst und wunderte sich über ihre Phantasie, die derart mit ihr durchgegangen war. Dann stand sie auf. Ein neuer Tag hatte begonnen.


    ~~ finis~~

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