Ragins Zimmer

  • Mit einem freundlichen Lächeln drehte er sich wieder Richtung Tür, verließ das Zimmer und schloss sie hinter sich. "So .. jetzt zur Arbeit." fröhlich schlenderte der junge Priester die Gänge entlang hinab ins Erdgeschoss und verließ mit seinem dicken Winterpelz die Casa und machte sich auf zum Tempelbezirk.

  • Eines Abends lag in Ragins Zimmer, unübersehbar auf dem Bett, eine Schriftrolle, die Lando für seinen jüngeren Vetter mit wichtigem Kram beschrieben hatte:



    Empfehlungsschreiben


    Marcus Duccius Rufus hat im Handelskonsortium Freya Mercurioque, mit Sitz in Mogontiacum, Germania, seinen Dienst als Scriba immer zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Er hat sich mit größtem Elan in die Erarbeitung von Abrechnungen, Dokumentausstellungen und Urkundentechnik eingearbeitet, und sich stets als Auffassungsbereit und Motiviert bewiesen.


    Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.


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    _________________________________________________________
    Tiberius Duccius Lando
    Handelshaus Freya Mercurioque | Mogontiacum | Germania Sup.

    Stationarius Cursu Publico Germaniae | Curator Cons. Merc. Freya Mercurioque
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  • Ragin fand das Dokument und freute sich wie ein kleiner Junge darüber. Sicher würde ihm das in Alexandria einige Türen öffnen. Dankbar packte er es so ein, dass es auch vor Wasser geschützt war, wusste er doch nicht, wie stark der Seegang auf dem Schiff sein würde. dann machte er sich auf den Weg zum Stall um Helios zu holen.

  • Pepino:
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    Pepino war so aufgeregt, dass er keinen Hehl daraus machte, wie laut er nun durch die Casa krachte, um Sontje und Lando aufzuwecken. Dabei bläute er sich die ganze Zeit selbst ein, was er eigentlich wollte, in dem er die ganze Zeit "Fohlen! Fohlen kommen! Wecken! Wecken Lando! Wecken Sontje!" vor sich herbrabbelte, während er über die schweren Holzbohlen der inneren Casa rannte... und dabei kam er auch an Ragins Zimmer vorbei!


    Als er von Sontje den Auftrag bekam, auch Ragin zu wecken polterte er wenige Sekunden später in dessen Zimmer, brabbelte seinen Text unmissverständlich und gleichzeitig sehr missverständlich vor sich her, und verschwand daraufhin wieder. :D

  • Amala bellte einmal krz, aber zu mehr kam die Hündin nicht, dann war Pepino auch schon wieder verschwunden. Allerdings bewirkten die beiden Sachen, dass Ragin innerhalb eines Wimpernschlags aufrecht im Bett saß und wach war. heute allerdings war er nicht morgenmuffelig, sondern gleich guter Laune, denn heute galt es was zu erleben. Schnell zog er sich an, und eilte in den Stall.

  • ...wurde der junge Ragin nach seinem Reitunfall von den Männern in sein Zimmer gebracht. Es war ein Akt gewesen, Ragin überhaupt auf das große Brett zu bekommen, denn so wie die Knochen des jungen Mannes gebrochen waren, war er schnell vor Schmerzen ohnmächtig geworden.
    Das machte es ihnen einfacher, aber gleichzeitig mussten sie so ohne die Schmerzensschreie des Verletzten auskommen, die ihnen signalisieren würden, wann sie etwas falsch anpackten.


    Es war ein Desaster. Der junge Mann hatte sich wie so oft Zeit für einen kleinen Trainingsritt auf der Weide genommen. Das war auch ganz gut gegangen, aber anscheinend hatte sich just in dem Moment, in dem er den Zaun zur Straße passierte, auf dieser die Achse eines Wagens mit lautem Knall brach. Das junge Pferd ging durch, und warf Ragin nach einigen gebockten Metern ab: kein Mensch hätte sich auf einem solchen Pferd lange halten können. Dummerweise landete Ragin mit Karacho mitten im Zaun, was ihm umgehend einen Arm und beide Beine brach, sowie ettliche Rippen.


    Hilfe wurde natürlich sofort geholt, und so bekam man es hin, unter Margas Aufsicht den Jungen wenige Minuten später auf sein Bett zu bahren, wo die provisorischen Schienen durch Marga und die junge Elfleda gegen festere ausgetauscht wurden. Es war kein Geheimnis: das Leben des jungen Mannes stand auf der Kippe, weil man nicht wusste, ob die Rippen gesplittert waren und sowohl die Lunge als auch die Innereien des Mannes bedrohten. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Sohn des Teutomar zu pflegen, und darauf zu hoffen, dass seine Wunden heilten, bevor sie ihn umbrachten.

  • Ragins Verletzungen waren zwar schwer gewessen, aber zum Glück waren die Brüche überwiegend einfach gewesen und waren mit der Zeit und vielen Schmerzen wieder geheilt. Nun natürlich waren neben der Zeit auch vor allem die Fürsorge seiner Familie ein entscheidender Faktor gewesen. Nur sein rechtes Bein bereitete dem jungen Germanen immer noch starke Probleme. Natürlich hatte er auch so noch Schmerzen, an allen stellen an denen seine Knochen gebrochen waren, doch die Stelle am Bein schmerzte am Stärksten.


    Mit einem gequälten Stöhnen wachte er auf und hatte wie immer gleich seine treue Hündin Amala an seiner Seite, die nie von seiner Seite gewichen war. Er legte einen Arm hinter seinen Kopf und kraulte seine Beschützerin mit der anderen Hand hinter dem Ohr. Er dachte an den Tag an dem er angeblich vom Pferd gefallen war, aber da war...nichts. Er konnte sich überhaupt nicht an den Vorfall erinnern. Er wusste noch, dass er en Pferd zureiten wollte und zur Koppel gegangen war. Aber dass er das Pferd bestiegen hatte oder gar losgeritten war-das nächste Was er wüsste war, dass er mit starken Schmerzen aufgewacht war und kaum atmen konnte. Aber auch diese Zeit war ziemlich im Nebel, er schien oft ohnmächtig gewesen zu sein. Als er wieder richtig bei sich war, waren nach Albins Angaben schon mehrere Tage vergangen.


    Heute werde ich endlich wieder aufstehen, nahm er sich vor und schwang seine Beine langsam und behutsam aus dem Bett. Sogleich bekam er seine nackten Füße vorsichtig abgeschleckt was ihn gleich zucken ließ, er war schon immer ziemlich kitzelig gewesen, was sofort einen starken Schmerz in sein rechtes Bein schießen ließ. Stöhnend schnappte er sich die zwei Holzkrücken, die an seinem Bett lehnten und stand langsam und wackelig aus dem Bett auf. Natürlich hätte er das noch nicht tun dürfen, denn Marga und Elfleda hatten gesagt er müsse noch liegenbleiben, allerdings war ihm das egal: Er war jetzt lange genug hier herumgelegen!

  • Ragin saß auf seinem Bett und las den Brief, den er von Axilla bekommen hatte. Dabei bekam er gleich ein schlechtes Gewissen, denn er hatte die Iunierin in den letzten Wochen völlig vergessen. Klar hatte er mit seiner schweren Verletzung ene gute Ausrede, aber er hatte gar nicht an sie gedacht. Nun dachte er sehnsüchtig an die Zeit in Alexandria zurück, und ärgerte sich einerseits die hübsche junge Frau abgewiesen zu haben, andererseits wusste er aber auch dass es das Richtige gewesen war: Sie war seine Freundin gewesen als er eine gebraucht hatte und das war wichtiger als das körperliche Verlangen gewesen.


    Trotzdem saß er nun hier in seinem Zimmer und fühlte sich irgendwie...alleine. Seine Verwandten hatten alle viel zu tun und eigentlich war er nur beim Essen nicht alleine. Loki plagte sich wie ein Stier, ebenso Phelan und Witjon. Die Frauen waren mit dem kleinen Kind beschäftigt, aber das war nicht Ragins Welt. Vielmehr war es komisch nicht mehr der jüngste Duccier im Haus zu sein. Und Sontje war wieder zu ihrer Mutter Ferun gegangen. Die kleine Sonne vermisste Ragin besonders...


    Aber was sollte er tun? Ausreiten kam nicht in Frage, zum einen wegen seinem Bein dem er so eine Belastung noch nicht zutrauen wolle, und zum anderen hatte er schlichtweg Angst vor Pferden bekommen. Sein "Panikanfall" neulich in der Stadt hatte ihn erschüttert und an einen Gang in den Stall war nicht zu denken. Zum Glück wusste er dass Helios gut versorgt war, aber irgendwie hatte er seinem treuen Pferd gegenüber doch ein schlechtes Gewissen. Seine Betriebe liefen gut, aber hatten sie auch ohne ihn getan.


    Ob er abermals von hier weggehen sollte? Aber wohin? Nach Alexandria zog ihn nun nichts mehr. Dagmar war nicht mehr dort ebensowenig wie Axilla. Höchstens noch sein Lehrmeister Nikolaos, aber von dem hatte er auch schon eine ganze Weile nichts mehr gehört. Ob es ihm gut ging? Vielleicht war mit ihm ja auch sowas geschehen wie mit Axillas Cousine. Was mit ihr passiert war tat Ragin leid, auch wenn er die rothaarige Frau gar nicht hatte leiden können. Aber dann kam ihm der Gedanke, dass Axilla sicher erwähnt hätte wenn ihrem Arbeitgeber etwas passiert wäre...


    Dann wäre da noch Rom. Dort war Alrik, und Axilla und soweit er wusste auch Dagmar. Aber was sollte er da machen? Die hohen Herren dort würden sicher nicht auf einen duccischen Jüngling warten um ihn zu protegieren. Außerdem war auch hier die lange Reise ein Problem. Ragin wusste einfach nicht was er machen sollte, aber so wie momentan wollte er nicht länger dahinvegetieren. Es musste sich etwas ändern!


    Zuerst aber setzte er sich hin und begann gleich einen Antwortbrief für Axilla zu schreiben.

  • Mit einem kräftigen *patsch* landete der Tonbecher und der darin enthaltene Met an der Wand.


    "Aaaaargh!" Ragin packte eine der Vasen und schmiss sie mit wutverzerrtem Gesicht auf den Boden *klirrrr*, während Amala sich unter dem Bett versteckte und ungläubig den Wutausbruch ihres Herrchens beobachtete.


    "Dieser verdammte grobschlächtige Arsch! Was fällt dem nur ein?!" Sein kleiner Schemel flog mit einem großen Knall an die Wand und zerbarst in seine Einzelteile. "Wie kann er nur die Frechheit besitzen so von ihr zu reden!?" Er hatte einen Brief von seinem Vetter Alrik aus Rom erhalten und einige Passagen seine Freundin Axilla betreffend hatten ihn doch sehr in Rage versetzt.


    "Ihre Brüste sind zu klein aber ihr Hintern lässt keine Wünsche übrig! Ich glaube sie könnte dir immernoch die Ilias rezitieren wenn du sie auf's Kreuz legst. Aaaaaaaaaah!" Mit etwas Anlauf trat er mit voller Wucht an seinen Schrank, worauf nicht nur die Tür einen *knacks* abbekam sondern auch starke Schmerzen sein, in letzter Zeit so geschundes, Bein hinaufschossen. Mit einem lauten *plumps* und einem "Scheiße!" fiel er zu Boden.

  • Nein, es war nicht zu verhindern gewesen. Als Witjon mit einem Becher Glühwein in der einen Hand, einem Lagebericht über die anhaltenden Spannungen zwischen Chatten und Hermunduren unter den Arm geklemmt und einer Schinkenstulle in der anderen Hand durch den Flur gelaufen kam, konnte er nicht wiederstehen. Er MUSSTE einfach an Ragins Tür stehen bleiben und lauschen. Der machte ja Kleinholz aus seinem Zimmer! Erst hörte er mit Erschrecken die gebrüllten Worte, dann musste er grinsen. Alrik hatte dem Rotschopf also einen unflätigen Brief geschrieben. Entzückend, wie der Junge darüber seine Beherrschung verlierte.
    Als der Tobsuchtanfall abgeklungen war, klopfte er leise an die Tür - sofern das mit vollen Händen möglich ist - und lugte vorsichtig ins innere des Zi....Schlachtfelds. "Ragin...alles in Ordnung? Was...?" Sprachlos betrachtete er die völlig demolierte Einrichtung. "Sag mal, muss das denn sein?!"

  • Verdammt tat das weh. Und dann schaute auch noch Witjon zut Tür hinein. Wie sollte er das nur erklären? Zuerst einmal wählte er die naheliegendste Ausrede.


    "Ich weis auch nicht was in den Hund gefahren ist! Manchmal ist sie echt gemeingefährlich."


    Während er das sagte lugte Amala aus ihrem Versteck hervor und ließ ein leises Winseln hören. Verdammte Petze!


    Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht erhob sich Ragin vom Boden und setzte sich auf die Truhe in der seine Kleider waren. Die war noch heil, schließlich war es verdammt schwer die herum zu werfen. Dann schaute er zur Tür und hoffte Witjon würde keine weitere Erklärung fordern.

  • Mit gerunzelter Stirn betrachtete Witjon seinen Vetter, der ein recht klägliches Bild abgab, wie er da am Boden saß und dieses Chaos auf seine Hündin abschob. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einer guten Portion Sarkasmus bestätigte er Ragins Erwartung. "Ja, sicher. Ich weiß ja, dass man ihre Rasse 'Bärenhündin' nennt, nicht wahr? Aber dass sie dabei noch Menschenstimmen imitiert und ganze Zimmereinrichtungen zerlegt...ich weiß ja nicht. Sie klang ziemlich stark nach dir. Hast du ihr etwa das Sprechen beigebracht?" Ein erschütterter Blick glitt von der zerbröselten Keramik über den zersplitterten Hocker und blieb auf der angeknacksten Schranktür hängen. "Ganze Arbeit, Amala," lobte er dann an Ragin gewandt, mit einem Blick, der eindeutig eine wahrheitsgemäße Erklärung einforderte.

  • Ragin zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern, als Witjon sich offenbar nicht einfach wieder verziehen wollte.


    "Ich hab ihr auch beigebracht zu machen das Luft stinkt" fügte er noch ein wenig grummelig dazu. Aber dann war der Widerstand gebrochen, denn sein Vetter sah nicht so aus alls wolle er ohne Erklärung von dannen ziehen.


    "Alrik hat mir einen Brief aus Rom geschickt und ich habe mich ein kleines bisschen über den Inhalt aufgeregt" erzählte er und merkte selbst gleich, dass das wohl ein wenig untertrieben war. "Na ja, vielleicht hab ich mich auch ein großes bisschen darüber aufgeregt."

  • "Krrkrkrkr," kicherte Witjon nur - teils amüsiert, teils tadelnd - auf Ragins albernen Witz hin. Doch schon folgte dessen Erklärung seines Handelns und sofort wurde er neugierig. Er machte einen weiteren Schritt hinein ins Zimmer und schloss nun die Tür hinter sich. Mit verschränkten Armen und interessiertem Blick hakte er weiter nach. "Ahja? Und welcher Art war jener Inhalt? Zeig mal her," forderte er auf und streckte seine Hand nach dem Schreiben aus, verharrte jedoch in gebührendem Abstand, ohne sich unerlaubt zu nehmen was er wollte. Wer weiß, wie privat dieser Brief eigentlich war.

  • Sollte er Witjon den Brief wirklich geben? Aber warum eigentlich nicht? Es stand ja nichts Geheimes drin. Höchstens der letzte Absatz vielleicht...


    "Warte." Er stand auf und nahm den Brief an sich. Dann knickte er ihn so, dass Witjon den letzten Absatz nicht lesen konnte und reichte ihn seinem Vetter.


    Ad:
    Marcus Duccius Rufus
    Casa Duccia
    Mogontiacum | Germania


    Ragin!


    Ein Vögelchen zwitscherte mir, dass du dich beschwert hättest ich würde dir nicht schreiben. Wie sollte ich auch, wenn du zwischen den Welten tanzt. Ich kann mir vorstellen die Briefausstellung zu Hel hätte sich etwas schwierig erwiesen. Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht.


    Nun, deine Freundin Axilla ist ein recht hübsches Ding. Ihre Brüste sind etwas klein, aber man will ja nicht zu wählerisch sein. Ihr Hintern allerdings lässt keine Wünsche übrig. Fest als könnte man damit Korn mahlen. Zu dumm, dass die römischen Weiber sich immer in mehr Tuch hüllen müssen als auf eine Quinquireme passt. Ich bin mir sicher, nähe die Klamotten von fünf Römerinnen zusammen und du segelst ans Ende der Welt.
    Interessant ist, dass diese Axilla in ebenso gleichem Maße belesen wie ein naives Dummchen ist. Ich glaube sie könnte dir immernoch die Ilias rezitieren wenn du sie auf's Kreuz legst.


    Falls es dich interessiert was ich hier so treibe: ich lerne. Meine politische Laufbahn stellt sich als etwas komplizierter heraus als ich erwartet habe. Man muss viele Kontakte knüpfen, den richtigen Leuten die Hände schütteln und heucheln was das Zeug hält. Unfassbar, schmier den Leuten Honig um's Maul und sie fressen dir aus der Hand. Ich lerne gerade griechisch, kein angenehmes, aber wohl notwendiges Unternehmen.
    ___________________________________________________________


    "Hier, lies selbst. Der umgeknickte Teil ist persönlich."

  • Schnell überflog Witjon das Schreiben, wobei er nicht weit kam. Denn der zweite Absatz ließ ihn breit grinsen und teilweise sogar laut lachen. "Was hast du denn? Ich kenne diese Axilla zwar nicht, aber Valas Beurteilung ist doch keineswegs negativ." Er grinste weiterhin breit und gab seinem jungen Vetter den Schrieb wieder zurück, ohne den persönlichen Teil angerührt zu haben. Insgeheim machte er sich bereits auf einen weiteren Wutausbruch gefasst, denn allzu besänftigend waren seine Worte auch nicht gewesen. Ein Kichern entfleuchte wieder seiner Kehle, als er den trotzigen Gesichtsausdruck in Ragins Miene sah. Hach, war es herrlich den kleinen Pimpf zu ärgern!

  • Ragins Miene verfinsterte sich noch einmal. Offenbar schien Witjon das Ganze lustig zu finden, er allerdings fand das ganz und gar nicht lustig.


    "Ach du findest es also positiv, wenn so von einer Frau gesprochen wird? Wenn jemand so von deiner Frau, oder unseren Cousinen schreiben würde, fändest du das also in Ordnung? Also ich leider ganz und gar nicht!" blökte Ragin weiter, allerdings ohne weiter das Mobiliar zu dezimieren. Er warf den Brief auf das kleine Tischchen, das zwischen den kaputten Sachen aussah wie bestellt und nicht abgeholt.


    Er setzte sich mit verschränkten Armen auf das Bett und schaute seinen Vetter an.


    "Ich mag Alrik einfach nicht. Zumindest nicht so wie Loki, Dich und Phelan. Ich mag nicht was er schreibt und ich will auch nicht dass er unsere Familie anführt. Was soll das denn bringen? Er ist kaum hier geblieben sondern gleich ab nach Rom. Was wollen wir denn mit dem? Natürlich ist er Wolfriks Erbe, aber was hat er denn für die Familie getan? Und wenn er weiter so über Freunde von mir und Leute die mir wichtig sind schreibt, werde ich ihn noch weniger leiden können."


    Ragin vertraute Witjon und deswegen machte er aus seinem Herzen auch keine Mördergrube.

  • Witjons Grinsen wurde schwächer, als Ragin in seiner Beschwerdeführung fortfuhr und seine Abneigung Alrik gegenüber ganz deutlich offenbarte. "Nun," erwiderte Witjon da in sachlicherem Ton. "Ich würde solches Gerede nicht so ernst nehmen, wie du es gerade tust. Aber, da stimme ich dir zu, Alrik ist mir auch nicht recht geheuer. Wenn der es wirklich schafft, in Rom zu erreichen was er sich vorgenommen hat - was auch immer das sein mag - so soll der bloß nicht wieder herkommen und einen auf dicke Hose machen." Er hatte nun die Arme verschränkt und schaute zum Fenster raus, bevor er sich wieder seinem Vetter zuwandte. Ihm fiel da etwas auf, das Ragin zuvor gesagt hatte. "Sag mal...wer ist denn überhaupt diese Axilla?"
    Wenn jemand so von deiner Frau, oder unseren Cousinen schreiben würde, fändest du das also in Ordnung? Das hatte Ragin immerhin gesagt. Ob er wohl eine Geliebte hatte? In Rom? Jetzt wurde Witjon richtig neugierig.

  • Ragin nickte zustimmend als Witjon ebenfalls seine Bedenken gegenüber Alrik äußerte. Doch auf einmal wehte der Wind von einer anderen Seite und der junge Duccier sah sich in Erklärungsnot. Nur nichts von in einem Bett, klatschnasser Tunika oder Brüsten sagen mahnte sich Ragin selbst als er zu erzählen begann.


    "Ich kenn Iunia Axilla aus Alexandria. Sie ist eine wunderbare Person. Sie hat mir geholfen als ich ich nicht so gut zurecht fand in der fremden Stadt und ist eine richtig gute Freundin geworden. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, denn sie war auch die Scriba meines Lehrers am Museion. Außerdem hat sie mich gerettet als ich von Räubern ausgeraubt und niedergeschlagen wurde. Und sie hat das Sax meines Vaters bei sich aufbewahrt, weil ich das in Alexandria eigentlich nicht mit ins Palastviertel hätte nehmen dürfen."


    ...und wir hätten miteinader geschlafen, wenn ich nur den Mumm dazu gehabt hätte...


    "Du wirst also sicher verstehen wie sehr ich mich ihr gegenüber verbunden fühle und stinkig werde wenn jemand so über sie spricht."

  • Sie war ihm eine richtig gute Freundin geworden? Witjon hätte beinahe laut losgelacht. Für ihn gab es nur wahre Freundschaften unter Männern. Bei Frauen war das etwas ganz anderes. Entweder sie wollten dich deines Geldes wegen, oder weil du so angesehen bist. Oder sie wollen dich nicht und lassen dich deshalb dumm dastehen. Oder du willst sie, nimmst sie dir und nimmst dir dann eine andere. Oder aber du nimmst dir eine und behälst sie, weil sie dir im Tausch für dein Geld oder Ansehen oder beides einen Erben geben kann. Und ein bisschen Liebe war am Ende womöglich auch im Spiel. Oder aber Frauen waren mit dir verwandt, dann bestünde gewiss auch die Möglichkeit auf eine ganz ordentliche Freundschaft.
    Aber eine Römerin aus Alexandria als gute Freundin seines Vetters Ragin? Kaum! Da lachten ja alle Hühner in Albins kleinem Stall! Als hätte der Pimpf die Kleine nicht in seinem Bett gehabt. Das konnte ihm doch kein Mensch erzählen. Skeptisch beäugte er daher seinen Vetter und kniff prüfend die Augen zusammen. "Eine gute Freundin, so so. Um dein Sax hat sie sich gekümmert? Und du musstest dich auch noch von ihr retten lassen?" Witjon grinste breit. "Hör sich das mal einer an. Was hat sie denn als Belohnung bekommen für diesen Rettungsdienst?" Seine Worte waren erst zweideutig anspielend, dann eindeutig provokant gewesen. Und das mit voller Absicht. Witjon verstand voll und ganz, dass Ragin stinkig wurde und das nutzte er umso mehr, um ihn noch weiter zu ärgern. Mal sehen, wann der Bogen überspannt wäre.

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