Conventus - Iulius DCCCLVII A.U.C.

  • “Wenn es keine weiteren Fragen, Anmerkungen oder schwerwiegende Vorbehalte gibt, dann würde ich die Zustimmung des Consilium Principis zur Standeserhebung der sechs genannten Kandidaten feststellen, die selbstverständlich nur eine Empfehlung sein kann.“
    Quarto blickte kurz zu seinem Bruder.

  • Valerianus seinerseits machte nicht den Eindruck, als wenn er selber schwerwiegende Einwände erheben wollte oder konnte. Nur eine Nebenbemerkung zeugte davon, dass in seinem kranken Körper trotz allem noch ein wacher Geist wohnte, der der Debatte durchaus aufmerksam gefolgt war.


    "Legatus Tiberius, auch ich habe nicht viel mehr getan, als der Sohn meines Vaters zu sein und bei mir hat das bis zum Kaiserthron gereicht. Wir sollten an diese Männer nicht höhere Ansprüche stellen."


    Damit schien die Sache aus seiner Sicht abgeschlossen. Die Diener hinter ihm sahen das offenbar genauso, denn einer entspannte sich etwas und ein anderer wurde aufmerksamer, da er nun offenbar mit dem nächsten Tagesordnungspunkt in engerer Verbindung stand.

  • Mit der Zeit hatte sich Hungi wieder insoweit beruhigt, als er ohne großes Ärgernis zu verspüren der Unterhaltung folgen konnte. Die Erhebungen der Ritter waren allerdings ein weit weniger großes Politikum, und da sowohl sein Klient als auch ein Klient seines Klienten genannt wurde und diese auch ohne große Widerworte - sieht man vom Auszeichnungslüstling Vitamalacus ab - angenommen wurden, fühlte er sich nicht bemüßigt, in diese Diskussion groß einzugreifen. Die anderen Kandidaten waren ihm zudem schlichtweg egal.


    Ich erhebe keine Einwände gegen die Genannten. sagte er also wie beiläufig.

  • Nur durch Quartos beschwichtigende Worte konnte sich Crassus von einem weiteren Kommentar über Annaeus Florus abbringen lassen. War wahrscheinlich auch besser so, sonst hätte sich Crassus nur unnötig aufgeregt und das müsste nun vor dem neuen Kaiser auch nicht sein. Trotzdem ärgerte es ihn wie Hungaricus mit ihm gesprochen hatte; als ob sich Crassus in diesen Sachen nicht auskennen würde. Dabei war es doch Hungaricus, der offenbar nur wenig Ahnung von der Vergangenheit des Annaeus hatte, aber trotzdem urteilte als ob er den Fall schon Monate studiert hatte.


    Zu der Erhebung der Ritter hatte Crassus keine weiteren Anmerkungen, was er mit einem Nicken zu allen genannten Kandidaten deutlich machte. Doch zeigte das Schmunzeln nach Valerians Bemerkung, dass der Ärger, den er eben noch verspürt hatte, schon wieder verflogen war.

  • Mochten es andere anders sehen, um in den Ritterstand erhoben zu werden, gehörte mehr dazu, als nur der Sohn von irgendjemand zu sein. Denn dann könnte der Ritterstand auch einfach nur vererbt werden und eine Berufung durch den Imperator wäre überflüssig. Auf die Worte des Imperators blickte er diesen an, sein Blick so kühl und emotionslos wie immer, seine folgenden Worte trocken und nüchtern wie sonst.


    "Imperator, Iulianus befahl uns, dir so treu zu dienen wie ihm. ER hätte dies nicht getan, wenn du nur sein Sohn gewesen wärst."


    Es schien ihm, das Iulianus mehr vertrauen in seinen WAhlsohn gehabt hatte, als dieser in sich selbst. Vielleicht eine Folge von dessen langer Krankheit. Mit einem Blick in die Runde meinte er nüchtern.


    "Kein Einwand."


    Zumindest schienen sie den heutigen Ansprüchen zu genügen.

  • “Wollen wir dann mit dem Tagesordnungspunkt der militärischen und zivilen Personalfragen fortfahren? Möchte einer der Herren dazu etwas vorbringen?“


    Scheinbar wollte Quarto diesmal ein wenig Zeit gewinnen, denn während er das sagte, suchte er nebenbei verzweifelt in seinen bislang so umfassenden Unterlagen.
    “Ja... wo ist denn...?“, murmelte er ärgerlich.

  • Bevor wir das tun... erhob Hungi wieder seine Stimme, diesmal in einem moderaten Ton und daher ohne Groll in seiner Stimme, ... könnten wir auch noch erläutern, ob es Männer gibt, die in den Ordo Senatorius erhoben werden könnten.


    Denn ihm war einige Augenblicke zuvor ein Brief seines Klienten eingefallen, in dem dieser seinen Patron, ergo natürlich Hungi, um einen Gefallen bat.


    Es sei denn, du hast entweder genau das damit gemeint oder dies wäre ein Punkt, der ohnehin demnächst abgehandelt werden würde, Senator Aelius.

  • Hungi runzelte die Stirn.


    Haben wir das? Dann ist das spurlos an mir vorübergegangen. Was nach der Aufregung um diesen Peregrinus auch kein Wunder wäre. Dieser Punkt wird ihm noch etliche Alpträume bringen, befand Hungi.


    In diesem Fall möchte ich noch den Namen Tiberius Aurelius Avianus ergänzen, der sein Interesse bekundet hat, den Cursus Honorum zu beschreiten. Ihm würde dazu nur der ordo fehlen. Der Aurelier ist ein Neffe meines Klienten Aurelius Corvinus. Mehr brauchte er dazu - hoffentlich - nicht zu sagen.

  • Tiberius Aurelius Avianus....? ...T-i-b-e-r-i-u-s Aurelius A-v-i-a-n-u-s... ging es dem Avarus durch den Kopf. Er überlegte angestrengt und blieb ratlos.


    "Hm nie gehört. Was hat er denn bisweil geleistet außer den Geburtsvorteil zu tragen Neffe des Aurelius Corvinus zu sein?"


    Erkundigte er sich dann beim Senator Hungaricus ohne dabei irgendetwas in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.

  • "Ah-ja... man könnte zum Beispiel Erfahrungen in der Verwaltung gesammelt haben."


    Das ein Aurelius nicht im Militär diente war Avarus auch klar. Aber irgendwas mußte der Mann doch bisweil in seiner Freizeit getan haben, um sich auf die Karriere im Cursus Honorum vorzubereiten.

  • Die Stille in der übrigen Runde deutete Valerianus an, dass das Thema nicht sonderlich umstritten war. Umso weniger Interesse hatte er an einer unnötigen Ausdehnung.


    "Der Mann wird in den Ordo aufgenommen. Haben wir weitere Namen oder schreiten wir zum nächsten Punkt?"

  • “Gut,“, stellte Aelius Quarto fest, nachdem es keine weiteren Wortmeldungen zum Thema gab: “dann kommen wir zum nächsten Tagesordnungspunkt.“
    Inzwischen hatte er in seinen Unterlagen gefunden, wonach er gesucht hatte.
    “Ernennungs- und Versetzungsempfehlungen im Exercitus Romanus. Zwei Männer wurden zur Beförderung zum Tribunus Angusticlavius vorgeschlagen. Es sind Caius Furius Helios, ehemaliger Praefectus Castrorum der Vigiles von Rom und zurzeit Praefectus Portuensis in Hispania Tarraconensis, und Quintus Octavius Augustinus Minor. Über ihn haben wir bereits gesprochen. Er ist Primus Pilus bei der Legio XXII Deiotariana.“

  • Zum ersten der beiden Namen hatte Macer keine Einwände, da der Karriereweg durchaus üblich und nachvollziehbar erschien. Der zweite hingegen reizte ihn doch zu einer Nachfrage, nachdem er sich bei der ersten Nennung des Namens in der früheren Diskussion noch zurückgehalten hatte. "Ich müsste es zwar eigentlich besser wissen, da der Octavier sicherlich schon die nötigen Examina abgelegt hat und ich daher zumindest seine Akte gesehen haben sollte, aber wie habe ich ihn mir vorzustellen? Die meisten Männer nehmen nach Jahrzehnten bei der Armee, die sie zum Primus Pilus gemacht haben, ja eher ihren Abschied. Welche Erfahrungen sichern wir der Armee mit dieser Ernennung?"


    Letztlich wusste er nur zu gut, dass diese Frage im Detail nicht Thema im Conventus sein konnte, sondern im Normalfall von den zuständigen Beratern des Kaisers entschieden wurde, aber wenn sie schon auf den Tisch kam konnte man ja einmal nachfragen.

  • “Also...“, sagte Aelius Quarto zögerlich, denn er musste zunächst noch einmal seine Unterlagen konsultieren: “...mir selbst fehlt natürlich die große Erfahrung in militärischen Dinge, die du vorweisen kannst, Senator Purgitius Macer. Aber wenn ich die vor mir liegende Akte richtig deute, dann hat der Palatin damals, bei seiner Ernennung zum Primus Pilus keine Einwände gehabt.
    Sie geschah auf Initiative seines Kommandeurs, des Praefectus Legionis Decius Germanicus Corvus. Er ist es auch, der jetzt seine Beförderung zum Tribunus Angusticlavius empfiehlt.“


    Quarto machte eine kurze Pause, während der er noch einmal in die Unterlagen sah.


    “Ja, dieser Octavius ist wohl für seinen Offiziersrang ungewöhnlich jung. Aber wir sprechen hier über die Legio XXII, dass wollen wir nicht vergessen. Germanicus Corvus hat mit ihr ein schwieriges Kommando übernommen und scheinbar vertraut er diese Mann.


    Er sah kurz zu Macer. Natürlich würde der wissen, dass Quarto auf den Laeca-Aufstand anspielte, in dessen Verlauf die XXII. Verrat geübt hatte. Macer hatte damals die kaisertreue I. Legion befehligt und war einer der Bezwinger der XXII. Legion gewesen.


    “Nach den... nun ja... Ereignissen von vor drei Jahren bestand akuter Offiziersmangel, denn viele der überlebenden Offiziere mussten seinerzeit die XXII. Legion verlassen. Das war scheinbar auch noch so, als Germanicus Corvus die Legion übernommen hat. Daran liegt es wohl, dass noch sehr junge, aber eben auch nicht vorbelastete Offiziere wie dieser Octavius Augustinus Minor recht schnell aufsteigen konnten. Ich lese hier auch, dass er das Examen Secundum der Academia Militaris Ulpia Divina absolviert hat und zweimal ausgezeichnet wurde; mit Armillae in Bronze und Silber, so ist es hier vermerkt.“


    Er rollte die Akte wieder zusammen.


    “Aber es geht hier wie erwähnt eigentlich nicht um seine Berufung zum Primus Pilus, sondern um die Frage, ob er einer Beförderung zum Tribunus Angusticlavius würdig ist. Sein Kommandeur sagt: Ja, dass sei er.
    Ich selbst kenne den Mann nicht und muss mich auf das schlichte Pergament hier vor mir verlassen.“

  • "Haben wir ihn nicht gerade erst zum Ritter gemacht? Ich vertraue auf die Einschätzung meines Vetters Germanicus Corvus. Wenn er es für richtig erachtet, dann hat sich dieser Octavius Augustinus Minor soweit entwickelt auch als Offizier zu dienen. Aber gleich zwei Belohnungen für einen Römer in derart enger Abfolge? Nun dafür müßte er gar Göttliches geleistet haben."


    Mit dieser Meinung stand der Senator sicher nicht alleine da. Im wichtigsten Gremium des Reiches, das viele tausend Quadratkilometer umfasste, derart ausgezeichnet zu werden, stand nur wenigen Römern zu. Mit Sicherheit würde der Legatus Legionis der Legio XXII Deiotariana einen Weg außerhalb des Conventus finden seinen Stab handlungsfähig zu halten und sei es mit dem Octavius als Tribunus Angusticlavius. Die Öffentlichkeitswirkung des Conventus sollte man nicht unterschätzen.

  • Nach den Erklärungen von Aelius Quarto hätte Macer eine Weile über eine Antwort nachdenken müssen, doch da sich nun auch Germanicus Avarus einschaltete, konnte er ersten in Ruhe nachdenken und sich zweitens auch mit dessen Aussagen befassen.


    "Nun, so gesehen stellt sich dann auch die Frage, warum wir ihn zum Ritter machen, wenn wir es nicht nutzen wollen. Der Ritterstand an sich bringt dem Reich keinen Vorteil. Erst dadurch, dass er damit zum Offizier werden kann, eröffnen sich neue Möglichkeiten." Er machte eine kurze Pause und warf einen Blick zu den anderne militärsch erfahrenen Männer in der Runde. "Wenn ich die Worte von Aelius Quarto richtig deute, hatte der Mann den Posten des Primus Pilus auch weniger aufgrund seiner Verdienste als aufgrund der besonderen Situation. Dann soll es uns nur Recht sein, wenn er diesen herausgehobenen und wichtigen Posten verlässt und in die Reihe der Stabsoffiziere eintritt, von denen es immerhin mehrere pro Legion gibt." Junge ritterliche Offiziere waren immerhin wesentlich häufiger als junge Centurionen und konnten in gewisser Weise auch weniger Unfug anrichten.

  • Nachdem die Diskussion um die Ernennung des Octaviers schon eine Weile hin und her ging und bisher noch keine endgültige Entscheidung absehbar war, meldete sich auch Crassus noch einmal zu Wort. Ihm war diese Ernennung im Prinzip völlig egal, er hatte allerdings keine Lust sich noch Stunden mit einem Tribunen in irgendeiner Provinz zu beschäftigen:


    Ich sehe das ähnlich wie Purgitius Macer und pflichte ihm deshalb bei. Wir sollten diese Ernennung durchführen. Und so übertrieben ist die "Belohnung" er wandte sich bei diesen Worten an Avarus ja dann auch nicht. Schließlich gibt es in einer Legion nur einen Primus Pilus, aber dafür mehrere Tribune. Ich würde diese Ernennung, so sie denn vollstreckt werden sollte, eher als kleinen Schritt sehen, die, wie der Senator Purgitius schon erwähnte, im Zusammenhang mit der Ernennung zum Ritter nur logisch und konsequent ist. Damit dürfte sie keinesfalls etwas sein, dass göttliche Leistungen erfordert, sondern nur allzu richtig.

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