Was bisher hier geschah...

  • Crispus hatte Heilas Bestattung nicht groß angekündigt und so erschienen an jenem Tag auch nur wenige: Heilas Eltern Sigubald und Gisil waren dabei, Willigis und zwei seiner Gesellen, die auch den Grabstein in Rekordzeit angefertigt hatten, Morag, Gunda, ein paar Nachbarn, sowie Armin, Lucius und Crispus. Sie alle versammelten sich am Nachmittag im Hof des Hauses, wo Heila noch immer aufgebahrt lag.


    Gisil weinte still in sich hinein, während Sigubald eine trotzige Miene aufgesetzt hatte. Als er von Heilas Tod erfahren hatte, hatte er seinem Schwiegersohn zuerst Vorwürfe gemacht, dann jedoch eingesehen, dass es ein Unfall gewesen war, für den weder Crispus, noch sonst jemand im Hause Petronia etwas konnte.
    Morag wirkte eher etwas abwesend - für ihn war Heila nur eine Herrin von vielen gewesen, doch Gunda, die oft mit ihr zu tun gehabt hatte, wirkte ebenfalls ziemlich aufgewühlt.
    Willigis und seine Leute hatten ein ernstes Gesicht aufgesetzt, das sie sich für Beerdigungen aufhoben - sie waren bei solchen Veranstaltungen öfter dabei, denn sie bauten doch hin und wieder den ein oder anderen Grabstein und verschlossen das Grab nach der Beisetzung der Urne. Ebenso wirkten die Nachbarn, obwohl der eine oder andere sich neugierig umblickte - schließlich hatte Crispus noch selten einen zu sich nach Hause geladen.
    Schließlich stand die Familie Petronia in der ersten Reihe. Armin und Lucius hielten sich an den Händen und weinten, Crispus hatte die Hand seines Sohnes ergriffen. In seiner grauen Tunica, kombiniert mit einer braunen Toga und einem ungepflegten Äußeren (wie es bei römischen Bestattungen üblich war) gaben er ein sehr mitleiderregendes Bild ab.


    Nachdem sie einige Zeit vor der Toten gestanden waren, blickte sich Crispus um und sofort eilten Willigis und seine Männer, aber auch der schon etwas Ältere Sigubald herbei, um die Tote hinauszutragen. Willigis hatte ein Gestänge gezimmert, mit dem man das Totenbett leicht anheben konnte, sodass die Männer keine Schwierigkeiten hatten, Heila aufzuheben.
    Gunda ergriff die kleinen Hände der weinenden Knaben und so formierte sich ein kurzer, aber umso traurigerer Leichenzug.

  • Kaum war Crispus nach Hause gekommen und hatte die frohe Kunde verkündet (nämlich dass er das Connubium mit Heila erhielt und eine Karriere-Möglichkeit aufgetan hatte), verzog er sich ins Tablinium, wo er einen Brief aufsetzte - auf teures Papyrus, denn er war schließlich repräsentativ!


    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Duumvir Hadrianus Capitolinus - Curia Mogontiaci



    Decurio M Petronius Crispus Duumviri Num Hadriano Capitolino s. p. d.


    Wie ich feststellen musste, ist seit längerer Zeit keine Sitzung der Curia Mogontiaci, zu der alle Mitglieder des Ordo Decurionum geladen werden, abgehalten worden.


    Ich hätte allerdings einen Antrag, den ich schon mit dem Legatus Augusti pro Praetore besprochen habe: Es geht um das Abhalten von Wahlen zur Ermittlung der städtischen Magistrate. Die genauen Voraussetzungen und Förmlichkeiten sollten vom Ordo Decurionum gemeinsam festgelegt werden.


    Ich bitte dich also, eine Sitzung einzuberufen.


    Vide ut valeas


    [/FONT]


    Es dauerte geraume Zeit, bis er ihn korrekt formuliert hatte, dann jedoch nahm er seinen Siegelring, den er sich vor kurzem hatte anfertigen lassen und drückte ihn in das naturbelassene Wachs - das sah zwar nicht so schön aus wie ein rotes, staatliches Siegel - dafür war es jedoch billig und praktisch, weil es mit jeder Kerze gemacht werden konnte.


    "Gallicus, bring das zur Curia der Stadt!"


    rief er dann, woraufhin Morag erschien und sich auf den Weg machte.

  • Crispus kam gerade von einem Gang in die Stadt - er hatte sich eine neue Tunica in leuchtendem Blau gekauft. Im Innenhof seines Hauses war Morag gerade damit beschäftigt, Armin das Lesen und Schreiben beizubringen. Crispus hatte seinem Sklaven befohlen, den Jungen ein wenig zu unterrichten, denn ein gebildeter Sklave war wertvoller als einer, der nur Muskelkraft bieten konnte. Sie waren wohl gerade dabei, das Alphabeth zu üben, denn gemeinsam starrten sie auf den Boden, wo Morag Buchstaben in den Sand geritzt hatte, die Armin vorlesen musste.


    Crispus ging weiter und kam zu der Bank, auf der er so oft saß. Lucius lag darauf und schien lustlos etwas zu schreiben. Schreiben? Lucius lernte doch ebenfalls erst die Buchstaben, wie konnte er da schreiben? Der ehemalige Centurio kam näher und sah, was sein Junge da tat. Lucius schien ununterbrochen die gleichen drei Buchstaben in seine Tafel zu ritzen: Q U I Q U I Q U I...


    "Was machst du denn da?"


    fragte er verwirrt. Er war einst auch in die Schule gegangen, doch er erinnerte sich nicht mehr an die Lehrmethoden: Zuerst Buchstaben, dann Silben, dann Wörter, am Ende Sätze. So wurde vorgegangen seit Jahrzehnten und Jahrhunderten. Und damit fuhr man scheinbar ganz gut.


    "Ich hab' 'ne Strafarbeit gekriegt. Xanthippus hat -


    Crispus schnitt ihm das Wort ab. Er stemmte die Fäuste in die Seite.


    "Red' nicht so respektlos von deinem Lehrer. Er ist ein gebildeter Mann! Und warum hast du überhaupt eine Strafarbeit bekommen?"


    Lucius sah auf und blickte seinen Vater verwirrt an.


    "Antonius hat mir die Geschichte vom untoten Quintus erzählt. Dabei hat uns Xanthippus erwischt. Hat's diesen Quintus wirklich gegeben?"


    "Ihr habt also nicht aufgepasst! Schämen solltest du dich was! Ich zahle einen Haufen Schulgeld und du passt nicht auf? Wenn ich sowas nochmal höre, setzt's was!"


    Crispus marschierte davon in sein Cubiculum, um die Tunica, die er gekauft hatte, in die Kleidertruhe zu legen. Sein Sohn war also auch einer von der unaufmerksamen Sorte! Er erinnerte sich noch genau an jene Probati, die geglaubt hatten, während dem Unterricht alles mögliche tun zu können! Aber denen hatte der vitis schon Disziplin eingebläut - und seinem Sohn würde er das auch noch abgewöhnen!

  • [Blockierte Grafik: http://img264.imageshack.us/img264/5037/arminyv6.jpg] | Armin


    Armin war den ganzen Morgen von Morag mit dem blöden Alphabeth geärgert worden. Er hatte keine besonders große Lust, diese komischen Buchstaben der Römer zu lernen - seine Eltern hatten so etwas auch nie gemacht! Doch der Herr wollte es so, also wurde es so gemacht. Und eigentlich konnte er sich alles das auch gut merken - trotzdem machte es keinen Spaß!


    Nun war Morag jedoch damit beschäftigt, den Hof zu kehren und Armin hatte sich auf die Bank gesetzt und wartete auf Lucius, seinen liebsten Spielgefährten. Seit Lucius in die Schule gehen musste, hatten sie viel weniger Zeit zu Spielen. Außerdem hatte Lucius diese komischen anderen Jungs kennen gelernt, mit denen er seine Vormittage verbrachte. Er war sogar schon einmal zu diesem ominösen Mucius gegangen und Armin hatte den ganzen Nachmittag allein herumsitzen müssen!


    Doch heute quietschte die Tür tatsächlich und der kleine Lucius kam mit einer kleinen Tasche, in der er seine Tabula, sein Schreibzeug und sein Mittagessen transportierte. Diese flog schnell in die Ecke und schon waren die beiden Jungen beieinander.


    "Lucius, gut dass du da bist! Es is' soo langweilig!"


    begrüßte Armin Lucius. Dieser seufzte.


    "Xanthippus war heute auch wieder ganz schlimm. Wir mussten den ganzen Morgen Wörter schreiben! Aber ich kann jetzt schon meinen Namen!"


    Armin konnte seinen Namen schon längst schreiben, sagte es aber nicht. Lucius war immer neidisch, wenn Armin etwas besser konnte und das geschah oft, denn Armin war drei Jahre älter als der Hauserbe. Statt weiter über die Schule zu reden (eigentlich war Armin in dieser Sache neidisch auf Lucius, denn er musste oft den halben Vormittag arbeiten und die andere Hälfte auch lernen), berichtete er von seinem neuesten Plan:


    "Gut! Du, ich muss dir was erzählen. Aber leise!"


    Er blickte sich verschwörerisch um und ging mit Lucius zur Bank, wo Morag sie nicht hören konnte. Dann begann er


    "Gunda hat Pasteten vom Metzger gekauft. Sie sind im Lager - ich hab's genau geseh'n! Und ich hab' so Hunger und das Abendessen ist noch sooo lange hin! Hast du net auch Hunger?"


    Lucius sah Armin verwirrt an. Eigentlich sah er in gewisser Weise zu ihm auf, doch bei seinen Streichen war er nicht immer sofort Feuer und Flamme - zumal er wusste, dass sein Vater dies äußerst missbilligte!


    "Naja, ich weiß nicht..."


    antwortete er daher und blickte zu Boden. Doch Armin ergriff ihn am Arm.


    "Komm, das wird ganz leicht! Ich hab's mir schon überlegt: Wir geh'n um das Haus 'rum und ich heb' dich hoch und du kletterst durch's Fenster rein! Gunda is' in der Küche, aber sie putzt und kommt bestimmt nicht rein!"


    Er hatte sich alles genau überlegt. Das Fenster war ziemlich klein, daher musste Lucius hinein. Da es ziemlich weit oben war, musste er ihn außerdem hochheben - Lucius packte Armin noch nicht ganz. Es war ganz einfach und schon würden sie zusammen leckere Pasteten naschen können!


    Doch Lucius wirkte wenig überzeugt. Er sah Armin kritisch an. Scheinbar hatte er Angst!


    "Lucius, das is' ganz einfach! Und dann essen wir die Pasteten hinter'm Haus und kommen wieder und keiner merkt's! Oder hast du Angst? Du bist doch kein Angsthase!"


    Armin wusste, dass Lucius das niemals auf sich sitzen lassen konnte. Dennoch zögerte er.


    "Nein, aber..."


    "Dann machen wir's! Los, komm!"


    Er ergriff Lucius' Hand und lief los. Sie meldeten sich bei Morag ab und behaupteten, sie würden in die Stadt gehen. Das war in Ordnung, solange sie zusammen blieben und Crispus hatte es erlaubt. Kaum hatten sie jedoch die Tür hinter sich zugezogen, da liefen sie auch schon um das Haus herum bis zum dem Fenster, hinter dem die Speisekammer des Hauses lag.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

  • Da Petronius Crispus gerade im Garten saß und Morag nirgends zu sehen war, trat der ehemalige Primus Pilus selbst an die Tür und öffnete. Als er Caecilius Metellus erblickte, war er angenehm überrascht - der Vertragsabschluss ging schneller, als er erwartet hatte!

  • Ah, sehr gut, tritt ein!"


    meinte Crispus und bat den Magister Iurius und Comes herein. Er führte ihn durch den Garten direkt ins Tablinium, das er inzwischen ein wenig eingerichtet hatte. So sah es dort inzwischen ganz passabel aus, während im Garten noch immer deutliche Spuren der Vernachlässigung des Gebäudes zu sehen waren (obschon Morag den Garten inzwischen ganz ordentlich gepflegt hatte).


    "Du entschuldigst das Aussehen meines Hauses - ich habe es erst vor kurzem gekauft und muss es noch renovieren!"


    erklärte er sicherheitshalber - er wollte ja bei Caecilius Metellus keinen schlechten Eindruck hinterlassen!


    Als sie das Tablinium betreten hatten, bot Crispus dem Gast den Platz für Besucher an und setzte sich ebenfalls.


    "Dann können wir uns den Vertrag ja einmal ansehen."

  • [Blockierte Grafik: http://img55.imageshack.us/img55/7766/luciuspetroniuscrispuskex5.jpg]|Lucius Petronius Crispus

    Zitat

    Original von Armin
    [...]


    Lucius war gar nicht wohl bei dem Gedanken daran, in sein eigenes Haus einzubrechen, aber andererseits wollte er vor Armin nicht als Feigling dastehen. Außerdem waren die Pasteten sich sehr lecker und was sollte schon passieren?


    So eilten sie um das Haus herum und standen endlich vor dem Fenster, das sich in einer schier unerreichbaren Höhe von einem Passus. Allein wäre Lucius wohl gerade mit den Fingerspitzen an des Sims gekommen, doch wenn Armin ihn hochhob, würde es klappen können. Dennoch wurde er nun etwas nervöser und schluckte.


    "So, komm! Ich mach' Räuberleiter!"


    erklärte Armin und stellte sich bereits in Ausgangsposition unter das Fenster. Lucius war sich wieder überhaupt nicht sicher, doch Armins erwartungsvolles Gesicht zwang ihn, doch in die zusammengelegten Hände zu steigen und sich von dem drei Jahre älteren Jungen hinaufkatapultieren zu lassen.


    Er ergriff eine abgebrochene Metallstange. Offensichtlich war das schmale Fenster früher vergittert gewesen (obwohl schon der kleine Lucius Schwierigkeiten hatte, hindurchzukriechen). Aus irgendeinem Grund war das Gitter jedoch herausgerissen worden - vermutlich von echten Einbrechern.


    "Geht's?"


    fragte Armin von unten und blickte an seinem Spielgefährten hoch. Dieser sah nach unten, dann wieder auf das kleine Loch, durch das er sich zwängen sollte. Im Innern des Raumes stand ein Sack direkt unter dem Fenster, der vermutlich Getreide enthielt. Ansonsten standen ein paar Regale herum und am anderen Ende des Raumes, direkt neben der Küche standen auch die begehrten Pasteten. Sie dufteten durch den ganzen Raum.


    "Ja, aber psst jetzt!"


    antwortete er schließlich, denn nun hörte er Gundas Summen aus der Küche - wenn auch stark gedämpft.


    Dann ging es los: Er griff in das Fenster und zog sich mit einem Ruck hoch. Er musste einen Aufschrei unterdrücken: Die abgebrochene Metallstange hatte sich in seinen Magen gebohrt - auch wenn sie ihn wohl nicht verletzt hatte. Rasch kletterte er vorwärts, bemüht, den beiden Metallstangen nicht zu nahe zu kommen. Endlich hatte er es geschafft und plumpste in den Raum. Glücklicherweise dämpfte der Aufschlag auf den Mehlsack das Geräusch, doch seine Tunica blieb doch am rechten Metallstumpf hängen und riss mit einem *Ratsch* bis zum Saum auf.


    Lucius lag auf dem Sack und blickte nach oben. Das Loch war auf einmal verdammt weit oben. Dann untersuchte er sich: Er hatte von den beiden Metallteilen zwei schöne, rot leuchtende Kratzer auf dem Bauch bekommen, dazu war seine Tunica kaputt. Ansonsten war er jedoch heil. Also weiter.


    Leise schlich er sich durch den Raum und nahm sich zwei Pasteten, wie die beiden Jungen es ausgemacht hatten. Dann der Weg zurück - der leichte Teil war getan. Er kletterte auf den Mehlsack und sah aus dem Fenster. Armin stand unter und hielt die Hände auf.


    "Gib her! Dann kannst du besser 'rausklettern!"


    sagte er und Lucius gab seine Pasteten ab. Dann versuchte er, sich an den Metallstangen festzuhalten und hochzuziehen. Mit den Füßen wollte er sich an der Wand abstützen, doch er rutschte immer wieder ab.


    "Ich komm' nicht hoch!"


    erklärte er Armin ängstlich. Was, wenn er nicht herauskam? Was würde Gunda sagen? Und was würde erst sein Vater davon halten? Plötzlich hatte Lucius große Angst.


    "Armin, was soll ich machen?"


    fragte er nun etwas leiser, denn plötzlich hatte er Angst, Gunda würde ihn hören. Armin blickte nach oben und meinte nur


    "Stell' dir 'was hin! 'Ne Kiste oder so, wo du draufsteigen kannst!"


    Lucius sah sich um. Tatsächlich gab es hier ein paar Kisten, doch die einzige, die groß genug war, sah ziemlich schwer aus. Doch er musste es versuchen - er konnte ja nicht ewig hier drin bleiben! Also ging er wieder durch den Raum zu der Kiste und versuchte, sie irgendwie anzuheben. Sie war zu schwer. Vorsichtig öffnete er sich: Darin lagen Werkzeuge - offensichtlich hatte er die Werkzeug-Kiste gefunden. Vorsichtig nahm er ein paar Werkzeuge heraus und versuchte es erneut. Diesmal gelang es ihm mit ein wenig Anstrengung, die Kiste zu heben - doch nur an einer Seite, denn er war zu klein, um beide Enden zu greifen! Er schlich zum Fenster zurück und blickte hinaus.


    "Armin, die Kiste ist zu schwer! Ich kann sie nicht heben!"


    "Dann zieh se halt!"


    antwortete Armin prompt, der langsam etwas ungeduldig wurde, wie es schien. *Der hat ja gut warten!*, dachte sich Lucius und schlich zur Kiste zurück. Vorsichtig hob er eine Seite der Kiste an und zog daran. Nichts tat sich. Lucius zog fester und tatsächlich bewegte sich die Kiste, knirschte allerdings ziemlich über den Boden. Lucius lauschte. Gundas Singen hatte aufgehört. Trotzdem musste er es noch einmal versuchen. Wieder stemmte er sich gegen den Boden und zog und diesmal machte die Kiste einen ganzen Satz, sodass Lucius nach hinten auf den Boden fiel.


    Mit einem Knall fiel die Kiste zu Boden, woraufhin Lucius Schritte in der Küche hörte. Dann wurde die Tür aufgerissen und Gunda sah Lucius ins Gesicht. Sie wirkte fast ein wenig schockiert.





  • Tiberius folgte seinem Gastgeber durch dessen Behausung, und als er die Unordnung erblickte und die Enschuldigenden Worte des Petroniers vernahm musste er schmunzeln. Die Probleme mit dem Renovieren waren ihm nur zu gut bekannt.


    "Oh, das kenne ich. Auch ich musste mein hie rneu erworbenes Heim zunächst renovieren lassen, was dazu führte dass es für einige Wochen quasi unbewohnbar war."


    Im Tablinum schließlich setzte Tiberius sich auf den ihm angebotenen Platz und zog den Vertrag hervor.


    "So, ich habe diesen einfachen Vertrag aufgesetzt, mangels großartiger Sonderverinabrungen ist er recht verständlich würde ich sagen. Du brauchst lediglich dort unten zu unterzeichnen."



    Kaufvertrag
    zwischen
    Tiberius Caecilius Metellus
    (Käufer)
    und
    Marcus Petronius Crispus
    (Verkäufer)


    Hiermit wird folgender geschäftlicher Abschluss bestätigt:


    Der Verkäufer verpflichtet sich, dem Käufer Werkzeug zu einem Preis von fünfzehn Sesterzen für jede Werkzeugkiste zu verkaufen.


    Bei Unterzeichnung erlangt dieser Vertrag Gültigkeit vor dem Gesetz. Unterzeichnet am:
    ANTE DIEM III ID SEP DCCCLVIII A.U.C. (11.9.2008/105 n.Chr.)




    [Blockierte Grafik: http://img518.imageshack.us/img518/7775/sigmetellnc1.png]
    (Tiberius Caecilius Metellus)


    ________________________________
    (Marcus Petronius Crispus)

  • Crispus nahm den Vertrag schweigend entgegen und las ihn durch. Von der Ausschließlichkeit als Lieferant war nichts geschrieben, was möglicherweise eines Tages günstig sein würde. Aber andererseits hatte er auch nicht vor, den Caecilier übers Ohr zu hauen. Also nahm er sein Schreibgerät zur Hand und schrieb seinen Namen auf den Vertrag.



    Kaufvertrag
    zwischen
    Tiberius Caecilius Metellus
    (Käufer)
    und
    Marcus Petronius Crispus
    (Verkäufer)


    Hiermit wird folgender geschäftlicher Abschluss bestätigt:


    Der Verkäufer verpflichtet sich, dem Käufer Werkzeug zu einem Preis von fünfzehn Sesterzen für jede Werkzeugkiste zu verkaufen.


    Bei Unterzeichnung erlangt dieser Vertrag Gültigkeit vor dem Gesetz. Unterzeichnet am:
    ANTE DIEM III ID SEP DCCCLVIII A.U.C. (11.9.2008/105 n.Chr.)




    [Blockierte Grafik: http://img518.imageshack.us/img518/7775/sigmetellnc1.png]
    (Tiberius Caecilius Metellus)


    [FONT=cataneo bt, amaze]M Petronius Crispus[/FONT]
    (Marcus Petronius Crispus)


    Damit schob er das Schriftstück in Metellus' Richtung.


    "Hast du eine Abschrift gemacht, damit wir beide ein Exemplar haben?"


    Wer wusste schon, ob dieser Vertrag eines Tages noch gebraucht werden würde?

  • "Oh, aber natürlich." antwortete Tiberius und holte ein weiteres chriftsück hervor, bei dem es sich bei genauem Hnsehen um eine Kopie des ersten Schriftstücks handelte. Er reichte es an den Petronier.


    "Das wäre dann dein Exemplar."


    Damit nahm er das soeben unterzeichnete an sich und rollte es zusammen.

  • Auch das zweite Exemplar wurde selbstverständlich von Crispus unterschrieben, dann nahm er es zu sich. Einen Augenblick überlegte er - ob er Metellus noch zum Essen einladen sollte? Andererseits hatte er nichts besonderes im Hause, da er es noch immer gewohnt war, einfache Kost zu sich zu nehmen - das Leben als Soldat ließ sich eben nicht so einfach abstreifen!


    "Dann...wären wir also beide zufrieden, oder?"


    Er nahm sich vor, eine Truhe anzuschaffen, in der er alle wichtigen Dokumente verstauen konnte. Früher oder später würde er sie benötigen - insbesondere, falls sein Geld sich vermehren würde.

  • Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    ...


    Crispus war gerade aus dem Tablinium gekommen, wo er einen Brief an einen alten Kameraden geschrieben hatte, als er aus der Küche etwas hörte, das wie ein Verhör klang. Er trat näher und lauschte vorsichtig an der Tür.


    "Wo sind die Pasteten, Lucius?"


    Keine Antwort erfolgte. Aber offensichtlich hatte Lucius irgendetwas angestellt. Dieser Junge hatte wirklich nur Unsinn im Kopf! Crispus riss die Tür auf und stellte fest, dass Lucius in der Tür stand, Gunda davor. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt, während Lucius wie ein Häuflein Elend wirkte - oder genaugenommen schuldbewusst. Das war wohl eine Aufgabe für den Hausherrn...


    "Was ist hier los?"


    donnerte der alte Petronier und blickte sich um, wie er es schon oft in Legionärsunterkünften getan hatte, aus denen nach der Nachtruhe noch Öllampen-Schein gekommen war.


    Gunda blickte sich um. Sie wirkte, als wäre sie froh, dass Crispus sich einmischte.


    "Dein Sohn hat zwei Pasteten geklaut, Domine!"


    Zwei Pasteten? Das war für ihn zwar kein allzu großer Verlust, dennoch wollte er es in keinem Fall dulden, dass sein Sohn zum Dieb wurde. Heute waren es Pasteten, morgen Geld, übermorgen würde er noch aufgeknüpft werden! Ein Römer stahl nicht!


    "Lucius, wo sind die Pasteten?"


    fragte Crispus ruhig, aber kalt und trat auf seinen Sohn zu, der noch zu schrumpfen schien. Es war offensichtlich, dass er schuldig war, also konnte er sich diese Frage schon einmal sparen. Lucius sah aus, als würde er jederzeit in Tränen ausbrechen können, dann stammelte er


    "A...Armin hat sie."


    Crispus blickte sich um. Er konnte keinen Armin sehen. Log sein Sohn ihn hier etwa an, um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen? Das war etwas, was der alte Centurio noch mehr hasste als das Begehen eines Vergehens!


    Schneller, als wohl irgendwer erwartet hätte, zuckte Crispus' Hand vor und schlug seinem Sohn auf die Wange, sodass ihm ein entsetzter Schrei entfuhr. Dann jedoch begann er zu weinen. Auch Gunda wirkte etwas überrascht.


    "Ein Römer lügt nicht!"


    erklärte Crispus, als wäre das die Begründung für den Schlag gewesen. Dann wiederholte er seine Frage.


    "Wo sind die Pasteten? Hast du sie aufgegessen?"


    Unter Tränen und sich die brennende Wange haltend, schluchzte Lucius


    "A-armin hat - sie, Papa! Schau' - doch - a-am Fenster!"


    Crispus ließ seinen Sohn stehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Sohn ihn trotz seiner Ermahnungen anlog. Langsam ging er durch den Lagerraum und stellte dabei erbost fest, dass Lucius bei seiner Diebesaktion auch noch alles unordentlich gemacht hatte. Dann kam er zum Fenster und sah hinaus. Niemand war zu sehen. Er fuhr herum.


    "Da is' niemand, Lucius!"


    Der kleine Lucius blickte nun unter seinen Tränen auch noch verzweifelt aus. Offensichtlich war der Kleine verschlagener, als Crispus vermutet hatte. Er ging erneut auf seinen Sohn zu und packte ihn.


    "Sag mir, was du mit den verdammten Pasteten angestellt hast!"


    herrschte er ihn an. Er war wirklich sauer auf seinen Jungen. Stehlen - Lügen - für dumm verkaufen - das war zu viel! Doch Lucius weinte nur noch mehr und schien gar nichts mehr sagen zu wollen. Dann kam also auch noch mangelnde Tapferkeit dazu.


    Er setzte sich auf die Kiste, die noch immer mitten im Raum stand, packte Lucius und legte ihn übers Knie. Er schlug seinem Sohn auf dem Hintern, während er laut erklärte


    "Ein Römer stiehlt nicht, ein Römer lügt nicht, ein Römer ehrt seinen Vater!"


    Mit jedem Schlag wurde das Weinen des Jungen lauter, doch Crispus war sich sicher, dass nur handfeste Erinnerungshilfen ein Kind so formen konnten, wie es notwendig war, um aus ihm einen aufrechten Römer zu machen. Als er endlich befand, dass Lucius genug hatte, stand er auf und verließ die Kammer. Während er die Tür zuzog, meinte er nur


    "Ein Römer hält Ordnung - räum das wieder auf!"


    Dann zog er die Tür zu und meinte zu Gunda


    "Lass' ihn erst 'raus, wenn alles wieder wie zuvor ist!"


    Dann ging er in den Garten. Seine Stimmung für diesen Tag war dahin - sein Sohn war missraten! Aber das würde er ihm schon noch austreiben...

  • "Na, das hoffe ich doch - ich für meinen Teil bin es und freue mich auf rege Geschäftsbeziehungen mit dir."


    Er erhob sich von seinem Platz zum Zeichen, dass er diese Sache als geregelt ansah.


    "Ich muss mich nun auch schon wieder verasbchieden, das Officium ruft."

  • Nach dem Besuch der Bibliothek wusste Crispus einigermaßen, was er an der aktuellen Gesetzeslage für verbesserungswert hielt. Und er wusste auch, wie er etwas ändern konnte: Schon lange hatte er mit dem Gedanken gespielt, seinen Patron wieder einmal zu kontaktieren. Und das war ein hervorragender Anlass, denn er musste ihn sowieso informieren, dass er kein Soldat mehr war.


    Also holte er einen Papyrus-Bogen hervor, den er aber wieder weglegte, weil ihm einfiel, dass eine Tabula wohl wesentlich robuster war und den Weg nach Italien wohl besser überstand.

    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Q Tiberius Vitamalacus - Legio I Traiana - Mantua



    M Petronius Crispus patrono suo Q Tiberio Vitamalaco s. p. d.


    Ich habe Dir schon seit vielen Jahren nicht mehr geschrieben, wofür ich mich sehr entschuldigen muss. Es gab viele Gründe dafür: kaum Anlässe, Deine Beteiligung am Kriegszug gegen die Parther, meine Vergesslichkeit. Heute schreibe ich Dir aber endlich und teile Dir mit, was seit meinen letzten Briefen passiert ist.


    Politisch gab es wenig Neues hier in Germania (was man nicht sowieso durch die Acta Diurna erfährt, die Du sicher viel zeitiger zu lesen bekommst). Für die Legion gab es allerdings viele Änderungen: Mein Optio Artorius Reatinus hat es zum Praefectus Castrorum gebracht, andere sind in den Centurionenrang aufgestiegen. Ich selbst habe vor einiger Zeit mein Jahr als Primus Pilus absolviert und bin dann in den Ruhestand gegangen. Jetzt lebe ich als Decurio der Stadt Mogontiacum ein etwas geruhsameres Leben und habe Zeit für meinen Sohn.
    Du weißt wahrscheinlich nicht von ihm, aber bereits während meiner Dienstzeit hat mir eine junge Frau aus der Stadt einen Sohn geschenkt. Ich habe ihm den Namen Lucius Petronius Crispus gegeben - nach dem verstorbenen Imperator Caesar Augustus. Er ist inzwischen schon ein richtiger kleiner Junge und besucht eine örtliche Schule. Die Frau, mit der ich das Connubium erhalten hatte, ist jedoch leider verstorben. Ich habe aber Sklaven, die sich um meinen Sohn kümmern können, wenn ich mich um meine Geschäfte kümmere.
    Inzwischen habe ich beschlossen, mich stärker für die Stadt zu engagieren und werde im nächsten Jahr als Magistratus für Mogontiacum kandidieren. Die Soldaten haben dabei kein Wahlrecht, deswegen wird es wohl ein aufwändiger Wahlkampf werden. Falls du weitere Klienten in Mogontiacum hast, wäre ich Dir sehr für Deine Unterstützung dankbar. Ich bin jedenfalls guten Mutes, dass ich den Wahlsieg erringe.


    Im Zuge meiner Bewerbung um das städtische Amt bin ich auch auf die Gesetze zur Verwaltung gestoßen. Dort habe ich einiges bemerkt, was ich für unpassend und ungünstig halte. Ich dachte, ich erzähle es Dir, weil Du als Senator sicherlich Möglichkeiten hast, das besser zu überprüfen oder zu ändern: Es ist die sogenannte Lex Provincialis, die Sachen festlegt, die teilweise überholt sind und teilweise einfach unpassend: Ich denke, dass es keinen Sinn macht, dass beispielsweise die Duumviri und Magistratii unter Aufsicht des Comes gewählt werden. Der Ordo Decurionum hat nach diesem Gesetz auch keine Bedeutung. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Dir das Gesetz einmal ansiehst und überprüfst, was dabei sinnvoll ist und was nicht.


    Wenn ich übrigens irgendetwas für Dich tun kann, dann schreib mir bitte!


    Dein immer noch treuer Klient

    [/FONT]


    Einen Moment überlegte Crispus, ob das alles ordentlich war, las den Brief noch einmal und beschloss, dass er gut gelungen war. Daher holte er Morag und ließ den Brief in der Stadt beim Cursus Publicus abgeben.

  • Morag hatte, als er vom Markt zurückgekehrt war, bekannt gegeben, dass die Regio-Verwaltung einen Termin für die Wahlen gefunden hatte. Crispus hatte dies jedoch mit eigenen Augen sehen wollen, daher war er selbst aufgebrochen und hatte nachgesehen. Er hatte aufgestöhnt, als er festgestellt hatte, dass seine Kandidatur beim Comes doch in falschen Händen war und nun doch die Stadtverwaltung der Ansprechpartner war, doch nach einem weiteren Brief war er sich nun sicher, dass er sich ordnungsgemäß um die Kandidatur beworben hatte.


    Als er nach Hause zurückkehrte, beschloss er, nun endlich seinen Wahlkampf zu planen. Er ging in sein Tablinium und verschloss die Tür, dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und legte eine Tabula vor sich. Es war wirklich absolut schade, dass Soldaten nicht wählen durften, denn dort hätte er mit Sicherheit eine große Anhängerschaft gehabt. In der Stadt sah es anders aus: Die letzte Debatte in der Curia hatte gezeigt, dass die Ansichten vieler Zivilisten oft nicht gerade mit den seinen zusammenpassten. Aber was wollten die Bürger der Stadt? Was tat man, um gewählt zu werden?


    Er begann, ein wenig nachzudenken, zu versuchen, sich in diese Menschen, die niemals die Schule des Lebens durchlaufen hatten, hineinzudenken...


      [*]Brotspenden
      [*]Bestechung
      [*]Spiele
      [*]Wahlrede
      [*]Werbung


    Es dauerte eine ganze Zeit lang, ehe Crispus diese Punkte auf seiner Tabula zusammengefunden hatte. Bestechung war eine gefährliche Sache, daher fragte er sich, ob Spiele nicht besser waren. Spiele wiederum waren allerdings ziemlich, ziemlich teuer. Eine Wahlrede musste er aber auf jeden Fall halten! Den Rest würde er später entscheiden...

  • Crispus begann damit, an seiner Wahlrede zu feilen. Die üblichen Dinge wie Tüchtigkeit, Biografie und Vaterland waren leicht gefunden, doch er wollte etwas bieten, was ihn von anderen Kandidaten unterschied. Was konnte er da bieten? Was konnte er überhaupt verändern, wenn er erst Magistratus war? Da war die Frage, was er dann für eine Aufgabe erhalten würde. Würde er mit den Bauarbeiten der Stadt beauftragt werden? Das würde Sinn ergeben, hatte er doch bei der Legion eine gewisse Erfahrung gewonnen. Und die Brücke stand ja immer noch aus...und war das etwas, was er sich aufs Banner schreiben konnte? Eigentlich war es nicht seine Idee, daher war es natürlich schwierig. Andererseits...was wussten die einfachen Bürger schon davon? Andererseits durfte er den Einfluss seiner Mit-Decurionen nicht unterschätzen. Sie würden wohl letztendlich entscheiden, wer gewählt wurde, und wer nicht!
    Nein, er brauchte eine neue Idee! Eine Sanierung der Thermen vielleicht? Sie waren inzwischen auch schon etwas älter...


    Crispus war den Stylus auf den Schreibtisch. Diese Angelegenheit verschob er besser. Blieb der nächste Punkt, den er angreifen konnte: Werbung! Wo konnte er wohl Leute für sich gewinnen? Die Steinmetze der Stadt? Willigis war auf seiner Seite, aber es gab zumindest noch einen bei der Freya Mercurioque. Und würden die ihn unterstützen? Er musste in jedem Fall versuchen, die Soldaten einzusetzen, die ihm relativ treu waren. Vielleicht sollte er vorerst mit Reatinus sprechen. Oder sollte er den Legatus Augusti pro Praetore bitten, ihn zu empfehlen? Das würde sicherlich etwas bringen für die Rom-treuen Stadtbewohner. Aber Crispus fürchtete um die Stimmen der Germanen...würden sie einen so eingefleischten Römer wählen? Männer wie Duccius Lando oder Hadrianus Capitolinus waren wohl ihre Rädelsführer - vielleicht sollte er versuchen, sich mit ihnen gut zu stellen! Ja, er beschloss, ein paar Leute zum Essen einzuladen und zugleich Kontakt mit Reatinus aufzunehmen. Je früher, desto besser!

  • Nach kurzer Suche fand Lucius sein Ziel und gab an der Porta eine Schriftrolle ab.


    An
    Marcus Petronius Crispus
    Mogontiacum, Germania


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    Salve, mein alter Freund. Zu lange ist es her, dass ich von mir hören ließ. Du wirst mittlerweile Primipilaris sein. Ich bin mir nicht mal sicher, ob dich dieser Brief in Germania oder sonst wo erreicht haben wird.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal mehr, ob ich vor oder nach dem Partherfeldzug das letzte Mal schrieb. Auf die Gefahr hin, dass es dich vielleicht gar nicht interessiert, wollte ich dir ein wenig davon erzählen. Wie du weißt, kämpfen die Parther meist zu Pferde. Das stimmt auch und wir haben feststellen müssen, welche hervorragende Taktik das doch ist, die sie andwenden. Um ihre Reitkunst sind sie zu beneiden. Die Reiterei der Barbaren bei euch im Norden, die Germanen, genießt ja auch den Ruf, hervorragend zu sein. Ebenso ist die parthsche. Wie Geister tauchten sie nachts auf, überfielen uns, schossen unsere Zelte und Vorräte in Brand und verschwanden wieder. Du kannst dir vorstellen, dass die Männer das auf die Dauer nicht verkraften. Überhaupt litten wir Hunger und Durst während des Feldzugs.


    Mehrere Schlachten haben wir mitgemacht. Als Primipilus, der du auch warst, wirst du mich wohl am besten verstehen, wenn ich dir über die Schlacht bei Edessa berichte. Bei Mars und Iuppiter, Bruder, was haben wir uns da behauptet. Ich sagte eben, dass die Parther gute Reiter sind. Dort aber schickten sie uns Infanterie entgegen. Ziemlich wilde, großgewachsene Barbaren mit Äxten bewaffnet. Auf unseren Adler hatten sie es abgesehen, kannst du dir das vorstellen. Noch heute packt mich die Wut, wenn ich daran denke. Und beinahe haben sie ihn uns auch entrissen. Aber meine Junge von der ersten Kohorte haben damals ziemlich gut gekämpft und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich damals auf sie war.


    Dass der Kaiser im Feldzug fiel, war eine Schande für uns. Und dass dieser Krieg ohne eine Entscheidung geblieben ist, ist unbefriedigend. Wenn du mich fragst, müsste man die Kampfhandlungen wieder aufnehmen. Wir müssten dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Ich denke, weder die Garde dürfte zufrieden mit dem sein, dass der Kaiser starb, noch die Prima noch die anderen Legionen, die teilnahmen. Die Rechnung ist und bleibt offen. Was denkst du, Bruder?


    Ich habe die Prima anschließend verlassen und bin nach Rom gegangen. Die fünfte Praetorianerkohorte ist mir derzeit unterstellt. Ein im Vergleich zu den Legionen vergleichsweise angenehmes Leben. Nicht, dass ich auf meine alten Tage noch weich werde, aber es ist dennoch mal erfreulich, wieder in Rom zu sein. Für mich jedenfalls, der hier geboren wurde und hier aufwuchs.


    Nun, Bruder, ich hoffe, du lässt was von dir hören. Schreib an die Castra Praetoria in Rom. Wenn du etwas von den Jungs aus unserem alten Contubernium hörst, grüße sie von mir.


    Mars mit dir, Bruder.
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    Lucius Artorius Avitus
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    KAL OCT DCCCLVIII A.U.C.

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