Der Mittag verlief ruhig, Crispus legte sich ein wenig hin, Lucius und Armin spielten zusammen Gladiatoren und Morag und Gunda plauderten ein wenig in der Küche. Als Crispus sich wieder erhob, rief er Lucius zu sich.
"Lucius, wir kochen heute! Komm!"
Der Junge schien ganz begeistert von der Idee - stellte es doch eine neue Erfahrung dar und würde es ihm ermöglichen, wieder einmal etwas mit seinem Vater zu machen. So kam er angesprungen und eilte voraus in die Küche
"Raus, raus! Wir kochen!"
rief er übermütig, als Crispus im Türrahmen erschien, wo er feststellte, dass Gunda ziemlich kritisch wirkte und die Stirn in Falten gelegt hatte, während Morag belustigt lächelte. Offensichtlich hatte er schon den einen oder anderen Becher Wein getrunken. Gunda fragte
"Meinst du, dass du das kannst, Crispus?"
"Na klar! Bei der Armee haben wir unser Essen immer selber gekocht - da wird so ein Ferkelchen doch kein Problem sein!"
Zwar hatte der alte Petronier in Wahrheit noch nie ein Festmahl zubereitet - bei der Legion gab es in der Regel Puls mit verschiedenen Einlagen, je nach Tageszeit süß oder deftig (wobei es in diesem Fall meist eher Fleischreste als echtes Fleisch waren) - doch im Grunde konnte es nicht so schwer sein, wenn Gunda das hinbekam.
"Naja, wenn du meinst...komm Morag, wir lassen die Herren mal in Ruhe kochen!"
meinte Gunda und erhob sich. Gemeinsam mit Morag verließ sie die Küche, wobei letzterer noch ein
"Viel Glück!"
zurückwarf. Dann fiel die Tür ins Schloss und Crispus und Lucius standen allein da. Er krämpelte die Ärmel seiner langen Tunica zurück und blickte seinen Sohn an, der erwartungsvoll zu ihm hochsah.
"Wie geht das?"
fragte er und Crispus zuckte mit den Schultern. Vielleicht sollte er erst einmal das Ferkel aus der Kammer holen. Dann musste er herausfinden, wo Gunda ihre Kräuter, Salz und sonstige Zutaten aufbewahrte. Das konnte ja Lucius machen!
"Hm, such' erstmal die Gewürze. Und Messer und so weiter. Und hol' am besten gleich noch Wasser!"
Crispus ging in die Speisekammer und fand das Schwein rasch. Es hing ordentlich an den Füßen befestigt an einer Stange. Glücklicherweise waren die Innereien geopfert worden, sodass im Grunde wenig zu tun war. Allerdings mussten noch die Borsten entfernt werden. Das konnte ja Lucius machen, während er selbst die Soße zubereitete! Er kam zurück und traf Lucius auf dem Boden sitzend an, verschiedene Töpfchen um sich herum verteilt, alle ohne Deckel, sodass man den kräuterigen Inhalt sehen konnte. Crispus bückte sich ächzend, hob zwei Töpfchen auf und schnupperte daran. Ganz klar: Weinraute und Minze. Das würde er in jedem Fall brauchen.
"Hol' lieber Wasser, Lucius! Und mein Rasiermesser in meinem Zimmer!"
Während der Kleine wegflitzte, räumte Crispus das Durcheinander auf dem Boden auf und probierte dabei alle Kräuter. Man konnte mit Fug und Recht sagen, dass Gunda eine sehr gut ausgestattete Küche hatte: Sogar Pfeffer hatte sie gekauft (wenn auch nur den etwas billigeren schwarzen)!