Was bisher hier geschah...

  • "Hm, ständig treibt sich der Junge irgendwo 'rum. Habt ihr keine Aufgabe für ihn hier?"


    kommentierte Crispus die Aussage von Gunda, doch diese erwiderte nichts. Wahrscheinlich hatte sie Recht: Irgendjemand musste ja einkaufen gehen! Und vielleicht irrte er sich auch einfach...


    Dann endlich kam Crispina. Sie wirkte völlig zerzaust, wahrscheinlich war sie gerade erst aufgestanden. Crispus sah zum Himmel, wo die Sonne bereits hoch stand - es war Nachmittag und Crispina lag in ihrem Bett! Das war nicht das, was er von einer jungen Römerin erwartete! Dass sie unter Kopfschmerzen litt, wusste er natürlich nicht, umso mehr ärgerte er sich über ihren harschen Tonfall.


    "Das hier is' Privatus, mein neuer Sekretär. Er wird hier wohnen - wo treibt sich eigentlich dein Gabriel schon wieder 'rum?"


    Vielleicht sollte Privatus auch diesen kennen lernen, schließlich war er nun ein Mitbewohner. Noch einmal musterte er Crispina: Ob ihr das germanische Klima nicht bekam? Irgendwie sah sie auch ein wenig blasser aus als sonst...

  • Crispina blickte zwischen den Anwesenden hin und her und schaute sich auch den neuen Sklaven an den ihr Onkel da neben sich stehen hatte. Nur deswegen hatte sie aufstehen sollen? Ihr Kopf pochte immer weiter und es schien nur noch schlimmer zu werden in der Gegenwart ihres Onkels, denn irgendwie wartete sie auf eine Schimpfsalve die doch sicher noch kommen würde.
    "Achso, ja willkommen," sagte sie etwas perplex ob der Vorstellung des Neuen und blickte ihren Onkel dann wieder unverständlich an. Was wollte er denn nun mit Gabriel? So ganz bekam sie das alles nicht auf die Reihe im Moment und runzelte ihre Stirn was aber mehr an den Kopfschmerzen als an etwas anderem lag, aber das konnte man ja nicht wissen.
    "Ich weiß nicht wo Gabriel ist, vielleicht irgendwo im Haus und hilft bei etwas," sagte sie wieder in diesem leicht harschen Tonfall, den sie selber nicht einmal bemerkte, aber sie wollte sich hinlegen, schlafen oder einfach nur versuchen diesem Pochen zu entkommen, denn davon konnte man ja förmlich wahnsinnig werden.


    Vor allem was sollte eigentlich die Anspielung mit "ihrem" Gabriel fragte sie sich einen Moment, doch wollte den Gedanken lieber nicht weiter ausführen oder etwas groß darauf erwidert, das würde nur wieder Ärger geben. "War das alles?" fragte sie dann und hoffte natürlich, dass er sie nun wieder einfach gehen ließ, vielleicht hatte er mit dem neuen Sekretär ja noch das ein oder andere zu bereden. Das er vielleicht nicht mit ihrem Ton konnte merkte sie nicht. Wenn man Kopfschmerzen hatte konnte man das ein oder andere schon einmal übersehen.

  • Offenbar bemerkte Privatus recht schnell, dass das Verhältnis zwischen Crispina und seinem neuen Herrn nicht das beste war, denn er zog die Augenbraue hoch und schmunzelte belustigt, als das Mädchen antwortete. Dies wiederum entging Crispus nicht, der sich vor seinem neuen Sklaven nicht blamieren und außerdem unverständlich klar machen wollte, wer der Herr in diesem Hause war.


    "Ich sag' dir schon, wenn ich dich nicht mehr brauche, junge Dame!"


    fuhr er deshalb ein wenig harscher zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Unglücklicherweise drohten derartige Machtproben stets seine Emotionen noch stärker anzuheizen, sodass ein neuer Streit am Horizont erschien.


    "Gunda, hilft Gabriel dir in der Küche?"


    fragte er dann plötzlich und wandte seinen Kopf der völlig überraschten Sklavin zu, die zuerst das Haupt senkte, dann jedoch meinte


    "Nein, Dominus."


    Der Blick des alten Centurios ging weiter zu Morag, dem die Angelegenheit bereits wieder etwas unangenehm zu sein schien, denn sein Kiefer mahlte angestrengt und sein Blick versuchte, einen Punkt in weiter Ferne zu finden.


    "Gallicus, hilft Gabriel dir?"


    "Nein, Dominus."


    "Wo steckt er dann? Du kannst deinem Sklaven sagen, dass er gefälligst im Haushalt mitzuhelfen hat, sonst steck' ich ihn nämlich in meinen Steinbruch als Arbeiter - wer bei mir 'was zu Essen will, der soll gefälligst auch arbeiten!"


    Ein kurzer Blick huschte zu Privatus, dem dieses Schauspiel eigentlich galt, dann jedoch zurück zu Crispina. Im Grunde tat der Alte dem Sklaven Unrecht, denn Gabriel arbeitete tatsächlich regelmäßig mit, wenn auch meist im Umfeld seiner Herrin und nicht dort, wo er Crispus ständig auffiel.


    Privatus hingegen schien all das wenig zu beeindrucken, denn sein Gesichtsausdruck wirkte weiterhin amüsiert und neugierig, was nun folgen würde.

  • Schnell wurde ihr Blick ein wenig verblüfft als er sie so anfuhr, wieder einmal, denn normal konnten die beiden sich anscheinend gar nicht unterhalten. Allerdings hatte sie heute einen guten Grund, dass sie mürrisch drauf war, denn ihr Kopf drohte nun erst recht zu platzen, denn nach seinem netten Ton pochte es dort drinnen nur noch mehr.
    Als er sie junge Dame nannte, dazu noch sein Ton wurde das Runzeln auf ihrer Stirn nur noch tiefer und auch flackerte wieder dieses wilde Leuchten in ihren Augen auf.


    Crispina schaute ihn einfach an, wie er da stand mit seinen überkreuzten Armen und seinem Blick den so manch einen sicher gerne entkommen wäre. Doch sie hielt ihm einfach stand und presste ihre Lippen ein wenig aufeinander, dass sie etwas an Farbe verloren. Was nun kam fand sie nun wirklich nicht witzig. Was sollte dieses Vorführen? Warum tat er das? Gabriel war ein guter Sklave und ihr Onkel musste sich hier nun nicht so aufspielen nur um seine Macht zu beweisen, das mochte sie gar nicht.


    Doch das mit dem Steinbruch war dann doch zu viel des Guten. „Kannst du mir eigentlich sagen was das Vorgeführe hier soll? Willst du deine ach so große Macht beweisen vor deiner Neuerwerbung oder was? “ zischte sie ihn an und kniff dabei immer wieder wegen der aufkeimenden Schmerzen die Augen zusammen. Doch aufgeben wollte sie nicht und wenn ihr Kopf deswegen wirklich noch platzen würde. „Gabriel wird sicher niemals…..niiiieeeemals in deinem Steinbruch arbeiten, denn er ist MEIN Sklave und nicht deiner und darüber habe ich zu bestimmen,“ meinte sie und vergas, dass sie da so ziemlich im Unrecht war, aber das spilte im Moment keine Rolle, denn hier galt es einfach nur zu zeigen, dass er keine Macht über sie hatte, auch wenn sie sich da mehr als nur täuschte. „Er ist ein guter Sklave und mir stets zu diensten und da ich heute meine Ruhe haben wollte schickte ich ihn aus meinem Zimmer, denn er muss nicht den ganzen Tag an meinem Tunikazipfel hängen. Er wird sicher hier irgendwo sein, denn faul ist er sicher nicht, aber dafür rechtfertigen muss ich mich auch nicht,“ zischte und fauchte sie weiter und unterstrich das ein oder andere Wort hin und wieder mit einer flatterhaften Geste ihrer Hand. Rötliche Flecken zeigten sich nun auf ihren Wangen und sie musste ziemlich an sich halten um nicht wirklich laut zu werden, zu gut erinnerte sie sich an das letzte Mal. „Vielleicht solltest du deine Augen einfach auf machen, dann siehst du, dass auch andere hier etwas machen.“

  • Was Crispus dem Mädchen da sagte, schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen, doch vielleicht hatte sie endlich verstanden, wer hier der Herr im Hause war. Dass sie völlig gegensätzlich dachte, konnte er ja nicht wissen, doch als sie dann den Mund aufmachte, kam es noch schlimmer, als er erwartet hatte. Sie hatte ihn irgendwie schon wieder durchschaut und völlig bloßgestellt! Wie machte sie das nur? Und überhaupt, wie kam sie auf das, was sie ihm anschließend an den Kopf warf?


    Ihr Sklave? Wer gab ihm denn zu essen? Wer gab ihm ein Dach über dem Kopf? Und überhaupt, wer hatte denn die Tutela über ihr Vermögen inne? Am liebsten hätte er sie auf der Stelle gepackt und mitsamt ihrem Sklaven hinausgeworfen, doch andererseits war sie ein Kind und er hatte die Verantwortung für sie. Eine solche Strafe war nicht angemessen!


    "Wie redest du eigentlich mit mir, hm? Denk' mal nach, unter wem seinen Tisch deine Füße stehen, bevor du so loslegst!


    Ich mach' meine Augen auf, aber komischerweise seh' ich deinen Gabriel nirgends!"


    Demonstrativ blickte er sich um - selbstverständlich in der Erwartung, dass Gabriel nirgends auftauchte.

  • Um Himmels Willen konnte dieser Mann eigentlich nur schreien? Crispina hatte das Gefühl ihr Kopf zerbrach gerade wie ein Tonkrug der gegen eine Wand geschmissen wurde und wie gerne hätte sie diesem innerlichen Drang nun nachgeben etwas zu zerschmettern. Das war etwas was sie gut konnte wenn sie aufgebracht war und das sollte ihr Onkel eigentlich wissen, hatte er es beim letzten Streit doch sehr deutlich spüren können. Das Ziehen und Pochen nahm einen Maßstab an, den man nicht mehr messen konnte.


    „So wie du es verdienst,“ rutschte es ihr leise über die Lippen während sie ihn mit zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn weiter anblickte. Ihr Herz schlug noch einmal einen Takt schneller und wieder begannen ihre Finger zu kribbeln wie beim letzten Streit den sie miteinander gehabt hatten. Das war alles wieder mehr als schlecht, aber warum musste ihr Onkel auch immer wieder so provozieren? Er hatte doch damit angefangen und sie so behandelt wie er es halt getan hatte. Ja sie fühlte sich doch sowieso ungerecht von ihm behandelt. Wie sollten sie sich denn jemals etwas annähern wenn er immer so störrisch zu ihr war? Es gab diesen netten Spruch: Wie es in den Wald hinein schallt, schallt es zurück.


    Wie sie solche Sätze hasste die er ihr gerade an den Kopf warf und die Art die er gerade drauf hatte. Funkelnd blickte sie ihn an und musste wirklich an sich halten. Sie musste endlich mal lernen solche Ausbrüche zu unterdrücken sonst würde das irgendwann noch einmal ein schlimmes Ende nehmen.


    Während Crispina nicht wirklich wusste was sie ihrem Onkel auch noch an den Kopf schmeißen sollte, tauchte Gabriel sehr wohl auf, allerdings sah dies keiner, zumindest noch nicht. Gabriel war auf dem Mercatus gewesen um bei einer Kräuterfrau etwas zu besorgen damit es seiner Herrin wieder besser ging, denn er wusste von ihren schlimmen Kopfschmerzen. Hätte er allerdings geahnt was sein nicht anwesendsein alles auslösen würde, hätte er sich das sicherlich noch einmal überlegt. Dadurch, dass er durch den Eingang kam den die Sklaven benutzten bemerkte er noch nichts von dem ganzen Tumult und begab sich in die Culina um seiner Herrin die Kräuter zu bereiten.


    "Dann geh ihn doch suchen," schmetterte sie Crispus entgegen "Hast du sonst noch etwas was du mir um die Ohren schmeißen willst oder kann ich endlich meine Ruhe haben?" Zornig schaute sie ihn an wobei die rötlichen Flecken in ihrem Gesicht nur noch doller wurden so regte sie sich über diesen Mann auf.


  • Privatus rieb sich die Hände und blickte jeweils zu dem Streithahn, der gerade sprach. Offensichtlicih amüsierte ihn der Schlagabtausch (wobei es so weit noch nicht gekommen war) immer mehr, sodass er schließlich die Hand an den Mund legte, als müsse er husten, doch das Blitzen seiner Augen verriet, dass er wohl ein Grinsen verkneifen musste.


    "Muss ich jetzt schon deinen Sklaven hinterherrennen, oder was? Treib' es ja nicht zu weit!"


    Das war wieder einmal ein neuer Höhepunkt der Unverschämtheit! Wahrscheinlich war es das Vernünftigste, wenn er sie nun verprügelte, doch sein alter Kamerad Laelius hatte ihm einstmals geraten, dass Schläge nur in regelmäßigen Abständen etwas nützten - zumindest bei Frauen. Einen Augenblick drohte er aber doch die Kontrolle über sich zu verlieren, dann brüllte er jedoch nur


    "Geh auf dein Zimmer!"


    Er hatte ganz vergessen, dass er seinem neuen Sklaven hatte zeigen wollen, dass er der Herr war. Nun hatte er doch eigentlich verloren...

  • Auf den neuen Sklaven achtete sie gar nicht, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihrem Onkel die Stirn zu bieten auch wenn es hinter dieser pochte als würde eine wilde Herde Ochsen hindurchrennen. Sie trieb hier doch gar nichts, er war doch derjenige, der jeden auf den höchsten Baum in der Stadt trieb mit seiner ignoranten Art und seiner Verbohrtheit. Oh ihr vielen da gerade noch zig Sachen ein die sie ihm am liebsten gegen den Kopf geschmissen hätte und das wohl buchstäblich.


    "Wäre vielleicht eine neue Beschäftigung neben dem terrorisieren für dich," zischte sie ihm entgegen und schnaufte dabei tief durch. Als er sie dann aber wegschickte konnte sie sich ein ganz zaghaftes Schmunzeln und ein Leuchten in ihren Augen nicht verkneifen. Das war es doch gewesen was sie hören wollte so hatte sie wenigstens ihre Ruhe vor ihm. Ob das alles noch ein Nachspiel hatte war ihr vollkommen egal, sogar wenn er nun hinter ihr hergerannt wäre.


    "Danke, geht doch," sagte sie und wandte sich auf der Stelle von ihm ab, denn in ihr Zimmer wollte sie doch schon die ganze Zeit gehen, warum also noch länger rummachen? Das Pochen und Ziehen ließ ihren Kopf extrem stechen und als sie sich umgedreht hatte griff sie sich ganz kurz an die Schläfe und seufzte. Wie konnte ein Kopf nur so schmerzen? Waren die Götter etwa sauer auf sie? Sicher konnte sie sich da nicht sein.

  • Crispina schien tatsächlich nicht klein beizugeben, denn sie blieb weiter dickköpfig und unverschämt. Wieder einmal verfluchte Crispus den Tag, an dem er zugestimmt hatte, das Mädchen aufzunehmen. Was hatte ihn da nur geritten? Was hatte er sich da nur eingebrockt?


    Dann beleidigte sie ihn auch noch: Er sollte nichts zu tun haben? Was glaubte sie eigentlich, woher die Brötchen kamen, die bei ihr jeden Tag auf dem Tisch lagen? Was arbeitete er sich eigentlich den Buckel krumm? Um sich so etwas anzuhören?


    "Gleich fängst du dir eine!"


    rief er ihr nach und hob drohend die Handfläche, während sie davoneilte. Während Gunda und Morag betreten zu Boden blickten, verfolgte Privatus den Streit interessiert. Er schien darauf zu warten, wie das Ende würde, anstatt Mitleid oder Furcht zu verspüren.

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    Marcus Petronius Crispus

    Provincia Germania

    ~~~~~
    Mogontiacum
    Domus Petronia


    ____________________________________________


    Salve, mein Freund!


    Dieses Schreiben von mir wird dich sicherlich erfreuen, denn ich bringe wunderbare Nachrichten und ein kleines Angebot für dich, über welches nachzudenken sich lohnt!


    Doch fangen wir mit den guten Nachrichten an: Ich war neulich beim Legaten und habe ihm die Idee unserer Societas vorgestellt - und er war interessiert! Ja, du ließt richtig, er würde als Sodalis an unserer Gesellschaft teilhaben. Das bringt uns ein Mitglied mehr, um unsere Ambitionen zu verwirklichen...


    Nun jedoch zum Angebot: Meine Diener in der Schmiede berichteten mir, du würdest in letzter Zeit dein Werkzeug aus meinem Betrieb beziehen. Dazu, mein Freund, aufrechten Dank. Da wir gute Freunde sind und um schon für unsere Societas vorzulegen, bin ich gewillt, dir ein Vertragsangebot zu machen. Du kannst jederzeit Werkzeuge in jeder Menge aus meinem Betrieb beziehen, zu einem Preis von 14.00 Sesterzen pro Exemplar. Dies liegt ein Sesterz unter Marktpreis - du sparst langfristig und erhöhst deinen eigenen Gewinn damit.


    Bitte denk über mein Angebot nach und schreibe mir in Bälde. Ich freue mich schon drauf. Mögen die Götter dir wohlgesonnen sein!



  • Als sie die Worte von ihm hörte hätte sie am liebsten laut aufgelacht, aber ihr war nicht nach Lachen zu Mute. Seinen Worten schenkte sie keinen Glauben, denn wenn er ihr eine hätte scheuern wollen dann hätte er es einfach getan und würde es ihr nicht noch androhen. Zumindest dachte sie sich das. Er redete nur, wollte ihr Angst machen um nicht als dummer Hausherr da zu stehen. Merkte er denn nichts? Wer konnte ihn denn noch voll nehmen? Das Lächeln verkniff sie sich denn die Kopfschmerzen waren doch zu doll um auf irgendeine Weise so etwas zuzulassen. Doch eines sagte sie dennoch bevor sie aus der Tür ging. „Tu es doch,“ meinte sie nur und verließ den Hofr.


    Sie beeilte sich nicht, denn jeder Schritt schien deutlich spürbar in ihrem Kopf zu sein. Als sie vom Hofr ging lehnte sie sich drinnen erst einmal gegen die Wand und legte ihre Fingerspitzen gegen ihre Schläfen um sie ein wenig zu massieren und schloss dabei noch ihre Augen. Das war nicht mehr zum aushalten. Weder der Kopf noch ihr Onkel der anscheinend jedes Fizzelchen suchte um ihr das Leben schwer zu machen, denn natürlich gab sie ihm an allem die Schuld und suchte Fehler nicht bei sich. Er provozierte sie doch, also durfte er sich nicht wundern wenn sie immer wieder so konterte. Crispina atmete neben der Tür paar mal tief ein und wieder aus und versuchte zur Ruhe zu kommen.

  • Diese Äußerung war dann doch wieder einmal zu viel. Das Mädchen sollte lernen, dass er keine leeren Androhungen machte! Crispus machte ein paar Schritte und erreichte Crispina gerade, als sie im Säulengang an der Wand lehnte. Er packte ihren Arm und zerrte sie von der Wand weg. Sein Kopf war rot vor Zorn, an der Schläfe traten deutlich Äderchen hervor, so sehr war er in seiner Wut gefangen. Mit seiner im Laufe der Zeit etwas feisteren Hand holte er aus und gab ihr eine schallende Ohrfeige.


    Als Crispus' Hand auf der Wange des Mädchens auftraf, spürte Crispus ein wenig Linderung seines Zorns. Vielleicht lernte sie es irgendwann doch noch, wann sie ihren Mund zu halten hatte!

  • Crispina versuchte durch das Massieren ihrer Schläfen das Pochen und Stechen aus ihrem Kopf zu vertreiben, doch lange sollte sie dazu keine Zeit haben. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ihr Onkel ihr folgte und schon gar nicht hatte sie damit gerechnet, dass er sie so grob packen würde. Ihre Augen waren noch geschlossen, ihre Finger lagen noch an ihren Schläfen als sie seinen Griff spürte und so plötzlich von der Wand weggerissen wurde, dass sie fast stolperte. Es fühlte sich an als wollten sich seine Finger in ihr Fleisch bohren auf den Grund ihres Knochens.
    Entsetzt riss sie ihre Augen auf und schon im nächsten Moment erfüllte sie der Schlag mit erneuten Schmerzen.


    Kleine Punkte tanzten vor ihrem Auge und sie schluchzte laut und deutlich auf, denn dieses Mal konnte sie sich aufgrund ihrer schlimmen Kopfschmerzen nicht mehr zurückhalten. Mit einem seltsam leeren Blick, der nur erfüllt war von ihren Tränen, blickte sie ihn an. Die Überraschung über das Ganze war ihr deutlich anzusehen. Crispinas Atmung ging schnell und sie fand keine Worte auch wenn sie ihm gerne etwas an den Kopf geschmissen hätte.


    Und doch kamen Worte aus ihrem Mund, zwar nur schwach, aber sie waren da und es waren die Worte die sie schon einmal bei Gunda erwähnt hatte. "Ich hasse dich!" flüsterte sie während sie weinte und spürte wie ihr schlecht wurde da das Pochen nun zu einem wahren Sturm in ihrem Kopf angebrochen war. Kraftlos zerrte sie an ihrem Arm.

  • Noch immer war Crispus sehr erregt und sein Atem ging schnell, während er erkannte, dass der Schlag sie offensichtlich ziemlich gut getroffen hatte. Sie begann zu weinen, doch bei dem alten Petronier fand sie kein Mitleid: Sie hatte es herausgefordert und wer ihn herausforderte, musste auch mit den Folgen leben!


    Auch die Worte, die ihren Lippen entkamen, trafen ihn nicht. Was bedeutete es schon, wenn ein kleines Mädchen so etwas sagte? Er selbst hatte diese Worte schon unglaublich oft von seinen Kameraden gehört, die den Centurio hassten oder den Optio oder sonst einen Vorgesetzten. Man machte sich eben nicht nur beliebt, wenn man der Herr war - wer damit nicht leben konnte, musste seine Stellung räumen!


    "Geh in dein Zimmer."


    erwiderte er daher, dann spürte er plötzlich selbst einen Schmerz - nicht in der Hand, wo er vielleicht von den Wangenknochen Crispinas hätte herstammen können, sondern in seiner Brust. Diese Aufregung! Bereits seit geraumer Zeit hatte er festgestellt, dass ihm so viel Aufregung nicht bekam.


    Seine Hand ging zur Brust und er versuchte, ruhiger zu atmen. Dann wandte er sich ab und schlurfte zu dem Steinbänkchen, auf dem er Platz nahm.


    "Gunda, hol' mir einen Becher Wein!"


    rief er den angstvoll wartenden Sklaven im Hof zu.

  • Mit einer kleinen Eskorte erreichte ich das Heim des Petronius Crispus, meinen ehemaligen Primus Pilus, der nun, da er aus dem Militär ausgeschieden war, eine wahrhaft neuerlangte Motivation an den Tag legte.


    Ich war seiner Einladung gefolgt, die Handelsvereinigung betreffend und liess nun an die Porta klopfen.

  • Wenig verwunderlich war es, dass auch Reatinus kam, den die Ambition der Societas genauso stark interessierte wie Crispus, seinen ehemaligen Kameraden, Immer-noch-Weggefährten und natürlich Mitbegründer. Reatinus hätte nicht gedacht, dass sich für diese Pläne tatsächlich Interessenten finden würden, umso positiv überraschender war es, dass dem eben doch so war. Einen Interessenten, den Legaten und Patronen, begegnete Reatinus nach seinem Weg zum Hause des Petroniers vor jener Türe.


    "Salve, Legatus", grüßte Reatinus laut hörbar und sichtlich gut gelaunt. Das Wetter war gut geworden und freute einen nach der depressiven Winterstimmung. "Es freut mich, dass du kommen konntest."
    Geklopft hatte schon jemand aus der Begleitung des Legaten, so blieb Reatinus vor dem Statthalter stehen und wartete einfach...

  • Ich war in Sichtweite des Hauses von Petronius Crispus. Von weitem konnte ich eine Ansammlung von Menschen vor dem Eingang erkennen.


    Als ich näher kam wußte es wer es war. Mein Patron der Legatus Vinicius Lucianus und der Lagerpraefect Artorius Reatinus.


    Salve Patron, Praefectus Reatinus.


    Begrüßte ich die beiden Männer.


    Meinen beiden Sklaven hieß ich hier vor der Türe zu warten. Sie waren ja nicht alleine, so würde es ihnen schon nicht fad werden.

  • "Benimm dich und wehe wenn nicht......." dieser Satz schallte in ihrem Kopf schon die ganze Zeit wieder. Wie oft sie sich den hatte anhören müssen...sie wusste es nicht mehr, denn irgendwann hatte sie aufgegeben es zu zählen. Ihr Onkel hatte ihr von dem Esse erzählt und dem hohen Besuch der kommen würde und natürlich, dass sie sich ja nicht daneben benehmen durfte sonst würde sie ihr Leben nicht mehr froh werden.
    Ihr selber war das Essen ja vollkommen egal, aber sie musste sich eingestehen, dass sie vor den Konsequenzen doch etwas Angst hatte. Wer konnte sich schon ausmalen was diesem Mann noch einfiel um ihr das Leben schwer zu machen? Das nächste mal schlug er sie vielleicht gar nicht mehr sondern verkaufte sie oder machte noch etwas schlimmeres mit ihr. Nein bei ihm wusste man nicht und Crispina wusste sehr genau wann es wirklich angebracht war sich zu benehmen und das würde sie heute auch tun. Es blieb nur zu hoffen, dass es auch ihr Onkel tat und, dass er nicht wieder eine Möglichkeit suchte sie schlecht zu machen oder vor den Gästen zu demütigen.


    Gunda hatte in der Culina mit ihren Gehilfen genug zu tun und konnte sich über diese Dinge keine Gedanken machen. Sie wusste, dass das Mädchen sich benehmen musste und betete im Stillen, dass sie es auch tat. Jeder in der Culina hatte seinen festen Platz damit das Essen auch wirklich rechtzeitig fertig wurde. Die einen kümmerten sich um die Füllung der Eier und die anderen, dass das Fleisch gut gegart war und die Soßen bereit standen. Es herrschte ein regen Treiben und ein Aussenstehender hätte die ganze Koordination sicher bewundert die in der Culina herrschte.


    Das Triclinium war natürlich für den hohen Besuch besonders schick zurecht gemacht worden. Es war extra gründlich gesäubert worden, die Gläser auf Hochglanz poliert und dekoriert mit den besten Gegenständen die das Haus so preis gab. Es war selten, dass solch ein Aufwand betrieben wurde, aber es war auch sehr selten, dass solch hoher Besuch erwartet wurde. Auch hier herrschte eiserne Disziplin und ein reges Treiben, aber kein Durcheinander. Jeder wusste was er zu tun hatte.


    Crispina hingegen machte sich fertig. Sie hatte eine schöne Tunika angezogen die wie die Sonne strahlte und mit goldenen Fäden durchwoben war. Es passte zu dem langsam immer schöner werdenden Wetter. Zwar hatte sie sich immer noch nicht eingelebt, aber die Sonne die nun immer mehr schien machte da doch einiges wett. Ihre Haare waren wie es sich gehörte schön zusammengesteckt. Eine passende Stola hatte sie um die Schultern gelegt, die nun locker fiel. So wartete sie schon einmal im Triclinium wo man die Gäste empfangen würde.





    -Morag-



    Als es an der Porta klopfte war es Morag der sie öffnete. Er wusste natürlich über den Besuch bescheid und da er die Gesichter schon kannte musste er auch nicht lange fragen wer dort vor der Türe stand. Aber es schien, dass sich die Herrschaften abgesprochen hatten, denn alle waren sie zusammen erschienen. Umso besser, so musste er nicht zwei oder dreimal zur Porta rennen.


    "Salve Legatus Vinicius," begrüßte er diesen als erstes und wandte sich dann an die anderen beiden. "Salve die Herren. Bitte folgt mir der Hausherr erwartet euch schon," sagte er und ließ sie der Reihe nach eintreten um sie gleich darauf, nachdem er die Porta wieder geschlossen hatte in das Triclinium zu führen wo der Hausherr schon auf die Ankömmlinge wartetet, natürlich zusammen mit seiner Nichte.


    Warum diese hier war? Das fragte sich sicher so manch einer, schließlich wusste jeder hier im Haus, dass Onkel und Nichte nicht wirklich gut Freund waren.

  • Auch Crispus hatte sich selbstverständlich gut auf diese Zusammenkunft vorbereitet. Im Voraus war er noch einmal gemeinsam mit Privatus alle wesentlichen Punkte seines Entwurfes dieser Kapitalgesellschaft durchgegangen. Dann jedoch war er in die Therme, hatte sich rasieren lassen und außerdem eine frische Tunica angezogen. Sie stammte aus seiner Officina, war jedoch wesentlich hochwertiger als die Legionärshemden, die dort sonst produziert wurden. Eine hochwertige Toga hatte er noch von seinem Amtsantritt als Magistratus, daher hatte er an dieser Stelle gespart.


    Nachdem er sich persönlich fertig gemacht hatte, war er noch einmal das Haus durchgegangen. Die Organisation des Essens und des Drumherums hatte er Crispina anvertraut - natürlich nicht ohne eine eindringliche Warnung, was passieren würde, wenn sie wieder irgendwelche Mätzchen machte. Doch als er durch das Haus ging, das auf Hochglanz gebracht worden war, konnte er nichts aussetzen. So ging er in das Triclinium und setzte sich auf die Kline, Privatus nahm an einem Tischchen Platz, an dem er heute Abend Protokoll führen sollte. Wie immer, wenn es sehr wichtig wurde, wurde der Petronier von Minute zu Minute nervöser, holte sich von Privatus die Tabula mit den Stichpunkten, ging zurück auf seinem Platz, um erneut aufzustehen und auf- und abzugehen.


    Dann endlich hörte er Geräusche, die nicht aus der Küche, sondern aus dem Garten kamen. Rasch eilte er hinaus - einem Statthalter kam man schließlich entgegen! - doch Vinicius war bereits eingetreten und stand mit seinen Leibwächtern und den übrigen Gästen im Garten. Mit einer Geste zog er Lucius herbei und trat dann vor die Gäste.


    "Salve, Legatus Vinicius! Ich freue mich, dass Du mich mit Deinem Besuch beehrst. Darf ich Dir einen Becher Wein anbieten?"


    Wo war nur Crispina mit dem Weintablett? Oder Gunda? Naja, wer auch immer - er sollte am besten jetzt auftauchen! Aber halt, jetzt hatte er Lucius ganz vergessen. Mit einem leichten Stoß ließ er den Knaben vortreten und meinte


    "Das ist übrigens mein Sohn Lucius."


    "Salve, Legatus Vinicius!"


    grüßte der Neunjährige brav, wie Crispus es ihm eingebläut hatte. Eine Hürde war genommen, folgten die weniger delikaten Begrüßungen:


    "Salve, Reatinus, salve Hadrianus. Ich freue mich natürlich auch, dass ihr gekommen seid! Darf ich euch auch meinen Sohn Lucius vorstellen - naja, Reatinus, du kennst ihn ja schon."


    "Salve, Artorius, salve Hadrianus!"


    begrüßte Lucius auch die anderen beiden Gäste. Hatte die Erziehung des Jungen doch etwas gebracht! Er sah sogar ausnahmsweise nicht ganz so ängstlich drein, wie sonst. Aber irgendwie auch fast ein wenig zu lebensfroh - ein bisschen mehr Unterwürfigkeit vor dem Statthalter wäre vielleicht doch besser gewesen...

  • Sie fühlte sich unwohl in der Nähe ihres Onkels zu sein und war schon am überlegen ob sie sich nicht noch um einige Sachen kümmern konnte, aber ihr fiel einfach nichts weiteres ein. So blieb sie einfach stehen und wartete ab. Um alles sollte sie sich kümmern, wie eine Sklavin kam sie sich dabei ein wenig vor und vielleicht hatte ihr Onkel das sogar beabsichtigt aber genau sagen konnte sie das nicht.


    Als die Geräusche dann von draußen nach drinnen kamen horchte sie auch auf und als dann ihr Onkel so schnell aufsprang und davoneilte seufzte sie nur. Man konnte es auch übertreiben fand sie. Als er weg war schüttelte die junge Frau nur den Kopf und bereitete den Wein vor. Sie stellte alles auf das Tablett und hob es auf. Ja sie fühlte sich im Moment wie eine Leibeigene ihres Onkels und am liebsten hätte sie den Wein genommen und ihm ins Gesicht geschüttet, aber sie würde sich benehmen.


    Langsam schritt sie nun ihrem Onkel nach um die Gäste mit dem Wein zu begrüßen. Hoffentlich hielt man sie wenigstens nicht für eine Sklavin, denn das würde wohl der Krone nun wirklich einen Zacken abbrechen. Mit dem Tablett kam sie ihrem Onkel nach und sah noch wie er wieder einmal Lucius anschubste. Das würde er auch niemals ändern. Dann stockte sie ein wenig, aber nicht wegen dem "hohen" Besuch sondern weil sie Reatinus sah und erkannte. Kurz wurden ihre Augen ein wenig größer und dann ging sie weiter. Das hatte ihr noch gefehlt, nun durfte wirklich kein Patzer geschehen und ihr Onkel durfte sie einfach nicht bloß stellen. Innerlich seufzte sie schrecklich auf und trat an die Seite ihres Onkels.


    "Salve Legatus, darf ich dir einen Wein anbieten?" fragte sie ihn als erstes höflich und hielt ihm das Tablett entgegen. Angestrengt versuchte sie nicht in Richtung von Raetinus zu sehen, aber um einen Gruß würde sie nicht herumkommen. "Salve," sagte sie deswegen zu Raetinus und dem anderen Mann, den sie nicht kannte. Natürlich war auch der Wein für die anderen Männer da.

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