Was bisher hier geschah...




  • Crispina hatte ihren Kopf etwas von ihm abgewandt und wartete schon fast darauf, dass er sie noch einmal schlug, aber er tat es nicht. Schmerzhaft spürte sie das Brennen in ihrem Gesicht und das Pochen in ihrem Kopf was an Stärke zugenommen hatte. Ihr war übel, einfach schrecklich schlecht und sie sehnte sich danach sich wieder hinzulegen und einfach eine Decke über den Kopf zu ziehen und am besten nicht mehr vor zu kommen. Es störte sie, dass sie sich die Blöße gab und vor ihm weinte, ja schon regelrecht schluchzte, aber sie konnte es nicht ändern auch wenn sie es gerne wollte.


    Abgehakt atmete sie immer wieder ein und aus und ein Schluchzer nach dem anderen war von ihr zu hören. Als er sie los ließ zog sie sofort ihren Arm an sich und blickte ihn durch einen Tränenschleier an. Das wollte sie gerne machen, in ihr Zimmer gehen.


    Sie wollte sich abwenden und gehen als sie sah wie er sich an die Brust griff und stockte, bewegte sich nicht. Innerlich sagte sie sich, dass sie gehen sollte, dass er ihre Aufmerksamkeit sicherlich nicht verdient hatte, dass es ihr egal sein konnte. Rot glühte ihre Wange und so wie sie glühte brannte sie auch. Er hatte einen für sie recht harten Schlag.


    Crispina öffnete ihren Mund als wollte sie etwas sagen, doch schloss sie ihn wieder und wandte sich nun wirklich ab. Vielleicht wäre sie zu ihm gegangen aber etwas hielt sie davon ab und stattdessen hörte sie auf seine Worte und verschwand. Alles was sie nun wollte war sich hinlegen und die Augen schließen. Kaum in ihrem Zimmer angekommen fiel sie einfach auf ihr Bett und rollte sich förmlich zusammen, ihre Hände schützend an ihrem Kopf liegen und die Augen fest zusammengepresst. Ja sie hasste ihn……sie hasste das was er immer wieder tat, sie hasste es, dass er sie immer hoch brachte, fast so als würde er es provozieren, als würde es ihm Spaß machen.


    Nichtsahnend betrat nach einer Weile Gabriel das Zimmer von Crispina um ihr den Saft gegen die Kopfschmerzen zu geben. Sie schlief und er wollte sie nicht wecken, ahnte er ja noch nichts davon was wieder hier los gewesen war und, dass alles mit seinem Verschwinden angefangen hatte. Er stellte den Becher mit dem Saft auf den kleinen Tisch und begab sich in seinen Raum.

  • So folgte ich dem Hausdiener oder Sklaven was er auch immer sein mochte ins Triclinium wo Petronius Crispus schon auf seine Gäste wartete. Neben sich hatte er einen Burschen stehen, seinen Sohn wie ich vermutete und das richtig. Außerdem war noch eine junge Frau dabei, welche ich aber nicht kannte und auch nicht einzuordnen vermochte.
    So begrüßte ich als erstes den Hausherren.


    Salve Petronius Crispus. Ich bin auch froh das ich es einrichten konnte. Vorallem aber, bin ich gespannt was der Abend denn bringen wird.


    Dann wandte ich mich an den Junior.


    Sei mir gegrüßt Lucius.


    Und lächelte. Dann drehte ich mich zu der jungen Frau hin.


    Und du bist nehm ich an, die Herrin des Hauses?


    Wahrscheinlich lag hier mehr als nur daneben, aber woher sollte ich auch wissen wer sie war...

  • Auch Reatinus grüßte den Hadrianer zurück, als dieser auftauchte. Ihm wurde dabei ein wenig mulmig, denn obwohl sie sich nicht absprachen, kamen die Männer sehr zeitnah an. Der Reihenfolge nach, genau derselben, in der sie kamen, traten die Herren auch in die gute Stube hinein, welche sich seit Reatinus´ letztem Besuch kaum verändert hatte. Zum Glück hatte er selbst nicht auch noch Sklaven mitgebracht, welche sich zur Menge vor dem werten Hause Crispus´ hinzugesellen würden, sondern er ließ diese lieber ihre normalen Aufgaben erledigen, wenn sie damit schon angefangen hatten. Und das war schon eine kleine Ansammlung, welche sich da draußen befand, musste der Artorier mit verwunderten Blicken rückwärts feststellen. Doch sich deswegen Gedanken zu machen, dafür war keine Zeit, denn vorne spiele die Musik, wo die Gäste von den Bewohnern des Hauses, insbesondere von Crispus und seinem noch sehr jungen Sohn Lucius, empfangen wurden.


    "Salve, Petronius", grüßte Reatinus absichtlich mit dem Nomen Gentile seines Freundes, wohl in dem Wissen, dass die Freundschaft hier und an diesem Moment den geschäftlichen Formalitäten weichen musste. Den kleinen Lucius kannte Reatinus schon, welchem er sanft durch die Haare fuhr. "Sei gegrüßt, klein Crispus", grüßte der Artorier lachend und ließ sich dazu bewegen, dem Kleinen heimlich drei Münzen als kleines Taschengeld zuzustecken. "Es ist mir ebenso eine Freude, Gast in deinem schönen Hause zu sein", wandte sich Reatinus an den Petronier und verkniff sich wenigstens ein freundschaftliches Lächeln nicht. Reatinus hatte viel mit Formalitäten und teilweise hochgestochenem Vocabular zu tun - kaum verwunderlich, dass er dieses in manchen Anlässen rein instinktiv anwandt. Hoffentlich war das keine unangenehme Gewohnheit, die man nicht mehr los wurde. Auch wenn sie doch ihre Vorteile hatte... so schien sie die weiblichen Wesen geradezu anzulocken, oder kam Reatinus das nur so vor?


    Schon auf halbem Wege sah er Crispina, doch sie sah heute sogar schöner aus als an jenem Tage, an dem sie sich in der Stadt begegnet sind. So dauerte es einige Sekunden für ihn zu registrieren, wer sich ihnen da näherte - denn obwohl sie Wein servierte, ließ ihre Aufmachung auf keine Sklavin deuten. Es wäre wohl eine Unverschämtheit gewesen, davon auszugehen. Ratlosigkeit zeichnete den Artorier, denn er mochte Crispina sehr, doch wäre es falsch, sie hier und jetzt so herzlich zu grüßen, wie es Reatinus normalerweise getan hätte? Nein, nicht der Formalitäten wegen, denn er hatte eine etwaige Ahnung, auch aus Gesprächen mit ihr selbst, dass die Beziehung Crispina-Crispus alles andere als rosig zu sein schien. Reatinus wollte der Frau gegenüber nicht unhöflich und ignorant entgegen treten, und andererseits nicht bewirken, dass sein Freund mit Zwietracht auf ihn herabsah, auch wenn er ihm das nicht zutraute. Der Artorier hatte einige Dinge, die er nicht leiden konnte. Eines davon: Dreiecksbeziehungen!
    "Salve, die Dame", versuchte Reatinus herzlich lächelnd sein Glück damit, individueller zu wirken, ohne den Anschein zu erwecken, dass er nicht jeden so grüßen würde...

  • Seine Gäste schienen mit der Begrüßung zufrieden zu sein, daher beruhigte sich Crispus wieder ein wenig - obwohl der Legat nicht sehr überschwänglich reagierte, aber für diesen waren derartige Treffen vermutlich völlig gewöhnlich. Reatinus hingegen schien Lucius zu mögen, denn sein Händedruck fiel besonders lang aus - dass dabei ein paar Münzen den Besitzer wechselten, ahnte der Petronier nicht. Aber selbst wenn, hätte er es vermutlich nicht verurteilt, denn wenn Lucius etwas geschenkt bekam, dazu noch von seinem besten Freund, dann war das völlig in Ordnung.


    Auch bezüglich Crispina schienen sich vorerst alle Befürchtungen als unbegründet zu erweisen. Brav ging sie mit dem Tablett umher, bot jedem einen Becher an und begrüßte alle höflich. Dass sie manche bereits kannte, bemerkte Crispus nicht - er war eben kein Mensch, der für derartige Dinge besonders sensibel war. Als sich auch er einen Becher nahm, beugte er sich leicht vor und flüsterte dem Mädchen ins Ohr


    "Biete den Leibwächtern auch ein bisschen Brot oder so an. Die können ja hier warten."


    Tatsächlich hatte Crispus noch nie einen derartig hohen Besuch gehabt, dass er mit einem kleinen Gefolge gekommen war, daher wusste er auch nicht, wie man damit umging. Bei der Legion waren die Leibwachen wie selbstverständlich unbeaufsichtigt ins Lager gelassen worden, doch in einem Privathaus? Aber das Warten im Hof war vermutlich das angebrachteste, zumal es heute nicht sehr kalt war.


    "Gehen wir 'rein!"


    schlug er dann der Versammlung vor und setzte sich sogleich an die Spitze. Sie gingen ins Triclinium zurück, wo Privatus brav an seinem Tisch wartete. Ebenso wartete das Triclinium, an dem die Plätze sich im Grunde von selbst ergaben: Der Legat würde natürlich den Locus Consularis schräg neben dem Hausherrn einnehmen, Lucius würde neben Crispus liegen. Da Reatinus sowohl im Rang, als auch in der Bekanntschaft höher stand als Iustus, durfte er neben dem Legaten liegen, sodass Iustus den dritten Platz der mittleren Liege einnahm. So hatte sich Crispus das zumindest vorgestellt, doch da Crispina den Service übernommen hatte, wusste er nicht genau, ob oder wer die Gäste an ihre Plätze führte. Naja, im Grunde ergab sich das ja von selbst.


    "So, das da hinten ist Privatus, mein Sekretär. Er wird ein bisschen mitschreiben. Aber essen wir vielleicht erstmal, bevor wir über die Geschäfte reden, oder?"


    Wieder einmal kam sich Crispus etwas unsicher vor. Auch solche Geschäftsessen waren neu für ihn. Wenn er sich mit den Centurionen getroffen hatte, war dies meist sehr schlicht in seiner Barracke gewesen. Außerdem verunsicherte ihn der Legatus. Auch ihn hatte er im Dienst regelmäßig getroffen, auch mit ihm gesprochen. Dennoch war er stets zu ihm ins Officium geholt worden, war befragt worden und dann wieder gegangen. Nun jedoch war der Legat sein Gast und erwartete, dass er die Vorschläge machte. Eine seltsame Situation...

  • Fest hielt sie das Tablett in ihren Händen und versuchte sich förmlich daran festzuklammern. Sie hatte jeden begrüßt und wurde durch die Frage des Hadrianers ein wenig aus ihrer Ruhe, die sie versuchte aufzubauen, rausgebracht.
    „Ich,“ begann sie und blickte ganz kurz zu ihrem Onkel und dann wieder den Hadrianer an. Warum konnte ihr Onkel nicht mal das Wort ergreifen wenn es angebracht war? Sonst war er doch auch immer so schnell bei der Sache. „Ich bin seine Nichte,“ sagte sie dann nur. Naja im Grunde war sie schon die „Hausherrin“ schließlich war sie die einzige petronische Frau hier, aber sie sah sich nicht als Hausherrin an, dafür sorgte doch ihr Onkel immer wieder.


    Ihr war schrecklich warm, denn auch wenn es sicher nichts Schlimmes war wollte sie doch nicht, dass ihr Onkel wusste, dass sie Reatinus kannte. Denn wenn er es raus bekam musste sie ihm sicher Rede und Antwort stellen und sie fand, dass sie ein Recht hatte auch ein privates Leben zu führen von dem er nicht viel erfuhr. Es reichte doch schon vollkommen aus, dass sie hier in seinem Haus leben musste. Zaghaft, ein wenig unsicher, erwiderte sie das Lächeln des Artoriers und nickte ihm leicht zu.


    Dann nachdem jeder seinen Begrüßungstrunk hatte spürte sie immer noch das schnelle Schlagen ihres Herzens und sie wusste nicht recht wie sie den Abend rumbekommen sollte. Bedienen und sich um die ganzen anderen Dinge kümmern. Crispina empfand das immer noch als Sklavenarbeit und konnte sich nicht erinnern, dass sie das jemals hatte machen müssen als sie noch in Rom gelebt hatte. Ihr Onkel hatte Glück, dass hier jemand war den sie kannte, ansonsten…..wer wusste schon was sie doch noch gemacht hätte.


    Das Flüstern von Crispus neben ihrem Ohr bereitete ihr eine unangenehme Gänsehaut und das Zucken welches sie durchzog konnte sie nicht mehr zurückhalten. „Ja,“ sagte sie leise und ließ das Tablett sinken welches nun leer war. Die Leibwächter versorgen…in ihrem Kopf brummte es. Sie war sauer und blickte ihren Onkel einen Augenblick lang an um sich danach rasch von ihm abzuwenden. Das Brot hatte sie schließlich nicht in einer Tasche bei sich, also musste sie es erst besorgen gehen.


    Tief durchatmend betrat sie die Culina und packte mit einer ziemlichen energischen Geste Brot in eine Schüssel. Wirklich glücklich sah sie nicht aus, nein vielmehr wütend, sauer und noch so vieles mehr. Gunda blickte sie an sagte aber lieber im Moment nichts, sondern bereitete die Vorspeise weiter vor die ja schon bald rausgebracht werden musste. In der Zwischenzeit begab sich Crispina wieder zu den Leibwächtern und verteilte an diese das Brot und auch etwas einfaches zu trinken, das wäre sonst ja nicht zumutbar gewesen sie ohne etwas flüssigem das Brot essen zu lassen.

  • Aha die Nichte also. Doch noch bevor ich weiter nach ihrem Namen fragen konnte wurde sie auch schon von ihrem Onkel für eine weitere Aufgabe auserkoren. So sah ich ihr einfach nur nach.
    Sie schien es hier nicht wirklich einfach zu haben.
    Dann wartete ich, welcher Platz mir angeboten wurde und machte es mir dort so weit nur möglich bequem.

  • Der Kleine ließ sich zumindest ein Strahlen entlocken und freute sich über seinen spontanen Reichtum (für Kinder war dies schon viel Geld). So lächelte auch Reatinus zurück und wandte sich wieder zu seinen Geschäftspartnern. Auch Crispina sollte nicht allzu lange in ihrem Kreise verweilen und eilte davon. Wahrscheinlich hatte sie noch Aufgaben zu erledigen oder etwas vor. Als sie ging, sah Reatinus ihr beinahe wehmütig nach - sie zog doch seinen Blick von den Geschäftspartnern weg. Fast hätte er unbewusst Wein ausgeschüttet, weil sein Griff sich lockerte. Am Ende riss sich Reatinus zusammen und blickte Crispus mit noch funkelnden Augen an. Er rieb sich diese und würde im Zweifelsfall sagen, dass ihm eine Augenbraue ins Auge gefallen sei - Reatinus hasste es innerlich, zu lügen. Und obwohl er dies tat, war dies eine böse Kunst, die er gut beherrschte. Die er nur anwandte, wenn er wirklich keine Wahl mehr hatte. Sonst war er nämlich ehrlich.


    Dem Vorschlag, reinzugehen, wollte Reatinus nicht widersprechen. So folgte er allen anderen in das Tricilium, wo schon alles bereit stand, wo es hingehörte. Der Raum versprühte eine geordnete, friedlich anmutende Atmosphäre. Genau richtig zum speisen. Reatinus würde einen ehrenvollen Platz neben dem Legaten und seinen Patronen einnehmen. Es war für ihn eine große Ehre und sollte sich wohl später als Gesprächsstoff für seine Kinder herausstellen, wenn er welche haben würde - immerhin konnte nicht jeder behaupten, neben einem Legaten gespeist zu haben!
    Reatinus hatte noch nichts zu Abend gegessen und auch die Sklaven hatten heute noch nicht den Auftrag, zu kochen. Also konnte der Artorier ruhig hier essen. Und da sein Magen nach etwas Essbarem rief, konnte ihm der Vorschlag des Petroniers recht sein.


    "Nun, mir ist es gleich, meine Herren. Meinetwegen können wir essen und die schwerste Arbeit des Tages hinter uns bringen", scherzte Reatinus schmunzelnd und bezog Platz auf seiner ihm angebotenen Liege. Er war zu einer solchen Angelegenheit nicht einmal wirklich schüchtern.

  • "Gut."


    meinte Crispus und sah zur Küche in der Hoffnung, dass Crispina dort bereits wartete, um blitzartig das Essen zu servieren. Seine Nichte war heute der größte Unsicherheitsfaktor - wenn sie ihm heute eine Szene machte, dann würde er vor allen das Gesicht verlieren! Doch dann würde er das Mädchen vermutlich erwürgen. Er hoffte, dass er ihr die Bedeutung des Abends deutlich genug gemacht hatte! Lucius zumindest lag still auf seinem Platz, obwohl seine Augen noch immer ein wenig leuchteten - für Crispus unerklärlich, denn dieser Abend war voller langweiliger Erwachsener!


    Da eine kleine Pause entstand, beschloss er jedoch, nicht mehr daran zu denken und die Gäste stattdessen anderweitig zu unterhalten. Vielleicht hätte er einen Harfenspieler engagieren sollen - oder zumindest ein paar andere Musikanten! Aber das hatte er wohl vergessen - also musste das Gespräch unterhalten!


    "Wie steht es denn um meine alte Legion?"


    fragte er in die Runde, denn dazu konnten vermutlich die meisten Gäste etwas sagen - nur Hadrianus interessierte diese Sache wahrscheinlich nicht so sehr.

  • Seit dem sie nun wusste, dass auch Raetinus unter den Gästen war, war sie vollkommen aufgeregt. Alleine aus diesem Grund musste sie doch darauf achten, dass ihr Onkel ihr nicht wieder eine Szene machte. Sie wollte sich auf keinen Fall vor ihm blamieren, wenn er nicht gewesen wäre, wäre ihr alles egal. Aber sie hatte auch ein wenig Angst vor den Folgen die es mit sich führen könnte sollte sie einen Streit mit ihrem Onkel anfangen. Er hatte sie mehr als nur eingehend gewarnt, aber was er wirklich alles mit ihr machen konnte wusste sie nicht und Crispina war sich nicht sicher ob sie es raus finden wollte.


    In der Culina half sie Gunda so gut sie konnte. Crispina mochte das Kochen nicht, sie hatte es nie wirklich gelernt und immer nur den Sklaven zugesehen, aber hier musste sie auch mit anpacken, da es nicht genug Personal hier zu geben schien. Wahrscheinlich weil ihr Onkel einfach ein schrecklicher Geizkragen war, zumindest schätzte sie ihn auf jeden Fall so ein.
    Sie hatte so was von keine Lust hier das Dienstmädchen zu spielen und musste sich immer wieder förmlich zur Ruhe zwingen. Auch Gunda bemerkte diese Angespanntheit und legte der jungen Frau die Hand auf den Unterarm. Mehr musste sie auch nicht, denn Crispina wusste auch so was es bedeutete.


    Dann nahm sie die Vorspeise und beeilte sich damit ins Triclinium zu gehen. Ihren Onkel erfreute es doch sicher, dass er von ihr bedient wurde. Wahrscheinlich ergötzte er sich an diesem Bild auch noch. Crispina vermied es einen der Anwesenden wirklich anzublicken und schwieg auch als sie das Tablett mit den Speisen brachte. Die Vorspeise bestand aus einem wirklich köstlich gerichteten Salat, mit Spargel, Schnecken und Eiern wovon manche gefüllt waren und andere nicht. Hoffentlich mundete es den Gästen auch und vor allem ihrem Onkel. Nicht zu hastig aber dennoch recht schnell stellte sie die Sachen auf den Tisch und verschwand wieder auf schnellstem Wege. Wenn ihr Onkel was wollte sollte er rufen aber sie würde sich bestimmt nicht die Blöße geben auch noch dort stehen zu bleiben und zu warten ob ein „Befehl“ kam.

  • Reatinus lag auf seiner Liege und ließ die Stille auf sich einwirken, welche zwischen ihnen enstanden war und von Crispus unterbrochen wurde. Ja, es war wohl Zeit für den schwungvolleren Teil des Abends. Und obwohl es um die Legio II momentan sehr gut stand, traf die Frage des Petroniers genau an die richtige Stelle. Das konnte Crispus nicht wissen, dass Reatinus wechseln müsste. Er hatte es auch niemandem erzählt, einfach weil er es bis jetzt selbst in sich hineinfraß. Schon als Probatus hatte er in dieser Truppe angefangen!
    Daran, dass Reatinus es niemandem erzählte außer dem Legaten, der es wissen musste, sollte sich wohl nichts ändern.


    "Der Legion geht es hervorragend. Alles nimmt seinen Lauf und der harte Winter weicht dem Frühling. Das ist auch für uns gut, wir können endlich wieder die Vorräte besser organisieren und vor allem jederzeit aufstocken." Der Winter war ein großer Planungsaufwand, denn der Nachschub an Getreide war knapper und man musste alles sehr pingelig planen, um den Winter über gut versorgt zu sein.


    Erneut kam Crispina vorbei und servierte den Gästen die Vorspeise. Mitleidig sah Reatinus sie an und fragte sich, warum diese Arbeit nicht von Sklaven verrichtet wurde, ehe die junge Petronierin wieder eiligen Schrittes verschwand. Sie tat ihm wirklich leid, aber Crispus musste wohl wissen, wie vielen Sklaven er in seinem Haus Beschäftigung gab. Zugreifen wollte Reatinus nicht als Erster und ungefragt. Eher wartete er, bis die anderen begannen oder ob man offiziell anfangen durfte, zu speisen.

  • So uninteressant fand ich das Thema gar nicht. Hatte mein Bruder doch auch in der II. gedient bevor er auf seltsamer Art verschwand.


    Dann mischte ich mich kurz ein.


    Mir ist zu Ohren gekommen das euch ein Trinbun abhanden gekommen ist. Ternetius Alienus. Hat man denn in der Zwischenzeit schon etwas von ihm gehört?


    Auch ich fand es ein wenig merkwürdig das sich die Nichte mit Arbeiten auseinander setzen mußte welche doch eigentlich die von Sklaven waren. Und wie mir schien war ich nicht der Einzigste dem es so ging. Auch Reatinus blickte der junge Frau hinter her und fragte sich wohl das Gleich.


    Da ich noch keinen großen Hunger hatte wartete auch ich und trank erst ein mal einen Schluck von meinem Wein.

  • Crispus hatte keinerlei Skrupel, seine Nichte zu derartigen Arbeiten heranzuziehen, denn wenn man nur eine bestimmte Zahl an Sklaven besaß, dann konnte man eben auch nur auf eine bestimmte Zahl zurückgreifen und seiner Meinung nach hatte eine Frau sich auf die Rolle als Hausherrin vorzubereiten und als solche würde sie wissen müssen, wie eine derartige Feier zu organisieren war. Außerdem konnte es ihr gar nichts schaden, wenn sie auch mal ein bisschen etwas körperlich arbeitete. Das mochte für eine Senatorengattin oder die Frau eines Präfekten möglicherweise nicht angemessen sein, doch aus derartig noblem Hause stammte Crispus nicht.


    Außerdem machte sie ihre Arbeit ganz gut, wie er feststellte. Das Essen hatte sie ausgewählt und der Salat mit dem Spargel, sowie den Schnecken und Eiern sah wirklich appetitlich aus - obwohl er eher annahm, dass Gunda das gezaubert hatte (obwohl sie so etwas noch nie gemacht hatte...). Dazu wurde Wein gereicht.


    "Alienus ist verschwunden? Wie das denn?"


    warf er dann ein, als Iustus darauf kam. Zwar waren die Getreidevorräte vermutlich ein wichtigeres Geschäft, doch weitaus weniger spannend, wie Crispus aus eigener Erfahrung wusste.


    Schließlich probierte er die Schnecke. So etwas hatte er noch nie gegessen, doch er war ein experimentierfreudiger Mensch, also zog er das gekochte Tier aus dem Gehäuse und ließ es in seinem Mund verschwinden. Es war überraschend fest, fast wie richtiges Fleisch!


    Sim-Off:

    WiSim - persönliches Angebot, Wein auf freiem Markt!

  • Da der Hausherr nun zugriff, wollte Reatinus es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls zu essen. Er wollte immerhin seinen Magen zur Ruhe bringen, welcher immer unruhiger wurde. Dabei ließ er die exotischeren Vorspeisen wie Schnecken außen vor und vergriff sich lieber an den ihm bekannten Salat und den Eiern. Während Bissen für Bissen von seinem Mundwerk verarbeitet wurde, schnitt Iustus ein Thema an, welches die Legio II wohl nie wirklich loslassen wollte.


    Er schluckte seinen Bissen kräftig runter und entgegnete zu dem leidigen Thema "verschwunder Tribun":


    "Nein, es gibt nichts Neues. Und ja, Crispus. Alienus ist verschwunden und wir wissen bis heute nicht, wo der gute Mann ist. Eine tragische Sache, und genauso merkwüdig. Von einem Moment auf den anderen...", Reatinus schnippste threatralisch, "... war er weg!" So. Und jetzt war der Spargel dran.

  • Bei der Legio II kam es wie mir schien öfter mal vor das Männer einfach so verschwanden. Ich mußte da gar nicht so weit gehen, war es doch bei Pictor nicht anderst. Sein Trupp war irgendwo in den Wäldern unterwegs und er kam nicht mehr zurück. Was mit ihm aber geschehen war, das wußten nur die Götter.


    Als nun auch Reatinus zugriff, nahm ich mir auch eine Kleinigkeit. Aber auch ich hatte es mit Schnecken nicht so und nahm mir von daher nur Eier und Spargel.

  • "Das ist nicht gut!"


    bemerkte Crispus und rieb sich das inzwischen feiste Kinn. So etwas war tatsächlich gelegentlich auch früher passiert, doch diese Fälle waren normalerweise in den Mannschaften vorgekommen und Crispus war von schlichter Fahnenflucht ausgegangen. Doch ein Tribun, der bereits lange Jahre im Heer gedient hatte, floh nicht einfach! Wahrscheinlich waren es Banditen gewesen, die ihn ausgeraubt und ermordet hatten. Diese verdammten Banditen!


    Auch Lucius hatte sich der Vorspeise zugewandt und betrachtete seinerseits misstrauisch die Schnecken. Er hatte sich war eine genommen, doch nun hob er sie hoch und betrachtete sie angewidert - offensichtlich hatte er gedacht, dass die Gehäuse eine Art Dekoration waren.


    "Iss' ruhig, Lucius! Schmeckt ganz gut!"


    Lucius blickte seinen Vater an und wirkte dabei sehr ertappt, denn seine Wangen wurden leicht rosig. Dann zog er mit spitzen Fingern das Fleisch aus dem Gehäuse, blickte es noch einmal angewidert an, steckte es dann schnell in den Mund und schluckte sofort.


    Crispus lachte auf.


    "Siehst du, war doch gar nicht schlimm! Aber wenn's dir nicht schmeckt, macht's nix - dann bleibt mehr für mich!"


    Er nahm sich noch eine Schnecke und sog sie genüsslich aus dem Gehäuse. So toll schmeckte sie zwar nicht, doch vielleicht sah dann auch Lucius, dass er sich davor nicht zu ekeln brauchte.


    Dann jedoch wandte er sich wieder dem ernsteren Gesprächsthema zu.


    "Vielleicht sollte man noch härter gegen dieses Banditentum in den Wäldern vorgehen. Ich glaube ja, dass diese kleinen Dörfer richtige Hehlerhochburgen sind! Die Gauner müssen doch irgendwo ihr Futter herbekommen, weil geraubtes Geld können sie auch nicht essen! Und der Nachschub und überhaupt - irgendwer muss mit ihnen zusammenarbeiten!"

  • Ich sah mir die Szene mit dem kleinen Lucius an. Ihm ging es wohl nicht wesentlich anderst als mir selbst mit diesen glitschigen Schnecken.
    Wahrscheinlich würde es die Erste und Letzte zugleich gewesen sein die mein Namensvetter an diesem Abend oder vielleicht sogar in seinem ganzen Leben verspeisen würde.


    Dann wandt ich mich dem Gespräch über die Banditen zu.


    Welche Dörfer meinst du jetzt genau Petronius Crispus. Auf dieser Seite des Limes oder auf der anderen. Es gibt ja hier so wie auf der anderen Seite Banden. Es dürfte schwer sein alle ausfindig zu machen.


    Mein Blick wanderte zu den beiden Militärs.

  • Auch Reatinus verfolgte das Geschehen um den Kleinen von Crispus mit und grinste dabei unverhohlen. Während Lucius sich auch nicht für Schnecken begeistern ließ, war es doch pure Ironie des Schicksals, dass Reatinus´ Teller bis auf das glitschige Kleintier vollkommen leer war. Der Vater hingegen versuchte mehr oder weniger erfolgreich, den Jungen für diese Speise zu begeistern.


    "Das sind jedoch nicht solche Banditen, wie damals in Borbetomagnus", erwiderte Reatinus mit ernster Mine und legte seinen Teller beiseite, "Die setzen alles auf Tarnung, zumeist gelingt es ihnen. Sie operieren im Untergrund, wer weiß, ob sie sich dabei noch untereinander aufteilen. Nur keine Aufmerksamkeit erwecken. Die Legion kann nur Räuber hopps nehmen, über die sie bescheid weiß. Eine Suche würde lang dauern, mit geringer Aussicht auf Erfolg." Auch wenn Reatinus nun klar wurde, wie schwerfällig die Legion doch manchmal sein konnte.

  • "Dann muss man eben ihre Tarnung wegnehmen. Fragt doch mal diese Dörfler - die reden schon, wenn ihre Kinder vor ihnen am Kreuz hängen!"


    erwiderte Crispus. Das war vermutlich keine besonders populäre Lösung, doch letztendlich war es doch notwendig, Frieden zu wahren und wenn ein römischer Offizier von Banditen entführt oder ermordet wurde, dann musste man den Germanen deutlich machen, dass so etwas nicht geduldet wurde. Wenn er noch Primus Pilus wäre, dann hätte er längst dafür gesorgt, dass eine Strafexpedition unternommen wurde!


    Rasch schob er sich noch ein halbes Ei in den Mund. Das Essen war wirklich hervorragend! Vielleicht wurde doch noch etwas aus Crispina!

  • "Ihre Kinder kreuzigen", wiederholte Reatinus mit angewidertem Unterton und hätte gerade eine solche Vorgehensweise nicht von seinem langjährigen Kameraden erwartet, "Ich würde lieber selbst am Kreuze hängen, als jene zu strafen, die unschuldig sind. Man straft die Täter, mein Freund, nicht die Opfer." Vor allem sprach es gegen seine Moral (ja, auch Reatinus hatte das noch), Kinder zu kreuzigen wegen eines Tribunen, dessen Verschwinden letzlich ungeklärt war. Vielleicht war der gute Mann der Arbeit überdrüssig und ist ihr entflohen? Was natürlich nichts daran änderte, dass Banditen wirklich eine Plage waren.

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