Die Arbeitsräume des Gymnasiarchen Nikolaos Kerykes

  • Ein Stadtwächter kam wie Stadionläufer herangeprescht und rannte auf seinem Weg in den Gängen etliche Grammatei und Epheben über den Haufen. An der Stege des Gymnasiarchen angekommen klatschte er mit der Flachen Hand einfach einige Male gegen die Tür und riss diese dann hechelnd auf. Er stürmte in den Raum und meldete der erstbesten Person, die er vorfand, folgendes:
    "Derr Strrategos Bantotakis..." - er musste erst einmal Luft holen - "derr Gymnasiarr'hos wird am Torr zurr Bassileia gebrraucht! Ein Rrhomäer is' getötet worrden und es gibt Ärrger mit dem Volk!" Dass der Stadtwächter selbst Ägypter war und aus einem Randbezirk der Rhakotis stammte, schien dieser in dem Moment völlig zu vergessen.
    "Schnell, derr Gymnasiarr'hos muss kommen, es sind berreits 'ohe rrhomäische Offizierrre zum Pfrraefectus Aegypti vorrgelassen worrden!" Der Mann musste sich erschöpfterweise auf den Schreibtisch auflehnen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, so hastig war er zum Gymnasion gesprintet. Ungeduldig sah er sein Gegenüber an.





    PHYLAKE TES ALEXANDRIAS - STADTWÄCHTER

  • Abgehetzt kam ein Mann von der Stadtwache fast in die Stege hineingefallen. Axilla schaute verwirrt von den Listen, die sie grade bearbeitete auf. Normalerweise kamen die Leute hier eher gesittet und langsam rein, aber der Mann hier brach ja fast zusammen und stützte sich auf dem Schreibtisch ab. Natürlich in ihren gerade frisch geschriebenen Listen, die sie dort zum austrocknen hingelegt hatte. Sie wollte grade schon grummelig etwas sagen, als der Sinn seiner Worte plötzlich zu ihr durchdrang.
    Sie schaute ihn einen Augenblick noch an wie ein Reh und wurde dann plötzlich ganz hektisch.
    “Oh, ähm, ja, natürlich, warte hier.“
    Flink und selbst etwas überhastet stand sie von ihrem Schreibtisch auf und ging die paar schritte zu der Tür zu Nikolaos Büro. Sie atmete einmal kurz durch und trat dann ohne anzuklopfen ein. Sofort schloss sie hinter sich die Türe und ging hastig bis zu ihrem Arbeitgeber hinüber.
    “Nikolaos, da draußen steht ein Stadtwächter. Irgendjemand hat wohl einen Römer getötet und es gibt Ärger am Tor der Basileia. Es sind wohl auch schon Offiziere von der Legion unterwegs und Timos möchte, dass du auch dazukommst.“
    Hatte sie gerade die vertrauliche Anrede für den Strategos gewählt? Verdammt, hatte sie. Aber vielleicht bemerkte Nikolaos es ja gar nicht oder dachte sich nichts weiter dabei. Immerhin war die andere Nachricht viel interessanter als die Frage, wie gut sie und Thimótheos Bantotakis sich kannten.

  • Nikolaos war gerade dabei gewesen, einige Briefe zu lesen, unter anderem einen aus Korinth und einen aus Eleusis, als seine Schreiberin hereinplatzte. Er wollte sie schon maßregeln, doch die Gelegenheit dafür gab das Mädchen ihm nicht. Wie ein Sturzbach schienen die Worte ihr aus dem Mund zu fallen.


    "Römer- getötet?!!??! bei den Himmlischen!!!", entfuhr es Nikolaos. Er erbleichte unter seiner giftigen Bleiweißschminke. Er zuckte zusammen. Seine Knie wurden weich. Seine Hände zitterten. War es Angst?


    Lediglich die Anwesenheit der Schreiberin, vor der er sich nicht blamieren wollte, brachte ihn dazu, wieder Haltung anzunehmen. Er räusperte sich künstlich und laut.


    "Ich werde sofort aufbrechen. Du wirst mich begleiten."


    Der Tonfall, in dem er dies sagte, machte nur allzu deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete. Er wollte die junge Iunierin auf jeden Fall dabeihaben - denn sie, so hoffte er in seiner Verzweiflung, würde ihm Schutz garantieren vor Übergriffen durch besagte römische Offiziere. Dass es Ärger gab, war verständlich, doch dass es die Schreiberin besonders herausstellte in ihrem atemlosen Bericht, deutete auf nichts Gutes hin.


    Nikolaos riss fahrig seine Chlamys vom Sims, auf dem sie zusammenfaltet gelegen hatte. Er versuchte, seine leichten, kostbaren Calcei gegen Kothurn auszutauschen, doch seine Hände versagten ihm den Dienst. So stürmte er im leichten Schuhwerk nach draußen, in der Erwartung, Axilla möge ihm folgen.

  • Sie sollte mitkommen? Axilla sah einen Moment unsicher auf Nikolaos, der ganz hektisch war, und dann auf ihre Hände. Da klebte überall noch Tinte. So war sie bestimmt keine allzu große Hilfe. Aber sie konnte ja schlecht sagen, dass sie nicht wollte. Vor allem nicht aus so einem kindischen Grund wie Tinte an den Fingern. Also nickte sie nur und sah Nikolaos zu, wie er versuchte, sich die Schuhe auszuziehen, es aber nicht hinbekam.
    Hatte er Angst? Axilla schaute den Gymnasiarchos einen Moment lang fragend an. Sie war nur etwas aufgeregt. Rufus war ja auch erst überfallen worden, und nun noch ein toter Römer, das war nicht gut. Wenn es einen richtigen Aufstand geben würde und das erst die ersten Vorboten waren, könnte es gefährlich werden. Aber wirklich Angst hatte sie nicht. Ihr würde schon nichts passieren, ihr war noch nie etwas passiert.
    Aber Nikolaos schien richtig Angst zu haben. Er wirkte fahrig und hektisch, und beließ die Schuhe schließlich, wie sie waren. Flink eilte er an ihr vorbei und durch die Tür. Sie hatte noch nie erlebt, dass er Angst hatte. Sonst war er immer so selbstsicher und souverän, so charmant und weltgewandt. Ein typischer Redner eben. Axilla mochte das an ihm ja besonders, da fühlte sie sich gleich sicherer. Und das brauchte sie sehr, denn im Grunde genommen hatte sie sonst nichts, was ihr wirklich Sicherheit gab. Natürlich wusste Nikolaos das nicht, und sie würde auch nie ein Wort darüber verlieren. Aber doch brachte es ihre kleine Welt ein wenig ins Wanken, was sie so gar nicht brauchen konnte. Ein sehr unschönes Gefühl, aber sie wollte sich nichts anmerken lassen. Am Ende musste sie noch darüber reden, wenn sie nun auch unsicher wirkte.


    So eilte sie einfach hinter Nikolaos und dem Stadtwächter hinterher zum Tor der Basileia.

  • Durch den Lärm auf dem Flur aufgescheucht öffneten unzählige Schreiber die Tür doch eine von ihnen wurde nicht geöffnet sie wurde aufgerissen, das Schwert in der Hand und feindliche Soldaten im Flur erwartend betrat Cleonymus den Flur, dicht gefolgt von Pryphius der selbst einen Pugio in Händen hielt ...


    Cleonymus blickte den Gang in beide Richtungen hinunter und erblickte schließlich den Stadtwächter der vor den Räumlichkeiten des Gymniasarchos stand, das Schwert landte in seiner Scheide und ein Böser Blick sorgte dafür das die meisten Schreiber wieder in ihren eigenen Räumen verschwanden. Entschlossenen Schrittes näherte Cleonymus sich nun dem Stadtwächter, wobei er Fetzen des Gesprächs, das dieser mit Iunia Axilla führte, mithören konnte und selbst sofort ein etwas bleicheres Gesicht bekam. Cleonymus blieb stehen und blickte sich zu Pryphos um ...


    "Hol die Jungs, wir müssen zur Basilea und den Mob auseinandertreiben! Ich spreche kurz mit dem Gymniasarchos, wir treffen uns auf der Straße!"


    Damit war dann auch schon wieder alles gesagt, Pryphius machte sich auf den Weg und Cleonymus wollte in die Räume von Nikolaos doch dieser kam ihm schon entgegen. Cleonymus hielt den Pyrtanen kurz am Arm fest und flüsterte ihm etwas ins Ohr ...


    "Ich mache mich ebenfalls auf den Weg, also wenn irgendetwas ist ruf einfach!"


    Cleonymus konnte seinen Freund nun nichtmehr so leicht beschützen wie früher als er noch Strategos war aber dennoch musste er es versuchen also griff er sich auch noch den Stadtwächter bevor er selbst auch das Gebäude verlies ...


    "Ich will das du auf den Gymniasarchos aufpasst! Schütze ihn mit deinem Leben, wenn nicht wird das eine äußerst bedauerliche Erfahrung für dich werden ... verstanden?"


    Dann war der Kosmetes auch schon wieder weg ... es gab schmutzige Arbeit die erledigt werden musste, und das war nunmal sein Spezialgebiet ...

  • Müßig drehte Axilla die Feder in ihren Fingern, ließ die Spitze schnell rotieren, während der angespitzte Kiel auf dem leeren Pergament vor ihr herumkratzte. Immer wieder pustete sie langsam gegen Fahne, so dass sich das Schreibutensil ein wenig mehr beim drehen verbog. Es war interessant, mit anzuschauen, wie die Spitze vor den Augen verschwamm, wenn man sie schnell genug nur drehte.


    Nein, war es eigentlich nicht. Aber Axilla war langweilig. L-A-N-G-W-E-I-L-I-G. Es gab absolute nichts zu tun. So wirklich auch gar nichts. Die Listen waren alle, aber auch wirklich alle, alle aktuell. Briefe gab es grade auch keine, nicht mal Notizen. Und die anderen, die hier arbeiten, verrichteten stumm und zufrieden die Arbeiten, die sie hatten. Keiner brauchte auch nur ansatzweise so etwas wie Axillas Hilfe.
    Rufus war bestimmt schon in Germania wieder angekommen, seine Abreise lag nun schon ein paar Wochen zurück. Sie sollte ihm schrieben, aber sie wusste nicht so genau, was sie schreiben sollte. Überhaupt war es schwer, mit dieser Langeweile einen klaren Gedanken wirklich zu fassen.
    Axilla stützte ihr Kinn in ihre Hand und überlegte, was sie machen könnte. Den Brief konnte sie schreiben, aber danach? Sie hatte einfach keine Ahnung, was sie machen konnte, um sich längerfristig ein wenig zu beschäftigen. Seitdem ihr Leander auf Schritt und Tritt folgte, weil sie es Urgulania versprochen hatte, fühlte sie sich dazu verpflichtet, auf ihren Sklaven auch etwas Rücksicht zu nehmen und kein Risiko einzugehen. Ihre Erkundungstouren durch die Stadt lagen wegen der momentanen Lage auch komplett auf Eis, und in Basileia war es noch langweiliger als überall anders in der Stadt.


    Sie atmete noch einmal tief und lustlos aus und betrachtete die Feder. Das machte irgendwie auch keinen Spaß mehr. Also legte Axilla sie weg. Irgendwas musste es doch geben? Hoffnungsvoll sah sie zu den anderen Schreiberlingen, aber die waren alle in ihre Listen vertieft. Keiner machte auch nur einen Mucks.
    Offenbar war hier keine Hilfe zu erwarten. Toll.


    Ein wenig kaute Axilla auf ihrer Unterlippe herum. Sollte sie Nikolaos einfach überfallen und ihn fragen, ob er etwas zu tun für sie hatte? Das wäre zumindest mal ein Anfang, wenn auch nur für heute. Aber immer noch besser, als gar nichts zu machen.
    Elegant erhob sich also die Iunierin von ihrem Sitzplatz, schaute noch einmal erwartungsvoll zu den Schreiberlingen – die aber völlig erwartungslos immer noch auf ihre Listen schauten – und wandte sich dann der Tür zu, hinter der Nikolaos saß.
    Ihr Anklopfen war mehr eine höfliche Geste, denn sie wartete gar nicht auf das Herein, sondern kam direkt danach durch die Tür, die sie hinter sich sofort wieder zuzog und lächelte Nikolaos an. So machte sie es eigentlich immer, sie wartete nur ganz selten auf sein „herein“.
    “Nikolaos? Hast du noch etwas, was ich machen könnte?“
    Die Hoffnung, die in ihren Worten mitschwang, war kaum zu überhören. Alles war besser als Langeweile.

  • Nikolaos saß auf einem Stuhl und sah auf die Übungsplätze des Gymnasions hinaus. Obgleich es noch Vormittag war, kroch schon etwas von der alexandrinischen Hitze in die schattigen Räume des Gymnasiarchen. Auf dessen Arbeitstisch stapelten sich Anträge von Bürgern. Er hatte angefangen, sie zu lesen. Schnell jedoch hielt er das nicht mehr aus. Angesichts der großen Sorgen, die er um die Polis hatte, waren ihm die kleinen Fehden zwischen Nachbarn, die Sorgen der Isispriesterschaft, die Klagen des Sarapis-Kultvereines über die Isispriesterschaft, feinsinnige Vorschläge zur Umformulierung von Gesetzen, größenwahnsinnige Vorschläge für die Volksversammlung bezüglich der grundsätzlichen Ausrichtung, Klagen über vermehrte Beutelschneiderei und derartiges mehr widerlich.


    Auch fühlte er sich zu matt, irgendetwas zu tun. Nicht wie sonst unterhielt er sich mit Besuchern des Gymnasions. Opfer standen an diesem Tag nicht an.


    War er seines Amtes müde geworden? Oder krank? Die Ereignisse der letzten Wochen hatten ihn wahrlich mitgenommen. Zwar war er gesünder als noch vor einiger Zeit - aber das Gefühl allgemeiner Schwäche hatte ihn nicht verlassen.


    Fast dankbar war er da über die Störung durch seine Schreiberin.


    "Nun, es wären noch einige Briefe auszutragen-"


    Erst jetzt blickte er sich nach ihr um. Er erhob sich und schob den Stuhl beseite.


    "aber das können auch die Hilfsschreiber erledigen. Sonst ist nichts zu tun, du kannst gehen."


    Plötzlich lächelte er. Die Niedergeschlagenheit wich von ihm.


    "Du kannst aber auch mit mir einen Spaziergang machen. Wir könnten uns unterhalten. Vielleicht über Dichtung - oder worüber auch immer du sprechen möchtest."


    Nun grinste er.


    "Ich kann dich auch zu einer Rednerin ausbilden. Heute."


    Ein wenig verrückt kam er sich selbst dabei vor. Er hätte nie zugegeben, wie dankbar er seiner etwas ungestümen Schreiberin in letzter Zeit war - und an diesem Tag war für die Ablenkung, die sie ihm brachte.


    Aber schon verdunkelte sich die gerade aufgehellte Miene des Gymnasiarchen wieder.


    "Wir sollten natürlich in einem Hain spazierengehen, nicht gerade auf dem Fremdenmarkt-"


    Er wollte nicht von Urgulania dafür verantwortlich gemacht werden, stieße Axilla etwas zu. Außerdem - außerdem mochte er sie sogar - ein bisschen...


    Schöne Zeiten waren es, dachte er, als ich noch unerkannt die Stadt durchstreifen konnte, als ich noch ein armer grüner Junge war! Bei dem Gedanken an seine Ankunft in Alexandria wurde ihm fast wehmütig ums Herz. Wie aufregend und wundervoll damals alles war! Die Stadt erschien ihm bunt und voller Eindrücke zu sein. Er hatte sich an den Gerüchen des Fremdenmarktes, am lebhaften Treiben des Meson Pedion, an den seltsamen Pflanzen der Gärten, an den vielgestalten Menschen erfreuen können. Dieser eigenartige Zauber hatte sich längst in Luft aufgelöst. Wie gerne würde er unbeschwert durch die Straßen streifen. Ohne, dass ihn jedermann als Gymnasiarch erkannte.


    Seine Miene hellte sich wieder auf. Er erwartete, was sich Axilla wünschte.


    "Wir könnten uns Tiere im Paneionshain ansehen oder im Hain des Mouseions. Wir könnten einen Ausflug in die Khora machen, ich habe einen Reisewagen in der Stadt. Gegen Abend wären wir sicher wieder zurück. Deine Cousine bräuchte sich gar keine Sorgen machen. Oder wir könnten nach draußen gehen, in die Säulenhalle hinaus, und ich könnte dir Dinge über die Götter erzählen oder über die Geschichte der Welt -"


    Begeisterung war etwas, das Nikolaos lange nicht mehr empfunden hatte. Nun schien sie zu ihm zurückzukehren. Seine Augen leuchteten. Soviel Freude hatte er zuletzt am Halbbarbaren gehabt, der nun leider ins Barbarenland zurückgekehrt war.

  • Im ersten Moment ließ Axilla etwas resignierend den Kopf hängen, als Nikolaos meinte, sie könnte auch heim gehen. Doch dann überraschte sie der Grieche so sehr, dass sie richtig mit dem Kopf hochruckte und einen Moment völlig sprachlos dastand.
    “Du… willst wirklich… mir etwas beibringen?“
    Der letzte Grieche, der ihr etwas beigebracht hatte, war ihr Hauslehrer Iason gewesen, und das schien Axilla mittlerweile aus einem anderen Leben zu stammen. Und der hatte mehr als einmal die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und gemeint, sie würde nicht nur so gerne klettern wie ein Eichhörnchen, sondern hätte von den Göttern in ihrer Weisheit auch gleich noch den Verstand dazu mitbekommen.


    Erst nach einer weiteren Sekunde fiel Axilla all das auf, was Nikolaos an Möglichkeiten genannt hatte. Das war ja eine ganze Hülle an Dingen, die sie machen konnten. Und das wollte er alles machen? Für sie? Axilla wusste gar nicht so recht, ob sie sich freuen sollte, sich geschmeichelt fühlen sollte oder doch weiterhin einfach nur erstaunt und erschreckt sein sollte. Vor allem, als er den Fremdenmarkt erwähnte, wurde sie auch ein bisschen kleiner. Wusste er das eigentlich schon, was da mit dem Schiff gewesen war und dass sie da auch anwesend gewesen war? Sie fragte besser nicht danach, denn sonst wüsste er es mit Sicherheit. Nur aber dann von ihr.
    Lieber gleich auf das andere eingehen, ehe er es sich doch noch anders überlegte. Und Axilla würde wirklich alles gerne machen von dem, was er vorgeschlagen hatte. Jetzt musste sie sich nur schnell entscheiden, was ihr da wirklich nicht leicht fiel.
    “Also, ich würde alles gerne machen. Ich liebe das Paneion, das ist wirklich wunderschön da. Faunus gefällt das sicher, und die vielen Tiere. Ich war schon lange nicht mehr da, bestimmt haben die schon wieder ganz neue Tiere.
    Oh, aber ich wusste noch gar nicht, dass es das auch im Museion gibt. Da war ich noch nie. Das wäre dann ganz neu.
    Aber das mit den Dichtern klingt auch verlockend. Ich mag ja sehr gerne Gedichte. Aber… ähm…“
    Sallust und Catull waren vielleicht nicht so ein gutes Gesprächsthema, stellte sie dabei gerade fest, vielleicht sollte es doch ein anderes Thema sein “… ähm, griechische kenn ich jetzt gar nicht so“
    Puh, das war doch gar nicht so schlecht gerettet. Allerdings fehlte immer noch eine Entscheidung, was sie machen wollte.
    “Hmmm, wir könnten ja zum Museion spazieren und da den Hain anschauen. Da war ich noch nie. Und uns dabei unterhalten. Aber in Geschichte kenn ich mich nicht gut aus. Höchstens die von Alexander und so ein paar Feldzüge sowas. Da ist etwas anderes vielleicht dann besser, oder?“
    Sie wollte ihn ja nicht damit ärgern, wenn sie hinterher alles durcheinanderbrachte. Iason hatte das immer furchtbar geärgert, weil er dann dachte, sie würde nicht zuhören. Was aber so nicht ganz stimmte, die uninteressanten Dinge konnte sie sich nur nicht gut merken. Aber zugehört hatte sie immer sehr genau.
    Das mit der Redekunst griff Axilla nicht auf. Sie wusste nicht, ob er das ernst gemeint hatte, und traute sich da nicht so recht, ihn danach zu fragen. Immerhin war das auch wieder so eine Sache, die Mädchen nicht unbedingt lernen sollten, sondern eher Männern vorbehalten war, die auch einmal in die Politik gehen wollten. Auch wenn es sie wohl interessiert hätte. Vielleicht würden dann ja mal die wirren Gedanken in ihrem Kopf anfangen, weniger chaotisch herumzukreisen, ehe sie aus ihrem Mund herauspurzelten.

  • "Nunja, wir können auch über Dichter aus deinem Volk sprechen.", sagte Nikolaos und zeigte ein leichtes Grinsen mit einem feinen, ironischen Zug. Es gab römische Dichter, die er schätzte, aber insgesamt war er der Ansicht, die besten römischen Dichter griffen das auf, was griechische zuvor entwickelt hatten und verarbeiteten es im besten Fall sehr kunstvoll.


    "Denn leider kann ich dir bei vielen Tieren nicht einmal sagen, wie sie heißen. Wenn es dir nicht anders geht, bleibt uns nur, über sie zu staunen."


    Er lächelte. Irgendetwas in ihm rief nach Zerstreuung und Vergnügen. Und davon bot Alexandria reichlich. Zwar behagten ihm als Athener aus einem Geschlecht, das schon vor Jahrhunderten führende Bürger gestellt hatte, das gesellschaftliche Klima nicht, das die hellenischen Monarchen in den ehemaligen Poleis eingeführt hatten und das die römischen Kaiser aufgegriffen und weiter hatten blühen lassen, aber auf der anderen Seite hatte es für ihn durchaus Reize. Seine Erzieher hatten ihm alte Tugenden anerzogen, und Nikolaos hielt sie teilweise hoch, aber ganz konnte er sich dem Zauber der Dekadenz nicht entziehen. Gespräche in schattigen Säulenhallen am Musentempel waren da noch ein sehr unschuldiges Vergnügen, welches auch gestrenge Philosophen vor Sokrates sicher gutgeheißen hätten.


    "Dann laßt uns aufbrechen, oder, werte Axilla? Ich muss mir nur sogleich ein schlichteres Gewand anlegen - damit mich auf dem Weg nicht jeder als Gymnasiarch erkennt. Du solltest dir vielleicht einen Schleier auf das Haupt legen."


    Er machte einige Schritte in Richtung eines Hinterraumes, in dem er einige persönliche Sachen eingelagert hatte und in dem übrigens auch ein Ruhebett stand, das er gerne nutzte, während die Schreiber dachten, er arbeite. Für einen Augenblick hielt er inne und wandte sich wieder nach Axilla um.


    "Wenn dir auf dem Weg etwas einfällt, worüber du sprechen möchtest, sage einfach bescheid. Ich will schließlich nicht dich belehren, ich möchte mich lieber mit dir unterhalten. Wir treffen uns am besten gleich unter dem Portikus des Gymnasions."

  • “Ach, das macht doch nichts. Braucht ja nicht jedes Ding immer einen Namen zu haben, den man kennt. Das Unbekannte ist doch viel spannender“, plapperte Axilla fröhlich daher, ehe ihr auffiel, dass das wohl wieder unter die Kategorie „Dinge, bei denen ich erst nachdenken sollte, ehe ich sie ausspreche“ fiel. Sie lächelte etwas verlegen und fügte noch schnell an: “Also, wenn man es nicht wissenschaftlich betrachtet, sondern nur zur Zerstreuung.“
    Naja, ein schlechter Rettungsversuch, aber besser als gar keiner.


    Zum Glück kam Nikolaos gleich auf die Garderobe und den Treffpunkt zu sprechen, und Axilla nickte eifrig und voller Vorfreude.
    “Ja, werd ich gleich anziehen. Wobei mich glaube ich trotzdem jeder erkennen wird.“ sie grinste etwas schief. So viele junge Römerinnen gab es in Alexandria nicht, und auch, wenn sie mit ihrer braungebrannten Haut und ihrer lockeren Art sich dem Leben hier doch schon sehr angeglichen hatte, war doch zumindest auf den zweiten Blick zu erkennen, was sie war.
    Axilla drehte sich also flink um, damit der Gymnasiarchos sich umziehen konnte, und suchte draußen ihre Palla, um sie sich über das Haupt zu legen. So angezogen ging sie auch gleich hinaus in den Portikus, um dort auf Nikolaos zu warten.

  • Auf Wachstafeln hatte Nikolaos am Morgen rasch in seiner fahrigen, zwar leserlichen aber unschönen Schrift zwei Briefe geschrieben.


    Ehrenwerter Eparchos, Stellvertreter des göttlichen Basileus,


    im Namen der Polis Alexandreia ist es mir eine Freude, dich als Ehrengast zu einem Agon zur Feier des Neujahrsfestes* einzuladen. Wenn du nichts dagegen hast, kann im Rahmen dieser Veranstaltung auch die Statue zum Dank für deine Verdienste um die Polis enthüllt werden. Ich - und wir alle - hoffen darauf, dass du kommen kannst*² und kommen möchtest. Auch laden wir dich herzlich ein, deine hochverehrte Gemahlin, deine übrige Hausgemeinschaft, dein Gefolge und weitere Gäste deiner Wahl mitzubringen.


    Dich grüßt und dir wünscht hochachtungsvoll Segen


    Nikolaos, der Gymnasiarchos.


    Sim-Off:

    * Das wäre eigentlich Ende der vorletzten Juniwoche, aber wir ziehen das etwas vor auf nächstes Wochenende. Hinziehen kann es sich die ganze nächste Woche.


    *² Ich weiß, wie es gerade um deine Rl-Freizeit bestellt ist. Du könntest hinzustoßen und mitschreiben, wann du möchtest. Wenn du gar nicht kannst, dann wird Corvus auch als "unpässlich" entschuldigt ;).



    Neujahrsagon für alle in Alexandreia


    Zur Feier des Neujahres* findet im Monat Thot in Alexandreia ein Agon statt. Athleten, aber auch Künstler - Dichter, Sänger, Kitharöden- aus allen Poleis und Ethnien lädt die Polis Alexandreia herzlich ein, teilzunehmen.


    Unterschiedliche Disziplinen gibt es und viele Preise: So könnt ihr euch im Fünfkampf messen, im Ringkampf, im Hoplitenlauf und anderen Dingen auf der einen, in Oden und Hymnen auf Hermes und auf Herakles und freier Dichtung auf der anderen. Auch Schauspieler und Chöre sind willkommen, ihre Werke im großen Theater aufzuführen. Allen Teilnehmern wird freie Unterkunft und freie Verköstigung gewährt.


    Wer sich nicht messen möchte, aber den Wettstreiten beiwohnen, der ist ebenso herzlich eingeladen. Wein und Brot wird im Überfluß vorhanden sein. Alexandreia bietet, als eine der gastfreundlichsten Städte der Oikumene, nicht nur gute und günstige Gasthäuser sondern auch allerlei anderer Zerstreuung. Nutzt das Agon für eine Reise zur Perle des Mittelmeeres!


    Um die Sicherheit braucht ihr euch nicht zu sorgen: Stadtwache und Legion haben die Lage unter ihrer Kontrolle. So werden die Spiele mit Sicherheit ein Fest des Friedens und der Freundschaft der Ethnien.


    Diese Ankündigung läßt noch Fragen bei euch offen? Dann wendet euch an den Kosmetes oder an den Gymnasiarchos der Polis Alexandreia.


    Sim-Off:

    *Das Neujahrsfest der Griechen in Alexandreia ist eigentlich eher Ende Juni, aber wir ziehen es auf nächste Woche vor. Die Zeiteinteilung indes handhaben wir flexibel: Mit jedem einzelnen der Wettkämpfen wird begonnen, wenn genug Teilnehmer dort sind ;). So habt ihr auf jeden Fall noch genug Zeit, anzureisen.


    Die Sieger der musischen Wettkämpfe werden SimOn von Preisrichtern ermittelt.


    Die Athleten sollten sich vorher per Pn beim Kosmetes Cleonymus melden.


    "Axilla?", rief Nikolaos in Richtung des Vorzimmers. "Kannst du ein paar Briefe für mich sauber abschreiben, dann zum Präfekten bringen beziehungsweise von Helfern an der Agora an die Wände schreiben lassen beziehungsweise in Briefform zum Postdienst bringen und von dort aus in alle Provinzen des römischen Reiches schicken lassen? Geld dafür gebe ich dir.*"



    Sim-Off:

    *wird gleich überwiesen ;) (+ dein Gehalt, das seit Wochen aussteht... [schämt sich]

  • Sim-Off:

    Komm aus der Ecke und hör auf mit dem Schämen. Hab doch schon so oft gesagt, dass es mir ums Spiel und nicht ums Geld geht :D


    Axilla hörte ihren Namen und schreckte fast ein wenig hoch. In letzter Zeit träumte sie bei der Arbeit immer mehr, war abgelenkt und überlegte so vor sich hin. Die ganzen Hilfsschreiber machten schließlich die meiste Arbeit, im Grunde genommen saß sie meistens nur dekorativ herum und wartete, ob doch jemand vorbeikam. Aber auf der anderen Seite war sie ja auch nicht undankbar über eben jenen Umstand, schwer arbeiten wollte sie ja auch nicht. Außerdem war sie ja eine Frau, da musste sie froh sein, dass Nikolaos sie überhaupt eingestellt hatte.


    So aber kam ihr die Arbeit, die der Gymnasiarchos für sie hatte, auch sehr gelegen, riss es sie doch ein wenig aus ihren Träumereien und gab ihr etwas zu tun. Jetzt, wo sie nicht mehr alleine durch die Stadt streifen durfte, war ihr häufig fad und sie fühlte sich unausgeglichen, da kam jede Beschäftigung gerade recht.
    “Natürlich. Ich mach das sofort“, flötete sie also Nikolaos geradezu begeistert entgegen und nahm die Wachstafeln an sich. Neugierig, wie sie war, überflog sie auch gleich ihren Inhalt.
    “Oh, Wettkämpfe. Und in alle Provinzen? Dann kommen sicher viele Leute, da werden die Gasthäuser sich freuen.
    Machen da Ánthimos und Penelope auch mit? Ähm, also... Bantotakis, die beiden mein ich.“

    Das waren der einzige Sportler und die einzige Musikerin, die Axilla kannte, auch wenn es in Alexandria natürlich sehr viel mehr gab. Aber neugierig, wie sie war, plapperte sie mal wieder erst, ehe sie nachgedacht hatte, und bereute gleich darauf schon die Frage. Sicher kannte Nikolaos nicht jeden einzelnen Teilnehmer, vor allem, da erst die Ankündigung ausgehangen wurde.

  • Nachdem er sein Gasthaus an Cleonymus abgetreten hatte, in der Hoffnung, dieser würde es, nachdem Lyros es in seiner letzten Zeit vor dem Ruhestand etwas hatte verkommen lassen, wieder auf Vordermann bringen, hatte Nikolaos eine Idee für ein neues Geschäftsfeld. Wohlgemerkt kümmerte er sich selbst wenig um seine Betriebe. Entweder waren sie verpachtet oder aber Verwalter führten die Geschäfte in Nikolaos' Namen. Nun beschloß er, neben Opium, Gemüse, Honig und anderen Waren in Zukunft auch mit Seide zu handeln.


    "Iunia Axilla?!? Kannst du mir einen Gefallen tun, nämlich, dem Agoranomos davon in Kenntnis zu setzen, dass ich in Zukunft Seide, Datteln und edlen Wein nach Alexandreia einführen und auch wieder in andere Teile der Welt ausführen lassen möchte? Das wäre sehr freundlich von dir, denn ich... äh... ich bin gerade beschäftigt."


    In Wirklichkeit wollte er nicht bei diesem Agoranomos womöglich in der Haltung eines Bittstellers auftreten.


    "Ach, und lass dich nicht über's Ohr hauen. Gebühren sind für den Eintrag in die Listen der Händler nicht veranschlagt. Zölle sind erst fällig, wenn die Ware in den Hafen kommt oder ihn wieder verläßt."



    Edit: Thema umbenannt. "Arbeit für Axilla" hatten wir schon einmal ;).

  • Gerade hatte Axilla damit angefangen, sich weit, weit auf ihrem Stuhl zurückzulehnen, so weit, dass dieser nur noch auf 2 seiner 4 Beine stand, als Nikolaos plötzlich nach ihr rief. Vor lauter Schreck verlor Axilla das Gleichgewicht und mit einem lauten Rumpeln ging sie mitsamt dem Stuhl dann rücklings zu Boden. Die aufgeschreckten Hilfsschreiber sprangen auf, um nach der kleinen Iunierin zu sehen, als eine Hand plötzlich hinter dem Schreibtisch auftauchte. “Nichts passiert!“ verkündete eine helle und beinah fröhlich klingende Stimme, und kurz daraufhin kam auch Axilla wieder hinter ihrem Tisch hervorgekrabbelt und rappelte sich auf. Das würde einen blauen Fleck geben an einer rückwärtigen Stelle, die zum Glück von der Tunika verdeckt wurde. Aber Axilla würde so schnell wohl nicht mehr mit dem stuhl kippeln.
    Sie betrat also das Officium von Nikolaos und versuchte nicht ganz verlegen auszusehen, während sie zuhörte, was es denn gab.


    “Ähm, ja, kann ich machen.“
    Begeisterung sah eindeutig anders aus. Aber ihr Verhältnis zu Ánthimos war nun mal durchweg als schwierig zu bezeichnen.
    “Läuft das dann unter dem Namen des Kontors mit oder bekommt das für die Anmeldung einen eigenen Namen?“
    Axilla wusste das ja noch von ihren Betrieben, dass in die Urkunde auch der Name eingetragen wurde. Und irgendwas würde sie ja sagen müssen, das konnte sie ja dann nicht spontan nach Lust und Laune einfach entscheiden.

  • Ein lautes Geräusch im Vorzimmer ließ den Gymnasiarchos aufschrecken.


    "Iunia Axilla? Ist alles in Ordnung?"


    Beinahe wollte er aufstehen und nach dem Rechten sehen, da trat die Schreiberin ein und kam ihm damit zuvor. Von der Aufgabe schien sie weniger angetan zu sein. Es gab, dachte Nikolaos, auch sicher spannendere Dinge als irgendwelche zu erledigenden Botengänge zu Beamten.


    "Name?"


    Warum um alles in der Welt musste man jedem Geschäft einen Namen geben? Nikolaos überlegte, was er ihr antworten sollte. Besonders originell waren seine Gedanken nicht.


    "Ähm... wir nennen es mal einfach ton emporion alexandrinon tou nikolaou. Daran gibt es doch nichts auszusetzen, oder?"


    Eigentlich war dieses neue Geschäft gar keins. In seinem Lagerhaus am Hafen war noch genug Platz für kostbare Stoffe, Wein und getrocknete Früchte aus fernen Ländern. Aber, das wusste er aus eigener Erfahrung als Beamter, für die alexandrinische Beamtenschaft musste alles seine Ordnung und seine Richtigkeit haben.

  • “Neinnein, das klingt… nett“, versuchte Axilla diplomatisch zu sein.
    Sie musste sich gerade beherrschen, sich nicht über den Hintern zu reiben, wo es garantiert einen blauen Flecken geben würde. Warum auch musste Nikolaos sie so erschrecken? Nungut, er war ihr Arbeitgeber, aber trotzdem!


    “Ich.. ähm, werd das dann gleich erledigen. Ist ja nicht weit.“
    Auf die Frage, ob alles in Ordnung sie, ging Axilla nicht ein. Die Erklärung wäre ihr dann doch ein klein wenig zu peinlich gewesen.

  • "Sehr gut. Am besten, du beeilst dich damit. Bald müssten meine Schiffe hier sein - und bis dahin sollte das angemeldet sein. Sonst muss ich womöglich noch Strafe zahlen.", sagte Nikolaos. "Wenn du wieder hier bist, müssen wir noch ein wenig Ordnung in die Anträge der Bürger für die nächste Ekklesia bringen.'"

  • Auch wenn Axilla nicht unbedingt danach war, das jetzt zu machen, aber sowas gehörte halt auch zur Arbeit dazu. Also versuchte sie, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, und nickte stattdessen möglichst eifrig.
    “Ja, ich geh sofort los. Strafe zahlen wäre ja wirklich überflüssig.“
    Sie schenkte ihrem Chef noch ein etwas schiefes Lächeln und huschte dann auch schon davon.
    Als sie aus dem Officium ausgetreten und die Tür geschlossen hatte, rieb sie sich erst einmal über die schmerzende Stelle und formte mit ihren Lippen ein lautloses „Au!“ Die Hilfsschreiber schauten kurz belustigt, als Axilla dann aber ertappt zu ihnen zurückschaute, waren alle plötzlich wieder beschäftigt mit ihren Arbeiten. Mit etwas skeptischem Blick ging Axilla langsam durch die Reihen und schließlich hinaus, um den Fernhändler gleich anzumelden.

  • Als Kapitän ohne Schiff, aber mit großem Verlust, musste Severus sehen, dass er irgendwie zu Geld kam. Da war der Aushang, dass Nikolaos Kerykes einen Kapitän suchte, gerade gelegen gekommen. Severus hoffte, dass die Stelle noch nicht vergeben war. Da er häufiger in Alexandria war, wusste er auch, dass der Keryke momentan der amtierende Gymnasiarchos war. Da er dessen Wohnsitz nicht kannte, ging er eben zu dessen Amtssitz.


    Um die nötige Kompetenz zu vermitteln und weil es sein Stolz als Römer und Navigator gebot, hatte er sich in seine Toga gekleidet und betrat so würdevoll und stolz das Vorzimmer. Er war ganz das Bild eines natürlichen Anführers. Umso mehr musste es überraschen, dass er nun in sehr gutem Koine sprach. "Khaire. Ich suche den Gymnasiarchos und würde ihn gerne in einer privaten Angelegenheit sprechen."

  • Völlig in Gedanken hatte Axilla im ersten Moment nichtmal gemerkt, dass jemand eingetreten war. Sie hatte nur auf die Feder und das Papier vor ihr gestarrt und sich mit eiserner Disziplin davon abzuhalten versucht, irgendwelche Strichmännchen zu malen, weil ihr langweilig war. Das erforderte in diesem Fall schon ein Höchstmass an Konzentration. Mittlerweile wurde es in Alexandria wieder richtig heiß um die Mittagszeit, da kamen dann noch weniger Leute hierhin als ohnehin schon.


    Als sie angesprochen wurde, sah Axilla etwas verschlafen und langsam auf. “Und wen darf… ich…. melden…?“
    Je höher ihr Blick gewandert war, umso mehr war sie ins Stocken geraten. Sie hatte einen kleinen Griechen erwartet, aber anstatt auf eine Chlamys fiel ihr Blick zunächst auf etwas, das verdächtig nach Toga aussah. Und je höher er wanderte, umso togaartiger wurde das ganze. Und klein war ihr Besuch auch nicht, nein, hochgeschossen war er regelrecht. Unter den vielen Griechen, denen selbst Axilla auf den Kopf spucken konnte – nicht, dass sie das jemals machen würde – war das hier ein Riese!
    Und süß war er!
    “Ähm, salve…“, meinte sie etwas verträumt, ehe sie merkte, dass sie ja hier war, um zu arbeiten, und er ja was vom Gymnasiarchos wollte, und überhaupt es wohl nicht unbedingt damenhaft war, einen völlig Fremden so anzuschauen. Hastig stand sie auf, wobei ihr die Feder runterfiel, so dass sie sich schnell noch einmal danach bückte, im noch viel hastigeren Wieder-Aufstehen mit ihrem Kopf noch leicht die Tischplatte erwischte, was diese mit einem leisen „Plong“ auch verkündete, sich den Kopf rieb und die dumme Feder, die sie nun wie einen Tölpel aussehen ließ, mit einem nur halb unterdrückten bösen Blick wieder auf den Schreibtisch legte.
    “Ähm, ja, Gymnasiarchos, genau. Ist ja hier sein officium“, sie lächelte verlegen. Reiß dich gefälligst zusammen! Verlegen, weil die Situation ihr doch sehr peinlich war, kratzte sie sich ein wenig am Arm. “Ähm, ja, aber Namen brauch ich wohl.“
    Das bis auf den allerersten Satz, als sie noch nicht wusste, wer da vor ihr stand, alles auf Latein und nicht in Koine gesprochen war, fiel Axilla erst jetzt auf. Hoffentlich hatte sie sich von der Toga jetzt nicht irreleiten lassen und dem Mann vor ihr alles mögliche in einer unbekannten Sprache erzählt.

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