[TRICLINIUM] Der Speisesaal

  • Ich schüttelte energisch den Kopf.


    "Nein ich habe meinen Vater nie dort besucht. Meine Mutter hätte es nicht erlaubt und als Soldat hätte er wohl nicht viel Zeit für mich gehabt. Außerdem ein kleines Mädchen so weit weg von Rom? Ich glaube ich wäre zu ängstlich gewesen.
    Er hat mir einige Briefe aus dieser fernen Provinz geschrieben. Tatsächlich sprach er auch von bewundernswerten Bauwerken. Als er das erste Mal das Land betrat, war er sehr beeindruckt."

  • "Ach, er war Soldat. Das erklärt einiges."


    stellte Occia fest und dachte daran, dass ihr Vater ebenfalls Soldat gewesen war - zumindest für ein paar Jahre, in denen er in verschiedenen Legionen als Tribun gedient hatte. Sie hatte es damals allerdings noch nicht gegeben - ihr Vater war nur verlobt gewesen.


    "Und Graecia? Warst du schon einmal in Graecia? Mein Bruder hat dort studiert. Es muss faszinierend sein, in einem Land zu sein, in dem Menschen wie der große Homer oder Helden wie Achill gelebt haben. er hat mir geschrieben, dass er sogar auf Ithaka gewesen sei - dort wurde Ulixes* geboren."


    Sim-Off:

    * Ulixes ist der lateinische Namen für den griechischen Helden Odysseus

  • Ich lächelte.


    "Nein, ich war noch nie außerhalb Italias. Von Graecia habe ich bisher kaum etwas gehört. Als ich einige Zeit auf dem Land lebte, hatte ich Kontakt zu Verwandten mütterlicherseits die dort einige Zeit verbracht haben. Aber sie haben kaum von dort erzählt."

  • Inzwischen hatte Papiria Occia sich satt gegessen. Zum Nachtisch nahm sie sich noch einen Apfel von der Schale, die eine Sklavin hereintrug. Dann beendete sie das Mahl endlich.


    "Es hat mich sehr gefreut, dass du mit mir gegessen hast. Wir sollten das unbedingt einmal wiederholen, Sergia!"


    meinte Occia schließlich. Dann ließ sie sich die Finger waschen und die Hände waschen. Endlich erhob sie sich und verabschiedete sich.


    "Vale, Sergia!"

  • Ich nickte meiner Vestalinenschwester zu.


    "Auch mich hat es gefreut mit dir zu speisen und mir dir über dies und das zu sprechen.
    Vale Papiria!"


    Auch ich beendete mein Mahl und ließ mir die Hände waschen. Danach ging ich wieder in mein Zimmer.

  • Papiria Occia


    Nun gingen sie in das Triclinium. Im Augenblick befand sich niemand darin, sodass es recht still wirkte. In der Mitte standen drei Klinen, die sauber bezogen waren. Die Wände waren unten rot, oben mit Girlanden bemalt und der Boden mit einem Fischgratmustermosaik bedeckt. Alles wirkte recht freundlich, doch aufgrund der Leere etwas still.


    "Hier ist das Triclinium, in dem wir gemeinsam essen. Wenn du möchtest, können wir heute Abend gemeinsam unsere Cena einnehmen."


    erklärte sie. Mehr gab es über diesen Raum wohl nicht zu sagen.

  • Die junge Claudierin ging hinter Occia hinterher, neugierig herumschauend, jedes Detail im Gebäude erfassend. Bald schon kamen sie in einen sehr appetitlich aussehenden Raum, wie Romana dachte – nicht zu Unrecht, dies war der Speisesaal. Groß war er durchaus nicht, aber zweckmäßig.


    „Sehr schön!“, meinte Romana ehrlich und bewunderte die Bemalungen an den Wänden, bevor der Vorschlag der Papirierin sie wieder in die Realität holte. „Nun, sicherlich, machen wir das! Es würde mich sehr freuen.“, meinte sie. „Wer kocht eigentlich für uns? Die Sklavinnen? Oder müssen wir selber die Kochlöffel schwingen?“, fragte Romana, die schon manch Speise, die sie unbedingt selber kochen wollen hatte, verkohlen lassen hatte.

  • Occia musste lachen, als die Claudierin nach den Köchen fragte. Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben irgendetwas gekocht! Sie konnte sich sich nicht einmal am Herd vorstellen! Oder zumindest nur als Scherz! Fast alle Vestalinnen waren immerhin aus aristokratischen Häusern!


    Als sie sich wieder beruhigt hatte, erklärte sie


    "Nein, dafür haben wir natürlich Sklavinnen. Hinter dieser Tür dort ist die Cucina. Aber das ist der Teil des Wirtschaftstraktes, darum musst du dich nicht kümmern. Aber du kannst natürlich Wünsche äußern: Was würde dir denn heute schmecken? Ich gebe es dann weiter."

  • Romana musste zwangsläufig mitlachen. Sie selber hatte sich früher für eine große Köchin gehalten, und hatte somit auch kochen dürfen – im ländlichen Clusium war das keine Affäre – aber dies war immer ordentlich daneben gegangen. Wenn sie eine Sklavin gewesen wäre, hätte sie dafür eine gesalzene Strafe gekriegt... selbst sie wurde gescholten. Nach einigen missglückten Versuchen hatte sie es dann sein lassen.


    „Das beruhigt mich sehr.“, meinte sie im vollen Ernst. „Aber, wenn du mich so direkt fragst... was mir heute gefallen würde, wäre... Schweinsbraten?“ Eine damenhaftere Speise hätte sie durchaus hervorholen können, aber Schweinsbraten schmeckte ihr einfach. Besonders, wenn er schön saftig war. Man fragte sich, wie Romana bei solchen Speisen ihre Linie (wenn auch dann und wann nur mit Ach und Krach) hielt. "Was denkst du davon?"

  • Schweinebraten? Das war wirklich eine gute Idee! Wie die meisten Römer mochte Occia Schweinefleisch am liebsten, wozu es auch noch ein relativ gut verfügbares Fleisch war. Es war gerade für diesen Tag eigentlich genau richtig!


    "Hervorragend. Ich liebe Schwein!"


    bestätigte sie daher und überlegte, wann wohl der beste Zeitpunkt war. Direkt nach dem Unterricht? Oder war das zu spät für die Bediensteten? Naja, sie würde schon etwas finden.


    "So, jetzt müssen wir aber zuerst mit dem Unterricht fortfahren! Gehen wir in die Camera!"


    Damit machte sie sich auf, verließ das Triclinium und ging in den Raum, in dem Romana ihre Ausbildung erhielt.

  • „Und ich erst.“, entgegnete die groß gewachsene Patrizier fröhlich. Sie freute sich schon unglaublich auf frisch zubereiteten braten. Natürlich wusste sie, dass die Soße da das Wichtigste war. Ob die Sklaven das konnten? Nun, sie würde es sehen! Bisher hatte sie hier im Atrium Vestae nur kleine Imbisse gehabt, denn an ihrem ersten Abend hatte sie nur noch geschlafen, und den zweiten Abend hatte sie bei den Iuniern verbracht.


    Als Occia meinte, sie müssten mit dem Unterricht nun weitermachen, nickte Romana nur und folgte der Papirierin nach unten. Sie war schon recht gespannt auf den Unterricht. Was er wohl bringen würde? Hoffentlich viele neue Erkenntnisse!

  • Papiria Occia


    Am Abend hatte die Mentrix-Vestalin von Romana sich bereits etwas früher in das Triclinium begeben. So erwartete sie das Mädchen bereits auf ihrer Kline liegend und mit einem Becher verdünnten Weines.


    Sie hatte heute keinen Schleier auf und trug nur das etwas leichtere Gewand - glücklicherweise heizte ein Kohlebecken auch genügend ein, dass man so essen konnte.

  • Romana war hungrig. Richtig hungrig. Sie hatte die Essenszeit kaum abwarten können, und begab sich, ein wenig überpünktlich, von ihrem Cubiculum zum Speisesaal. Als sie in den Saal hineingetrippelt kam, sah sie zu ihrem Erstaunen, dass sich, obwohl sie früh war, Occia schon im Saal befand. „Oh, salve, Occia!“, meinte sie und ließ sich in einer fließenden Bewegung auf einer Kline direkt neben ihrer Lehrerin nieder. Es war wirklich nett, dachte sie, einmal mit ihrer Mitvestalin privat verkehren zu können, ohne den Unterricht.


    „Wie geht es dir? Wann ist das Essen fertig?“ Zwei nicht miteinander in Einklang zu bringende Fragen waren diese, aber es waren jene, die sie nun am Meisten interessierten. Bevor sie noch eine dritte stellte: „Denkst du nicht auch, dass es eine ganz schreckliche Hitze hier drinnen hat?“ Sie hatte, da sie ja nicht ausging, ihren Schleier Schleier sein lassen, doch nun fühlte sie sich bemüssigt, auch die Stola abzulegen. Sie legte sie über die Kline, bevor sie Occia wieder anblickte.

  • Also Occia eintrat, blickte Occia auf und lächelte sie an.


    "Ave, Claudia! Wir sprechen uns hier übrigens gewöhnlich mit dem Gentilnamen an, da wir ja sehr überschaubar sind. Aber das ist nur eine Kleinigkeit."


    fügte sie noch an, wobei der Ton keineswegs mahnend war, sondern eher wie eine unwichtige Bemerkung klang. Dann nahm Romana jedoch gleich Bezug auf die Temperatur, die der Papirierin erneut ein Lächeln abrang.


    "Oh, ich finde sie gerade angenehm. Ich trage gern leichte Gewänder. Sollen wir es einen Augenblick hinausstellen?"

  • „Oh... hmmm...“, entfleuchte es Romana, als sie dies hörte. Neu war dies nicht, doch hatte sie in Gedanken ihre Mentrix immer nur Occia genannt. „Natürlich, Papiria.“, meinte sie dann, und versuchte, einfach sich keine Gedanken darüber zu machen. Irgendwann würde dies automatisch gehen, mit der Namenssache.
    Die Papirierin reagierte auf Romanas Gespür für Wärme sofort mit einigen netten Worten, deren Sinn der junge Patrizierin aber verschlossen blieben. „Was hinausstellen?“, fragte sie. „Das Becken?“, fiel ihr dann ein. „Kann man das überhaupt?“ Es sah schon ziemlich unhandlich aus. Und dazu noch die Hitze... „Ich will niemanden Umstände machen.“, beteuerte Romana.

  • Etwas misstrauisch betrachtete Occia das Kohlebecken, das auf filigranen Füßen stand. Heiß war es sicherlich, aber unhandlich? Nunja...


    "Ach, das geht schon - die Sklavinnen haben ja Handtücher und so schwer ist es nun auch wieder nicht. Macht keine Umstände!"


    Sie schnippte mit den Fingern und sofort öffnete sich die Küchentür, aus der eine Dienerin kam. Sie blickte zu Boden und wartete artig auf Befehle.


    "Stelle das Kohlebecken ein wenig nach draußen! Später brauchen wir es wieder!"


    befahl sie und sofort verschwand das Mädchen, um ein Handtuch zu holen, während Occia sich wieder der Claudierin zuwandte und einladend lächelte.


    "Und, wie geht es dir? Hast du dir schon überlegt, was du mit deinem Zimmer anstellst?"


    Sie hatte ja die Möglichkeit, es ausmalen zu lassen, wie es ihr gefiel! Außerdem brachten viele Amatae ihre Möbel etc. mit!

  • „Nun ja, wenn du es sagst...“ Romana war noch immer alles andere als überzeugt, und blickte zur Sklavin hin, die in der Türe erschien, als Occia mit den Fingern schnippte. Nun ja, sie war die Sklavin, und sie musste machen, was man ihr sagte. Und sie hätte es garantierter schlechter erwischen können. In Freiheit würde es ihr nie so gut gehen.


    Anstatt jedoch über Frieheit und Sklaverei innerlich zu philosophieren, wandte sich die Claudierin wieder Occia zu. „Hmm, also, mir geht es gut soweit. Sehr gut sogar. Danke der Nachfrage.“, meinte sie. Es war schon nett, dass Occia nachfragte – nun ja, eine floskelhafte Formalität, aber der klassische Beginn einer Konversation.


    Die nächste Frage war etwas weniger allgemein gehalten, und Romana nickte. „Ja, ich will noch immer den Raum etwas bemalt haben. Weiß angekieselte Wände haben etwas Erhabenes, aber in meinen Privaträumen will ich ein wenig Lebhaftigkeit haben. Ich weiß aber nicht, welche Motive schön wären... vielleicht... ja, vielleicht eine etrurische Landschaft. Dann würde ich mich gleich ein wenig... ja... heimischer fühlen. Hast du eigentlich den Namen und die Anschrift von deinem Maler herausgefunden?“, fragte sie.

  • Aufmerksam hörte Occia zu. Ihr eigenes Zimmer wurde auch durch eine hübsche Waldlandschaft geschmückt - ihr Maler würde also derartige Dinge ebenfalls gut malen können!


    "Paulus Caesannus - ein Gallier, meine ich. Er hat seine Werkstatt in der Nähe des Odeum auf dem Marsfeld. Frag' einfach nach ihm, du wirst ihn leicht finden."


    Leider waren Hausnummern und Straßennamen in diesen Tagen unbekannt - dafür kam man jedoch auch wesentlich leichter ins Gespräch, weil man ja ständig nach dem Weg fragen musste!


    "Du bist aus Etrurien?"


    fragte sie dann jedoch auf Romanas Bemerkung hin.

  • „Paulus Ces... Caesannus, ja. Also, danke viele Male. Ich werde nach ihm suchen, wenn ich die Zeit habe.“, meinte sie. Die Dankbarkeit konnte man ihr anhören, ebenso wie die Entschlossenheit, den Kerl dereinst aufzusuchen. Denn sie selber war ja ein hoffnungsloser Fall, wenn es um das Auffinden von guten Handwerkern ging. Da kam so ein Ratschlag sehr gelegen. Sicherlich hatte der Gallier auch dementsprechende künstlerische Fähigkeiten. Nur sollte die Landschaft keine Waldlandschaft sein. Sie hatte eine Abneigung gegen Wälder, sie zeugten davon, dass sich der Mensch die Natur noch nicht komplett untergetan hatte, und waren somit ein Zeichen von fehlender Zivilisation. Zumindest, wenn es nach der hoch aufgeschossenen Claudierin ging.


    Die nächste Frage löste ein Lächeln bei ihr aus. „Nun, ich bin in Rom geboren. Meine Ahnen sind aus Rom. Und doch habe ich in Etrurien einige schöne Jahre verlebt, bei meinen Großeltern mütterlicherseits in Clusium. Für mich ist es einfach... ein Platz, an dem ich mich zurückziehen kann, wenn dunkle Wolken aufziehen, bis die Sonne wieder scheint. Ich weiß, das mag kitschig klingen. Aber ich liebe Etrurien. Für mich ist es der schönste Platz der Welt.“, gab sie zum Besten. „Und es ist einfach... ein Stück Heimat, welches ich in Rom nicht habe. In Etrurien habe ich auch den Entschluss gefasst, Vestalin zu werden...“ Sie war ein wenig scheu, noch immer, darüber, die exakten Umstände zu erklären. „Gibt es so einen Platz bei dir, den du besonders ins Herz geschlossen hast? Oder bist du eine echte Stadtrömerin?“, fragte sie Occia zurück.

  • Clusium - Occia war noch nie in diesem Nest gewesen, doch sie fand es schön, dass Romana einen solchen Ort hatte, an dem ihr Herz hing. Auch sie selbst hatte einen solchen - auch wenn nicht sie, sondern ihr Vater beschlossen hatte, dass sie in den Dienst der Vesta trat.


    "Ich bin hier in Roma geboren und die meiste Zeit aufgewachsen. Im Sommer waren wir immer auf dem Land, meist in Baiae. Der Ort gefiel mir auch immer sehr - wir haben oft in den warmen Quellen gebadet!


    Aber mein Herz hängt an Rom, am Haus meines Vaters und dort besonders am Garten. Der hat mir damals auch am meisten gefehlt, als ich hierher gekommen bin."


    erklärte sie und ihr Blick wurde ein wenig verträumt, als sie an diese schöne Zeit dachte.

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