Sonnenstrahlen nach dem Sturm oder: Essen fassen!

  • Paulina hatte bereits mit den folgenden Worten ihres Begleiters gerechnet, nicht jedoch damit, dass dieser seine Frage nicht zu Ende führen würde. Irritiert folgte sie seinem Blick, der einem recht schäbig wirkenden Knaben zu gelten schien.
    "Ja... hm..natürlich." meinte Paulina nur noch kurz, als Marsus schon halb aus der Garküche raus war und beobachtete, was sich da zwischen diesen beiden abspielte.

  • Ragin zuckte erschrocken zusammen. Erwischt! Er drehte sich um und erblickte Witjon. Vielleicht konnte er von sich ablenken:


    "Ah Witjon. Schön dich zu sehen. Ich wusste gar nicht, dass du schon zurück bist aus Confluentes. Und wie war es?"
    Als er redete versuchte er verstohlen seine Kleidung wieder glatt zu streichen.

  • Dieser nichtsnutzige...
    "Komm mir nicht so! Ich glaube kaum, dass dir irgendjemand erlaubt hat, allein durch die Straßen der Stadt zu wandeln."
    Witjon rümpfte die Nase. Er war ja einiges gewöhnt, aber das was da gerade aus Ragins Richtung herüberwehte, war schon fast unnatürlich.
    "*Blärch* Hast du in einem verfluchten Schweinestall gepennt? Du stinkst wie ein Warzenschwein!"
    Wow...so aufgebracht war er schon lange nicht mehr gewesen. Er packte Ragin am Arm und zog ihn energisch Richtung Garküche, Paulina hatte er nicht vergessen und der Koch wartete auch noch. Man konnte ihm den Zorn ansehen.

  • "Heeeeee. Mir hat niemand verboten die Casa zu verlassen!" versuchte er sich halbherzig zu rechtferigen. "Außerdem war es kein Schweinestall, sondern ein Kuhstall." Wie dumm das klang war ihm natürlich sofort klar, aber da war es schon zu spät. Witjon schien ihn zu einer Garküche zu zerren. Da hatte er gar nicht dagegen, denn er hatte Hunger wie ein Bär und keine müde Sesterze in der Tasche. Also lies er sich mitschleifen.

  • Paulina hatte gemerkt, dass Marsus und der fremde Junge sich zu streiten schienen. Worum es allerding ging hatte sie nicht mitbekommen. Das einzige, was sie hatte verstehen können war "...Straßen der Stadt..." und dann ihrer Meinung nach unverhältnismäßig oft das Wort Stall. Leicht irritiert blickte sie ihre neue Bekanntschaft an, als dieser den Jungen im Schlepptau zur Garküche, in der sie noch immer wartete, zurückkam. Verwirrt musterte sie den recht schäbig aussehenden Knaben und schaute Marsus fragend an.

  • Marsus war die ganze Situation ein wenig peinlich, doch das ließ er sich nicht anmerken. Als er beim Koch angekommen war, bestellte er "zwei Bier bitte und für diesen Waldschrat hier"...er schaute kurz zu Ragin und zurück zum Koch..."Wasser. Danke." Der Wirt nickte nur und Witjon wandte sich Paulina zu. Er räusperte sich und sagte: "Tut mir leid. Äh, darf ich vorstellen? Das ist Marcus Duccius Rufus...mein ähm...ich glaube er ist mein Großvetter oder sowas. Wie auch immer. Der Knirps sollte nicht hier sein."

  • Ragin sah die Frau an. Wie er aussah war ihm natürlich peinlich, aber er versuchte sich nicht anmerken zu lassen und sagte würdevoll: "Ich freue mich Deine Bekanntschaft zu machen."


    Dann wandte er sich Witjon zu:


    "Ich kann doch gar nichts dafür. Ich wurde von dem Unwetter überrascht. Und dann wurde Eis vom Himmel geschmissen und ich musste mir einen Unterschlupf suchen."


    Gerade da knurrte sein Magen wie ein Rudel Wölfe, das schon Wochen nichts mehr gefressen hatte...

  • Es war schon etwas amüsantes an der Art, wie der kleine Drecksspatz versuchte ein wenig Würde in seine sonst so klägliche Erscheinung zu legen.
    "Schon ok." lächelte Paulina dann. "Ich glaube heute sind schon genug unerwartete Dinge eingetroffen, eine mehr ist da wohl kein Problem mehr." spielte sie auf die vorhergehenden Geschehniss nicht ohne ein Schmunzeln an.
    Daraufhin wandte sie sich an den wirklich ziemlich dreckigen und...naja... geruchsintensiven Jungen.
    "Es freut mich auch, Duccius Rufus. Ich bin Germanica Paulina."

  • Witjon grummelte nur etwas unverständliches, konnte dann jedoch ein mehr oder weniger gelungenes Lächeln aufbringen, als Paulina auf ihr Missgeschick auf dem Marktplatz anspielte.
    "Nun da ihr euch kennen gelernt habt, können wir uns ja schonmal einen Platz zum essen suchen oder? Mein Magen schleift bereits auf dem Boden vor Hunger." grinste er und schaute sich bereits nach einem Tisch um.

  • "Oh gut, ich hab Hunger wie ein Wolf.", stimmte er Witjon zu. "Dann musst du uns aber was von Deiner Reise nach Confluentes erzählen. Du hast doch sicher was interessantes erlebt, oder?" Da war sie wieder die Neugierde.

  • Irgendwie hatte sich Paulina das Ganze etwas anders vorgestellt. Aber nunja, es kam nun einmal nicht immer so, wie man es gerne und so fügte sie sich zumindest amüsiert in ihr Schicksal.


    "Nunja, zwei so hungrigen Männern sollte ich mich besser nicht widersetzen." meinte sie daher und folgte Marsus an einen der Tische.

  • Ragin setzte sich still an den Tisch und versuchte möglichst wenig aufzufallen. Vielleicht hatte er Glück und die hübsche Paulina lenkte Witjon lange genug ab, bis dessen Ärger verflogen war.


    Andererseits lagen ihm schon wieder mindestens fünf bis sechs Fragen auf der Zunge...

  • Sie setzten sich und Witjon überlegte einen Moment, kam aber nicht drauf..."So, wo waren wir stehen geblieben?" fragte er Paulina. Ragin würdigte er keines weiteren Blickes.

  • Paulina strich sich kurz eine Strähne aus dem Gesicht und blickte gerade der Frage nachgehend, wie sie den Dreck am besten rausbekommen würde, auf den Saum ihrer Tunika, als Marsus wieder das Wort an sie richtete.


    "Öhm...achja. Ich glaube bei der Tatsache, dass ich noch nie Bier getrunken habe." erwiderte sie dann lächelnd.

  • Achja, so war das. "Ich erinnere mich." grinste Witjon. Die Dame war ganz offensichtlich nicht sehr vertraut mit dem Germanischen und kam wohl auch nicht so oft aus ihrer Casa heraus. "Na dann wird's ja mal Zeit. Bier sollte man auf jeden Fall probiert haben. Wein hat zwar auch was, aber auf Dauer kriege ich davon Kopfschmerzen. Außerdem schlägt sich dieses Getränk auf die Verdauung aus, wenn man es im Überfluß genießt." Er musste lachen. Er bleib wahrlich lieber beim guten Hopfengetränk. "Ich nehme an, dass du auch noch kein Met probiert hast?" Jetzt lehnte er sich gemütlich auf seinem Stuhl zurück und schaute sich nebenbei schon hungrig nach seinem Essen um. Ein bisschen Brot mit gewürzter Tunke konnte ja nicht ewig brauchen...

  • "Wie kann man denn noch nie Bier und Met getrunken haben?"


    Ragin konnte kaum glauben, was er da gehört hatte. Dann wandte er sich zu Witjon:
    "Du, kannst du mir auch was zu Essen und zu Trinken bestellen? Ich hab einen Riesenhunger und einen Riesendurst, ich könnte eine ganze Wildsau verschlingen und den ganzen Rhenus leersaufen".


    Dann wurde er sich wieder der Dame bewusst. Er lächelte sie etwas gequält an und meinte: "Ich meinte natürlich: leertrinken."

  • Auch Paulina stimmte in das Lachen ihres neuen bekannten mit ein. Es mochte stimmen, dass manchen Leuten Wein nicht unbedingt bekam. Aber das lag auch häufig daran, dass viele den Gaben des Dionysos in überzogenem Maße fröhnten.


    "Doch, doch." meinte sie dann. "Honigwein, wenn du diesen meinst, habe ich schon auf der ein oder anderen Cena kosten können."
    Dies war, und da stimmten Paulina viele ihrer bekannten zu, eine der größten Errungenschaften der "Barbaren" im Norden.


    Den Jungen, der nun bei ihr und Marsus am Tisch saß und der sich anscheinend nur schwer zu benehmen wusste, was Paulina ihm aufgrund seiner Jugend allerdings nachsah, lächelte sie auf seine Kommentare hin nur an. Ihr Gegenüber hatte ihr Mitleid, sollte er für diesen Knaben verantwortlich sein. Das konnte kein leichtes Los sein.


    Sie betrachtete die beiden und wartete ab, was Marsus wohl zu dem Jungen sagen würde.

  • Witjon seufzte und verdrehte theatralisch die Augen. "Eigentlich sollte ich dich hungern lassen. Aber ich will mal nicht so sein, besonders da wir ja in weiblicher Gesellschaft sind und uns benehmen sollten." Genervt suchte er nach einer Bedienung, die er dann heranwinkte. Er bestellte noch einen Teller Brot mit Fischsauce.


    "So, du hast also schonmal Honigwein getrunken. Das ist ein sehr süffiges Getränk, schlimmer noch als der römische Wein, wenn man ihn nicht gewohnt ist." Er hatte Ragins Verhalten nun erst einmal verdrängt und würde darüber später noch mit Albin sprechen. Jetzt widmete er sich wieder voll und ganz seiner Gesprächspartnerin.
    "Sag, ich hab dich hier noch nie gesehen. Wie kann es sein, dass eine Römerin von...ich nehme mal an recht hohem Stand nicht im öffentlichen Leben der Provinzhauptstadt aktiv ist?"

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