[Officium Turmae] Decurio Gaius Terentius Primus

  • Da war er also,...ein überaus streitbarer Bursche,...aus welchem Holz er wohl geschnitzt war? Primus erhob sich von seinem Stuhl, ging um seinen Schreibtisch herum und sah den Decimer scharf an.
    Er glaubte auch jetzt jenen Hochmut in seinen Augen blitzen zu sehen, welchen ihn bei diesen machtgewohnten Patrizierfamilien immer schon ein wenig gewundert hatte.
    Auf dem Schlachtfeldern starben und litten sie genauso wie die Männer aus dem Proletariat.
    Doch wollte er sich von Klischees frei halten und dem Mann eine Möglichkeit geben sich und seinen Kameraden zu zeigen, daß die Entscheidung ihn hier aufzunehmen die richtige war.
    Deshalb bot er ihm die Hand und sagte,


    "Decurio Gaius Terentius Primus,...Willkommen bei der Turmae Decimus Drusus!"


    Daraufhin bot er ihm einen Stuhl an, nahm wieder platz und fragte,


    " Du hast dich also zur Turmae gemeldet,...warum Decimus Drusus?"


    Primus sah ihn ernst an.


    "Die Römer halten gemeinhin die Reiterei für bestenfalls zweitrangig,...sie schenken der Infanterie die Krone die Königin der Waffen zu sein...warum also meldet sich ein junger Mann aus solch noblem Hause zur Turmae?"

  • ... und so standen sie sich wieder gegenüber:
    damals der decurio und der probatus,
    heute der decurio und der eques.


    Beide sahen sich in die Augen, keiner wich dem Blick des anderen aus.


    Drusus ergriff die ihm dargebotene Hand des decurio.


    "Ich danke für deinen Willkomm und für die Aufnahme in die Reiterei, decurio."


    Dann setzte er sich und ging auf die Fragen des Vorgesetzten ein.


    "Seinerzeit äußerstest du, daß du meine Ambitionen kennen würdest. Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, daß für mich gerade bei der Reiterei kein Platz ist. Während der Reitausbildung innerhalb der Grundausbildung lernte ich dich näher kennen und es dauerte nicht allzu lange und ich mußte meine Meinung revidieren.


    Daß die Reiterei bei den Römern nicht an erster Stelle rangiert, bedeutet mir nichts. Das Emblem meiner gens ist das Pferd und damit dürfte alles gesagt sein. Ich wuchs zuhause mit und bei den Pferden auf. Ich verstand sie und sie verstanden mich. Ob ich nun wollte oder nicht, für mich ist die Reiterei ein Muß.


    Daß du mich in die turmae aufnimmst, darauf bin ich stolz, vor allem schon aus dem einen Grund, der damals keinen Anlaß bot, um in die Reiterei aufgenommen zu werden. Ich weiß, daß mir das, was ich bisher neben dem Militärischen zeigte, nicht gerade zu Ehren reichte. Ich weiß aber auch, daß ich mit deiner Hilfe und deiner weiteren Ausbildung meinen Weg bei der Reiterei und über sie machen kann und machen werde.


    Mehr habe ich nicht zu sagen, nur noch eines: wenn du mir hilfst, dann schaffe ich es, sowohl ein guter Reiter und ..."


    Drusus versuchte ein Lächeln,


    "... ein angenehmer Mensch sowohl gegenüber seinen Vorgesetzten als auch gegenüber seinen Kameraden zu werden, decurio."

  • Primus lauschte dem Decimer und fühlte, daß er sich nicht geirrt hatte. In diesem Mann schlummerte ein ganz besondere Mensch, selbst wenn es niemand sah und vor allem niemand glaubte. Er sagte,


    "Decimus Drusus, ich heiße dich in der Turma Secunda willkommen,...höre zu und lerne,...man wird dir als Soldat begegnen, nicht als Eques deines Standes oder mit Respekt vor den Taten deiner Vorfahren."


    Er stand auf und schloß,


    "...es kommt jetzt alleine auf dich an, wie dich deine neuen Kameraden aufnehmen,...melde dich jetzt beiDuplicarius Terentius Lupus in der Pabula,...er wird dich in dein Contubernium einführen und dich über die weiteren Schritte informieren,...wir sehen uns dann bei deiner Ausbildung wieder."


    Er gab dem Decimer noch einmal die Hand und nickte ihm zu,...er war entlassen.
    Die Zeit würde nun zeigen ob er es wert war...

  • Drusus erwiderte den kräftigen Händedruck des decurio.


    Er hatte nicht nur das Gefühl, sondern er wußte es, daß nur er imstande war, ihm seinen weiteren Werdegang bei der Reiterei zu ebnen.


    Drusus nahm Haltung an, grüßte und verließ das officium decurionis um sich bei duplicarius Terentius zu melden.

  • Nachdem der Decimer sich dermaßen unrühmlich aufgeführt hatte, nahm sich Primus die Bestandsliste vor und korrigierte eine Position...

    Bestandsmeldung Turma Secunda


    Zur Verfügung stehende Equites




    Calones



    Stand : ANTE DIEM V KAL DEC DCCCLVIII A.U.C. (27.11.2008/105 n.Chr.)
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    Was wohl sein Onkel davon hielt? Ob das ein Nachspiel hatte?
    Er rollte das Papyros wieder zusammen und verstaute es im dafür vorgesehenen Fach.

  • Primus saß über seinen Bericht gebeugt und rief sich die Gesichter der Kameraden ins Gedächtnis, welche die Suche nach Alienus mit dem Leben bezahlt hatten.
    Innerlich fragte er sich ob ein Mann den Tod eines anderen Mannes wert sei...


    Bericht


    Die Suche nach dem Tribunus Quintilius Terentius Alienus.

    Die Reiterei der Legio II. teilte sich in ihre vier Turmae auf und jede übernahm einen Teil der Provinz Germania.

    Die Turma I übernahm das Gebiet um Dividurum, Vesontio Augusta Raurica, Argentoratum.

    Die Turma II übernahm das Gebiet um Mogontiacum nach Ulpia Noviomagus bis ans Mare Germanicum.

    Die Turma II übernahm das Gebiet um Augusta Treverorum über Aduatuca bis Nemetacum und wieder zurück nach Augusta Treverorum.

    Die Turma IV übernahm das Gebiet um Augusta Vindelicum, über Brigatium nach Geneva und über Vindonissa.

    Nach 14 Tagen kehrten die Männer zurück, jedoch ohne den Tribunus entdeckt zu haben.

    Es wurden in allen Städten und Dörfern, allen Strassenstationen entlang des Limes bis in die Küstengebiete und ebenso runter bis zu den Alpen Steckbriefe (Anlage 1 ) verteilt und an den Foren ausgehängt. Die Bevölkerung war verständig und hilfsbereit, ebenso die Garnisonen.

    Die Suche nach Terentius Alienus forderte 11 Leichtverletzte und kostete 8 unserer Equites und einem Calone infolge Schneestürme und Unfälle das Leben.

    Die Leichtverletzten haben Erfrierungen und Sturzverletzungen, welche jedoch die Diensttauglichkeit nur minimal einschränken.

    Insgesamt gingen 6 Pferde verloren und 17 haben Verletzungen erlitten, 3 davon schwere, welche wohl eine Tötung mit sich bringen.

    Die Toten Kameraden sind mitgeführt und im Valetudinarium aufgebahrt.

    Mortuus:

    Flavius Hadrianus Ferreus IV. Contubernium Turma II - Schneesturm bei Ulpia Noviomagus

    Marcus Hadrianus Longus II. Contubernium Turma II - Schneesturm bei Ulpia Noviomagus

    Gaius Noctua Felix III. Contubernium Turma II - Schneesturm bei Ulpia Noviomagus

    Appius Tullius Bato I. Contubernium Turma II - Schneesturm bei Ulpia Noviomagus

    Qunitilius Ferrus Macer II. Contubernium Turma I - Sturz bei Vindonissa

    Appius Antonius Felix I. Contubernium Turma III. - Sturz bei Clunia

    Lepidus Germanicus Nero II. Contubernium Turma IV - Schneesturm bei Geneva

    Brutus Quintilius Ferreus III. Contubernium Turma IV - Schneesturm bei Geneva


    Ketil, Calone, freier Germane 16 Jahre alt.



    Für die Legionsreiterei


    Gaius Terentius Primus


    PRIDIE ID IAN DCCCLIX A.U.C. (12.1.2009/106 n.Chr.)

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    [


    Gesucht!
    Quintus Terentius Alienus
    Soldat der Legio Secunda
    Mogontiacum
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    Hinweise zu seinem Aufenthaltsort
    an jede Garnison in Germania


    Belohnung!



  • Bellum Gallicum
    [24] Subductis navibus concilioque Gallorum Samarobrivae peracto, quod eo anno frumentum in Gallia propter siccitates angustius provenerat, coactus est aliter ac superioribus annis exercitum in hibernis collocare legionesque in plures civitates distribuere. Ex quibus unam in Morinos ducendam Gaio Fabio legato dedit, alteram in Nervios Quinto Ciceroni, tertiam in Esubios Lucio Roscio; quartam in Remis cum Tito Labieno in confinio Treverorum hiemare iussit. Tres in Belgis collocavit: eis Marcum Crassum quaestorem et Lucium Munatium Plancum et Gaium Trebonium legatos praefecit. Vnam legionem, quam proxime trans Padum conscripserat, et cohortes V in Eburones, quorum pars maxima est inter Mosam ac Rhenum, qui sub imperio Ambiorigis et Catuvolci erant, misit. Eis militibus Quintum Titurium Sabinum et Lucium Aurunculeium Cottam legatos praeesse iussit. Ad hunc modum distributis legionibus facillime inopiae frumentariae sese mederi posse existimavit. Atque harum tamen omnium legionum hiberna praeter eam, quam Lucio Roscio im pacatissimam et quietissimam partem ducendam dederat, milibus passuum centum continebantur. Ipse interea, quoad legiones collocatas munitaque hiberna cognovisset, in Gallia morari constituit.




    [25] Erat in Carnutibus summo loco natus Tasgetius, cuius maiores in sua civitate regnum obtinuerant. Huic Caesar pro eius virtute atque in se benevolentia, quod in omnibus bellis singulari eius opera fuerat usus, maiorum locum restituerat. Tertium iam hunc annum regnantem inimici, multis palam ex civitate eius auctoribus, eum interfecerunt. Defertur ea res ad Caesarem. Ille veritus, quod ad plures pertinebat, ne civitas eorum impulsu deficeret, Lucium Plancum cum legione ex Belgio celeriter in Carnutes proficisci iubet ibique hiemare quorumque opera cognoverat Tasgetium interfectum, hos comprehensos ad se mittere. Interim ab omnibus legatis quaestoreque, quibus legiones tradiderat, certior factus est in hiberna perventum locumque hibernis esse munitum.




    [26] Diebus circiter XV, quibus in hiberna ventum est, initium repentini tumultus ac defectionis ortum est ab Ambiorige et Catuvolco; qui, cum ad fines regni sui Sabino Cottaeque praesto fuissent frumentumque in hiberna comportavissent, Indutiomari Treveri nuntiis impulsi suos concitaverunt subitoque oppressis lignatoribus magna manu ad castra oppugnatum venerunt. Cum celeriter nostri arma cepissent vallumque adscendissent atque una ex parte Hispanis equitibus emissis equestri proelio superiores fuissent, desperata re hostes suos ab oppugnatione reduxerunt. Tum suo more conclamaverunt, uti aliqui ex nostris ad colloquium prodiret: habere sese, quae de re communi dicere vellent, quibus rebus controversias minui posse sperarent.


    [27] Mittitur ad eos colloquendi causa Gaius Arpineius, eques Romanus, familiaris Quinti Tituri, et Quintus Iunius ex Hispania quidam, qui iam ante missu Caesaris ad Ambiorigem ventitare consuerat; apud quos Ambiorix ad hunc modum locutus est: Sese pro Caesaris in se beneficiis plurimum ei confiteri debere, quod eius opera stipendio liberatus esset, quod Aduatucis, finitimis suis, pendere consuesset, quodque ei et filius et fratris filius ab Caesare remissi essent, quos Aduatuci obsidum numero missos apud in servitute et catenis tenuissent; neque id, quod fecerit de oppugnatione castrorum, aut iudicio aut voluntate sua fecisse, sed coactu civitatis, suaque esse eiusmodi imperia, ut non minus haberet iuris in se multitudo quam ipse in multitudinem. Civitati porro hanc fuisse belli causam, quod repentinae Gallorum coniurationi resistere non potuerit. Id se facile ex humilitate sua probare posse, quod non adeo sit imperitus rerum ut suis copiis populum Romanum superari posse confidat. Sed esse Galliae commune consilium: omnibus hibernis Caesaris oppugnandis hunc esse dictum diem, ne qua legio alterae legioni subsidio venire posset. Non facile Gallos Gallis negare potuisse, praesertim cum de recuperanda communi libertate consilium initum videretur. Quibus quoniam pro pietate satisfecerit, habere nunc se rationem offici pro beneficiis Caesaris: monere, orare Titurium pro hospitio, ut suae ac militum saluti consulat. Magnam manum Germanorum conductam Rhenum transisse; hanc adfore biduo. Ipsorum esse consilium, velintne priusquam finitimi sentiant eductos ex hibernis milites aut ad Ciceronem aut ad Labienum deducere, quorum alter milia passuum circiter quinquaginta, alter paulo amplius ab eis absit. Illud se polliceri et iureiurando confirmare tutum iter per fines daturum. Quod cum faciat, et civitati sese consulere, quod hibernis levetur, et Caesari pro eius meritis gratiam referre. Hac oratione habita discedit Ambiorix.


    [28] Arpineius et Iunius, quae audierunt, ad legatoc deferunt. Illi repentina re perturbati, etsi ab hoste ea dicebantur, tamen non neglegenda existimabant maximeque hac re permovebantur, quod civitatem ignobilem atque humilem Eburonum sua sponte populo Romano bellum facere ausam vix erat credendum. Itaque ad consilium rem deferunt magnaque inter eos exsistit controversia. Lucius Aurunculeius compluresque tribuni militum et primorum ordinum centuriones nihil temere agendum neque ex hibernis iniussu Caesaris discedendum existimabant: quantasvis [magnas] copias etiam Germanorum sustineri posse munitis hibernis docebant: rem esse testimonio, quod primum hostium impetum multis ultro vulneribus illatis fortissime sustinuerint: re frumentaria non premi; interea et ex proximis hibernis et a Caesare conventura subsidia: postremo quid esse levius aut turpius, quam auctore hoste de summis rebus capere consilium?


    [29] Contra ea Titurius sero facturos clamitabat, cum maiores manus hostium adiunctis Germanis convenissent aut cum aliquid calamitatis in proximis hibernis esset acceptum. Brevem consulendi esse occasionem. Caesarem arbitrari profectum in Italiam; neque aliter Calnutcs interficiendi Tasgeti consilium fuisse capturos, neque Eburones, si ille adesset, tanta contemptione nostri ad castra venturos esse. Non hostem auctorem, sed rem spectare: subesse Rhenum; magno esse Germanis dolori Ariovisti mortem et superiores nostras victorias; ardere Galliam tot contumeliis acceptis sub populi Romani imperium redactam superiore gloria rei militaris exstincta. Postremo quis hoc sibi persuaderet, sine certa re Ambiorigem ad eiusmodi consilium descendisse? Suam sententiam in utramque partem esse tutam: si nihil esset durius, nullo cum periculo ad proximam legionem perventuros; si Gallia omnis cum Germanis consentiret, unam esse in celeritate positam salutem. Cottae quidem atque eorum, qui dissentirent, consilium quem habere exitum? In quo si non praesens periculum, at certe longinqua obsidione fames esset timenda.





    [30] Hac in utramque partem disputatione habita, cum a Cotta primisque ordinibus acriter resisteretur, "Vincite," inquit, "si ita vultis," Sabinus, et id clariore voce, ut magna pars militum exaudiret; "neque is sum," inquit, "qui gravissime ex vobis mortis periculo terrear: hi sapient; si gravius quid acciderit, abs te rationem reposcent, qui, si per te liceat, perendino die cum proximis hibernis coniuncti communem cum reliquis belli casum sustineant, non reiecti et relegati longe ab ceteris aut ferro aut fame intereant."




    [31] Consurgitur ex consilio; comprehendunt utrumque et orant, ne sua dissensione et pertinacia rem in summum periculum deducat: facilem esse rem, seu maneant, seu proficiscantur, si modo unum omnes sentiant ac probent; contra in dissensione nullam se salutem perspicere. Res disputatione ad mediam noctem perducitur. Tandem dat Cotta permotus manus: superat sententia Sabini. Pronuntiatur prima luce ituros. Consumitur vigiliis reliqua pars noctis, cum sua quisque miles circumspiceret, quid secum portare posset, quid ex instrumento hibernorum relinquere cogeretur. Omnia excogitantur, quare nec sine periculo maneatur, et languore militum et vigiliis periculum augeatur. Prima luce sic ex castris proficiscuntur, ut quibus esset persuasum non ab hoste, sed ab homine amicissimo Ambiorige consilium datum, longissimo agmine maximisque impedimentis.




    [32] At hostes, posteaquam ex nocturno fremitu vigiliisque de profectione eorum senserunt, collocatis insidiis bipertito in silvis opportuno atque occulto loco a milibus passuum circiter duobus Romanorum adventum exspectabant, et cum se maior pars agminis in magnam convallem demisisset, ex utraque parte eius vallis subito se ostenderunt novissimosque premere et primos prohibere ascensu atque iniquissimo nostris loco proelium committere coeperunt.




    [33] Tum demum Titurius, qui nihil ante providisset, trepidare et concursare cohortesque disponere, haec tamen ipsa timide atque ut eum omnia deficere viderentur; quod plerumque eis accidere consuevit, qui in ipso negotio consilium capere coguntur. At Cotta, qui cogitasset haec posse in itinere accidere atque ob eam causam profectionis auctor non fuisset, nulla in re communi saluti deerat et in appellandis cohortandisque militibus imperatoris et in pugna militis officia praestabat. Cum propter longitudinem agminis minus facile omnia per se obire et, quid quoque loco faciendum esset, providere possent, iusserunt pronuntiare, ut impedimenta relinquerent atque in orbem consisterent. Quod consilium etsi in eiusmodi casu reprehendendum non est, tamen incommode accidit: nam et nostris militibus spem minuit et hostes ad pugnam alacriores effecit, quod non sine summo timore et desperatione id factum videbatur. Praeterea accidit, quod fieri necesse erat, ut vulgo milites ab signis discederent, quae quisque eorum carissima haberet, ab impedimentis petere atque arripere properaret, clamore et fletu omnia complerentur.


    [34] At barbaris consilium non defuit. Nam duces eorum tota acie pronuntiare iusserunt, ne quis ab loco discederet: illorum esse praedam atque illis reservari quaecumque Romani reliquissent: proinde omnia in victoria posita existimarent. Erant et virtute et studio pugnandi pares; nostri, tametsi ab duce et a fortuna deserebantur, tamen omnem spem salutis in virtute ponebant, et quotiens quaeque cohors procurrerat, ab ea parte magnus numerus hostium cadebat. Qua re animadversa Ambiorix pronuntiari iubet, ut procul tela coniciant neu propius accedant et, quam in partem Romani impetum fecerint, cedant (levitate armorum et cotidiana exercitatione nihil eis noceri posse), rursus se ad signa recipientes insequantur.


    [35] Quo praecepto ab eis diligentissime observato, cum quaepiam cohors ex orbe excesserat atque impetum fecerat, hostes velocissime refugiebant. Interim eam partem nudari necesse erat et ab latere aperto tela recipi. Rursus cum in eum locum unde erant egressi reverti coeperant, et ab eis qui cesserant et ab eis qui proximi steterant circumveniebantur; sin autem locum tenere vellent, nec virtuti locus relinquebatur, neque ab tanta multitudine coniecta tela conferti vitare poterant. Tamen tot incommodis conflictati, multis vulneribus acceptis resistebant et magna parte diei consumpta, cum a prima luce ad horam octavam pugnaretur, nihil quod ipsis esset indignum committebant. Tum Tito Balventio, qui superiore anno primum pilum duxerat, viro forti et magnae auctoritatis, utrumque femur tragula traicitur; Quintus Lucanius, eiusdem ordinis, fortissime pugnans, dum circumvento filio subvenit, interficitur; Lucius Cotta legatus omnes cohortes ordinesque adhortans in adversum os funda vulneratur.


    [36] His rebus permotus Quintus Titurius, cum procul Ambiorigem suos cohortantem conspexisset, interpretem suum Gnaeum Pompeium ad eum mittit rogatum ut sibi militibusque parcat. Ille appellatus respondit: si velit secum colloqui, licere; sperare a multitudine impetrari posse, quod ad militum salutem pertineat; ipsi vero nihil nocitum iri, inque eam rem se suam fidem interponere. Ille cum Cotta saucio communicat, si videatur, pugna ut excedant et cum Ambiorige una colloquantur: sperare ab eo de sua ac militum salute impetrari posse. Cotta se ad armatum hostem iturum negat atque in eo perseverat.




    [37] Sabinus quos in praesentia tribunos militum circum se habebat et primorum ordinum centuriones se sequi iubet et, cum propius Ambiorigem accessisset, iussus arma abicere imperatum facit suisque ut idem faciant imperat. Interim, dum de condicionibus inter se agunt longiorque consulto ab Ambiorige instituitur sermo, paulatim circumventus interficitur. Tum vero suo more victoriam conclamant atque ululatum tollunt impetuque in nostros facto ordines perturbant. Ibi Lucius Cotta pugnans interficitur cum maxima parte militum. Reliqui se in castra recipiunt unde erant egressi. Ex quibus Lucius Petrosidius aquilifer, cum magna multitudine hostium premeretur, aquilam intra vallum proiecit; ipse pro castris fortissime pugnans occiditur. Illi aegre ad noctem oppugnationem sustinent; noctu ad unum omnes desperata salute se ipsi interficiunt. Pauci ex proelio lapsi incertis itineribus per silvas ad Titum Labienum legatum in hiberna perveniunt atque eum de rebus gestis certiorem faciunt.




    [38] Hac victoria sublatus Ambiorix statim cum equitatu in Aduatucos, qui erant eius regno finitimi, proficiscitur; neque noctem neque diem intermittit pedita tumque subsequi iubet. Re demonstrata Aduatucisque concitatis postero die in Nervios pervenit hortaturque, ne sui in perpetuum liberandi atque ulciscendi Romanos pro eis quas acceperint iniuriis occasionem dimittant: interfectos esse legatos duos magnamque partem exercitus interisse demonstrat; nihil esse negoti subito oppressam legionem quae cum Cicerone hiemet interfici; se ad eam rem profitetur adiutorem. Facile hac oratione Nerviis persuadet.




    JULIUS CAESARS KOMMENTARE ZUM GALLISCHEN KRIEG BUCH FÜNF 24 - 38 Mittwoch, 28. 01. 2009


    Nach Empfang der Geiseln führte er das Heer zum Meer zurück und fand die Schiffe wieder instand gesetzt. Er ließ sie ins Wasser ziehen, und da er viele Gefangene hatte und einige Schiffe durch den Sturm verloren waren, beschloß er, das Heer in zwei Transporten zurückzuführen. Die ganze Überfahrt lief so gut ab, daß bei einer so großen Flotte und so vielen Fahrten in diesem und im vorigen Jahr kein einziges Schiff mit Truppen an Bord verloren ging. Von denen freilich, die man ihm leer vom Festland zurückschickte (Schiffe vom ersten Soldatentransport und die 60, die Labienus später bauen ließ), erreichten nur ganz wenige ihren Bestimmungshafen; die übrigen wurden fast alle verschlagen. Caesar wartete eine Zeitlang vergebens auf sie; um aber nicht durch die Jahreszeit an der Überfahrt gehindert zu werden (die Tagundnachtgleiche stand kurz bevor), verlud er notgedrungen die Soldaten in ziemlicher Enge. Er traf aber ganz ruhige See an, fuhr nach Beginn der zweiten Nachtwache ab, erreichte mit dem Frühlicht das Land und brachte alle Schiffe glücklich ans Ziel.


    Die Flotte wurde an Land gezogen und in Samarobriva eine Versammlung der Gallier abgehalten; weil aber in diesem Jahr wegen anhaltender Dürre die Getreideernte in Gallien recht knapp ausgefallen war, sah er sich gezwungen, das Heer nicht wie in den Jahren bisher in nahe verbundene Winterlager zu geben, sondern die Legionen auf mehrere Stämme zu verteilen. Eine Legion unter dem Legaten Gaius Fabius schickte er zu den Morinern, eine zweite unter Quintus Cicero zu den Nerviern, eine dritte unter Lucius Roscius zu den Essuviern; eine vierte sollte mit Titus Labienus im Grenzgebiet der Remer zu den Treverern hin überwintern; drei Legionen verlegte er zu den Belgern; den Oberbefehl über diese gab er dem Quästor Marcus Crassus sowie den Legaten Lucius Munatins Plancus und Gaius Trebonius. -Eine Legion, die er erst vor kurzem jenseits des Padus ausgehoben hatte, und fünf Kohorten entsandte er zu den Eburonen, die größtenteils zwischen Maas und Rhein wohnen ("...und schaffte die schwere Ausrüstung nach ATUATUCA. So heißt ein fester Platz etwa in der Mitte des Eburonenlandes ..." De Bello Gallico, Liber VI, 32) und von Ambiorix und Catuvolcus beherrscht wurden. Diese Einheit unterstellte er den Legaten Quintus Titurius Sabinus und Lucius Aurunculeius Cotta. Durch diese Verteilung der Legionen meinte er, dem Getreidemangel am besten begegnen zu können. Immerhin lagen die Winterquartiere aller dieser Legionen (mit Ausnahme der einen, die unter Lucius Roscius in den friedlichsten und ruhigsten Landesteil gegangen war) in einem Umkreis von hundert Meilen. Er selbst beschloß, in Gallien zu bleiben, bis er sich sicher wußte, die Legionen seien untergebracht und die Standorte befestigt.


    Bei den Karnuten lebte ein sehr vornehmer Mann namens Tasgetius, dessen Vorfahren in seinem Stamm Könige gewesen waren. Caesar hatte ihm als Lohn für seine Tapferkeit und Ergebenheit (er hatte ihm in allen Feldzügen hervorragende Dienste geleistet) die Würde seiner Voreltern wiedergegeben. Als er nun schon im dritten Jahr regierte, ermordeten ihn seine Feinde unter offener Teilnahme vieler Männer dieses Stammes. Dieser Mord wird Caesar berichtet. Da viele daran beteiligt waren, mußte er fürchten, sie würden den Stamm zum Abfall verleiten. So ließ er Lucius Plancus mit seiner Legion rasch von den Belgern zu den Karnuten marschieren und dort überwintern; er sollte auch die Urheber des Attentats auf Tasgetius ermitteln, sie festnehmen und ihm überstellen. Unterdessen lief von allen Legaten und Quästoren, denen er Legionen übergeben hatte, Meldung von der Ankunft am Bestimmungsort und von der Befestigung der Winterquartiere ein.


    Etwa vierzehn Tage nach dem Einrücken in die Winterlager gaben Ambiorix und Catuvolcus das Signal zu plötzlichem Aufstand und Abfall. Sie hatten zwar an der Grenze ihres - Gebietes bei Sabinus und Cotta ihre Aufwartung gemacht und Getreide im Winterlager abgeliefert, doch holten sie auf eine Botschaft des Treverers Indotiomarus hin ihre Leute zusammen, überfielen plötzlich unsere Holzholer und erschienen mit einer großen Schar vor dem Lager, um es zu erstürmen. Die Unseren griffen rasch zu den Waffen und besetzten den Wall; die Reiter aus Spanien unternahmen auf einer Seite einen Ausfall und siegten in einem Gefecht, worauf die Feinde die Sache verloren gaben und ihre Leute vom Sturm auf das Lager abzogen. Dann schrien sie nach ihrer Art wild durcheinander, jemand von uns solle zu einer Unterredung herauskommen; sie hätten etwas mitzuteilen, was beide Parteien betreffe, und hofften, dadurch allen Zwist beizulegen.


    Man schickte ihnen zu dieser Unterredung Gaius Arpinius, einen römischen Ritter und Freund des Titurius, dazu einen Spanier namens Quintus Iunius, der zuvor schon mehrfach in Caesars Auftrag mit Ambiorix verhandelt hatte. Ambiorix sagte ihnen etwa folgendes: Er müsse gestehen, er sei Caesar für seine Wohltaten zutiefst verpflichtet; auf seine Veranlassung sei er vom Tribot befreit, den er immer den Atuatukern seinen Nachbarn, zahlen mußte; Caesar habe ihm auch seinen Sohn und den Neffen zurückgegeben, die er den Atuatukern als Geiseln gestellt und die jene wie Sklaven in Fesseln festgehalten hätten. Auch habe er den Angriff auf das Lager nicht nach eigenem Willen oder freiem Entschluß unternommen, sondern gezwungen von seinem Stamm; seine Herrschaft sei von der Art, daß die Menge ihm gegenüber ebenso viele Rechte besitze wie er der Menge gegenüber. Auch habe sein Stamm nur deshalb den Krieg begonnen, weil er sich von der plötzlichen Erhebung der Gallier nicht ausschließen konnte. Der beste Beweis dafür sei seine Schwäche, weiI er nicht so weItfremd sei, sich einzubilden, man könne mit solchen Streitkräften das römische Volk besiegen. Doch sei es gemeinsamer Beschluß aller Gallier, und der heutige Tag sei für den Angriff auf alle Winterlager Caesars bestimmt, damit keine Legion einer anderen zu Hilfe kommen könne. Als Gallier hätten sie Galliern die Teilnahme nicht gut abschlagen können, zumal der Beschluß wohl die Wiedergewinnung der allgemeinen Freiheit zum Ziel habe. Da er nun für Gallien getan habe, was die Vaterlandsliebe fordere, wolle er nun seiner Verpflichtung durch Caesars Wohltaten Rechnung tragen. Er mahne und bitte Titurius zum Dank für seine Gastfreundschaft, sich und seine Soldaten zu retten. Eine mächtige Schar germanischer Söldner sei schon über dem Rhein und werde in zwei Tagen hier sein. Sie müßten selbst entscheiden, ob sie, ehe die Nachbarn es merkten, die Soldaten aus dem Winterlager zu Cicero oder Labienus führen wollten, von denen der eine etwa fünfzig Meilen, der andere nur wenig weiter entfernt stehe. Er verbürge ihnen eidlich sicheres Geleit durch sein Land. So sorge er für seinen Stamm, den er von der Last des Winterlagers befreie, und statte zugleich Caesar Dank für seine Wohltaten ab. Nach diesen Worten entfernte sich Ambiorix.


    Arpinius und Iunius berichteten den Legaten das Gehörte. Diese waren über die unvermutete Nachricht bestürzt und glaubten, man dürfe sie, auch wenn sie vom Feind komme, doch nicht in den Wind schlagen; am meisten beunruhigte sie, daß kaum glaubhaft war, ein so elender, unbedeutender Stamm wie die Eburonen sollte von sich aus einen Krieg gegen das römische Volk wagen. So trugen sie die Sache dem Kriegsrat vor, und hier erhob sich großer Streit unter ihnen. Lucius Aurunculeius und die Mehrzahl der Kriegstribunen und ranghöchsten Zenturionen sprachen sich dagegen aus, Hals über Kopf zu handeln und ohne Befehl Caesars das Lager zu verlassen; man könne, sagten sie, in einem befestigten Lager beliebig großen Streitkräften sogar der Germanen standhalten; dies beweise die Tatsache, daß sie den ersten Angriff der Feinde mit Bravour abschlugen und ihnen obendrein schwere Verluste beibrachten; an Getreide fehle es nicht, und in der Zwischenzeit kämen vom nächsten Lager wie auch von Caesar Entsatztruppen heran; endlich: Was sei leichtfertiger und schimpflicher, als auf den Rat des Feindes einen Beschluß über Leben und Tod zu fassen?


    Dagegen schrie Titurius Sabinus immer wieder: Wenn sich die Feinde erst verstärkten und mit den Germanen vereinigten oder im nächsten Winterlager ein Unheil geschehe, sei es zu spät; man habe keine Zeit, sich lange zu bedenken. Caesar sei sicher nach Italien abgereist, denn sonst hätten weder die Karnuten daran gedacht, Tasgetius umzubringen, noch griffen die Eburonen bei Caesars Anwesenheit in Gallien unser Lager mit solcher Mißachtung der Römer an. Er sehe nicht den Rat des Feindes, sondern die Lage selbst; der Rhein sei nahe; die Germanen seien über den Tod des Ariovist und unsere bisherigen Siege erbittert; Gallien, so oft gedemütigt und von Rom unterworfen, stehe trotz des Erlöschens seines alten Kriegsruhmes in Flammen. Wer endlich könne ihm einreden, Ambiorix hätte, ohne seiner Sache sicher zu sein, einen solchen Schritt gewagt? Sein Vorschlag sei in jedem Fall gefahrlos: Liege nichts Schlimmeres vor, könne man sich ohne Gefahr zur nächsten Legion durchschlagen; mache ganz Gallien gemeinsame Sache mit den Germanen, gebe es nur eine Rettung, und diese beruhe auf raschem Handeln. Worauf laufe dagegen der Vorschlag Cottas und derer, die anders dächten, hinaus? Zwar berge er keine Gefahr für den Augenblick, doch müsse man bei einer längeren Belagerung mit Sicherheit Hungersnot befürchten.


    Als man bei dieser Aussprache hinüber und herüber stritt und Cotta und die ranghöchsten Zenturionen heftig widersprachen, rief Sabinus: "Setzt nur eure Meinung durch, wenn ihr das wollt!", und zwar mit so lauter Stimme, daß es ein großer Teil der Soldaten hörte. "Ich fürchte", fuhr er fort, "den Tod nicht mehr als ihr. Unsere Leute werden klug genug sein; wenn etwas Schlimmes geschieht, werden sie dich zur Rechenschaft ziehen; denn wenn du nachgibst, können sie übermorgen schon zur Legion im nächsten Winterlager stoßen, gemeinsam mit den übrigen die Kriegsgefahr bestehen und müssen nicht, abgeschnitten und verstoßen, weit von den Kameraden durch Schwert oder Hunger umkommen."


    Der Kriegsrat sprang auf; sie fassen beide an der Hand und beschwören sie, nicht durch Streit und Starrsinn die höchste Gefahr heraufzubeschwören; die Lage sei leicht zu meistern, ob sie nun blieben oder abzögen, wenn nur alle einmütig den gleichen Entschloß faßten; bei einem Streit dagegen sähen sie keine Möglichkeit zur Rettung. Die Auseinandersetzung dauerte bis Mitternacht. Endlich gab Cotta nach, und Sabinus drang mit seiner Meinung durch. Man gab Befehl, im Morgengrauen aufzubrechen. Niemand tat den Rest der Nacht hindurch ein Auge zu; jeder Soldat überprüfte, was er mit sich tragen könnte und was er an Ausrüstung im Winterlager zurücklassen müsse. Man tat alles, was man konnte, um nur ja nicht ungefährdet zu bleiben und durch die Ermüdung der Soldaten und ihr Wachbleiben die Gefahr noch zu steigern. Als wären sie überzeugt, nicht ein Feind, sondern ihr bester Freund habe den Rat dazu gegeben, verließen sie in aller Frühe in langgezogener Marschkolonne mit riesigem Troß das Lager.


    Als aber die Feinde am nächtlichen Lärm und der Geschäftigkeit der Soldaten den Entschluß zum Abzug erkannten, teilten sie sich, bezogen in den Wäldern in einem guten Versteck, etwa zwei Meilen entfernt, ihren Hinterhalt und erwarteten das Eintreffen der Römer. Als der größte Teil des Zuges in ein langes Tal hinabmarschiert war, erschienen sie plötzlich auf beiden Seiten des Tals, begannen, die Nachhut zu bedrängen, der Spitze den Ausgang zu verlegen und an einem für unsere Truppen höchst nachteiligen Platz anzugreifen.


    Nun erst wurde Titurius, der vorher an nichts gedacht hatte, unruhig, rannte ziellos umher und wollte die Kohorten aufstellen, doch tat er auch dies unsicher und so, daß man sah, er habe völlig den Kopf verloren; so geht es meistens, wenn man erst im Gefecht nachzudenken beginnt. Cotta dagegen, der umsichtig etwas Derartiges auf dem Marsch erwartet und deshalb vom Abzug abgeraten hatte, unterließ nichts, was zur gemeinsamen Rettung beitragen konnte; er rief die Soldaten an, munterte sie auf, wie es Pflicht eines Feldherrn ist, und kämpfte selbst wie ein gewöhnlicher Soldat. Da sie wegen der Länge des Zuges nur schwer alles selbst bestimmen und überall die notwendigen Befehle geben konnten, ließen sie durchgeben, man solle das Gepäck im Stich lassen und sich einigeln. Ist auch ein solcher Entschluß bei dieser Sachlage nicht zu tadeln, so wirkte er doch verheerend; denn er nahm unseren Soldaten die Hoffnung und ermunterte die Feinde zum Kampf, weil diese Maßnahme nur aus äußerster Furcht und Verzweiflung getroffen schien. Zudem kam, was kommen mußte, daß nämlich die Soldaten scharenweise die Feldzeichen verließen, um eilig ihren wertvollsten Besitz vom Troß zu holen und festzuhalten, und so alles mit Schreien und Jammern erfüllten.


    Den Barbaren hingegen fehlte es nicht an Umsicht. Ihre Führer nämlich ließen im ganzen Heer ausrufen, niemand dürfe seinen Platz verlassen; es sei ihre Beute und es werde für sie aufbewahrt, was immer die Römer zurückließen; sie sollten also daran denken, daß alles vom Sieg abhänge. Die Unseren waren dem Feind an Zahl und Tapferkeit im Kampf gewachsen. Waren sie auch von ihrem Führer und vom Glück im Stich gelassen, so setzten sie doch alle Hoffnung auf ihre Tapferkeit, und sooft eine Kohorte vorbrach, richtete sie dort ein Blutbad unter den Feinden an. Ambiorix, der dies bemerkte, ließ durchrufen, man solle nur aus der Ferne schießen und keinen Nahkampf wagen, sondern dort ausweichen, wo die Römer angriffen; bei ihrer leichten Bewaffnung und täglichen Übung seien sie vor Schaden sicher; gingen aber die Römer zu ihren Feldzeichen zurück, sollten sie ihnen nachsetzen.


    Die Feinde hielten sich strikt an diesen Befehl und wichen rasch zurück, sowie eine Kohorte den Kreis verließ und zum Angriff vorbrach. Dabei mußte diese Einheit jedoch die Deckung verlassen und ihre offene Flanke den Geschossen aussetzen. Wenn sie dann wieder zum alten Platz zurückgingen, wurden sie von den Zurückgewichenen und den daneben Stehengebliebenen umzingelt; wollten sie aber die Stellung halten, konnten sie ihre Kampfkraft nicht zur Geltung bringen und in der geschlossenen Stellung auch nicht den Geschossen entgehen, die diese Riesenmasse schleuderte. In dieser schlimmen Lage und trotz zahlreicher Verluste hielten sie stand und taten während des langen Tages, da der Kampf vom Morgen bis zur achten Stunde dauerte, nichts, was ihrer unwürdig war. Dabei wurden dem Titus Balventius, dem ranghöchsten Zenturio des Vorjahres, einem tapferen Mann von hohem Ansehen, beide Schenkel von einem Wurfspieß durchbohrt; Quintus Lucanius, im gleichen Rang, wird, als er seinen umzingelten Sohn heraushauen will, in tapferstem Kampf getötet, der Legat Lucius Cotta wird, dem Feinde zugewandt, im Gesicht von einem Schleuderstein verwundet, während er alle Kohorten und Zenturien aufmuntert.


    Diese Verluste machten auf Quintus Titurius einen unheilvollen Eindruck. und als er von weitem sah, wie Ambiorix seine Leute anfeuerte, schickte er seinen Dolmetscher Gnaeus Pompeius zu ihm und ließ für sich und seine Männer um Schonung bitten. Auf diese Bitte antwortete Ambiorix Wenn er mit ihm sprechen wolle, stehe ihm dies frei; er hoffe, bei der Menge Gnade für die Soldaten erwirken zu können; ihm selbst aber werde auf keinen Fall etwas geschehen, wofür er sein Wort verpfände. Titurius teilte dies dem verwundeten Cotta mit und forderte ihn auf, wenn er es für richtig halte, den Kampf zu verlassen und gemeinsam mit Ambiorix zu verhandeln; er hoffe, von ihm Schonung für sich selbst und die Soldaten erreichen zu können. Cotta weigert sich, vor einem bewaffneten Feind zu erscheinen, und bleibt unbeugsam bei seiner Haltung.


    Sabinus befiehlt den Kriegstribunen, die im Augenblick bei ihm waren, und den ranghöchsten Zenturionen, ihm zu folgen. Als er sich Ambiorix näherte und dieser ihn hieß, die Waffen wegzuwerfen, folgte er diesem Befehl und ließ sein Gefolge dasselbe tun. Während sie nun miteinander verhandeln und Ambiorix die Unterredung absichtlich in die Länge zieht, wird Sabinus allmählich umstellt und niedergestoßen. Jetzt aber stimmen die Feinde nach ihrer Sitte ein Siegesgeheul an, stürzen sich auf die Unseren und durchbrechen die Reihen. Dabei fallen Lucius Cotta und der größte Teil der Soldaten mit dem Schwert in der Hand. Der Rest zieht sich ins Lager zurück, aus dem sie aufgebrochen waren. Einer von ihnen, der Adlerträger Lucius Petrosidius, wirft, von zahlreichen Feinden bedrängt, den Adler hinter den Wall; er selbst fällt heldenhaft fechtend vor dem Lager. Die übrigen halten dem Ansturm bis zur Nacht mit Mühe stand; nachts verzweifeln sie völlig und töten sich alle ohne Ausnahme. Nur wenige, die aus der Schlacht entkommen sind, gelangen auf Irrwegen durch die Wälder ins Winterlager des Legaten Titus Labienus und berichten ihm das Geschehene.




    Immer wieder las Primus die Stellen nach , machte sich Notizen,...

  • Lupus betrat das Officium und wedelte mit einer Ausgabe der Acta.
    Hast du schon gesehen,...wir stehen in der Acta,...mit der Suche nach Alienus...
    Er reichte Primus die Acta, welche sie mit mäßigem Interesse entgegennahm.

  • In der Acta,...er nahm die Ausgabe in die Hand und las den entsprechenden Artikel durch. Kopfschüttelnd sah er Lupus darauf hin an und meinte,
    "Sie hätten wenigstens die Namen der gefallenen Kameraden nennen können..."
    Bitterkeit stieg in ihm auf,...all die Opfer für einen einzigen Mann.
    "Was sagst du Lupus, ist das Leben eines Mannes das Leben von 9 Anderen wert?" ...auch wenn es Familie war, diese Opfer waren unötig und es war ihm als stünden sie Nachts immer an seiner Liege...

  • Lupus schüttelte den Kopf und meinte,
    Nein,...jeder ist ein wertvolles Mitglied dieser Gemeinschaft,...
    Er sah Primus ernst an,
    ...ob nun Probatus oder Tribun...aber du hast mich doch sicher nicht wegen meiner Ansichten herbestellt?!

  • Primus sah auf und schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein,...ich möchte daß du diese beiden Schreiben nach Durocortorum bringst...


    An den Comes der Regio Belgica Caeso Cesellius Paetinus



    Salve Comes Paetinus,


    hier mit gratuliere ich dir zur Ernennung zum Comes der Regio Belgica. Mögen dir die Götter den rechten Weg für deine Entscheidungen weisen.


    Da nun die Stelle des Magister Scriniorum frei ist, bitte ich dich diese neu zu besetzen. Vielleicht hast du ja schon einen fähigen Mann im Auge dem du vertraust. Bitte teile mir doch seine Personalien mit, das wir ihn im Register der Beamten der Provinz Germania aufnehmen können.


    Was mir nun bleibt, ist dir für deine Arbeit viel Glück und gutes Gelingen zu wünschen.



    Gez.


    Lucius Hadrianus Iustus



    Magontiacum, PRIDIE KAL MAR DCCCLIX A.U.C. (28.2.2009/106 n.Chr.)


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Caeso Cesellius Paetinus


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI KAL MAR DCCCLIX A.U.C. (24.2.2009/106 n.Chr.)


    ZUM


    Comes von Belgica


    IM AUFTRAG DES








    Er musterte seinen Cousain und fragte,


    " ...du weißt schon...die Sache damals mit diesem Comes...liefer die beiden Schreiben in der Regia ab und komm zurück...nimm´dir Labeo und Titus mit..."


    Für alle Fälle,...immerhin gab es damals einen Zwischenfall mit einem der Stadtsoldaten.

  • Lupus nahm die beiden Schreiben an sich und nickte ernst. Er dachte nicht an den Zwischenfall,...im Gegegnteil, er freute sich darauf mit seinen besten Kumpels für ein paar Tage aus dem Kasernentrott zu verschwinden.
    Gut,...melde mich dann für 3 Tage ab,...Vale Primus!

  • Corvus klopfte an der Türe zu Primus´Officium und steckte den Kopf hindurch.
    Salve Primus,...hast du kurz Zeit?
    Die Frage war berechtigt, denn der Terentier saß vor einem Haufen Papier.

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