[capitolium] officium formationis

  • Während sie wartete, überlegte sie, wie sie denn doch noch in den Raum hinter der Tür gelangen könnte. Die Tür war eindeutig zu schwer für ihre schmalen Arme und noch einen Versuch, naja, sie würde es schon nochmal probieren wollen.


    Die Entscheidung wurde ihr mit dem Öffnen der Türe hinter ihrem Rücken abgenommen. Tilla verhinderte gerade noch, dass sie hintenrücks umfiel und sah Orestes verdutzt an. Der war ja anwesend! Irgendwie hatte er wohl bemerkt, das sie hier angekommen war. Er redete auch sogleich auf sie ein. Das stumme Mädchen rappelte sich hoch, stellte sich ordentlich vor ihm auf. Ich habe geklopft. Tür soooo groß und dick. Sie 'zeichnete' die Breite der Tür in die Luft, wobei sie ein bisschen übertrieb aber nun konnte sie dank der offenstehenden Tür sehen, wie dick diese tatsächlich war. Tilla 'malte' eine typische Sanduhr in die Luft und hielt einen 'So klein wie der kleine Finger'--Minuten-Abstand vor... also hatte sie nicht lange gewartet. Nun holte sie die Papyrusrollen hervor und hielt ihm diese entgegen. deshalb war sie ja eigentlich hier. Tilla lächelte Orestes an, innerlich war sie erleichtet, tatsächlich an die richtige Tür geraten zu sein und das gab sie ihm gleich zu verstehen. Hier bin ich endlich richtig! Das ist gut! Hoffentlich komme ich nicht zu spät!

  • "Ja, da hast Du recht die Tür ist ziemlich schwer - und irgendwie klemmt sie auch ein wenig.", wie um seine Worte zu unterstreichen bewegte er die Tür hin und her. Aber da Du ja nicht so lange warten musstest, ist es ja auch gar nicht so schlimm. Mein Schüler ist auch noch nicht da, so dass Du sehr rechtzeitig da bist. Möchtest Du kurz reinkommen und mir beim Warten Gesellschaft leisten? So konnte er die Zeit nutzen ihre Abschrift durchzuschauen und sie entsprechend zu loben. Denn das sie sie gut gemacht hatte, davon ging er irgendwie aus. "Du könntest auf dem Rückweg auch noch einen Brief für mich zur Villa Tiberia bringen wenn Du Dir diesen Umweg erlauben kannst.", sprach er weiter und nahm ihr die Papyrusrolle ab. Dann ging er ins sein officium, nicht aber ohne die Tür aufzuhalten, damit auch Tilla hineinkam, nicht, dass die Tür auf einmal ihre Schwerfälligkeit vergaß und zuschlug und Tilla wieder draußen sitzen würde.

  • Sie staunte, wie stark Orestes Arme waren und blickte auf ihre eigenen Arme. Nun, da musste sie wohl noch etwas an Kraft zulegen, um es ihm nachtun zu können. Des vorherige Aufziehen der Tür hatte nicht geklappt. Si, ich komme gerne mit rein. Noch eine Aufgabe für mich? Hmja, klar.. gerne doch, so komme ich mal wieder in Rom herum. Tilla nickte und folgte Orestes sehr rasch in sein Büro hinein, um ihre Aufgabe des Abgebens auch räumlich erledigt zu haben. Neugierig sah sie sich um, ging zum Stuhl vor seinem Schreibtisch und setzte sich dort hinein. Naja.. eigentlich würde sie um die Aufgaben, die in der Villa Aurelia anstanden, herumkommen. Es war wieder sie, die gerufen wurde und die einspringen sollte. Sie klopfte kurz an die Schreibtischkante, um Orestes Aufmerksamkeit zu erregen. Warum dein Schüler? Was lernt er oder sie denn von dir? Auch des Abschreiben wie ich? fragte sie langsam gebärdend.

  • Orestes lachte herzhaft. Diese Tilla mit ihrer leichten Naivität war wirklich erfrischend. Sie bemerkte anscheinend - und wahrscheinlich ohne es zu wollen - immer, wenn jemand zwei oder drei Gedankenschritte auf einmal tat. "Nein, ich bin doch hier Sacerdos, und zu meinen Pflichten gehört es auch diejenigen auszubilden, die auch einmal Sacerdos werden wollen. Diese Discipuli müssen eine Menge lernen, theoretisches und praktisches. Und den Text, den ich Dich habe abschreiben lassen, der ist für meinen Schüler. Der ist aus Germanien und mit Hilfe des Textes können wir einiges erarbeiten." Dann schaute er sich die Abschrift an.


    "Schön Tilla, da hast Du Dich ja toll verbessert! Das sieht schon ganz gut aus. Wenn Du möchtest kannst Du Dir ein Stück Obst nehmen, dann schreibe ich kurz den Brief zu Ende, den Du dann wegbringen kannst, bene?" Er deutete auf die Obstschale auf dem Tisch in der sich Äpfel, Birnen, aber auch ein paar Granatäpfel befanden. Dann nahm er den Brief, den er sicherlich schon hundert Male angefangen und wieder verworfen hatte und der jetzt langsam seiner Zufriedenheit entsprach hervor und schrieb die letzten Zeilen.

  • Auf seine nächsten Worte musste sie die Tafel zu Hilfe nehmen, denn das was sie jetzt zu sagen hatte beziehungs einfiel war doch ein bisschen viel auf einmal, um es mit den Händen sagen zu können. Ein sacerdos! Ich war neulich auch bei einer Priesterin. Du bildest also Menschen für deinen Beruf aus? Was müssen sie denn praktisches lernen? dominus Ursus war doch gerade erst in Germanien. Und Caelyn ist auch aus Germanien. Dein Schüler kann die beiden doch selbst ausquetschen, wenn er mehr über Germania wissen will.. oder darf er es nicht tun? Dein Schüler hats gut, er weiss wenigstens woher er kommt und ich weiss es nicht. platzte es aus Tillas eifrig schreibenden Händen heraus. Sie schob Orestes die Schreibtafel entgegen und sprang auf um sich diesmal eine Birne statt einem Apfel zu nehmen. Natürlich freute sie sich über sein Lob! Bene! erwiderte sie und stiess das Glöckchen als zusätzliches Einverständniserklärung an, wenn er gerade nicht zu ihr aufschauen sollte, um ihre Gebärde zu sehen. klingklongklingelingklingeling

  • Orestes konnte ihre Gebärde nicht erkennen, da er gerade ihre Schreibtafel las :D. "Nein mein Schüler kommt aus Germanien und ist Germane. Und jetzt will er römischer Priester werden. Da ist es spannend zu vergleichen, was unsere Gelehrten über die Germanen sagen, und was die Germanen über sich selbst sagen, oder? Dann setzte er noch eine letzte Zeile unter den Brief und verschloss ihn. Dann suchte er aus seinem Geldbeutel 10 Sesterzen und legte die Sesterzen und den Brief vor Tilla auf den Tisch.


    Mn Aurelius Orestes Tiberiae Arviniae s.p.d.


    Verehrteste Arvinia,
    in dem Moment, in dem ich Dir diesen Brief schreibe fällt mir etwas merkwürdiges auf. Zum einen ist mir unsere Begegnung noch so präsent, dass ich Dein Lachen noch in meinen Ohren und Dein Lächeln noch in meinen Augen wahrzunehmen meine. Zum anderen scheint es mir, als ob wir uns schon Monate nicht gesehen haben – so jedenfalls macht mich meine Sehnsucht glauben. Beides – und darin scheinen beide Wahrnehmungen in eins zu fallen – bringt mich aber dazu, auf ein baldiges, ja sehr baldiges Wiedersehen zu hoffen. Ich hoffe, dass dieser Brief und diese Blumen, die ich mitschicke, in Dir denselben Wunsch erwecken oder nähren mögen, den auch ich habe: Dich in Bälde wiederzusehen. Leider sind die nächsten Tage bei mir so gedrängt, dass es kaum möglich sein wird, doch müssen wir dabei nicht verzagen (auch wenn mein Herz bei dem Gedanken Dich nicht sofort wiederzusehen verzagen möchte!), denn noch vor den Kalenden des October möchte ich mein Versprechen wahrmachen. Im kleinen Theater des Balbus geben sie drei Tage vor den Kalenden eine Pantomime der Orestie – und wenn es von Deiner Seite aus möglich wäre, wäre es mir eine große Freude Dich dorthin führen zu können.
    In verehrender Verbundenheit
    Vale
    Dein Manius Aurelius Orestes.


    Also, das ist der Brief von dem ich sprach. Und erinnerst Du Dich noch an das Gespräch im Zimmer von Ursus. Hier hast Du 10 Sesterzen kaufe bitte wunderschöne Blumen. Wenn etwas übrigbleibt, kannst Du es gerne behalten. Und dann bringst Du Blumen und Brief in die Villa Tiberia und gib sie bitte persönlich einer jungen Dame mit Namen TIberia Arvinia. Geht das?
    Er schaute Tilla an, als wollte er sagen, das ist jetzt ein sehr wichtiger Auftrag für mich.

  • Tilla nickte. Na, das stimmte auch wieder, jedoch lag diese Diskussion nicht in ihrem Interessengebiet. :) Wie du meinst. Ich schreibe gerne nochmal etwas wichtiges ab und bringe es dir hierher. Sie tat den Birnenrest weg und kehrte zu Orestes Schreibtisch zurück. Die Sesterzen waren ihren Händen sogleich vertraut und Tilla lächelte, als sie sie klimpern hörte. Achja.. dieses Geräusch. Ach.. der Brief ist es?!? Klar, das mache ich doch glatt! Und sie durfte sogar noch die Restmünzen behalten. Diese Aussichten.. einfach wunderbar! Dann mal ab zu den Tiberiern. Sie lief zur Tür und blieb davor stehen, weil sie diese ja nicht selbst öffnen konnte. Langsam drehte sie sich rum, stiess ihr Glöckchen an. klingklingklingelingklingeling Ehm.. könntest du... mir die Türe aufmachen? Sie musste unbedingt stärker werden und an Muskeln zulegen. Dann bin ich ganz schnell dort.. wir sehen uns dann später in der Villa? Oder soll ich hierherzurück, um alles zu erzählen? fügte sie noch hinzu, wartete geduldig darauf, dass sie losflitzen konnte.

  • Orestes stand auf und lachte wieder herzlich. Er hielt Tilla die Tür auf und machte eine Handbewegung, die Tilla sicherlich als ein "Mademoiselle" interpretieren konnte. "Auch wenn ich es wirklich gerne sofort wüsste, was sie sagt oder antowortet, geh mal lieber zurück in die Villa. Wahrscheinlich kommt mein Schüler gleich, und da wäre es unpassend, wenn mich die Antwort zu sehr ablenkt. Am besten suchst Du mich heute Abend in der Villa und sagst es mir.". Warum musste er auch immer so vernünftig sein.


    Er verabschiedete Tilla und wollte sich wieder an seine Unterlagen setzen, aber sien Kopf war mit anderem. Mit einer anderen gefüllt. Er hoffte, dass er sich später besser konzentrieren könnte. Denn schließlich hatten er viel für den heutigen Unterricht vorbereitet.

  • Phelan kam etwas früher als geplant zum capitolium. In den Gängen kam ihr eine junge Sklavin mit einem Glöckchen entgegen, welches trotz der kleinen Größe ziemlich gut zu hören war.
    Er schaute sie an und nickte mit einem kleinem Grinsen auf den Lippen. So etwas hatte er noch nicht gesehen, ein Sklave mit einer Glocke.


    Als der junge Germane vor der Tür stand, war sie sperrangelweit offen.
    Sein Lehrer saß an seinem Schreibtisch und war anscheinend total in Gedanken versunken. "Salve Orestes, die Tür stand offen. Tut mir Leid das ich etwas zu früh bin." er wartete kurz und schob dann nach "Ist alles im reinen mit dir? Du schaust so verträumt." Verwunderlich, so hatte er seinen Lehrer noch nie vorgefunden.

  • Es war Orestes noch nicht ganz gelungen sich auf die Unterrichtssituation einzustellen, als der Duccier kam. Schließlich waren erst wenige Momente vergangen seit Tilla gegangen war. Danke, der Nachfrage. Es ist alles in Ordnung - sehr sogar. Aber steigen wir doch gleich ein. Für heute habe ich drei Dinge vor. Primum besprechen wir das Opfer von gestern nach. Secundum, möchte ich Dich die Götterliste abfragen. Et tertium habe ich einen Text eines Römers über die Germanen abschreiben lassen, der jüngst erschienen ist. Dazu würde ich gerne Deine Meinung hören. Ist von Deiner Seite noch etwas? Wenn nicht kannst Du gleich mit dem Opfer anfangen. Was hast Du gesehen, was ist Dir aufgefallen. Was hat Dich beeindruckt?.


    Mit der Zeit des Redens gerieten seine anderen Gedanken und Gefühle etwas in den Hintergrund. Es war doch gut, dass er ein ens rationale war.

  • Tilla nickte, hörte Orestes wie immer aufmerksam zu. In Ordnung, dann sehen wir uns also heute abend in der Villa wieder. Bis später! Sie hüpfte schnell durch die immer noch offenstehende Tür und ging gemütlich los. Immer noch wr der Gang menschenleer, doch an der nächsten Ecke begegnete sie einem Mann, der in die Richtung gehen wollte aus der sie gerade kam. Ob des der Schüler war? Tilla lugte neugierig um die Ecke, tatsächlich.. er ging in Orestes Büro rein. Dann hatte sie wieder etwas zu erzählen und konnte ehrlich behaupten, dass sie Orestes Schüler getroffen hatte. Dass es aber auch jemand anders sein könnte, der zu dem Aurelier wollte, kam ihr gar nicht in den Sinn. Nun sollte sie zusehen, das sie weitermachte und ihren neuesten Auftrag erledigte. Also wie war das gleich? Zuerst Blumen kaufen und dann den Brief abgeben... ja genau!!

  • In diesem Bereich der Tempel war Ursus noch nie gewesen, doch er schloß nicht aus, daß er noch häufiger hierherkommen würde. Eines Tages. Es dauerte eine Weile, bis er sich zu dem Raum durchgefragt hatte, in dem Orestes sich aufhielt. Und konnte nur hoffen, daß der Vetter auch anwesend war - und Zeit für ihn hatte. Eine bestimmte Zeit hatten sie ja nicht ausgemacht. Doch er selbst hatte jetzt gerade Zeit und so wollte er es einfach mal versuchen. Wenn es unpassend war, konnte er ja ein anderes mal wiederkommen.


    Und so klopfte er höflich an besagte Tür und wartete auf die Aufforderung zum Eintreten.

  • Orestes war da. Und er hatte Zeit. Gerade als er seinen Calamus zur Seite legte und einen Moment ausspannen wollte, hörte er das Klopfen. "Intra!", rief er laut und vernehmlich. Als dann sein Vetter Ursus hineinschaute, stand er freudig auf. "Titus, freut mich Dich zu sehen. Äh. Quästor, ich bin geehrt, ob Deines Besuches. ;) Was führt Dich zu mir?"

  • Ah, er hatte offenbar Glück. Auf die Aufforderung hin trat er ein und lächelte erfreut, als er seinen Vetter erblickte. "Salve, Manius." Er stockte bei der Anrede. "Nanu, so förmlich? Nein, keine Bange. Ich bin nicht gekommen, um irgendwelche Bücher zu prüfen. Wir hatten doch neulich über ein Opfer für Fortuna gesprochen. Nun, ich denke, es ist an der Zeit, es in Angriff zu nehmen. Hättest Du Zeit? Oder soll ich ein anderes mal wiederkommen? Ich habe noch kein Opfertier gekauft. Zum einen kannst Du viel besser als ich beurteilen, was geeignet ist, zum anderen war ich mir nicht sicher, ob Du heute Zeit dafür hast."

  • Ob Ursus sein Augenzwinkern übersehen hatte. Naja war auch nicht weiter wichtig. Wichtiger war, dass Ursus da war, und sich daran erinnerte, dass er der Fortuna opfern wollte. Orestes hätte zwar eigentlich noch den Unterricht vorzubereiten, aber das könnte er auch gut am Abend in der Villa machen. Schließlich war die hauseigene Bibliothek auch nicht schlecht ausgestattet. So legte er die Tafeln und die Pergamente ordentlich zusammen, setzt sich dabei aber gar nicht mehr hin, sondern sprach stehend und aufräumend. Ja. Zeit habe, wenn Du nichts dagegen hast, können wir uns gleich aufmachen. Und dann gehen wir einfach über den Markt zum Tempel der Fortuna, kaufen einen Hasen, die Dinge für das Voropfer haben die im Tempel sicherlich vorrätig.", jedenfalls sollten sie dies, dachte bei sich.


    Als er alles ordentlich zusammengepackt hatte, fragte er seinen Vetter höflicherweise: "Können wir? Oder willst Du noch schnell etwas trinken? Ist heute wieder einer dieser noch warmen Herbsttage."

  • Tatsächlich hatte Ursus das Augenzwinkern gar nicht so recht wahrgenommen, doch das war ja völlig unwichtig. Wichtiger war, daß Orestes wahrhaftig Zeit hatte und sich auch gleich der Angelegenheit widmen wollte. "Ah, das trifft sich wirklich gut. Nein, ich habe ganz und gar nichts dagegen, gleich loszugehen. Ganz im Gegenteil. Du kennst doch sicher die besten Händler auf dem Markt, nicht wahr? Dabei kannst Du mir ja gleich erklären, auf was man beim Opfertierkauf besonders achten sollte." Immerhin war der Cultus Deorum für ihn noch nicht vom Tisch. Irgendwann würde er sich dem Dienst der Götter ebenfalls verschreiben. Nur eben jetzt noch nicht.


    "Und nein, vielen Dank für das Angebot. Ich bin nicht durstig. Noch nicht zumindest. - Das Wetter ist wirklich herrlich. Nicht so heiß wie im Sommer, doch angenehm warm. Und ich liebe diesen leichten Wind." Orestes schien sehr gewissenhaft und ordnungsliebend zu sein. Eine Eigenschaft, die ihm sicher noch das Leben sehr erleichtern würde. Ursus erinnerte sich an sene Arbeit mit den Erbschaftsangelegenheiten. Ohne Ordnung wäre das nicht zu bewältigen gewesen. Und auch jetzt die Arbeit als Quästor erforderte Systematik und penible Ordnung.

  • Phelans Lehrer schien es doch gut zu gehen, naja vllt hatte er sich nur verguckt und zu viel in Orestes Blicke hineininterpretiert.
    Ui dachte sich der junge discipulus nur, als er die drei Gedanken seines Lehrers hörte. Er freute sich, da er gut vorbereitet war und auch gespannt auf den Text war, den Orestes im als drittes aushändigen würde.
    "Von meiner Seite aus gibt es nichts mehr."
    Verus setzte sich aufrecht und fing an zu berichten, was er gesehen hatte und was ihm aufgefallen war. "Nun, zuerst haben wir das Voropfer vollzogen. Bevor wir uns die Hände gewaschen haben, hast du mich beauftragt die Gaben auf den Tisch zu legen. Nach der Waschung begaben wir uns in Richtung Altar, wo schon andere Opferdiener warteten. Nach einer kurzen Verneigung hast du die heiligen Worte des Mars verlauten lassen, zumindest denke ich mal das sie es waren. Danach wurde als erste Gabe der Weihrauch benötigt. Es folgte darauf der Opferkuchen und dann der Wein. Der erste Schluck wurde auf dem Boden vergossen und bei allen Gaben hast du Mars darum gebeten die Gaben anzunehmen. Beendet wurde das Voropfer durch ein Gebet, in dem Mars gepriesen und um Kooptation erbittet wurde. Es ging weiter mit einer Prozession zum Opferaltar. Auf diesem lag ein prachtvoll geschmückter roter Eber, der folglich besprengt und gereinigt wurde. Auch jetzt wurde Mars gebeten das Opfer anzunehmen. Kurz darauf brachten zwei Ministri dir Utensilien, um erneut die Hände zu waschen. Danach bist du mit einigen Ministri zum Altar geschritten, wo der Eber eingestrichen wurde. Einer der Männer fragte 'Agone?' worauf du mit 'Age!' rasch antwortetest. Dieser tötete das Tier schmerzlos durch einen Stich, durch den das Blut floß. Als nächstes wurden die Vitalia entnommen und in einer Schale zu dir gebracht. Nachdem du sie gemustert hattest, anwortetest du 'Litatio!' Kurz darauf gingen die Diener ihren Aufgaben nach und du ginst dich reinigen." Puh, das war ganz schön viel, dennoch hoffte Phelan, dass er nicht zu viele Details weggelassen hatte. Er machte sofort weiter mit den Dingen die ihm aufgefallen waren. "Ich muss sagen, mir war zeitweilig etwas flau im Magen. Nach jeder Gabe, spürte ich eine höhere Macht, Wind im Rücken, leise Laute.." er schaute seinem Lehrer ganz starr in die Augen. "als wäre eine höhere Macht direkt hinter, neben, unter, und über mir gewesen. Allerdings fühlte ich keine Furcht, sondern eher eine Art Bekräftigung." Empfand nur er so? Oder würde Orestes ihm zustimmen?

  • Orestes hörte seinem Schüler aufmerksam zu. Ab und zu notierte er sich etwas auf einer Tafel, zum Beispiel konnte man "lag" auf dieser Tafel lesen und "Mola Salsa?" und "Aufgaben nach dem Opfer?". Sehr hellhörig wurden seine Ohren, als Verus von seinen Empfindungen während des Opfers berichtete. Als dieser geendet hatte, kehrte eine kurze Stille ein, als Orestes die Worte nachklingen ließ. Erst nach einigen Augenblicken antwortete er am Ende beginnend."Du hast - vielleicht - die göttliche Präsenz gespürt. Das 'vielleicht' ist dabei entscheidend. Wir können uns sehr gut einbilden, dass wir etwas spüren, so dass es nicht immer echt ist. Für mich ist es immer ein Hinweis, dass diese Präsenz, die ich zu spüren meine, wirklich die göttliche Präsenz ist, wenn das Gefühl ein ambivalentes ist, wenn ich fasziniert - mich also angezogen fühle - aber zugleich auch erschrecken lasse - mich also abgestoßen fühle. Ja - der Gegenwart des Göttlichen bin ich fasziniert und erschreckt zugleich."


    Wieder wartete er einen Moment. Gleichsam um die Worte verhallen zu lassen und um seinem Schüler die Möglichkeit zu geben einzuhaken, wenn er es denn wollte.


    "Und was Deinen Bericht vom Opfer anbelangt eine Sache die Du vielleicht nicht ganz richtig in Erinnerung hast - der Eber lag nicht, sondern stand vor dem Altar. Das ist wie wir in unserer theoretischen Abhandlung über das Opfer noch sehen werden wichtig. Zwei andere kleine Dinge habe ch mir noch notiert, die wir dann auch ansprechen werden. Aber fürs erste Opfer bei dem Du dabei warst, war das schon richtig gut." Wahrscheinlich wäre es jetzt schon Zeit dafür, Verus anzusprechen - "Wo wir gerade beim Opfern sind. Wenn Du nichts dagegen hast, ich habe Dich als Opferhelfer beim Opfer zum Oktoberpferd eingetragen. Da werden eine Menge Helfer gebraucht und ich glaube, dass Du das schon machen kannst, ist das in Ordnung für Dich?"

  • Den Brief hatte Flava entgegen ihrer sonst so zurückhaltenden Art dem armen Sklaven fast aus der Hand gerissen. Ihre Augen waren nur so über die Zeilen geflogen, während sich ein Gefühl des Jubelns in ihr ausgebreitet hatte. Nur eine Sache war ihr aufgefallen: In dem Brief stand absolut keine Zeitangabe.


    Also stand sie nun vor dem Unterrichtsraum, zu dem sie sich durchgefragt hatte, und wusste nicht so recht, ob sie auch nicht ungelegen kam. Sie hatte sich so schlicht und stilvoll wie möglich gekleidet. Kein unnötiger Schmuck oder sonstiger Schnickschnack, die Tunika in einfachem Weiß. Sie war schließlich hier, um zu lernen, und nicht, um mit ihrem Stand anzugeben. Abgesehen davon, dass sie immer noch leichte Anpassungsschwierigkeiten hatte, obwohl sie sich alle Mühe gab. Aber die Tochter von Decimus Livianus war sie ja auch erst seit ein paar Monaten, wenn man es so sehen wollte.
    Von drinnen hörte sie Stimmen, also war sie sich sicher, dass zumindest jemand anwesend war. Sie hoffte, sie störte nicht, denn der erste Eindruck war, wie sie wusste, ungemein wichtig. Und sie wollte zwar eifrig und lernbegierig durchaus erscheinen, aber nicht ungeduldig oder unhöflich. Es war eine schwere Entscheidung, aber in dem Brief stand ja auch etwas von einem Mitschüler. Vielleicht waren ja auch das die Stimmen, und weiter zu warten hieße, sich zu verspäten.
    Sie fühlte noch einmal kurz nach ihren Haaren, ob noch alles richtig saß. Sie wollte schließlich einen guten Eindruck machen. Aber alles war eigentlich perfekt, jetzt musste sie nur noch ihre Nervosität nicht nach außen dringen lassen, dann konnte eigentlich gar nichts schiefgehen. Sie straffte die Schultern und atmete noch einmal durch. Dann, als das Gefühl der Ruhe und Routine sich in ihr ausbreitete, klopfte sie an die Tür.

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