• Nachdem seine Frau nun schon eine Woche tot war, lief Crispus noch immer in einer dunkelgrauen Tunica umher - noch immer vermisste er seine Frau jeden Abend, wenn er zu Bett ging und musste enttäuscht feststellen, dass er am Morgen nicht ihre Wärme neben sich spüren konnte.


    Dennoch hatte er beschlossen, wieder ein wenig unter die Leute zu gehen, sodass er an diesem Tag nach seinen Geschäften die Thermen aufsuchte, um ein wenig zu plaudern - mit wem auch immer!


    Am Eingang kam ihm dabei noch die Idee, dass er eigentlich in der Curia anmerken sollte, dass Decuriones freien Eintritt in die öffentlichen Anlagen der Stadt erhalten sollten - wie es in anderen Städten auch üblich war! Dennoch zahlte er und betrat den Umkleidebereich, wo er seine triste Tunica ablegte und sich die Sandalen (noch immer Militärstiefel wie in früheren Zeiten) losband.


    Völlig nackt betrat er endlich das Kaltbad. Langsam ließ er sich ins Becken gleiten und dachte dabei an damals, als er mit Heila zusammen in einem Weiher vor den Toren Mogontiacums gebadet hatte. Und nun...er tauchte rasch unter, um die Erinnerungen zu verdrängen, dann tauchte er auf und sah sich nach Kontaktmöglichkeiten um...


    Sim-Off:

    Wer will?

  • Ragin hatte schon einiges von der Thermae Iuliani gehört und wollte sie sich selber einmal anschauen. Er war wirklich sehr angetan von dem Gebäude. Noch vor einigen Wochen wäre er staunend vor dem gebäude verharrt, aber anscheinend gewöhnte man sich schnell an die römische Lebensweise. Nachem er seinen Eintritt bezahlt hatte, ging er schnurstracks in den Umkleidebereich und nachdem er sich entkleidet hatte. Er war noch immer sehr dünn, auch wenn mittlerweile schon einige Muskeln zu sehen waren-zumindest im Vergleich zu früher. Sein Hintern war nach seinem Sturz vom Pferd noch ordentlich grün und blau und tat auch noch ziemlich weh. Anschließend ging er zum Kaltwasserbecken.
    Dort tauchte gerade jemand aus dem Wasser auf. Ragin erkannte den Mann: Es war Marcus Petronius Crispus mit dem Witjon so erfolglos verhandelt hatte. Na super, jetzt war er hier mit seinem blauen Hintern und traf auch noch jemanden den er kannte. Nun hieß es Würde bewahren:


    "Salve Petronius Crispus. Schön dich wieder zu treffen."


    Von dem Unfall von Crispus' Frau wusste er nichts.


    Sim-Off:

    Eintritt ist bezahlt

  • Crispus hätte den jungen Germanen gar nicht registriert, wenn dieser ihn nicht angesprochen hätte. Üblicherweise sah er sich eher nach Gesprächspartnern in seinem Alter um und wenn er den blauen Hintern des Knaben gesehen hätte, hätte er ihn vermutlich in der Annahme, er hätte von seinem Vater den Hintern versohlt bekommen, ausgelacht.


    So überlegte er hingegen, woher der Bursche seinen Namen kannte. Die einleuchtendste Theorie wäre gewesen, dass er ihn als Decurio kannte. Doch andererseits war es selten, dass sich die Bürger einer Stadt die Namen von Decuriones merkten, die sie nicht anderweitig kannten. Ob er etwas wollte? Außerdem schienen sie sich ja schon einmal getroffen zu haben...


    "Wer bist du?"


    fragte er unwirsch. Er konnte sich nicht mehr an den Begleiter von Duccius Marsus erinnern - er hätte wohl Mühe gehabt, sich an den jungen Händler selbst zu erinnern!

  • "Mein Name ist Marcus Duccius Rufus. Ich war mit meinem Vetter Numerius Duccius Marsus bei dir, als er dir ein Angebot für Werkzeuge machte.", antwortete er trotzdem freundlich.


    Das der alte Haudege so unwirsch und unfreundlich reagieren würde, hatte er nicht erwartet. Eigentlich wollte er den ehemaligen Soldaten ein wenig zur Legion befragen. Vielleicht kannte er ja sogar seinen Vater, aber wenn das so weiterlief....

  • Crispus erinnerte sich langsam. Er hatte sich das Gesicht des Knaben natürlich nicht gemerkt, doch nun glaubte er, ihn wiederzuerkennen. Offensichtlich war er etwas verstört, so angefahren worden zu sein.


    "Duccius Rufus...ich erinnere mich."


    antwortete er daher. Noch immer fragte er sich, was der Bursche von ihm wollte. Üblicherweise wurde er nicht aus Langeweile von Germanen angesprochen...


    "Und, hat er es sich anders überlegt und macht mir ein besseres Angebot?"


    fragte er dann, da dies seine erste Idee war.


    Sim-Off:

    Nicht abschrecken lassen :)

  • "Nicht dass ich wüsste. Er schien ziemlich verärgert zu sein. Ich muss gestehen, dass ich was solche Geschäfte betrifft noch sehr unerfahren bin. Ich fange gerade erst als Scriba bei Freya Mercurioque an. Ich hoffe du bist nicht allzu verärgert über das geplatzte Geschäft und den schnellen Abgang meines Vetters."


    Dachte er wirklich Ragin war gekommen um ihm ein Angebot zu machen? Meinte er etwa es würde ihm Spaß machen nackten alten Männern im Bad aufzulauern?




    Sim-Off:

    Keine Angst. Neugierde ist eine starke Triebfeder ;)

  • "Nein, nein, ich habe einen besseren Geschäftspartner gefunden - äh, einen günstigeren."


    verbesserte er rasch noch - nicht, dass er den Vetter des Jungen beleidigte. Sein Angebot war zwar unverschämt gewesen, wie Crispus fand, aber das war ja kein Grund, seine Höflichkeit fahren zu lassen.


    "Du willst also Händler werden?"


    fragte er, da ihm sowieso langweilig war und ein Gespräch mit einem jungen Mann ihn möglicherweise ein wenig erfrischen würde.

  • Ragin ging auch ins Wasser. Brrrrr, war das kalt! Nach ein paar Sekunden hatte er sich an die Kälte gewöhnt und begann zu sprechen. "Ich weis noch nicht, ob ich Händler werden soll. Eigentlich möchte ich zur Legion gehen, wie mein Vater es war. Aber ich bin da noch unschlüssig, denn ich weis nicht ob ich stark genug dafür bin. Wenn ich zur Legion gehe, dann wohl erst in ein paar Jahren. Ich hatte ja angefangen zu trainieren, aber unser Custos Corporis ist leider nach Rom gegangen."


    Ragin wusste ja, dass Crispus ein ehemaliger Soldat war, und erhoffte sich natürlich, dass er auch etwas von seiner Dienstzeit erzählte.

  • Händler war wohl auch nichts, was Crispus als Hauptbeschäftigung hätte wählen können. Rechnen war nie seine größte Stärke gewesen und das ewige Geschacher am Markt würde ihn wohl auch nie beglücken. Doch man musste leben und wenn man kein Handwerker werden wollte, war dies wohl die einzige Möglichkeit, einigermaßen ein Vermögen zu erwirtschaften.


    Soldat war natürlich etwas ganz anderes!


    "Du möchtest also Soldat werden - sehr löblich! Ich selbst war auch bei den Adlern und habe es bis zum Primus Pilus gebracht."


    Er wartete einen Augenblick, war sich jedoch nicht sicher, ob der Junge wusste, was ein Primus Pilus war. Daher fügte er an.


    "Das ist der höchste Centurio der Legio und Vertraute des Legaten. Wie du siehst, kann man es bei der Truppe weit bringen. Wie alt bist du denn? Ich glaube nicht, dass du zu schwächlich bist."


    Der Petronier war sich sicher, dass die Centurionen der Legion aus jedem Rekruten einen Mann machen konnten, der kräftig genug war, um dem Kaiser zu dienen. Die Frage war eher, ob Rufus alt genug dafür war...

  • Es freute Ragin, dass Crisous ihn nicht für zu schwächlich hielt. Ganz genau wusste er zwar nicht, was der Primus Pilus war, aber er konnte es sich schon vorstellen.


    "Ich bin 16 Jahre alt. Es freu mich sehr, dass du mich nicht für zu schwächlich dafür hältst ein Soldat zu werden. Allerdings werde ich noch eine Weile warten, bis ich zur Legion gehe. Zuerst möchte ich meiner Famile etwas zurückgeben, weil sie mich aufgenommen haben, ohne etwas dafür zu verlangen. Außerdem möchte ich nicht unvorbereitet zur Legion gehen. Mein Vater war dort und wenn ich ebenfalls dorthin gehe, möchte ich keinen schlechten Eindruck machen."


    Crispus schien sehr stolz auf seine Verdienste zu sein, und Ragin hoffte er würde ihm ein wenig von seinen Erlebnissen erzählen.

  • "Oh, ich hätte dich älter geschätzt. Aber mit sechzehn bist du bei der Legion auch ziemlich jung - ist wahrscheinlich keine schlechte Idee, das Leben vorher noch ein bisschen zu genießen."


    Gerade der Grund - die Familie - war für Crispus ein sehr guter. Für ihn wie für die meisten Römer war die Familie das Wichtigste.


    "Wie hieß dein Vater denn? Und war er bei der II.?"


    fragte er dann, da er sich fragte, ob er Rufus' Vater gekannt hatte - bei sechstausend Mann unwahrscheinlich, aber möglich.

  • Crispus überlegte. Vexillarii gab es nicht besonders viele bei der Legion - genaugenommen nur vier. Das Problem war, dass er stets bei der Infanterie gedient hatte und daher wenig bis gar nichts mit den Equites zu tun gehabt hatte. An einen Vexillarius konnte er sich allerdings erinnern - er hatte wunderbar den alten Legaten parodieren können. Doch der war kein Germane gewesen, sondern...Gallier? Jedenfalls hatte er nicht Duccius geheißen.


    Daher zuckte er mit den Schultern.


    "Ich habe die Reiter nicht so gekannt - war immer eher ein Fußsoldat. Deswegen muss ich leider 'nein' sagen. Kannst du reiten?"


    Er wusste, dass die Duccier ein Gestüt besaßen - allerdings waren Germanen nicht unbedingt für ihre Reitkünste bekannt, soweit er wusste.

  • Schade, es wäre auch zu schön gewesen, wenn er ihn gekannt hätte. Ihr Vilicus Albin erzählte ihm zwar ab und an über seinen Vater, aber meistens aus den Kindertagen seines Vaters. Ragin hätte zu gerne gewusst, wie die Römer seinen Vater gesehen hatten.


    "Ja, eigentlich kann ich schon recht gut reiten. Ich arbeite ja auch noch auf unserem Gestüt. Allerdings wurde ich gerade gestern von meinem neuen Pferd abgeworfen. Es ist ein sehr gutes und eigentlich recht sanftes Pferd, aber ich habe es übertrieben und bin wohl nicht mit dem nötigen Ernst an die Sache herangegangen. Mein Gesäß ist ganz schön blau und tut verdammt weh, aber es scheint zum Glück nichts schlimmeres zu sein. Trotzdem wird mir das eine Lehre sein."

  • Ja, ja, der jugendliche Übermut. Crispus musste über diese Geschichte milde lächeln. Er selbst war auch das ein oder andere Mal auf die Nase gefallen - allerdings nie vom Pferd, denn von denen hatte er sich fern gehalten, wenn sein Vater ihn nicht gerade genötigt hatte, Reiten zu lernen. Das war so lange her...


    "Das ist vernünftig. Man muss wohl manchmal Fehler machen, um daraus zu lernen."


    Das war wohl eine Weisheit, die Crispus noch älter wirken ließ, als er sich fühlte. Er überlegte einen Augenblick, ob er Möglichkeiten kannte, Blaue Flecken zu behandeln. Er selbst hatte sie natürlich schon oft gehabt - vom Stock des Centurio, von Schlägen mit Übungswaffen und sogar von Raufereien. Doch eigentlich hatte nur eines geholfen (soweit er sich erinnern konnte).


    "Hast du's gleich gekühlt? Dann wird's nicht ganz so schlimm. Wir hab'n das immer mit dem Dolch oder Schwert gemacht."

  • "Nein, daran habe ich leider nicht gedacht. Deswegen tut das Ganze aber auch noch ganz schön weh. Aber das mit dem Schwert muss ich mir merken, das klingt nach einer sehr guten Methode."


    Jetzt hatte ihn aber die Neugierde gepackt.


    "Wie war des Leben denn bei der Legion? Vermisst du es, jetzt wo du dich ins Privatleben zurückgezogen hast?"

  • Crispus nickte bedächtig. So ein alter Veteran hatte noch so manchen Kniff fürs praktische Leben inpetto. Aber er wollte den Jungen nicht mit derartigen Vorträgen langweilen, daher ging er auf die nächste Frage ein.


    "Die Legion ist wunderbar, also ist natürlich auf das Leben dort wunderbar! Es folgt jeden Tag einem ähnlichen Rhythmus, trotzdem kann jeder Tag eine neue Herausforderung bringen. Am Anfang wird der Drill dich ganz schön schlauchen, aber das setzt sich mit der Zeit und irgendwann wird dir das Marschieren und Fechten als angenehme Abwechslung vom grauen Alltag vorkommen."


    Damit hatte er wohl vorerst seine persönlichen, natürlich rückblickend etwas idealisierenden Eindrücke vom Leben des Legionärs zusammengefasst.


    "Ich bin selber nur gegangen, weil meine Frau es so wollte."


    Der Gedanke an Heila ließ einen Schatten der Trauer über sein Gesicht streichen, der jedoch rasch wieder verflog.

  • Irgend etwas schien Crispus zu bedrücken, allerdings war dieser Eindruck nur sehr kurz und Ragin wusste nicht auf was es sich bezog. Seine Ausführungen über die Legion klangen sehr interessant, und durchweg positiv, aber von einem so altgedienten Soldaten war auch nichts anderes zu erwarten gewesen.


    "Warst du auch in fremden Ländern? Also ich meine außer in Germanien." Rom zum Beispiel schoss es ihm durch den Kopf.

  • Crispus freute sich über das Interesse des jungen Mannes und fast freute er sich schon, wenn sein eigener Sohn diese Fragen stellte, wenn er Enkel hatte (denn leider fühlte er sich eher wie ein Großvater als ein Vater). Einen Augenblick überlegte er, mit welchen interessanten Landstrichen er aufwarten konnte - leider war er nicht besonders viel herumgekommen!


    "Naja, ich bin in Hispania geboren und hab' dort gelebt, bis ich zur Legion bin - die IX. in Colonia Agrippensum war das damals. Aber ich war auch 'mal in Rom. Mein Onkel hat sich dort verlobt - leider ist seine Braut gestorben, bevor er heiraten konnte.


    Aber sonst bin ich leider recht wenig 'rumgekommen. Vielleicht hätte ich mich mal versetzen lassen soll'n in den Süden...Aegyptus soll auch 'n spannendes Land sein!"


    Sein Besuch in Rom war vor vielen Jahren gewesen. Er war damals noch ein junger Optio gewesen und konnte sich hauptsächlich daran erinnern, dass Rom wie alle römischen Kolonien war - nur viel, viel größer!

  • "Rom muss wunderbar sein. Ich hoffe ich kann es eines Tages auch mit eigenen Augen sehen. Und Alexandria ebenso. Eine verwandte von mir, Duccia Venussia, lebt mit ihrem Mann in Alexandria. Vielleicht werde ich sie dort einmal besuchen. Aber ich weis noch nicht, es ist schon sehr weit und die Reise ist sicher gefährlich. Außerdem muss ich meiner familie vorher etwas zurück geben, bevor ich an meine eigenen Wünsche denken kann."


    Wenig rumgekommen? Für Ragin war Crispus ein weitgereister Mann. Er mochte den Veteran, auch wenn ihr erstes Treffen eher unerfreulicher Natur gewesen war.

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