Epicharis strahlte nicht minder zu Fiona zurück, war sogar ein wenig verlegen, denn das Kompliment der Sklavin war wirklich ernst gemeint, das konnte man sehen, hören und spüren. Der Sklave war zwar augenblicklich aufgebrochen, um Aristides zu benachrichtigen, doch war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Das mochte daran liegen, dass seitdem nicht mehr als ein paar wenige Minuten verstrichen und der Garten doch recht weitläufig war, doch Epicharis schien es in diesem Moment eine Ewigkeit zu sein, die sie bereits wartete. So beschloss sie kurzerhand, ihm einfach schon entgegen zu gehen, nicht ahnend, dass der Sklave bisher nicht einmal bei ihrem Ehemann in spe angekommen war und sich dieser somit auch noch nicht auf dem Weg zu ihr befand. "Komm, wir gehen hinein", sagte sie zu Fiona und ging auch schon los.
Rechts und links des Weges leuchteten die herrlichsten Farben. Ein geschäftiges Schwirren und Summen lag in der warmen, wohlriechenden Luft, und Epicharis dachte, dass es hier wie in Griechenland oder Ägypten sein musste. Dort gewesen war sie noch nie, und selbst die schönsten Ecken in Hispania reichte nicht an die üppige Vielfalt dieses Gartens heran, in dem für sie damals alles begonnen hatte. Die ntferntee Geräusche der Raubtiere harmornierten mehr alsdass sie das Gesamtbild störten, hier in diesem Garten fühlte man sich lebendig, fühlte sie sich lebendig, auch wenn sie bereits jetzt am Morgen etwas ängstlich an die folgende Nacht dachte.
Immer weiter ging es den geschlängelten Weg entlang, niemand begegnete ihr, sah man von Sklaven ab, die kleine Fässer trugen oder rollten, die letzten Stühle schleppten, Tabletts mit buntem Allerlei trugen und sie fast ausnahmslos aus den Augenwinkeln heraus beobachteten. Dann war die Terrasse in Sicht, längst hatte Epicharis ob all dieser Schönheit vergessen, dass sie Aristides nur hatte entgegen gehen wollen. Es war ihr nicht bewusst, aber von einem beliebigen Platz unter dem großen Sonnensegel aus musste es wirken, als spazierte dort, wo sie ging, ein orangeroter, auf und ab hüpfender Farbtupfer durch das Grün und Bunt des Gartens.
Die Braut nahte. Und sie war die Braut. Epicharis' Herz klopfte plötzlich bis in den Hals hinauf, als sie die Gestalt ihres Zukünftigen dort stehen sah, inmitten von - natürlich - seinen Soldatenfreunden. Auch eine Handvoll Gäste waren bereits anwesend, größtenteils Aristides' Familie, und auch der Auctor war dort. "Fiona? Tust du mir einen Gefallen, finde heraus, wer schon alles anwesend ist", trug sie der Sklavin an ihrer Seite auf. Von Aristides' Familie kannte sie zwar beinahe jeden, aber in der Nähe von Antonia beispielsweise hatte sie jemanden entdeckt, der ihr zwar irgendwie bekannt vorkam, den sie jedoch nicht näher einordnen konnte. Es musste ein Gast sein, den Aristides geladen hatte, auch wenn er nicht aussah wie ein Soldat. Von denen sie im Übrigen bisher niemanden kannte.
Dann war es soweit, und Epicharis setzte einen Fuß vom Kies auf die Terrasse. Unschlüssig, wohin sie sich zuerst wenden sollte und was sie überhaupt zuerst tun sollte, Verharrte sie am Rande der Terrasse. Sie zog nicht gern die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich, und die meisten befanden sich gerade im Gespräch. So stand sie also erst einmal dort, der laue Wind spielte sachte mit dem Flammeum, und das claudische Gesicht, dass er gerade einmal hinreichend verschleierte - schließlich war der Stoff beinahe transparent - strahlte den Gästen vor Freude entgegen.