Als Aristides sprach, wandte ich erstaunt den Kopf und drehte ihm mein Ohr zu. Entgegen meines Glaubens, ihm bisher noch nicht begegnet zu sein, kannte ich diese Stimme und damit auch den dazugehörigen Mann. Es ist natürlich ein Irrglaube, dass Blinde sich jede einmal gehörte Stimme merken und sie später immer wieder erkennen würden. Allerdings hatte ich in Rom noch nicht viele neue Stimmen und die dazugehörigen Menschen kennen gelernt, und wenige Zusammentreffen waren so einprägsam gewesen wie das mit ihm.
"Kennen wir uns nicht bereits? Aus dem Marcellustheater. Das Theaterstück zu den Megalesia, Kresh, erinnerst du dich? Das warst doch du?" Ich musste lachen. Der mürrische Kommentator heiratete also heute meine Nichte oder Cousine irgendeines Grades - ich war mir nicht sicher, ob der Vetter des Vaters wirklich der Großonkel war,allerdings hatte ich für diese Familienbezeichnungen noch nie genügend Geduld aufgebracht, um darüber nachzudenken.
"Ach, hätte ich das gewusst, die ganze Sache wäre mir nicht halb so unangenehm gewesen. Ein Mann, der eine Claudia heiratet, der muss viel mehr als ein paar Füße in seinem Rücken aushalten."
Am Abend nach den Spielen hatte ich mich noch eine ganze Weile über diesen pampigen Kerl geärgert, aber mittlerweile hatte ich es längst vergessen. Nach dieser unerwarteten Wendung war es eher amüsant. Trotzdem konnte ich mir nicht ganz vorstellen, dass dieser Mann ein Flavier war. Aus den damaligen Kommentaren zum Theaterstück hätte ich eher auf einen Neureichen getippt. Aber irgendwie passte es zu dieser Centurionen-Sache. Flavius Aristides schien ein ziemlich interessantes Exemplar der Sorte Flavius zu sein.