Ànthimos' Training

  • Das konnte Anthi mehr als nur verstehen. Wobei er eher die Aussagen von Timos schlimm fand. Ilias konnte er sowas eigentlich nie nachtragen: Er war halt ihr kleiner Wuschelkopf, der schneller redete als er dachte... Eigentlich hätte er viel besser zu Axilla gepasst als Timos.
    "Da hast du auch recht. Ich an deiner Stelle wäre ihm auch noch böse. Aber ich kann dir nur versichern, dass er das nicht so gemeint hat und er, nachdem ich ihm die Leviten gelesen habe, sehr geknickt war. Er ist halt noch sehr jung und denkt nicht nach bevor er redet. Daher muss man da vielleicht ein wenig Nachsicht üben." In Gedanken fügte er ein "wie bei dir" hinzu und musste ein wenig lächeln.

  • hmmmhmmm. Ja, vielleicht….
    Axilla verstand den Wink sehr wohl, sie war ja nicht dumm. Und vielleicht war es wirklich ungerecht, da mit zweierlei Maß zu messen. Sie selbst hatte auch schon sehr viel Unbedachtes von sich gegeben. Nungut, dieses Ausmaß hatte sie dann doch nie erreicht, aber die ein oder andere unbeabsichtigte Spitze hatte sie auch schon geliefert. Vielleicht sollte sie ihm da wirklich eher verzeihen. Im allgemeinen war sie ja auch nicht besonders nachtragend. In diesem Fall war es vielleicht nur so schlimm, weil sie sich wirklich wie eine lupa auch fühlte und sich das selbst nicht verzeihen konnte. Im Moment mochte Axilla sich selbst nicht wirklich gut leiden.


    Aber sie wollte das Thema eigentlich nicht vertiefen. Also beschloss sie einen erneuten Themenwechsel. Für Ánthimos mochte ihre Wechselhaftigkeit vielleicht überraschend sein, aber Axilla hatte schon lange herausgefunden, dass die meisten Menschen sich da nicht viel dabei dachten und auf alte, unangenehme Themen äußerst selten wieder zu sprechen kamen.
    Ánthimos, kann ich dir eine Frage stellen? Oder, nicht wirklich eine Frage, ich hätte zu einer Sache gerne deine Meinung. Weißt du, meiner eigenen Meinung trau ich im Moment nicht so, da würde ich gerne noch wissen, was andere denken, bevor ich eine Entscheidung treffe?

  • Bei den Göttern, was kam denn da jetzt? Wollte sie mit ihm über ihr Verhalten sprechen? Oder vielleicht etwas zu seinen Brüdern fagen? Eigentlich konnte jetzt alles kommen. Da musste er jetzt durch. Also antwortete der Schicksalsergeben: "Selbstverständlich. Ich werde versuchen deine Frage nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten."


    Mal schauen was da jetzt kam.

  • Das sah aber nicht so aus, als würde er sich jetzt sonderlich freuen, ihr zu helfen. Aber Axilla war das jetzt egal, sie wollte ja wirklich seinen Rat. Das war ja nicht nur ein Themenwechsel, um das Thema zu wechseln, sie konnte einen guten Rat wirklich gebrauchen.
    Also, ich habe vor einiger Zeit einen Philosophen getroffen. Also, ich glaube, er ist Philosoph. Er ist zwar Grieche, aber eben kein griechischer Philosoph, sondern von einem Land, das Han heißt. Und vor einiger Zeit hab ich diesen Menschen dann gefragt, ob er mir die Philosophie beibringen würde. Damals hat er aber gemeint, das sei keine so gute Idee.
    Soweit zum Start. Axilla hoffte, sie war da jetzt nicht zu schnell und Ánthimos kam noch mit. Sie erinnerte sich an ihr letztes, ausführlicheres Gespräch mit Urgulania, die von ihrer Art wohl ziemlich überfallen war.
    Jetzt hab ich allerdings einen Brief gekriegt von ihm, dass er eine Schule aufgemacht hat. Die ist allerdings in Rhakotis. Und jetzt hat er mich gefragt, ob ich nicht doch seine Schülerin sein will. Aber ich weiß nicht. Weißt du, ich will jetzt wirklich gerne alles richtig machen, und ich weiß nicht, ob das richtig ist.
    Nun, das war bestimmt ein Problem, das Anthi nicht jeden Tag hörte. Aber jetzt war auf alle Fälle belegt, dass Axilla ihn keineswegs für dumm hielt.

  • Aha, sie hatten also einen gemeinsamen Bekannten. Auch Alexandria war in diesem Fall wohl nur ein Dorf.


    "Ach du kennst Marcus Achilleos? Der hat eine Schule in Rhakotis eröffnet? Interessant." Anthi überlegte kurz und ordnete Axillas Fragen.


    "Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich ihn sehr sympathisch finde. Wir haben einmal hier trainiert und uns dabei unterhalten. Aber seiner Philosophie kann ich nichts abgewinnen. Eine Lehre die es ihren Schülern verbietet Gefühle zu haben? Also ich könnte damit nichts anfangen. Vielleicht musst du dazu wissen, dass er seine Frau und sein Kind verloren hat und ich bin mir sicher, dass er deswegen nichts mehr spüren möchte. Wenn Penelope etwas zustoßen würde, würde ich wohl auch nichts mehr fühlen wollen, aber dann würde ich meinem Leben ein Ende setzen." So wie es seine Mutter getan hatte. Anthis Trauer über ihren Verlust wandelte sich langsam in Stolz.


    "Ich würde dir eher raten die bekannten Philosophen im Museion zu studieren, denn wie gesagt, die Philosophie dieses Han scheint mir doch eine sehr merkwürdige Sache zu sein."


    Es war ihm unangenehm schlecht über Marcus' Glauben zu sprechen, aber schließlich hatte Axilla ihn nach seiner ehrlichen Meinung gefragt.

  • Ah, er kannte ihn auch? Und offenbar wusste er schon mehr über seine Lehre als Axilla. Das, was sie bisher gehört hatte, hatte sich anders angehört. Da hatte Marcus mehr von Harmonie gesprochen und dass alles harmonisch zueinander sein sollte. Nungut, auch da hatte er seltsame Sacheng esagt, wie dass es das beste wäre, sich nichts zu wünschen und nichts zu wollen. Aber das auch Gefühle verboten sein sollten?
    Ja, Axilla wusste, dass er Frau und Kind verloren hatte. Das hatte er bei dem Gespräch mit Urgulania im Esszimmer erwähnt. Auch, wie er hinterher mit der Stadtbevölkerung und den feinden umgegangen war. Axilla war zwar als Kind ihrer Zeit nicht zimperlich Gewalt gegenüber, aber das ein oder andere hatte sie schon als stark übertrieben empfunden. Aber deshalb keine Gefühle mehr?
    Was Ánthimos noch sagte, berührte etwas in ihr. Sie hatte sich auch umbringen wollen wegen ihrer Gefühle, hatte es aber nicht gekonnt. Hieß das, dass sie ihren Vater nicht genug geliebt hatte? Sie wurde bei dem Gedanken schon ganz klein.
    [size=7] „ Und wenn einem dazu der Mut fehlt?“[/size]
    Wieder war ihr Mund schneller als ihr Verstand, aber sie hatte es sehr leise gesprochen. Vielleicht hatte Anthi es ja gar nicht gehört. Daher redete sie lieber schnell weiter.
    Ich glaube nicht, dass ich sowas lernen kann. Vielleicht sollte ich wirklich lieber ins Museion. Ich meine, ich kenne zwar schon viele Philosophen, aber man lernt ja nie aus, nicht? Urgulania lernt ja jetzt auch wieder, vielleicht kann ich sie da auch mal fragen, was sie meint.

  • Anthi runzelte die Stirn. Sollte er auf diese leise Frage wirklich eingehen? Das war eine gute Frage, auf die es aber sicherlich keine gemeingültige Antwort gab. "Wenn einem der Mut fehlt? Ich denke dann geht es einem einfach noch nicht schlecht genug umd solch einen drastischen Schritt zu gehen. Ich bin davon überzeugt, und das ist nur meine persönliche Meinung, dass wenn es einem so schlecht geht dass man nicht mehr weiterleben kann, dann hat man den Mut der Verzweiflung so etwas durchzuziehen. Wenn man sein Leben aber beenden möchte und sieht sich dazu nicht in der Lage, dann sollte man sein Leben wieder in die Hände nehmen, das Beste daraus machen und den Göttern für eine zweite Chance danken." Jetzt hatte er wieder das Bild vor Augen, als er im Wüstensand lag und einfach nicht mehr weiterleben wollte. Und seitdem er sich dort wieder aufgerappelt hatte, ging es mit ihm stätig bergauf.


    "Ich wollte auch einmal sterben, weil ich mich am Ende sah. Aber dann habe ich mich aufgerafft und seitdem sind mir die Götter, und somit auch das Glück, hold gewesen."

  • Nein, er hatte es gehört. Und schlimmer noch, er ging darauf ein. Axilla schaute nicht auf, während Ánthimos sprach, sondern ließ den Blick auf den Boden vor ihr gerichtet. Er glaubte, ihr ginge es noch nicht schlecht genug, und daher fehlte ihr der Mut? Wenn er wüsste, was alles passiert war, was sie alles durchgestanden hatte, würde er dann immer noch denken, sie hätte noch nicht genug gelitten? Axilla konnte sich nicht vorstellen, was noch schlimmer sein könnte. Sie hatte niemanden in ihrem ganzen Leben, der ihr Halt gab, und alle, die ihr diesen hätten geben können, wandten sich aus dem einen oder anderen Grund von ihr ab oder distanzierten sich. Auch in die Götter hatte Axilla kein Vertrauen mehr, seitdem ihre Mutter gestorben war. Konnte ein Mensch überhaupt noch einsamer sein als das?
    Seine anderen Worte klangen ja ganz aufmunternd. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, dass das klappen würde. Alles, was sie wollte, war Geborgenheit. Was sollte sie denn tun, um diese zu bekommen? Alles, was sie getan hatte, war falsch gewesen. Und noch weiter in diese Richtung zu drängen wäre noch viel falscher. Was sollte sie da denn dann tun, um die Leere aus ihrem Inneren zu vertreiben?
    Axilla litt schon so lange leise und still vor sich hin, dass sie es anders fast gar nicht mehr kannte. 2 Jahre waren für ein sechzehnjähriges Mädchen eine sehr lange Zeit. Anfangs war es auch gar nicht so schlimm gewesen, aber je länger die Zeit wurde, umso schlimmer wurde die Leere, und sie glaubte nicht, dass sie da jemals wieder herauskommen würde.
    Gerne hätte sie es Ánthimos erzählt, sie würde sich gerne jemandem einmal so richtig anvertrauen. Sich alles von der Seele reden. Aber es ging nicht. Auch Ánthimos konnte ihr diesen Halt nicht geben, den sie brauchte, um überhaupt auch nur darüber zu reden. Wenn sie die Gefühle gänzlich zuließ, würde sie daran zerbrechen, davon war Axilla überzeugt. Allein konnte sie das nicht, und es gab niemanden, der sie dann zusammen hielt.
    Eine einzelne Träne ließ sich nicht unterdrücken, und Axilla wandte sich kurz ab, damit Ánthimos es nicht sah. Sie wollte nicht weinen. Wenn sie weinte, hatte sie sich nicht unter Kontrolle, dann sagte sie Dinge, die ihr später weh taten. Und eine Römerin weinte nicht vor anderen. Zornig wischte sie unauffällig die Träne weg und atmete tief durch. Nein, sie wollte und konnte nicht darüber reden.


    Sie tat das, was sie immer tat. Sie wechselte einfach das Thema.
    Wie lange dauert deine Ephebia denn noch? Damit du und Penelope heiraten könnt, meine ich.
    Allerdings drehte sich Axilla noch nicht gleich zu Ánthimos um. Ihre Stimme hatte sie zwar unter Kontrolle, so dass diese fröhlich klang, aber dem Blick ihrer Augen traute sie jetzt nicht.

  • Das sie immer bei einer bestimmten Richtung das Thema wechselte wäre wohl selbst einem Stein aufgefallen. Anthi war es schon vor einer Weile aufgefallen und er fragte sich ob er da weiterhin mitmachen wollte. Als sie sich dann von ihm wegdrehte um ihre Augen zu verbergen, reichte ihm dieses Spielchen.
    "Weißt du ich bin eigentlich nicht besonders neugierig. Aber ich bin mir sicher, dass es dich nicht wirklich interessiert wie lange die Ephebia noch dauert. Aber ich beantworte dir gerne auch diese Frage: Ich weis es leider nicht. Ich hoffe aber es ist so schnell wie möglich vorbei. Aber ich möchte auch, dass du über eine Frage nachdenkst: Bringt es etwas Probleme zu verdrängen und nicht anzusprechen? Du musst mir darauf nicht antworten, es reicht wenn du dir gegenüber ehrlich bist. Man mag mich ja für einen ungehobelten Klotz halten, aber ich habe für so etwas ein feines Gespür. Wenn du also mal mit jemandem über ein Problem reden möchtest und es niemandem in deiner Familie anvertrauen willst, kannst du gerne jederzeit zu mir oder Penelope kommen. Mich kannst du hier finden, oder bei der Arbeit und meine Verlobte in ihrem Büro im Museion, wenn du nicht bei uns zu Hause vorbeikommen magst."


    Warum er das zu ihr sagte wusste er selber nicht so genau. War es noch das schlechte Gewissen, weil ihr seine Brüder so übel mitgespielt hatten? Oder war es einfach, weil sie so zerbrechlich und verloren, ja beinahe kindlich aussah? Sie war mehr ein Mädchen als eine erwachsene Frau. Er durfte den Gedanken gar nicht weiterdenken...

  • Im ersten Moment war Axilla einfach nur sprachlos. Sie fühlte sich irgendwo zwischen ertappt und überrascht und wusste nicht, was sie da sagen sollte. Ob es ihr etwas brachte, Probleme nicht anzusprechen? Was wollte er hören? Sollte sie ihm alles erzählen, all den Schmerz, all die Wut, all die Hilflosigkeit? Was würde das bringen? Konnte er auch nur irgendwas davon ändern? Irgendwas? Sie hatten sich eben zum zweiten Mal erst getroffen, waren noch nicht einmal dicke Freunde. Wie sollte ihm Axilla da auch nur halbwegs genug Vertrauen entgegenbringen, dass er diesen Schmerz für sie mittragen könnte?
    Sie sah ihn an, und in ihren Augen spiegelten sich sicher ihre Gedanken. Die Traurigkeit schlug in Wut um, und zwei trotzige Tränen rannen ihr aus den Augen. Axilla stand auf, schaute auf Ánthimos hinunter. Unter anderen Umständen hätte das wahrscheinlich sehr komisch ausgesehen, wie eine kleine, schmächtige Römerin einem Griechen gegenüber trat, der nicht nur doppelt so groß, sondern auch bestimmt doppelt so schwer war wie sie. Ihr Körper zitterte, weil ihre Muskeln schon gar nicht mehr wussten wohin mit all diesem gefühl.
    Du weißt nichts! Du kennst mich gar nicht!
    Eine sinnigere Erwiderung fiel Axilla nicht ein, und weil sich auch immer mehr Tränen hochkämpften und sich nicht einschränken ließen und ihr Körper mehr bebte, wollte sie einfach nur noch weg. Sie wollte hier nicht zusammenbrechen an einem Ort, wo sie keinen Schutz fühlte. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich also einfach um und lief los. Sie wollte nur noch heim und sich verkriechen. Und dieser Wunsch war sogar so übermächtig, dass sie dabei völlig ihre lange, sorgfältig zusammengelegte Übertunika vergaß und in ihren kurzen Sachen auf die Straße lief.

  • Zuerst war Anthi über den Ausbruch Axillas überrascht, aber dann doch eigentlich nicht. Es wwar die Reaktion eines wütenden Kindes und nichts weiteres hatte er erwartet. Also ließ er sie davonstürmen.


    Irgendwie schienen die Begnungen zwischen ihr und den Bantotakis' nie wirklich harmonsich zu verlaufen. Immer diese Rhomäerinnen! Anthi war froh, dass seine zukünftige Frau nicht so verrückt war.


    Anthi sammelte seine Sachen ein. Da fiel ihm auf, dass er Diskus, der beinahe Axilla getroffen hatte, ja noch weiter hinten rumlag. Also lief er dorthin um ihn zu holen. Dabei sah er auf einer der Stufen eine feine Tunika liegen. Er betrachtete sie genauer: Größe und Schnitt ließen auf eine Frau schließen und so war er sich eigentlich sicher, dass sie Axilla gehörte. Also nahm er sie einfach mit. Er würde sie ihr dann an einem der nächsten Tage zurückbringen. Heute hätte das wohl wenig Sinn in der Casa Iunia aufzutauchen.

  • Es war nun schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal im Stadion war. Einiges hatte sich seitdem verändert, auch bei mir selbst. Und jetzt wollte ich einfach mal ein Speere werfen, um mich zu entspannen. Man könnte es macht der Gewohnheit nennen, aber ich behlielt - mal wieder - meine Kleidung an. Immerhin dachte ich an die Ankyle. Ich wickelte sie um den Schaft eines Speeres und holte Schwung. So verharrte ich eine Weile, während der ich lediglich die Balance des Speeres leicht änderte, bis sie mir optimal erschien. Dann warf ich den Speer mit aller Kraft weg. Der Wurf war gar nicht mal schlecht. Leicht nach links verrissen, aber sonst ganz gut. Ich beobachtete dn Flug des Speeres so konzentriert, dass ich gar nicht bemerkte, dass sich jemand ganz in meiner Nähe aufhielt.

  • Anthi ging gerade uns Stadion, als er einen Speer fliegen sah. Natürlich machte ihn das sofort neugierig wer das denn war. Natürlich erkannte er Marcus Achilleos sofort. Schließlich war er der einzige Grieche den er kannte, der in Kleidung trainierte. Also wartete bis er den nächsten Speer geschleudert hatte und ging zu ihm hin.


    "Aha, da hat wohl jemand geübt seit dem letzten Mal." Anthi schmunzelte. "Chaire Marcus, schön dich zu sehen."

  • Ich erschrak kurz, als ich unvermittelt angesprochen wurde.


    "Ánthimos... meine Güte, du kannst mich doch nicht einfach so aus der Konzentration reißen!" Es war scherzhaft gesprochen und ich lächelte auch erfreut. Überhaupt war ich - ohne es selbst zu merken - wesentlich lockerer und fröhlicher als beim letzten Treffen.


    "Wirklich eigenartig ist, dass ich kaum geübt habe. Ich muss wohl einen guten Lehrer gehabt haben, der es mir auf Anhieb richtig erklärt hat. Und, wie geht es dir so? Was macht dein Training?"

  • "Sehr gut. Ich komme wieder in Form. Jedes Training bringt mich langsam wieder an meine Bestform, auch wenn ich leider noch nicht soviel trainieren wie ich eigentlich möchte, denn die Ephebia kostet mich doch einiges an Zeit. Aber ich denke ich werde sie zum Glück bald hinter mir haben."


    Dann fiel ihm noch etwas ein.


    "Ach ja, ich wollte dir noch zu deinem Lehrstuhl am Museion gratulieren. Ich hab gehört du unterrichtest Geographie? Ein sehr interessantes Fach, und wenn nicht du als Lehrer dafür geeignet bist, wer dann? Sobald ich die Ephebia hinter mir habe, werde ich wohl auch bei einem Philologos in Lehre gehen."

  • Ich zog eine Augenbraue hoch. Wie schnell sich doch manche Dinge herum sprachen. Dann fiel es mir wieder ein, der andere Bantotakis war ja unter den Zuhörern gewesen.


    "Ja, ich unterrichte Geographie. Allerdings habe ich keinen Lehrstuhl. Ich bin nur Gastdozent und mache das unentgeltlich. Dadurch habe ich keine allzu große Verpflichtung gegenüber dem Museion. Das ist auch gut so, denn meine Schule in Rhakotis hat für mich Priorität."


    Bei der Erwähnung meiner Schule schlich sich ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht. Ja, ich war wirklich glücklich, den Kindern dort etwas Gutes tun zu können.


    "Was macht eigentlich deine Verlobte? Hat sie Stelle am Museion bekommen? Und, was möchtest du studieren?"

  • Unentgeltlich? Das war sehr nobel.
    "Penelope geht es gut, danke der Nachfrage. Ja, sie hat die Stelle bekommen und ist jetzt Philologos am Museion. Ihr seid also eigendlich Kollegen. Sicherlich hast du sie schon einmal gesehen. Sie ist die hübscheste Lehrerin von allen."


    Anthi lachte. So groß war das Museion ja nicht, er hatte sie sicher schon einmal gesehen. Auf die Schule von Marcus' ging er lieber nicht ein. Er wusste davon ja schon von seinem Gespräch mit Iunia Axilla und hatte für sich entschieden, dass ihm diese Lehre suspekt war. Wobei er es allerdings grundsätzlich begrüßte, dass sich außer ihm noch jemand um das Armenviertel kümmerte, wenn auch auf eine andere Art und Weise.


    "Ich möchte mich der Medizin und der Anatomie widmen. Als Athlet befasse ich mich viel mit dem Körper und wie er funktioniert. Ich kenne die verschiedenen Muskeln und wie sie wirken. Und da ich ja auch viel zeichne, passt das eigentlich perfekt zusammen. Zumal das Museion ja im ganzen Imperium dafür bekannt ist das Beste zu sein, was es an medizinischen und-anatomischen Studien gibt."

  • "Medizin. Das ist sehr löblich."


    Ich nickte anerkennend.


    "Wenn du mich fragst, dann ist das Museion nicht nur im Imperium die beste Adresse für medizinische Studien. Ich würde sogar schon beinahe sagen, dass es zumindest in dieser Hinsicht die beste Institution der Welt ist. Wobei ich selbst leider gar nichts von Medizin verstehe."


    Dann fiel mir noch etwas ein.


    "Du erinnerst dich noch an unser philosophisches Gespräch bei unserem letzten Treffen? Ich habe seitdem noch einmal die Schriften der Meister des fernen Ostens studiert und ich musste feststellen, dass ich mich in meiner Interpretation der Schriften geirrt habe. Du hast mich auf einige Widersprüche hingewiesen, die ich aber nicht in den Schriften gefunden habe. Im Gegenteil, ich hatte sogar etwas übersehen. Vor allem habe ich ein Kapitel übersehen, in dem geschrieben wird, dass man sein Herz weit machen soll für die Welt und die Menschen. Statt dessen habe ich mein Herz verschlossen. Nicht ganz zu Unrecht, aber falsch war es doch. Jedenfalls wäre ich ohne die Diskussion mit dir nie darauf gekommen. Dafür danke ich dir, auch wenn ich jetzt erstmal wieder am Anfang meiner Interpretation bin."

  • Anthi freute sich, dass er Marcus weitergeholfen hatte. Wäre ja auch zu komisch gewesen: Eine Lehre die Gefühle verbietet...


    "Das ist ja schön, dass ich dir da helfen konnte. Manchmal muss man einfach Aussenstehende fragen, die von so etwas keine Ahnung haben. Die sehen manchmal die leichtesten Fehler, die man selber aus Stallblindheit nicht sehen würde. Wenn ich ein Bild male frage ich auch meistens meine Brüder wie sie die verschiedenen Striche finden. Manchmal sehen die einfach Dinge die ich schon dutzende Male übersehen habe."

  • "Wäre ja auch zu einfach, wenn man selbst seine eigenen Werke mit fremden Augen sehen könnte, nicht wahr?"


    Ich lachte.


    "Übrigens würde ich gerne mal eins deiner Werke sehen. Du kannst das sicher ziemlich gut. Jedenfalls schätze ich dich so ein, dass du erst zufrieden bist, wenn es höchsten Ansprüchen genügt."

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