Axilla machte Blut nichts aus. Seltsam eigentlich, hatte sie sonst doch den schwachen Magen ihrer Mutter geerbt, beispielsweise bei Seefahrten. Aber Blut war bei ihr nicht so wild, solange es nicht unbedingt das eigene war. Als sie damals vom Baum gefallen war – das einzige Mal, dass sie gefallen war, verdammter, morscher Ast aber auch – hatte sie auch fasziniert beobachtet, wie das Blut aus den Löchern an ihrem Bauch hervorsickerte, als sie den Ast, auf den sie gefallen war, weggezogen hatte. Das war nicht so tief gewesen, und das Blut kam da mit weit weniger Druck hervor als bei Ánthimos’ Auge.
“Iiiih“, machte Axilla fasziniert, als sie sah, wie es leicht spritzte und dann runterfloss. Ganz gebannt beobachtete sie das Ganze und rückte dem Heiler dabei fast schon auf die Pelle, um auch ja nichts zu verpassen. Wissbegierig war sie ja schon immer gewesen, und wann bekam ein Mädchen schon einmal so eine Vorführung angewandter Ärztekunst angeboten? Das musste sie ja im Namen der Wissenschaft schon beinahe anschauen.
Sie sah Anthis Gesicht beim Schnitt. Als das Blut abfloss und die Schwellung zurückging, fragte sie wenig feinfühlig: “Tut das eigentlich weh?“
Erst danach erinnerte sie sich wieder an ihre Manieren und an das, was sie sich vorgenommen hatte, und fügte mit zu Boden gesenktem Blick und einem nervös im Sand herumkratzenden Fuß ein “Entschuldige, bin wieder vorschnell“ an.
Ànthimos' Training
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- Stadion
- Ánthimos Bantotakis
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Kurz schaute Anthi Axilla mit seinem linken Auge böse an, das andere hatte er ja geschlossen. Aber es war nur eine kurze Wut, wie sie oft von Schmerzen hervorgerufen wurde. Und er hatte ordentliche Schmerzen, so dass er wahrheitsgemäß ein "Ja, verdammt!" mit zusammengebissenen Zähnen hervorpresste und mit der Faust auf den Boden schlug. Aber die Schmerzen ließen auch schnell wieder nach, denn dadurch dass das Blut abfloss, wurde die Spannung von der Schwellung genommen, was die Sache deutlich erträglicher machte.
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Seit einiger Zeit trainierte Anthimos wieder regelmäßig, doch beschränkte er sich mittlerweile auf das Ringen, den Faustkampf und den Pankration. Natürlich hielt er sich generell fit, dafür war er einfach zu eitel um das ausfzugeben, aber sein sportlicher Ehrgeiz hatte nachgelassen. Mittlerweile trainierte er um sich abzureagieren und den Hass auf sich und die Welt zu unterdrücken. Deswegen trainierte er auch meistens mit Sklaven, die er oftmals schlimm zurichtete.
Seine Faust schmetterte auf das Gesicht des Sklaven und dessen Nase gab ein unschönes Knacken von sich. Der Schwall Blut, der sogleich aus seiner Nase floss deuetet darauf hin dass sie gebrochen war. Anthi nahm das aber nur am Rande war, sonder nmalträtierte nun die Rippen und die Leber seines Opfers. Längst hatte der Schiedrichter den Kampf unterbrechen wollen, doch der Exegetes schlug wie im Rausch weiter und weiter. Natürlich war im Pankration alles erlaubt, doch selbst die anderen trainierenden sahen, dass da jemand äußerst brutal zu werke ging. Der Kampf verlief eigentlich ganz normal, bis der Sklave ihm einen schmerzhaften Leberharken verpasst hatte. Darauf hatte er die Kontrolle verloren und wollte nur noch Blut sehen. Jeder Hieb bereitete ihm selbst auch Schmerzen, doch beinahe genoss er sie. Gerade als sich Anthi wieder dem Gesicht des Sklaven zuwenden wollte, wurde er von vier starken Armen gepackt und von seinem Opfer weggezerrt. Sie gehörten zwei anderen Athleten. Zuerst wurde er noch wütender, und hätte sich am Liebsten auf sie gestürzt, doch dann, schlagartig, wutde er wieder klar und hob die Hände um zu zeigen dass von ihm keine Gefahr mehr drohte.
"Ist schon gut, alles in Ordnung. Räumt das weg!" meinte er mit einem Kopfnicken in Richtung des geschundenen Sklaven.
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"Du bist schlechter geworden!"
Cleonymus hatte wie auch zuvor schon oft am Rand des Feldes im Schutze des Säulenganges gewartet und beobachtet, er hatte immer schon einen Faible dafür gehabt seine "Schützlinge" zu beobachten ohne das diese es merkten, doch nun da er nicht mehr selbst unmittelbar trainierte gelang ihm das noch viel besser. Jeder hier wusste das Anthimos zwar außerhalb des Gymnasions ein angesehener Pyrtan und ein politischer Freund von Cleonymus dem Gymniasarchen war, doch innerhalb dieser Wände war er für Cleonymus nochimmer einer seiner Schüler, auch wenn Anthimos dabei stets die Rolle gesprengt hatte. Das wussten auch die Trainer und deshalb hielt man sich ihm gegenüber etwas zurück ...
"Als ich damals angefangen hab dich zu trainieren warst du ein Künstler im Sandkreis, jetzt sehen die Leute dir beim Kämpfen zu und fragen sich wo die Kneipe ist aus der du gerade getorkelt gekommen bist. Verschwende dein Talent nicht indem du Sklaven verhaust!"
Cleonymus hatte Anthimos in ihrer Athlet-Trainer Beziehung immer für ein ausergewöhnliches Talent gehalten, einen großen Glücksfal für Alexandria, aber im Moment war er nur ein gut gebauter Schläger wie es sie zu hunderten in Rhakotis gab. Entsprechend streng war der Blick den Cleonymus Anthi zuwarf, denn im Moment war er kein Politiker oder ein Freund im Moment war er ein Schüler der vom Weg abgekommen war ...
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Ànthimos kniff kurz verärgert die Augen zusammen. Doch dann atmete er einmal tief durch und unterdrückte seine erneut aufwallende Wut und nötigte sich ein Grinsen ab.
"Als ich angefangen habe war ich ein dummer Junge. Ich dachte in wäre in der Lage als Athlet etwas zu erreichen. Jetzt glaube ich das nicht mehr, dafür habe ich auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig getanzt. Als Prytane, Iatros und Geschäftsmann kann ich einfach nicht mit Vollzeitathleten mithalten. Zumindest nicht in allen Disziplinen."
Die anderen Disziplinen wollte er nicht mehr ausüben. Bei ihnen hatte er immer an Penelope denken müssen und sich anschließend Vorwürfe gemacht. Nur bei den Kampfsportarten hatte er nie die Zeit gehabt sich Gedanken zu machen und deswegen übte er sie auch noch aus. Außerdem gefielen ihm die Schmerzen die er bereitete und abbekam. Sie zeigten ihm dass er lebte.
"Außerdem weisst du genau wie ich, dass ich heute einfach nicht mehr so schnell bin wie damals. Dafür bin ich kräftiger und gewinne jetzt meine Kämpfe mit meinen Muskeln."
Selbst in seinen Ohren hörte sich diese Ausrede lahm an. Er war weder langsamer noch kräftiger als zu Beginn seiner Athletenzeit.
"Außerdem fehlt mir ein kompetenter Kosmetes. Dein Nachfolger ist ein Idiot, dem ich am liebsten auch das Gesicht gerade rücken würde."
Gleich zu Beginn hatte er der neue Kosmetes versucht seine Späße auf Anthis kosten zu machen. Er dachte dass er hier im Gymnasion einen auf dicke hose machen konnte. Der Exegetes hatte sich das ein paar mal gefallen lassen und ihn dann unter vier Augen zur Sau gemacht. Seitdem hatte der Kosmetes meist etwas anderes zu tun wenn Ànthimos trainierte...
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Das Cleonymus Nachfolger ein Idiot war war etwas das Cleonymus nicht verneinen konnte, schließlich fragte er sich seit dessen Amtsantritt wie er es geschaft hatte soviele Alexandriner von seiner Kompetenz zu überzeugen ...
"Nun das sollte ich das vielleicht mal wieder in die Hand nehmen ... auch wenn es mich zur Eile in einigen anderen Dingen zwingt ... ich hasse es einfach wenn Talente verschwendet werden!"
Und das war Cleonymus voller Ernst sogerne er Talente sammelte so zornig machte es ihn auch wenn sie verblassten oder ihre Fähigkeiten vernachlässigten ...
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Ànthimos lachte kurz und trocken. Offenbar trauerte Cleonymus schon seinem ruhigen Kosmetesamt nach.
"Sowas passiert halt wenn Leute Kosmetes werden, die von sport soviel Ahnung haben wie ich von irgendwelchen barbarischen Numidierriten. Aber ich hab ihn ehrlich gesagt lieber als Kosmetes als als Exegetes. Momentan ist es wichtiger als Stadt handlungsfähig zu sein, als sportlich zu glänzen. Du kannst dem guten ja mal ein bisschen auf die Finger h...schauen."Beinahe hätte er hauen gesagt.
"Welche Dinge versetzen dich denn so sehr in Eile? kann ich dir bei etwas helfen?"
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Cleonymus lächelte sanftmütig, Anthimos war eine Helfernatur er hätte selbst Nikolaos aufgeholfen wenn es zum Wohl der Polis gewesen wäre ...
"Ach nicht nötig, es sind die Epheben ihr Lehrplan und ihr Unterricht scheint nie so perfekt zu sein wie die reichsten Eltern ihn gern hätten ... die hätten mal auf die Art lernen sollen wie ich es gemacht hab in Rhakotis ... aber dann gäbe es wahrscheinlich nichtmehr soviele von ihnen!"
Dem letzten Satz des Ägypters folgte unweigerlich ein Lächeln, wenn er daran dachte wie diese hochnäsigen kleinen Knaben in Rhakotis einem Erwachsenen entgegentraten und ihm sagten das sie keine Lust mehr hatten ihm zuzuhören ... lag wahrscheinlich daran das soetwas der selben Person nie zweimal passierte ...
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Rhakotis war schon ein hartes Pflaster. Er kannte sich dort aus. Sie waren einige Male dort gewesen, damals als er Penelope dort herausgeholt hatte. Kurz blickte er wehmütig. Sie hätte eigentlich schon lange wieder zurück sein müssen... Dann wurde sein Gesicht wieder hart.
"Das würde ihnen sicher nicht schaden. Es schadet nie, wenn man sich seine Dinge selbst erarbeiten muss. Erst dann erkennt man den Wert der Dinge wirklich."
Sie warennur mit ein paar Sesterzen in dieser Stadt angekommen und hatten sich hochgearbeitet. Ilias war schon lange nicht mehr in der Stadt. Er hatte das alles nicht verkraftet. Und auch Timos war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er hatte es sich sehr zu Herzen genommen, dass er Urgulanias Mörder noch immer nicht gefunden hatte...
"Lass die Epheben ordentlich schwitzen. Das wird ihnen gut tun."
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Cleonymus grinste hämisch ...
"Du kennst mich ... allen meinen Schülern verlange ich Schweis und Blut ab ... und zwar solange bis sie beides Wert sind! Was nun aber dich angeht will ich das du erstmal ein paar Runden läufst damit du wieder einen klaren Kopf kriegst und danach arbeiten wir an deiner Technik ... sofern da noch was zu retten ist!"
Der letzte Satz war ebenfalls von einem Grinsen begleitet ausgesprochen, obwohl Cleonymus sich fast sicher war das Anthimos nur etwas Übung fehlte was die Technik anging, die wahre Hürde würde hier wohl wiedermal der Geist und nicht der Körper sein ... wo war eigentlich Penelope die hatte der Ägypter auch schon eine Weile lang nicht gesehen ...
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