• "Ach, ich wollte nur mal wieder ein wenig arbeiten."
    Penelope musste wegen seiner Worte lächeln. Ihr wäre nicht einmal aufgefallen, dass sie anders guckte, wenn sie konzentriert war. Sie musste wohl wirklich sehr vertieft gewesen sein.
    Ihr Blick fiel auf die Tasche, die Anthi dabei hatte. "Oh, das ist gemein. Du weißt, wie schlecht ich im Raten bin."
    Gespielt beleidigt schob sie kurz ihre Unterlippe vor, so dass sie einen Schmollmund hatte. Aber das hielt nicht lange, schon musste sie wieder lächeln. Wenn sie Anthi sah, konnte sie einfach nicht anders.
    "Verrätst du’s mir?"

  • "Gut, ich geb dir einen Tipp: Du hast mir was versprochen und es schon gehalten. Ich hab dir auch was versprochen, aber es noch nicht gemacht, weil ich bisher leider noch keine Zeit hatte. Und ich hab dir gesagt, dass ich gleich bei unserer ersten Begegnung daran gedacht hatte."


    Manchmal mochte Anthi solche Ratespiele...wenn er nicht raten musste.

  • Pelo runzelte leicht die Stirn, als sie überlegte. Anthi hätte wohl auch ein gutes Orakel abgegeben, so wie er sich ausdrückte. Sie musste überlegen, was er bei ihrem ersten Treffen alles gesagt hatte. Es war schon so lange her, wenn sie auch eigentlich alles noch vor sich sah, als wäre es eben gestern erst gewesen.
    "Woran du gleich beim ersten Treffen gedacht hast? Hmm… Oh? Oh! Gemalte Musik?"
    Ja, das passte, das hatte er noch nicht gehalten, aber versprochen. Wobei sie nicht wusste, wie das in der Tasche sein sollte.

  • "Da bist du schon sehr sehr nahe dran. Malen stimmt, und Musik eigentlich auch: Ich möchte dich endlich zeichnen!" Anthi war jetzt richtig fröhlich. "Und dafür habe ich Paphyrus, Tinte und Farbe gekauft. Die Sachen sind hier ganz schön teuer, aber das ist es mir wert. Außerdem habe ich das hier gebastelt." Hinter dem Schrank holte er eine selbstgezimmerte Staffelei hervor. "Und ich muss sagen, so wie du dasitzt, können wir schon fast anfangen."

  • "Du willst mich malen, wie ich am Küchentisch sitze?"
    Penelope musste lachen und schenkte Ánthimos einen liebevollen Blick. Er schien so aufgeregt zu sein, während er seine Staffelei aufstellte. Penelope hatte keine Ahnung vom Zeichnen und wusste daher auch nicht, was auf sie da nun zukam. Daher beobachtete sie das ganze sehr neugierig.

  • "Natürlich. Und mit Harmonia in der Hand, die gehört einfach zu dir. Eigentlich müsste ich ja dann auch drauf sein, aber das ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit." Anthi lachte.


    "Wenn wir mal ein Haus mit Garten haben muss ich wohl ein neues malen, aber momentan finde icj den Kontrast zwischen dir und dem hässlichen Zimmer sehr interessant."

  • "Kontrast zwischen mir und dem Zimmer?"
    Fragend sah sich Penelope um. Das Zimmer war ordentlich von ihr aufgeräumt und geputzt worden. So gut es ging hatte sie die Wohnung in Ordnung gebracht. Immerhin wollte sie sich im Haushalt nützlich machen. Nunja, es war kein Haus mit Garten, wie er sagte, aber sie war ja auch keine reiche Frau in teuren Kleidern. Sie trug einen einfachen Chiton und keinen Schmuck, ihre Haare waren einfach hochgesteckt. Und an ihrer linken Hand waren einige Kratzer vom Spielen mit dem kleinen Kater Tigris. Was er mit Kontrast meinte, verstand sie nun also wirklich nicht.

  • "Nun das ist wie mit einer schönen Blume die auf einem Misthaufen wächst. Unsere Wohnung wir durch dich gleich viel hübscher. Und genau dieser Kontrast ist interessant. Nicht dass es hier dreckig wäre, aber es ist und bleibt eine ärmliche Behausung, auch wenn sie schon deutlich wohnlicher geworden ist seitdem du da bist." Er schaute sie ein wenig verträumt an.


    "Aber mach deine Haare bitte auf, denn du hast so schöne Haare und du gefällst mit mit offenen Haaren viel besser."

  • "Ach, Anthi. Wenn man dir zuhört, könnte man glauben, ich sei so schön wie Helena."
    Penelope wusste zwar um ihre Vorzüge, aber sie wusste auch um ihre Fehler, und makellos schön fand sie sich nicht. Aber für Ánthimos war sie wohl die hübscheste Frau der Stadt, und es war ja nicht so, dass ihr das nicht gefiel.
    Sie griff in ihr Haar und suchte die verborgenen Nadeln heraus, die ihre Frisur zusammenhielten. Nacheinander legte sie die hölzernen Helfer auf den Tisch und löste so ihr Haar, dass es ihr in ihren wilden Locken über die Schultern fiel. Als Kind hatte sie sich immer gewünscht, sie hätte schöne, glatte Haare, aber mittlerweile waren ihr die sanften Locken sehr lieb.
    "Aber nur, weil wir hier unter uns sind und ich dich so sehr liebe", meinte sie noch mit einem kleinen Lächeln. Auf der Straße konnte sie kaum wie ein Sklavenmädchen mit offenen Haaren herumlaufen.

  • "Ich hätte mir keine Frau ausgesucht die weniger hübsch ist!", erwiederte er grinsend. "Außerdem ist es wirklich eine verschwendung diese schönen haare zu verstecken, zumindest daheim."


    Außerhalb des Hauses hatte er nichts dagegen, wenn sie ihre Haare hochsteckte, aber daheim wollte er sie sehen und sich an ihnen erfreuen, zumal sie ja alleine waren.

    "Am Besten schlägst du jetzt die Beine übereinander und nimmst Harmonia auf deinen Schoß."
    Er ging zu ihr hinüber und strich ihr über die Haare. Er nahm diese dann zusammen und legte sie über ihre linke Schulter. So konnte er einerseits ihre Haare, aber auch ihren hübschen Hals zur Geltung bringen. "So ist es perfekt!"

  • Penelope versuchte, sich auf ihrem Hocker so zurechtzusetzen, wie er wollte. Mit den übereinandergeschlagenen Beinen war das gar nicht so einfach. Harmonia hatte ja trotz allem ziemliches Gewicht, es war ja keine kleine Wiegenkithara, sondern ein großes Meisterwerk. Zur Sicherheit legte sie nun doch den Gurt um die Schulter, bevor etwas noch geschah.
    "So spielt man aber nicht", meinte sie noch lachend, und ließ sich von ihm die einzelnen Locken zurechtzupfen.
    "Und so soll ich sitzen bleiben?"
    Neugierig lächelte Pelo zu Anthi hoch. Noch nie hatte sie jemand gezeichnet, sie hatte keine Ahnung, was da nun auf sie zukam. Oder wie lange das dauerte, sie musste ja schließlich auch noch kochen.

  • Anthi verschwand hinter seiner Staffelei und meinte ohne sie dabei zu sehen: "So darfst du jetzt ungefähr fünf Stunden sitzenbleiben. Aber wehe du bewegst dich!" Er klang unheimlich ernst, aber hinter seinem "Versteck" grinste er sich eins ins Fäustchen.

  • "Fünf…?"
    So ganz mit dem ruhig sitzen bleiben klappte es jetzt schon nicht, denn Penelope schaute ganz ungläubig zu Anthimos hinüber, wodurch ihre Haare wieder ein Stückchen verrutschten.
    "Ich muss doch noch kochen, bevor deine Brüder daheim sind!"

  • Grinsend tauchte er wieder hinter der Staffelei auf und antwortete ihr lachend: "Nein, so lange dauert das nicht, zumindest nicht heute. Wir machen jetzt mal eine Stunde und dann machen wir ein anderes Mal weiter. Zuerst zeichne ich jetzt grob die Umrisse und dann sehen wir weiter, und wenn meine Brüder zurückkommen bevor wir Zeit hatten zu kochen, müssen sie halt Brot essen. Du bist hier ja keine Haussklavin."


    Konzentriert fanden die ersten Kohlestriche ihren Weg auf den Paphyrus.

  • "Nein, ich bin keine Haussklavin, aber… Ich sag dann, du bist schuld."
    Kurz machte sie eine neckische Geste, dann lächelte sie ihn wieder an.
    "Und in der Stunde soll ich hier einfach nur still dasitzen?"
    Irgendwie war das sehr seltsam, einfach dazusitzen und nichts zu tun. Dann auch noch in dieser seltsamen Stellung. Penelope war sich nicht sicher, ob sie so wirklich eine Stunde sitzen bleiben konnte. Vor allem mit der Kithara. Aber ihm zuliebe wollte sie es zumindest versuchen. Auch wenn sie eigentlich noch zu tun hätte, das Lied war ja auch noch nicht fertig.

  • "Wir können uns gerne in der Zeit unterhalten. Ich hab übrigens Timos' Arbeitgeberin Iunia Urgulania kennengelernt. Sie ist eine sehr nette Frau und hat gerade eine Schneiderei eröffnet." Von ihrem porneion sagte er lieber erstmal nichts, vor allem nicht, dass er schon einmal dort war. "Ich hab uns schonmal dort angekündigt, du wolltest dir ja schließlich noch ein neues Kleid kaufen." Während er redete setzte seine Zeichenbemühungen weiter fort.

  • Wenn er sich mit ihr nett unterhalten hatte, dann wusste Urgulania wohl nichts von Axilla und Timos. Gut, sehr gut, eine Sorge weniger.
    "Ja, aber können wir uns das leisten? Die Rhomäer sind ja doch meistens etwas… verwöhnter mit Kleidung, und teure Seide kann ich mir sicher nicht anziehen."
    Penelope sah an sich herunter, auf den alten, verblassten Chiton.
    "Wobei ein neuer Chiton schon etwas schönes wäre. Ich hatte schon Ewigkeiten keinen neuen mehr. Macht der Schneider denn auch griechische Sachen? Römische Kleidung muss nicht unbedingt sein."
    Die Römer packten sich hier in Alexandria immer ein, als hätten sie angst, es könnte gleich anfangen, zu schneien. Obwohl Penelope in ihrem ganzen Leben noch keinen Schnee gesehen hatte.

  • "Nun ich hab keine Ahnung ob sie dort auch griechische Kleidung haben. Allerdings wäre es wenig geschäftstüchtig die Polis nicht zu bedienen. Wenn sie wirklich nichts passendes haben, dann kaufen wir halt nichts." Er legte die Stirn in Falten.


    "Seide können wir uns leider wirklich nicht leisten, aber es gibt ja zum Glück auch andere schöne Stoffe." Zu gerne hätte er ihr ein Seidenkleid gekauft, aber dafür würde er wohl noch ein paar Monate arbeiten müssen, alleine um genug Geld für ein einziges Kleid dieser Qualität zu haben.

  • "Ich wäre schon mit der einfachsten Wolle zufrieden. Wenn wir beide zusammen sind, trag ich es vermutlich ohnehin nicht allzu lange."
    Penelope warf ihrem Mann einen sehr neckischen Blick zu und musste dann lachen. Es stimmte zwar vermutlich, was sie sagte, aber es war trotzdem lustig.
    "Und welchen Eindruck hat sie sonst noch so auf dich gemacht? Die Eutheniarche mein ich jetzt. Ich finde es sehr ungewöhnlich, eine Rhomäerin als Pyrtane zu haben. Das ist irgendwie… seltsam."
    Sie wollte ja nicht sagen, dass es falsch sei, und der Eutheniarchos war ja ohnehin ein Posten, der fast mehr Rom diente als der Polis. Aber dennoch war das zumindest so außergewöhnlich für Penelope, dass es erwähnenswert war.

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