• Anthi kam vom Training nach Hause. Seine Arme fühlten sich bleiern an, denn heute hatte er sich den Wurfgeräten gewidmet. Mittlerweile war er in einer sehr ansprechenden Form und hoffte mit Cleonymus als Kosmetes würde es bald ordentliche Wettkämpfe geben. Die ewige Trainiererei, ohne richtigen Wettkampf, konnte irgendwie nicht Sinn der Sache sein. Natürlich hätte er auch nicht aufgehört, wenn es nie wieder Spiele geben würde, dafür war er viel zu eitel und zu stolz auf seinen Körper, aber das richtige Duell Mann gegen Mann fehlte ihm trotzdem. Sein interessantester Ringpartner zur Zeit war ganz eindeutig Penelope, stellte er mit einem Schmunzeln fest. Allerdings wurde er bei ihr von Tag zu Tag sanfter und vorsichtiger, schließlich war sie jetzt schon eine Weile schwanger, deswegen behandelte Anthi sie noch behutsamer als er sowieso schon immer getan hatte.


    Kurz stand er ein wenig verdrossen vor der Tür ihrer Wohnung. Lange würden sie hier nicht mehr wohnen. Er und Timos hatten sich gestern das erste Mal mit dem Besitzer von Philolaos' altem Haus getroffen. Der Händler musste es schnell verkaufen, und die beiden Brüder waren sich sicher, dass sie es günstig bekommen würden. Das einzige Hinderniss war momentan noch die Ratenzahlung, aber die würden sie das nächste Mal sicher ebenso befriedigend aushandeln. Einiges würden sie an dem Haus machen müssen, denn der Händler schien sich nicht allzu gut darum gekümmert zu haben, aber das waren Kleinigkeiten, denn alles in allem war es in einem guten Zustand. Irgendwie würde er diese Wohnung aber vermissen, denn sie hatten in der kurzen Zeit hier viel erlebt und es war eine glückliche Zeit gewesen, für die er den Göttern aufrichtig dankte.


    Anthi atmete kurz durch, denn er wollte sich nicht verplappern. Er hatte Timos extra gebeten nichts zu sagen, weil er Pelo damit unbedingt überraschen wollte. Sie überraschten und beschenkten beide gerne, wie sehr Anthi das liebte...wie sehr er sie liebte. Jetzt aber rein, sonst schlägst du hier noch Wurzeln!-schalt er sich selbst und so öffnete er nun, schwungvoll wie immer, die Tür. Offenbar war keiner da, außer ihm. Da er aber ungerne in Timos Zimmer schaute, schmiss er einfach mal ein "Keiner daheim?", in die Runde.

  • Penelope hörte die Tür und kurz darauf die Stimme von Ánthimos. Sie machte gerade das Bett, denn wenn sie schonmal hier im Zimmer war, konnte sie auch ordentlich aufräumen. Ihr Nestbautrieb hatte in den letzten Tagen erheblich eingesetzt, so dass sie ständig aufräumte, putzte, schrubbte oder sonst wie Ordnung schaffte. Früher war sie zwar auch immer ordentlich und sauber gewesen, aber in den letzten tagen hatte sie sich zu einem wahren Putzteufel gemausert. Wahrscheinlich hatten die Bantotakis-Brüder in ihrem Leben noch nie so sauber geschrubbte Töpfe besessen wie im Moment.
    “Ich bin hier drin!“ flötete sie ihrem Mann zu und schüttelte danach die Decke noch einmal ordentlich aus, ehe sie sie fein säuberlich zusammenlegte. So konnte sich das Zimmer doch schon wieder sehen lassen! Sie sollten vielleicht streichen, bevor das Kind kam?
    “Anthi, was meinst du? Ein frischer weißer Anstrich für Innen? Kann man die Decke wohl auch streichen? Oder doch vielleicht ein wenig Farbe? Ich meine, wir sollten ja in der Zografia welche mitnehmen können?“
    Sie redete einfach durch die geschlossene Tür mit ihm und schaute dabei die Wände und die Decke an. Sie wollte es hier drin wirklich noch ein wenig hübscher haben, bevor das Baby kommen würde. Das waren zwar noch vier Monate, aber die vergingen manchmal schneller, als man schauen konnte.

  • Anthi hörte Pelos Stimme aus ihrem Schlafzimmer. Allerdings verstand er nicht, was sie genau sagte, als sie einfach weiter redete. So ging er zur Tür und brüllte ein "Wie bitte?", bis ihm die Idee kam er könnte ja auch einfach die Türe öffnen. Das tat er dann auch mit einem Lächeln. "So ist es besser. Hallo Schatz, was gibt es? ich habe dich leider durch die Tür nicht so ganz verstanden. Bekomme ich vieleicht zuerst einen Kuss zur Begrüßung?" Er legte gleich seine Hände auf ihre Hüften und gab ihr einen Kuss. Er war ein alter Knutscher und Kuschler, wenn er nur küssen und schmusen konnte, ging es Anthi gut.


    "So, jetzt nochmal. Was hast du gerade gesagt?"

  • Verwirrt schaute Penelope zu ihrem Mann. Dumme Tür aber auch, in letzter Zeit vergaß Penelope sowas manchmal. Ánthimos behauptete auch, sie würde wichtige Dinge mehr mit dem Kochtopf als mit ihm besprechen, was natürlich vollkommener Unsinn war. Aber trotzdem wiederholte sie gerne alles noch einmal, nachdem er seinen Begrüßungskuss erhalten hat.
    “Ich hab nur grade überlegt, dass wir die Wohnung streichen werden.“ Ja, werden, nicht könnten, denn Penelope würde sich da nicht reinreden lassen. Das war beschlossene Sache. “Ich bin mir nur nicht sicher, ob in weiß, oder ob vielleicht ein wenig Farbe auch was wäre. Wäre mal was neues. Und das Kind soll es doch dann schön haben. In der Zografia müsste doch genug Farbe sein, die man nehmen könnte, oder? Meinst du, die Decke kann man auch streichen? Oder kleckert das dann alles auf den Boden? Ich meine, dann müssten wir das auf mehrere Tage machen und die Möbel immer umstellen. Wird zwar eng, aber Ilias ist ja eh die meiste Zeit unterwegs und nicht daheim, da sollte das doch gehen?“
    In Pelos Kopf entwickelte sich schon ein Plan, wie sie das alles bewerkstelligen konnten. Vielleicht, wenn sie noch ein wenig überlegte, fiel ihr noch ein besserer Plan ein. Vielleicht könnten sie auch ein Mosaik an die Wand legen? Etwas schönes, wie ein Schwan oder ein Delphin vielleicht.
    “Ach, und du hast einen Brief von Marcus Achilleos gekriegt. Hat ihn unter der Tür durchgeschoben, der lag vorhin auf dem Boden. Ich hab ihn auf den Tisch gelegt.“
    Bevor sie das noch vergaß. Ihr Blick wandte sich wieder der Wand zu.
    “Weißt du, ob Pan ein Lieblingstier hat? Das könnte man ja vielleicht auf die Wand noch malen? Apollo hat den Schwan, und Poseidon die Pferde und Delphine. Aber irgendwie weiß ich gerade nicht, ob Pan auch ein einzelnes Tier bevorzugt. Muss ich im Museion vielleicht einmal nachschauen.“

  • Kurz erhob er die Augen gen Himmel, also eigentlich schaute er an die Decke. Bei den Götter, warum kommt sie ausgerechnet jetzt auf die Idee?


    "Das ist eine wunderbare Idee. Xenocles und ich werden das natürlich machen. Alerdings sollten wir damit noch ein paar Wochen warten. Zum einen müssen wir uns das ganz genau überlegen. Am Besten mach ich vorher ein paar Probeskizzen dann können wir entscheiden, wie wir das machen wollen. Zur Zeut sind wir eh ein bisschen knapp mit Farbe, weil der hiesige Farbenhersteller seine Produktion dieses Mal leider an jemanden anderen verkauft hat, und ich nicht einsehe die teuren Farben aus Rom zu kaufen. Außerdem haben wir gerade sehr viel zu tun."


    Das war alles nicht gelogen. Er ließ natürlich ein bisschen was weg, und übertrieb ein wenig. Aber das war ja alles nur damit die Überraschung gelingen würde.


    "Ich könnte einen großen Steinbock zeichnen, oder eine Weide mit einer Herde und einem Schäfer. Oder natürlich ein Bild des Paneions. So eines habe ich doch Urgulania geschenkt. Mit so einem schönen Sonnenaufgang. Oder hast du da sonst noch Ideen?"


    Obwohl er wusste, dass er dieses Zimmer ganz sicher nicht bemalen würde, war er von der Vorstellung jetzt ganz gefangen, zumal er die Pläne ja dann auf das neue Kinderzimmer übertragen konnte.

  • Keine Farbe? Verdammt. Dann mussten sie vielleicht wirklich noch ein wenig damit warten. Aber gut, so konnte Penelope schon mehr planen, denn das war auch nötig. Ihr Zimmer war ja doch recht klein, wie die gesamte Wohnung.
    “Nein, der Steinbock gefällt mir gut. Wie konnte ich das nur vergessen? Manchmal bin ich schon etwas schusselig.
    Das mit der Farbe ist natürlich blöd, aber vielleicht kannst du ja welche dort bestellen, damit sie beim nächsten Mal genug dahaben? Wir könnten auch die Decke bemalen wie den Sternenhimmel, was meinst du? Mit den Sternbildern Lyra und Capricorn, für Apollo und Pan? Oh, und den Morgenstern für Venus. Oh, und vielleicht noch die Cassiopeia? Wobei dann wird das vielleicht etwas viel. Und vielleicht wäre das auch eher etwas für ein reines Kinderzimmer.“

    Penelope grübelte ein wenig. Sie hatte sich schon Gedanken gemacht, wie man die Wohnung vielleicht anders teilen könnte, damit ihr Kind ein eigenes Zimmer bekommen könnte. Sie hatte als Kind eines gehabt und das als sehr schön empfunden. Inhapys fünf teilten sich zwei Zimmer, das ging auch. Und viele Leute in Rhakotis hatten nur ein Zimmer für alle, Eltern und Kinder, manchmal auch noch Großeltern mit dabei. Selbst das ging. Aber trotzdem wollte Penelope ihrem Kind auch etwas bieten. Wenn es zwei Jahre alt wäre, sollte es dann schon ein eigenes Zimmer bekommen.

  • Anthi ging das Herz auf, wie er Penelope so zuhörte, wie begeistert sie plante. Am Liebsten hätte er jetzt auch sofort angefangen.


    "Keine Angst wir bekommen schon rechtzeitig genug Farbe. Und das mit dem Sternenhimmel find ich eine großartige Idee. Wenn wir dann im Bett liegen, können wir nach oben schauen, und dann wäre es wie damals auf dem Hügel des Paneions."


    Anthis Stimme klang verträumt. Diesen Abend würde er niemal vergessen. Oft dachte er daran zurück und jedes mal war er danach einfach glücklich. Er ging zu Penelope und umarmte sie sanft von hinten. Dann strich er mit seiner Hand über ihren Bauch und küsste zärtlich ihren Hals.


    "Ich freu mich schon so darauf!"

  • “Ein klein wenig musst du dich da aber noch gedulden.“
    Penelope legte ihre Hände sanft über seine und lehnte sich einfach an ihn an. Es war ein schönes Gefühl, ihn so schützend und stark in ihrem Rücken zu wissen. Sie fühlte sich dann so behütet und beschützt und wusste, dass es auch dem Kind so gehen würde, und das war einfach wundervoll.
    “Ich war heute Mittag bei Inhapy. Sie meinte, bald würde man etwas zu sehen anfangen. Ich finde ja, man merkt es jetzt schon, oder? Die Haut hier ist ganz fest und hart, man merkt richtig, dass dahinter etwas wächst. Oder bild ich mir das ein?“
    Inhapy meinte, das sei Einbildung, aber Penelope war davon überzeugt.
    “Wir sollten dann bald heiraten. Ich möchte nicht, dass die Leute es dann sehen und denken, wir heiraten nur deswegen. Ich denke, noch ein, zwei Monate kann ich es mit Kleidern auf jeden Fall verstecken. Aber danach… und ich will nicht, dass man es sieht, bevor wir verheiratet sind.“
    Da sie spontan die Liste der Hochzeitsgäste durchging, fiel Penelope auch der Brief wieder ein. Marcus würden sie wohl nicht mehr einladen müssen, er würde wohl nicht kommen.
    “Aber lies erstmal deinen Brief. Ich glaube, der ist vielleicht wichtig.“

  • "Also bisher sieht man noch nichts. Das hast du ja auf meinen Zeichnungen gesehen." Er fuhr ihr über die Stelle die sie eben gezeigt hatte. "Das muss ich mir später mal genauer anschauen. Allerdings wirst du das ja am Besten wissen. Ich will da ja auch gar nicht draufdrücken, weil ich dir ja nicht weh tun, oder dem Kind schaden möchte."


    Aber Hochzeit war ein gutes Stichwort, denn da hatte er auch schon ein wenig vorgefühlt und auch schon enen Termin für die Hochzeit im Auge: Den ersten Tag des Gamélion! Und lange war das nicht mehr bis dort.


    "Es wird auch nicht mehr lange dauern. Wir heiraten am ersten Tag des Gamélion. Ich habe das schon mit einem Priester namens Georgios Kratéidos besprochen, er wird für uns die Zeremonie leiten. Hast du schon überlegt wen du einladen möchtest?"


    Anthi grinste breit und machte sich auf einen Ansturm seiner "Ringerpartnerin" gefasst.

  • Als Anthimos von „weh tun“ und „dem Kind schaden“ sprach, kassierte er kurz einen vorwurfsvollen Blick. Penelope war schwanger, nicht gebrechlich. Vielleicht sollte sie ihn daran noch erinnern, dass er sie ruhig auch ein wenig fester anfassen und an sich ziehen durfte und sie nicht gleich kaputt gehen würde, wenn er sie mehr als ein Windhauch berühren würde. Doch das wurde erstmal hintenan geschoben, als er einen festen termin für die Hochzeit nannte.
    Im ersten Moment stand Penelope ganz still mit weit aufgerissenen Augen ihm zugewandt und rührte sich nicht, wie eine verschreckte Gazelle. Dann drang die Erkenntnis ins Bewusstsein durch, und sie fiel ihm einfach mit einem freudigen Jauchzen um den Hals und bedeckte ihn mit Küssen.
    “Und du hast mir nichts gesagt? Schäm dich, Ánthimos Bantotakis! Und das ist alles schon besprochen? Mit Großvater geht auch alles klar, wegen der Mitgift und allem?
    Oh, das ist so bald. Ich brauch noch einen neuen Chiton! Und du, hast du schon einen, oder willst du einen von denen dafür nehmen, die du schon hast? Muss ich was umnähen? Und zum Essen, weißt du da schon, was du machen willst?“

    Jetzt war Penelope ganz hektisch. Gamelion, das war so bald! Und es gab doch noch so viel zu tun! Sie musste mit den Nachbarn dann noch sprechen, damit sie den Platz vor der Wohnung für das Essen hernehmen konnten. Sonst würden sie nie und nimmer alle Gäste unterbringen, und in eine Gaststätte wollte Penelope nun wirklich nicht. Schließlich war das ihre Hochzeit, da wollte sie die Leute auch ordentlich bewirten. Oder bewirten lassen. Aber auf jeden Fall so, wie es sich gehörte!
    “Und wir brauchen Musik! Ich kann mal einen meiner Kollegen fragen, vielleicht spielt er ja für uns. Oder wir engagieren ein paar Flötenspielerinnen, auch wenn das ein wenig…. Naja. Aber ich meine, man heiratet ja auch, um Kinder zu zeugen, dann darf da auch mal fröhlichere Musik von leichten Mädchen gespielt werden, oder?“
    Penelope sah sich im Zimmer um. Irgendwas hatte sie doch noch vergessen? Da musste doch noch irgendwas… “Blumen! Die brauchen wir dann auch noch, ganz viele. Meinst du, es gibt gerade schöne? Oh, und hast du gefragt, welche Opfer wir vorher bringen sollten, und an welche Gottheiten?“

  • Der erwartete Ansturm blieb aus. Stattdessen rotierte nun ein schwangerer Wirbelwind durchs Zimmer. Ihre Fragen prasselten wie Hagelkörner auf ihn ein. Und er brauchte erst einmal einen Moment um die alle zu ordnen.


    "Ich war ja erst gestern bei dem Priester. Beim nächsten Mal gehst du mit und dann werden wir das mit den Opfern besprechen. Timos hat mit deinem Großvater alles geregelt, da gab es keine Probleme. Und was ich anziehen soll? Da hab ich absolut keine Ahnung! Vielleicht sollten wir wieder mal zu Urgulanias Schneiderei gehen? Zur Not tut es auch ein Feigenblatt."


    Sie hatten es sogar geregelt, dass Penelopes Großvater im neuen Haus dann auch bei ihnen wohnen würde. Anthi konnte es kaum erwarten!


    "Den Rest überlasse ich gerne dir. Aber Blumen brauchen wir viele, ich will doch meinem Namen alle Ehre machen."

  • Ein Feigenblatt? Jetzt bekam er schon wieder so einen vorwurfsvollen Blick. Männer!
    “Ich glaube, wir gehen wirklich am besten mal da vorbei. Du sollst doch schließlich wie ein Bräutigam aussehen und nicht wie ein Bettler.“
    Aber das mit ihrem Großvater freute sie. Sie hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen, und auf perfide Art und Weise vermisste sie ihn. Er hatte sie zwar schlecht behandelt und ihr stets das Gefühl gegeben, sie sei nichts wert, aber dennoch war er ihre Familie. Ihre Mutter war fort, ihr Vater tot, und ihre Halbgeschwister, so sie welche hatte, kannte sie nicht.
    “Hat Großvater etwas gesagt, als Timos bei ihm war? Weißt du da etwas? Ich meine, hier in der Wohnung wäre es wohl wirklich etwas eng, würde er auch noch mit bei uns einziehen. Aber das hattest du ihm ja angeboten, nicht?“
    Wie immer, wenn die Sprache auf Philolaos kam, wurde Penelope ruhiger und etwas kleiner. Sie konnte damit nicht so gut umgehen, dass sie ihn wirklich zurückgelassen hatte. Bisweilen fühlte sie sich wie eine Verräterin. Auch wenn sie wusste, dass es so das beste war, und auch wirklich froh und dankbar war, dass Anthi sie da herausgeholt hatte. Dennoch hing sie an ihrem Großvater. Auch wenn er sie oft geschlagen hatte.

  • Sie hatte schon wieder diesen traurigen Blick in den Augen, wenn es ihren Großvater ging. Da konnte Anthi einfach nicht anders als es ihr zu sagen.
    "Er wird nach der Hochzeit bei uns wohnen, dass ist Teil der Mitgiftsabsprache."


    Aber nochmal zum Thema Kleidung.


    "Wetten, das ich nur mit einem Feigenblatt bekleidet, sicher mehr erbetteln würde als alle anderen Bettler in Alexandria? Vielleicht sollte ich uns so die Hochzeit finanzieren..."
    Seine Augen blitzen schelmisch. Penelope würde ihn wohl eher mit der Teigwalze erschlagen, also so auf die Straße gehen zu lassen.

  • “Huh, dann müssen wir uns was überlegen. Vielleicht können wir von der Küche noch einen Teil mit einer Holzwand abtrennen und so ein kleines Zimmer bauen, damit er ein wenig Raum nur für sich hat?“
    Grübelnd legte Penelope den Zeigefinger an ihre Wange und überlegte schon, wie man das am besten machen konnte. Bestimmt würde Großvater viel schimpfen wegen der kleinen Wohnung. Aber sie war froh, dass er doch zugestimmt hatte und sie ihn dann wieder etwas umsorgen konnte. Obwohl Inhapy das sicher großartig machte.
    “Du kannst es ja mal versuchen. Aber du solltest dann auf jeden Fall schneller laufen als ich, weil ich dir dann die Ohren langziehen werde. Sonst denken die feinen Damen aus der Gegend noch, sie könnten dich für sich beanspruchen.“
    Neckisch stupste Pelo Anthi einmal an, und widmete sich dann wieder den Hochzeitsplänen.
    “Wegen den Blumen sollten wir wirklich mal fragen, woher wir die am besten bekommen. Ich würde gerne das ganze Haus damit schmücken. Und das Essen machen wir vielleicht unten im Hof, dann schmücken wir von Außen so ein wenig die Fassade und die Wäscheleinen könnte man ja auch mit Blumenranken behängen. Das sollte doch dann hübsch aussehen, nicht?
    Zum Essen, meinst du, wir können uns eine ganze Kuh leisten? Oder vielleicht sogar einen Ochsen, da ist das Fleisch zarter. Ist aber ziemlich teuer, aber wir haben ja gespart. Und wir müssen ja so viele einladen. Die ganzen Epheben sollten wir fast einladen, wir kennen so viele davon, und Iunia Axilla. Wobei ich da nicht sicher bin, nach der Sache bei Urgulania…“

    Dass das Mädchen geschrien hatte und aus dem Zimmer gestürmt, hatte Penelope schon irgendwie verstört. Und der Inhalt ihrer Worte hatte sie schwer getroffen. Armes Mädchen, allein dass sie wusste, dass ihr Vater so verstorben war. Da hatte sie ihr Mitleid.
    “Ich weiß nicht, welche Freunde möchtest du denn noch alles dazu laden? Den Römer vom Tor der Basileia? Vielleicht noch jemand aus dem Gymnasion? Ich würde gerne noch Sosimos von Korinth einladen, aber ich weiß nicht, ob er Zeit findet. Wenn du nichts dagegen hast.“

  • "Schnell laufen kannst du ja, da lass ich es lieber. Aber außer dir kann mich eh keine Frau für sich beanspruchen."


    Sie schien heute wirklich sehr planungsfreudig zu sein. Also galt es sie bei bestimmten Themen mit möglichst unverfänglichen Antworten bei Laune zu halten.


    "Mach dir mal keinen Kopf wegen Philolaos, das mach ich schon, vertrau mir. Die Hochzeit ist jetzt erstmal wichtiger. Aber ich würde schon sagen wir nehmen einen Ochsen. Also am Essen sollten wir nicht sparen. Wenn unser beider Geld nicht reicht, dann helfen uns meine Brüder, da bin ich mir sicher. Bei den Blumen und so lass ich dir völlig freie Hand, da habt ihr Frauen ein besseres Händchen als wir grobschlächtigen Mannsbilder."


    Damit wollte er eigentlich gar nichts zu tun haben.


    "Wen mir einladen sollen? Puh, wenn kenne ich denn alles? Also mal schauen Octavius Matrinius, Iunia Axilla, Iunia Urgulania und meinen Trainingspartner Lysimachus. Dann sollten wir auch noch Mthridates Castor, Nikolaos, Cleonymus, Sosimus natürlich, Inhapy und Neferabu einladen. Dann habe ich noch einen netten Römer kennen gelernt namens Prudentius Scipio und natürlich Marcus Achilleos. Ich weis du magst seine politischen Ansichten nicht. Ich teile sie auch nicht, aber ich mag ihn als Menschen sehr. Er vertritt immer seine Meinung und ist ehrlich, das schätze ich an ihm. Deswegen würde ich ihn auch gerne einladen."

  • Gut, das Mit Axilla schien Ánthimos nicht so schwer zu nehmen wie Penelope. Mochte vielleicht auch daran liegen, dass er ein Mann war und insgesamt von sehr ausgeglichenen Natur. Aber genau das liebte sie ja so an ihm. Dass er den ägyptischen Heiler einladen wollte war für Penelope in Ordnung, seinen Trainingspartner mussten sie wohl auch einladen. Obwohl Penelope den wohl wegen so manchem blauen Fleck schief anschauen würde. Vielleicht.
    “Nun, bevor du Marcus Achilleos einplanst, solltest du vielleicht seinen Brief lesen. Ich glaube nicht, dass er kommen wird.“
    Jetzt nahm sie selbst den Brief in die Hand und übergab ihn Ánthimos. Dass sie den Mann für verrückt hielt war dabei erstmal nebensächlich. Natürlich würde sie ihn auch einladen, wenn Ánthimos das unbedingt wollte, aber sie war auch nicht unbedingt traurig, dass er nicht kam. Seine Einstellungen waren teilweise doch sehr weltfremd, fand Pelo.

  • "Wie nicht kommen? Ist er wieder ans andere Ende der Welt gegangen?" Anthi nahm den Brief entgegen und las ihn interessiert durch. Sein Stirn runzelte sich immer mehr.



    Werter Ànthimos,


    wie ich erfahren habe, bist Du nun in der Politik aktiv. Einsatz für die Menschen hat immer Respekt verdient, deshalb möchte ich mein Bedauern äßern, dass ich zum Zeitpunkt der Wahl die Ekklesia bereits verlassen hatte. Deine Verlobte ist übrigens eine ausgezeichnete Rednerin und sie hat mich durchaus zum nachdenken gebracht. Der Grund für diesen Brief besteht auch darin, dass Du nun in der Politik aktiv bist. Freundschaft zu mir oder auch nur der Kontakt mit mir würde sich negati auf Deine politische Laufbahn auswirken. Dazu habe ich mir inzwischen zu viele Feinde gemacht.
    Meiner Meinung nach bist Du eine Bereicherung für die Polis. Ich kann es nur unterstützen, dass Du politisch aufsteigst. Damit Du keine schwierige Entscheidung zu meiner Person treffen musst, tue ich das. Ich ziehe meine Einladung hiermit zurück. Ebenso lehne ich Deine Einladung ab. Meine Entscheidung ist wohlüberlegt, ich werde sie nicht noch einmal überdenken. Ich empfehle Dir, sie zu akzeptieren und Dir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Ebenso empfehle ich Dir, keinen Kontakt zu mir zu suchen.


    Marcus Achilleos




    Als er geendet hatte, wusste er nicht so genau was er davon halten sollte. Er erkannte wohl die ehrenhafte Absicht von Marcus, aber irgendwie fühlte er sich auch beleidigt. Dachte er wirklich, dass Anthi so rückgratlos war?
    "Was für ein Quatsch!" Anthi knüllte den Brief zusammen und schmiss ihn hinter sich. "Was hältst du davon?"

  • Die Reaktion hätte Penelope sich schon denken können. So war er halt nun mal, von Grund auf ehrlich. Sie atmete einmal tief durch und setzte sich dann auf die Bettkante.
    “Nun, ganz Unrecht hat er nicht. Es wäre vom politischen Standpunkt aus wahrscheinlich besser, nichts mit ihm zu tun zu haben. Ich meine, er stößt mit seinen Meinungen halt schon gerne Leute vor den Kopf, und könnte sich da viele Feinde machen. Und du weißt ja, wie manche Menschen sind. Wenn du nicht auf ihrer Seite bist, bist du ihr feind, und wenn so jemand Marcus zum Feind hat, könnte es schwer sein. Und du weißt, ich halte mich gerne aus Ärger heraus.“
    Wenn es nicht gerade um Grundsatzdiskussionen wie die Sicherheit oder die Freiheit der Polis ging. Da konnte Penelope schon zur Löwin werden.
    “Ich weiß, sowas widerstrebt dir. Du bist da einfach ehrlich und aufrichtig. Aber ich meine, wenn Marcus selber sagt, er möchte das von seiner Seite aus nicht? Ich weiß nicht, was du da tun willst?“

  • Anthi zog seine linke Augenbraue nach oben.


    "Politischer Standpunkt? Wahrscheinlich hast du recht. Aber ich werde mich für kein Amt der Welt verbiegen. Was kommt denn dann als nächstes? Soll ich dann für ein Amt meine Brüder und meine Frau verraten? Nein, Penelope so geht das nicht! Ich werde niemanden zurückstoßen, bloß weil er andere Ansichten hat und es manchen Leuten nicht gefallen könnte, wenn ich mich mit ihm treffe. Soll ich als nächstes Inhapy oder die Rhomäer meiden? Ich diene der Polis gerne, aber wenn ich es tue, dann tue ich es ehrlich, ohne Absprachen, ohne Intrigen und ohne Verrat. Und das wäre nichts anderes. Das wäre nicht mehr ich, Ànthimos Bantotakis, das wäre ein anderer. Lieber würde ich auf ein Amt verzichten und mein Leben lang ein Scriba bleiben!"


    Er schritt auf und ab.


    "Sicher kann ich ihn nicht zwingen, allerdings kann und werde ich das nicht so stehen lassen. "

  • Eigentlich hätte sich Penelope auch das denken können. Sie hatte auch nichts anderes erwartet. Dennoch wäre es ihr lieber gewesen, er hätte das einmal so hingenommen und würde da nun nichts weiter unternehmen. Aber das wäre wohl nicht ihr Mann gewesen.
    “Ich möchte nur nicht, dass du enttäuscht bist, wenn er es ablehnt. Du solltest da nicht versuchen, ihn irgendwie zu drängen. Du kannst ihm ja, wenn du unbedingt möchtest, eine Einladung schreiben. Aber dann solltest du ihm die Entscheidung überlassen, ob er kommen mag oder nicht.“
    Ihr armer, sanftmütiger Riese. Er lief hier ja beinahe Furchen in die Dielen. Sie merkte ganz deutlich, dass ihm die Situation nicht passte. Dafür war er wohl einfach zu ehrlich.

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