Die Landvilla der Großtante Drusilla

  • "Ohja das ist er. Ein richtiger Germanicus." Das Glück währt weiter und der Papa versinkt für den Augenblick im kindlichen Spieltrieb. Erst als die Sprache auf den Namen kommt, löst er sich von dem kleinen Bündel und blickt seine Frau an. "Da hab ich mir schon was überlegt. Was hältst du von Cossus?" Dem Kleinen schien das Theater um sich herum zuviel zu werden, denn er begann lauthals zu schreien und strampelte mit den Füßchen in seinem Tuch ganz so als wolle er es abstreifen. "Hat er Hunger?" Das Gepläge störte den Vater dabei weniger. Er sollte ruhig etwas die Stimmbänder bewegen und außerdem hatte der kleine Germanicus ja sonst noch keine Möglichkeit aufmerksam zu machen, das ihm etwas fehlte.

  • "Cossus, der Colossus von Rom!" grinst Lucilla und schiebt die Frage nach dem Pränomen nach. "Caius Germanicus Cossus?" Auf einmal fängt das Kind an zu schreien und der Vater stellt fachkundige Fragen.
    "Äh ..." ist die nicht ganz fachkundige Antwort der Mutter. "Woher soll ich das denn wissen? Das ist doch mein erstes ..." Eine kleine Spur panischen Vorwurfs schwingt in Lucillas Stimme mit. Immerhin hat Avarus doch Erfahrung, er sollte soetwas wissen und sie nicht noch verunsichern.


    In diesem Augenblick öffnet sich die Türe ein weiteres Mal und Großtante Drusilla schreitet einher. "Na wunderbar, kaum ist das Mannsvolk anwesend, gibt es schon Geschrei!" Mit einem gändigen Lächeln ignoriert sie das anwesende Mannsvolk und umrundet das Bett, so dass sie Avarus gegenüber steht. Beruhigend tätschelt sie Lucillas Wange. "Wie geht es dir, meine Liebe? Furchtbar schaust du aus, aber das wird schon wieder." Mit einem Mal fährt sie unwirsch herum und blafft die Hebamme an. "Pappea! Wirds bald, oder soll sich das Kind die Lunge aus dem Leib schreien!?"
    "Aber ... aber ... die Amme ist noch nicht da."
    "Dann nimm es mit und bring es ihr!"
    "Ja, Herrin." Verschüchtert tritt auch die Hebamme noch ans Bett und greift vorsichtig nach dem Kind.


    Eigentlich will Lucilla ihren Colossus noch nicht gehen lassen und hält ihn erst einmal fest. Er war doch gerade mal ein paar Minuten bei ihr! Aber sie hat tatsächlich keine Ahnung, was sie mit dem schreienden Kind anfangen soll. Es ist immerhin schick und vornehm, sich eine Amme zu leisten, und natürlich leisten sie sich eine Amme. Schon allein, weil Lucilla die übelsten Geschichten über Deformierungen des weiblichen Körpers im Zug der Kinderaufzucht gehört hat - vorwiegend von ihren Freundinnen natürlich. Überhaupt ist es ja auch lästig, wenn das Kind zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten Hunger bekommt oder die Tunika voll hat - nicht nur in der Nacht, auch beim Einkaufen, Flanieren oder Ausgehen. Da ist so eine Amme schon besser, weshalb Lucilla schlussendlich loslässt und Cossus der Hebamme überlässt.

  • Wie ein Colossus sollte der Kleine nun auch wieder nicht werden. Zum Einen mochte es der Vater nicht im Schatten zu stehen und zum Anderen waren zu dicke Arme und Schenkel verpöhnt auf der politischen Bühne. Dann konnten sie ihn auch gleich Brutus nennen. Ja genau dort sah er seinen Spross einmal. Er wollte sich in jedem Fall vornehmen den kleinen Kopf diesmal gründlich zu waschen und das Thema Militär erst garnicht gedeihen lassen. Es war nicht nötig, das ein weiterer Sohn im Heer nach Ruhm und Ehre suchte, um letztlich wie alle anderen Soldaten schnell mit der Echtzeit konfrontiert zu werden. Das Haus der Germanicies ließ es zu die Kinder studierend groß zu ziehen. "Oh nein Cossus Germanicus Calvinus wohl eher." Germanicus Avarus wählte diesen Namen aus der Schöpfung heraus, denn ihrem Kind fehlte es (noch) an Haaren auf dem Kopf (calvus = „kahlköpfig“) und immerhin war auch ein Sextius Calvinus als großer Redner berühmt geworden ganz ohne Gladius. Genau das was er sich vorstellte eben. Das es später mal eine ganze Reihe berühmter Calvin(us) geben würde, konnte er natürlich nicht erahnen. Aber unter Berücksichtigung der Mythologie war es möglich, das deren Wurzeln doch von diesem (noch) kleinen Energiebündel abstammten.


    Die Namenswahl endete jäh, als der Hausdrachen das Zimmer betrat. Der Senator beobachtete die herrschende Art mit Skepsis und war sich sicher nicht länger als nötig die Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Er würde Wege finden ein angemessenes Anwesen auf dem italienischen Festland nahe bei Rom zu bekommen und Lucilla nebst dem Buben dort unterzubringen. "Wie soll er sich denn sonst mit seinen Eltern unterhalten?" Fragte das Mannsvolk nicht ohne Ironie. Doch dann schwebte Cossus schon dahin. Avarus blickte der Hebamme hinterher bis sie in der Tür verschwunden war und richtete sich dann zurück auf Lucilla ein. "Magst du etwas essen oder trinken?"

  • "Calvinus? Kommt gar nicht in Frage! Er soll doch nicht kahl bleiben! Was hast du gegen Caius Germanicus Cossus? Cossus mag ich ihn nicht rufen, ich würde ja ständig Colossus rufen. Cossus ist ein Name, den man auf dem Forum raunen kann, wenn der mächtige Germanicus Cossus zum Senat schreitet ... oder im Triumphatorenwagen anrückt ... oder so ... Cal-vi-nus ... das kann man überhaupt nicht raunen." plappert Lucilla munter vor sich hin. Natürlich ist die Namensgebung Avarus Angelegenheit, aber wer hat je behauptet, dass Lucilla ihrem Ehemann nicht ständig in seine Angelegenheiten hineinreden würde. :D
    "Calvinus klingt doch nett." schaltet sich nun Drusilla ein. "Auch wenn er Decimus mit Praenomen heißen sollte, irgendetwas sollte er immerhin von seiner Mutter bekommen. Ist es nicht dein fünftes Kind, Avarus? Decimus Germanicus Dimidius, halbe Zehn, das wäre doch passend."
    "DIMIDIUS? Herrje, Tante Drusilla, du willst doch nicht, dass die Leute raunen, da kommt der Halbe, wenn mein Sohn glorreich zum Forum zieht! Das wäre ja noch schöner! Medicus, sag etwas dagegen!" Trotz ihres geschwächten Zustandes kann nichts Lucilla davon abhalten, sich aufzuregen. Allerdings, Hunger hätte sie ja schon. "Und ja, Hunger habe ich. Ich könnte ein Hippodingens verspeisen, du weißt schon, dieses Riesenvieh von Aelia und ... äh ... ihrem Mann. Das, dessen Leder so herrlich für Schuhe und Taschen ist." Ein schöner Schriftrollenbehälter für Avarus ist auch noch drin gewesen und das Leder ist noch lange nicht ganz verarbeitet. Es war ja doch ein ziemlich großes Tier mit großer Oberfläche.

  • Gleich von zwei Damen berichtigt zu werden, fällt Avarus nicht leicht zu kommentieren. Ihre resulute Art trägt das Restliche dazu bei. Er könnte mit jedem Argument der Welt Lucillas Vorstellungen widerlegen. Doch es kommt ihm so vor, als spielten die beiden Decima-Damen zusammen ein grausames Spiel, das sie ohnehin schon in organischen Vorteil soweit siegreich beenden wollen, das schließlich und endlich ein Name wie Decimus ( bestimmt von Drusilla) Germanicus (gespendet vom Vater) Cossus (geduldet von der Mutter) heraus käme. Mit dem Schachzug auf sein fünftes Kind anzuspielen, meinen sie ihm ein Decimus unterjubeln zu können. Doch sie haben dabei die Rechnung ohne den Vater gemacht. Dieser versucht zu Retten, was zu retten ist, denn mit solcher Namensgebung würde er Verständnislosigkeit in seiner Familie auslösen und gerade verwachsene Narben öffnen. Da ihm der Frieden in der Familie heilig ist, wählt er eine List, um sowohl Lucilla ob des Einwurfs der Großtante Drusilla -Dimidius- , als auch seine Befürchtungen zu verdrängen. Außerdem hofft er der Hausherrin den Wind damit aus den Segeln zu nehmen.


    "Nun Lucilla findet Caius ganz nett. Ich werde dem zustimmen, dann hat der Junge auch etwas von der Mutter. Wir nennen ihn dann also Caius Germanicus Cossus."


    Stellte er fest und kommentierte erst garnicht die Vorschläge 'Decimus' et 'Dimidius'. Beides war nicht akzeptabel. Drusilla indes schien sich nicht darum zu scheren, das Lucilla Hunger verspürte. So nahm der Ehemann auch in dieser Sache das Zepter in die Hand. Er winkte einen Sklaven herbei und ließ ihn wissen, was er in der Culina vorbereiten lassen sollte. Es waren vornehmlich leichte Speisen. Nicht zuviel Fett, aber auch nicht zu wenig. Avarus kannte den Speiseplan fast auswendig, denn seine erste Frau hatte darüber immer ordentlich Buch geführt. Damals als es ihm noch nicht möglich war ohne nachzudenken Geld aus dem Fenster zu werfen.
    Dazu frisches Obst, Trauben und viel Gemüse. Nur so würde es Lucilla gelingen ihre Traumfigur von vor der Geburt schnell wieder zu erreichen. Der Ehemann legte Wert darauf.


    "Stimmt von dem Leder ist noch einiges übrig. Wir sollten einen Teil für unseren Spross zurückhalten."


    Keine Frage: die Geburtsstunde der Lederhose. :D

  • Ein triumphierendes Blitzen leuchtet in Lucillas Augen auf, denn sie hat die Entscheidung nach allen Regeln der weiblichen Kunst herbeigeführt. Obwohl es sich so anhört, als hätte Avarus den Namen bestimmt und würde nur einem Teil Lucillas Wunsch zustimmen, bekommt der Junge am Ende genau den Namen, den Lucilla vorgeschlagen hat. Männer davon zu überzeugen, dass Lucillas Wunsch genau dem ihren entspricht, das hat sie schon immer gut gekonnt. Dass das Kind kein Decimus wird, da hat Lucilla auch nichts dagegen. Cossus würde sich einfach immer als Sohn des Senators Germanicus und der Decima Lucilla vorstellen und schon hätte er alle Vorteile auf seiner Seite.


    "Oh ja," stimmt Lucilla Avaurs vorausschauendem Vorschlag zu. "Caius könnte ein paar Schühchen davon bekommen! Oh, stellt euch nur vor, wie putzig das aussehen wird! Ach, Medicus, irgendwann müssen wir unbedingt Aelia besuchen, damit sie die ganzen tollen Dinge bewundern kann, die wir aus ihrem Geschenk hergestellt haben!" Zufrieden lehnt sich Lucilla zurück und denkt daran, wie Aelia große Augen machen wird. Bestimmt wären die fast so groß, wie das Flusspferd mal welche gehabt hatte.


    Drusilla hat genug von der Geburt und entschließt sich, alles weitere dem Ehemann zu überlassen. Er hat sich schließlich lange genug nicht blicken lassen.
    "Ich werde nach dem Kleinen sehen, Schätzchen. Wer weiß, was diese unfähigen Ammen sonst mit ihm anstellen. Wenn du noch etwas brauchst, dann zögere nicht, es auszusprechen." Weitere unfähige Sklaven waren immerhin genug im Raum.
    "Ist gut, Tante Drusilla. Oh, kannst du mir noch ein heißes Bad richten lassen?"
    "Aber natürlich, Schätzchen." Und damit ist der Hausdrache entschwunden.


    Lucilla lächelt glücklich zu Avarus empor. "Wie lange bleibst du? Du bleibst doch ein bisschen? Ich habe ein riesiges Cubiculum, mit einem riesigen Bett, ganz für mich allein." 8)

  • Für den Ehemann ist das voll in Ordnung. Immerhin hat er sich durchgesetzt, der Decimus ist vom Tisch und überhaupt hat er letztlich den Namen ja auch noch selbst bestimmt. Avarus freut sich zudem, das die Hausherrin sie endlich verläßt. Er wundert sich zwar, das Drusilla sich zu dem Kind hingezogen fühlt, quittiert dies aber nur mit einer Art 'gerne haben wollen' Verhalten. Er selbst verspührt derweil ebenfalls etwas Hunger und läßt den Sklaven nicht die alltäglichen Speisen auftragen. Wenn sie schonmal hier im Hortus der Decima-Gens waren, dann durfte er sie schon etwas mehr 'schaden' ,denn wie Avarus sonst vornehm zurückhaltend auftrat. 8)


    "Ich werde Ihr und Corvus schreiben, das wir einen gesunden Buben zur Welt gebracht haben. Vielleicht kommen sie ja mal nach Rom..." sinierte er dabei weiter, denn für ihn war es nicht leicht nach Ägyptus zu gelangen.


    Schuhe, eine Hose... ja das Geschenk würde für den Jungen noch so einiges an Material bieten. Vielleicht auch eine kleine Wiege, damit er nicht so hart lag. Dies aber behielt er für sich, Lucilla war in Gedanken eh schon weiter, als der Senator.


    "Ein paar Tage kann ich schon noch dableiben. Dann wird aber dein Bettchen kleiner... außerdem haben wir einige Wochen Abstinenz nachzuholen..." 8)

  • "Ach, das wäre nett." Aelia hat Lucilla immer sehr geschätzt. Nicht nur als Auxtrix PePeAh, sondern auch, weil man mit ihr ganz wunderbar plaudern kann. Wunderbar in weiblicher Hinsicht natürlich. Also tratschen, schwatzen, lästern. Außerdem würde Lucilla das Leben in Aegyptus interessieren. Irgendwann muss sie Avarus nochmal überreden, dass er sich beim Kaiser die Erlaubnis für eine Reise holt, nachdem sie die letzte kurz davor abbrechen mussten. Aber heute eh nicht, im Winter ist das nichts mit dem Reisen, vor allem und schon gar nicht über das Meer. Lucilla fröstelt kurz, als sie an das Meer im Winter denkt, und an Piraten. Genau genommen an einen Piraten.


    Doch der ist Vergangenheit und jetzt ist Gegenwart und das ist Avarus. "Zur Not müssen wir uns eben stapeln." grinst Lucilla hintergründig.

  • Er nimmt es sich vor und wird es die nächsten Tage sicherlich trotzdem wieder verdrängen. In Rom ist es der Stress, der unheimliche Stress, der einen Senator Tag ein, Tag aus durch die ewige Stadt hetzen läßt, hier auf dem Land gibt es einfach schönere Dinge, als mit Griffel und Pergament im Hause rumzuhocken. Avarus nickt daher fast abwesend als Antwort und kommt doch schnell wieder zu Lucilla's Lächeln zurück. Ohja das würden sie tun. Mehrfach und Tagtäglich. :D


    Sie sitzen noch eine Weile beim Essen zusammen, ab und an erklingt ihr Sohn als schreiendes Energiebündel laut hallend durch die Flure. Doch es gibt keine Besorgnis zu erregen. Er wird essen, trinken bald krabbelnd über den Marmor flitzen und irgendwann die besten Tischtücher nutzen, um zu stehen. Dabei gehen bestimmt einige seltenste Vasen zu Bruch, aber er wird aufrecht stehen, er wird beginnen planlos nach vorn zu stürzen und jedes greifbare Ding zum Halten nutzen. Caius wird richtig laufen lernen und irgendwann auch wie ein Fisch im Wasser schwimmen. Er wird sich mit seinen Freunden zanken, sie werden sich brügeln und er wird davon kräftiger und gewiefter werden. Er wird seine erste Liebe entdecken und intelligent wie er ist einsehen, das Liebe allein keine römische Ehe bindet. Er wird dem Gentum Germanicum Ehre und Ansehen mehren und er wird seine Eltern respektieren.


    Bis es soweit ist, wird er vorallem lernen und die freie Zeit eines Kindes genießen dürfen. Er wird nicht frühzeitig wie Sklaven arbeiten müssen oder einen Acker bestellen. Er wird nicht hungern müssen oder stehlen, um zu überleben. Er wird nicht kriminell werden, weil er aus gutem Hause kommt und alle nötigen Vorsehungen mit in die Wiege gelegt bekommt.


    Avarus hofft nur, das sein Sohn soviel Vernunft entwickelt und nicht den Fehler vieler ehrenhaften Römer folgt, denn sie sind gefallen für Rom. Sie mögen im Elysium Ruhe finden, aber sie sind tot und nichtmehr da um Rom zu gestalten. Der Senator sitzt oft der Tage im Atrium, in der Bibliothek, im Garten -wenn es das Wetter zuläßt-, sinniert darüber oder starrt einfach in die Gegend. Oftmals ist es die Mutter von Caius Germanicus Cossus mit ihm, die ihn aus diesen Tagträumen reißt. Er läßt es gern geschehen und freut sich über jeden Kontakt mit dem Buben. Noch schläft er oft, viel und meist lang -zumindest bis das Bäuchlein drückt- , aber irgendwann in den nächsten Jahren wird aus dem Kleinkind ein Bube, die schönsten Jahre des Kindes. Zumal es bei einem Buben nur jene zwischen eins und achtzehn sind, die als schwierig gelten. Bei einem Mädchen sind es immerhin die Lebensjahre zwischen eins und neunzig. 8)


    Die Tage rauschen so vorbei. Es gibt auf dem Land nicht viel zu erzählen. Meist essen sie zusammen. Die Jahreszeiten für rauschende Feste allerdings sind vorbei. Sie halten sich damit in Grenzen. Für den Mann in Roms Curia Iulia mag es als eine Art altertümlicher Urlaub sein. Eine Zeit die wunderschön ist, aber eigentlich immer viel zu kurz. Der Mann wird träge, faul und bequemlich. Er läßt sich das Meiste am Luxus bringen und geht auch zur Notdurft nurnoch an den Pisstopf des Pisstopf haltenden Sklaven. Mit der Wende in der Jahreszeit wird aber auch der faulste Urlauber wieder agil. Die Knochen wollen gedehnt werden, der Rücken schreit nach Bewegung. Oft geht er jetzt spazieren. Manchmal artet es in ganze Tagestouren aus. Germanicus Avarus erkundet die Umgebung, bis er endlich meint alles gesehen zu haben. Fast jedes Mal erscheint er mit leuchtenden Augen und berichtet von 'wilden' Tieren, von Blumen und Pflanzen fern seiner Vorstellkraft, von Einheimischen mit schwatzhaftem Triebsinn und all den anderen Begegnungen auf seinen Wegen.


    An einem Tag war er nur kurz fort. 'Beine vertreten', wie er immer so schön sagte. Erfüllt kehrte er bereits nach einer geschätzten Stunde heim und ließ sich neben Lucilla nieder. Sie tat irgendwas. Frauen, sie taten immer irgendwas, nur was, das verrieten sie nie und irgendwie konnte ein Beobachter es auch nie erraten, denn wahrscheinlich war es einfach nichts, was sie taten, aber sie taten so als würden sie etwas tun. Naja lange Rede kurzer Sinn, Lucilla saß da und tat etwas... "Na Du..." pirschte er sich an und robte auf ihre Kline. "... was machst Du gerade?" 8)

  • Ein Reiter erreichte die Landvilla und überbrachte den folgenden Brief. Nicht ausser Atem, doch man sah ihm an, dass er schnell geritten war.


    Decima Lucilla und
    Medicus Germanicus Avarus



    Liebste Lucilla,
    ehrenwerter Germanicus,


    Gruß zuvor und das Wohlwollen der Götter. Die frohe Kunde von der Geburt eures Sohnes erreichte auch mich und ich kann nicht umhin, Dir, liebe Schwester und auch Dir, verehrter Schwager, meine Glückwünsche auszusprechen. Ein Kind ist die Krone einer Ehe, ein Geschenk der Götter, ein Sohn das Zeichen dafür, dass die Familie eine Zukunft hat, dass alle Hoffnungen, die man in die Familie legte, in diesem auch dann fortbestehen werden, wenn man selbst zu den Ahnen eingeht. Ich freue mich für euch beide und würde am Liebsten sofort zu euch reisen und meinen Neffen in die Arme schließen. Ich bin jedoch noch in Rom gebunden und werde - so ihr dieses Schreiben erhaltet - mich bereits auf einer Mission befinden, über die ich nicht allzuviel schreiben will, als so viel, dass Germanicus über deren Inhalt Bescheid weiß und Dir, geliebte Lucilla, Bescheid geben kann. So es die Götter wollen und wir wiederkehren, werde ich Euch umgehend aufsuchen. Mein Sohn Optatus übrigens und Iulia waren überglücklich von Eurem Glück zu hören. Es wäre ihnen eine Freude, Euch in Rom besuchen zu können. Selbstverständlich seid ihr im Hause der Decima immer willkommen. Mutter wäre stolz, Deinen Sohn zu sehen und in den Armen zu halten.


    In Liebe und
    Verbundenheit


    Maximus


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  • Und bald darauf traf schon der nächste Cursor ein, und gab einen anderen Brief an der Haustüre ab, dazu ein zusammengerolltes Bündel von rotbraunem Fell, das sich überaus kuschelig anfühlte.



    An Decima Lucilla
    Landvilla Decima Drusilla


    Liebe Tante Lucilla,


    das ist grossartig, ich gratuliere Dir, meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu Deinem ersten Sohn! Und was für einen schönen, ruhmvollen Namen Du ihm gegeben hast, das prädestiniert wirklich zu grossen Taten! Ich freue mich unheimlich für Dich, und ich habe eine Babydecke aus flauschigen Eichhörnchenfellen besorgt, die ich Dir hier mitschicke, die Verkäuferin hat mir versichert, dass es nichts besseres gibt um Säuglinge warmzuhalten, gerade in so einem feuchtkalten Winter wie dieses Jahr.


    Hier in Rom gibt es auch grosse Neuigkeiten. Hast Du schon davon erfahren, dass hier in der Casa völlig unerwartet zwei Kinder von Livianus erschienen sind?! Also, Kinder sind sie nicht mehr, beide sind nur ein wenig jünger als ich, Flavus und Flava heissen sie und sind Zwillinge. Sie kommen aus Britannien, ihre Mutter ist Aemilia, die bei der Geburt gestorben ist, und stell Dir vor, Aemilias Eltern haben das ganze vor Livianus verheimlicht, weil sie wohl einen Groll gegen ihn hegten! Ist das nicht ungeheuerlich?
    Flava ist ganz reizend, sanft und liebenswert, aber was ihren Bruder angeht - ich weiss nicht so recht. Er ist ziemlich arrogant, und er hat sich unverzüglich zum Vigintivir wählen lassen, ohne irgendetwas geleistet zu haben, nur mit seiner Herkunft, dabei hat sein Vater ihn ja noch nicht mal anerkennen können. Ich halte nichts von so einem Vorgehen, aber ich halte ja auch allgemein nicht viel von der Politik.


    Ich bin mittlerweile Centurio. Mein Vorgesetzter Flavius Aristides ist ausgeschieden, wegen seiner Kriegsverletzung, und hat mich als Nachfolger vorgeschlagen, wofür ich ihm sehr dankbar bin, und prompt wurde ich befördert. Es läuft gut mit der Centurie, ich habe da wirklich eine tolle Truppe, und die Arbeit gefällt mir immer besser. Es ist spannend, man erlebt fast jeden Tag etwas neues. Mit der Stimme habe ich auch nur noch selten Probleme, wobei ich zugeben muss, dass ich den Rettichsaft mit Honig nicht herunter bekommen habe, er war zu scheusslich.
    Neulich haben wir zum Beispiel den Praefectus Urbi eskortiert, bei dem grossen Tamtam zum Wechsel des Gardepräfekten. Übrigens kenne ich den neuen, oder was heisst kennen, ich habe unter ihm gedient, als er Primus Pilus in der Prima war, und die Gelegenheiten wo ich Worte mit ihm gewechselt habe, kann ich an einer Hand abzählen, aber er war mir dort ein grosses Vorbild. Bei dieser Zeremonie habe ich zum ersten Mal den neuen Kaiser gesehen, und ich muss sagen, er sieht längst nicht so schwach aus wie alle immer behaupten, ich denke die ganzen Gerüchte sind übertrieben.
    Von der Hochzeit meines Centurios habe ich Dir ja auch noch gar nicht erzählt. Die war wirklich grandios, unheimlich nobel, sie haben in einem Luxusgarten auf dem Aventin gefeiert, hatten ein riesiges purpurfarbenes Sonnensegel aufgespannt, und das Essen war phantastisch. Die Gästeschar war eine lustige Mischung von rauen Soldaten und schicken Patriziern, die sich sonst nie so zusammenfinden würden.


    Meine Schwester ist schon vor längerem nach Ägypten aufgebrochen, ich habe mittlerweile zum Glück Post von ihr bekommen und weiss, dass es ihr gut geht, aber ich mache mir doch Sorgen. Ich weiss nicht ob ich nicht mal ein ernstes Wort mit ihr sprechen sollte, denn es geht bei dieser Reise - aber das ganz im Vertrauen, Lucilla, das erzähle ich nur Dir! - es geht dabei um einen Mann, den sie vielleicht heiraten will! Ein Aelier, was ja schon mal nicht schlecht ist, aber notabene einer, der seine Zeit damit verbringt, in der Provinz ein Postamt zu leiten - nicht gerade glorreich würde ich sagen.
    Was meinst Du dazu, Lucilla, als Frau, Du hast Dir Deinen Mann damals doch auch alleine ausgesucht, und weisst wie das ist. Soll ich mich da raushalten? Ich habe echt Angst dass Seiana an den Falschen gerät, oder sich kompromittiert, weil sie sich verliebt hat oder weil sie unbedingt ihre eigenen Entscheidungen treffen will, ich meine, ich weiss ja wie verlockend es ist, eine Weile lang mal das unsolide "freie wilde Leben" auszukosten, aber ich weiss auch, wie sehr man sich dabei vertun kann. Ich bin doch schliesslich ihr Bruder, da sollte ich doch auch etwas mitzureden haben, oder findest Du nicht?


    Ich selbst habe gerade eine grosse Enttäuschung hinter mir. Es gab da einen Menschen, den ich wirklich geliebt habe, während des ganzen Feldzuges habe ich mich nach einem Wiedersehen gesehnt. Aber jetzt musste ich herausfinden, dass die Person mich die ganze Zeit nur begelogen hat. Ich bin ihr egal, sie hat mich einfach abserviert, und mir wirklich das Herz gebrochen. Das schlimmste ist, dass ich immer noch nicht frei davon bin diese Person zu lieben, obwohl ich es jetzt wirklich besser weiss. Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Kennst Du vielleicht ein Mittel, mit dem man so eine dumme, hartnäckige Neigung mit Stumpf und Stiel ausreissen kann? Oder weisst Du eine fähige Saga, oder von mir aus auch eine Striga, die sich mit so etwas auskennt, und bei der ich mir Hilfe holen könnte? Es quält mich, und es lenkt mich ab, ich möchte einfach nur frei davon sein und mich wieder ordentlich auf meine Arbeit konzentrieren können.


    Etwas ganz anderes - danke für die Auskunft über den Germanicer. Ich hatte die Sache eigentlich gar nicht im Zusammenhang mit dem grossen alten Konflikt gesehen, aber jetzt wo Du das sagst - vielleicht hängt es doch irgendwie damit zusammen. Erzähl um Himmels willen niemandem davon, ich denke, ich werde bei Gelegenheit versuchen das selbst zu klären - wenn es dadurch noch schlimmer wird, komme ich dann gerne auf Deine Hilfe zurück.


    Aber ich habe eine grosse Bitte. Nach meiner Rückkehr aus dem Osten hatten wir ja schon davon gesprochen, dass Du bei Deinem Patron ein gutes Wort für mich einlegen könntest. Und ich denke, ich habe doch jetzt einiges geleistet, bin Centurio und ausserdem ja schon gebürtig im Ordo Equester. Könntest Du versuchen, ihn zu überzeugen, dass er dafür sorgt, dass ich zum Eques erhoben werde? Es ist nicht so, dass ich hier gleich wieder weg wollte, aber es ist mein Ziel, anschliessend die Militia Equestris zu beschreiten. Ich habe alle Abschnitte meines Werdeganges, und meine Auszeichnungen und die Kurse, die ich absolviert habe, fein säuberlich auf einem separaten Blatt aufgelistet. Ich hoffe das ganze geht auch brieflich, Hispania ist ja leider weit weg. Es wäre toll wenn das klappen würde.
    Gibt es denn irgend etwas, was ich für Dich tun könnte, meine liebe Patrona? Ich möchte mich doch auch mal wenigstens ein bisschen bei Dir revanchieren.
    Und wann kommst Du denn nun nach Rom zurück? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Du da auf dem Land Deine Zeit verbringst, mal abgesehen von Deinem kleinen Cossus muss es da doch auf die Dauer ziemlich unspektakulär sein.


    Meine allerbesten Wünsche, und viele Grüsse auch an Grosstante Drusilla!
    Vale,


    Dein Faustus

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    An einem Tag war er nur kurz fort. 'Beine vertreten', wie er immer so schön sagte. Erfüllt kehrte er bereits nach einer geschätzten Stunde heim und ließ sich neben Lucilla nieder. Sie tat irgendwas. Frauen, sie taten immer irgendwas, nur was, das verrieten sie nie und irgendwie konnte ein Beobachter es auch nie erraten, denn wahrscheinlich war es einfach nichts, was sie taten, aber sie taten so als würden sie etwas tun. Naja lange Rede kurzer Sinn, Lucilla saß da und tat etwas... "Na Du..." pirschte er sich an und robte auf ihre Kline. "... was machst Du gerade?" 8)


    Nach der Geburt des Kindes ist Lucilla dauerbeschäftigt, ohne überhaupt zu wissen, was sie eigentlich den ganzen Tag lang tut. So ein Kind erfordert ständig Aufmerksamkeit, auch dann, wenn man Sklaven hat, die sich um alles kümmern. Denn am Anfang will sie keine Minute aus dem Leben des Caius Germanicus Cossus verpassen. Die jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Damen ihres Freundeskreises haben sich einige Tage nach der Geburt vom Land verabschiedet, denn Lucilla hat kaum noch Zeit für belangloses Geplauder. Sie hat jetzt eine wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe als Mutter. Auch dann, wenn die Sklaven sich um alles kümmern, bleibt sie Mutter. Das plärrende Bündel hat sogar Großtante Drusilla in die Flucht geschlagen. Weil jetzt Avarus da ist, um auf Lucilla aufzupassen, hat sie sich ebenfalls für einige Tage in die Stadt verabschiedet. Drusilla wird warten, bis Cossus groß genug ist, um ihre Worte zu verstehen, mit denen sie ihn an sich bindet, wie sie das einst bei Lucilla getan hat.


    Lucilla wuselt also ständig um das Kind herum. Nur macht so ein Kind nicht wirklich viel. Es schläft, es isst, es schläft, es will gewickelt werden, um dann wieder mit dem Essen weiter zu machen. Hätte Lucilla nicht Sklaven, die sich um alles kümmern, wäre es ein sehr hektisches Leben in diesen Tagen. So ist es irgendwann nur noch langweilig. Putzig ist der Kleine wenn er wach ist. Putzig ist er auch wenn er schläft, zumindest für einige Augenblicke, wenn man ihn anschaut wie er so drollig schläft. Dann ist er genau so langweilig wie ein schlafendes Haustier.


    Irgendwann wird es Lucilla dann langweilig. Avarus spaziert durch die Gegend, wozu Lucilla bei der Kälte keine Lust hat. Caius schläft, was Lucilla zwar manchmal auch tut, aber nie sehr lange. Irgendwann gehen ihr sogar die Gesprächsthemen beim Essen mit Avarus aus. Was soll sie schon erzählen, wo sie doch seit Monaten nur auf dem Land herum sitzt? Obwohl es noch nicht Frühling ist, merkt Lucilla, wie die Hummeln in ihrem Hintern zu summen beginnen.


    Als Avarus von seinem kurzen Ausflug zurück kommt, tut Lucilla so, als tue sie etwas. In Wahrheit langweilt sie sich unendlich und starrt Löcher in die Decke.
    "Was ich mache? Oh, ich, ach, du weißt schon. Was Frauen eben den ganzen Tag lang so tun. Davon verstehst du nichts." winkt sie ab. Wie soll sie ihm das auch erklären?
    "Caius schläft." Wie so oft. "Weißt du eigentlich, dass Hungi...garicus in Hispania ist?" Natürlich weiß er das. Vermutlich wusste er es schon lange bevor Lucilla auf dem Land davon gehört hatte. "Er ist da jetzt Proconsul." Auch das ist kaum eine Neuigkeit für den Senator. "Vielleicht könnten wir im Frühjahr mal nach Tarraco, die Familie besuchen, ein paar alte Freunde. Wir könnten in die Taberna gehen, wo du mich aus meinem Officium hin entführt hast." Lucilla lächelt verschmitzt beim Gedanken daran.

  • -hat ein klein wenig vor der Zeit in Rom gehandelt-


    Dem Senator ist es nie langweilig. Wenn ihm die Luft im Haus oder dem angrenzenden Garten zu dünn wird, geht er hinaus in die Haine und Wiesen, um sich zu entspannen oder paar Schritte zu tun. Er versteht nicht, was Lucilla an diesem Leben so unausgefüllt macht. Zwar beginnen auch bei ihm langsam die Hummeln zu fliegen, das hat jedoch andere, politische Gründe.


    Bleibt er zu lange fort, beginnen Neider schnell seine Person zu diskreditieren. Ihm dem vorzuwerfen, was Senatoren und der Adel im Sommer alle tun. Nämlich der Muse auf dem Land nachzugehen. Der Senator hält nicht viel von dieser Art der 'Pause' immerhin ist er nicht aus dem persönlichen 'Liebmiezeln' daher gekommen, sondern ein weit weltlicheres Bündel Hoffnung hat ihn getrieben. Doch mit jedem Monat mehr steigen natürlich auch die Meldungen, die ihn hier auf dem Lande erreichen.


    "Ohja ich weiß. Dazu war ich überrascht, das sich der Stadtmensch Hungarius soweit hinaustragen lassen hat. Naja die Freundschaft zwischen beider Gentes ist schon sehr alt. Zum Glückwunsch habe ich ihm zehn der edelsten Pferde nach Hispanien bringen lassen."


    Und die Konstellation der Macht durchaus gewinnbringend. So hatte die Gens Vinicia mit der Verwaltung der reichsten senatorischen Provinz sowie des Senator Avarus Heimat Germanien zwei gute Trümpfe in der Hand. Die Familie der Germanica steuerte die wohlhabendste kaiserliche Provinz bei, Aegyptus et Alexandria und dazu die Kommunikationswege im Reich durch den Cursus Publicus. Die Macht wäre gefährlich in den Händen besessener Römer. Hier jedoch spielte eine Waage die wichtigere Rolle und unsere Schaale war die Gleiche wie die des Kaisers.


    "Meinst du nicht das wir nach Rom zurückkehren sollten, wir können im Frühling wieder hinaus reisen. Vielleicht Tarraco oder auch Mogontiacum..." :]


    Es hatte ihn lange beschäftigt. Schon Tage sparte Avarus sich diese Frage auf. Traute sich nicht sie zu stellen... 8)

  • "Rom?" seufzt Lucilla in den blauen Himmel über ihnen. Natürlich will sie nach Rom. Tarraco wird immer ihre Heimat bleiben, aber Rom ist ihr zuhause. Trotzdem fürchtet sie sich vor Rom. Die Verwandtschaft würde das Kind sehen wollen, von einem Haus zum anderen würde sie mit dem kleinen Balg tingeln müssen, ihre kinderlosen Freundinnen würden sie meiden, und die Matronen würden nur noch über Kinder mit ihr reden. Am Ende würde sie den ganzen lieben, langen Tag lang mit irgendwelchen Müttern zusammen sitzen und Kinder hüten.


    Es wäre der blanke Horror.


    "Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir warten, bis Caius ein bisschen älter ist. Rom ist eine gefährliche Stadt für so ein kleines Kind. Denk nur daran, wie angreifbar du wärst, erpressbar. Ständig müsstest du an die Sicherheit des Jungen denken wenn du im Senat das Wort erhebst und irgendwem auf die Füße trittst." Was immerhin nicht selten geschieht.
    Lucilla schmiegt sich an Avarus und seufzt noch einmal leise. Sie hat ihren Mann vermisst all die Zeit, in der sie getrennt waren. "Geh du zurück nach Rom, denn Rom braucht dich. Ich werde noch ein wenig mit Caius hier bleiben und bald nachkommen."
    Sie würde sich irgendetwas überlegen.

  • -tadel mich, ich hab das ganz verdrieft-


    Gleich wohl wie der Germanicus es dreht und wendet wie so oft muß er seiner Frau Lucilla Recht geben. Zwar ist es ein Leichtes für gutes Geld treue Gefolgschaften zu kaufen, um Leib und Leben zu schützen, aber auch unter den besten gekauften Männern befindet sich immer ein schwarzes Schaf. Hier fehlt es dem Jungen zudem an Nichts, um auch das sorgenfreie Leben eines Buben zu haben. Er wird andere Kinder gleichen Standes zum Spielen haben und nicht mit den Raufbolden der Subura um die Häuser ziehen, um Blödsinn anzustellen. Sowas bringt ihn sehr in Gefahr und die Eltern zur Verzweiflung. Nein für den kleinen Caius war das Landleben einfach gesünder. Dies ohne die eh einzusehend medizinische Seite zu betrachten. Sie, Mutter und Vater würden voneinander lange Zeit getrennt sein, schmerzlich aber ein römisches Phänomen mit tiefen Wurzeln. Wer in der ewigen Stadt eben etwas sein wollte, mußte Opfer bringen. Die Einen mehr die Anderen weniger.


    "Nur schweren Herzens folge ich deinem Rat. Rom braucht uns und wir brauchen Rom. Ich werde Dir schreiben und im Sommer zu Besuch kommen. Versprochen! Es ist das Beste für eine anständige Entwicklung unseres Sohnes. Auch wenn es uns Beide wieder trennt."


    Er streichelte ihre Wange und wandelte dabei sein bedauerndes Gesicht zu einem Lächeln. Avarus war nunmal kein Hausmann und ihm ging es nie auf, wie ein aktiver Senator apruppt zum Rosenzüchter werden konnte ohne in Depressionen aufzugehen.

  • Sack und Pack stehen bereit. Und nicht gerade wenig. Man könnte fast den Eindruck bekommen, eine komplette Großfamilie zieht um. Aber es sind nur Lucilla und ihr Sohn Caius Germanicus Cossus. Von Großtante Drusillas Landsitz aus geht es mit mehreren Wägen in Richtung Meer und von da aus mit einem Schiff nach Hispania, genauer gesagt nach Tarraco. Natürlich hat sich Lucilla auf das Notwendigste beschränkt, alles andere würde Avarus aus Rom nachsenden können, als LACP kann er immerhin Frachtgut sehr günstig transportieren.


    "Ai, ai, ai, wo ist denn die Mami?" Letztlich hat es auch Großtante Drusilla erwischt. Spätestens seit Cossus mit halbwegs verständlichen Wörtern reagiert und seinen Vertrauenspersonen, erst auf allen Vieren, und nun auch schon zu Fuß, folgt, ist sie dem kleinen Germanikuss verfallen. Ihn an seinen kleinen Händen haltend steht sie hinter dem Kind und wartet geduldig auf jeden wackeligen Schritt, den Cossus in Richtung Lucilla geht. "Ai, ai, ai, da ist sie ja."
    Ein freudiger Quietschlaut quittiert dies seitens Cossus und Lucilla dreht sich lächelnd um. "Ai, ai, ai, da ist ja mein kleiner Schatz!" Sie streicht ihrem Sohn über den Kopf, der daraufhin von Drusilla auf den Arm gehoben wird. "Ach, wir werden dich vermissen, Tante Drusilla! Du musst uns unbedingt besuchen, wenn du Zeit hast."
    "Das werde ich, meine Süße. Dass du mir nur gut auf meinen kleinen Goldengel aufpasst."


    Die letzten Pakete, Körbe und Kisten werden auf die Wägen verladen, dann umarmt Großtante Drusilla noch einmal ihre sie verlassenden Verwandten, zwickt beiden noch einmal in die Backe und entlässt Lucilla und Cossus schließlich in den Reisewagen. Cossus will erst vorne sitzen, beim Kutscher, aber Lucilla überzeugt ihn schließlich mit in Honig eingelegten Datteln, dass er doch lieber bei ihr bleiben möchte. Mit einer süßen Frucht im Mund winkt Lucilla aus dem Fenster hinaus Großtante Drusilla zum Abschied, und auch Cossus winkt mit vollen Backen, dabei jedoch kaum realisierend, dass dies ein Abschied für lange Zeit sein würde.


    :wink:

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