Es würde ein langer Tag werden. Ein seeehr langer Tag. Seiana rieb sich den Nacken und unterdrückte ein Stöhnen. Am liebsten wäre sie heute morgen gar nicht erst aufgestanden, aber das kam nicht in Frage. Ganz egal, was in der Nacht passiert war… Sie unterdrückte ein erneutes Stöhnen, als sie daran dachte, wie erst Firas und dann Katander ihren Rücken malträtiert hatten. Oder war es erst Katander und dann Firas gewesen? Sie wusste es nicht. Es war auch egal. So oder so, heute war sie allein unterwegs. Keine Ophelia, kein Firas, kein Katander und schon gar keine Elena, die sie in der Nacht so schändlich ausgelacht hatte. Dafür würde sie büßen, das hatte Seiana sich fest vorgenommen, und angefangen hatte sie damit, dass sie sie nicht mitgenommen hatte, nicht hierher auf den Markt – auf dem Seiana allerdings selbst gar nicht wusste, was sie hier wollte – und auch nicht später mit in die Thermen – die sie aber erst noch finden musste. Dumm nur, dass Elena gar nicht wusste, was sie vorhatte, weil Seiana heute früh kaum ein Wort gesagt hatte. Und dumm auch, dass Elena das vermutlich überhaupt nichts ausmachte – selbst wenn sie es gewusst hätte –, konnte sie doch die Zeit jetzt mit Katander verbringen. Egal. Irgendetwas würde ihr schon einfallen. Sie war nicht umsonst mit drei Brüdern aufgewachsen und hatte die Jungs zu Hause sauber im Griff gehabt, wann immer einer aufmucken wollte. Nun ja… nicht unbedingt immer im Griff gehabt… Aber sie hatte sich nie etwas gefallen lassen, sie hatte nie geduldet, dass ihre älteren Brüder ihr halfen, und sie war regelmäßig explodiert, wenn sie mitbekommen hatte, dass irgendjemand Faustus auf die Pelle rückte. Und an Ideen, wie sie so manchem eins auswischen konnte, hatte es ihr nie gemangelt. Also würde ihr auch für Elena etwas passendes einfallen. Oh ja. Seiana blieb kurz stehen und streckte sich etwas, was zur Folge hatte, dass ihre Wirbel knackten. Die Thermen. Sie war niemand, der sie oft aufsuchte, keine von den Frauen, die jede zweite Woche dorthin liefen, aber ab und zu… tat es einfach gut. Und nach dem, was gestern Nacht gewesen war, und so, wie ihr Rücken sich gerade anfühlte, war es einfach absolut nötig. Sie seufzte leise und wandte sich einem Stand zu, an dem es Getränke gab. Einen Augenblick überlegte sie, dann bestellte sie sich einen mit Wasser vermischten Fruchtsaft.
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