Forum Pacis | Eine Schankstelle

  • Piso lachte. „Menschen dürfen nicht allzu verwöhnt werden.“, konstatierte er pompös. Er blickte kurz streng in der Taverne sich um, nur um sich dann seinem Freund hinzuwenden. „Ich habe schon von so einem Erbstreitsfall gehört, bei dem es um riesige Ländereien gegangen ist. Der Fall hat sich über fast 80 Jahre dahingezogen. Dann aber hatte der Fall den Wert der ganzen Ländereien verschlungen, und beide Zweige der Familie wurden in die Armut getrieben.“ Er schüttelte den Kopf. „Vieles davon hat auch mit dem komplizierten Rechtssystem zu tun. Mit dieser Erbschaft wurde zweifelsohne kein gutes Werk getan. Sag, Titus, ist dein Bart gewachsen?“, fragte er hintennach. Wer aufmerksam hinhorchte, konnte erkennen, dass Piso vielleicht nicht der fanatischste Bart-Fan war.
    Und er nickte weiterhin, als das Gespräch immer weiter ins Philosophische abgleitete. „Ausgleich klingt sehr gut. Doch viele Menschen versagen darin, sich einen Ausgleich zu tun. Der Imperator scheint aber keine Probleme damit zu haben, hat er sich doch nach Misenum zurückgezogen, um sich zu erholen von seinem sicherlich sehr mühsamen Amt.“ Gut, ein kaiserlicher Beamter und einer, der es bald werden würde könnten sicherlich über ein weniger brisantes Thema sprechen – doch Piso wollte einmal wissen, wie denn Verus zum Kaiser stand.

  • "Der Imperator hat auch ein Anrecht darauf, ab und an mal in Abstinenz von den Intrigen und Machthungrigen zu gehen. Der Kaiserpalast vergiftet zunehmend die Seele, wenn man an seiner Spitze steht, sofern man nicht charakterlich gefestigt ist. Macht erfordert einen klugen Umgang mit ihr, sonst führt sie zu einem unweigerlichen Ende. Der Imperator scheint dies begriffen zu haben und ruht sich nun von diesem teuflischen Spiel aus," sprach er. "Ja, er ist gewachsen. Ein Mann muss ab einem gewissen Alter zu seinem Bart stehen." Er lächelte. "Das Rechtssystem ist nicht schlecht, es regelt das Nötigste und hindert uns Römer an der Barbarei. Wahrscheinlich ist es das Einzige, was uns erhaben macht über die Germanen, Perser oder Sonstigen. Warum hast du eigentlich keinen Bart? Ein guter Römer trägt Bart."

  • “Nun ist es ja so, dass der Imperator in Reichtum lebt. Ist es vermessen, dafür zu verlangen, dass er dafür auch mehr arbeitet als der Rest von uns?“, fragte er, nicht ohne sich schnell zu korrigieren: „Aber vermutlich hast du recht, der Kaiser wird wissen, was er tut. Er ist von den Göttern bestallt, um uns zu regieren.“ Mühsam schluckte er seine Enttäuschung darob hinunter, dass der Kaiser nicht regierte, sondern sich an der Bucht von Neapolis die Sonne auf den Bauch strahlen ließ. „Nun, in Zukunft wirst du wohl häufiger im kaiserlichen Palast sein. Und ich arbeite dort drinnen. Ich bin noch nicht vergiftet. Hoffe ich mal.“, sagte Piso, ein bisschen verwirrt über Verus‘ Kommentar bezüglich des Kaiserpalastes.
    Doch er wandte sich nun dem Bart zu. „Denkst du das? Na ja, Bärte sind ja jetzt in Mode gekommen, man sieht immer mehr Leute mit solchen herumrennen. Den Kaiser zum Beispiel. Aber ich halte es da eher mit den Traditionalisten, die sich rasieren. Na ja, jedem das seine.“, meinte Piso und zuckte die Achseln. „Solange man seinen Bart pflegt, kann man nichts dagegen sagen.“Er seufzte. „Ja, das Rechtssystem ist gut, aber auch etwas verwirrend. Ich werde, so hoffe ich, irgendwann Senator. Und dann werde ich einiges verändern wollen.“, meinte Piso.

  • "Du solltest es beim Alten belassen. Zu viel zu verändern, schadet dem Grundgerüst unserer Nation. Manchmal mögen die Gesetze etwas angestaubt sein aber im Grunde haben sie eine zeitlose Genauigkeit. Gesetze sind eben Gesetze, ob sie nun sinnvoll sind oder nicht. Man braucht sie. Ohne sie geht es nicht und sie abzuändern, würde ihre Aussagekraft schwächen."


    Verus strich sich durch seinen modischen Bart. Wo blieb nur der Wein?


    "Richtig. Jedem das Seine. Wir sind frei in all unseren Taten, sofern wir niemanden anderen damit schaden. Ein schlechter Bart ist wohl nur ein Eigenschaden und für niemanden anderen schädlich."


    Das Kaiser-Thema war für Verus abgeharkt. "Hoffen wir's, dass du noch nicht verdorben bist," scherzte Verus und klopfte Piso auf die Schulter.

  • „Hm, darum geht es ja. Ich will keine Gesetze ändern, und, bei den Göttern, keine wegstreichen. Nein, ich will welche hinzufügen.“ Innerlich sah er schon die Plakette vor seinen Augen – Flavius Piso, der große Gesetzgeber seiner Zeit. Das wäre nicht schlecht. „Es gibt einige Gebite, wo neue Gesetze vonnöten sind. Bei der Verwaltung zum Beispiel, sage ich dir... so viel ist ungeregelt und dem Wohlwollen von Beamten überlassen...“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Man muss verändern, um zu bewahren.“, kramte er eine alte Weisheit raus.
    Bezüglich des Bartes hob Piso ganz leicht eine Augenbraue. „Ein ästhetisch nicht ansprechendes Erscheinungsbild schadet dem Betrachter! Es erzeugt Augenkrebs, ach Herrje!“ Er kniff seine Augen zusammen, nur um sie dann weit zu öffnen. „Ein grauenhafter Bart ist schreckenserregend zum anschauen!“ Er amtete aus und grinste leicht.
    „Hoffen wir’s.“, wiederholte er einfach.
    „Ah, schau da drüben!“, meinte er plötzlich. „Ich glaube unser Wein kommt.“ Die üppige Kelnnerin von vorhin kam mit zwei prachtvollen Krügen dahergewackelt. Der daarin plitschelnde Wein erzeugte einen gar köstlichen Klang.

  • Verus griff sich seine Kanne und schaute Piso kritisch an. Hatte dieser gerade seinen Bart kritisiert? "Meinst du meinen Bart?" Er lächelte.


    "Beamte brauchen aber auch diese Freiheit. Unser Imperium ist zu groß, um alles zu regeln, vorallem von Rom aus. Wir brauchen genügend Freiheit in der Verwaltung, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Natürlich muss es einen Rahmen geben, den es ja auch gibt."
    Er schenkte sich einen Schluck in den mit Glasur, die nun mehr fad im Licht funkelte, versehenen Tonbecher ein. "Ein Bart-Gesetz wird die Verwaltung wohl nicht verbessern, Aulus." ;)

  • „Natürlich meine ich nicht deinen Bart! Du pflegst deinen gut, daran kann man nichts kritisieren. Ich denke vielmehr an die Bärte, die die Barbaren Germaniens zur Schau stellen.“ Er machte eine abwehrende Handbewegung, um jeden Zweifel an der Richtigkeit seiner Worte verstummen zu lassen, war aber froh, festzustellen, dass Verus schmunzelte.
    Er hörte sich an, was Verus zu sagen hatte, was ein Gesetz zur Regelung von beamtlicher Ermessensfreiheit anging. „Vielleicht hast du recht, aber oftmals habe ich das Gefühl, dass manche ungestraft wahnwitzige Entscheidungen treffen können. Vielleicht sehe ich das auch falsch.“ Er wollte nicht allzuviel auf diesem punkt herumhacken. Piso, der Gesetzesgeber, das war Zukunftsmusik. Jetzt sollte er sich erst mal auf seinen Beruf konzentrieren. Vielleicht war auch bei ihm bald eine Beförderung nah...
    Die Schankmaid gab ihnen den Wein. Auch Piso schenkte sich ein und wollte schon anstoßen, da gab Verus einen witzigen Kommentar von sich. „Hehe!“, grinste Piso. „Nur noch Männer mit Bärten dürfen Curator Kalendariis werden. Das wäre mal sinnvoll. Zum Wohl.“, er hielt seinen Becher hoch.

  • "Gut...sonst wäre es auch böse für dich ausgegangen! Meinen Bart beleidigt niemand!" Verus lachte leicht und nahm dann seinen Becher zum Wohle.


    "Bei Baccus auf dein Wohl!" Er stürzte den Becher in alter Soldatensitte herunter und füllte sofort auf. "Viele Beamte treffen wahnwitzige Entscheidungen und viele sind auch nicht vor Korruption gefeilt. Es kommt immer auf die Person an, Aulus. Es gibt aber auch gute Männer in guten Positionen."

  • „Das will ich auch jedem geraten haben! Deine Schwerthiebe habe ich ja schon erleben müssen!“ Die massiven Hiebe, die Piso damals in Misenum ja nur gerade so abhalten hatte können, lagen ihm noch immer im Magen.
    „Danke! Auf dich ebenfalls!“, rief Piso, und auch er kippte sich sein Getränk in seinen Schlund hinein. „Ahhh! Das hat gut getan!“, rief er, als er absetzte.
    „Das hoffe ich sehr, und vieles in unserem System ist auf der Vorraussetzung basierend, dass es nur gute Männer gibt im Beamtentum... aber sicher gibt es auch korrupte Schweine. Gut, dass wir Leute wie dich haben, um sie auszuräuchern.“ Sein Grinsen zog sich von einem zum anderen Ohr. „Ich sage dir, für so einen Wein würde aber sogar ich mich zu sowas hinreißen lassen. Ist er nicht köstlich?“

  • "Ich werde mein Bestes geben," floskelte Verus dahin als er erneut den Becher zum Sturze anhob. "Ja, das ist er. Und nun lass' uns ihn bei Baccus aufbrauchen!" Er lachte und trank hastig den erneuten Schluck aus.

  • “Bei Bacchus!”, brüllte Piso zurück und gurgelte seinen Wein hinunter. Er musste in seinen früheren Leben eine Reblaus gewesen sein, denn sonst wäre seine Sehnsucht nicht so groß nach einem Wein. :D Er stimmte ins Lachen ein. Der Alkohol half dabei durchaus. Piso war selber über sich erstaunt, was für große Schlücke er trinken konnte,als er in seinen leeren Becher hineinschaute. Er war halt durch bittere Erfahrung gestählt. Und ergriff sogleich die Krüge, um nochmals bei ihm und Verus einzuschenken. Der Wein, der aus der Tülle rann, schien gleich nocheinmal so fröhlich zu perlen wie gerade vorhin. „Wir brauchen einen Trinkspruch!“, meinte er. „Du zuerst, worauf stoßen wir an?“

  • "Auf die römische Res publica!" - rief Verus. "Auf uns!" Verus klopfte auf den Tisch. "Auf Rom!" Verus trank aus und warf den Becher an die Wand. "Bei Bacchus!" Verus setzte sich wieder und ließ sich einen neuen Becher reichen. Die alten Sitten hatten ihn übermannt oder war es der Wein? :D

  • Auch Piso fühlte sich nun bemüssigt, Trinksprüche auszugeben. „Auf die Götter!“, rief er. „Auf die Schönheiten des Lebens!“ Er leerte seinen Becher. „Auf die Aerodynamik!“, brüllte er und warf den Becher ebenfalls lachend an die Wand. Auch er hatte schon ein bisschen was erwischt. Er sackte zurück und grinste Verus an.
    „Ich brauche jetzt wohl auch einen neuen Becher, hm?“, sagte er zur Schankmaid, auf die Scherbenhaufen deutend. Seinen Zeigefinger streckte er auf den Sauhaufen hin, den die beiden angerichtet hatten. Wenn er so weitermachte, bekam er wohl in allen Schenken Roms Hausverbot. Mit teilnahmslosen Gesicht händigte sie auch Piso einen Becher aus.

  • Das Gesprächsthema wurde rabiat gewechselt, auf ein Thema, welches Piso hätte erwarten sollen. Gut, dass er schon getrunken hatte, so fiel es ihm leichter, zu reden.
    „Ach, Titus... du hast eine hübsche und vollkommen nette Tochter... aber auch schüchtern. Ich weiß nicht, ob ich richtig zu ihr vordringe?“ Für einen selbsternannten Damenverführungskünstler ein Eklat. „Ich weiß nicht, ob ich alles richtig mache. Sie ist so anders als alle Mädchen, die ich bisher kennen gelernt habe... ich kann sie nicht so recht fassen.“, meinte er, etwas unbeholfen.
    „Weißt du, was ich meine?“

  • Verus nickte. "Wenn du sie liebst, wirst du irgendwann wissen, was zu tun ist. Es kommt einfach aus dem Moment heraus. Die Götter unterstützen wahre Liebe." Er nickte ernst. Er war ein Mann, der nicht direkt an die Kulte glaubte aber an der Existenz der Götte hegte er keinen Zweifel, sonst wäre das Leben ja auch sinnlos.

  • „Wahre Liebe, ja, ein großes Wort...“, machte Piso. Nachdenklich blickte erst einmal Verus an. „Ach, Titus.“, brachte er dann hervor. „Wenn du die Wahrheit sagst, dann unterstützen die Götter sicherlich meine Liebe. Doch... wie kann ich wissen, dass Serrana meine Gefühle erwidert? Ich meine... ich bin mir so unsicher... verdammt! Was, wenn sie mich innerlich verabscheut? Und sich nur bereit erklärt, mit mir etwas zu tun zu haben, weil sie denkt, sie müsse es dir recht machen, Titus? Ich weiß ehrlich nicht, was ich tun soll, ich werde überrollt...“, klagte Piso und stürzte einen Schluck Wein hinunter, in einem zu scheitern drohenden Versuch, die Contenance nicht zu verlieren. „Wie soll ich wissen, dass sie so über mich denkt, wie ich es über sie tue? Schlaflose Nächte bereitet mir das!“

  • Verus lächelte. Das Übliche also.
    "Du musst sie einfach fragen. Gewisstheit ist besser als Ungewissheit. Mehr kann ich dazu nicht sagen."


    Er klopfte auf den Tisch und bestellte somit einen neuen Krug Wein für sich.

  • Sie fragen! „Sie fragen? Oioioioi... ihr Götter, ihr Götter...“ Er blickte sehr unglücklich drein. „Das ist schwer... das ist sehr schwer, weißt du das? Natürlich weißt du das.“ Er ergriff einen Becher Wein und trank aus. „Ich werde sie sowieso noch bei euch besuchen kommen. Und bevor ich sie meiner Familie vorstelle, werde ich vielleicht einen Ausflug mit ihr machen. Aufs Land. Oder so.“ Er senkte seinen Blick ochsenhaft. „Manchmal kann die Gewissheit auch sehr schmerzend sein... und stell dir vor, in was für eine Position ich sie bringe, wenn ich sie das frage! Am Ende kann ich ihr nicht mehr unter die Augen kommen! Oder ich mache einen Fehler, und... Götter, Götter!“ Er trank abermals aus.
    „Und ich habe mir gedacht, ich bin so ein toller Obermacker...“, murmelte er selber in sich rein.

  • Verus schüttelte leicht mit dem Kopf. "Gewisstheit ist weitaus wichtiger als Zweifel. Frag' sie oder lass' es sein. Jedoch wirst du so nie ihre wahren Gefühle erfahren." Er nickte ernst und zupfte unterstreichend seinen Bart. "... oder willst du etwa dein Leben weiterhin in Zweifeln verbringen?"

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