"Etwas mehr als achtundfünfzig aurei, mh... Das ist weniger, als ich vermutet hatte", kommentierte ich zu Pyrrus gewandt den Brief des Duccius Verus. "Du hast es gehört. Veranlasse die Zahlung an die Stadtkassse der Stadt. Aber zuerst verfasse ein Antwortschreiben: Ich danke dir für deine freundlichen Worte und deinen Einsatz. Männer wie dich braucht der cultus. Wenn dich dieses Schreiben erreicht, sollte die Stadtkasse Mogontiacums die übermittelte Summe bereits erhalten haben. Ich bin stolz darauf, an diesem Projekt, wenn auch nur als Sponsor, mitgewirkt zu haben. Der eigentliche Dank für den reibungslosen Ablauf und die Organisation wie Überwachen allerdings gebührt dir, und du sollst wissen, dass ich hier in Rom dafür sorgen werde, dass man im cultus davon weiß, wem die germanische Hauptstadt ihre schönen neuen Tempel zu verdanken hat." Ich runzelte die Stirn, nahm den Papyrus in die andere Hand und dachte nach. "Meiner Familie geht es prächtig, ich danke deiner Nachfrage. Mein Neffe Titus Ursus hält inzwischen ein Sitz im Senat, und mein Mündel Laevina ist nun die Frau des amtierenden consul Tiberius Durus. Wie ich hörte, befinden sich auch die Deinen wohl. Ein Verwandter von dir, Titus Vala, war vor kurzem bei mir vorstellig geworden. Er schien verwundert, im Großteil Gutes von mir über deine Familie zu hören, selbst als ich ihm versicherte, dass ich bisher schlichtweg keinen Grund zur Klage hatte. Ich überlege, ihn als scriba personalis zu beschäftigen, da er nach eigenen Angaben auf der Suche ist. Ich beabsichte überdies, im kommenden Amtsjahr erneut zum aedilis curulis zu kandidieren, um meine lückenbehaftete Präsenz der letzten Amtszeit wett zu machen. Doch genug von mir - wie ergeht es euch im kalten Germanien? Gewiss liegen Berge von Schnee. Ich hörte auch, dass dein Verwandter und mein subauctor Lando Vater geworden ist. Bitte übermittle ihm doch meine herzlichsten Glückwünsche. Meiner Frau und mir war ein solches Glück bisher nicht vergönnt, doch wir arbeiten daran. Was du mir über deine Schülerin berichtest, klingt vielversprechend. Sorge nur dafür, dass sie weiterhin emsig und fleißig ist, dann bin ich mir sicher, dass sie mit deiner Hilfe eine Koryphäe auf ihrem Gebiet wird. So denn will ich schließen. Ich danke dir nochmals herzlich für die Zusammenarbeit und bitte dich, mir umgehend mitzuteilen, wenn ich mich bei dir revanchieren kann. Möge deine Familie von den Göttern mit Wohlwollen betrachtet werden. Hast du das?" Pyrrus nickte und sortierte das eben beschriebene Dokumente nach unten in den Stapel ein, den er auf seinem Schoß trug.
"Gut. Der nächste geht an meinen Patron. Gruß und Segen aus der urbs aeterna sende ich dir, patronus. Wie ich hörte, befandest du dich auf einer Inspektionsreise durch Germania. Ich hoffe, du bist inzwischen wohlbehalten wieder zurück und hast keinen Grund zur Klage. Ich lege dir eine Ausgabe der Acta bei, die dich sicherlich vor den üblichen Abschriften erreichen wird, und will dir ein paar Neuigkeiten berichten. Über den Kaiser hört man letztens kaum noch etwas. Genauso allerdings von Vescularius. Ich frage mich, ob dies die Ruhe vor dem Sturm darstellt und worauf wir uns gefasst machen müssen. Der Acta kannst du entnehmen, dass es darüber hinaus letztens viele Ernennungen am Kaiserhof gegeben hat. Die Kanzlei ist so voll besetzt wie nie. Wenn du mich fragst, schart Aelius Quarto Verbündete um sich. Es geht gar das Gerücht, dass es ein Treffen mit den Flaviern gegeben hat. Zweck und Absicht sind allerdings unklar. Ich werde beobachten, wie sich die Dinge weiter entwickeln. Mein Mündel Laevina hat inzwischen Tiberius Durus geehelicht, und eine weitere Verbindung zum Hause Tiberia steht an. Manius Orestes hat auf der Hochzeitsfeier seine sponsalia mit Tiberia Arvinia bekannt gegeben, und mein Neffe Ursus, der inzwischen einen Sitz im Senat hält, plant, Tiberia Septima zu heiraten. Auch wenn ich vermute, dass deine Pflichten dich abhalten werden, so bist du doch bereits jetzt recht herzlich zu den Feierlichkeiten eingeladen. Mein anderer Neffe, Tiberius Avianus, wird in Kürze seine Amtszeit als quaestor consulum abgeschlossen haben. Für die kommenden Wahlen gedenke ich selbst, erneut zum Ädil zu kandidieren. Meine krankheitsbedingte, lückenbehaftete letzte Amtszeit war wenig befriedigend, sowohl für Rom als auch für mich selbst. Daher halte ich diesen Schritt für richtig. Gemeinsam mit mir will auch mein Verwandter Publius Imbrex kandidieren, allerdings zum vigintivir. Ich bitte dich, ihn nach Kräften zu unterstützen. Trotz seiner jungen Jahre zeigt er doch ein unerschütterliches Selbstvertrauen und eine Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, die honoriert werden sollte. Ein Verwandter meiner Frau Celerina will ebenfalls kandidieren. Sein Name ist Flavius Piso, und ich habe auch ihn als sehr selbstbewusst und engagiert kennen gelernt. Beide Männer möchten übrigens Eintritt in ein stadtrömisches Priestercollegium finden und beweisen damit nochmals soziales Engagement. Ich bitte dich, auch ihn zu unterstützen. Doch nun genug von mir. Wie ergeht es dir und deiner Frau im kalten Germanien? Sicher habt ihr viel Schnee in diesem Jahr. Ich hoffe, dass sich wenigstens die Aufstände an den Grenzen des Reiches in Grenzen halten. Dein Klient Duccius Vala war übrigens kürzlich bei mir. Ich überlege derzeit, ihn nicht als scriba einzustellen. Nun denn, hast du Anweisungen oder Aufträge für mich? Dann will ich ihnen gern nachkommen. Die Götter mögen über dich und deine Familie wachen und euch ein gutes Jahr bescheren." Pyrrus sortierte auch dieses Schreiben nach unten. Zwei weitere Diktate an Klienten in Germanien folgten, ebenso einer an den Verwalter des mogontinischen Hauses, dann winkte ich Pyrrus, und er legte die Schreiben vor mir ab, damit ich sie unterschreiben und Siegel konnte. Irgendwann später am Tage würde sie jemand zur Poststelle bringen.