balneum | Von Katzen und Mäusen

  • Grinste dieser unverschämte Kerl etwa? Ja, er tat es! Er machte sich lustig über mich! Mein Gesicht verfinsterte sich. Sein Glück, daß er sofort mit dem Ankleiden begonnen hatte! Ich mußte gestehen, er stellte sich gar nicht so dumm dabei an. Doch was sollte der Gürtel in meiner Hand? Er reichte mir den Gürtel, statt ihn mir selbst anzulegen. Fragend sah ich ihn an. "Was soll ich damit? Und warum grinst du so???" fragte ich und wurde mit jedem Wort lauter. Der Sklave lief Gefahr, meinen ganzen Zorn herauf zu beschwören. Da nütze ihm auch die zuckersüße Fragerei, wie ich meine Haare haben wollte, nichts! "Willst du mich hier für dumm verkaufen, Sklave?" brüllte ich schließlich. Wenn Blicke töten könnten, wäre er längst tot gewesen. "So, wie ich sie immer habe, du Nichtsnutz!" sagte ich scharf. Ich verstand nicht, worauf er noch wartete? Waren meine Anweisungen nicht deutlich genug? Sprach ich am Ende vielleicht einen der seltenen Dialekte, denen man nur im hinteren Teil des Alpesgebirges mächtig war? Nun gut, ein Außenstehender hätte mich sicher als sehr schwierig beschrieben.


    Indes ließ sich Ylva seeeeehr viel Zeit. :D Sie hatte es überhaupt nicht eilig! Die Früchte, die sie ihrer Herrin bringen wollte, mußten erst noch gepflückt werden! "Die kann misch mol gern habbe, die dabbisch Gluck!" hatte sie vor sich her gemurmelt. Bei ihrem erneuten Stelldichein mit ihrem neuen Sklaven wollte Ylva auf keinen Fall stören. Daß nun genau dieser neue Sklave sich so sehr nach ihr sehnte, konnte sie nicht ahnen. Hätte se es allerdings gewußt, hätte sie sich noch langer Zeit gelassen. :P

  • 'Bei den Göttern,' dachte Chimerion, 'diese Frau ist ja eine Xanthippe. Kein Wunder, dass sie keinen Mann abbekommt, und jene, die sie bekommt, werden bald dem Feuer übergeben'


    Sein Gesicht wurde todernst, als er sich bückte und ihr den Gürtel um die Hüften legte. Dann deutete er auf den Stuh mit dem gekreuzten Beinen neben dem Beistelltisch, auf dem verschiedene Utensilien wie Haarnadeln, Duftwässerchen und Bürsten lagen. Das alles brauchten seine Haare nicht.
    Mit ein wenig ungeschickten Fingern machte er sich zuerst mit einer Bürste daran, ihre Haare zu büsten, bis diese samtweich waren.
    Dann ging er daran, die Haare mit den Haarnadeln hochzustecken und das Gebilde ihrer Frisur zu formen.


    Während dieser Beschäftigung dachte er daran, bei der nächsten Gelegeheit Kopfschmerzen zu haben, sollte sie ihn in ihre Kammer rufen. "Verzeih mir, Herrin." Mehr sagte er nicht, obwohl er fand, dass sie wütend noch schöner war. Allerdings war das kein Grund, sie immer wütend zu sehen.


    Schließlich hielt er den polierten Silberspiegel hin, damit sie sich betrachten konnte.

  • Hätte ein Außenstehender meine guten Eigenschaften beschreiben sollten, hätte er davon berichten können, wie schnell sich meine Wut nach einem cholerischen Anfall wieder verzog. Die Zornesröte in meinem Antlitz blieb nicht lange und auch der finstere Ausdruck milderte sich bald schon. Es bescherte mir eher Amüsement, zu sehen, wie der Zorn nun in Chimerion aufzusteigen begann. Was hätte er wohl getan, wäre er nicht an sein Schicksal als Sklave gebunden gewesen? Im Moment jedenfalls schluckte er seinen Zorn so gut es ging hinunter. Doch sein ernstes Gesicht verriet ihn. Ein Vorbild an Körperbeherrschung! Doch meine Gedanken rangen sich weiterhin um die Frage, was wäre wenn. Was, wäre er an meiner statt? Trieb ich dieses Spiel mit ihm bereits zu weit? Es bereitete mir aber einen solchen Spaß! Ich konnte nichts dagegen tun.


    Ich nahm auf dem Stuhl Platz, den er mir angedeutet hatte und harrte der Dinge die da kamen. Ein wenig ruppig ging er schon vor, als er sich an meinem Haar zu schaffen machte. Mit der Bürste in der Hand, kannte er kein Erbarmen den Haaren gegenüber, die sich etwas ineinander verknotet hatten. Doch ich hielt dem Stand und ließ auch keinen Ton verlauten.
    Dann versuchte er sich mit den Haarnadeln. Damit schuf er ein Gebilde auf meinem Kopf, dessen Ausmaße ich nur erahnen konnte. Meine Erwartungen diesbezüglich setzte ich recht niedrig an. Was konnte ich von einem ehemaligen Leibsklaven eines Centurios schon groß erwarten? Das er mir die neuesten Frisuren, die derzeit in Rom in waren, stecken konnte? Wäre das der Fall gewesen hätte ich ihn zu Vidalus geschickt. Dort hätte er mir sicher noch einiges eingebracht.
    Nachdem er nicht mehr an meinem Haaren herum zupfte, konnte ich davon ausgehen, daß sein 'Werk' vollendet war. Gespannt blickte ich in meinen Handspiegel, den er mir reichte und besah mich.
    Meine Mundwinkel zuckten und ich konnte nicht mehr. Ich brach in schallendes Gelächter aus. Die Frisur war wirklich grauenvoll. Sobald Ylva wieder aufgetaucht war, mußte sie für eine neue Frisur sorgen. Doch im Augenblick fand ich es einfach nur amüsant.
    "Du wirst mir noch viel Spaß bereiten, davon bin ich überzeugt!" Ich konnte mich kaum halten vor lachen. "Du darfst jetzt gehen! Ich erwarte dich heute Abend in meinem cubiculum! Ach ja, und wenn du Ylva siehst, schick dieses Scheusal zu mir!" Mit einer knappen Handbewegung entließ ich ihn aus meinen Fängen. Ich mußte zugeben, er hatte sich wacker geschlagen. Dies bestätigte mir einmal mehr, einen guten Kauf getätigt zu haben!

  • "Natürlich, Herrin", Chimerion verbeugte sich leicht und ging das aus dem Balneum hinaus. Scheinbar würde er nie wieder die Aufgabe bekommen, seine Herrin zu frisieren, aber wozu gab es denn weibliche Sklaven?
    Zumindest verstand Celerina Spaß, ihre Wut war verflogen wie die Wolken an einem stürmischen Herbsttag, jetzt schien wieder die Sonne, zumindest vorübergehend.
    Chimerion war mit heiler Haut aus der Sache herausgekommen, wobei die Vorstellung, mit zwei Frauen im Bad zu sein, durchaus seine Vorteile hatte. Jetzt hatte er wenigstens etwas zu erzählen, wenn er seine neue Unterkunft aufsuchte.

  • Ich konnte mich eines Grinsens nicht erwehren, als ich dem Sklaven nachsah, als er erleichtert das balneum verließ. Wie gerne hätte ich gewußt, was in seinem Kopf vorging. Ich für meinen Teil hatte großen Spaß mit ihm gehabt, so wie meine Katze ihn verspüren mußte, wenn sie mit einem ihrer Opfer spielte, bevor sie ihm den tödlichen Biß versetzte. Dieses Spiel mußte vielleicht grausam wirken, doch stärkte es das Aufmerksamkeitsvermögen der Katze. Ganz selten kam es auch vor, daß sie ihre Maus entwischen ließ. Dieser Gnadenakt sollte die Maus lehren, in Zukunft wachsamer zu sein!


    Ich hatte meine 'Maus' auch entwischen lassen. Aber wer weiß, vielleicht war dieses Spiel noch gar nicht zu Ende! Heute Abend schon konnte es fröhlich weiter gehen... 8)


    Doch vorerst wartete ich auf Ylva, die es ihrerseits gewagt hatte, mit mir zu spielen.

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