Christianern auf der Spur

  • Als ich den Auftrag erhalten hatte, da hatte ich mir diese ganze Sache irgendwie spektakulärer vorgestellt... Jetzt ging es auf Mitternacht zu, und ich hockte schon seit Stunden in unbequemer Position, verborgen in einem Ochsenkarren, den wir an einer Kreuzung in Trans Tiberim zwischen anderen Fuhrwerken abgestellt hatten, und beobachtete das Haus schräg gegenüber. Es gehörte einem Sattler, der sich in der Vergangenheit mehrmals verdächtig gemacht hatte, der Christianer-Sekte anzugehören. Einmal war er sogar verhaftet worden, hatte eine Zeitlang im Carcer der CU gesessen, war dann aber wieder freigekommen. Vielleicht fand sich hier etwas, dem man nachgehen konnte... Irgendwo musste man ja anfangen. Schon unheimlich, der Gedanke dass diese Leute ihr geheimes Netzwerk über die ganze Stadt geknüpft hatten, und Pläne gegen das Imperium schmiedeten.
    Ich fröstelte. Kühl war es geworden, ich trug Zivil und wünschte mir meine warme wollene Militärpaenula herbei. Vorsichtig streckte ich kurz den Kopf durch die Plane und hielt Ausschau nach Musca - er war vorhin losgegangen um etwas essbares zu besorgen. Hoffentlich fand er noch was um die Zeit. Aber Musca war noch nicht wieder in Sicht. Die Strasse lag dunkel und verlassen da, und auch in dem Haus des Verdächtigen brannte kein Licht. Ich unterdrückte ein Gähnen, und richtete mich auf langes, langes Warten ein.


  • Die Stadt lag in tiefem Schlaf. Nur eine Katze strich durch die Strasse, auf weichen Pfoten, unterwegs in ihren eigenen Geschäften von denen ich nicht wusste. Dann näherten sich Schritte, die Plane wurde zurückgeschlagen und Musca schwang sich in den Karren.
    "Und, war was?", fragte er mit gedämpfter Stimme
    "Nein. Alles ruhig. Schlafen alle. Ausser uns."
    "Mhm. Hier."

    Er wickelte aus einem Tuch zwei Gebäckstücke aus und reichte mir eines.
    "Danke." Ich biss hinein, es war so eine Art Kuchen, rund, mit einem Loch in der Mitte und sehr süss. Zu süss bei den ersten Bissen, dann gewöhnte man sich daran.
    "Auch Sektierer schlafen halt.", bemerkte Musca kauend.
    "Scheint so."
    Wir schwiegen lange. Bis ich irgendwann fragte:
    "Meinst Du es ist wahr? Dass sie Blut trinken? Also Menschenblut."
    Musca war ja viel älter als ich, wirklich ein Veteran, er kannte die Menschen und wusste über vieles Bescheid. Aber da zuckte er nur die Schultern. Ich konnte die Bewegung erahnen.
    "Keine Ahnung. Kann mir nicht vorstellen, dass das schmeckt."
    "Nein...Vielleicht ist es Gewöhnungssache. Wie bei Posca."
    "Kann sein. Hm. Hat man ja auch über die Parther gesagt."
    "Dass sie Blut trinken und so?"
    "Mhm."
    "Stimmt. Aber gesehen hab ich das nie. Du?"
    "Nein."

    Wieder schwiegen wir, beobachteten die leere Strasse, das dunkle Haus.
    "Musca?"
    "Mhm?"
    "Weisst Du was das bedeutet wenn man von Hunden träumt?"
    "Spürhunde oder Wachhunde?"
    "Eher... Hetzhunde."
    "Hm. Das bedeutet, Du musst Dich in Acht nehmen, sonst droht Dir ein hitziges Fieber. Oder dass Du Feinde hast die Dich verleumden. Oder, hehe, wenn sie rot sind, sagt es Dir ein zügelloses Weib als Geliebte voraus."

    Ich erschrak.
    "Oh. Sie sind eher dunkel. Sehr dunkel. Aber sie haben rote Zungen."
    "Geh lieber zu einem Traumdeuter."
    "Ich weiss nicht..."
    "War da nicht was? Da bei der Türe."
    "Nur eine Katze..."

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