Triclinium | Convivium Octobris

  • Abgebrüht waren viele Römer mittlerweile, aber Soldaten waren nun mal ein ganz besonderer Schlag, einerseits töteten sie, ohne mit der Wimper zu zucken – meistens jedenfalls – dann wiederum waren sie abergläubischer als jede Waschmagd vom Aventin. Und Marcus war in dieser Hinsicht nicht anders, denn er hatte seinen Weg wie jeder andere Soldat gemacht, über den campus und durch die Kasernen – wie es eben zu seiner Zeit sowohl für Patrizier und auch für Plebejer üblich gewesen ist und er damals keine Ausnahme gebildet hatte. Heutzutage – und es waren nur wenige Jahre seit seinem Eintritt vergangen – schien das ganz anders zu sein, Marcus war jedoch froh um all diese Erfahrungen. Nun, sie haben ihn jedenfalls geprägt, wenngleich nicht ganz so sehr, wie manch einen der Mitsoldaten.


    „Wenn ein Römer friedvoll verstirbt oder eines natürlichen Todes, dann ist es auch etwas anderes, als wenn eine ruchlose Tat ihn ins Elysium reißt. Dann sind die Geister sicherlich zorniger und schwerer zu besänftigen, hm? Ich bin auf jeden Fall froh, daß Du das Ritual vollführt hast.“
    Und sogar sehr gut, Marcus hatte sich danach wirklich sicher gefühlt und gemerkt, daß der Aurelier wußte, was er tat und ein tiefes Verständnis für die Mysterien besaß.
    „Ja, in der Tat, er wurde identifiziert. Es handelt sich leider um einen Mann aus gutem Haus, Octavius Cato, der bei den letzten Wahlen angetreten ist. Er schien wirklich vom Unglück verfolgt zu sein, denn am selben Tag als er seine Niederlage im Senat erfuhr, wurde er heimtückisch ermordet. Hoffentlich hat seine Seele in die elysischen Felder gefunden.“
    Marcus schwieg einen Moment als er daran dachte, daß er dem Vater die Nachricht überbringen mußte, er haßte diese Aufgaben und fand sie zunehmend belastender. So sah er sinnend auf den Fisch, der ihm bereits mundgerecht zerteilt wurde und nickte dem Sklaven, der das tat, nur zerstreut zu. Erst als der Honigwein, den er auch von einem Sklaven bekommen hatte, seine Lippen benäßten, holte dies ihn wieder in das Weltliche zurück und zu den wunderbar duftenden Speisen.


    „Eine tragische Angelegenheit!“
    , fügte Marcus an und ließ einen Happen von dem Fisch mit der Pastete in seinen Mund wandern. Hm, man konnte ja den Tiberiern viel nachsagen – oder auch nicht – aber auf jeden Fall nicht, daß sie keinen Geschmack hatten oder ihren Koch falsch gewählt. Marcus ließ die Speise auf seiner Zunge zergehen, ganz langsam und genußvoll – er hatte in den letzten Tagen auch bittere und harte Askese leben müssen, so jedenfalls nach seinem Empfinden – dann nahm er gleich noch einen zweiten Bißen und einen Dritten hernach.
    „Wundervoll und absolut vorzüglich die Vorspeise, werter Tiberius.“
    , erwiderte Marcus mit ehrlichem Ton. Ehe er sich wieder seinem Tischgenoßen zuwandte.
    „Darf ich fragen, warum Du den Weg in den cultus deorum gewählt hast, Aurelius?“

  • Nun endlich fiel auch Durus wieder der Sprachfehler des Flaviers auf. Im Eifer des Gefechts hatte er ihn bei dessen Ankunft kaum bemerkt. Dafür machte er sich nun umso mehr Sorgen - ob er recht krank war? Er hatte ihn auch schon längere Zeit nicht mehr im Senat gesehen...


    Er beschloss jedoch, diese Angelegenheit zu überspielen, um Gracchus nicht blos zu stellen. Stattdessen antwortete er einfach


    "Es gab in letzter Zeit einiges zu besprechen. Aelius Quarto möchte offensichtlich, wie er bereits angekündigt hatte, unsere Gesetze einer kritischen Prüfung unterwerfen. Die Gesetze gegen Wahlbetrug wurden bereits angegangen, ebenso Fragen zur Advocatio Imperialis."


    Er blickte zu Quarto hinüber. Er hatte zwar schon gerüchteweise gehört, dass die Flavier den Aeliern nicht allzu wohlgesonnen waren (hatte Furianus das nicht auch in seinem Brief angesprochen?), doch er nahm dies nicht allzu ernst und versuchte daher einfach, den Consul auch einzubeziehen.


    "Müssen denn noch weitere Gesetze Dein prüfendes Auge fürchten, Aelius?"

  • “Nicht fürchten, nein, nein. Aber es gibt sicherlich noch mehr, was zumindest eine kritische Überprüfung durch den Senat wert wäre. Es wird in meiner Amtszeit bestimmt noch weitere Initiativen von meiner Seite aus geben. Wie umfassend die Beratungen des Senats werden, hängt aber natürlich auch davon ab, wie viel von besonders eifrigen und kreativen Senatoren in Frage gestellt wird.“


    Er schenkte seinem Gastgeber ein viel sagendes, aber durchaus wohlwollendes Lächeln. Es war deutlich, dass die letzte Bemerkung auf Tiberius Durus selbst gemünzt war.

  • "In jedem Fall ist das eine sehr begrüßenswerte Initiative, dass du Gesetze auf den Prüfstand stellen möchtest", wandte sich Macer zustimmend an den Consul. "Die ersten Debatten haben ja schon gezeigt, wie groß der Bedarf an Klärungen und möglichen Änderungen ist."


    Ohne Cursus Iuris und ohne Praetur konnte Macer dabei zwar weit weniger mitreden als die ehemaligen Praetoren, aber die Debatten würden auch so sicher nicht langweilig werden, hatte er schon gemerkt.

  • Kaum hatte ich Platz genommen, zur Rechten der Purgitia und zur Linken von Orestes, wurde der erste Gang aufgetischt. Ich ließ es mir schmecken und lauschte derweil den Gesprächen. Êine Weile später traf Gracchus ein, und er hatte Aristides mitgebracht. Kurz überlegte ich, ob er wohl inzwischen fest unter der Pantoffel seiner Angetrauten stand. Orestes und er schienen sich bereits näher zu kennen und redeten über irgendein Ritual, das er wohl vollzogen hatte. Macer, Durus und Quarto befanden sich gerade im Gespräch über die Dinge, die Quarto noch ansprechen wollte. Nachdem ich die beiden Flavier kurz begrüßt hatte, sann ich darüber nach, dass es bis zu meinem Konsulat noch weit hin war. Ich hatte nicht vor, allzu schnell den Berg hinaufzustürmen, nur um dann oben festzustellen, dass ich vollkommen außer Atem war und die Sehenswürdigkeiten entlang des Weges nicht einmal gesehen hatte.


    Ich ließ mir Wein nachschenken, wobei mein Blick auf die einzige anwesende Dame fiel. Sicher langweilte sie sich, so als einzige Frau in dieser Runde. Ich lächelte ihr flüchtig zu. Dann fiel der Name des Ermordeten, und mein Augenmerk lenkte sich nun wieder auf Orestes und Aristides, und ich verfolgte ihr Gespräch eine Weile. Nachdem Orestes auf die ihm gestellte Frage geantwortet hatte, stellte ich selbst eine Frage. "Was ist mit dir, Flavius, möchtest du auch den Weg in die Politik finden?"

  • Einige Stücke Fisch verschwanden in Gracchus' Innerem während er zuhörte und darüber nachdachte, dass die Gesetze Roms wohl niemals würden endgültig und perfekt sein, dass vermutlich dies auch gut so war, da auch das Reich selbst nicht in Stagnation verharrte und Veränderung Veränderung musste bedingte, dass nicht die Welt sich selbst überholte. Es war das Brot nach welchem er griff, augenscheinlich an diesem Tage für das Mahl frisch gebacken, welches in ihm ob der Überlegungen bezüglich der Gesetze wegen eine leise Erinnerung wachrief, doch erst während des Kauens entsann er sich wieder daran, dass während seines Aedilates ein Defizit der Wirtschafts-Gesetze seine eigene Aufmerksamkeit hatte erregt, welches er hatte baldigst im Senat ansprechen wollen, welches letztlich jedoch mit so vielem anderen im Dunkeln war verlustig gegangen.
    "Wurde die Lex Mer..catus bereits angespro'hen?"

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  • Wegen der sich entwickelnden politischen Diskussion war Aelius Quarto noch gar nicht zum Essen gekommen. Das war recht untypisch für ihn.
    Flavius Gracchus stellte eine Frage und Quarto sah ihn an, als hätte er etwas sehr abwegiges und unerwartetes gesagt.


    “Die lex Mercatus? Nein, wieso? Was ist damit?“


    Er hätte wohl kaum so schroff reagiert, wäre die Frage nicht von einem Flavier gekommen.

  • Ob des ein wenig barschen Tonfalles des Aelius, zu welchem er keinerlei vordergründigen Anlass sah, hob sich in marginalster Weise Gracchus' linke Braue, ehedem er diesem Treiben Einhalt gebot, da er nicht nur sich der unterschwelligen Abneigung des Consuls den Flaviern gegenüber im Allgemeinen war bewusst, sondern gleichsam in diesem Augenblicke befürchtete, Aelius Quarto mit seiner Nachfrage in einem Sinne beleidigt zu haben, dessen er sich zwar nicht bewusst war, der ob dessen jedoch durchaus mochte existent sein.
    "Es sollte eine Frist bezügli'h des Lagerab..verkaufes im Par'graphen die Betriebe betreffend eingef'hrt werden, ... da die Absenz dieser einem Aedilen im Zweif''sfalle re'htlich die Hände bindet und Handelsmissbrau'h Tür ... und Tor öffnet."

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  • Der Consul Aelius Quarto war kein großer Unternehmer. Wie viele andere auch, kokettierte er damit, nur ein etwas wohlhabenderer Bauer zu sein. Selbstverständlich war das Unsinn und die Erträge seiner Güter für ihn bestenfalls ein Zubrot, wobei er sich noch nicht einmal persönlich um den Verkauf der Erzeugnisse kümmerte. Ergo war sein Wissen in Wirtschaftsfragen nur durchschnittlich und bestimmt gab es für die lex Mercatus größere Experten als ihn. Dennoch verstand er genug davon, um sich selbst eingestehen zu können, dass an dem Gedanken des Flaviers etwas dran war.


    Etwas verbindlicher im Tonfall fragte er nach:
    “Du meinst, jemand könnte ganz gezielt einen großen Lagerbestand aufbauen um dann längerfristig Waren verkaufen zu können, für deren Verkauf er gar keine Lizenz mehr besitzt?“

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Darf ich fragen, warum Du den Weg in den cultus deorum gewählt hast, Aurelius?“


    Die Tatsache, dass es ein Octavier gewesen ist, zu dem Orestes gerufen worden war - noch dazu der Octavier, der kurz zuvor bei den Wahlen gescheitert gewesen war, ließ Orestes kurz verstummen. War denn diesen Mördern nichts mehr heilig? Um so besser jedenfalls, dass er die notwendigen Rituale hatte durchführen können. "Gut, was die elysischen Felder anbelangt, haben Du und ich das unsrige getan, alleine die Familie der Octavier muss die restlichen Rituale durchführen, damit der Übergang gewährleistet werden kann. Er hatte sich um ein Vigintivirat beworben, oder?"


    Damit war Orestes auch schon bei der nächsten Frage des Flavier angelangt, sein Weg in den Dienst der Götter. Bevor er sie aber beantwortete nahm er sich einen Bissen Fisch. Eigentlich war er ja kein großer Fischesser, aber dieser schmeckte ihm hervorragend, vielleicht lag es an der Eipaste, die raffiniert war und mit dem Fisch hervorragend harmonierte. In Ruhe aß er also etwas und genaß es, dann sprach er zu Aristides. "Gut, den Weg geebnet hat mir mein Großvetter zu meiner rechten hier.", dabei deutete er auf Corvinus, "Mein Herz schlug eigentlich für die Politik. Aber der Dienst an den Göttern und der Dienst am Volk widersprechen sich ja nicht. Der Cultus Deorum ist für mich - neben aller Devotion - auch so etwas wie ein Fundament, von dem aus eine politische Karriere in Angriff genommen werden kann."


    Eigentlich hätte er sich vorstellen können, dass eine solche Frage bei einem solchen Anlass gestellt würde und er hätte sich besser vorbereiten können. Aber nun hatte er seine Ambition hier und so geäußert und musste sehen, was daraus werden würde.

  • Bestätigend nickte Gracchus.
    "Etwa dies. In no'h dreisterer Weise könnte ein eh'maliger Betriebsbe..sitzer zudem seine Bestandslisten fälschen ... und im Umfang seines Verkaufes Waren na'hkaufen. Bezügli'h verderbli'her Lebensmittel kann der Staat zwar mit dem ... Umlaufverbot gegensteuern, da na'h einigen Monaten Lagerz''t dies unbezweifelt würde greifen, do'h in Hinsicht auf die ... übrigen Waren sind ihm die Hände gebunden."
    Diesbezüglich war Gracchus während seines Aedilates vor allem der Lagerbestand eines Senators ins Auge gestochen, doch es lag ihm weder daran, andere auf Verdacht hin in Misskredit zu bringen, noch Einzeltätern hernach zu jagen und Exempel an ihnen zu statuieren, sondern daran, eine verbindliche Gesetzesgrundlage zu schaffen, auf welcher künftige Aedilen das Handeln wäre erleichtert.
    "Glei'hsam halte ich es für unwahr..scheinli'h, dass Restbestände ni'ht innerhalb einer Amtszeit können ... veräußert werden, so tatsä'hliches Interesse daran besteht. Natürli'h kann ni'ht erwartet werden, dass die Waren ... zu einem Preis weit über den staatli'hen Empfehlun..gen verkauft werden können, do'h in anderem Falle hätte der B'sitzer wohl ohnehin kaum seinen Betrieb abgestoß'n."
    Ob der Thematik wegen vergaß Gracchus völlig seinen Vorsatz, sich im Gespräch zurück zu halten, gleichsam würde eine ausführlichere Diskussion in diesem Kreise ihn allfällig davor bewahren, jene Causa im Senat ansprechen zu müssen, wo weit mehr Männer seinen zerstückelten Worten würden lauschen.

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  • Wenn er sich da mal nicht täuschte. Denn der Consul schlug vor:
    “Dann solltest du dieses Problem im Senat vortragen. Damit wir dort darüber beraten und eventuell eine Gesetzesänderung beschließen können, die einem möglichen Missbrauch einen Riegel vorschiebt.“

  • Flavius Gracchus hatte offensichtlich großes Interesse an den Gesetzesänderungen und sogar eigene Ideen - doch Durus erkannte auch, warum er sie nicht im Senat vortrug: Sein Sprachfehler war doch unüberhörbar und Durus fragte sich, seit wann er ihn überhaupt hatte. Ob er ihm anbieten sollte, seine Wünsche dem Senat vorzutragen? Doch das sollte er wohl besser unter vier Augen klären.


    So schwieg er vorerst und genoss den Eierbrei auf seinem Fisch-Stückchen. Er sollte seinem Koch unbedingt ein Trinkgeld geben!

  • Dass das Gespräch so rasch auf die Lex Mercatus kam, hatte Macer nicht unbedingt erwartet, erfreute ihn aber umso mehr. "Ein völlig richtiger Gedanke", lobte er daher mit einer kurzen Zwischenbemerkung schon zu Anfang das Ansinnen von Flavius Gracchus, bevor er den weiteren Ausführungen folgte. "Auch mir ist genau das beschriebene Verhalten mit hohen Lagerbeständen schon aufgefallen. Während meiner Amtszeit und auch danach, wenn man etwas genauer die Augen offen hält auf den Märkten." Letzteres gehörte für Macer auch nach seiner Amtszeit immernoch zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, auch wenn er ohne Amt und Mandat in dieser Sache natürlich keinerlei Einblick mehr hinter die Türen der Lagerräume hatte.


    "Man muss allerdings beachten, dass eine eventuelle Regelung die Betriebsbesitzer nicht in eine Zwickmühle bringt", fügte er dann noch an. "Immerhin verbietet die Lex Mercatus zu Recht, Waren zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten anzubieten. Eine Fristsetzung für den Abverkauf könnte schließlich dazu führen, dass ein Betriebsbesitzer im Rahmen der Frist zum gegebenen Mindestpreis nicht alle Waren abgesetzt bekommt und dann quasi gesetzlich gezwungen ist, funktionstüchtige Waren zu vernichten oder aber zu verschenken und damit auf einen erzielbaren Gewinn zu verzichten. Das würde einer indirekten Bestrafung für die Schließung von Betrieben gleichkommen, was sicher nicht im Sinne eines Marktgesetzes sein kann."

  • Auf den Vorschlag des Consuls hin öffnete Gracchus den Mund, holte Luft als wolle er etwas sagen, schloss ihn jedoch unverrichteter Dinge wieder, sog die Innenseite der Lippe zwischen die Zähne, nickte schief und entließ nur ein Brummen aus seinem Bauch, welches einem Klang der Zustimmung nahe kam. Die Vorstellung allein auch nur einen einzigen Satz vor dem Senat zu sprechen solange der sprachliche Makel anhielt, ließ Gracchus verstummen, ihn sich selbst admonieren, schweigsamer zu sein, denn allzu deutlich war ihm die eigene Bloßstellung während seiner res gestae in Erinnerung, und so es der öffentlichen Worte nicht in dringender Notwendigkeit bedurfte, würden jene sich gleich seiner selbst in Geduld üben müssen, ehedem sie in die Welt würden entlassen werden. Denn obgleich die Zerstückelung seines Wortklanges hartnäckig sich hielt, so zwang Gracchus sich doch fest der Hoffnung anzuhaften, dass sukzessive sie der harmonischen Euphonie noch weiter würde weichen, da konträr der Hoffnung nur defätistische Desperation lauerte, welche in seinem Leben bereits ohnehin stets in übermäßig ausreichender Fülle gegeben war. Ein Sturz dem Wein entgegen, ein sich hinab sinken lassen in die weichen, tiefen Abgründe des Rebensaftes, sich umfangen lassen vom warmen Atem des alkoholischen Vergessens, dies war nicht Gracchus' bevorzugte Fluchtrichtung, doch der vollmundige Tropfen, welchen Durus hatte kredenzen lassen, spülte zumindest die Trockenheit aus seiner Kehle hinfort, welche des Aeliers Vorschlag - derjenige eines Consuls immerhin, welchen kein Römer konnte ruhigen Gewissens ignorieren - dort hatte hinterlassen.

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  • Wärend die Herren über Senatsangelegenheiten diskutieren machte sich Iuvenalis über die Vorspeise her. Er hatte kein Interesse sich bei der Debatte mit einzuschalten gab es doch in der kaiserlichen Kanzlei gerade genug Probleme derzeit mit denen er zu kämpfen hatte, da brauchte er den Senat nicht auch noch.
    So hörte er mehr oder weniger nur mit einem halben Ohr zu und ließ sich die Vorspeise im Munde zergehen.
    Er war schon auf den nächsten Gang gespannt was dieser bringen würde.
    Ach, wenn nur dieser verflixte Fuß nicht bei jeder Bewegung so schmerzen würde, so würde der Alte das Essen um einiges mehr genießen können.

  • “Nun, ich will den Sinn der Mindestpreisregelung in der lex Mercatus keineswegs in Abrede stellen. Aber ihre Notwendigkeit wundert mich persönlich schon, wie ich gestehen muss.
    Ich selbst handle lediglich mit den Früchten meiner Äcker. Das heißt, zum größten Teil sind es Haine mit Olivenbäumen darauf. Ich verkaufe also Oliven und das Öl, welches aus ihnen gewonnen wird.
    Wie käme ich wohl dazu, es billiger zu verkaufen, als mich die Herstellung kostet? Nein, ganz im Gegenteil. Ich schärfe meinen Verwaltern immer ein, stets den höchsten Preis zu verlangen.“


    Beseelt von seinem bei Lichte betrachtet doch recht eigenwilligen Geschäftsgebaren, langte der Consul jetzt endlich auch bei der dargereichten Vorspeise zu und spülte sie mit einem Schluck Wein herunter.

  • "Tödliche Konkurrenz", antwortete Macer kurz und knapp auf die Frage, warum man unter den Herstellungskosten verkaufen sollte. "Wenn ein Händler - aus welchen Gründen auch immer - über die nötigen finanziellen Rücklagen verfügt, um eine Zeit lang auf Gewinne zu verzichten, so könnte er unter den Herstellungskosten verkaufen. Das wird ihm sicherlich mehr Kunden bescheren, die anderen Händlern dann fehlen. Wenn diese wiederum keine Rücklagen haben, so können sie die Mindereinnahmen nicht ausgleichen und erwirtschaften zu wenig Gewinn, um davon leben zu können. Also fällt dieser Händler aus dem Geschäft. Wenn das mehreren passiert, steht derjenige mit den Rücklagen und den günstigen Preisen schließlich als einziger dar und kann nun sehr viel höhere Preise verlangen, da ihm die Konkurrenz fehlt." Ein wenig erstaunt war Macer schon, dass er dem Consul solche Zusammenhänge erklären musste, immerhin war dieser selber einmal Aedil gewesen.

  • “Senator Purgitius Macer, ich bin mir durchaus bewusst, welche Theorie hinter dieser Regelung steckt. Die These, ein großer Anbieter könne zunächst alle Konkurrenten mit ruinösen Preisen aus dem Markt verdrängen, um danach als Monopolist umso höhere zu verlangen, ist ja gut und schön. Ich halte sie in der Praxis aber für sehr unrealistisch. Bedenke doch, welche Ausmaße schon der Binnenmarkt mit der Expansion unseres Imperiums in den letzten 150 Jahren angenommen hat. Dazu kommt noch der florierende Außenhandel, und die mehr als moderaten Schranken, die Rom der Gründung eines neuen Betriebes entgegen setzt. Das alles zusammengenommen lässt mich zu der Erkenntnis gelangen, dass die langfristiges Schaffung eines Monopols ein sehr gewagtes, ja, praktisch unmögliches Unterfangen wäre.“

  • "Das mag für die Welt, in denen wir Senatoren uns mit unseren Landgütern bewegen ganz richtig sein", stimmte Macer zunächst einmal zu. "Aber die Lex Mercatus ist ja gerade auch für jene Händler gedacht, die es eben nicht mit diesen Großen aufnehmen können. In einer Stadt wie Rom wirst du für jede Waren Dutzende Anbieter finden und im Hafen von Ostia wird jeden Tag Ware aus allen Winkeln des Reiches verladen. Aber in Mantua kann das schon wieder ganz anders aussehen."

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