Triclinium | Convivium Octobris

  • Vertieft in eigenen Gedanken, die seine Konzentration, die schon Wein geschwängert war, noch mehr zerfaserte, aß Marcus von den vorzüglichen Nachspeisen, schon derenwegen es sich gelohnt hatte an diesem Abend die Gastfreundschaft des umgänglichen Tiberers zu genießen. Ein paar der Wortfetzen drangen bis zu ihm vor, von den Gesprächen der Anderen, doch wirklich dem roten Faden ihrer Unterhaltung folgte er nicht, so daß der Themenwechsel recht überraschend für Marcus kam. Irritiert blinzelte er einige Herzschläge lang und verfolgte das, was Corvinus äußerte mit wachsender Verwirrung. Die Nichte an irgendeinen Plebejer geben? Oh, sie waren beim alten Thema, was schon die Gemüter vor Jahrhunderten bewegt hatte- die Standesdünkel. Ein Thema, worin Marcus nicht unbedingt der beste Verteidiger des Patrizierstandes war, dafür hatte er zu lange in der Legion gedient; zudem je her eine eigene Meinung gehabt, die mit der seiner Mutter nicht konform ging, letztendlich hatte er sich immer dennoch ihren Wünschen gebeugt. Nicht unter Wert verkaufen? Marcus hielt seinen leeren Weinbecher einem Sklaven hin, der ihm auch prompt wieder nach schenkte und schluckte als Corvinus ihn dazu befragte. Ach herrje! Marcus spürte, daß er einen Stoß auf Glatteis bekommen hatte und sich auf solcher Materie immer schlecht bewegen konnte, meistens eine Landung auf der Nase absolvierte.
    „Ähm...“
    , begann Marcus und dachte einige Herzschläge nach, was jedoch nicht viel erhellendes brachte.
    „Also...hm, ja...ich meine, nun, wenn man schon heiraten muß, dann doch wenigstens eine Ehefrau, mit der man gut zurecht kommt. Da wäre mir eine Plebejerin, die...“
    Nein, Ausdrücke wie fesch, schnuckelig, gut bestückt und nicht so eingebildet verbot sich Marcus.
    „...eben umgänglich ist, tausend Mal lieber als eine kalte Patrizierin. Da kann die Ehe wirklich zu einer Tartarusfahr werden, oh ja. Das habe ich bei meiner ersten Ehe genug erlebt. Aber Epicharis ist ein Goldstück in jeder Hinsicht, also hat sich die Frage natürlich nicht gestellt.“
    Den Göttern sei Dank, denn im Grunde hatte Marcus sowieso keine Wahl gehabt, was er jetzt nicht in Deutlichkeit sagen würde, seine Mutter hatte es eingefädelt und dieser Frau widersprach Marcus nun mal nicht. Zumindest nicht länger als ein paar Herzschläge. Vielleicht hätte es Marcus dabei bewenden sollen, aber nach einem Schluck Wein brannte ihm noch etwas anderes auf der Zunge.


    „Um ehrlich zu sein, ich würde meine Nichte, Tochter, oder Schwester – sofern ich eine hätte – aber auch nicht jedem daher gelaufenen Patrizier als Ehefrau geben. Mancheiner sonnt sich doch nur auf dem Glanz eines alten Namen ohne je wirklich in seinem Leben etwas geleistet zu haben; der sich nur von dem Erbe seiner Familie nährt.“
    Aber Marcus würde sowieso eine nahe Verwandte gar nicht gerne überhaupt jemanden zu Heiraten geben, egal wie bekannt der Mann war, was bei seiner Tochter noch schlimmer gewesen war, egal ob ein Patrizier oder ein Plebejer; Marcus befand, daß kein Mann eine Flavierin verdient hatte, zumindest tief verborgen hegte er die Meinung, selbst wenn es ihm nicht ganz bewußt war.
    „Die Zeiten der verstaubten Standesdünkel sind, meiner Meinung nach, schon lange vorbei, zumal sich wohl kaum einer der Familien noch darauf berufen kann, wirklich zu Zeiten der Stadtgründung schon in Rom gewirkt zu haben, keiner der Familien, die hier am Tisch vertreten sind, vermag dies.“
    Womit Marcus die Aurelier, die Tiberier und auch seine Eigene damit meinte.
    „Unsere – also die gens der Flavier - stammt auch von Rittern ab.“
    , sprach Marcus ehrlich und in geradliniger Art aus, so war er nun mal und sich nicht zu schade, kein Blatt vor dem Mund zu nehmen.
    „Wenn man es so betrachtet, hat eher Epicharis das schlechtere Geschäft gemacht. Als Claudia, einer der letzten wirklich alten Familien Roms.“
    Nach den Worten verschwand ein letzter Happen vom Essen in Marcus' Mund.

  • Kalt? Umgänglich? Durus hatte zwar keine Ahnung von Frauen (ihm war eine Karriere dann doch immer wichtiger gewesen und darüber hatte er fast vergessen, wie wichtig eheliche Beziehungen waren), doch für ihn hatte eine Heirat sowieso nichts mit Sentimentalitäten zu tun. Eine umgängliche Frau? Wenn die Frau nicht umgänglich war, musste man sie eben umgänglich machen! Und wenn sie ausreichend aussah, dass man es überhaupt schaffte, ein Kind mit ihr zu zeugen, genügte das auch voll seinen Ansprüchen. Ansonsten hatte er wenig Interessen gegenüber einer Ehefrau - wozu gab es Sklavinnen, wenn nicht dafür, um sich zu vergnügen?


    Der zweite Punkt war allerdings etwas, was dem Tiberier ein wenig zu denken gab: Dass die Flavii nicht so alt waren, wie sie es gerne gehabt hätten, hatte er fast vergessen und war umso verwunderter, dass ein Flavius darauf hinwies (Durus sprach nicht gern über Ahnen, die nicht mindestens Senatoren gewesen waren - oder sein Vater waren). Dennoch wollte er nicht weiter darauf herumreiten, wer bei welcher Verbindung welche Geschäfte machte - vielmehr war es wichtig, dass jemand darauf hingewiesen hatte, dass auch Geburt nicht alles war!


    "Ich stimme zu - Geburt ist nicht alles, jeder muss sich auch seiner Geburt als würdig erweisen!"


    Durus konnte sich nur zu gut an diesen jungen Tiberier erinnern, den er einst freundlich aufgenommen hatte und der sich als undankbar erwiesen hatte, sodass er nun nicht mehr Mitglied der Familia war. Ja, egal, ob Patrizier oder Plebeier: Wer seinen Ahnen nicht gerecht wurde, stand in Gefahr, auch nicht wie sie behandelt zu werden!


    "Seid ihr gesättigt? In diesem Fall würde ich vorschlagen, zum Comissatio überzugehen. Ich werde Würfel holen."


    Neben der eigentliche Cena hatte sich Durus auch für eine Comissatio, ein Trinkgelage entschieden. Dabei wurden natürlich die üblichen Traditionen gewahrt: Ein Arbiter Bibendi durfte den Wein mischen und auch dafür sorgen, dass jeder genügend trank. Um diesen zu ermitteln, hatte Durus sich für das Auswürfeln entschieden, denn bei Wahlen per Akklamation wurde oft der Trinkfesteste bestimmt, der am Ende alle Anwesenden in einen grandiosen Rausch jagen konnte. So konnte zumindest Fortuna entscheiden. Eine weitere Tradition, nämlich dass Frauen zur Comissatio nicht zugelassen waren, war formell zwar schon vor Augustus aufgehoben worden, dennoch war er sich unsicher, ob die Damen bei dieser Veranstaltung teilnehmen wollten. Daher sah er Macer (der wohl für Philogena entscheiden konnte) - wenn Philogena blieb, war es wohl besser, auch Arvinia hierzubehalten, denn die Henne im Korb der betrunkenen Hähne zu sein, war sicher nicht sonderlich erfreulich.

  • Als er das Thema der Hochzeit zwischen Patriziern und Plebeiern angesprochen hatte, hatte Macer nicht unbedingt mit so vielen Reaktionen gerechnet. So viele Kopfe wie hier saßen, so viele Meinungen waren auch zusammen gekommen, auch wenn sie sich gegenseitig meist zustimmten und ergänzten. Dafür, dass er die Frage einfach so aus einer Laune heraus gestellt hatte, war das Ergebnis jedenfalls unglaublich informativ gewesen.


    Dass der Gastgeber nun zum flüssigen Teil des Abends überleitete, kam ihm durchaus Recht, denn der schmackhafte Nachtisch hatte ihn gut gesättigt. "Ein vorzüglicher Nachtisch, den du uns vorgesetzt hast", lobte er beiläufig und musste feststellen, dass das angebotene Obst problemlos mit dem von seinem eigenen Landgut mithalten konnte. "Deine Köche verstehen sich auf den Umgang mit Obst und machen wahrlich das beste daraus."


    Der Blick, der ihn dann später traf, brachte ihn jedoch in eine gewisse Zwickmühle. Einerseits hatte er Philogenia versprochen gehabt, sie zu einem gesellschaftlichen Ereignis mitzunehmen und schon ein schlechtes Gewissen, dass die Zusammensetzung der Runde nicht unbedingt zu ihrer Unterhaltung beitrug, Da wollte er ihr nicht auch noch ein Trinkgelage zumuten. Andererseits kannte er ihr Talent für seltsame Begegnungen und wollte sie auch nicht in Begleitung einiger Sklaven einfach nach Hause schicken. "Lohnt es sich bei der überschubaren Anzahl, dass die Damen den Abend in einem anderen Raum fortsetzen?" verpackte er die Unentschlossenheit in eine Frage, um die verschiedenen Möglichkeiten zu prüfen. Zweifellos hatte die Villa Tiberia mehr als ein Raum, der für einen gemütlichen Abend reichte, dachte er sich.

  • Die Idee von Macer sagte Durus tatsächlich sehr zu: So musste Philogena nicht allein nach Hause, die beiden konnten ungestört plaudern und sie blieben davon verschont, sich zu sehr betrinken zu müssen.


    "Certe! Arvinia, möchtest du Purgitia nicht einmal ein wenig die Villa zeigen?"


    Dass dies wohl überflüssig war, da Summanus' Zorn die Villa in naher Zukunft zerstören würde, konnte Durus noch nicht wissen. Doch im Grunde war es ja ohnehin nur eine freundliche Verpackung dafür, dass Arvinia und Philogena dorthin gehen konnten, wo es ihnen beliebte zu bleiben. Vielleicht würden sie ja in die Bibliothek gehen? Oder doch einfach ein benachbartes Triclinium?


    Dann kamen auch schon die Sklaven und räumten das restliche Obst ab, über das sich sicherlich die Diener des Hauses hermachen würden. Zugleich erschienen die Sklaven, die die Comissatio-Schicht übernahmen. Ihre Köpfe waren bekränzt und sie schienen besonders nach ihrer Schönheit ausgewählt worden zu sein. Einer von ihnen brachte Würfel aus Elfenbein, ein anderer eine große Schale, die zum Mischen von Wein benötigt wurde.


    "Wer möchte beginnen? Oder sollen wir den Arbiter Bibendi auf die griechische Art per Akklamation bestimmen?"


    fragte er in die Runde und hielt die Würfel in seiner geöffneten Hand in die Mitte.

  • Geburt, Verantwortung, Familie, sich würdig erweisen, das waren ganz schön schwere Themen, da war Marcus froh, doch recht schnell entlaßen zu werden aus der Pflicht etwas geistreiches noch beisteuern zu müßen, was ihm ja nicht sonderlich gut gelungen wäre. Er atmete darum tief und erleichtert ein und leere schnell seinen Teller, denn es schien – leider- gen Ende des Mahls zu gehen. Marcus konnte aber auch immerzu und fortwährend weiter essen, doch er wollte ja seinen Vetter nicht gänzlich blamieren, wenn er ihn schon zu dem doch angenehmen Fest des Tiberiers mitgenommen hatte. Was die Frauen anging, konnte es sich Marcus getrost leisten, sich zurück zu halten, er war mit keiner von ihnen verwandt und hatte somit weder für ihr Vergnügen, noch für ihre Sicherheit und Ruf Sorge zu tragen.
    „Es war wirklich vorzüglich, deli…“
    Delikant? Marcus grübelte kurz, verwarf das Wort wieder.
    „Von erlesenem Geschmack die Speisen.“


    Aha! Der Hausherr und Tiberier, Pontifex und Senator, schien also wirklich kein knöcherner Langweiler zu sein, denn als dieser das Trinkgelage erwähnte, zeigte er durchaus die Fähigkeit Leben zu können und das mit Vergnügen; Marcus lächelte erfreut und nickte zustimmend. Als Soldat fiel ihm die Antwort auf Durus’ Frage freilich leicht.
    „Würfeln wir und übelaßen wir es Fortuna zu entscheiden.“

  • Bei der Frage von Purgitius Macer wurde Arvinia hellhörig.
    Langsam wurde es auch ein wenig langweilig, da die Gesprächsthemen immer Männerinterner wurden, was sie nicht gerade wach hielt.
    Philogena schien ebenfalls etwas gelangweilt.
    Als Durus dann auf die glänzende Idee kam, freute sie sich, hielt es aber in der Runde zurück, da es auf keinen Fall schicklich gewesen wäre, wenn vor Freude aufstünde.


    "Oh Manius, welch schöne Idee, wenn sie möchte würde ich sie gerne herumführen."


    Ihr Blick wandere zu Philogena, vorher blieb er jedoch mal wieder kurz bei Orestes stehen. Hach .. dieser Abend lief nicht so wie er sollte. Klar hatte sie nicht gewusst, dass er kommen würde, aber ein wenig mehr Spannung hätte sie sich wirklich sehr gewünscht. Morgen würde sie ihm eine Antwort auf seinen Brief schreiben, ganz in Ruhe, wenn sie wieder alleine ist.

  • Philogena teilte ziemlich die Gedanken mit Arvinia, denn das Gerede der Männer war nicht wirklich erheiternd und schon gar nicht belustigend. Und somit traf es sich eigentlich mehr als nur gut, dass der Vorschlag auf kam, die Frauen könnten ja den Raum verlassen. Zwar klang das alles eher nach einem dezenten Rausschmiss aber Philogena hatte nicht wirklich etwas dagegen zumal sie auch keine Lust hatte den Männern dabei zuzusehen wie sie sich betranken oder sonst welche Dinge anstellten. Alleine der Gedanke da begann es ihr zu schaudern.


    Leise atmete sie erleichtert auf und musste sogar ein wenig schmunzeln. Kurz nickt sie damit Macer wusste, dass sie auch damit einverstanden war. Zumal hätte es auch dumm ausgesehen wenn sie nein gesagt hätte. "Ich würde mich gerne von dir herumführen lassen Arvinia," sagte sie bestätigend zu der anderen Frau als diese sie anschaute. Vielleicht lernten die beiden sich so auch besser kennen, denn wie man bemerkt hatte, konnte man als Frau hier ja nicht wirklich ein Gespräch führen ohne, dass so manches Wort von den Männern gleich aufgeschnappt wurde, und belauschen lassen wollte sich Philogena auch nicht. Außerdem würde es ihr auch einmal gut tun einige Frauenbekanntschaften zu schließen, hatte sie hier in Roma doch noch nicht wirklich Anschluss gefunden. Abwartend blickte sie Arvinia an, denn sie wollte nicht einfach aufspringen.

  • Vielleicht ein wenig unkonventionell, wie meine Frage gewesen war, war sie doch eine Möglichkeit für den Flavier gewesen, sich einzubringen. Natürlich verwunderte mich seine Antwort nicht, immerhin kannte auch ich Epicharis und das ihr eigene, filigrane Wesen. Was das Ausruhen auf den Lorbeeren der Ahne indes betraf, erntete Aristides ein Nicken. Das sah ich ganz genauso. Es war eben mehr als nur Name und Status, der ausschlaggebend war, oder zumindest sein sollte. Mit einem verhaltenen Stirnrunzeln bedachte ich den Flavier, als er seine eigene Familie ein wenig herabwürdigte. Das war zwar ehrlich, doch ich selbst hätte wohl eher geschwiegen, als das offen preiszugeben.


    Der so plötzliche Themenwechsel des Purgitiers ließ schließlich eine nachdenkliche Falte auf meiner Stirn entstehen. Ich folgte der allgemeinen Unterhaltung nun eher mit halbem Ohr, während ich darüber nachsann, warum er wohl gefragt hatte. Ob es einen guten Grund dafür gab? Derweil wurden bereits die Würfel geholt, um den Weinmischer zu bestimmen. Flavius Aristides schien nun ausgesprochen gut gelaunt, und die beiden Damen beschlossen, uns allein zu lassen - was vermutlich auch besser so war. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass aus dem Gastmahl tatsächlich ein Gelage werden würde, auch der Frauen wegen, doch sah ich der Angelegenheit durchaus interessiert entgegen. Dennoch beschäftigte mich die Frage immer noch, sodass ich sie schlussendlich stellte. "Purgitius, ich frage mich, ob deine Frage von gerade eben nicht einen bestimmten Hintergrund hatte. Gedenkst du, dich zu binden?" Falls das der Fall war, wäre es wohl nicht verkehrt, die Eisen im Feuer zu lassen.

  • Bei der Wahl des Arbiter Bibendi hatte Macer keine Ambitionen, sich in den Vordergrund zu drängen, so dass ihm die Würfelentscheidung ganz Recht war. Bevor er sich nun aber damit befassen konnte, wer mit dem Würfel begann und wann er selber an der Reihe war, zog die Frage von Aurelius Corvinus seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein wenig verwundert war Macer schon, hatte ihm doch quasi genau dieselbe Frage Aelius Quarto schon gestellt gehabt, bevor Macer seine Frage nach der Hochzeit zwischen Patriziern und Plebeiern gestellt hatte. Über die Frage nach seinen eigenen Heiratsplänen war er schließlich überhaupt erst auf diese Frage gekommen.


    "Wie ich eben schon auf die Frage des Consuls hin sagte, habe ich mein Dasein als Junggeselle niemals absichtlich vehement verteidigt", wiederholte er seine Aussage von vorher fast wörtlich. "Ich könnte allerdings nicht behaupten, in letzter Zeit konkretere Pläne zu haben. Meine Nachfrage ergab sich eher aus der Situation. Wann hat man schonmal in einer Runde mit Patriziern und Plebeiern genau dieses Thema? Vor allem, ohne dann gleich auf einer Hochzeit zu sein, wo Meinungsäußerungen zu schnell auf das konkrete Brautpaar gemünzt werden können?"

  • Arvinia gefiel die Idee und Philogena auch - damit war das Problem gelöst und der Tiberier wartete, bis die Damen den Raum verlassen hatten. Unterdessen begann Corvinus bereits wieder sein Gespräch - offensichtlich hatte er ein paar potentielle Gattinen im Angebot (zumindest vermutete Durus das angesichts des Beharrens auf dieses Thema).


    Offensichtlich war jedoch niemand gewillt mit dem Würfeln zu beginnen, sodass Durus seine Hand schließlich zurückzog und selbst würfelte. Die beiden Würfel fielen auf den Tisch, rollten und blieben endlich liegen. Als Durus sich ein wenig vorbeugte und das Ergebnis erkannte, nickte er zufrieden: Die oberen Flächen zeigten einmal V und einmal III. Dann reichte er die beiden Würfel an seinen Liegen-Nachbarn Aelius Quarto weiter.

  • Die Kameradschaft innerhalb der unteren Dienstränge der Legion schien Aristides' Ansichten über seinen Stand ein wenig aufgeweicht zu haben, denn Gracchus war gänzlich sich sicher, dass jene Ansichten durch Aristides' Mutter Agrippina geprägt durchaus einmal divergent waren gewesen, so dass die Worte seines Vetters dazu gereichten, ihm eine Augenbraue marginal empor heben zu lassen. Doch in jener Art und Weise, wie Aristides schlussendlich in gänzlicher Überzeugung anmerkte, dass auch die Herkunft der Flavia eine ritterliche war, klang geradezu versteckt der Hinweis auf das kaiserliche Geschlecht mit, so schien es Gracchus, dass er Aristides' Worte schlussendlich kommentarlos im Raume stehen ließ - ohnehin war er stets geneigt, beinahe jeden Fauxpas seines Vetters zu exkulpieren und in dessen Worte stets mehr hintersinnige Bedeutung zu legen, denn in ihr tatsächlich inbegriffen war. Das Mahl neigte dem Ende sich zu und nach alter Sitte verließen die Damen den Raum, um die anwesenden Herren der Kunst des gepflegten Besäufnisses zu überlassen. Ob seiner schlechten Trinkfestigkeit und der daraus zumeist resultierenden Redseligkeit brauchte Gracchus an diesem Abend sich nicht weiter zu sorgen, denn da seine Sätze in nüchternem Zustande bereits nicht einfach waren zu verstehen, so würde ein durch den Wein herbeigeführtes Lallen gänzlich jede Klarheit ihnen rauben.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ah, die Frage war also bereits gestellt worden. Da ich mich im Gespräch mit Aristides befunden hatte, war sie ungehört an mir vorüber gezogen, und so nickte ich jetzt. "Da hast du allerdings recht", erwiderte ich. Sonst kamen solche Gespräche größtenteils nur dann auf, wenn man entweder seine eigene Entscheidung begründen sollte, oder aber sich in unmittelbarer Nähe eines Brautpaares befand. "Welche Kriterien wären denn für dich selbst ausschlaggebend in Bezug auf eine mögliche Heirat?" wollte ich nun wissen. Denn - sofern ich es nicht auch überhört hatte - bisher hatte Macer seine eigene Meinung dazu nicht kund getan, sondern nur nach der anderer gefragt.

  • Macer hatte sich schon gewundert, dass niemand früher diese Gegenfrage gestellt hatte. Andererseits hatte der Gastgeber wohl genau im richtigen Augenblick die Aufmerksamkeit mit der Ankündigung des Trinkgelages auf sich gezogen. Zweifellos war das Mischungsverhältnis des Weins wichtiger als die Frage, wonach sich Macer seine Ehefrau aussuchen würde.


    "Bezogen auf die Frage nach Patriziern und Plebeiern wäre es aufgrund meiner eigenen Herkunft sicherlich ein gesellschaftliches Plus, sollte ich eine Dame aus patrizischem Hause heiraten", antwortete er. "Wobei es ja genug unverheiratete patrizische Senatoren und aufstrebende Politiker gibt, so dass ich nicht ernsthaft davon ausgehe, dass mir diese Möglichkeit beschieden sein wird." Allein hier am Tisch waren ja mehrere Kandidaten dieser Gruppe zugegen. "Ansonsten ist mit meiner Tätigkeit als Senator und ehemaliger hochrangiger Offizier der Kreis interessanter Verwandtschaften ja schon recht gut eingegrenzt."

  • “Deine Bescheidenheit ist fraglos sehr ehrenwert, Senator Purgitius Macer. Aber ich muss mich nicht in Zurückhaltung üben und darum sei es mir erlaubt anzumerken, dass sich gewiss jede Familie in Rom sehr glücklich schätzen würde, eine ihrer Töchter mit dir vermählen zu können. Dein Ruf ist makellos und unbefleckt, deine Karriere beeindruckend und ohne Fehl, und deine Loyalität zum Kaiserhaus über jeden Zweifel erhaben. Wer könnte sich schon einen besseren Schwiegersohn denken?“


    Der Consul lächelte vielsagend.

  • "Jeder, für den unterhalb der Praetur nichts zählt", gab Macer trocken zurück, der es gelegentlich selber erstaunlich fand, wie er damals ohne Praetur an eine Statthalterschaft gekommen war.


    "Aber falls ich das nächste Mal für ein Amt kandidieren sollte, komme ich auf deine lobenden Worte gerne zurück", fügte er dann wieder gut gelaunt hinzu und deutete ein leichtes, dankendes Kopfnicken in Richtung des Consuls an. Er hielt zwar nicht viel davon, durch solche Schmeicheleien in den Mittelpunkt gerückt zu werden, aber gut hörten sich die Worte allemal an. Der Consul war eben doch ein geborener Redner.

  • Durus war sich nicht sicher, ob Quarto den Würfelbecher registriert hatte, nach einigem Warten beschloss er jedoch, dass er sich wohl enthalten wollte und ließ den Becher an Macer weitergehen. Dann wandte er sich der Debatte zu: Es ging erneut um die Frage der Angemessenheit von Verbindungen und noch immer ging es nur um Männer. Wenn der Tiberier sich etwa mit Macer verglich, musste er feststellen, dass er nicht klar sagen konnte, wer die bessere Partie war: Er selbst war Patrizier und Praetorier, dafür hatte Macer bereits militärische Erfolge und eine Statthalterschaft zu verbuchen. Nun, im Grunde war es gleich, da er nicht vorhatte, mit dem Purgitier um eine Frau zu konkurrieren.


    Vielmehr fragte sich der Tiberier gerade, wie eng eine verwandtschaftliche Bindung zu einem Senator notwendig war, dass er eine Frau als seiner würdig erachtete - genügte eine Cousine? Oder musste sie schon im Senatorenpurpur geboren sein?

  • Etwas überrascht blickte Macer auf den Würfelbecher, der nun vor ihm stand, ohne das bisher schon jemand gewürfelt hätte. "Du enthältst dich?" fragte er Aelius Quarto, griff aber trotzdem gleich zum Becher und ließ die Würfel hinein fallen. Er schüttelte einmal kräftig und ließ sie wieder hinaus purzeln. Schwungvoll verabschiedete sich dabei einer von der Tischplatte, so dass Macer den Wurf wiederholen musste. Am Ende zeigte der eine vier Augen und der andere nur eines.


    Sim-Off:

    Wie immer bei solchen Anlässen mit den beiden hier tatsächlich ausgewürfelt: http://www.imperiumromanum.net…ndex.php/Bild:Wuerfel.jpg

  • Sim-Off:

    Da sich keiner meldet...


    Macer war offensichtlich schon aus dem Schneider: Bis jetzt hatte Durus die höchste Zahl gewürfelt, doch noch standen einige Runden an: Als nächster würden Aurelius Corvinus, dann Aurelius Orestes und Flavius Aristides würfeln, sodass Gracchus als letzter die Möglichkeit hatte, sein Glück herauszufordern.


    Mit einem Wink deutete er an, dass Corvinus selbstständig die Würfel ergreifen sollte.

  • Aelius Quarto winkte ab.
    “Die Würfel sind mir nur selten zugetan. Ich bitte um Verzeihung, aber, versucht euer Glück ohne mich.“


    Er sagte nichts weiter dazu. Doch tatsächlich war er, was Glücksspiele und vor allem das Würfeln betraf, ein wenig altmodisch und neigte zu sittenstrengen Ansichten. Zwar war er Realist genug, um zu wissen, dass diesem ausufernden Laster kaum beizukommen war. Aber ein wenig anstößig fand er es schon, selbst wenn nicht um Geld gespielt wurde.

  • SimOff: Ich zieh’ das mal vor, wenn Aristides auch erst dann würfelt, wenn er wirklich dran ist!


    Welcher Soldat würfelte nicht gerne? Welcher Soldat trank nicht gerne? Die Meisten waren beiden Lastern wohl zugetan und auch Marcus machte da keine Ausnahme, selbst wenn er schon längst beim Mahl ordentlich zu gegriffen hatte. Knochen an Knochen polterte, rumpelte und fiel schließlich auf den Tisch, den Becher, den Marcus in seiner Hand hielt, leerte er dabei bereits mit jedem Schluck und jedem Würfelwurf. Die Gespräche um Karriere, Heirat und gute Partien verfolgte Marcus mit weitaus weniger Aufmerksamkeit als das Kreisen des Würfelpaares und das helle Klopfen, wenn die knöchernen Gebilde herunter fielen. Schließlich war auch Marcus dran, nahm die Würfel, ließ sie in dem Becher kreisen und stampfte den Becher dann falsch herum -wenn man trinken würde, aber genau richtig, wenn man spielte! - auf den Tisch. Er hob ihn und spähte hinunter: III und II; Marcus grinste, zuckte mit der Schulter und reichte den Becher weiter, um sich einen weiteren Schluck aus seinem Eigenen zu gönnen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!