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Im Süden des Esquilin, am Fuße eines kleinen, nur spärlich bewaldeten Hügels außerhalb der Servianischen Mauer und daher ruhig gelegen, befand sich ein kleines, nur selten genutztes Amphitheater. Ich hatte vor Jahren einmal einer Aufführung dort beigewohnt, und sowohl die schöne Lage als auch die widererwartens gute Akustik waren mir im Gedächtnis hängen geblieben. Diesen Ort hatte ich mir ausgesucht, und Brix war bereits vor rund zwei Wochen mit dem Verwalter des kleinen Theaters in Verbindung getreten, um ein Abkommen auszuhandeln. Für den heuten Nachmittag und den Abend hatte ich mir die Freiheit genommen, das Theater zu mieten. Der Verwalter hatte Verbindungen zu einer kleinen Truppe von Mimen, und diese Beziehung wurde genutzt, um dem geplanten Vorhaben Programm beizusteuern. Ich erhoffte mir dadurch einerseits Kurzweil, andererseits insofern abendfüllendes Programm, alsdass ich nicht turtelnderweise den Abend verbringen musste.
Heute war es nun also soweit, mittig waren bequeme und wärmende Sitzpolster und Kissen in sattem Dunkelrot mit gelben Quasten drapiert worden, damit man bequem saß und sich zudem nicht verkühlen konnte. Unzählige Öllampen waren verteilt und bereits entzündet worden, obgleich es noch ein wenig dauern würde, bis die Sonne den Horizont küsste. Ein wenig entfernt, zwischen den schlanken Stämmen der Bäume, hielten sich eine Hand voll Sklaven bereit, um Getränke und vorbereitete Kleinigkeiten zu servieren - Austern befanden sich nicht darunter, ebensowenig wie roséfarbene Schmankerl. Unten um das Bühnenrund herum waren Feuerschalen aufgestellt worden, die später gewährleisten sollten, dass man auch sah, was unten vor sich ging. All dies erfasste ich mit einem langen, verkniffenen Blick, dann nickte ich dem wartenden Verwalter zu, der daraufhin grinste, verschwand und mich allein wartend zurück ließ. Ich war eigentlich niemand, der auf derlei Kleinigkeiten Wert legte. Zweifelnd besah ich mir den ganzen Tand nochmals, fühlte mich fehl am Platze - und doch war Prisca der Meinung gewesen, die vielen Lichter würden in der Dunkelheit eine ansprechende Wirkung auf Celerina haben.
Eine schlichte weiße toga kleidete mich, darunter eine azurfarbene tunica mit silbernen Verzierungen, sowie schlichte, hellbraune Sandalen aus Antilopenleder. Die obligatorischen Ringe waren den Fingern zwar aufgesteckt, auf sonstigen Putz hatte ich bewusst verzichtet. Langsam begab ich mich zum oberen Ende des Amphitheaters, leicht nachdenklich darauf wartend, dass die Sänfte mit dem aurelischen Löwen darauf auf der geschlungenen Straße bald in Sicht käme. Ich bezog Posten an einer Stelle, von der aus man das Theater noch nicht einsehen konnte, zwischen jungen Pinien, Zedern und einigem anderen Gesträuch, seufzte, und heftete meinen Blick auf jenen Punkt in der Ferne, in welcher die Sänfte bald würde zu sehen sein.