[In den Wäldern] Das Thing der Stämme

  • DÁNNA THINGAZ
    Heiliger Hain des Things



    Wenige Reitstunden von den befestigten Civitates der Römer entfernt lag eines der vielen Heiltümer der germanischen Stämme, die immernoch auf der linken Rheinseite unter römischer Oberherrschaft lebten.
    Dieses jedoch war seit Jahrzehnten nichtmehr benutzt worden, und so wucherten kleinere Bäume und anderes Gestrüpp weit in die Lichtung mit ihren drei großen Monolithen herein.


    Dies sollte der Ort werden an dem die linksrheinischen Stämme und andere Vertreter der germanischen Völker zusammenkamen.

  • Auch wenn die Sonne noch vergleichsmäßig hoch am Himmel stand, brannten doch mehrere Stabfackeln zwischen den großen Monolithen, die im Tageslicht nichts von ihrer Wirkung verloren.
    Bisher waren nur drei Männer hier, von denen einer die beiden anderen zusammen im Alter um das doppelte schlug.


    Adalrich von den Tungerern:
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    Der alte Mann hockte auf einem kleinen Schemel aus Holz, den er von seinem Sohn hatte herschaffen lassen, und war in ein wärmendes Gewand aus dicker Wolle mit einem darüber geworfenen Fell gekleidet. An seinem Gürtel hingen mehrere aus Knochen gefertigte Ritualzeichen, die ihn als Goden auszeichnete. Die Augenklappe, die dem eh schon düster wirkenden Mann eine noch gefährlichere Ausstrahlung gaben, trug der Mann mit sich seitdem er im Ehrenkampf mit einem Bataver, den er gewann, dafür sorgte dass sein Stamm sich nicht am Aufstand der Bataver beteiligen musste. Was ihm heute noch unter seinen Leuten einen unanfechtbaren Ruf verlieh, ihn bei anderen Stämmen, besonders den rechtsrheinischen, in Ungnade hatte fallen lassen.


    Er wollte sich gerade von seinem Enkel einen Becher mit Kaltwasser reichen lassen, als Hufgetrappel erklang, und eine Gruppe von zwei Männern durch den Wald auf die Lichtung schritt.


    Cathasach von den Treverern
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    "So ganz alleine, alter Freund?", schallte die Stimme des grauhaarigen Hünen über den Hain. Mit einem Satz, den man ihm garnicht zugetraut hatte, stieg er von seinem Pferd und ließ es von seinem jüngeren Begleiter an einem Baum festbinden, während er mit stampfenden Schritten auf den alten Mann zuging. Sein Lachen war weithin vernehmbar, und nicht zu überhören: "Müssen wir dem jungen Volk noch vormachen wie man pünktlich kommt? Sag an, wie geht es dir? Wie ich sehe haben dich deine Götter immernoch nicht zu sich geholt, wie? Hat Hel keine Verwendung für einen alten Knochenschwinger wie dich?"


    Adalrich von den Tungerern:
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    Mit langsamen Bewegungen erhob sich der alte Adalrich gerade rechtzeitig von seinem Stuhl um die umarmenden Pranken des alten Kelten um sich zu spüren.


    "Naja, ich warte jeden Tag darauf, das weißt du doch. Aber wie ich sehe hat Galates es mit dir auch nicht so eilig.", er wandte sich um und deutete auf die beiden jungen Männer, die wartend hinter ihm standen, "Meinen Sohn Siguwart kennst du ja bereits, wenn auch nicht als Mann. Dafür hast du meinen Enkel Friduwald noch nicht gesehen. Er ist bei den Reitern der Ala, musst du wissen. Pferde waren schon immer seins."


    Cathasach von den Treverern
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    "Bei der Ala der Römer?", Cathasach runzelte die Stirn und sah den Jungen kritisch an, der gerade erst die 17 Sommer hinter sich gebracht haben musste, "Dann war er wohl nicht in Bormitomagus dabei, als die Römer sich anschickten hungernde Bauern zu verprügeln?"
    Seine Gesichtszüge nahmen eine verächtliche Note an.. die Gerüchte wogen schwer.


    Adalrich von den Tungerern:
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    "Bei uns heißt es, es war ein handfester Aufstand der Sugambrer.", erwiderte Adalrich mit unverändert fester Stimme, "Aber du weißt ja wie das ist. Jemand wirft einen Stein, und Flüsse erheben sich aus ihren Betten."


    Cathasach von den Treverern
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    "Richtig.", dröhnte der alte Kelte mit unveränderter Miene, "Dann seid gegrüßt, Siguwart und Friedwald von den Tungerern. Euer Ahn ist ein großer Mann unter jenen die ihr Leben in Frieden wollen. Aber nun beantworte mir, Adalrich, warum sind wir hier? Das Samhain ist keinen Mond alt, und für das erste Thing ist es etwas früh, meinst du nicht? Wen hast du sonst noch eingeladen?"


    Adalrich von den Tungerern:
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    Der alte Germane schwieg, und lächelte. Er schüttelte sachte den Kopf um seinem Freund zu deuten dass er schon selbst sehen würde, warum und wen er geladen hatte.


    Und die Antwort ließ nicht allzu lange auf sich warten.


    Otger von den Ubiern
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    Mit kritischer Miene näherte sich Otger der bisher noch kleinen Versammlung. Natürlich war auch er in Begleitung seines Sohnes gekommen, der ja irgendwann die Leitung seiner (nicht mehr existenten) Gaue weiterführen sollte. Und auch er war in dicke Wolle und Fell gekleidet, seine Aufmachung zeichnete ihn klar als germanischen Edelmann aus.


    "Heilsam, Gode.", grüßte er den alten Germanen mit erhobener Hand, und auch den Kelten grüßte er mit ernstem Blick, "Entschuldige meine Verspätung."


    Brandolf von Confluentes
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    Bevor der alte Mann antworten konnte, erschien ein weiterer Rotschopf aus dem Geäst, dieser jedoch alleine. Der junge Mann trug die Aufmachung eines germanischen Edelmanns, jedoch zeichneten ihn die Stoffe als Mann der römischen Civitates aus.


    "Heilsam die Herren. Es ist mir eine Ehre an dem Thing teilnehmen zu dürfen...", schallte die warme Stimme des Mannes, der weithin als Frauenheld, aber auch als Vermittler zwischen Römern und Urstämmen bekannt war, über die Lichtung. Sein offener und neugieriger Blick wanderte über die Steine und ruhte schließlich auf dem Goden, der ihn anlächelte.
    "Adalrich, welch Überraschung. Du lebst... bei unserem letzten Zusammentreffen bin ich davon ausgegangen dass du die Heimreise nichtmehr überstehst. Und Cathasach, unglaublich. Du bist eine Legende.."


    Adalrich von den Tungerern:
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    Adalrich wiegelte mit der flachen Hand ab, was den jungen Rotschopf sofort dazu bewegte sich zu beruhigen.


    "Ruhig an, junger Mann. Warten wir noch ein Weilchen, bis wir alle zusammen sind. Dann werden wir reden..."


    Rodewini von den Mattiakern:
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    Eine beinahe in gleissendes Weiß gekleideter Hüne brach auf die Lichtung, in Begleitung eines sehr jungen Knaben, trat an den Kreis der Männer heran und lehnte sich schweigend an den ihm nächststehenden Monolithen. Er schwieg, und würde die nächste Zeit auch nichts anderes tun, um seine Missbilligung dieser Runde zu zeigen.


    Lando von den Cheruskern:


    Lando, immernoch von heißem Fieber gepeinigt, hatte die Reise zu dem vergessenen Hain stillschweigend und in Gedanken versunken unternommen. Witjon und Ragin hatte er mitgenommen, aus verschiedenen Gründen, und er hatte ihnen vor dem Betreten des Hains geraten erst zu sprechen wenn sie explizit dazu aufgefordert wurden. Er selbst war in einfache Wolle gekleidet, und das einzige was ihn als Mann von Ehre auszeichnete war das Bärenfell, das er um die Schultern trug. Auch wenn er hier wahrscheinlich der Mann war, der am meisten Macht und Geld besaß, stellte er sich in seiner Aufmachung doch gewollt auf die unteren Stufen der Ränge des Things.


    Es war nicht sein erstes Thing, nur sein erstes in seinem neuen Leben, und noch dazu im Winter. Früher hatte er seinen Vater oft zu den Thingkreisen der Cherusker begleitet, wenn größere Entscheidungen anstanden oder religiöse Begebenheiten luden. Bei dem Thing seines Dorfs, bei dem beschlossen wurde seine Familie zu Hel zu schicken war er nicht dabei gewesen.


    "Heilsa Gode, heilsam Dugidaz.", sprach er mit belegter Stimme, er war dem allen sehr misstrauisch gegenüber eingestellt. Was sollte er hier? Und vor allem: warum wurde er als 'Lando von den Cheruskern' geladen, und nicht als Lando von Mogontiacum, wie es normalerweise bei Kontakten zu den Stämmen der Gegend war?


    Nandrad von Borbetomagus
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    Ein Mann mittleren Alters mit kahlgeschorenem Kopf und geflochtenem Bart betrat als letzter die Lichtung, grüßte die Anwesendem mit stummen Nicken und näherte sich dann dem alten Goden, um ihm unhörbar für alle anderen etwas ins Ohr zu flüstern, was dieser mit einem knappen Nicken beantwortete. Danach ließ er sich auf einem freien Platz zwischen Lando und dem Mattiaker nieder.


    Adalrich von den Tungerern:
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    Als schließlich alle gekommen waren, die Adalrich geladen hatte, und jeder ohne nähere Anweisung Platz zwischen den Steinen nahm, wobei die Begleiter außerhalb des Kreises verblieben, erhob sich der alte Mann und breitete die Hände aus.


    "Freunde. Ich danke euch für euer kommen in diesen kalten Tagen. Der Winter ist so gut wie bei uns, der Frost wird kommen, und doch musste ich euch hierher bitten.", begann er mit milden Lächeln, wissend dass die Blicke aller fragend auf ihm ruhten, "Doch bevor ich euch erkläre warum ihr hier seid, werden wir den Göttern gerecht und bringen ein Opfer..."


    Die, die bisher Platz genommen hatten, erhoben sich bei diesen Worten und senkten den Blick. Der alte Mann trat an die kleine Steinplatte zwischen den Steinen, nahm ein kleines Kaninchen und schnitt diesem mit einer flüssigen Bewegung zwischen Gürtel und Kehle diesselbe durch... das sich windende Tier verlebte auf dem kalten Stein.


    "Den Rabengott ruf´ ich und alle Berater,
    Odin und alle Asen und Vanen:
    Gewährt uns Weisheit und heilsames Wirken,
    Rede und Rat und richtige Runen,
    Heil allen, die hier sind, und Heil ihren Sippen."


    Die Worte des Goden waren leise, und doch klar für jeden zu verstehen, es waren Worte die jeder von ihnen nicht nur einmal gehört hatte...

  • Witjon von Mogontiacum:


    Dies war Witjons erstes Thing. Er hatte von seinem Vater zwar schon viel darüber gehört, doch noch nie selbst miterleben können, wie ein solches Treffen der Stammeshäupter verlief.
    Witjon hatte es Loki gleich getan und sich in seine einfachen Wollkleider geworfen. Seine Schultern bedeckte ein Schafsfell. Anders als Loki trug Witjon sein Sax bei sich. Da er nur Beisitzer war und nicht aktiv am Thing teilnahm, durfte er seine Waffe bei sich führen. Stolz hatte er das Schwert gegürtet, dazu den Dolch, den sein Meisterschmied ihm nur wenige Tage zuvor zum Geschenk gemacht hatte. Neben ihm stand Ragin. Witjon warf dem Jungen einen kurzen nichtssagenden Blick zu, dann beobachtete er wie Loki sich zu den Männern im Steinkreis gesellte.
    Es waren bereits viele Stammesvertreter anwesend, die sich teils untereinander unterhielten, teils einfach nur still warteten.
    Loki hatte ihm bereits ein paar Dinge im Vorfeld erklärt: Der Alte mit der Augenklappe war der Gode. Auf Witjon wirkte dieser Mann unheimlich. Die Knochen, die ihn kennzeichneten, die Narben auf seiner Haut, dieser Tungerer war eine unangenehme, doch auch respektgebietende Gestalt.
    Neben dem Goden erkannte Witjon noch einen weiteren Führer. Es war Otger, der Ubier mit dem äußerst hellen, dichten Haar. Sein Stammesführer. Auch wenn beide, Witjon und Otger, vom selben Geschlecht waren, so konnte man den einen doch deutlich vom anderen unterscheiden. Witjon war rasiert und hatte kurzes gepflegtes Haar, wohingegen Otger einen Vollbart trug und seine Haare geflochten hatte. Die anderen Männer im Steinkreis kannte Witjon nicht. Ein leicht skeptischer Blick zu Ragin, dann richteten seine Augen sich auf den letzten Ankömmling, einen Kahlkopf, mit dessen Ankunft das Thing letztendlich begann.
    Ein Opfer wurde dargebracht und Witjon senkte ebenfalls seinen Blick, um still die Worte des Goden zu bekräftigen und in Gedanken besonders für Loki betete, dessen grässliche Krankheit sich nicht gebessert hatte, was nicht nur ihm, sondern auch seiner Umwelt meist nur schadete.


    Edit: Kleine Änderung, nichts weltbewegendes.

  • Auch für Ragin war es das erste Thing. Schließlich war er ohne Vater bei einem anderen Stamm aufgewachsen. Also hatte er sich bei seiner Kleidung an Witjon orientiert und so ebenfalls Wollkleidung an, und ein Schaffell über den Schultern gewählt. Auch er trug sein Sax und war sehr erleichtert, dass der Rich nicht anwesend war, dem er es damals entwendet hatte. Allerdings sah Ragin allgemein sehr unzufrieden aus. Zum einen wegen Loki: er hatte ihn einige male versucht davon abzuhalten zum Thing zu gehen, da sich seine Krankheit sicher verschlimmern würde, wenn er sich nicht schonte. Außerdem gefiel es ihm nicht, dass Loki als "der Cherusker" geladen war. Wie Ragin gehört hatte wäre "von Mogontiacum" eher angebracht gewesen. Zumal Ragin als Lokis Begleiter nicht zu den Cheruskern gezählt werden wollte, schließlich war er Amisvarier! Nicht das er was gegen den anderen Stamm hatte, aber sein ganzes Leben lang war ihm immer seine Herkunft unter die Nase gerieben worden und mittlerweile war er stolz darauf sich einen Amisvarier zu nennen.


    Von den anwesenden Stammesführern kannte er keinen. Allerdings war der Gode ihm, gelinde gesagt, unheimlich und auch vor den anderen hatte er einen gehörigen Respekt. Den Rotschopf, dem man ansah dass er wohl ebenfalls ein römischer Bürger war, fand er hingegen gleich sympathisch.


    So beobachtete er weiter das Treiben und spitze seine ohren, damit er hörte was besprochen wurde. Eigentlich würde er gerne noch viel näher hingegangen, aber ihm wurde gezeigt, dass das nicht erwünscht war.

  • Adalrich von den Tungerern:
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    "Ich habe euch hergerufen...", sprach der alte Mann als er sich wieder auf seinen Platz vor dem größten der Monolithen began, "...weil unsere Versammlung nötig ist, um Dinge zu besprechen die all unsere Stämme angehen."



    Nandrad von Borbetomagus
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    "Wie zum Beispiel die Verbrechen an meinem Stamm!", geiferte Nanrad ohne Achtung auf den Goden los, was ihm direkt missfallende Blicke einbrachte, ungeachtet der Verluste unter seinen Leuten.


    Adalrich von den Tungerern:
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    Der alte Mann überhörte den Ausbruch des Jungen, und sprach weiter als wäre nichts gewesen: "Wie ihr sicherlich alle wisst, ist Mordorok von den Hermunduren den Weg gegangen den sein Leben ihm vorgezeichnet hat. Ein Ende ohne Ruhm und Ehre, in Krankheit und verlassen von den seinen..", zustimmendes Gemurmel oder missbilligendes Schweigen folgte. Mordorok hatte viele Freunde unter den Stämmen auf der linken Seite des Rhenus gehabt, und es hatte Adalrich viel Mühe und Arbeit gekostet ihnen auszureden sich dem Aufstand vor Jahren anzuschließen.


    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Und so wird es jedem ergehen der sich mit Rom und seinen ehrbaren Verbündeten anlegt!", donnerte die Stimme Rodewinis über die Lichtung, und nicht wenige zogen die Stirn kraus.


    Cathasach von den Treverern
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    "Lustig dich von Ehre sprechen zu hören, der du dich wie ein billiger Söldner verkaufst. Wieviele deiner Mannen hat es dich denn gekostet, deinen Stamm von Steuer und Knechtschaft freizukaufen, Rodewini?", witzelte der alte Kelte, der in seinem Alter den Respekt vor der jugendlichen Wildheit verloren hatte, und sich so prima darauf verstand das heiße Blut der Jugend wieder abzukühlen.


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Ehrbar? Ich lach mich tot... was ist ehrbar daran hungernde Bauern abzuschlachten, die gegen die Ungerechtigkeit auf dem Markt rebellieren? Was ist ehrbar daran einem Tross an Stahl zu folgen, der Blut frisst und Gold scheisst? Sprich du mir nicht von Ehre, Römerscherge.", klagte Nandrad auf's neue an, dieses Mal mit einem konkreten Ziel: der strahlende Mattiaker hatte vergessen in welcher Gesellschaft er sich befand.


    Brandolf von Confluentes
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    "Bitte. BITTE!", sorgte die warme Stimme von Brandolf für Ruhe, "Entehrt nicht diesen Ort und dieses Thing damit, dass ihr streitet bevor Adalrich uns überhaupt gesagt hat warum wir hier sind. Bitte, beruhigt euch. Lasst uns das Reden des Goden hören! Beruhigt euch!"


    Adalrich von den Tungerern:
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    Der alte Mann dankte es dem jungen Rotschopf mit einem knappen, aber finsteren Nicken, und sah danach jedem einzelnen der Gruppe ins Gesicht: "Es tun sich Entscheidungen an. Die Römer entscheiden nichtmehr über unsere Köpfe hinweg. Man geht einen Schritt auf uns zu, und das dürfen wir nicht übersehen, sonst geschieht dies nie wieder. Lando, du hast uns etwas zu erzählen..."


    Lando von den Cheruskern:


    "Männer von Ehre.", keuchte Lando, dessen Worte in einem heruntergewürgten Husten endeten. Er glich in diesem Moment eher einem Toten, kreidebleich wie er war, mit kaltem Schweiss überzogen. Jedes Wort schmerzte in den Lungen, jede Bewegung ein Brennen in den Gliedern, die vor kochendem Blut nur so strotzten.
    "Die Administration der Römer hat beschlossen den Germanen, sie meinen uns, ein Heiligtum in Mogontiacum zu bauen, um...", ein erneuter Hustanfall unterbrach ihn, "...den Menschen unserer Stämme einen Ort in den Städten zu geben, an dem sie ihrem Glauben folgen können."


    Otger von den Ubiern
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    "Ach, diese Leier wieder...", ächzte Otger, der eine kleine Gruppe von Ubiern führte die sich vehement dem Einfluss der römischen Lebensart widersetzte, "Das kennen wir doch nur zu gut... letztendlich ist für diese Römer doch nur ein Mensch, wer sich ihrer Lebensweise anpasst."


    Cathasach von den Treverern
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    "Richtig. Was wollen sie machen? Einen Wald in ihre hübsche Stadt aus Stein pflanzen?", dröhnte die Stimme des alten Kelten über das Gemurmel der Männer, "Und bist du nicht selbst Mitglied dieser Administration, Lando Cheruskersohn aus Mogontiacum der sich den Amsivariern angeschlossen hat, und bei den Römern sein Geld verdient? Wem wirst du dich als nächstes anschließen, Lando? Wieviel Gold muss ich aufbringen, damit du dich Kelte nennst?"


    Die beiden Männer tauschten kalte Blicke, es war seit je her bekannt dass die beiden sich nicht riechen konnten. Cathasach hegte eine große Abneigung gegen alle die mit den Römern packtierten, sei es nun unter Aufgabe der eigenen Tradition oder nicht, es ging darum dass man sich den Menschen anbiederte die sein Volk unterworfen hatten. Er neidete den freien Willen, der manche dazu trieb ohne Ehrverlust in den Städten der Römer zu leben...


    Adalrich von den Tungerern:
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    Adalrich beobachtete die Konfrontation mit Grimm, andererseits hatte er schon früher damit gerechnet. Nur hatte er Lando noch nie so schwach gesehen, der Cherusker wurde von Fieberkrämpfen gepeinigt, das war ihm sofort klar als er den Jungen sah.


    "Hat noch jemand etwas dazu zu sagen?", fragte er in die Runde um von den Streithähnen abzulenken..

  • Rodewini von den Mattiakern:
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    "Ein Heiligtum ist schön und gut, aber wie stellen die sich das vor? Theiwaz wird die Stadt in Schutt und Asche legen wenn wir es wagen ihn in Stein zu schlagen...", murmelte der helle Hüne ohne dabei jemanden konkret anzusehen.


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Da ist etwas dran. Die Traditionen der Götterverehrung müssen respektiert werden, und nur weil die Römer gerne alles in kalten Stein kleiden bedeutet das nicht, dass wir das jetzt auch machen müssen.", rief Nandrad, dessen Miene keinen Deut freundlicher war, seine Stimme aber hatte einiges an Aggressivität verloren.


    Cathasach von den Treverern
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    "Einige von euch leben recht gut und warm in diesen Steinbauten der Römer!", stichelte der alte Cathasach von neuem, dieses Mal ohne konkretes Ziel in einem wohlplatzierten Rundumschlag... der sein Opfer fand.


    Otger von den Ubiern
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    "Ich lebe in der verdammten Kate in der mein Vater schon geboren wurde! Das Land, auch wenn die Römer meinen dass es ihnen gehört, auf dem meine Familie lebt ist weit und fruchtbar! Ich lebe seit Jahrzehnten so, und die meinen ebenso, so wie es unsere Vorväter auch getan haben...", blaffte der Ubier zurück, der so rein garnichts mit seinem Stamm gemeinsam haben wollte, der sich größtenteils mit den Römern eingelassen hatte.


    Adalrich von den Tungerern:
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    Der alte Gode hob mal wieder beschwichtigend die Hand. Manchmal war es besser wilde und emotionsgeladene Gespräche einfach laufen zu lassen, manchmal aber bedurfte es einer leichten Steuerung. Wie jetzt zum Beispiel: "Wenn hier jemand die Worte und Gesetzte unserer Altvorderen vergessen hätte, säße er jetzt hier nicht bei uns im Kreis. Also könnten wir diese haltlosen Anschuldigungen lassen und uns auf das wesentliche konzentrieren? Der Tempel... meine Herren... der Tempel!"


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Ich lehne die Idee mit gutem Gewissen ab. Solange die Römer es nicht fertig bringen einen Hain in ihre Städte zu pflanzen sehe ich keinen Grund dieses Heiligtum anders zu behandeln als die steinernen Schreine an denen wir eh schon aus purer Zeitnot unseren Göttern huldigen, ohne dass sie in steinerne Mauern gesperrt wären!", gab Nandrad schließlich seine erboste Linie auf, und beschränkte sich auf seine Rolle als Vertreter seiner Leute.


    Brandolf von Confluentes
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    Brandolf von Confluentes sah die Sache etwas offener. Er hatte kein Problem damit den Göttern in steinernen Tempelbauten zu opfern, solange diese offen genug waren um ihnen ein freies Ein und Aus zu ermöglichen: "Ich sehe da kein Problem. Allerdings ist dies auch eher eine Sache für die Stammesleute die in Mogontiacum wohnen, ich muss, bei allem Respekt, bezweifeln warum dies unser Thing angehen sollte. Sollte ein derartiges Heiltum gebaut werden, werden die Leute unseres Glaubens mit Sicherheit NICHT den weiten Weg nach Mogontiacum gehen, wenn ihre Heiltümer, die bisher auch ihren Vorvätern als Platz der Einkehr gedient haben, sehr viel näher liegen."


    Für diese Idee erntete er zustimmendes Raunen, was eigentlich immer zutraf wenn Brandolf den Mund aufmachte.


    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Der Mann spricht recht.", tönte die Stimme Rodewinis über den Platz, "Es macht keinen Sinn so etwas wie ein Zentralheiltum zu bauen, wenn unsere Plätze, um unseren Göttern zu begegnen doch überall dort liegen wo die Natur sie uns geschenkt hat. Ich stimme dem zu, dass ein derartiges Heiltum nicht notwendig ist. Und sollte sich ein Stamm dazu entschließen, wäre es in den Maetjam, die die Römer Ordo Decurionum nennen, in denen die Menschen unseres Glaubens sowieso mehr als genug Einfluss haben, mehr als nur leicht etwas derartiges zuzusetzen. Die Römer haben es uns nicht umsonst selbst überlassen unsere Stämme nach unseren Richtlinien weiter zu verwalten, auch wenn einige sich dazu entschlossen haben in den Civitates zu leben... warum also so tun als wäre das ein Verbrechen?"


    Otger von den Ubiern
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    "Es ist ein verdammtes Verbrechen weil sie die Namen ihrer Kinder ändern! Es ist ein verdammtes Verbrechen weil sie die Namen unserer GÖTTER ändern! Es ist ein verdammtes Verbrechen weil sie vergessen wie man als Mann unseres Volkes lebt!", bellte Otger über den Platz, und erhob sich mit zornesrotem Gesicht um mit schwingender Faust seinem Unmut Luft zu machen.


    Lando von den Cheruskern:


    Landos Wille, etwas zu der Diskussion beizutragen wurde von einem ausufernden Hustanfall angekündigt, der selbst Otger verstummen ließ, weil es mittlerweile nicht nur ungesund klang, sondern auch nach atmungstechnischer Nahtoderfahrung.


    "Otger, bei... allem was du für deine Leute getan hast, was Gut und Recht war und dir einen Namen gemacht hat der länger währen wird als die derer die du so hasst.", er machte eine Pause, sein Atem ging tief und rasselnd, und er klang auf einmal sehr viel älter als er in Wirklichkeit war, "Wie lange hast du die Civitates schon nichtmehr betreten? Jahre? Vielleicht sogar ein Jahrzehnt? Nachdem die Bataver geschlagen wurden? Du weißt nicht was du redest... in den Städten leben die Menschen immernoch so wie zu Zeiten ihrer Väter, nur dass sie Dinge akzeptieren die die Nornen ihnen ermöglicht haben. Ein Haus aus Stein macht dich nicht zu einem Römer. Ihre Sprache macht dich nicht zu einem Römer.", ein erneuter Hustkrampf unterbrach ihn auf brutale Art und Weise, "... ihre Schrift nicht, und ihr Geld nicht. Das einzige was dich zu einem Römer machen kann bist DU. Also hör auf hier die ewigen Scharaden der Ostlande nachzuäffen,... sollen die Römer Theiwaz nun Mars nennen, die Griechen ihn Hades, oder wie auch immer. Es ist gleich, solange DU weißt welchen Gott du meinst."
    Er hatte es leid immer wieder die gleichen Diskussionen zu führen, dies war schon das dritte Thing bei dem dies Problem zur Sprache kam. Und seltsamerweise war es immer Otger, der seine Argumente wieder und wieder aufsagt als wären sie das einzige an dass er sich klammern konnte.


    Cathasach von den Treverern
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    "Das ist auch eine Art sich seinen Verrat schön zu reden...", platzte Cathasach wieder dazwischen, "Da haben wir schon einen vom Stamme Armins, und da kuscht er vor den Römern wie ein Welpe vor dem Wolf."


    Lando von den Cheruskern:


    "Ich bin nicht vom Stamme Armins.", keuchte Lando, dessen Kräfte zu reden immer weiter schwanden... er winkte ab, dies war das letzte was er dazu zu sagen hatte.


    Adalrich von den Tungerern:
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    "Ich gebe Rodewini und Lando Recht. Es ist den Stämmen selbst überlassen wo und wie sie ihre Götter anbeten wollen und können. Sie können dies in den Civitates durchsetzen, soweit ihnen danach ist. Mein Interesse liegt darin dass die Tradition gewahrt wird. Es sind unsere Götter, es ist unsere Aufgabe ihnen die Ehre entgegen zu bringen, die sie verdienen...", konstituierte der alte Gode zum Abschluss der Tempelfrage.


    Die Männer schwiegen in grimmiger Zustimmung. Nicht wenigen ging der Disput zwischen den konservativen und den liberalen Germanen, die sich durchaus mit den römischen Einflüssen arrangiert hatten, immer mehr auf die Nerven...


    "So, da wir das nun geklärt hätten, bleibt noch die Frage nach euch. Gibt es etwas, das ihr im Thing besprechen wollt, bevor ich fortfahre?", fragend sah der alte Mann mit seinem verbliebenen Auge in die Runde...

  • Nandrad von Borbetomagus
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    "Ich will, dass die Verbrechen an meinen Leuten gesühnt werden!" rief der Kahlkopf mit sich vor Wut fast überschlagender Stimme. Er fuchtelte wild mit der Faust in der Luft herum und sprach zornig weiter.
    "Die Römer haben arme, verhungerte Bauern abgeschlachtet und ihr toleriert das! Wir können uns diese Willkür doch nicht weiter gefallen lassen!"[/color]


    Otger von den Ubiern
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    [i]"Was, wenn man bald auch die anderen Stämme so zurichtet?" warf Otger finsteren Blickes ein.


    Cathasach von den Treverern
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    "Natürlich!" rief der Treverer aufbrausend. "Die Römer werden sicherlich die gesamte Bevölkerung diesseits des Rheins niedermachen, nur weil sie Spaß daran haben!"
    Der Hohn in seiner Stimme war nicht zu überhören.


    Brandolf von Confluentes
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    "Hört auf zu streiten! Die Strafaktion bei Borbetomagus hat viele gute Männer meines Stammes das Leben gekostet, weil die Bauern gegen die Römer aufbegehrt haben."


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Kein Wunder, dass sie sterben! Wer für die Römer kämpft, kann doch nur untergehen!" geiferte Nandrad wutentbrannt. Er stampfte auf den Boden und knirschte mit den Zähnen. "Mein Volk ist vor Hunger umgekommen und die Römer schlachten es zur Strafe auch noch ab. Wo ist da die Gerechtigkeit?" Sein Blick fixierte den Goden, der dem Streit vermutlich bald wieder Einhalt gebieten würde.

  • Rodewini von den Mattiakern:
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    "Jeder hier trauert mit dir um deinen Verlust, Nandrad. Aber es bringt uns nicht weiter nach Vergeltung zu schreien, vor allem wenn du die Konsequenzen nur allzu gut kennst. Du bist auch im Ordo deiner Civitates, hast du da die gleichen Reden geschwungen? Ein Mann der mit zwei Zungen spricht, ist nicht mehr als ein altes Waschweib.", stellte Rodewini den Borbetomager bloß, welcher daraufhin wütend Luft ausstieß, jedoch nicht weiter auf die Provokation einging.


    Adalrich von den Tungerern:
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    "Rodewini spricht Recht.", säuselte der alte Mann, der es immer wieder schaffte sich die Aufmerksamkeit aller zu sichern, aber sie nie lange halten konnte, "Es geht nichtmehr darum Rache oder Vergeltung für das, was deinem Stamm geschehen ist, zu suchen. Außerdem wissen wir ALLE dass du und die deinen sich haben aufhetzen lassen, von Stämmen jenseits des Limes, für die dein Verlust nur von Vorteil ist."


    Brandolf von Confluentes
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    Der rothaarige Decurio aus Confluentes hob die Hand: "Das Problem ist ein vollkommen anderes... es geht nicht darum ob man sich mit der Hand gegen die Römer wehren kann, wenn diese einem anstelle von Getreiderationen Waffen entgegenstrecken, egal ob gerechtfertigt oder nicht. Es geht darum wie ihr überhaupt in diese Situation gekommen seid!"


    Adalrich von den Tungerern:
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    "Jetzt kommen wir der Sache schon näher.", murmelte der alte Gode, "Warum gab es überhaupt so große Missernten? Kannst du uns das beantworten, Nandrad?"


    Nandrad von Borbetomagus
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    Nandrad stockte. Er war Krieger und Politiker, wenn auch nicht unbedingt fähiger, kein Bauer. Eine der ersten Änderungen in seinem Leben im römischen Reich: man war nichtmehr einfach beides, je nach Bedarf.
    "Naja, das Wetter war schlecht, und die Felder diesem ausgesetzt. Außerdem konnten wir uns nicht selbst um die Urbarmachung unserer Ländereien kümmern, weil sie an Länder grenzten die der Regio gehörten. Wenn diese nicht entwässert werden, wie soll das dann mit unseren klappen?"


    Otger von den Ubiern
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    "Das kann richtig sein.", warf Otger mit kritischem Blick ein, "Wir hatten dasselbe Problem vor vier Sommern, und als wir einfach die Ländereien, die nicht zu unserem Stamm gehörten, bearbeiteten gab es Ärger mit der Regionalverwaltung in der Colonia. Allerdings hat sich das aufgelöst als der Effekt des ganzen offenbar wurde. Vielleicht sollte die Regionalverwaltung bei euch auch so etwas durchführen lassen, wenn ihr es selbst schon nicht dürft?"


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Die Regionalverwaltung hat uns nur gesagt wie wir unsere eigene Civitas wieder in Schuss bekommen. Lando, du warst da! Sag mir warum ihr nichts getan habt.", sah Nandrad von Borbetomagus Lando nun sehr viel ruhiger an.


    Lando von den Cheruskern:


    "Ich muss zugeben,...", sprach Lando schleppend und langsam, "Dass es uns damals garnicht in den Sinn gekommen ist. Das wirft ein vollkommen anderes Licht auf die Sache. Die Regionalverwaltung ist, im Vergleich zu dem was sie leisten muss, klein. Wir können nicht an allen Stellen gleichzeitig arbeiten."


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Was nicht für euch spricht.", ärgerte sich Nandrad.


    Brandolf von Confluentes
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    "Vielleicht kannst du ja bei deinem Comes vorsprechen und eine Änderung der Dinge herbeiführen? Das würde ja nicht nur uns zu gute kommen, es ist ja nicht so als würden wir alleine in unseren Dörfern leben.", schlug Brandolf vor, der dafür zustimmendes Nicken von allen Seiten erntete, nur der alte Kelte schaltete sich noch einmal ein.


    Cathasach von den Treverern
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    "Oh ja. Legen wir unser Schicksal in die Hände eines Wendehalses. Der Mann hat keine Ehre. Cherusker, Amsivarier, Römer, was denn nun?", höhnte der Alte mit genüsslicher Miene.


    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Ich respektiere Lando von den Cheruskern. Wer weiß was die Nornen sich beim Spinnen seines Schicksals gedacht haben, manchmal haben sie einen sehr seltsamen Humor. Die Taten des Lando lassen auf jeden Fall nicht an seiner Ehre zweifeln. Ich bin dafür ihm dies aufzutragen.", stellte Rodewini, der sich eigentlich sonst immer heftige Wortgefechte mit Lando lieferte, sich diesem an die Seite.


    Brandolf von Confluentes
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    "Meine Meinung", schloss Brandolf an die Rede des Mattiakers an, "dürfte klar sein. Lando ist mein Freund, und ich vertraue ihm."


    Otger von den Ubiern
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    "Wird das hier jetzt eine Ehrenbekundung für Lando, oder was?", schnaubte Otger mit verdrieslichem Blick, der sich und seine Leute stets als letzte Wahrer der Götterwürde ihres Volkes betrachtete, und somit jede Annäherung an die Zivilisation der Römer ablehnte, "Wie dem auch sei, ich stimme dem zu."


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Auch wenn ich den Tod meiner Leute gesühnt haben will.", quetschte Nandrad hervor, dem man deutlich ansah dass ihm dies schwer fiel, "Muss ich diesem Vorschlag zustimmen, damit dafür gesorgt wird, dass dies nicht noch einmal geschieht."


    Adalrich von den Tungerern:
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    "Damit ist es heraus. Lando soll unsere Probleme der Verwaltung vortragen. Wir warten gespannt auf seine Ergebnisse.", schloss Adalrich das Thema ab, und sah sich noch einmal in der Runde um, "Gibt es sonst noch etwas, das zu besprechen wäre?"

  • Witjon von Mogontiacum:


    Beeindruckt zog Witjon die Augenbrauen in die Höhe. Genau so hatte er sich ein Thing vorgestellt! Vielleicht würde er sogar irgendwann einmal selbst in diesem Kreis sitzen und mit den anderen Stammesführern über die Geschicke seines Volkes sprechen. Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf Witjons Gesicht ab. Bis dahin würde es noch einige Zeit dauern.


    Brandolf von Confluentes
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    Die Frage des Goden rief Brandolf ein Anliegen ins Gedächtnis zurück, das er hier vorzutragen gedachte. Er ergriff das Wort und gab bekannt:
    "Ich habe noch etwas bekannt zu geben! Mein Vetter Gotwald wird im nächsten Frühjahr seine Tochter Ida mit Reik von den Mattiakern vermählen."
    Ein vielsagender Blick zu Rodewini, der selbstredend im Bilde war, dann fuhr Brandolf fort.
    "Reik ist der Sohn des Waltmar, Duumvir der Civitas Aquae Mattiacorum. Ich freue mich, euch die Eheschließung zwischen meinem Stamm und dem der Mattiaker mitteilen zu dürfen."


    Rodewini von den Mattiakern:
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    Der Hühne von den Mattiakern nickte still und enthielt sich jeglichen Kommentars. Er war froh, dass Waltmar seinem Sohn nicht eine von Nandrads Stamm angeleiert hatte und zeigte sich zufrieden mit der confluentischen Kaufmannstochter.


    Otger von den Ubiern
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    "Herzallerliebst." murmelte Otger gelangweilt in seinen dichten Bart. Mattiaker heiratet Typen aus Confluentes. Und?


    Die anderen Anwesenden nahmen die Information nickend zur Kenntnis. Offenbar war plötzlich die Luft raus, die Versammlung hatte sich etwas beruhigt und die Nachricht von der anstehenden Heirat brachte etwas Entspannung nach den Streitpunkten der bisherigen Tagesordnung.

  • Adalrich von den Tungerern:
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    "Dann sei die Verbindung den Göttern empfohlen, auf dass sie fruchtbar sind und ihrem Volk gesunde Kinder schenken.", schloss der alte Gode das Thema ab, und danach auch gleich das gesamte Thing, "Damit erkläre ich diese Versammlung für aufgelöst. Geht mit dem Segen der Götter, Vordere eurer Völker."


    "Geh mit den Göttern, Gode.", folgten die Antworten der anderen Thingteilnehmer, die sich größtenteils direkt danach aufmachten in ihre Stammesgebiete und Städte zurück zu kehren...



    Brandolf von Confluentes
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    Brandolf hingegen nutzte die Gelegenheit, um auf Lando zuzugehen und ihm aufzuhelfen, so geschwächt wie er es von seiner Krankheit war.


    "Loki, meine Güte, dass du dich in diesem Zustand hierherschleppst?", als Lando stand, stellte er sicher, dass dieser auch nicht umkippte, dann wandte er sich zu Witjon und Ragin um, und begrüßte die beiden mit aufrichtigem Grinsen, "Witjon, schön dich wieder zu sehen. Wie ich hörte hast du die Wahl zum Duumvir von Mogontiacum geschafft? Starkes Stück... und wer ist das? Ah, lass mich raten... der Jüngste... Ragin, richtig? Ich bin Brandolf, Sohn des Arne, Kaufmann in Confluentes."
    Nachdem er die beiden begrüßt hatte, wandte er sich wieder Lando zu, der bedrohlich schwankte. Brandolf packte ihn schließlich bei den Schultern, und führte ihn zurück zu seinem Pferd, nachdem er den Goden mit einem respektvollen Nicken verabschiedet hatte: "Alter, schau dich an, du siehst aus als würdest du mit Hel kuscheln... willst du wirklich direkt zurück nach Mogontiacum? Ihr könntet auch Gäste in meinem Haus sein, Farhild würde sich freuen, obwohl sie dich wahrscheinlich nie wieder weglassen würde, so wie du ausschaust."



    Lando von den Cheruskern:


    Lando fühlte sich auf einmal grob geschätzte fünfhundertundzwei Jahre älter, als Brandolf ihn so mir-nichts-dir-nichts wie einen alten Tattergreis hochhob, und ihn auf seine wartenden Vettern zusteuerte... er konnte gerade mal "Ja,... hngh... Ragin..." sagen, bevor es weiter zu den Pferden ging. Als er sich auf seinen Gaul gehievt hatte, was ihm unnatürlich schwer vorkam, schüttelte er nur langsam den Kopf: "Nein, ist .... in Ordnung. Ich schaffe.... das. Zu tun, du weißt. Kommst du mit, ein Stück... Weg?"



    Brandolf von Confluentes
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    "Ja, sicher.", meinte Brandolf, der seinen Gaul neben dem von Lando herführte. Der Schnee unter ihren Füßen knirschte leise, als er mit den beiden anderen Duccii im Gefolge seinen Freund begleitete, "Also, was meinst du? Es hat Ewigkeiten gedauert, Ida mit Reik zu verkuppeln, Waltmar hat sich angestellt wie ein bockiges Weib, als es um die Ehe ging. Ein Machtwort Rodewinis hat es schließlich doch zustande kommen lassen... ich glaube die beiden mögen sich sogar, da könnte Liebe draus werden."



    Rodewini von den Mattiakern:
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    "So die Götter es wollen.", sprach Rodewini, der sich in unheimlicher Stille an die langsam reitende Gruppe herangepirscht hatte. Hinter dem in weißen Stoff und weiße Felle gekleideten Hünen ritt der schmächtige Junge, der ihn zum Thing begleitet hatte.
    "Darf ich euch vorstellen, dies ist Folcrat, mein Sohn.", der Junge nickte nur leicht, um den Gruß der anderen zu erwidern, schon fast schüchtern wirkte er im Schatten seines Vaters, "Und ihr seid die Söhne Wolfriks, richtig? Schon lustig, dass gerade ihr euch von einem Heruten (germ. für Cherusker) führen lasst", er schmunzelte Witjon und Ragin finster an, "Ich hoffe euch hat dieses kleine Stelldichein Spaß gemacht. Haben diese Narren von Nandrad und Cathasach doch wieder Gelegenheit bekommen, ihre irren Ideen rauszuposaunen. Ich frage mich, ob sie immernoch so laut krakelen würden, wenn wir die Legion mitbrächten."



    Brandolf von Confluentes
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    "Sers Rodewini. Das würdest du nicht wagen, es würde den Ort, und damit deine Familie entweihen.", entrüstete sich Brandolf, der ironischerweise auf die Ironie des Mattiakerfürsten einging.



    Lando von den Cheruskern:


    "Würde er auch nicht, das weißt du auch.", krächzte Lando mit schwacher Stimme, "Also, Rodewini, was kann ich für dich tun?"



    Rodewini von den Mattiakern:
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    Der Hüne lächelte, und wippte spielerisch mit dem Kopf hin und her: "Nun, ich wollte eigentlich unter vier Augen mit dir darüber sprechen, aber da du ja in Gesellschaft von Leuten reist, denen du vertraust. Die Verbindung zwischen der Sippe Brandolfs und meinem Stamm ist erst der Anfang, Lando. Die Söhne Wolfriks haben viel Einfluss in Mogontiacum, haben sogar Freunde in Rom, Lando. Das können nicht alle Sippen und Stämme behaupten. Aber was euch fehlt, ist eine Verbindung zu den freien Stämmen, die hier siedeln."



    Lando von den Cheruskern:


    Lando lachte leise, was sich dann doch wieder in einen Hustanfall steigerte, an dessen Ende der den Mattiaker kritisch ansah: "Eine Verbindung zu den freien Stämmen? Mach mir nichts vor, Rodewini, ich bin nicht dumm. Nicht wir suchen Einfluss bei den Stammesgermanen in den Ländern links des Rhenus... du suchst einen Draht zu den Stadtgermanen.", er sah Brandolf vorwurfsvoll an, der nur beschwichtigend mit den Händen alle Schuld von sich wies, "Aber gut,... sprich, und sag was du vorzuschlagen hast."



    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Nun gut, sprechen wir offen...", grölte der blonde Mattiaker, "Du hast recht. Mein Stamm ist den Römern gut genug um die Grenze zu sichern, und sie kommen oft genug einfach vorbei und stellen sicher, dass alles so ist wie sie es wollen. Aber um Einfluss auszuüben, braucht man dieses Thing nicht. Dieses Thing ist da, um die Stämme davor zu bewahren, übereinander herzufallen, so wie es die freien Stämme rechts des Flusses immernoch tun. Das ist alles... aber um wahre Macht auszuüben, muss man in die Städte. Und ihr seid da, Söhne des legendären Wolfrik, ihr seid da."



    Brandolf von Confluentes
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    Brandolf, der nur eine Miene verzog, als Rodewini den Namen des Stammvaters der Duccii verhöhnte, nickte beinahe unmerklich mit dem Kopf: "Wo er recht hat... "



    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Hör auf deinen Freund, Lando. Eine Verbindung zwischen unseren Sippen ist nicht so abwegig, wie du denkst. Wir sind ein starker Stamm, ihr eine starke Familie. Brandolfs Sippe hat das schon eingesehen.", Rodewinis Stimme klang schon fast beschwörend.



    Lando von den Cheruskern:


    "Wir haben eine Verbindung zu den Ubiern.", murmelte Lando, und nickte in Witjons Richtung, "Dieser Mann ist der Sohn des Evax vom Stamm der Ubier, und der Sohn der Tochter Audaods. Erkläre mir also, wieso sollten wir noch eine Verbindung zu den Landesstämmen suchen?"



    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Das erklärt sich von selbst. Die Ubier, schön und gut... wir sind die Mattiaker. Aus der Verbindung könnte ein vollkommen neues Potential erstehen. Also, ich will hier nicht lange auf dich einreden, soviel sei gesagt: mein Bruder Sarwolf hat eine Tochter, Elfleda, achtzehn Winter alt, da sie von meinem Blut ist natürlich wunderschön. Sprich wenigstens einmal mit Sarwolf."



    Lando von den Cheruskern:


    "Wieso ich?", konterte Lando, der sich um Heirat und Ehe so garkeine Gedanken gemacht hatte, und auf diesem Ohr einfach nur taub war, "Und wieso ist sie mit achtzehn Wintern nicht schon lange verheiratet?"



    Brandolf von Confluentes
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    "Manchmal stellst du dich zu dumm an, um dir all das abzukaufen was du in Mogontiacum getan hast.", verdrehte Brandulf die Augen, als er sein Pferd um einen Findling herum steuerte, "Erstens bist du nicht nur der Vordere der Söhne Wolfriks, sondern auch noch von den Heruten. Und rate mal wer im Nordosten der Mattiaker sitzt? Richtig, dein alter Stamm... und zweitens: wahrscheinlich wurde die Dame genau für solche Gelegenheiten aufgespart. Zutrauen würde ich es ihnen..."



    Lando von den Cheruskern:


    "Ich habe mit meinem alten Stamm nichtsmehr zu tun.", blaffte Lando mit schwacher Stimme, "Der hat sein Daseinsrecht verwirkt, als er meine Familie lynchte."



    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Umso besser, also, ich meine natürlich, dein Verlust ist ein Schandmal für die Heruten, aber lass es mich so ausdrücken: dein Vorbild könnte deinem alten Stamm zeigen, dass es nicht nur romfeindlich geht. Es ist auch ein Weg MIT den Römern möglich.", bohrte Rodewini nach, und wirkte jetzt schon fast kindlich.



    Lando von den Cheruskern:


    Lando, dem dies alles andere als schlüssig schien, und es als reinen Vorwand abtat, versank in eisiges Schweigen, als er über die Sache nachdachte. Eigentlich war der Gedanke nicht so abwegig. Eine Verbindung zu den Mattiakern konnte für seine Familie, die Reste des zerschlagenen Stammes der Amsivarier, eine Sicherheit für ihren Fortbestand darstellen. Immerhin galt Rodewinis Wort auch beim Legaten einiges. Er wandte sich zu Witjon und Ragin um, die ihn stumm anblickten, und traf dann seine Entscheidung.


    "Du kannst Sarwolf ausrichten, dass wir uns treffen werden."



    Rodewini von den Mattiakern:
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    "Mehr habe ich auch garnicht verlangt.", grinste Rodewini auf einmal breit, und lenkte sein Pferd von der Gruppe weg, "Das wirst du nicht bereuen, falls du überlebst, was du dir da eingefangen hast! Wir sehen uns wieder, Lando Herutensohn, Vorderer des Emsvolkes..."
    Mit diesen Worten stob er davon, hektisch verfolgt von seinem Sohn.



    Brandolf von Confluentes
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    Es folgte eine Weile weiterer Stille, bevor Brandolf den Mund wieder aufmachte: "Elfleda, Tochter des Sarwolf. Keine schlechte Partie, wenn du mich fragst. Ganz und garnicht, ehrlich gesagt... du tust gut daran, dir das ordentlich durch den Kopf gehen zu lassen, sobald du wieder klar denken kannst, heißt das."



    Lando von den Cheruskern:


    "Genug davon.", schnitt Lando seinem Freund das Wort ab, und blickte finster weiter geradeaus, in Richtung der Hügel, hinter denen sich nach Stunden endlich wieder Mogontiacum zeigen würde.


    Brandolf von Confluentes
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    Brandolf schnappte nach Luft, hielt aber den Mund. Dann zuckte er mit den Schultern, und bremste sein Pferd so weit, dass er hinter Lando zurückfiel, und sich neben die beiden Duccii gesellte: "Nun, Witjon, erzähl, wie fandest du dein erstes Thing?"

  • Aufmerksam wohnte Witjon dem Thing bei und merkte sich jedes Gesicht mit entsprechendem Namen. Es würde ihm vielleicht noch einmal nützlich sein, seine Freunde oder Gegenspieler der Zukunft bereits kennen gelernt zu haben. Als das Thing zum Ende kam, erhoben auch Witjon und Ragin sich und machten die Pferde bereit. Loki war wirklich nicht in seiner besten Verfassung, dennoch zeigte er Stolz und seine übliche Sturheit. Brandolfs Begrüßung und Frage beantwortete Witjon mit einem freundlichen und bestätigenden Nicken, zu einer Antwort kam er jedoch nicht.


    Später, als die kleine Gruppe bereits zu Pferde richtung Heimat ritt, nahm Witjon ebenfalls mit großem Interesse das Gespräch zwischen den drei Kriegern wahr und schmunzelte beizeiten in sich hinein. Würde Loki nun doch bald eine Frau abbekommen? Grinsend fragte er sich, ob er die holde beneiden oder lieber bemitleiden sollte. (:D)


    Und dann wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, denn Brandolf sprach ihn an. Zunächst holte er eine vernünftige Begrüßung nach, dann beantwortete er die Frage seines Gegenübers.
    "Brandolf, lang ist's her, dass wir uns im Stadtrat von Confluentes trafen. Es ist mir eine Freude.
    Das Thing war eine durchaus interessante Erfahrung. Bisher hatte ich nur einen geringen Einblick in die Verbindungen zwischen den vielen linksrheinischen Stämmen, daher ist es umso spannender die vielen unterschiedlichen Stammesführer und Krieger der Region kennen zu lernen. Und ich denke selbiges gilt auch für meinen jungen Vetter hier."

    Grinsend deutete er auf Ragin, der schüchtern lächelnd nickte.

  • Brandolf von Confluentes
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    "Japp, japp, japp.", meinte Brandolf mit vergnüglichem Blick, "Es ist wirklich interessant... vor allem wenn man bedenkt, dass dies eigentlich doppelt geprägt ist. Die Civitates haben ihre Ordones der Decurionen, aber das offizielle Beratungsinstrument ist immernoch das Thing. Ich glaube nicht, dass die Römer nicht wissen, dass wir diese Treffen pflegen. Ich glaube sie lassen uns machen, weil sie wissen, dass das Thing eine friedensstiftende Institution ist. Ich will nicht wissen, wieviele Fehden schon durch das Thing gelöst wurden, weil sich die Probleme nicht mit auf einem Gerichtstag in den Städten übertragen ließen... naja, nun erzähl von dir, wie geht es dem Herrn Duumvirn? Ich meine, Mogontiacum ist sicherlich noch ein ganzes andere Pflaster als Confluentes... vor allem die Römer."

  • Ein Nicken war Witjons einziger Kommentar zu Brandolfs Erklärungen zum Sinn des Things und der Haltung der Römer dazu, denn schon kam er auf sein Duumvirat zu sprechen.
    "Najo, ich kann mich nicht beklagen. Es gibt viel zu tun in einer doch vergleichsweise recht großen Civitas wie Mogontiacum. Aber zum Glück unterstehen mir ja einige Magistrate und Accensi, an die ich einen Teil deligieren kann." Er schmunzelte beim Gedanken an Petronius Crispus, seinen griesgrämigen Lieblingsmagistrat.
    "Aber du hast recht, die Römer dort sind anders. Es sind zwar nicht viele, die in der Stadt leben, mal abgesehen von den Soldaten der Legion, aber diese vertreten einen umso größeren Herrschaftsanspruch und machen uns Ducciern oft genug das Leben schwer. In Confluentes war es um einiges ruhiger während meiner Amtszeit als Magistrat und die Menschen dort waren oft umgänglicher. Besonders auch die Soldaten der Auxiliares."
    Kurz musste er an seine Zeit in der Kleinstadt zurückdenken und ließ ein paar Bilder von verwüsteten Officien und faulenzenden Duumviri vor seinem inneren Auge passieren.
    "Aber das ist ja auch alles nur Politik, genauso wie beim Thing," grinste er dann noch und fügte schnell hinzu
    "Und wie laufen deine Geschäfte in Confluentes so? Bewähren sich die neugewählten Stadtherren, oder ist die Stadt wieder in Korruption versunken?"

  • Ratmar von den Tungerern
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    Noch war es kalt hier draußen, auch wenn die Tage beständig länger wurden. Die Fackeln zwischen den gewaltigen Monolithen konnten nicht ernsthaft gegen den Rest des Winters ankämpfen, und doch war Ratmar nicht kalt. Er war dick eingemummt in seine warmen Wollkleider, darüber noch ein Fell zum Schutz gegen den Wind. Der Frühling lag in der Luft, der Schnee war geschmolzen, aber noch war es kalt.
    In einigen Tagen würde Tagundnachtgleiche sein, einer jener Tage von Bedeutung und natürlicher Macht. Eine gute Zeit, um ein Thing zu halten. Ratmar zog das Fell um seine Schultern fester und blickte hinaus in die karge Landschaft. Noch war er allein, abgesehen von seinem Enkel, der ihm mit allem half und sich gerade mühte, einen Stuhl für seinen Großvater aufzustellen. Ein braver, kräftiger Bursche, der eines Tages vielleicht selbst einen passablen Goden abgeben würde. Aber noch nicht jetzt.


    Jetzt war erst einmal die Zeit, um abzuwarten. Aber die anderen würden kommen. Ratmar hatte sie zum Thing gerufen. Sie würden kommen.

  • Otger von den Ubiern
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    Der erste, der dem Ruf des Goden folgend eintraf, war Otger von den Ubiern. Auch diesmal wies ihn seine Aufmachung deutlich als germanischen Edelmann aus und auch diesmal begleitete ihn sein Sohn. Heute allerdings war der Sohn bereits eine kräftige Führungspersönlichkeit geworden, die bereit war die Aufgaben des Vaters zu übernehmen, falls nötig.
    "Heilsam, Gode," grüßte er den Nachfolger des Adalrich, der noch das letzte Thing geleitet hatte. Man wechselte ein paar Höflichkeitsfloskeln, tauschte Neuigkeiten aus, wartete auf die anderen erwarteten Gruppen.


    Brandolf von Confluentes
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    Bald traf die Fraktion aus Confluentes ein, die von Brandolf angeführt wurde. "Seid gegrüßt," richtete auch er das Wort an die Versammelten, während seine Gefolgsleute für sich ein Fleckchen am Rand des Steinkreises in Beschlag nahmen. "Du hast es also auch noch einmal her geschafft, wie ich sehe," wandte er sich an Otger, den der vergehende Winter sichtbar mitgenommen hatte. Der Ubier wurde alt.


    Otger von den Obiern
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    "Noch sitze ich nicht an Wodans Tafel, wahrhaftig," entgegnete der Fürst trocken, die Stirn in tiefe Furchen gelegt. Sein Sohn verzog den Mundwinkel nur zur Andeutung eines schiefen Grinsen, sagte jedoch nichts weiter.


    Wichard von den Nemetern
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    Da traf Wichard von den Nemetern ein. Der junge Mann war erst vor kurzem Anführer seiner Sippe geworden, da sein alter Vater den Winter nicht überstanden hatte. Wichard war jung, recht unerfahren in Politik, dafür aber umso kühner und aufbrausender im Kampf. An seiner Seite ritt ein alter, erfahrener Krieger, der ihm wohl als Ratgeber zur Seite stand. Mit ihm kamen acht weitere Männer, allesamt ebenso blutjung wie ihr Herr.
    "Äh, Heilsam," grüßte der Nemeterrich die Edelmänner, die im Gespräch beisammen standen.

  • Catasach von den Treverern
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    Auch wenn die Jahre nicht gerade gnädig zu dem alten Kelten waren, er war gekommen. Diesmal aber nicht so beschwingt und so überpünktlich wie noch vor Jahren. Das nasskalte Wetter wirkte sich gar nicht gut auf seinen Rheumatismus aus. Er wurde alt. Viele solcher Treffen würde er nicht mehr überstehen, das wusste er. Aber welcher Bär war gefährlicher, als der, der wusste, dass er sterben musste?
    Mit einem Ächzen stieg er vom Pferd und ließ das Tier von seinem jungen Begleiter festmachen. Lauter junge Leute hier. Die Zeiten änderten sich. Nun, fast alles junge Leute. “Heilsa, Gode. Du hast gerufen, und so sind wir gekommen.“
    Der Ubier bekam noch ein erkennendes Nicken. Wenigstens einer der alten Zweckverbündeten, ein bekanntes Gesicht unter dem ganzen jungen und viel zu liberalen Pack.


    Rodewini von den Mattiakern
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    Auch der nächste Ankömmling gehörte mittlerweile zum alten Eisen, auch wenn man es ihm noch nicht ansah. Das rote, lange Haar und das weiße, fast strahlende Gewand, dazu die imposante Größe von Rodewini machten den Mattiakerfürsten gänzlich unübersehbar.
    “Heilsa“, fiel dagegen die Begrüßung der versammelten Runde schon regelrecht knapp aus. Begleiten ließ er sich von ein paar Kriegern, keine wirklich große Abordnun. Einzig auffällig war, dass nicht sein Sohn ihn begleitete, sondern Bertwini, der Sohn seines Bruders, und dass dieser in tiefem blau gekleidet nicht wirklich weniger auffiel.



    Ratmar von den Tungerern
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    “Heilsa, Freunde, die ihr meinem Ruf gefolgt seid“, begrüßte der Gode all die Ankömmlinge ruhig und gefasst. Viele neue Gesichter, viele junge Geblüter. Die Zeiten wandelten sich ebenso wie die Jahreszeiten, und auf den Herbst der einen folgte der Frühling der anderen.


    Catasach von den Treverern
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    “Sag an, Gode, warum hast du uns gerufen zu dieser kalten Zeit?“ Ein Blick in die Runde sagte Catasach, dass genug Leute da waren, um diese Frage zu stellen. Sein Sohn brachte ihm einen Hocker, auf den er sich trotz seines Stolzes erst einmal nieder ließ.


    Ratmar von den Tungerern
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    “Gedulde dich noch ein wenig. Wir werden es besprechen, wenn der Rest auch angekommen ist.“


    Catasach von den Treverern
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    “Wen hast du denn noch alles geladen?“

  • Brandolf von Confluentes
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    "Den da vorn zum Beispiel!" beantwortete Brandolf die Frage des Treverers mit einem gut gelaunten Ausruf, woraufhin sich etliche neugierige Augenpaare den Neuankömmlingen zuwandten.


    Am Rande der Versammlung war nämlich nun auch die duccische Abordnung eingetroffen. Auf dem mitgeführten Karren - der Proviant, Geschenke, Met und Bier und den alten Albin, der vor seinem Lebensende noch einmal ein Thing erleben wollte, beinhaltete - präsentierte sich Elfleda, ihrem Stand gemäß prächtig gekleidet, der gerade von einem Gefolgsmann vom Wagen geholfen wurde. Zu Pferd waren ihre Schwager mitgekommen, Phelan, Rodrik und auch Hadamar hatte man mitgenommen. Eskortiert wurde Elfledas Karren außerdem von acht Gefolgsleuten, Speermänner und Beilmänner, die Witjon Treue geschwren hatten. Witjon selbst war vorangeritten, Ortwini an seiner Seite, der ihm schon seit langem ein guter Freund und Berater war. Alles in allem waren sie eine Truppe von etwa zwanzig Reisenden.


    Witjon stieg soeben ab und begrüßte die bekannten Gesichter, die an ihn herantraten. Er trug eine schlichte braune Hose, deren Gürtel jedoch mit einer prächtigen Silberschnalle geziert war. Über seinem grünen Hemd wehte ein dunkelroter Umhang, den eine Silberbrosche in Form eines Wolfskopfes hielt. Ein Eisenring umschloss Witjon linken Unterarm, dessen Hand kurzzeitig den Talisman berührte, der um seinen Hals baumelte. Witjon präsentierte sich gezielt als der Sippenführer, der mächtigste Mann Mogontiacums, der den seinen ein Leben in Wohlstand ermöglichte und der ein starker Führer, ein starker Häuptling war. Das Sax an seiner Seite und der Schild mit dem aufgemalten Wolfskopf - der als Zeichen seiner Friedensabsichten jedoch verkehrt herum an Skagas Sattel festgemacht und mit einem immergrünen Zweig geschmückt war - sollten diese Darstellung noch verstärken.


    "Ich grüße euch, edle Männer aus den Stämmen am Rhein," richtete er seine Worte an die versammelten Fürsten, die er der Reihe nach begrüßte, nachdem er dem Goden durch eine Verneigung ebenfalls seine Achtung entgegengebracht hatte. Brandolf wurde freundschaftlich umarmt, alle anderen mit dem Handschlag der Krieger, bei dem die Hand den Unterarm des anderen fasste. Bei Rodewini verweilte er einen Augenblick. "Heilsa Rodewini, Fürst der Mattiaker," sprach er denjenigen an, dessen grellweiße Erscheinung ihn wieder am stärksten beeindruckte. "Ich bedauere vom Verlust deines Stammes zu hören. Sarwolfs Andenken wird in Ehren gehalten werden von seinem Enkel, der prächtig gedeiht."
    Witjon hatte Gelegenheit gehabt, die Anwesenden zu überblicken, fand jedoch nirgendwo Rodewinis Sohn. Statt dessen war Bertwini, Elfledas Bruder mit ihm gekommen. War etwas vorgefallen? Witjon wagte nicht gleich zu fragen, sondern wartete auf seine Schwägerin, die womöglich mehr wusste.



    Nandrad von Borbetomagus
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    Während dessen erschien eine weitere Truppe am südlichen Ende der Thingstätte. Sie wurde angeführt von Nandrad, der seinen Blick grimmig über die Versammelten schweifen ließ, bevor er von seinem Pferd stieg. Er war der einzige Berittene der neun Vangionen, die dem Ruf des Goden gefolgt waren. Seine Männer waren allesamt sehr jung, trugen Eisenringe in ihren geflochtenen Bärten und einige von ihnen hatten neben dem Ger, dem leichten Wurfspeer der Stämme, schwere Kriegsbeile geschultert. Die Vangionen hatten sich im Laufe des Sommers von dem vergangenen Aufstand etwas erholt, doch ihr Hass auf die Römer war offenbar nicht verraucht. Kampfeslustig mischten sie sich unter die Männer der anderen Stämme und verschafften sich grob Platz.
    "Heilsa Gode," wandte Nandrad sich an den Goden, den anderen Fürsten lediglich stumm zunickend. "Die Vangionen sind deinem Ruf nachgekommen," erklärte er das offensichtliche und reihte sich dann in den Kreis der Häuptlinge und Stammesführer ein. Ein fürchterlicher Gestank ging von Nandrad aus, der von dem Wolffell, das auf seinen Schultern lag und von seinem grässlichen Atem herrühren musste. Witjon unterdrückte eine Grimasse, Brandolf versteckte ein Grinsen indem er sich die Nase schnäuzte.



    Otger von den Ubiern
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    Otger grunzte mürrisch. Der Vangione aus Borbetomagus hatte seit damals noch immer keine Rache üben können. Im Zuge der letzten Ereignisse würde er heute gewiss die Stimme erheben und die vermeintlich ausstehende Sühne einfordern, die seinem Stamm zustünde.
    "Nun, Gode. Sind das alle?" fragte er dann, denn er wurde es leid herumzustehen und zu warten. Sollten sie endlich anfangen. Nachzügler hatten eben das Nachsehen.

  • Nichts in der Welt hätte Elfleda davon abbringen können, hier heute mitzukommen. Natürlich wusste sie, dass sie als Frau nicht die Stimme erheben durfte, egal, wie sich das Mannsvolk auch anstellte. Aber es gab einige Dinge, die sie klarstellen musste, was nur durch ihre Anwesenheit ging. Erstens, dass der Tod Landos die Duccier nicht geschwächt hatte und sie keine Angst hatten. Elfleda demonstrierte Sicherheit durch ihr Hiersein in einer unübersehbaren Selbstverständlichkeit. Sie hatte auch ihre Kinder mitgenommen, nicht zuletzt, damit diese sahen, wie ein Thing funktionierte. Die Zeit würde kommen, da würden sie auch an solchen teilnehmen.
    Zweitens, dass sie Witjon unterstützte und das Verhältnis zwischen Mattiakern und Ducciern nicht im Mindesten gelitten hatte. Nicht einmal ein klitzekleines bisschen, wofür ihre Kinder ebenfalls als lebender Beweis angetreten waren. Und sie an Witjons Seite war wohl eindeutig genug, auch wenn sie sich dezent zurückziehen musste, sobald der Gode das Thing eröffnet hatte.
    Und drittens stellte sie den Stämmen neue potentielle Fürsten vor. Sie hatte ihren Kindern nicht nur eingebleut, sondern regelrecht eingeimpft, dass sie sich heute mustergültig zu verhalten hatten. Und sie hatte sie herausgeputzt und dabei nicht gespart. Am aufwändigsten waren aber wohl die Mäntel aus Eichhörnchenfellen, die die beiden zu tragen hatten. Dutzende der Nager hatten ihr Leben ausgehaucht für diese Mäntel, aber sie waren ein reiner Ausdruck von Herrschaftlichkeit. Die Goten im Osten hatten andere Tiere, Zobel genannt. Aber hier an der Grenze zum Reich waren es Eichhörnchen und Wiesel, wenn man angeben wollte. Tiere, die man nicht zum Essen jagte, (auch wenn man Eichhörnchen Essen konnte, nur war da so wenig dran, dass es kaum lohnte) und die auch nicht die heimischen Viehbestände gefährdeten wie Bären und Wölfe. Und Elfleda wollte eindeutig angeben. Stärke zeigen und Furchtlosigkeit.


    Und so ging sie auch auf ihren Onkel mit einer Selbstverständlichkeit und einem freudigen Lächeln zu, die anwesenden Herren ignorierend. Lediglich der Gode erhielt einen freundlichen, wenngleich stummen Gruß – wie gesagt, sie war nicht hier, um vor dem Thing zu sprechen – aber ansonsten konzentrierte sie sich auf Rodewini, ihre Kinder im Schlepptau.
    “Es ist schön, dich wieder zu sehen, Onkel.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Es ist auch schön, dich zu sehen, Elfleda.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn, wie es einer Mutter zustand, und erwiderte dann die Begrüßung von Witjon.
    “Heilsa, Witjon, Fürst von Mogontiacum. Ich danke dir für deine Worte, aber wir sollten meines Bruders Leben gedenken, nicht seines Todes. Und sein Sohn ist ein würdiger Erbe.“


    Bertwini von den Mattiakern
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    Eben jener lächelte Witjon zur Begrüßung nur einmal schief zu, und war dann auch schon in der Begrüßung seiner älteren Schwester gefangen.
    “Elfie! Lass dich umarmen.“ Er zog sie an sich und flüsterte ihr weitaus leiser zu: “Du hast mir gefehlt, Schwesterherz.“


    Elfleda von den Mattiakern

    “Du mir auch, Bruder. Wo ist Folcrat?“


    Bertwini von den Mattiakern
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    “Gestorben im Winter. Wasser in der Lunge. Deshalb bin ich jetzt bei Rodewini.“


    Elfleda von den Mattiakern

    Elfleda verstand, und kurz flackerte ihr Blick, als sie überlegte. Ihr kleiner Bruder, Rodewinis Nachfolger. Sofern der sich nicht noch eine junge Frau nahm und nochmal einen Sohn zustande brachte. Aber kein Wunder, dass Bertwini so herausgeputzt war, auch er wurde präsentiert.
    “Wer hat dir überhaupt erlaubt, so erwachsen zu werden? Mein kleiner Bruder, jetzt ein großer Mann. Da fühl ich mich beinahe alt.“ Nur ein wenig Necken, und ihm ein verlegenes Lächeln und ein Kompliment entlocken.


    Bertwini von den Mattiakern
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    “Du bist doch nicht alt, Elfleda. Und außerdem wart ich schon seit Jahren darauf, dir endlich auch mal auf den Kopf spucken zu können.“ Was er nicht tat, aber endlich war er größer als seine große Schwester, die gegangen war, als er noch ein halbes Kind war. Und jetzt Kinder hatte, die so alt waren wie er damals.


    Elfleda von den Mattiakern

    “Trau dich!“ drohte sie mit hochgehobenem Finger, und wurde dann ernster.
    “Kennst du eigentlich schon meine Kinder? Das ist Naha, und das ist Landulf.“ Die beiden wurden vorgeschoben. Naha war jetzt auch in einem Alter, wo sie bald verheiratet werden konnte, sofern Elfleda das wollen würde.


    Bertwini von den Mattiakern
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    Bertwini war auch nicht blöd, und ein Blick in das Gesicht seiner Schwester reichte ebenso, um zu wissen, was sie erwartete. Also begrüßte er sowohl Naha als auch Landulf und strich beiden einmal für alle deutlich sichtbar über die Wange. “Wirklich prächtige Kinder. Und wie es Sitte ist, sollen mir die Kinder meiner Schwester so viel bedeuten, als wären es meine eigenen.“


    Elfleda von den Mattiakern

    Elfleda lächelte ihrem Bruder dankbar zu. Das hatte sie hören wollen. Damit war die Stellung ihrer Kinder ohne Zweifel gesichert, sowohl links wie auch rechts des großen Flusses.

  • Catasach von den Treverern
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    Natürlich schaute Catasach, wen der rothaarige Weichling aus Confluentes meinte, und war nicht sehr erfreut über das, was da kommt.
    “Ich wusste nicht, dass auch Römer eingeladen werden. Da hätt ich mir vielleicht überlegt, zu kommen.“
    Das Begrüßungsgeplänkel unter den Mattiakern betrachtete er mit Abscheu und spie einmal auf den Boden, als der junge Bursche in Rodewinis Gefolge da lang und breit die Kinder seiner Schwester begrüßte.
    “Ich dachte, wir sind hier, um zu reden unter MÄNNERN.“



    Ratmar von den Tungerern
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    “Und genau das werden wir tun, sobald alle eingetroffen sind“ beschwichtigte der Gode. Immer dasselbe Spiel.
    “Und nein, noch sind nicht alle da“, beantwortete er die Frage des Ubiers.



    Rodewini von den Mattiakern
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    “Brauchst du einen bequemeren Stuhl, Kelte, oder warum so griesgrämig?“ gesellte sich Rodewini mit spöttischer Bemerkung dazu und suchte sich einen bequemen Platz an einem der Monolithen, gegen den er sich lehnte. Es waren viele gekommen, und offenbar fehlte noch immer jemand.


    Catasach von den Treverern
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    “Wenn ich mit Römern sprechen will, Rodewini, dann geh ich zu ihnen mit dem Schwert in der Hand.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Und rennst in deinen Tod mit all deinen Männern. Niemand wird gegen Rom oder seine Verbündeten bestehen.“


    Catasach von den Treverern
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    “Sagst du, du Söldnerseele.“


    Ratmar von den Tungerern
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    “Könntet ihr eure Streitereien unterlassen? Wir sind hier, um uns zu beratschlagen, wie es Sitte ist. Und nun, da die Chatten auch eingetroffen sind, können wir beginnen.“
    Der Gode deutete auf die Abordnung, die eingetroffen war, und erhob sich.


    Er wartete einen Augenblick, bis die letzten Stimmen verstummt waren und all die, die nur als Zuschauer hier waren, sich zurückgezogen haben, ehe er das Thing wie üblich eröffnete. Der alte Mann trat an die kleine Steinplatte zwischen den Steinen, nahm ein kleines Kaninchen und schnitt diesem mit einer flüssigen Bewegung zwischen Gürtel und Kehle diesselbe durch. Das sich windende Tier zuckte sterbend auf dem kalten Stein.


    "Den Rabengott ruf´ ich und alle Berater,
    Odin und alle Asen und Vanen:
    Gewährt uns Weisheit und heilsames Wirken,
    Rede und Rat und richtige Runen,
    Heil allen, die hier sind, und Heil ihren Sippen."

  • Witjon von Mogontiacum

    Rodewini nannte ihn Fürst. Klang gar nicht so schlecht wie Witjon fand, auch wenn er verlegen zu werden drohte. "Das ist er, bei Wodans Bart," überspielte Witjon seine Gefühle mit einem Lob des Neffen. Das Gespräch zwischen Elfleda und ihrem Bruder bekam Witjon dann leider nicht mit, während er mit Rodewini noch einige Kleinigkeiten austauschte. Die Ernte, Zwischenfälle an der Grenze, Kleinigkeiten eben. Den Tod seines Sohnes sprach Rodewini nicht an und Witjon hütete sich, nach dem jungen Mann zu fragen. Er würde wohl früh genug von seinem Verbleib erfahren, wenn es sich um etwas ernstes handelte.
    Ohnehin wurde Rodewini unterbrochen, als der olle Catasach rumzupöbeln anfing. Rodewini und er knurrten sich ein bisschen an wie zwei alte Wölfe, die sich mit ihren stumpfen Zähnen nicht mehr zu beißen wagten, bis der Gode genervt dazwischenging. Die Götter wurden angerufen und endlich konnte begonnen werden, da sich endlich auch die letzten Ankömmlinge aus den Reihen der Chatten in den Kreis gesellten. Wobei dabei nicht gerade von geselliger Stimmung die Rede sein konnte, denn diese Männer aus den bergigen Regionen östlich von hier sahen finster drein und schienen auch keine großen Bestrebungen zu hegen sich mit den anderen Männern abgeben zu wollen.


    Ratmar von den Tungerern
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    Das Gebet war gesprochen worden und die Männer setzten sich, einen Kreis bildend, zu Boden. Der Gode hatte wie üblich als erster das Wort und eröffnete somit das Treffen. "Adalrich," begann er. "Mein Vorgänger, wurde im vergangenen Winter ins Totenreich gerufen. Er wandelt jetzt in Hels Gestaden, darum war ich es, der euch rufen ließ." Ratmar ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, um dann fortzufahren. "Es war ein harter Winter und viele andere wurden wie Adalrich von Hel von uns genommen. Sprecht, Fürsten, wie steht es um eure Stämme?" Damit forderte er den Edelmann zu seiner Linken auf zu sprechen, womit es reihum gehen würde.


    Catasach von den Treverern
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    "Die Treverer hat der Winter nicht zu hart erwischt. Unsere Ernte war üppig und die Götter waren uns wohlgesinnt. Mehr gibt es nicht zu sagen." Er zuckte die Schultern. Zwar hatte es wie immer in den Städten hier und dort Krankheitswellen gegeben, aber das hatte keine schlimmeren Auswirkungen gehabt, erst recht nicht wie in dieser Stadt, die in den Nachrichten der Römer aus dem Süden Erwähnung gefunden hatte.


    Nandrad von Borbetomagus
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    Nandrad sprach als nächster. "Borbetomagus hat noch immer zu leiden!" spie er aus. "Die verwüsteten Höfe verfallen und die Männer grollen den dreckigen Römern für ihre Verbrechen!" Mit geballter Faust fuchtelte der Vangione in der Luft herum, begleitet von Zwischenrufen seiner Gefolgsleute, die mit den Speer- und Axtschäften auf ihre Schilde schlugen.


    Otger von den Ubiern
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    "Habt ihr immer noch nicht genug?" polterte Otger, der dieses Theater genervt verfolgte. Bereits beim letzten Thing hatte Nandrad sich aufgespielt wie ein misshandeltes Kind, das endlich Rache für das Handeln seines bösen Onkels verlangte.
    "Beschwer dich doch beim Statthalter," höhnte er.


    Nandrad von Borbetomagus
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    "Um mich einsperren und hinrichten zu lassen? Niemals!" warf Nandrad dem Ubier entgegen.


    Ratmar von den Tungerern
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    "RUHE!" donnerte Ratmars Stimme und sofort verstummte das Gemeckere. "Ich will hören, was die Stämme MIR zu sagen haben. Ihr könnt euch gleich noch die Köpfe einschlagen, ihre Tore!" Ratmar hatte offensichtlich keine Lust, so früh schon eine kopflose Schlammschlacht im Thing zuzulassen und erteilte daher einfach dem nächsten Edelmann das Wort.


    Brandolf von Confluentes
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    "In Confluentes ist es unruhig. Die Römer haben die Verwaltung brachliegen lassen und die Ala hat eingegriffen, worüber ich nicht sehr froh bin. Es wird sich zeigen, was der neue Statthalter der Römer dazu zu sagen hat."


    Catasach von den Treverern
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    "Wen interessieren denn die Römer in Confluentes?" brummte Catasach, woraufhin er einen stechenden Blick des Goden erntete.


    Witjon von Mogontiacum

    Witjon war als nächstes dran und versuchte dabei nicht zu nervös zu klingen. Er musste seinen ganzen Mut zusammen nehmen, um vor dieser Versammlung der mächtigen Germanenfürsten nicht wie ein unerfahrener nervöser Jüngling zu wirken.
    "Mogontiacum hat es mit kleineren Nahrungsknappheiten über den Winter geschafft." Alle wussten, dass in den Städten am ehesten Hungersnöte ausbrachen, als auf dem Land. Die Bauern hatten immer irgendwo noch einen Getreidevorrat versteckt, während die Städte irgendwann hungern musste, wenn vom Land kein Korn mehr hergebracht wurde.
    "Ansonsten kann ich berichten, dass der Statthalter durch einen neuen aus Rom abgelöst worden ist, was aber noch keine großen Veränderungen mit sich gebracht hatte."
    Zum Glück, denn der Annaeus hätte auch ein ausgesprochener Unterdrücker sein können, der die Provinz von vornherein auszuquetschen gedachte, wie es viele Statthalter taten um ihre Privatkasse aufzufüllen.


    Der nächste, der wortlos vom Goden aufgefordert wurde, war Rodewini. Ratmar wusste, dass dieser nun einige Neuigkeiten vortragen würde.

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