Duumvir in iure est - Gerichtstag


  • Es war früh morgends, als der neue Duumvir die Basilika betrat. Ihm voraus marschierten zwei Liktoren, denen die wenigen Menschen respektvoll auswichen und, wenn sie das nicht taten, ausgewichen wurden. Der Duumvir selbst trug über einer einfachen Leinentunika seine Toga, die ihn als Beamter der Stadt auswies. Ihm folgten seine beiden Scribae und Accensi sowie sein Praeco (Herold).
    Die kleine Kollone machte halt an einem Podest, auf dem ein gepolsterter Scherenstuhl mit Lehne aufgestellt worden war. Dort nahm Witjon Platz und gab dem Praeco ein Zeichen. Während die Liktoren Aufstellung neben Witjon nahmen und die Scribae und Accensi sich ebenfalls Plätze suchten, begann der Praeco mit seiner Ankündigung, die er kurz vorher bereits auf dem Forum kundgetan hatte:


    "Bürger Mogontiacums, hört mich an! Am heutigen Tag steht unser Duumvir Duccius Marsus in der Basilika bereit, Recht zu sprechen in euren Streitigkeiten und Verbrechensfällen! Kommt und tragt eure Fälle dem Duumvir vor, er wird euch anhören und gerecht urteilen!"


    Der Herold atmete tief durch und trat dann zur Seite, um auf die ersten Streithähne zu warten. Unter den Säulengängen der Basilika öffneten die ersten Händler ihre Stände und beobachteten die Szene interessiert. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der erste Straftäter vor das Gericht geschleppt werden würde.




    Sim-Off:

    Alle Bürger sind herzlich dazu eingeladen, einen Fall vor Gericht zu tragen. Spielt einen NSC oder seid selbst involviert, das ist euch überlassen. Hauptsache, es gibt rege Beteiligung. ;)

  • Zwei Stadtwachen betraten die Basilika, im Schlepptau einen bis dato noch Unbekannten. Der Unbekannte, nach dem Aussehen zu Urteilen ein Germane. Die eine wache trat nun vor, um das Anliegen, wegen welchem Vergehen der Arme Tropf, welcher von der zweiten wachhabenden Person noch im Zaume gehalten wurde, vorzutragen.


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    Servius Venuleius Lactuca


    Salvete meine Herren...., wenn ich den Zusammenhang kurz schildern darf? Immer wieder drehte sich Lactuca zu seinem Kollegen und dem kürzlich festgenommenen um. Diese Person Und Lactuca deutete auf den festgenommenen. Diese Person haben wir eben aufgegriffen, wie er eine Waffenladung in rechtsrheinisches Gebiet schmuggeln wollte. Desweiteren steht er in Zusammenhang mit dem Verschwinden eines Beamten des Cursus Publicus. Lactuca machte kurz Pause und wartete auf eine Reaktion seitens des Gerichtes. Sicher war das nur ein grober Überblick aber die Verantwortlichen wurde erst einmal das Anliegen dargebracht. Zwar waren illegale Waffenlieferung an der Tagesordnung, doch wurde einer damit erwischt, drohten drastische Strafen.

  • Mit den Soldaten war ein Advocatus in die Basilica eingetreten, der nun neben Lactuca trat und eine Tafel vor sich hielt. Der Mann war auf mitte dreißig zu schätzen. Man sah ihm den durchaus angenehmen Lebensstil an seiner Fülligkeit an und seinen Hinterkopf krönte seit kurzer Zeit ein kleiner blanker Fleck, den man bald wohl eine Glatze würde nennen können.
    Der Advocatus Exitius Volusus war dem Duumvir bereits bekannt, die beiden hatten bereits bei einer Cena in kleinerem Kreise im Haus des anderen Duumvir ein wenig getratscht und so war Witjon der nun vorgestellte Fall bereits ein wenig bekannt.


    Appius Exitius Volusus:


    "Salvete. Ich erhebe Anklage gegen den Peregrinus, der sich Hajo von den Frisii nennt, in folgenden Punkten:


      [*]Mord am Stationarius Spurius Decimus Barrus gemäß Paragraph 73, Absatz eins und
      [*]Mitgliedschaft in einer kriminellen, bewaffneten Gruppierung gemäß Paragraph 104, Absatz eins und zwei des Codex Iuridicialis.


    Volusus hob den Blick zum Duumvir, der ernst dreinblickte. Was machte ein Friese so weit südlich in Mogontiacum? Und um welche Gruppierung handelte es sich hier?
    "Praeco." Mit einem Wink bedeutete er dem Mann, das Verfahren offiziell zu beginnen. Da es sich hier um Verbrechen der schweren Art handelte, war eine erste Anhörung des Angeklagten weggefallen und man ging sofort zum Hauptverfahren über.
    "Es beginnt die Vernehmung des Angeklagten" ,verkündete der Praeco und der Mann wurde noch ein paar Schritte zu Witjons Podest hingestoßen. Der Advocatus Exitius Volusus fuhr fort.


    "Peregrinus Hajo, so ist dein Name? Und du bist einer der Frisii, korrekt?"
    Der Mann nickte.
    "Du bezeichnest dich als fahrender Kaufmann, ist das richtig?"
    Wieder bejahte der Angeklagte.
    "Hajo von den Frisii, entspricht es der Wahrheit, dass du am Mord am Civis Spurius Decimus Barrus beteiligt warst?"
    Der Mann schaute den Advocatus hasserfüllt an. "Nein. Ich bin unschuldig", zischte er.
    "Wie steht es mit deiner Mitgliedschaft in einer Gruppierung von gemeingefährlichen Waffenschmugglern? Was für Auskünfte kannst du uns dazu geben?"
    "Da weiß ich nichts von." grunzte der Friese böse.
    Volusus erklärte die Befragung des Angeklagten für beendet. Der Mann wurde an die Seite geführt, wo eine Bank aufgestellt worden war. Dort setzte er sich, während der Advocatus seinen ersten Zeugen ankündigte. Der Zeuge war ein junger Bauer, der in typischer germanischer Kleidung erschien. Er hatte langes, dunkelblondes Haar und einen Bart. Volusus begann mit der Befragung.


    "Dein Name ist Markward, du bist Peregrinus und besitzt einen Hof an der Via, die von hier nach Confluentes führt?"
    "Das ist richtig, Advocatus." bestätigte der Mann.
    "Warst du am Tag des Mordes am Stationarius Decimus zugegen und konntest das Geschehen mitverfolgen?"
    "Ich war zugegen und habe jede Einzelheit mitbekommen."
    Volusus lächelte. "Erzähl uns davon."
    Und Markward begann zu erzählen...

  • Am heutigen Gerichtstag ließ es Tiberius sich nicht nehmen, den Prozessen beizuwohnen. Nicht nur, dass dies oftmals ein recht vergnügliches Schauspiel darstellte, es schadete auch nicht zu wissenw ie es um das Recht in der Regio stand.

  • Der Zeuge Markward:


    "Najo, also das hat sich wie folgt abgespielt.


    Kurz nach Sonnenaufgang verließ ich meinen Hof, um im nahe gelegenen Wald Feuerholz zu schlagen. Die breite Römerstraße ist nicht weit von dort und ich konnte vom Waldrand aus recht gut die Strecke überblicken. Einige Zeit später hörte ich Reiter herannahen, die auch bald in mein Blickfeld kamen. Sie waren bewaffnet und zählten ungefähr ein dutzend Männer. Da bekam ich es mit der Angst, denn es waren keine römischen Soldaten, und ich hielt sie für Räuber. Ich versteckte mich also im Wald und beobachtete die Männer, die sich nicht weit von der Straße im Unterholz versteckten. Offenbar hatten sie einen Überfall vor."


    Markward holte kurz Luft und wischte sich über die Stirn. Das ganze war ihm nicht geheuer, immerhin könnten diese Männer sich ja an ihm rächen wollen. Dennoch sprach er weiter.


    "Ähm...nun, dann kam ein einzelner Reiter daher. Er kam von Confluentes her und war offenbar auf dem Weg nach Mogontiacum. An der Stelle, wo die Reiter sich versteckt hatten, brachen sie aus dem Unterholz hervor und griffen den Mann an. Er versuchte zu fliehen, doch wurde er überwältigt und brutal erstochen. Sein Pferd und alles was er bei sich hatte, wurde geraubt."



    Appius Exitius Volusus:


    Der Advocatus nickte verstehend und hakte dann in ein paar Dingen nach:


    "Du sagst, es war eine Gruppe von etwa einem dutzend bewaffneten Reitern. Kannst du bezeugen, dass der Angeklagte, Hajo, unter ihnen war?"
    "Ja, der Angeklagte war einer der Reiter."
    "Und kannst du bezeugen, dass der Angeklagte am Mord des Mannes beteiligt war, also in Mittäterschaftlicher Art und Weise gehandelt hat?"
    "Auch das kann ich bezeugen. Der Angeklagte war am Mord beteiligt."


    Bei diesen Worten begann der Friese auf seinem Platz zu brüllen und zu meckern und musste von Lactuca und seinem Kameraden zur Ruhe gebracht werden.


    "Nun Markward, bitte beschreibe mir den Ermordeten. Konntest du einen genauen Blick auf diesen werfen?"
    "Advocatus, Duumvir, nachdem die Reiter so feige von dannen geritten waren, lag der leblose Körper des Ermordeten blutend auf der Straße. Ich ging hin und stellte fest, dass er wahrhaftig tot war, dann informierte ich unverzüglich einen Bauern auf dem Nachbarshof, sein Name ist Aldemar. Ich schickte ihn auf seinem Gaul nach Mogontiacum. Bald darauf kam Aldemar mit einigen Männern der hiesigen Stadtwache zurück. Gemeinsam brachten wir den Leichnam in die Stadt."
    "Wo er als damals amtierender Stationarius Spurius Decimus Barrus identifiziert werden konnte", schloss Volusus die Aussage.
    "Danke Markward. Duumvir, ich möchte hiermit meinen nächsten Zeugen aufrufen, den Bauern Aldemar."


    Dieser trat dann auch bald ein, wurde wie Markward und Hajo zuvor vereidigt und bezeugte das Geschehene wahrheitsgemäß. Zufrieden schickte der Advocatus auch ihn auf die Zeugenbank und wandte sich wieder dem Duumvir zu, der das ganze interessiert verfolgt hatte.


    "Duumvir Duccius, die Aussagen der Zeugen bestätigen, dass der Angeklagte zum Tatzeitpunkt anwesend und an der Tat beteiligt war. Außerdem ist nachgewiesen, dass der Angeklagte Mitglied einer bewaffneten Gruppierung ist. Paragraphen 73 (1) und 104 (1, 2) sind somit erfüllt."


    Witjon erhob sich. Da sein Amtskollege heute nicht zugegen war, konnte er sich mit niemandem über das Urteil beraten, sondern musste es wohl allein fällen. Kurz ließ er sich die entsprechenden Paragraphen von einem Scriba zeigen, dann gebot er dem Praeco für Ruhe zu sorgen, denn mittlerweile war es etwas lauter geworden in der Halle. Dem Scriba bedeutete er, dass dieser mitzuschreiben hatte, denn nun würde Witjon das Urteil verkünden.
    [b]"Im Namen des Imperator Caesar Augustus, des römischen Volkes und im Namen der Civitas Mogontiacum verkünde ich Kraft meines Amtes als Duumvir Mogontiaci hiermit das Urteil über den Angeklagten Peregrinus Hajo von den Frisii.


    Der Angeklagte wird gemäß der Paragraphen 73 (1) und 104 (1, 2) des Codex Iuridicalis zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt!


    Gegen das Urteil kann vom Angeklagten frühestens zwei Tage nach Verkündigung Berufung eingelegt werden."


    Ein Blick zum Praeco genügte, damit dieser das Urteil mit ein paar ordentlichen Schlägen seines Stabes auf die Steinplatten der Basilika unterstrich. Augenblicklich wütete der Angeklagte wieder und wurde von den Vigiles zu Boden gerungen, um dann abgeführt zu werden. Er würde den Rest seines kläglichen Lebens in den Kerkern der Stadt versauern...


    Sim-Off:

    Danke für das Spiel. Ich bitte etwaige unhistorischen Elemente meines Spiels nicht weiter zu berücksichtigen, ich bin auch nur Laie. :D
    Wer möchte, darf gerne einen weiteren Fall vortragen. :]

  • Natürlich gehörte es gemäß der neuen Lex Municipalis auch zu Crispus' Aufgaben, über das Recht in Mogontiacum zu wachen. Entsprechend hielt auch er Gerichtstage in der Basilica Germanica - selbst wenn er eigentlich herzlich wenig Ahnung von der Materie hatte und stark auf Arminianus Rufus, seinen Accensus, angewiesen war. Im Gegensatz zu dem alten Petronier hatte der nämlich einen Cursus Iuris absolviert!


    Gleich bei seinem ersten Gerichtstag kam es allerdings zu einem Problem, bei dem selbst Rufus überfragt war: Anfangs verlief alles nach Plan: Der Gerichtsstuhl war aufgestellt worden und Crispus hatte, gehüllt in seine Toga Praetexta, darauf Platz genommen. Dann war der Praeco vorgetreten und hatte den Beginn der Verhandlungen verkündet. Daraufhin wiederum waren zuerst zwei kleine Fälle aufgetreten, die relativ schnell zu bereinigen gewesen waren. Beim dritten dann passierte es:


    "Ich klage Iulianus Vindex wegen Betruges an. Er hat mir ein Grundstück verkauft, das ihm gar nicht gehört!"


    erklärte ein bärtiger Gallier. Die Gegenpartei dagegen war ein geschniegelter Römer, der entsprechend in Toga erschienen war und ein strahlendes Lächeln zeigte.


    "Das mag sein!"


    erklärte er großspurig. Dann allerdings hob er den Zeigefinger.


    "Allerdings muss ich nach § 1, Absatz 1, Codex Iuridicialis feststellen, dass dieses Gericht hier überhaupt nicht befugt ist, Recht zu sprechen! Der Gerichtsstand für alle Instanzen ist nämlich kein anderer Ort als Rom! Dieses Gericht hier ist also illegal nach geltendem Reichsrecht!"


    Crispus staunte nicht schlecht - was war denn das für ein Quatsch? Seit er denken konnte, hatte es hier in Mogontiacum ein Gericht gegeben - und das sollte illegal sein? War der Kerl verrückt? Rufus schien allerdings nicht ganz so sicher zu sein, dass diese Behauptung haltlos war, denn er ließ sich den Codex reichen und suchte die Stelle heraus.


    "Er hat Recht, Duumvir. Strenggenommen widerspricht dieses Gericht tatsächlich dem Codex Iuridicialis!"


    "Das is' doch Blödsinn! Es können doch unmöglich alle Leute mit einem Rechtsproblem nach Rom marschieren!"


    gab der Alte verärgert zurück. Aber der Arminianer zuckte mit den Schultern.


    "Sollte diese rechtswidrige Verhandlung weitergeführt werden, werde ich eine Beschwerde beim Kaiser einreichen!"


    verkündete der Iulianus währenddessen mit einem noch breiteren Grinsen. Noch einmal sah Crispus zu Rufus, doch der schüttelte den Kopf und begann vorzulesen:


    "Der Gerichtsstand für alle Instanzen ist Roma, Provincia Italia. Der Codex Iuridicialis gilt für alle Taten, die von Römern im Inland oder Ausland begangen werden. Ebenso für einen Rechtstreit zwischen Römern und Peregrini und Peregrini untereinander, so dies auf Römischem Territorium stattfand."


    Diese Sätze waren sogar für den Petronier verständlich - aber hatte der Kaiser nicht eben erst die Lex Municipalis angenommen, die ganz klar auch Jurisdiktionsvollmachten für den Duumvir vorsah? Er musste sich Klarheit verschaffen!


    "Der Gerichtstag wird unterbrochen."


    sagte er deshalb zum Praeco, der das ganze noch einmal lautstark verkündete. Murrend mussten die Kläger und Beklagten wieder abziehen - Crispus dagegen machte sich sofort auf den Weg in die Curia!

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