“Wenn er alt genug ist, wird er Tribun“, sagte Axilla. Für sie war das eine feststehende Tatsache, dass ihr Sohn in die Fußstapfen seines Großvaters treten würde. Sobald er alt genug war, würde sie sich auch um einen Lehrer kümmern, der ihm nicht nur lesen und schreiben beibrachte, sondern vor allen Dingen auch Ringen und Raufen und den Schwertkampf. Und natürlich Taktiken und die Heldentaten der römischen Feldherren. Über Alexander wollte Axilla alles ihrem Sohn erzählen, so wie ihr Vater es ihr damals erzählt hatte.
Dass ihr ältester Sohn Tribun werden würde, hatte sie sogar mit Imperiosus bei den Verlobungsverhandlungen besprochen. Zumindest war sie sich ziemlich sicher, dass das in den Ehevertrag mit aufgenommen worden war. Es war ihr fast so wichtig, wie dass ihre Kinder auch den iunischen Ahnen opfern durften.
Das andere Thema war allerdings weit weniger erbaulich. Warum hatte Seneca Diademata nicht aufgeklärt? Bei ihr bestand er darauf, dass sie die Stadt verließ, und Diademata wusste noch nicht einmal, was Sache war. Warum nur musste sie derzeit andauernd der Spielverderber in ihrer Gens sein? Axilla fand das ganze nicht fair. Vor allem, da sie nicht wusste, wie sie das Ganze erklären sollte.
Verlegen nahm sie noch einen Schluck Saft, um die Zeit hinauszuzögern, in der sie etwas sagen musste. Nur konnte sie leider nicht das ganze Glas hier langsam leertrinken, ohne dass es auffallen würde. Also Augen zu und durch.
“Nunja, so ganz richtig ist das nicht. Es besteht durchaus Grund zur Annahme, dass die Proskribierten nichts mit der Ermordung von Valerianus zu tun haben, sondern vielmehr Salinator selbst sich so auf den Thron gebracht hat. Und er jetzt schlicht seine politischen Gegner und jeden, der Einspruch gegen seine Machtergreifung erheben könnte. Auch wenn er der Patron meines Ehemannes ist, der Mann ist ein gewissenloses Sch...eusal.“ Axilla schüttelte sich, und beherrschte sich auch nur grade noch so eben, ein gewählteres Wort zu verwenden als das, was ihr eigentlich durch den Kopf gegangen war. Auch wenn sie es irgendwie seltsam fand, dass der Kaiser alle möglichen Leute zu sich nach Hause einlud, aber nicht seinen Klienten samt dessen Ehefrau, war sie eigentlich ganz froh darum, nicht noch einmal in die Nähe dieses Mannes zu kommen. Am Ende erinnerte er sich noch an das kleine Intermezzo in seinem Tablinum und wollte mehr. Noch ein Schauder, der über Axillas Rücken lief.
“Und es ist auch nicht auszuschließen, dass die Rebellen gewinnen könnten. Wenn es Cornelius Palma gelingt, in Italia anzulanden, könnte es sein, dass er die Truppen von Vescularius schlägt.“ Axilla hoffte es sehr. Der rechtmäßige Kaiser sollte auch diesen Titel tragen. Und den Beweis für seine Rechtmäßigkeit hatte sie höchstselbst in ihrem Cubiculum versteckt.
“Ich kenne zwar einige Leute, aber die Frage ist, ob du jemanden von diesen heiraten möchtest. Es könnte sein, dass all jene, die in der Gunst des jetzigen Kaisers stehen, beim Eintreffen von Cornelius besonders viel zu verlieren haben.“