Auf! Los gehts...nach Hatra

  • Für ein paar Stunden rasten, einen Augenblick verschnaufen oder das wenige Süßwasser gerecht aufteilen können, all das wünschte sich wohl jeder in der Ausreißertruppe. Es war ein Höllenritt. Neben den Tieren litten auch die Reiter, die schon vor der Aktion, welche nun Tage zurück lag, nur sehr wenig zum Ausruhen gekommen waren. In den kurzen Schlafpausen, wachte immer ein Anderer. Es zehrte sie aus und die knappen Rationen verlangten äußerste Willensstärke. Die Männer wurden langsam unruhig, weil ihnen immernoch jemand zu folgen schien und keiner konnte ahnen, wie wenige es doch waren. So blieb ihnen nur die Flucht nach vorn und der eiserne Wille römisches Gebiet zu erreichen ohne weitere Verluste zu erleiden.


    Der befreite Senator sah besonders schlimm aus. Zwar mußte er nicht wachen und auch seine Ration war etwas üppiger, doch von reichhaltiger und gesunder Kost konnte niemand sprechen. Wären sie in einer Oase gelandet, wie weit wäre das Vertrauen gegangen? Wüßten die Verfolger dann nicht ganz genau, wie schlapp ihre Flüchtigen waren und würde es ihnen nicht im Besonderen neue Kraft geben sie einzuholen? Sicher.


    Die Tage fühlten sich ewig an. Die Nächte waren kurz und gezeichnet von Kälte, auffrischenden Winden und unersättlichen Viehzeug. Das Kleingetier krabbelte in jede Ritze, Ungeziefer stach sich ins geschundene Fleisch. Mit jeder Nacht und jedem darauf folgenden Tag brach die Moral der 'zugekauften' Söldner mehr ein und auch für die Römer unter ihnen stellte sich eine ganz harte Probezeit ein. Was sie an Essen bekamen, reichte oft nicht für alle. Mal war es eine Karawane, die ihren Ritt kreuzte, mal nur ein von Beduinen belagertes Wasserloch. Doch ihre Verfolger im Nacken spürend blieb nie wirklich Zeit zum Handeln, zum Essen oder wenigstens zum Schlafen. Nur die Wasserschläuche füllten sie immer auf, wenn sich die Möglichkeit ergab. Dazu bekamen die Tiere zu Trinken und etwas karges Gras. Die dürren Halme als Delikatesse anzusehen, war in solcher Not fast hämisch ausgedrückt. Ging es Mensch wie Tier doch ähnlich, fanden beide Lebewesen sich mit dem ab, was die Körper zum Leben fanden.


    Mit dem zwölften Tag überraschte sie ein Sturm zwischen den Dünen.


    Erst behallte ein fröhliches Gelächter die Truppe sah der Horrizont doch nach einem schwappenden Meer aus. Mit dem geraden Ritt kam es jedoch nicht näher, sondern flimmerte in gleichbleibender Entfernung und das erhoffte Ziel blieb eine Halluzination. Dann wurde der Himmel rasant zu einem Regen feiner und feinster Sandkörnchen. Die Männer stoppten und sprangen von den Tieren. Nur mit Mühe ließen diese sich zum Sitzen bändigen, fühlten auch sie eine Gefahr, die ihre Sinne dazu trieben davon zu rennen. Es wehte, es heulte der Wind und alle steckten den Kopf zwischen Tücher und Getier. Keiner wagte aufzuschauen und tat er es doch erblindete er sofort. Ein Jammern ein Klagen summte durch den Orkan und doch mußte ein Jeder stand halten und verharren wie er war, wollte er die Sonne wiedersehen.


    Es war nicht ergründlich wie lange das Dünenmeer die wilden Winde aufpeitschte, aber genauso überraschend, wie es gekommen war, legte sich der Sand zurück auf die Erde. Es hatte den optischen Anschein, als wären die Sandberge um ein Stück gewandert...


    Herius rappelte sich auf, klopfte den Sand aus dem Mantel und strich ihn von den Schultern. Er half danach seinem Kamel aufzustehen und blickte sich nach den Anderen um. Magnus hockte dreißig passus zu seiner Rechten und schützte den schwachen Bruder unter dem Mantel. Dem Söldnerhauptmann ging es ebenfalls den Umständen entsprechend gut. Er war auf den Beinen und klopfte ein Tier ab. Es war nicht seins. Von welchem jedoch jede Spur fehlte. Und auch sonst fehlten einige andere Männer. Im Bereich eines clima suchten sie alle Stofffetzen nach Leben ab. Was sie am Ende fanden, war erschreckend.


    Im Stadium der größten Angst bei klarem Verstand zu bleiben, war nicht leicht. Doch in einem Sandsturm das Getier zur Flucht zu treiben, kam einem sicheren wie unbarmherzigen Tod sehr nah. Was geschehen war, würde nie die unwirkliche Welt der Wüstendünen verlassen. Es reihte sich in eine lange Ereignisfolge ein, die diese Landschaft prägte. Was sie mit nach Hause nahmen, war Unwissenheit darüber, genauso wie neben ihrem bisschen Leben das Gefühl Schuld zu haben.Dem Decimus Livianus, dessen Bruder Magnus, dem Söldnerhauptmann und dem Hadrianus Subdolus blieb jedem noch ein Kamel, zusammen drei Trinkschläuche mit Süßwasser, etwas Brot und nur eine Handvoll Früchte. Sie ließen die restlichen Söldner, Kamele, Packpferde und Ausrüstungsgegenstände, wie Kochutensilien und Feuerholz im Nirgendwo zurück. Was ihnen trotz dieser unheimlich schmerzenden Verluste weiterhin blieb, war das Wissen, das dieser Sturm all ihre Tritte der letzten Tage im Sand davon geblasen hatte.


    Ein großes Opfer für eine knappe Handvoll Leben. Ohne sich davon losreißen zu können, setzten sie ihren Weg Richtung der Hafenstadt Elana fort. Erst auf dem arabicus sinus würden sie von dieser Sandhölle verschont bleiben... so hoffte er.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Wenn man sich auf etwas völlig Anderes konzentriert, bleibt einem verletzten Mann der Schmerz erspart, der die Wunde und nicht nur die offene Stelle durchdringt. Während sie von ihrer letzten unfreiwilligen Station aufgebrochen waren, durchlebte Herius dieses Wunder. Ohne eine Miene zu verziehen, konnte er sich den Sand aus dem Mantel klopfen. Nun da sie erneut rasend vor Hatz den Verfolgern entkommen wollend weiter ihren vorgeplanten Weg einnahmen, holte ihn der Geist wieder ein. Das Wetter hatte im Umschwung die Sonne freigelegt und prasselte nun mit heißem Dunst auf sie herab. Kaum noch ein Lüftchen ging, die Wüste zeigte sich weiterhin erbarmungslos. "Verdammt!" Brüllte Herius heraus, die Wunde schmerzte undenkbar. Es fühlte sich wie ein loderndes Feuer an, das mit einem frischen gut getrockneten Holz zu hohen Flämmchen schoss. Er griff sich an die Schulter und fühlte das seine notdürftige Verarztung ihm Sorgen bereiten sollte. Zwar ritten sie weiter, aber zumindest er drosselte sein Tempo merklich. Der Hadrianus öffnete das Wassergefäß und goss, wissend das das wertvolle Nass begrenzt war, einen Schwupp auf die Schulter. In Zeitlupe gesehen, hätte es wohl gezischt, so aber war nur eine verbissene Miene zu betrachten. Was fehlte, war dabei das Publikum.


    Er ritt langsamer, immer langsamer. Jede Bewegung schien zu schmerzen. Eine kleine Gruppe Palmen am Ende der Dünen ließ ihn letztlich zu den Göttern aufschauen. "Einen dicken Braten werde ich Euch opfern, oh ihr Götter... eine Oase!" Mit dem Ziel vor Augen ließ es sich mit strenger Disziplin aushalten. Noch konnte er nicht ahnen, das sie das kleine Wüsteninselchen voll grüner Pracht allein teilen mußten. Nur Wasser sollte es dort geben und einige fremdartige Früchte, die vom Baum geholt werden mochten...


    Angekommen zeigte sich das Desaster. Zwar fand sich der Hauptmann bereit ihnen ihre karge Mahlzeit von der Palme zu holen, doch fehlte es an Medizin und Verbandsleinen, um die Wunde in Herius Schulter recht zu behandeln. Er zerriss daher die letzte saubere Tunika und wartete darauf, das Magnus mit dem Füllen der Trinkschläuche ihm etwas frisches Wasser brachte. Schon das Reinigen der offenen, nun vernarbten Stelle war ein Martyrium. Subdolus blieb nichts anderes übrig, als die Zähne zusammen zu beißen und es zu ertragen. Er lehnte sich zudem an einen Baumstamm und versuchte den Kopf freizubekommen. Eine Pause hatten sie sich redlich verdient. Immer in der Hoffnung sie sich leisten zu können...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Die Verfolgungsjagd war nicht einfach gewesen. Zuerst konnten die von Osroes geschickten Truppen die Verfolger gut aufspüren. Eine breite Fährte zog sich duch die Dünen, welche durch den Wind immer wieder geglättet wurden. Es war also kein großes Geschick nötig um die richtige Spur zu finden. Dann jedoch kam der Sturm und blies alle Spuren davon. Schnell hatte man sich ein notdürftiges Quartier aus Decken und stöcken gezimmert um so dem Sturm entgehen zu können. Auch hier schafften es nicht alle und drei der Männer verloren ihr Leben in dieser Hölle aus Sand. Was sie auch verloren hatten, waren die Gejagten, die nun dank des Windes keine Spuren hinterließen. So wurden Späher ausgeschickt, welche etwa drei Stunden in jede Richtung reiten sollten um nach Spuren ausschau zu halten.


    Am Abend trafen sie sich alle wieder an ihrer Ausgangsstelle und einer konnte von eine Spur berichten. Der Rückstand mochte zwar ein Tag sein, aber sie waren hier zu Hause und kannten sich aus. So machten sich die verbliebenen Männer auf und ritten in die Richtung, in der sie die Flüchtigen wähnten.

  • Immer und immer wieder zuckte es durch den Kopf: 'Wir müssen weiter!' doch für ein paar Stunden blieben sie zwischen den wenigen Palmen sitzen, zerrten von den kargen Resten, die ihnen noch verblieben waren. Herius hatte so gut es ging mit Hilfe des Söldnerhauptmannes seine Schulterverletzung verbunden. Wenigstens zeigte sich die Wunde trocken und nicht zu tief, um bei übermäßiger Bewegung erneut aufzureißen. Neben der Erfrischung und Ruhe nutzte Subdolus die Zeit die Sonne zu beobachten und damit ihren weiteren Weg zu berechnen. Sie waren vielleicht noch drei Tage von der angepeilten Hafenstadt entfernt. Sie lag an einem Wasser, das sie von römischen Gebiet trennte, aber sicherer zu erreichen war, als die Landgrenze nach Syria zu überschreiten. Er wußte wenig von den Feinden von denen Osroes nur einer war. Herius wollte nicht nur auf eine Nummer sicherer gehen, als vielleicht nötig, die wertvolle Fracht verlangte es zudem. Jetzt da ihnen auch noch die nötigen Waffenhände ausgegangen waren, blieb ihnen garkein anderer Weg mehr, als jenen, der den logischen Punkten römisches Territorium zu erreichen am weitesten entfernt lag.


    Subdolus erhob sich und betrachtete den Senatoren vor sich. Er hatte bis jetzt wenig bis garnicht mit diesem Mann geredet. Wollte das Magnus überlassen, aber ihn quälte auch die Last der vielen unnötigen Toten, die nichtmal in Ehre gestorben waren. Nah genug war er jetzt an dem Duo Decimus dran: "Ich hoffe, das du all die Opfer wert warst, die wir für dich erbracht haben und noch werden. Als mein Patron Senator Germanicus Avarus mich damals in Rom fragte, ob ich für ihn hierher reisen würde, um nach dir zu suchen, war ich voller Vorfreude auf ein Abenteuer. Jetzt da wir das bis zu letzt schier nicht geglaubte Wunder erreichten und dich fanden, denke ich etwas gesetzter darüber nach. Gute Männer haben das Leben verlassen, viele gute Kämpfer." Er ließ kurz den Kopf hängen ganz so als gedachte er ihrer Taten. "... wir finden das jedoch nur heraus, wenn wir dich sicher ins Imperium zurückbringen. Ohne Kameraden eine fast aussichtslose Tat zumindest, wenn wir den Landweg wählen würden." Triumphal lächelte Herius. Es war Zeit für die Idee... "Elana wird unser Ziel sein. Eine Hafenstadt am sinus arabicus. Wir schiffen dann hinüber in die Provinz Aegyptus, nehmen einen alten Alabasterhandelsweg bis an den Nilos und lassen uns dort mit dem Flussschiff bis Alexandria schippern. Dort angekommen schleichen wir uns in den Statthalterpalast und sind in Sicherheit. Der jetzige Praefectus Aegypti ist ein Verwandter meines Patrons." Voller Zuversicht über seinen Vorschlag blickte Herius Hadrianus Subdolus von einem Decimus zum Anderen und wartete auf Veto oder Zustimmung. Wenn letzteres erteilt war, sollte es schleunigst weitergehen. Eine geringe Chance, so schätzte Subdolus ein, bestand noch, das Osroes ihnen immernoch in Schwertgewalt enger Anhänger auf den Versen war. Auch wenn sie längst parthischen Untergrund verlassen hatten. Hier aber regierten andere Gesetze in der Wüste... wilde, die einzigst von einem Paragraphen geführt wurden: Gewalt und Gegengewalt.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Die vielen Tage, die ihre Flucht nun schon andauerte zehrten sehr an Livianus verbliebener Kraft. Auch wenn sich seine Befreier jede nur erdenkliche Mühe gaben, auf den Senator Rücksicht zu nehmen und ihn vorrangig mit Essen und Wasser zu versorgen, so brachte dies keinerlei Ausgleich zu den Energien, die er Tag für Tag aufbringen musste, um mit den weitestgehend gesunden und durchtrainierten Männern mitzuhalten.


    Die Zeiten, in denen sich die Gejagten ausruhten, nutzte Livianus wenn er nicht schlief für ausführliche Gespräche mit seinem Bruder Magnus. Er hatte viel zu Berichten, aber auch eine Menge Fragen, die ihm den ganzen Zeitraum seiner Gefangenschaft über beschäftigt hatten. Sein Bruder berichtete ihm vom Ausgang des Feldzuges, von der Verwundung des Kaisers und seinem schlussendlichen Tod. Vom Rückzug der Truppen unter seinem früheren Stellvertreter Vitamalacus und von der Ausrufung des neuen Kaisers Gaius Ulpius Aelianus Valerianus in Rom. Es waren viele Informationen, die Livianus in den letzten Tagen verarbeiten musste, doch gaben sie ihm auch über viele Vermutungen und offenen Fragen Gewissheit. So wusste er nun, warum er so lange auf seine Befreiung warten musste, warum keine Legionen bereit standen, um den Männern bei ihrer Flucht zu helfen, oder er die lange Zeit vergeblich auf die militärische Einnahme seines Gefängnisses wartete. Es gab weder diplomatische Verhandlungen noch Versuche des neuen Kaisers oder des Senats, ihn, einen römischen Senator, einem Feldherrn Roms, der in Ausübung seiner Pflicht in Gefangenschaft geriet, aus seiner Lage zu Befreien und zurück nach Hause zu holen. Magnus konnte nicht wissen, dass, während er sich auf eigene Faust aufgemacht hatte um seinen Bruder zu befreien, auch in Rom reagiert wurde und der Senat und der Kaiser selbst eine Delegation mit Verhandlungsrechten ausgestattet und nach Parthia entsandt hatte. Die Befreiungsaktion seines Bruders war einfach schneller und erfolgreicher gewesen. Dennoch verbitterte es den früheren Legaten ziemlich, dass er nun vorerst mit dem Gefühl leben musste, Rom hätte nach all seinen langen Jahren treuen Dienstes und der Absoluten Hingabe für Kaiser und Volk einfach auf ihn vergessen und ihn als entbehrliches Opfer abgeschrieben. Doch Magnus erzählte auch viele andere Dinge, die Livianus nach all dieser Zeit ein jedes Mal mit großer Unersättlichkeit in sich aufnahm. Vor allem die familiären und privaten Geschichten, über die Familie, über Magnus Abschied als Praefectus der Ala und seinem Zusammenleben mit seiner Frau Venusia, die er für die Befreiungsaktion seines Bruders vollkommen im Ungewissen zurückgelassen hatte. Livianus hatte ihnen allen so vieles zu verdanken – allen voran seinem Bruder und dem früheren Tribunen Subdolus. Soweit es ihm möglich war erzählte er auch manches Mal von seinen Erlebnissen bei den Parthern, von seinen Begegnungen mit dem Schar in Schar und von der Folter, die er unzählige Male ertragen musste. Zu letzterem Schwieg er jedoch meistens und verlor nur wenige Worte.


    Sie nutzten gerade wieder einige schattenspendende Palmen und machten eine Pause, als sich Subdolus, der Livianus bisher eher wortkarg erschien, plötzlich erhob und den Senator ansprach. Die unbestrittenen Tatsachen die er zuerst unbeschönt Ansprach überraschten Livianus zwar, erschütterten ihn jedoch nicht mehr sonderlich. Auch er hatte unzählige Stunden damit verbracht darüber nachzudenken und sich Vorwürfe zu machen. Er war dem Veteranen daher auch ausgesprochen Dankbar, als dieser anstatt auf eine Antwort zu warten, sofort auf das nächste Thema wechselte. Livianus hätte ohnehin nicht gewusst, was er darauf antworten sollte. War er es denn wirklich Wert, dass Menschen für ihn in den Tod gingen? Als Feldherr in einer Schlacht, als Legat an der Spitze seiner Legion, da verkörperte er Rom, da vertrat er den Kaiser und den Senat. Die Soldaten die für ihn in einer Schlacht ihr Leben hingaben, taten dies nicht für den Mann Decimus Livianus, sondern für ihren Glauben an Rom. Doch diese kleine Gruppe, die sein Bruder um sich geschart hatte, war nicht nach Parthia gekommen um nach dem Senator oder dem Feldherren zu suchen. Jeglicher Stand, jegliche Stellung waren nicht der Grund für das Handeln seiner Befreier. Sie waren wegen Livianus gekommen – und zum ersten Mal in seinen Leben konnte er keine große Berufung und ein gemeinsames Ziel für Volk und Kaiser vor seine Verantwortung schieben. Jeder Mann der hier sein Leben gelassen hatte, war für ihn gestorben.


    Doch auch das nächste Thema brachte nicht unbedingt die gewünschte positive Richtung mit sich. Auch wenn sein Körper stark geschwächt war, so hatten die vielen Gespräche der letzten Tage seinen Geist wieder hell wach werden lassen. Ohne lange zu überlegen und sich in ihre missliche Lage zu versetzen, die eine solche Ausnahme zweifellos rechtfertigen konnte, erwiderte der Senator daher entrüstet.


    "Nach Alexandria? Unmöglich! Ich bin immer noch ein Senator Roms und eine Einreise ohne die Erlaubnis des Kaisers ist Hochverrat."


    Mit dem verschiedenen Iulianus, der sein Patron war, hätte Livianus so etwas ihm nachhinein bestimmt zweifellos klären können, doch über seinen Adoptivsohn und Nachfolger wusste er kaum etwas. Allein das er sich in dem Glauben befand, der neue Kaiser hätte nichts für seine Befreiung unternommen, löste in ihm ein Unbehagen aus und ließ ihm dadurch auch äußerst vorsichtig sein. Vielleicht war es manche Strömungen in Rom sogar äußerst gelegen gekommen, dass er so kurz vor dem Tod des alten Kaisers von der Bildfläche verschwunden war. Als zweiter Mann an Iulianus Seite, wäre er nach dessen Tod zum Oberkommandanten aller in Parthia stationierten Truppen geworden und hätte einen vermeintlichen Thronfolger dadurch auf die eine oder andere Art auch ziemlich in Bedrängnis bringen können.

  • Also Veto.


    Wer Subdolus genau in diesem Moment in die Augen geschaut hätte, wäre mit einem kleinen Funken Hohn zusammengestoßen. Doch war ihre Situation bei weitem nicht lustig. Die Decimer wußten das und er ebenso. Wie es im Geiste des vierten Gefährten stand, wäre bei einer Abstimmung irrelevant gewesen. Herius nahm den linken Arm und die damit verbundene Hand, um sich über die Platte zu streichen. Er fixierte den Senator vor sich und gab zu bedenken: "Es ist die einzigste Lösung unserer Probleme. Jede Logik geht davon aus über Land nach Arabica oder Judea zu flüchten. Die wenigen Straßen und befestigten Wege sind ohne Frage abgeriegelt und selbst wenn nur kleine Wachtruppen stationell kontrollieren, können wir eine Alarmierung nicht riskieren. Noch dazu uns die Schlagfertigkeit fehlt und ein Durchbruch an ihren Bogenschützen scheitern würde. Traditionell würde ich es gern vermeiden im Sand vor Palmyra zu verbluten und danach durch deren Straßen geschleift zu werden." Nein so eine Geiselung war nix für ihn. Außerdem wäre die Mission damit beendet und unter Umständen der Neustart ebenfalls verhagelt. "Diese Wüstenhunde sind auch nicht dumm, sie wissen um die römischen Gesetze, auch wenn sie sie verfluchen oder kopfschüttelnd betrachten. Ohne Frage dieser Weg ist zwar nicht der Kürzeste, aber der Gescheiteste allemal." Dem Hadrianus war auch das Wort genial eingefallen, aber er mochte es nicht so beweihraucht zu werden. Herius löste die Fixierung und glitt an Decimus Livianus hinunter und wieder hinauf zu den Augen. "Du schaust nicht aus wie ein Senator, wenn ich ehrlich bin. Wir schmuggeln dich mit einem anderen Namen rein. Deine Insignien hast du noch oder haben sie dir alles genommen? Wenn vorhanden, dann verbringen wir sie in einen Sack. Dich kleiden wir in Elana neutral ein und titulieren dich neu. Du kannst dir schonmal einen Namen einfallen lassen. Am Anfang sollte Gaius stehen, denn ein Problem bleibt uns noch: Die Palastwache zum Königsviertel, aber auch dafür ist mir bereits etwas eingefallen. Wenn wir für Aufmerksamkeit des Praefecten sorgen wollen ohne ein Staatsakt daraus zu machen und dich damit in aller Öffentlichkeit zu enttarnen, bitten wir um eine Audienz. Sie wird für Magnus, Subdolus und Gaius sein." Er grinste, doch nur kurz. Noch fehlte die Zeit daran zu glauben wirklich frei von jeder Verfolgung und damit Gefahr zu sein. "Doch dazu müssen wir ersteinmal hinüber kommen und um hinüber zu segeln, sollten wir Elana erreichen ohne gefangen genommen zu werden. Zwar war der Sturm vor zwei Tagen der beste Spurenkiller, aber ich traue diesen Parthern mehr zu als kapitulieren. Vorallem, da sie etwas sehr Wertvolles ohne Geschäft verloren haben. Wir sollten also aufbrechen und noch ein paar Meilen heute schaffen."


    Ohne auf eine Antwort zu warten, gab er dem Hauptmann ein Zeichen. Seinesgleichen hatte die recht lange Pause dazu genutzt Trinkschläuche zu füllen und noch ein paar Früchte von den Bäumen zu holen. Er war weder Senator, Eques noch Römer, aber hier in dieser Welt waren sie alle gleich. Diese Tätigkeiten ohne lange Ansprachen oder Bitten waren gut für das innere Klima und machten eine gute Reisegesellschaft aus. Jetzt da sie packten, um noch einige Kilometer bis Elana, der Haufenstadt am sinus arabicus, näher zu kommen, verschwanden die Früchte in einem Sack und wurden am Kamelrücken fixiert. Selbst die recht genügsamen Tiere hatten sich am Quell gestärkt und waren damit bereit weitere Tage ohne erneutes Trinken den geforderten Weg zu gehen.


    Wenig später waren sie aufgereiht wie eine Entenschaar auf dem Weg über die Dünen...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Die vielen Monate unter heißer Sonne über einen Boden zu reiten, der nicht ohne Grund die Bezeichnung Wüste erhalten hatte, stellte sich für einen westlichen Bewohner irgendwann als Qual heraus. Die Gesichter, Hände und auch Körper waren gezeichnet von Wassermangel und unausgewogener Kost. Es sollte genauso eine lange Zeit dauern, bis die überlebenden Männer ihre körperliche Ausgewogenheit zurück erlangten. Immer unter der Voraussicht auch Rom zu erreichen. Eine Etappe führte sie an diese Ziel nah heran. Nach endlosen Wochen quer durch die syrische Wüste erreichten sie das Handelszentrum Elana am sinus arabicus. Die Stadt wehrte sich seit Generationen gegen das unmenschliche Klima. Sie baute Wohnviertel immer wieder auf, nachdem ein unbarmherziger Sandsturm die behelfsmäßigen Hütten einfach inweg geblasen hatte. Nur das Hafenviertel war massiv errichtet. Dort legten in der Woche viele Schiffe an, die Waren bis tief in östliche Länder transportierten. Dort gab es gutes Wasser und satt machendes Essen. Doch die Reisegesellschaft mußte weiter. So versuchte Herius ein geeignetes Schiff zu finden, während Magnus und dessen Bruder die Aufgabe bekamen Proviant zu erwerben. Der Söldnerhauptmann hingegen horchte sich um. Hier war aber kein Partherreich mehr und dementsprechend nichts zu hören. Auch jener Söldner kam später zum Pier und lud kleine Präsente in den Kahn.


    Sollten die beiden Brüder dann das gemietete Schiff erreichen, konnte die Fahrt losgehen. Der Hadrianus hatte noch nichts ihnen gegenüber gesagt, aber wenn sie ihren Zielhafen ansegelten, dann würden die Beiden auch merken, das er in den letzten Stunden ihre Route nochmals kurz überarbeitet hatte. Wozu denn, so fragte er sich sollten sie so dermaßen südlich von Alexandria an Land gehen, wenn es auch gut ausgebaute Handelsstraße von Memphis nach der aegyptischen Hauptstadt gab? Sie würden also nur die höllisch gefürchtete Sinai-Wüste umschiffen und dann einen letzten Weg zu Land zurücklegen müssen, um Alexandria zu erreichen. Auf römischen Gebiet immerhin.


    Während Herius so nachdachte und dabei einen Brei löffelte sah er noch immer nicht die Decimer vom Einkaufen zurückkommen. Entweder es gab mehr als erwartet oder eben nicht alles auf einem der Basare. Subdolus beunruhigte das noch nicht, denn die Stadt als Ziel zu wählen, darauf wäre selbst der verrückteste Verfolger nie gekommen. So glaubte er zumindest....


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Ein Tag Vorsprung, ihren Anführer im Nacken, hatten sie sich aufgemacht und die Verfolgung weiter geführt. Die Spur hatte sich als richtig erwiesen, das Ziel war ihnen auch immer klarer. Sie ritten ihre Strecken in den frühen Morgenstunden, pausierten dann während der Hitze des Tages und ritten Abends bis spät in die Nacht hinein. Der Vorsprung der Flüchtigen wurde stetig kleiner, war jedoch nie auf Sichtweite zusammengeschrumpft. Die Wüste arbeitete, war beständig dabei Fährten zu verdecken, ihnen sich entgegen zustellen.


    Ihr eigenes Land hatten sie schon lange verlassen, aufgeben wollten sie dennoch nicht. Weiter folgten sie den Spuren bis sie diese in Richtung Elana führten. Hier wollten die Flüchtigen also das Land endgültig verlassen. Ehe sie jedoch in der Nähe der Stadt waren, mussten sie noch einige Dünen überqueren.


    Auf der letzten Düne unter der sich die Stadt Elena zeigte, blieben die Reiter stehen. Es herrschte geschäftiges Treiben. Schiffe fuhren in den hafen und verließen ihn. Waren und Frachtgüter wurden ausgeladen, eingeladen und umgeladen. Einen Moment verharrten sie auf eben jener Düne und ließen ihre Pferde dann langsam den Hand abwärts laufen bis sie das Hafengebiet erreichen würden...



    /edit: die Sig

  • Die Sonne stand bereits in ihrem Mittagshoch. Die Hitze breitete sich über die Stadt aus und so auch über den Hafen. Nur wenige der Händler taten noch schuften. Mehr Sklaven wurden dazu gezwungen. Ab und zu schnalzte eine Peitsche über den Holzboden des Piers. Gestalten drängten die armseeligen Männer und Frauen dazu Ladungen von Bord zu holen, sie zu stapeln und andere Häufen wieder hinauf über die Planke zum Deck zu schaffen. Eigentlich ein ausreichendes Schauspiel um sich seine Zeit zu vertreiben. Angesichts des ermüdenden Wetters jedoch keine Schöne. Herius hatte sich in der Nähe 'ihres' Kahns platziert und war mit einem Trinkschlauch bewaffnet. So schnell er das Wasser hineintrank, so rasch trat es auf der Stirn und Platte wieder aus. Immer wieder wischte er sich den Schweiß ab und sinnierte darüber, wie es sein würde, wenn er bei dieser unmenschlichen Hitze auch noch arbeiten müßte.


    Von einem Schrei wurde er aus den Gedanken gerissen. Er blickte hinüber, dort wo sich nun schnell eine Traube bildete und dafür einen anderen Horizont freimachte. Doch dazu später...


    Dem zu sehenden Sklaven war ein mächtig großes Holzfass entglitten. Eine ganze Handvoll dieser Männer war dazu verdammt rießige Fässer auf ein Schiff zu rollen. Doch war die Planke kurz und steil. Dem armen Hund das Fass über den nackten Fuß gerollt. Jener war nicht platt, sondern Matsch. Angewidert von dem Anblick zog Subdolus es vor seine Augen über die Dächer der Stadt zu führen. War er gerade noch erschrocken von dem Unglück, sprang er jetzt wegen etwas verdächtig Anderem auf.


    Angestrengt trieb er die Augen dazu die kleinen Punkte oben an der Düne auszumachen. Innerlich wog er Unglauben und Unmöglichkeit miteinander ab, doch gewann weder das Eine noch das Andere, einzigst die Gewissheit gewann, das dort oben Reiter kamen, die unwahrscheinlich viel Spurenleserkönnen bewiesen hatten und -das mußte Herius zugeben- er hatte diese Fähigkeiten der Parther unterschätzt. Ohne Frage, dies war sehr beunruhigend. Vorallem, da die beiden Decimer noch immer nicht zu sehen waren.


    Das Aufspringen hatte auch den letzten lebenden Söldner geweckt. Er lehnte an den KIsten von der anderen Seite dran und blickte bis zu diesem Augenblick über das glitzernde Wellenmeer. Jetzt umgedreht, fragte er ungläubig, was Herius schon ausgesprochen hatte. Beide blickten sich an, dann wieder hinauf, doch die Punkte begannen sich zu bewegen. Immer leicht angeschrägt zur Düne, stiegen sie hinab.


    "Verdammt, mach dem Seemann Beine! Wir müssen sobald die Beiden auftauchen weg hier. Diese dreckigen Kerle, warum verfolgen sie uns immernoch, können sie nicht loslassen?" :motz:


    Er ballte die Faust, doch für Heldenmut war es der falsche Ort und die verkehrte Welt. Sie durften nichts mehr riskieren und doch waren sie in äußerster Gefahr. Von der Länge des Weges schätzte der Hadrianus ab, das sie gut eine Stunde brauchen würden. Unter der Maßgabe, das sie den Hafen als Ziel ansteuerten. Unsere Truppe war zudem aufgefallen, wie ein bunter Haufen. Sie brauchten ihre Wüstenlandsmänner nur zu fragen und sie wüßten, wo sie uns kaschen konnten. Wenn nur die beiden Brüder da wären, dann könnten sie sich rechtzeitig aus dem Staub machen, doch sie waren nicht hier und Herius wußte wahrlich nicht, warum das Einkaufen so ewig dauerte. Er wurde nervös, so kurz vor dem sicheren Meer und anschließendem Festland noch erwischt zu werden, war kein schöner Tod. Wenn sie sie überhaupt entließen... aber soweit war es noch nicht, noch nicht... im Angesicht der kleinen Punkte, die langsam hinter den Dächern der Häuser verschwanden und damit unweigerlich näher rückten, versuchte Subdolus sich was auszudenken. Doch jeglicher Fluchtweg war verwehrt. Sie konnten mit den hier lebenden und arbeitenden Menschen nicht rechnen. Eher im Gegenteil, sie mußten sie mit einkalkulieren. Die Flucht nach Vorn in Form eines Angriffs war also ausgeschlossener Selbstmord. Die Flucht nach hinten führte nur über das Meer. Was aber wenn diese Scheißkerle ihnen auch dann noch folgten? Hatten sie ein schnelleres Schiff als sie selbst und holten sie damit ein? Würden sie die Verfolgung auch nur mit Sichtkontakt auf dem Wasser bis zur letzten Instanz fortsetzen oder war dieser Kai das Ende allen Übels und die Römer gerettet, sobald sie das sinus arabicus befuhren? Er wußte es nicht und er würde es nicht wissen, bevor die Handlung vor dem eigenen Auge geschah.


    Es nützte nur nichts in die Stadt loszustürzen, um Magnus und Livianus zu suchen. Sie würden sich verpassen. Eine Straße, eine Gasse oder nur ein Marktstand. Die Einen vorn vorbei, der Andere hinten lang. Das Chaos wäre perfekt. Mit innerer Unruhe blieb nur das Warten und Herius trug diese Erregtheit nach Außen, indem er begann auf dem Pier hin und her zu laufen und dabei immer die Augen auf die Gasse zu richten, die vom Basar im Stadtinneren zum Hafen im Westen führte und die irgendwann die beiden Gefährten ausspucken mußte.


    Hoffentlich bald...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Livianus und ich hatten sich nicht verlaufen, auch nicht verbummelt, nur war es auf dem überfüllten Bazar doch schwerer weiterzukommen, als wir es uns gewünscht hätten.
    So verann die Zeit, wie im Flug und wir wussten, dass wir uns sputen sollten, dennoch dauerte es eine Weile, bis wir den Hafen, die Anlegestelle wieder erreicht hatten und als wir in Sichtweite kamen schien mir, als würde auf dem Schiff schon einige Hektik herrschen.

  • Und dieses geschäftige Treiben hatte auch seine Begründung.


    Die Männer des Osroes hatten sich nur lurz auf der letzten Dübe vor der Stadt aufgehalten. Langsam aber sicher stiegen sie hinab und näherten sich Elena. Die Stadt hingegen betraten sie nicht als Pulk. Sie teilten sich in Gruppen von drei oder vier Männern auf. Mit etwas Glück hatte sie ihre Nase nicht getäuscht und sie würden die Gesuchten hier finden. Die Angreifer auf ihr Lager hatten sie nie zu Gesicht bekommen, vermuteten aber, dass es Römer waren. Ihre entwischte Geisel hingegen kannten sie gut und diese beschrieben sie den Menschen ihrer Stadt. Erste Versuche blieben erfolglos und so zogen sie nur aus einer Vermutung heraus die Schlinge enger um den Hafen und hoffentlich bald dann auch zu.


    Je näher sie dem Markt kamen, desto mehr Aussagen bestätigten die Vermutung. So machten sie sich auf zum Hafen und kamen beständig näher....

  • Der Seemann, der die Römer nach Osten segeln sollte, war beständig in seiner Arbeit. Erst lud man seelenruhig Proviant, Bauholz, Tuche und orientalische Früchte unter Deck, dann kamen lebende Tiere in kleinen wie größeren Käfigen dazu. Neben diesen Waren schwenkte ein Kran Säckeweise Getreide hinüber, die dann ebenfalls in den Schiffsbauch gestapelt wurden. Ein Mann war nur dazu da auf einer Tabulae Kreuze zu machen und die eingehenden Waren zu zählen. Während Iullus Persius Pictor versuchte eben jenen Burschen etwas anzutreiben, versuchte es Herius Hadrianus Subdolus bei dem Kapitän, der eine seltene Händlerruhe weg hatte und leicht apathisch unter einem Sonnensegel lähmelte. Noch immer war Richtung Gasse nichts zu sehen und die verbreitete Hektik löste sich von ganz alleine, denn der ächtzende Kran kam zum Stehen. Nurnoch wenige Kisten kamen jetzt an Bord. Füllten das Deck in einer bewundernswerten Art, die auf See viel ausmachen würde, käme man in schlechtes Wetter.


    Ohne große Hatz zu verbreiten, ging der Mann mit der Tabulae zum Schiffseigner und Kapitän. Vermeldete das Ergebnis, verabschiedete sich und schlenderte vom Hafen weg. Hier herrschte eine völlig andere Mentalität als in Roms Häfen, wo ein Schiff als wichtiges Kapital galt, was dazu diente im Transport Geld zu verdienen. Daher löschte man die Rümpfe mit hunderten von Sklaven, trieb diese bis zur völligen Erschöpfung an, um den Faktor Zeit so gering als möglich am Pier zu halten. Aufgeladen wurde ähnlich schnell und kaum war ein Schiff aus dem Hafen, machte ein weiteres fest, ließ das Spiel von vorn beginnen. Dies ging so von zeitig früh, bis spät in die Abendstunden. Jede noch so kleine Helligkeit wurde dabei ausgenutzt und manchmal sogar im Dunkeln weitergeschuftet.


    Herius hatte das mal in Ostia erlebt. Eigentlich war damals der Tag ganz normal losgegangen, aber dann kam ein Konvoi von vielleicht dreißig Schiffen in den Hafen und brachte das Ruder des Hafenvorstehers ins Wanken. Trotz der vielen Tonnen mehr an Kisten und Säcken gelang es damals die Schiffe noch am selben Tag wieder mit römischen Exportschlagern beladen zurück aufs mare internum zu schicken. Der Hadrianus war damals mächtig beeindruckt von dieser Effizienz gewesen und würde es heute wahrscheinlich immernoch sein.


    Aus seinen 'damals war es' Geschichten wurde er jetzt nur gerissen, als er endlich die beiden Decimer aus der Gasse in den leicht überfüllten Hafenvorbereich treten sah. Sie schoben genauso wie alle Anderen auch und kamen genauso wie alle Anderen auch nur sehr langsam vorwärts. Da lobte man wieder die römischen Vorzüge, die hier allerdings nichts zählten. Herius stieg auf eine Kiste und da er dort immernoch nur sechzig Zentimeter höher stand auf eine weitere Holzkiste höher. Dort sah er die beiden sich schleppend nähernden Brüder am Besten und sie ihn wohl auch. Er fuchtelte wild mit den Armen, zeigte an das die Beiden egal wie mal einen oder am besten drei Zahn zulegen sollten. Subdolus brauchte dabei nicht brüllen, denn die allgemeinen Umgebungsgeräusche zu überstimmen, war für einen einzelnen Mann unmöglich. So blieb ihn nur die stumme Annimation und die Hoffnung, das die Verfolger das selbe Problem bremmste, das den letzten Schiffsgästen zu schaffen machte...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Auch wenn sich Livianus immer noch nicht vollkommen schmerzfrei bewegen konnte, wollte er es sich nicht nehmen lassen, auch seinen Teil zu der bisher erfolgreich verlaufenden Flucht beizutragen. Vor allem, da er genau wusste, dass es seinen Befreiern an genügend Männern fehlte, die sich um all die Aufgaben kümmern konnten, wie zum Beispiel das einkaufen des Proviants. Er hatte daher darauf bestanden, seinen Bruder bei seinem Einkauf zu begleiten und schleppte nun gemeinsam mit Magnus die erbeuteten Waren in Richtung Hafen. Nicht nur, dass es ohnehin schwer genug war, sich durch die überfüllten Straßen und Gassen der Stadt zu drängen, mussten die beiden auch hin und wieder eine Pause einlegen, da Livianus manchmal seine noch nicht vollkommen regenerierten Kräfte verließen.


    Doch nun waren sie endlich am Hafen angelangt und der Senator war froh, endlich wieder das Schiff vor Augen zu haben, dass sie hoffentlich in wenigen Stunden in Richtung Freiheit bringen sollte. Erschöpft seufzte er laut und mobilisierte seine letzten Kräfte. Mit einem Kopfnicken gab er seinen besorgt dreinblickenden Bruder zu erkennen, dass er keine weitere Pause mehr brauchte und sie das letzte Stück des Weges in einem durchgehen konnten. Als er seinen Blick wieder zur Anlegestelle richtete, sah er plötzlich Subdolus, der auf irgendeiner Erhöhung zu stehen schien und den beiden hektisch zuwinkte. Im ersten Moment verstand Livianus nicht, was der Mann von ihnen wollte. Für eine Begrüßung waren die Gesten eindeutig zu überschwänglich und außerdem wäre es nicht seine Art gewesen. Dann merkte er beim näher kommen, dass der ehemalige Tribun seine Blicke immer wieder weiter nach Hinten richtete. Livianus wandte sich kurz um, konnte allerdings nichts verdächtiges hinter sich erkennen. Schließlich sah er zu Magnus.


    "Ich glaube er möchte, dass wir uns beeilen. Also komm!"


    Er verstärkte seinen Griff um das Ende der Säcke, die er geschultert hatte und versuchte sein Tempo so gut es ging zu erhöhen. Nun spürte er wieder die Wunden und Blessuren unter seinem Gewand, die immer noch nicht zur Gänze verheilt waren und nun durch das ständige Reiben wieder aufgeschunden wurden. So schnell es ging näherten sie sich Sobdolus und dem Schiff.

  • Sie waren gut gerüstet und bis an die Zähne bewaffnet. auf den rücken ihrer Pferde machten sie wirklich einen stattlichen Eindruck. Sie mussten die Menschen dieser Stadt nicht einschüchtern, so sie es konnten machten die Bewohner von ganz allein Platz. Ihr Weg führte nun direkt zum Hafen. Die Hufe der Pferde hallten laut durch die engen Gassen wenn sie auf das Pflaster trafen. Im Schritt suchten sie den Weg. Die Zeit wurde für die Römer immer knapper, die Feinde dicht auf den Fersen.


    Bald hatten sie es geschafft und das Hafenbecken öffnete sich vor ihnen. Es waren viele Menschen hier. Noch! Die Parther zogen geräuschvoll ihrer Schwerter und sofort kam Bewegung in die Menge. Sie flohen vom Kai, machten, dass sie schnell von hier fortkamen. Der Anführer der parthischen Einheit sah sich um, fixierte die Boote, veruschte zu erkennen ob sie Ware aufnahmen oder löschten. Auch hier stellten einige ihre Arbeiten ein nachdem sie die allgemeine Unruhe mitbekommen hatten. Dann plötzlich verengten sich die Augen des Parthers. Er hatte das Ziel entdeckt, den Entflohenen gesichtet. Er war in Begleitung. Umso besser. Dann hatten sie zwei von ihnen. Allerdings war es wohl fraglich ob dies alle überleben würden. Der Weg war klar, ebenso das Ziel. Die Männer hielten ja nur auf ein Schiff zu.


    Dennoch trennte sie ein Stück Weg und die beiden Römer waren nicht mehr allzuweit vom Schiff entfernt. Der Kommandant gab dennoch den Befehl zum Angriff. Mit erhobenen Schwerten und laut brüllend, rammten sie den Pferden die Hacken in die Flanke und ließen sie galloppieren. Die wenigen verbliebenen Menschen sprengten zur Seite, weil sie Angst hatten, dass die Pferde sie zu Tode trampeln würden.
    Die Römer hörten Geschrei, aber auch einige Rufe wie:
    "Da ist er! der römische Hund! Er entkommt uns!"
    Ein kleines Beispiel. Aufgrund der Anwesenheit von Damen werden die anderen, nicht so netten, Ausrufe nicht angeführt.


    Die Männer auf dem Boot konnten sehen wie die Reiter hinter den beiden Brüdern immer größer wurden. Sie kamen dichter, kamen näher und holten auf. Nur noch ein kleines Stück und die schlagenden Hufe, welche im Galopp kräftig auf die Steine prallten wurden immer lauter. Man hatte sie bald...

  • Im selben Moment, als Livianus und sein Bruder Magnus ihr Tempo erhöhten, kam plötzliche Unruhe in die Menschenmengen hinter ihnen. Man hörte anfangs nur undefinierbaren Lärm und einige Rufe aus den Seitengassen, doch im nächsten Moment brach das Chaos aus - fallen gelassene Tonwaren zersprangen, manche Menschen schrieen erschrocken auf und wieder andere rannten panisch davon oder versuchten einen sicheren Platz zu finden.


    Livianus wandte sich während des Laufens verwundert um und erblickte im nächsten Moment parthische Reiter, die sich vom Markt kommend in hohem Tempo Richtung Hafen vorarbeiteten. Im selben Moment wurden sie vom Anführer des Reitertrupps entdeckt, der seinen Männern sofort den Befehl zum Angriff erteilte. Das entsetzen war Livianus ins Gesicht geschrieben. Darauf wollte Sobdolus die beiden Brüder also hinweisen. Er muss die Angreifer schon wesentlich früher entdeckt haben.


    "Lauf Primus!"


    Livianus richtete seinen Blick wieder nach vorne und hechtete los. So gut es mit den schweren Säcken auf der Schulter ging, rannte er in Richtung Anlegestelle. Natürlich dachte er einen kurzen Moment darüber nach, den Proviant einfach fallen zu lassen, der ihm beim laufen doch deutlich behinderte, doch war dieser ebenso lebensnotwendig für ihn und seine Gefährten, wie das heile Entkommen aus dieser Situation. Sie kamen dem Schiff stetig näher, doch sagten ihre kampferfahrenen Sinne den langjährigen Soldaten auch, dass die Angreifer in ihrem Rücken ebenso nicht mehr all zu weit von ihnen entfernt waren.

  • Wie war es diesen Kerlen bloß gelungen nach Sturm, Wind und gutem Abstand erneut ihre Fährte aufzunehmen und jetzt so kurz vor der römischen Zivilisation an unsere Hacken zu kommen. Herius blieb keine Zeit darüber nachzudenken. Denn auch die Seeleute schauten irritiert über den gepflasterten Platz und dem Schauspiel gebannt zu. Was jene nicht wußten, war die Tatsache, das die beiden rennenden Männer zu ihren Passagieren gehörten und jene grimmigen Reiter besser nicht auf das Schiff kommen sollten. Der Hadrianus sprang von den Kisten. Es war mehr als Eile geboten. Mit Gesten und rauer Stimme trieb er die Besatzung an Bord. Zu ihrem Glück war der Kahn fertig beladen und jene Meute parthischer Reiter machte keinen friedlichen Eindruck auf die Besatzung. So gelang es Subdolus mit ein paar derben Sprüchen für genügend Angst zu sorgen, sodas die Männer schneller das Schiff zum Auslaufen vorbereiteten.


    Sowas wie:'Diese Barbaren werden euch metzeln und das Schiff abfackeln, wenn ihr nicht endlich in die Gänge kommt!' half, um die Zwei-Mast-Corbita segelfertig zu machen. Während ein ängstlicher Teil der Besatzung hinter Kisten und Säcken in Deckung ging, war der erfahrene Anteil damit beschäftigt die Seile am Heck zu lösen, um bei Eintreffen der restlichen Gäste und dem damit verbundenen Einzug der Planke nurnoch eine Befestigungsstelle lösen zu müssen.


    Es wurde knapp.


    Beide Brüder hasteten heran, aber auch die Verfolger holten weiter auf. Ihre Pferde bahnten sich ohne Obacht durch eine völlig panische Bevölkerung. Hier sprang ein Händler über einen Haufen Amphoren, riss dabei den halben Stand mit um. Dort schrie eine Mutter ihre Kinder zusammen, packte die kleinen Hände und zog sie aus der gefährlichen Bahn. Drüben an einem Pier schwappte die Menschenmenge über und versenkte eine handvoll Leute im Hafenbecken. Vor seinen Augen jedoch flohen nur zwei Römer wie Viehdiebe. Der Abstand war deutlich geschrumpft und es hätte sogar reichen können...


    Fast, denn im allgemeinen Chaos schlitterte ein Eselkarren zwischen die Decimer und ihren Verfolgern. Der Mauleseltreiber mußte völlig taub sein, denn erst als er seinen Kopf zur Linken drehte und die größer werdenden Schatten wahrnahm, erschrak er zutiefst, ließ den Esel Esel sein und sprang mit einem Satz nach vorn, dabei blieb er an irgendwas hängen, stolperte, griff mit den Händen nach vorn um sich abzufangen und polterte auf das harte Pflaster. Au das schmerzte. Doch war er noch nicht außer Reichweite, entkam damit dem Gedanken an den harten Aufprall und legte mit Schmerzverzerrten Gesicht die Hände schützend über Selbiges. Er hätte keine Chance gehabt, käme ein Pferd der Verfolger mit dem Huf auf seiner Siluette zum Treten.


    Irgendwas heute rettete aber auch diese Seele, denn die Reiter zogen die Zügel straff und stoppten mit großer Mühe vor dem Karren. Dem Esel war es egal. Er stand mürrisch da, tat keinen Schritt. Hüben lungerte der Treiber auf dem Pflaster, in seinem Rücken ein Stapel Holz, was wahrscheinlich den Ausschlag gab nicht links am Karren vorbei zu wollen. Drüben, also rechts war auch kein Platz, denn dort türmten sich die Reste jener Stände, die eben noch Wein und Öl vertickt hatten. Über den Eselkarren wäre es schon gegangen, aber es war ein Risiko, wenn man den kurzen Anlauf bedenkt. Mit einer Verzögerung nahmen die Parther jetzt einen größeren Umweg um die Holzstapel herum. Ganz links sozusagen und der Umweg war nicht so riesig, das die beiden Brüder Livianus und Magnus hätten verschnaufen können.


    Mit Sicherheit blickten sie weder zurück, noch bewog der aufflammende Lärm einen Flüchtenden dazu langsamer zu werden. Nein diese Geräusche durch Mensch, Tier und zu Bruch gehende Gegenstände gab dem Fliehenden vielmehr Ansporn alles aus dem eigenen Körper zu holen.


    Noch ein paar Meter und sie waren da. Auch die Verfolger waren wieder in der geraden Spur, doch wenn jetzt kein Missgeschick geschah, dann würden sie es schaffen können. Beide Römer erreichten die Planke und schwebten drüber. Danach konnten sie sich fallen lassen. Während der Kapitän Befehl gab die hölzernen Bohlen einzuziehen, entschied Herius sich für das Gegenteil und schob sie mit Persius Pictor, dem Söldnerhauptmann ohne Söldner, auf den Pier. Das ging deutlich einfacher und das laute Poltern gab den Seeleuten nochmal den letzten Anreiz ihre Angst in der Flucht zu tilgen und damit etwas zügiger aus dem Hafen zu kommen, als vielleicht üblich. Zwei Burschen standen jetzt am Heck und drückten das Schiff mit langen Stangen vom Pier weg. Genauso geschah es am Bug und langsam machte sich die leichte Briese nützlich im Segeltuch.


    Die Mannschaft des Schiffs konnte jetzt nur hoffen, das die Parther nicht derart kühn waren und den noch kleinen Abstand zum Festland mit einem langen Satz überwinden wollten. Als Rettung vor dieser Befürchtung blieb noch der Gedanke daran übrig, das kaum ein Pferd sowas freiwillig machte und die Tiere scheuten...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Das gute Gefühl im Wissen um die Pferde ließ sich nicht enttäuschen. Kurz vor dem Wasserbecken stoppten die Tiere ob vom Reiter gewollt oder nicht. Wiehern und lautes Gebrüll vom Steg aus war zu hören. Trotz der mäßigen Entfernung ein Übersprung nun aber nicht mehr machbar. In ihrer Verzeiflung so kurz vor dem Zugriff erneut vorgeführt zu werden, zogen sie ihre Bögen vom Rücken und kramten nach dem Halfter mit den Pfeilen. Fast, so sah es aus, hofften sie noch auf einige Tote oder Verletzte durch ihre Fernwaffen. Da das Schiff sich nur langsam vom Ufer weg bewegte, war das Ziel durchaus noch lange in Reichweite. Herius erkannte, das ihnen keine Zeit blieb großartig nachzudenken, denn die Parther schienen auf dem Pferderücken sitzen zu bleiben, während sie ihre Bögen mit Pfeilen bestückten.


    Den gebannten Gesichtern an Bord war zu entnehmen, das die Besatzung wie erstarrt war und mit fixiertem Blick zum Ufer schaute. "Runter mit Euch, am Besten unter Deck egal wie, aber schnell!" brüllte er sie an und war sich selbst hinter eine Kiste, die geradeso stand, um die Männer am Lande noch zu sehen, aber trotzdem wohl heil aus dem Pfeilhagel zu kommen. Während die Seeleute endlich begriffen, das es ihr Leben war, das da in Gefahr kam, sprangen zwei von ihnen gleich über Bord. Völlig irritiert folgte Subdolus ihnen mit den Augen und kam nicht dazu den Kopf zu schütteln, denn die ersten Geschosse pfiffen über seinen Kopf hinweg. Wenige nur trafen das Deck oder die Transportkisten darauf. Einige Pfeile blieben eher liegen, denn stecken und ein Großteil platschte ins Wasser. Wenigstens, so schien es, waren die Angreifer keine Meisterschützen. Ihr Schiff aber noch für eine zweite und dritte Salve in Reichweite. Die Besatzung war endlich unter Deck. Die zwei Burschen im Wasser winkten hilflos mit den Armen, um sie konnte sich nun keiner mehr kümmern.


    Die zwei anderen Angriffe hatten noch viel weniger Wirkung. Bis darauf, das der Zufall wollte, das eben einer dieser Pfeile in der Kiste stecken blieb, die Herius beschützte, waren diese Pfeilhagel genauso unpräzise, wie der Erste. Sie ließen die Männer unter Deck, wie jene die ebenso wie Herius an Deck Schutz gesucht hatten, aufatmen. Langsam schob sich der Bug durch die Wellen ins offene Meer des sinus arabicus. Nurnoch einige Sanduhren würde es dauern und das Schiff drehte sich in seinem Kurs parallel zur Küste. Im Nutzen des Windes ging es dann Richtung Norden, am Zipfel der Sinaiwüste entlang und um die römische Provinz Arabia herum bis etliche Seemeilen nordwestlich die Hafenanlagen von Memphis sichtbar wurden.


    An Bord gab es in dieser Zeit wenig zu tun. Es war die Möglichkeit zum Ruhen gegeben. Dazwischen gab es immer mal wieder etwas zu Essen und etwas Wein-Wasser für die Kehle. Ansonsten blieb der Wind aktiv und ihre Reisegeschwindigkeit konstant. Wie es schien stand nun endlich der Ankunft in Alexandria et Aegyptus nichts mehr im Wege. Für den Hadriani war die Reise zu Meer eher unangenehm, denn ein Schiffsjunge hatte seine Wunde am Arm näher betrachtet, offen gelegt und gesäubert. Dazu half irgendeine Salbe dem Fleisch zu vernarben. Das Ziepen und Zwicken war dabei sehr unangenehm, aber wenigstens ließen die pochenden Schmerzen nach. Wein und heiß strahlende Sonne taten dabei den Rest, um die Welt um sich herum et acta zu legen.


    Das der Wind so spärlich blies, ließ die Gesellschaft länger warten, fast eine ganze Woche brauchte das Handelsschiff von Elana nach Memphis und begann den Hafeneinlauf bei wolkenfreiem Himmel und einer kleinen Briese.


    Der Hadrianus stand ganz vorn auf dem Deck und bewunderte diesen Hafen. In Gedanken war er schon weiter. Sie würden Reittiere brauchen, Proviant und einige Kleider für den Senator, der hier nur als einfacher Bürger würde bezeichnet werden. Seine Insignen als Senator von Rom waren nicht hier. Entweder lagen sie noch in Parthien oder in einer Schublade seiner letzten Einheit. Das war jetzt aber auch egal. Er würde einen fiktiven römischen Namen tragen und er würde in Begleitung zweier anderer Römer sein, die in der Regia Praefecti zu Alexandria einen klangvollen wie bekannten Namen hatten. Sie sind der Schlüssel und damit machte sich Herius darüber auch keine Sorgen.


    Stattdessen atmete er die frische Luft ein und aus, streckte den Rücken durch und ließ ein erleichtertes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. So drehte er sich zu den Gefährten um und sprach: "Endlich zurück in Rom. Du hast dir einen Namen gegeben Livianus? Dann lass uns den letzten Weg bis Alexandria schnell, aber angemessen zurücklegen. Hier wird es alles geben, was wir Römer so schätzen. Kleidung, die unsere soziale Stellung widerspiegelt, wie Reittiere, die diesen Namen auch verdienen. Am Besten wir gehen zusammen zum Markt und richten Dich und auch uns anständig her, kaufen Proviant für den Ritt und erwerben die Tiere dafür."


    So wie das Wasser immer ruhiger wurde, kam der Pier immer näher. Schon bald würden die Seile vorn und hinten an Land geworfen und mit Gesten und lauten Geplapper das Schiff verzurrt. Eine neue Planke mußte her, aber das war nun wirklich kein Problem. Während das Schiff am Steg zu liegen begann und die Männer dazu übergingen Ladungen herauszuheben, begab Herius sich zum Kapitän, um die Reise zu bezahlen. Darauf gab er ein üppiges Trinkgeld, die Unannehmlichkeiten sollten schnell vergessen werden. Er kehrte zu den Brüdern zurück: "Ich bin bereit, wenn ihr es auch seid, dann los..."



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