“Gut, dann lass uns hineingehen.“
Innerlich lächelte Inhapy ein wenig. Bei ihrer Tochter hatte es wesentlich länger gedauert, bis das Mädchen sich getraut hatte, in dieses Haus zu gehen. Aber die war auch ein Kind, und Anthi ein erwachsener Mann. Nichts desto trotz war es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Als wäre nichts weiter ging Inhapy in das Haus. Die Türe war offen, lediglich einige Schnüre mit Holzperlen daran versperrten die sicht ins Innere des doch recht einfachen Hauses.
Das Haus hatte einen großen, lichten Innenhof, so dass es doch recht hell war. Im Hintergrund konnte man vereinzeltes Husten hören, allerdings sah man keine Kranken. Inhapy ging zielsicher in das kleine Megaron des Hauses und wartete dort. Sie würden sicher nicht lange warten müssen.
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Neferabu war gewiss kein schöner Mann. Auch war er nie besonders erfolgreich gewesen. Und seine Eltern hatten nie verstanden, was genau ihn zu den schlangen trieb. Aber nun war er schon so viele Jahre hier im diesem Hause und kümmerte sich um die heiligen Tiere, dass er schon gar nicht mehr wusste, wie es früher war. Er hatte die fünfzig schon lange überschritten und war bestimmt seit seinem zwölften Lebensjahr bei der Priesterschaft der Isis gewesen, aber schon immer interessierte er sich mehr für die Tränke und vor allem die Schlangen als für den Tempeldienst. Also hatte man den Jungen auch recht bald hierher gesteckt, damit er hier alles lernen konnte, was er so sehr zu wissen wünschte.
Und nun war er einer der Ältesten hier. So schnell verging die Zeit. Langsam lief er durch das Haus, schaute nach den Kranken, die hier in einigen Kammern schliefen, um so vielleicht eine göttliche Erleuchtung zu erhalten. Vielleicht fanden sie so den Grund für ihre Schmerzen heraus, Schlaf in einem heiligen Haus war oft sehr wirksam.
Langsam ging er in den freien Innenhof des Hauses, und sah ein bekanntes Gesicht. Er lächelte nicht, denn Neferabu lächelte nie. Er kam nur langsam auf die kleine Hebamme mit ihrem großen Begleiter zu und begrüßte sie mit einer stummen, kleinen Verneigung.
“Ich habe euch bereits erwartet.“
Inhapy aber lächelte ganz leicht, als sie sich ebenfalls verneigte. “Ánthimos, das ist Neferabu. Ein wirklicher Heiler von großer Kunst.“