Triclinium | Io Saturnalia – cena pro servis oder: Ein ganz traditionelles Saturnalienfest

  • Das kleine Mädchen mit dem seltsamen Namen war die nächste Person, die in Erscheinung trat. Sie wirkte auf Epicharis wie ein über und über mit Schmuck behangenes Opfertier, das man in einen Schminktopf geworfen hatte und nun zum Altar führte. Zumindest sah sie so aus, vom Erscheinungsbild bis hin zu ihrem Gesichtsausdruck. Da sie nichts sagte, sagte auch Epicharis nichts - immerhin sollten auch zu den Saturnalien zumindest Respekt und Höflichkeit gewahrt bleiben - und nickte ihr nur zu.


    Der seltsame Wuschelkopf - Epicharis fand ihn nach wie vor ausgesprochen hässlich anzuschauen mit seinen vielen Haaren und diesem scheußlichen Schneuzer - war da schon höflicher, was eine Erwiderung ihrerseits hervorrief. "Bona Saturnalia, Chimerion." Beim Gedanken daran, was sie für ihn organisiert hatte, musste Epicharis zunächst schmunzeln, doch das Schmunzeln verging ihr, als sie hörte, was er zu Celerina sagte, die ja nun direkt und unmittelbar neben ihr saß. Er sprach mit ihr, als sei er ein Geliebter und nicht ein Sklave. Misstrauisch runzelte sie die Stirn und sah die beiden kurz an, bis Cassim auf den Falken zu sprechen kam. Da erhellte sich Epicharis' Gesicht wieder. "Vorführen? Kann er denn etwas Besonderes? Das würde ich wirklich gern einmal sehen! Ich muss ja gestehen, dass ich gar keine Ahnung von Vögeln habe. Wie schaffst du es, dass er immer wiederkommt, wenn du ihn fliegen lässt? Oder lässt du ihn nicht fliegen? Solche Raubvögel sind bewundernswert. Sie sind wild und unbändig, nicht wahr, und doch eigentlich schwer zu zähmen, habe ich gehört." Doch, dafür konnte sich Epicharis durchaus begeistern. Wer Flügel hatte, war schwer zu halten. Und der konnte alle von oben sehen und hinter sich lassen, wenn er denn wollte. Ob Cassim dem Vogel eine Leine anlegte, wenn er ihn fliegen ließ?

  • Sie war kurz durch den Thraker abgelenkt, der allzu vertraut mit seiner Herrin umging, wie auch Cassim fand. Der Parther ließ sich nichts anmerken. Doch angesichts dieses Verhaltens fragte er sich, ob Chimerion noch an einer gemeinsamen Flucht Interesse hatte. Aber nein, das war alles nur gespielt! Natürlich kam er mit! Chimerion tat einfach nur sein bestes, um nicht aufzufallen.
    Epicharis hatte wieder ihr Interesse für den Falken gefunden, was Cassim durchaus angenehm war.
    "Was er besonderes kann? Ich richte ihn dazu ab, um ihn zur Jagd zu gebrauchen. Im Grunde folgt er dabei nur seiner Natur. Ich mache mir nur seine Stärke zu Nutze. Ich verbessere durch die Übungen seinen Jagdinstinkt und er lernt, dass er mir vertrauen kann. Denn ich bin es, der in hegt und pflegt." Cassim nippte an seinem Wein. Ihm gefielen Frauen, die für seine Leidenschaft Interesse zeigten. "Ja, ich lasse ihn fast täglich fliegen. Nur so kann er seine Technik verbessern, wenn er sich aus dem Flug auf seine Beute stürzt. Er kommt deshalb immer wieder zurück, weil er von mir eine Belohnung erhält. So einfach ist das!" Er grinste schelmisch. Er bedauerte es wirklich, Epicharis nicht mehr die Künste seines Falken zeigen zu können. Als sie ihm ihre Begeisterung bezüglich des Falken gestand, wurde sein Blick schwärmerisch. "Ja, so ist es! Sie sterben oder vereinsamen, wenn man sie nur eingesperrt hält. Sie brauchen ihre Freiheit, wie die Luft zum atmen. Mein Volk hat daraus eine Kunst gemacht, sie zu zähmen. Man braucht Geduld! Viel Geduld, so wie bei vielen anderen Dingen des Lebens." Cassim fasste den Entschluss, auch den Falken mitzunehmen. Er brachte es einfach nicht übers Herz, ihn hier zu lassen.

  • Zitat

    Original von Flavia Epicharis


    Lange musste sie sich nicht überlegen, wie sie sich weiter verhalten sollte, und auch Serenus' Stichelei - denn die hörte sie sehr wohl aus seinem Angebot heraus, neben der Mutter Platz zu nehmen - schenkte sie keine Aufmerksamkeit, denn Celerina trat ein, bahnte sich mühsam einen Weg zu Epicharis' Liege und setzte sich neben sie. Epicharis' Brauen wanderten nach oben, und sie rückte ein wenig näher und legte Celerina eine Hand auf die Schulter. "Io Saturnalia, Celerina! Schön, dass du schon da bist."


    Epicharis´ Berührung riß mich aus der Lethargie. Es war eine Geste der Wärme und Freundschaft, die ich sehr zu schätzen wußte. Dieser Halt war es, den ich bedurfte, der mir wieder das Gefühl gab, daheim zu sein. "Io Saturnalia, Epicharis! Ja, dies habe ich den Göttern zu verdanken." Vor wenigen Wochen noch hätte ich nicht daran glauben wollen, heute, an diesem Abend hier zu sein. Nun versuchte ich zu lächeln und mir meine Erlebnisse nicht ansehen zu lassen. Dies fiel mir nicht besonders leicht. Aber vielleicht konnte der Abend mir etwas Ablenkung bringen.
    "Du bist heute Abend alleine, Epicharis? Wo ist denn Aristides abgeblieben?" Mir war noch nichts von der misslichen Lage in der Küche zu Ohren gekommen, weswegen ich auch Gracchus vermisste. Von Antonia war ich es gewohnt, daß sie meist etwas später kam. Doch Gracchus war für gewöhnlich der erste, den man im Triclinium antraf.


    Zitat

    Original von Chimerion
    Als er das Triclinum betrat, waren schon zahlreiche Menschen anwesend, einschließlich seiner Herrin Celerina, die schön herausgeputzt bei Tische saß und gedankenverloren vor sich hinstarrte.
    "Guten Abend", begrüßte er die anwesenden Gäste, "Io Saturnalia". Dabei nickte er jedem von ihnen zu. Auf Cassim ruhte sein Blick ein wenig länger, dieser war ihm Gespräch mit einem kleinen Jungen, den Chimerion schon öfters im Haus herumstromern gesehen hatte. Um sich nicht anmerken zu lassen, dass er Cassim näher kannte, wandte er schnell den Kopf und und ging zu seiner Herrin. Er setzte sich neben sie und lächelte. Ihr Gesicht wies immer noch Spuren auf von ihrer Folter, aber wenigstens war sie am Leben-
    "Wie geht es dir, Celerina," flüsterte er ihr zu, um sie nicht zu erschrecken.


    Ich sah auf, als Chimerion das Triclinium betrat. Er bahnte sich seinen Weg zu meiner Kline und nahm neben mir Platz. Nur wegen ihm hatte ich an diesem Abend den Weg ins Triclinium gefunden. Ansonsten hätte ich auch diesen Abend in meinen Räumen, fernab von allen Blicken, verbracht.
    Er flüsterte mir etwas zu. Ich blickte zu ihm und versuchte ein Lächeln herauszupressen. "Danke, es geht!"
    Die Vertrautheit, die mich mit meinem Sklaven verband, ich verbarg sie nicht an diesem Abend, was insbesondere bei Epicharis einige Vermutungen hervorrief. Allerdings bemerkte ich davon nichts, wie sie Chimerion und mich ansah.
    "Chimerion, bitte laß mich heute Abend nicht alleine," flüsterte ich ihm zu.

  • Die leise Unterhaltung neben ihr nahm allmählich Züge an, die Epicharis persönlich missbilligte. In ihren Augen biederte sich Celerina irgendwie an, und obwohl leise gesprochen wurde, hörte sie doch jedes Wort. Und das, obgleich sie versuchte, nicht hinzuhören. Es war ihr unangenehm, dass dieser Haarpuschel Celerinas vorübergehende Schwäche so ausnutzte, und der Sklave hatte Glück, dass Saturnalien waren, sonst hätte sie ihm gewiss ihre Meinung gesagt. Vielleicht würde sie das auch noch machen, Anstand und gute Sitten sollten schließlich durch einen Festtag nicht aufgehoben werden. Vorerst aber begnügte sie sich damit, auf Celerinas Frage einzugehen. "Er und Manius sind in der Küche und bereiten den ersten Gang vor", sagte sie und musterte die blauen Schemen auf Celerinas Haut, die selbst die gute Schminke nicht abzudecken vermochten.


    Als sich das Gespräch wieder um den Falken drehte, wandte Epicharis ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Cassim zu, der, wie sein Falke, selbst auch irgendwie für Wildheit stand. Ein krasser Gegensatz dazu waren die Komplimente, die er mit geschmeidiger Zunge und in fast dialektfreiem Latein austeilte. Sie machte große Augen, als er mit Leichtigkeit vom Fliegenlassen sprach. "So einfach ist das? Aber der Vogel könnte sich einen Hasen schnappen und bräuchte deine Belohnung gar nicht", wunderte sie sich. Es war eben wohl doch so, dass Vögel keinen Verstand besaßen. Epicharis hing regelrecht an Cassims Lippen, während er erzählte. Sprach er noch von dem Raubvogel oder schon von sich selbst? Es war ihr stets unangenehm, wenn ihretwegen im Gespräch mit einem Sklaven das Thema auf Freiheit und Freilassung gelenkt wurden. Sie fühlte sich nun so, als müsse sie ein Zugeständnis machen. "Ich hoffe, du fühlst dich nicht einsam. Ich könnte sonst einmal mit Marcus reden..." Ein vager Versuch, aber immerhin der Einstieg in ein Angebot war das. Eines, das weibliche Runden beinhaltete, doch nicht die Freiheit. Das war Aristides' Sache. Epicharis lächelte ihm undeutbar zu. Wo die beiden aus der Küche nur blieben? Und wo war eigentlich Bridhe?

  • Fiona hatte lange mit sich gerungen, ob sie zur cena gehen sollte oder nicht. Seit dem Streitgespräch mit Epicharis, ihrer Herrin, war sie nicht mehr in deren Nähe gewesen. Den Groll den sie gegen sie hegte, war noch so stark, wie an jenem Herbstnachmittag vor mehreren Wochen.
    Als sie sich dann doch dazu durchrang, zur cena zu erscheinen, war es nicht um des lieben Frieden willen. Vielmehr war ihr Erscheinungsbild reinste Provokation. Sie hatte ihre römische Tunika gegen eine grobgewebte hellgrüne Wolltunika eingetauscht, die große Ähnlichkeit mit der Kleidung ihrer Heimat aufwies. In ihrer freien Zeit hatte sie begonnen, eine bunte Bordüre zu weben, die nun die den Halsausschnitt und die Ärmel ihres Gewandes zierten. Die wollenen Fäden dafür hatte sie sich von ihrem Gesparten gekauft.
    Auch ihr Haar trug sie nicht, wie üblich und der römischen Mode folgend, hochgesteckt. Bis auf zwei geflochtene Zöpfe, links und rechts, trug sie es offen. Als sie sich im Spiegel betrachtet hatte, konnte sie eine große Ähnlichkeit mit der Fiona, die vor einigen Jahren noch in Britannia gelebt hatte, feststellen. An ihrem Hals fehlte nur der Torques, den sie einst getragen hatte.
    So erschien sie im Triclinium. Mit ihrem düsteren Blick musterte sie die Gesellschaft, die bereits auf den Klinen lag oder saß. Einige Sklaven, wie Hannibal, Chimerion und Cassim waren darunter und Epicharis war da! Sie saß zwischen der Flavierin, die man irrtümlich für tot gehalten hatte und dem parthischen Sklaven.
    Von Minna, ihrer Freundin, war noch nichts zu sehen. Auch Nordwin fehlte noch, was sie vermuten ließ, daß die beiden wohl besseres zu tun hatten, als den Abend im Beisein der flavischen Herrschaften zu verbringen. Fiona hatte nicht vor, lange zu bleiben. Den Rest des Abends wollte sie noch in der Stadt verbringen.
    "Salvete", presste sie hervor und vermied es, ihre Herrin dabei anzuschauen. Fernab von Epicharis ließ sie sich auf einer freien Kline nieder. Sie wünschte sich nichts sehnlicheres, als das dieser Abend vorüber ginge.

  • Epicharis´ Antwort versetzte mich in Erstaunen und auch daß sie sich so angeregt mit diesem Sklaven unterhielt. Es war anzunehmen, daß sie ihn noch nicht richtig kennengelernt hatte wie ich. Doch diesen Abend wollte ich nicht zum Anlaß nehmen, sie über ihn aufzuklären. Dafür war auch noch später Zeit.
    "Er und Manius sind in der Küche? Was du nicht sagst? Ich dachte man hätte externe Hilfen eingestellt." Daß dies offensichtlich nicht geschehen war, hatte wahrscheinlich unter andrem mit dem Wirbel um meine Entführung und meiner Rückkehr vor einigen Tagen zu tun. Man konnte nur hoffen, die beiden Flavier in der Küche, wußten was sie taten.
    Mir waren Epicharis´ musternde Blicke, die auf mir lagen, nicht entgangen. Bevor ich mein cubiculum verlassen hatte, rieb ich meinen Körper mit einer tönenden Creme ein, um die blauen Flecken damit abzudecken. Ganz verstecken konnte ich meine Wunden nicht, was mir meine Anwesenheit um einiges unangenehmer machte.
    "Ich konnte sie nicht ganz verstecken. Es gibt wohl kein Mittel, womit man sie völlig.." beseitigen konnte. Ich sah auf und erblickte eine Gestalt, die sich den Klinen näherte. Die rothaarige Person, die ihr Haar völlig offen trug und eher einer Barbarin aus dem wilden Norden ähnelte, konnte nur eine der Sklavinnen sein, die das Glück hatten, mit ihrem Herrn oder ihrer Herrin zu speisen.
    "Wer ist das da?", fragte ich Epicharis erstaunt, ob der wilden Erscheinung.

  • Zitat

    Original von Flavia Epicharis


    Als sich das Gespräch wieder um den Falken drehte, wandte Epicharis ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Cassim zu, der, wie sein Falke, selbst auch irgendwie für Wildheit stand. Ein krasser Gegensatz dazu waren die Komplimente, die er mit geschmeidiger Zunge und in fast dialektfreiem Latein austeilte. Sie machte große Augen, als er mit Leichtigkeit vom Fliegenlassen sprach. "So einfach ist das? Aber der Vogel könnte sich einen Hasen schnappen und bräuchte deine Belohnung gar nicht", wunderte sie sich. Es war eben wohl doch so, dass Vögel keinen Verstand besaßen. Epicharis hing regelrecht an Cassims Lippen, während er erzählte. Sprach er noch von dem Raubvogel oder schon von sich selbst? Es war ihr stets unangenehm, wenn ihretwegen im Gespräch mit einem Sklaven das Thema auf Freiheit und Freilassung gelenkt wurden. Sie fühlte sich nun so, als müsse sie ein Zugeständnis machen. "Ich hoffe, du fühlst dich nicht einsam. Ich könnte sonst einmal mit Marcus reden..." Ein vager Versuch, aber immerhin der Einstieg in ein Angebot war das. Eines, das weibliche Runden beinhaltete, doch nicht die Freiheit. Das war Aristides' Sache. Epicharis lächelte ihm undeutbar zu...


    Es gefiel ihm, sie zu beobachten, als er von seiner Arbeit mit dem Falken berichtete. Besonders ihr Augenspiel erinnerte ihn stark an wissbegierige Kinderaugen, die erstaunt blickten, wenn man ihnen Geschichten von Riesen und Ungeheuern erzählte. Für einen kurzen Moment nur, wich das Strahlen aus seinem Gesicht, denn durch sie wurde er an seine eigenen Kinder zu Hause erinnert, die er über alles liebte. Es hatte ihm immer viel Freude bereitet, ihnen Geschichten zu erzählen. Besonders sein Ältester war ganz versessen auf die Jagdgeschichten seines Vaters. Nach dem Krieg wollte er ihn eigentlich in die Kunst der Falknerei einweisen, so wie es Jahre zuvor sein eigener Vater mit ihm getan hatte. Heute Abend bereits würde er seinem Sohn wieder ein Stück näher sein!
    "Im Allgemeinen schon", erwiderte er freundlich. Sein Lächeln war wiedergekehrt. "Je früher man damit beginnt, den Falken abzurichten, desto einfacher hat man es mit ihm. Wenn er sich in die Lüfte schwingt und sich dann unerbittlich und zielsicher auf seine Beute stürzt, ist seine Intention nicht, die Beute für sich zu beanspruchen. Nur ein Falke, der die Freiheit bereits kennt, wird seine Beute nicht teilen wollen. Er bedarf keiner Belohnungen seines Herrn. In meiner Heimat holt man die Falkenjungen aus ihren Nestern, wenn sie gerade Flügge geworden sind. In diesem Alter kann man sie am besten abrichten."Cassim war sich der Parallelen zwischen dem freien Falken und ihm selbst durchaus bewusst. Gleich dem Falken, der hoch droben im Himmel seine Kreise zog und die Unendlichkeit seiner Freiheit jeden Tag aufs Neue auskostete, so war auch er. Ein Leben in Sklaverei war daher unvorstellbar für ihn. Die Römerin sollte es wissen, was man ihm angetan hatte, als man ihn statt zu töten, gefangen genommen und nach Rom verschleppt hatte. Wenn nicht der Erfolg ihres Unternehmens davon abgehangen hätte, er hätte es hinaus schreien wollen, wie sehr er die Stunde herbeisehnte, in der er der Villa, ihren Bewohnern und Rom selbst den Rücken kehrte, um wieder an die Gestade seiner Heimat zu gelangen.
    Je länger er zu ihr sprach, desto mehr erhärtete sich bei ihm der Gedanke, sie verstünde, was er ihr sagen wollte. Nicht nur die Worte allein, auch der Sinn, der dahinter stand. Vielleicht billigte sie sogar seinen Freiheitsdurst. Warum sonst, hätte sie ihm eine solche Frage stellen können?
    Ja, er war einsam! Er sehnt sich nach dem Lachen seiner Kinder, dem geschmeidigen Körper Merals, seiner Lieblingsfrau, nach den sanften Händen Yasminas und sogar nach dem weichen, schwarzen Haar Lales, seiner zweiten Frau. Niemals hätte er geglaubt, ihre Frage könnte eine andere Bedeutung haben, denn um seine körperlichen Gelüste zu stillen, bot die Villa eine große Anzahl an willigen Weibern. Besonders unter dem weiblichen Küchenpersonal erfreute er sich größter Beliebtheit. Doch dies half ihm nicht über den Kummer hinweg, den er in manchen Nächten schluckte, wenn er fernab der Heimat wach lag und nicht einschlafen konnte.
    Ihr geheimnisvolles Lächeln, es war Bestätigung genug für ihn. Er glaubte, ihr vertrauen zu können.
    "Ja, ich bin einsam. Sehr sogar!", gestand er. Seine Gesichtszüge wurden melancholisch.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Serenus


    Soviel Hilfsbereitschaft hatte ich von diesem kleinen Lump garnicht erwartet und trotzdem mußte ich die Nase rümpfen. 'Blass herum?' War Serenus jetzt auch noch unter die Quaksalber gegangen? Ich würde vorsichtig bleiben müssen. Noch wußte ich nicht so recht, wo ich mir die letzte harte Krankheit eingefangen hatte. Nur das die Einsamkeit auf dem Lande sie mir wieder entriss. Es wäre nicht das erste Mal, das ein unbequemer Zeitgenosse von den Verwandten ins Jenseits befördert wurde. Auch wenn ich mir einfach nicht vorstellen konnte, was der Bub sich davon für Vorteile versprach...


    "Blass? Naja an solch einem Tag müssen wir uns selbst pudern. Wahrscheinlich hab ich einfach nicht alles erwischt.


    Danke, danke aber nach meinem Landaufenthalt fühle ich mich frisch und gesund wie ein Stier. Du kannst dir deine Kräfte also sparen für den Servierpart." :D


    Ich schlängelte mich durch die Tischchen und nahm trotzdem in der Nähe der Claudia Platz. Vorerst gab es wohl nichts für mich zu tun. Ich verstand diese Tradititon um die Saturnalien sowieso nicht und konnte nur erahnen, das dies eine dieser plebeischen Giftperlen war uns zu infamieren.

  • Nachdem Onkel Lucullus sich als der "Stier von Roma" bekannt hatte und zu Serenus Freude auch noch in der Nähe der claudischen Natter Platz genommen hatte, begann er leise mit Dido zu tuscheln. Dabei wurden immer wieder vielsagende Blicke auf die böse Stiefmutter geworfen, nachdem Serenus Dido erklärt hatte, daß sein Onkel Lucullus nichts mit dem "Stier von Tarraco" zu tun hatte über den man ab und an auf dem Forum Geschichten hörte. Onkel Lucullus Landsitz lag ja in Italia und nicht in Hispania. Und überhaupt war ein flavischer, patrizischer Stier mit Sicherheit potenter als ein plebeiischer Stier.


    So langsam bekam Serenus aber auch Hunger. Vielleicht wäre es Zeit mal die Küche aufzusuchen und zu schauen, was das Essen machte. Oder zumindest schon mal für sich und Dido ein paar Eier mit Garum, etwas lukanische Wurst, aufgeschnittenen Schinken mit Melonenstückcken, Oliven, Quark, Schafskäse und Brot als Häppchen für den ersten Hunger zu organisieren. Eine Schale klare Hühnerbrühe mit Gemüse und Fleischeinlage würde auch anregend sein. Da er zwei Hunde hatte, die er auch selbst fütterte, kannte er den Weg in die Küche gut, da er sich dort wöchentlich mit den Köchen für das Hundefutter abstimmte.


    Außerdem konnte er sich dann auf die Suche nach einem Boten machen, der ihm eine Nachricht zu Cornelius Cicero brachte. Selbst an den Saturnalien gab es Sklaven in der Villa, welche sich ihrer Stellung bewusst waren und "höfliche" Bitten nicht abschlugen.


    Zuvor ließ er seine Blicke aber einige Augenblicke auf der Sklavin ruhen, welche sich so ausländisch gekleidet hatte, was Serenus einen giftigen Blick von Dido einbrachte. Was hatte er denn jetzt gemacht? Frauen ... vermutlich mußte man so schlau wie Onkel Gracchus sein um sie zu verstehen. Er betrachtete wieder Fiona. Gewagte Frisur, offensichtlich war sie mit ihren Haaren nicht fertig geworden. Das Gewand dagegen war echt ungewöhnlich, aber nun ja, so genau kannte sich Serenus mit Frauenmode nicht aus. Aber irgendwie schien es ihr zu stehen. Ihr Hintern kam darin gut zur Geltung und ihr Gesicht war auch ... niedlich?


    Nebenbei hörte er den Ausführungen des Parthers aufmerksam zu. Mit Federvieh hatte er es nicht sonderlich, nachdem er im Alter von 7 Jahren an einer Kampfhähnezucht kläglich gescheitert war. Die potentiellen Kampfhähne hatten infolge eines Fuchses im Hühnerstall alle am Grill geendet. An Falken hatte er sich bislang noch nicht versucht. Aber grundsätzlich ein interessantes Thema. Ein abgerichteter Bär oder Wolf wäre schon interessanter, aber Oma Agrippina war stets gegen solche Haustiere gewesen. Wölfe seinen Rudeltiere, man würde also ein Wolfsrudel anschaffen müssen und dann würde es stets Gerangel mit den Kampfhunden geben. Und ein Bär würde auf Dauer einfach zu groß werden und den ganzen Winter über nur schlafen. Daher sei er als Haus- und Spieltier ungeeignet für ein agiles Kind, vom Geruch mal ganz zu schweigen.


    Dido wedelte mit ihrem leeren Becher. Serenus registrierte, daß sein Becher auch leer war und begann aus diversen Fruchtsäften und Honigwasser für sich und Dido ein neues Mischungsverhältnis auszutesten.



    Sim-Off:

    Kleiner Lump? Oha, da will jemand auf der Liste der Lieblingsonkel noch auf den Platz hinter Onkel Furianus und Onkel Aquilius. :P

  • Nach mehreren Stunden harter Arbeit, glich die Küche mehr einem Schlachtfeld. Viel Blut und Schweiß war vergossen worden und nicht alle Lebensmittel, die zur Verköstigung der Saturnaliengäste dienen sollten, waren durchgekommen. Aber eines konnten wir behaupten, es gab keine Gefangenen! Jeder Fisch, jede Muschel, jede Ente und jede Gans, ja sogar jedes einzelne Gemüse war verarbeitet worden. Inwieweit das Resultat den Gästen munden würde, blieb abzuwarten. Doch wir hatten unser bestes gegeben und würden es auch weiterhin tun, bis der letzte Hunger und das letzte Gelüst der illustren Runde im Triclinium gestillt war.


    Als ob ich es geahnt hätte, dass man mich oder zumindest die Vorspeise sehnlichst erwartete, griff ich beherzt zu einem großen Tablett bestapelte dies mit einem großen Brotkorb, in dem das frischgebackene Brot lag, das ich am Morgen gebacken hatte. Meine Mitstreiter hatten verschiedene Kleinigkeiten in Schälchen gefüllt, die uns als amuse bouche sinnvoll erschienen. Gefüllte Oliven, Feigen im Speckmantel, gefüllte Sardellenröllchen, um nur einiges zu nennen. Dafür, dass wir uns ab dem heutigen Tage Freizeitköche nennen konnten, war dies ein gelungener Auftakt zu einem Mahl, das die eine oder andere Überraschung noch bereithielt.
    Ich schlug den Weg zum Triclinium ein, von wo aus man schon ein Stimmengewirr vernehmen konnte. Außer den beiden Helden in der Küche, waren die Herrschaften vollzählig. Oh nein, die Dame des Hauses fehlte noch und deren kleiner Filius. Meiner lag friedlich in der Küche und schlief, was ich unter anderem den hilfreichen Tipps von Aristides zu verdanken hatte. Ob alle geladenen Sklaven anwesend warten, konnte ich nicht so richtig beurteilen. Doch noch länger zu warten, wäre womöglich fatal gewesen. Niemals hätten wir es verantworten können, wäre einer der Gäste verhungert.


    Io Saturnalia! rief ich allen, die dort saßen und lagen, fröhlich zu. Trotz das ich fast den ganzen Tag in der Küche gestanden hatte, war ich guter Stimmung und freute mich jetzt richtig auf das gemeinsame Essen. Ich lud das Tablett auf dem Tischchen in der Mitte ab.


    Bitte greift zu! Es gibt noch reichlich!


    Bevor ich wieder in der Küche verschwand, blieb ich noch einen Moment stehen um zu schauen, wie der erste Streich unseres Werkes ankam.

  • Nun war das Essen da und er konnte auch rein. Schließlich stand er die ganze Zeit in einem der vielen Gänger zwischen Triclinium und der Culina, damit er ja nicht verpasste, worauf er sich den ganzen Tag über freute: Das Essen. Er würde es zügellos verschlingen und alle anderen wären ihm sowas von egal gewesen!


    "Io Saturnalia von Senator Lucius Flavius Furianus, überbringe ich euch!", kam er herein und hoffte, mit diesem Ausruf seine Anonymität und die bohrenden Fragen nach seiner Anwesenheit los geworden zu sein.

  • "Dafür war man leider ein wenig zu spät dieses Jahr", erwiderte Epicharis auf Celerinas Frage hin und schmunzelte schief. Sie ahnte schon, dass man dieses Jahr wirklich froh darüber sein würde, wenn die Saturnalien erst einmal vorbei waren. Den Sklaven aber musste es Genugtuung sein, dass es in diesem Jahr wirklich die Herrschaften waren, die anpacken mussten. Epicharis schwante, dass die heutige Cena das einzige warme Essen für die Dauer der Feiertage sein würde. Wäre sie davon nicht selbst betroffen, hätte sie gegrinst.


    Im nächsten Moment trat Fiona ein. Epicharis hatte sie zunächst nicht vemerkt, erst auf Celerinas Frage wandte sie sich Fiona zu und musterte sie irritiert. Grausig sah sie aus, wie eine Wilde! Epicharis' Brauen rückten näher zusammen und sie seufzte lautlos. Seit ihrer Auseinandersetzung im Garten hatte Fiona sie gemieden, wann immer es ging. Epicharis bedauerte das. Andererseits war sie auch ganz froh darüber, sich nicht noch einmal mit ihr auseinandersetzen zu müssen, im wahrsten Sinne des Wortes. "Fiona, eine meiner Sklavinnen", sagte sie, obgleich ihr Besitz nun genaugenommen der Aristides' war. Epicharis wandte den Blick ab und taxierte nun einen der schimmernden Flecken Celerinas. "Hast du mal Bleiweiß versucht? Nicht nur beigemengt, sondern als Grundierung", schlug sie der Flavia vor, denn man sollte erst viele Jahrhunderte später herausfinden, dass Bleiweiß in Wirklichkeit giftig war.


    Was Cassim über Epicharis dachte, ahnte diese zum Glück nicht. Denn wenn es etwas gab, das sie ihm übel genommen hätte, so wäre es der Vergleich mit einem wissbegierigen Kind gewesen, obwohl das genaugenommen des Öfteren haargenau gepasst hatte, beispielsweise bei ihrem Gespräch mit Antonia im Garten. Trotzdem war sie spätestens seit der Hochzeitsnacht eine vollwertige römische Frau. Fand sie. "Du sagst also, dass der Vogel dann die Beute nicht frisst, wenn er sie geschlagen hat? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Du treibst Schabernack mit mir! So ein Raubvogel wird doch gewiss von seinen ureigensten Instinkten geleitet, nicht? Und wenn er einmal Blut an seinen Krallen hat, wird er doch ab und an ein Stückchen herauspflücken aus dem Opfer..." Epicharis schüttelte schmunzelnd den Kopf, betrachtete Cassim dann verschmitzt. Einsam war er also wirklich. "Ich werde sehen, was ich tun kann", versprach sie ihm leise. Es mussten ja nicht unbedingt alle Anwesenden mitbekommen, dass sie für Cassims Kurzweil sorgen lassen wollte. Dann wurde das Schmunzeln wieder breiter. "Aber nur, wenn du mir deinen Vogel einmal vorführst!" sagte sie.


    Der Geruch von gebratenem Speck ließ Epicharis aufblicken. Im nächsten Augenblick schon betrat Bridhe schwungvoll das Esszimmer und lud ein riesiges Tablett auf dem Tisch ab. Mit hungrigen Augen und nach innen gesogenen Lippen betrachtete Epicharis flüchtig die Auswahl, dann lächelte sie der Freien zu. "Bona Saturnalia, Bridhe! Das schaut aber gut aus... Braucht ihr noch Hilfe in der Küche?" Immerhin sollten die drei auch etwas vom Essen haben und nicht ständig nur für Nachschub sorgen müssten, dachte sie sich, als plötzlich noch einer im Raum stand. Ein Sklave, den sie nicht kannte und der nur Grüße überbrachte. Ach, es war ein Sklave von Furianus... Zu den Saturnalien schickte man also jemanden, bei der Hochzeit hatten Aristides und sie nicht einmal eine läppische Tabula bekommen. Sie rümpfte kurz die Nase, nickte ihm nur zu und schob sich dann eine Feige im Speckmantel in den Mund. "Mmmh..."

  • Zitat

    Original von Flavia Celerina


    Ich sah auf, als Chimerion das Triclinium betrat. Er bahnte sich seinen Weg zu meiner Kline und nahm neben mir Platz. Nur wegen ihm hatte ich an diesem Abend den Weg ins Triclinium gefunden. Ansonsten hätte ich auch diesen Abend in meinen Räumen, fernab von allen Blicken, verbracht.
    Er flüsterte mir etwas zu. Ich blickte zu ihm und versuchte ein Lächeln herauszupressen. "Danke, es geht!"
    Die Vertrautheit, die mich mit meinem Sklaven verband, ich verbarg sie nicht an diesem Abend, was insbesondere bei Epicharis einige Vermutungen hervorrief. Allerdings bemerkte ich davon nichts, wie sie Chimerion und mich ansah.
    "Chimerion, bitte laß mich heute Abend nicht alleine," flüsterte ich ihm zu.


    Chimerion sah in die Runde und erntete einige verwunderte Blicke, nicht wenige davon voller Erstaunen oder leichtem Abscheu. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken, als Celerinas Nachbarin die Augenbrauen hochzog und ein wenig empört aussah. Das musste die berüchtigte Flavierin Epicharis sein, von denen die anderen Sklaven schon gesprochen hatten. Chimerion beschloss, so zu tun, als wäre nichts geschehen und wandte sich wieder seiner Herrin zu.
    Er nahm zwei Becher vom Tisch, die schon für sie gefüllt worden waren. Wie schön, dachte er, einmal nicht bedienen müssen. Er reichte einen davon seiner Herrin und hob seinen Becher.
    "Auf dein Wohl, Celerina und auf das Leben". Dann trank er einen Schluck und rollte den Tropfen kurz im Mund hin und her. Ein guter Wein, scheinbar wurde für die Sklaven an den Saturnalien nicht gespart. Er beugte sich ein wenig näher und schüttelte den Kopf wegen ihrer Aussage.
    "Ich werde dich nicht alleine lassen, keine Angst.... Du bist sehr tapfer, dass du das hier durchhälst", murmelte er.

  • "Aha!?", gab ich ungläubig zurück. Das war natürlich höchst bedauerlich für die beiden. Wobei nach meiner Ansicht der Trubel um meine Person für dieses Versäumnis auch eine Mitschuld trug. Im Geiste überschlug ich die nächsten Tage und kam schließlich zur Einsicht, es sei wohl besser, mich für die nächsten Tage in der Villa Aurelia einzuquartieren. :D
    Kaum hatte ich meine Planung für die Saturnalienwoche abgeschlossen, überraschte mich Epicharis auf ein Neues. Gänzlich ohne Worte sah ich sie an. "Deine Sklavin, aha!? Nun ja, nicht jedem ist der Sinn für Eleganz gegeben, nicht wahr." Ich vermied es einfach noch mehr über diese seltsam anmutende Sklavin zu sprechen, denn ich sah, wie Epicharis darunter litt. Es war ihre Sklavin und ihre Sache, sie sich nach den Feierlichkeiten einmal ordentlich zur Brust zu nehmen.
    Umso mehr interessierte es mich, welchen kosmetischen Rat mir die ehemalige Claudia gab. Es war doch einfach erfrischend, neben Antonia noch eine weitere Frau im Hause zu haben. Wenn ich mich erst einmal richtig erholt hatte, dann konnten wir drei noch viel zusammen erleben und unternehmen.
    "Bleiweiß? Nein, das habe ich noch nicht probiert. Meinst du, das paßt zu meinem Teint? Wenn die Feiertage vorbei sind dann werde ich Ylv…" Nein, Ylva würde ich nie wieder losschicken können! "...dann werde ich jemanden losschicken, um mir dieses Bleiweiß zu besorgen." Wieder einmal war mir schmerzlich bewusst geworden, wie sehr sie mir fehlte, meine Ylva. Doch dies war nicht der richtige Ort und die richtige Zeit zum trauern.
    Stattdessen legte ich mein Augenmerk auf die Sklavin, die gerade mit einem Tablett beladen zur Tür herein kam. Moment, eine Sklavin? Ja, das war doch die Kleine von Aquilius, die sein Kind ausgetragen hatte! Wieso bediente sie heute Abend? Während meiner Abwesenheit war wohl mehr geschehen, als ich geahnt hatte. Nun gut! Was sie brachte, sah recht annehmlich aus. Ein Beweis mehr, daß Flavier zu allem Fähig waren! :D


    Während sich nun Epicharis wieder diesem ungehobelten Parther widmete, wandte ich mich zu Chimerion, der mir urplötzlich einen Becher mit Wein reichte. "Aber das ist doch meine Aufgabe heute Abend. Du musst nichts tun!" Ich wusste ja, er hatte es gut gemeint und ich war ihm auch dankbar, dass er auf mich Rücksicht nehmen wollte.
    "Auf den Wohl, Chimerion!" Auch ich erhob meinen Becher und trank, nachdem ich den ersten Schluck den Göttern geopfert hatte.
    "Danke, das weiß ich sehr zu schätzen. Aber ich hätte dennoch eine Bitte. Nach der cena möchte ich gerne noch meinem Verlobten einen Besuch abstatten. Sicher denkt er nicht mehr an mein Versprechen, weil es schon eine Weile her ist, seitdem ich es ihm versprochen habe, ihn zu besuchen. Allerdings gehe ich nur ungern alleine hinaus in der Dunkelheit. Wärst du vielleicht so freundlich und könntest mich begleiten? Als mein Gast versteht sich!"
    Dann fühlte ich mich sicher, wenn er bei mir war. So wie ich ihn kannte, würde er mir diesen Wunsch nicht abschlagen.

  • Chimerion zuckte die Schultern und nahm von einem Tablett Brot und brach es auseinander. Die eine Hälfte reichte er mit fragendem Blick Celerina. In sein eigenes Brot begann er Oliven, Zwiebeln, kleine Fleischstücke und Garum hineinzupacken. Er biss herzhaft ab und war selig. Diese Brottaschen würden sich eigentlich auch gut verkaufen lassen, in kleinen Läden zum Beispiel... Fehlte nur noch ein Name für seine Erfindung.
    Dann riss in Celerinas Stimme aus seinen Gedanken. Sie wollte heute Nacht noch zu ihrem Verlobten? Das war natürlich sehr ungünstig, hatte er doch etwas anderes vor.
    Er überlegte hin und her.
    "Ich kann dich ja schlecht alleine lassen, Herrin, besonders heute, da alles außer Rand und Band ist und die meisten Menschen betrunken sind. Wann gedenkst du aufzubrechen?"


    Bestimmt würde er eine Möglichkeit finden, zur Villa zurückzukehren, Unwohlsein oder dergleichen. Bis auf weiteres nagte er an seinem gefüllten Brot und dachte nach.

  • Mir schwante, er könne vielleicht schon andere Arrangements für den Abend getroffen haben, da er erst zögerte. Vielleicht wollte er sich mit seinen Freunden treffen, falls er denn welche hatte. Als er jedoch einwilligte, war ich sehr erfreut. "Oh, das ist sehr nett von dir. Übrigens habe ich ein besonderes Geschenk für dich!" Meine Augen blitzten, als ich, wie aus dem nichts ein kleines hölzernes Pferdchen hervor zauberte. "Das ist für dich!", sagte ich lächelnd und musterte ihn, da mich seine Reaktion interessierte. Wahrscheinlich dachte er, ich wolle mich über ihn lustig machen, da ich mit einem Kinderspielzeug gekommen war. Aber die Überraschung kam erst noch!
    "Keine Sorge! Im Stall steht das Original. Mein Onkel wäre sicher nicht entzückt gewesen, hätte ich das Pferd mit ins Triclinium gebracht. Der neue schwarze Hengst im Stall, stammt aus meinem Gestüt. Sein Name ist Sirius. Er steht zu deiner Verfügung, in deiner freien Zeit. Vielleicht möchtest du ja schon morgen mit ihm ausreiten." Ich zwinkerte ihm zu. Damit hatte er mit Sicherheit nicht gerechnet. Aber angesichts dessen, daß er sich beinahe für mich hätte töten lassen und da ich ihm ja auch voll und ganz vertraute, hatte er ein solches Geschenk verdient.

  • Um gleich schon im Voraus die Gäste milder zu stimmen, war Bridhe vorausgeschickt worden, mit einigen der Speisen, die wenigstens gelungen waren – einige der schlimmsten Ergebnisse hatte Marcus mit einem leidigen Ausdruck und stillschweigender Zustimmung einfach verschwinden laßen, selbst er hatte kein Verlangen danach völlig verkohlte Würstchen und Oliven zu essen, die akribisch bis zum Kern geschält worden waren, so daß kaum noch etwas essbares an ihnen zu finden war. Mit einer zweiten Ladung von Essen machte sich Marcus von der Küche auf, nicht ohne seinem Vetter noch mal einen besorgten Blick zu zu werfen – er traute Gracchus mittlerweile durchaus zu, daß jener es schaffte, in seiner kurzen Abwesenheit die Küche in Brand zu stecken – scheinbar war sein Vetter eben ein Genie der weltfremden Sorte. Eine große Platte auf den Händen balancierend – hierauf waren eine stattliche Anzahl von Eiern versammelt, so geschnitten, als ob ein gladius unter ihnen gewütet hätte, mit recht exotischen Gewürzen und wagemutiger Sauce garniert, zudem ein paar gebratene und nicht ganz so schlimm verbrannte Würstchen, die jedoch eine tief braune, an manchen Stellen etwas schwärzliche Farbe aufwiesen - marschierte Marcus auf das Speisezimmer zu als ob er das Feld eines Gefechtes betreten wollte, als ob er auf dem Weg in die Schlacht war – was auch nicht so weit weg lag. Vor der Tür angekommen holte Marcus noch mal tief Luft, nahm sich zusammen, schob eine unbeteiligte Miene auf sein Gesicht und betrat das schon gefüllte triclinium der villa Flavia.


    Das Kreuz gestreckt streiften seine Augen schnell über die möglichen Feinde – als erstes stach ihm seine Frau ins Auge; Marcus lächelte und trat, die Platte mit zwei Händen haltend, auf sie zu, um ihr schnell, in einem unbesehenen Augenblick – zumindest wähnte sich Marcus so – einen schnellen Kuss auf die Wange zu hauchen. So etwas wie: „...wunderschönster Stern im ganzen Raum...!“, war von ihm zu hören, doch schon schob er sich weiter in den Raum hinein, vorbei an seiner Gemahlin mit seinen ganzen zwei Zentnern, die er auf die Waage bringen würde. Erneut wurde ein taktischer Blick geworfen: Ach herrje, da war ja tatsächlich sein Vetter Lucullus, den man auch nur zu den seltensten Gelegenheiten sah und auch dort schien er in der illustren Gesellschaft der Flavier meist unter zu gehen, Marcus nickte ihm marginal zu; ah, und da war schon die Sklavenschaft, um die es ja heute gehen sollte; Hannibal, Fiona – deren Name ihm leider entfallen war und über den er schon hektisch zu grübeln begann -, Cassim und unbekannte Sklaven. Und als er zu einem der unbekannten Sklaven kam, fiel sein Blick auf ein weniger unbekanntes Gesicht – Celerina. Ein äußerst freudiger Ausdruck war bei Marcus zu sehen, zwar hatte er schon von der Rettung seiner Anverwandten vernommen und ihre sichere Heimkehr, doch hatten ihn die Saturnalien genug in Beschlag genommen und zudem war er sich nicht sicher gewesen, ob die junge Flavia nicht erstmal ihre Ruhe haben wollte nach all dem, was nützten da schon seine tumben Worte, die er formuliert hätte.


    Marcus zog seinen Bauch etwas ein - es brachte aber nicht sehr viel! - und schob sich an einer der Klinen vorbei, stellte dabei die Platte auf einen der Tische. Impulsiv und herzlicher Natur – wie Marcus nunmal war – beugte er sich zu der Kline runter und schloß Celerina für zwei Herzschläge lang in die Arme, ehe er sie wieder los lies, ihr sanft die Wange tätschelte – in seinen Augen schien sie wohl noch mehr ein Mädchen, kaum dem Kindesalter entwachsen, zu sein.
    „Celerina, schön, daß wir Dich wieder haben, mein Mädchen! Eier?“
    Er griff wieder zu seiner Platte und plazierte einige Eier auf dem Teller für Celerina, es konnte ihr bestimmt nicht schaden, nach dem schlimmen Abenteuer erst mal gehörig sich zu stärken, dann sah die Welt schon viel beßer aus – so war es zumindest für ihn immer gewesen, außerdem fand er Celerina schrecklich dünn, schier ein Strich in der Landschaft. Auch Chimerion versorgte Marcus mit einigen Eiern, und legte noch einige Würstchen hinzu, als er sah, daß Beide auch mit Wein und Getränken versorgt zu sein schienen, nickte Marcus zufrieden und griff sich wieder die Platte.
    „Irgendwelche Wünsche, die Herrschaften?“
    , fragte Marcus sowohl an Celerina- Gast ehrenhalber heute Abend - und an Chimerion - Sklave in voller Gastfunktion bei den Saturnalien.

  • Spät, aber nicht zu spät, sondern vielmehr im Gegenteil genau zu jenem Zeitpunkt, zu dem sie es beabsichtigte, betrat letztlich auch Antonia das Triclinium. Dies würde jedenfalls die offizielle Erklärung sein. Die Wahrheit war ungleich unrühmlicher, hatte doch auch sie gehört, dass es wohl versäumt worden war für Freie zu sorgen, welche sich um das leibliche Wohl der Flavier und der Sklavenschaft kümmern sollten. Herausragend war jedoch die Tatsache, dass Aristides selbst angeblich den Kochlöffel schwingen sollte. Undenkbar. Und auch wenn die Claudia jenes Bild in der Küche nur zu gerne gesehen hätte, so verspürte sie keinen großen Drang nach Legionärskost.
    Pallas, der aus für Antonia unerfindlichen Gründen immer noch um sie herumscharwenzelte wie ein.. Sklave, war es schließlich, der ihr den Grund lieferte doch noch zur Feier zu gehen. Ihr Gatte selbst hatte sich in die culina begeben, um seinen Vetter zu unterstützen. Gracchus konnte gewiss hervorragend kochen. Nicht, dass er es gelernt hätte, nein, vielmehr glaubte die Patrizierin, dass ihr Gemahl schlichtweg alles perfekt beherrschte, was er in Angriff nahm. Abgesehen davon, wenn selbst die ungehobeltsten Gallier jenes Handwerk beherrschten, so musste ein Pontifex doch ungleich besser darin sein. Minor allerdings wurde in der Obhut einer – in weiser Voraussicht von Antonia engagierten – Amme zurückgelassen. Bewusst schlicht beabsichtigte sie zu erscheinen, das Haar zu einem einfachen Knoten gebunden, eine nachtblaue Tunika ohne große Verzierungen sowie die Absenz von jeglichem Schmuck sollten an diesem Abend genügen.
    In jener Hülle flanierte sie also in Richtung Triclinium, blieb nur kurz zögernd an der Türe stehen, um die versammelte Schar zu überfliegen. Kurz blieb hierbei ihr Blick an Celerina hängen, was ihr ein aufmunterndes Lächeln entlockte. Die Ärmste, welche Qualen musste sie erlitten haben. Doch sie lebte und war zurück im Schoße der Familie.
    Sie löste sich und mit ihr der Schatten, der sich weigerte die Standesunterschiede gänzlich beiseite zu lassen. Vermutlich war Pallas im gesamten römischen Imperium der einzige Sklave, der die Saturnalien nicht mochte. “Io Saturnalia.“, grüßte sie freundlich, ließ sich auf einem freien Platz nieder und musterte die bereits ausgebreiteten Speisen. Wenngleich einige Dinge recht schmackhaft aussahen, so fand Antonia mehr und mehr die Idee eines Fastentages reizvoll. So ruhte ihr Blick vielleicht ein wenig länger als nötig auf den Tellern und Tabletts, bis sie mit einem Lächeln, das auch einem Politiker gut gestanden hätte, wenn er seinem Konkurrenten zur gewonnenen Wahl gratulierte, wieder aufsah. “Marcus, mir scheint in dir schlummern verborgene Talente.“, meinte sie diplomatisch. Kochen, so glaubte Antonia nach oberflächlicher Betrachtung, gehörte nicht dazu.
    “Bei Iuno, Pallas, setz dich doch.“
    “Ja, Herrin.“
    “Es sind Saturnalien, Pallas, nenn mich nicht Herrin.“
    “Entschuldige, Herrin.“
    Resigniert gab die Claudia den Versuch auf. Wenigstens nahm der Britannier endlich Platz. Ein letztes Kopfschütteln und der Spleen des Sklaven war vorerst vergessen.

  • Die erwartungsvollen Gesichter als ich das Triclinium betreten hatte, gaben mir einen Moment der Zufriedenheit. Genau das war der Lohn für den harten Tag in der Küche, die freudigen Blick, beim Anblick der leckeren Happen, die lediglich nur eine Vorhut dessen waren, was noch kommen sollte. Jedoch allzu lange war es mir nicht vergönnt, so zufrieden da zu stehen. Als wie aus dem Nichts dieser Sklave auftauchte, wollte mein Herz stehen blieben. Diesen Mann hatte ich schon einmal gesehen. Auch noch nach Jahren würde ich sein Gesicht nicht vergessen und als er dann noch das Geheimnis um seine Person lüftete, wer er war, da war ich mir vollkommen sicher, dass ich recht hatte. Es war zwar schon mehr als ein Jahr her, aber diejenigen, die mir nach dem Leben getrachtet hatten, vergaß ich nicht so schnell. Vielleicht mochte er sich meiner gar nicht mehr erinnern. Ich aber kannte ihn und mir war es, als spürte ich sein Messer immer noch an meiner Kehle.
    Ich hatte Mühe, die Panik, die in mir entstand, zu verbergen. Nur schnell weg hier! Als Epicharis dann auch noch meinen Namen nannte und ihre Hilfe anbot, hätte ich mich am liebsten in einer Ecke versteckt, wo niemand mich finden konnte.


    Ach, nein, nein. Das schaffen wir schon, sagte ich ruhig. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Wahrscheinlich wäre auch Aristides in seinem Stolz getroffen worden, wenn seine Frau nun auch noch in der Küche half.
    Ich lächelte etwas gequält und trat dann sofort den Rückzug in die Küche an, ehe Furianus´ Sklave mich noch richtig wahrnahm und sich erinnerte.
    Aristides kam mir mit dem nächsten Tablett schon entgegen. Dann konnte ich also ohne weiteres in der Küche verschwinden. So kam ich dann auch nicht in die Verlegenheit, Gracchus´ Frau, Antonia zu begegnen, mit der ich auch ungute Erinnerungen verband.

  • Zitat

    Original von Flavia Epicharis


    Was Cassim über Epicharis dachte, ahnte diese zum Glück nicht. Denn wenn es etwas gab, das sie ihm übel genommen hätte, so wäre es der Vergleich mit einem wissbegierigen Kind gewesen, obwohl das genaugenommen des Öfteren haargenau gepasst hatte, beispielsweise bei ihrem Gespräch mit Antonia im Garten. Trotzdem war sie spätestens seit der Hochzeitsnacht eine vollwertige römische Frau. Fand sie. "Du sagst also, dass der Vogel dann die Beute nicht frisst, wenn er sie geschlagen hat? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Du treibst Schabernack mit mir! So ein Raubvogel wird doch gewiss von seinen ureigensten Instinkten geleitet, nicht? Und wenn er einmal Blut an seinen Krallen hat, wird er doch ab und an ein Stückchen herauspflücken aus dem Opfer..." Epicharis schüttelte schmunzelnd den Kopf, betrachtete Cassim dann verschmitzt. Einsam war er also wirklich. "Ich werde sehen, was ich tun kann", versprach sie ihm leise. Es mussten ja nicht unbedingt alle Anwesenden mitbekommen, dass sie für Cassims Kurzweil sorgen lassen wollte. Dann wurde das Schmunzeln wieder breiter. "Aber nur, wenn du mir deinen Vogel einmal vorführst!" sagte sie.
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    Seine Melancholie wich aus einen Zügen, als seine Klinennachbarin wieder auf den Falken zu sprechen kam. Zweifellos hatte der Parther ihr Interesse geweckt. Wenn er nun nicht mehr dazu kam, ihr die Flugkünste seines Falken zu demonstrieren, so war dies doch immerhin ein schier unerschöpfliches Gesprächsthema für sie und für ihn. Sie zusätzlich dabei beobachten können, wie sie schmunzelte, lachte und ihre Augen leuchteten, bereitete Cassim eine ungeahnte Freude. Sie war viel zu gut für den Römer!
    "Genau so ist es! Der Falke tötet nur in den seltensten Fällen seine Beute, wenn er sich auf sie stößt. Seine Füße und die Krallen dienen lediglich nur dazu, die Beute am entrinnen zu hindern. In der freien Natur tötet er mit einem gezielten Biss und frisst dann seine Beute. Wenn er aber als junger Vogel bereits abgerichtet wurde, dann hat er gelernt, dies nicht zu tun. Er gibt seine Beute ab." erklärte er ganz fachkundig. "Ich würde mir nie anmaßen, mit einer so bezaubernden und intelligenten Frau, wie du es bist, Schabernack zu treiben." Er schmunzelte und griff nach seinem Becher mit Wein. Unterdessen waren sie auch mit einigen herzhaft duftenden Speisen versorgt worden. Ohne Epicharis dabei aus den Augen zu lassen, griff er danach und ließ einige Oliven in seinem Mund verschwinden.
    Das Versprechen der Römerin ehrte ihn, wenn er auch darauf nicht mehr angewiesen sein musste. In wenigen Stunden, war er auf dem Weg zu seiner Familie und wenn alles gut ging, war er in einigen Wochen mit seinen Liebsten wieder vereint.
    "Ich danke dir für deine Bemühungen! Natürlich werde ich dir das Können des Falken vorführen, wann immer es dir beliebt." Cassim wirkte nun viel befreiter, als er es noch vor Minuten gewesen war, was weniger mit Epicharis´ Versprechen zu tun hatte, denn mit der Aussicht Parthia bald wieder zu sehen.

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