Ich konnte mich glücklich schätzen, von so einem netten und durchaus gutaussehenden jungen Urbaner begleitet zu werden. Das gab einem gleich das Gefühl, von noch mehr Sicherheit. Es stimmte also doch: Cohortes Urbanae, deine Freunde und Helfer!
Kaum hatten wir den Sklavenmarkt verlassen, tat sich vor uns eine unermessliche Vielfalt von Läden und Marktständen auf, mit allerlei Nützlichem und Unnützem. Die Auswahl kannte hier keinerlei Grenzen. Nun blieben nur noch einige nebenächliche Fragen offen, wie zum Beispiel, was kaufte ich für wen und wo mußte ich schauen, ach ja und wer trug den Einkauf dann nach Hause? Nun ja, ich hatte Ylva dabei. Sie konnte vielleicht auch dies und das tragen, aber beileibe nicht alles!
"Das muß ja schrecklich aufregend gewesen sein, während des Feldzuges in Parthien, nicht wahr?", begann ich, um unser Gespräch in Gang zu bringen.
Während wir weiterschlenderten, hielt ich bereits Ausschau, was ich meiner Ylva schenken konnte. Für sie wäre eine hübsche Tunika angebracht gewesen. Eine aus Seide. So etwas hatte sie sich schon immer gewünscht Oder doch lieber ein Parfum?
Und Chimerion, was konnte ich ihm denn schenken? Ach herrje, das konnte schwierig werden. Für ihn wollte ich nicht auch noch eine Tunika kaufen. In letzter Zeit war mit aufgefallen, daß ihm mein Modestil nicht ganz dem seinen entsprach. Am Besten, ich fragte mal ganz unauffällig und dezent bei meiner Begleitung nach. Das konnte nicht schaden!
"Decimus Serapio, was schenkst du deinem Sklaven zu den Saturnalien?" Männer wußten bestimmt besser, was man anderen Männern schenken konnte.
Was schenk ich bloß? Vol.II - Diesmal: Saturnaliengeschenke
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Wie jedes Jahr, in dem plötzlich und überraschend die Saturnalien vor der Türe standen, schienen die Menschen von einer Art Wahnsinn befallen, hetzten atemlos durch die Strassen, ballten sich zu gewaltigen Massen, und stürmten wie wild in die Geschäfte. Inmitten von den ganzen Trubel schlenderten die Flavia mit ihrer Sklavin daher, und ich, der ich allzu leichtfertig zugestimmt hatte, sie zu begleiten.
"Ja... aufregend... kann man so sagen." Ich zögerte, denn Parthien war eigentlich nicht mein bevorzugtes Plauderthema. Allerdings hatte ich selbst ja damit angefangen, als ich mit meinem Sklaven geprahlt hatte. "Es war eine sehr... intensive Zeit, auf jeden Fall. Wenn man dann zurückkommt, erscheint einem alles andere erst mal eher belanglos. Weil es eben nicht um Tod oder Leben geht.", erklärte ich ernst, und in der Tat, wenn ich zurückdachte an unsere Erlebnisse dort, dann kam mir der ganze Saturnalienwirbel hier reichlich fremd vor.
"Aber natürlich war es auch sehr abenteuerlich, so weit rumzukommen, und die fremden Landschaften zu sehen - Parthien ist an vielen Stellen, wo wir vorbeigekommen sind, wirklich atemberaubend schön - und die Städte" - wenn wir sie nicht gerade belagern mussten - "und die exotischen Menschen." Wenn sie nicht gerade Pfeile auf uns abschossen. Oder wir ihnen die Vorräte wegrequirierten.
"Vor allem die Wüste ist beeindruckend. Und die Farbenpracht, die diese Orientalen zur Schau stellen. Das hat mittlerweile ja sogar die hiesige Mode beeinflusst..." Wofür die Flavia ja selbst ein Beispiel war.Aber was das Schenken anging, so hatte ich gerade keine Ahnung. Ich blickte nach rechts und nach links, auf der Suche nach Inspiration. Rechts gab es Holzschüsseln zu kaufen, und anderes Geschirr, in das direkt dort Namen oder irgendwelche Sprüche eingebrannt wurden. Nein... Links befand sich eine Bude mit allerlei Krimskrams, den man nicht wirklich brauchte, bunte Tücher, bestickte Kissen, Glasperlenketten, und eine Reihe von Tonfigürchen, Sigillaria. Die konnte man natürlich immer schenken.
"Hmm. Ich denke ich schenke ihm was praktisches.", überlegte ich, hob aber trotzdem eine der Tonfiguren hoch - es war ein kleines Pferdchen, im Trab dargestellt, und betrachtete es. "Einen warmen Mantel oder so. Wenn ich ihm das hier schenke, kommt er sich wahrscheinlich verar.. - ähm, veralbert vor, und ein richtiges Pferd wäre ein zu grosses Geschenk, ausserdem könnte es ihn zur Flucht verleiten. - Für wen suchst Du denn nach Geschenken?" -
Natürlich konnte ich mir nicht im Mindesten vorstellen, was es hieß, bei einem Kriegszug dabei zu sein. Ich hatte stets nur Berichte gehört oder gelesen, wodurch ich mir nur schwer ein wahres Bild von der Realität machen konnte. Umso interessanter war es, wenn man einen Augenzeugen an der Hand hatte, der von seinen Erlebnissen berichtete.
"Ja, die Wüste! Die Wüste würde ich auch gerne einmal erblicken. Vielmehr zu der Wüste Ägyptens zieht es mich hin, nicht die Wüste Parthiens, natürlich." Aus meiner Vorliebe für alles Exotische, machte ich keinen Hehl, was man an meiner Kleidung, meiner Kosmetik und auch an meinem thrakischen Sklaven ersehen konnte.
"Oh ja, die Farbenpracht! Und besonders die Stoffe, die seit dem Feldzug nach Rom kommen. Erst vor einigen Monaten habe ich mit einem meiner Verwandten einen guten Händler gefunden. Er beschäftigt eine parthische Sklavin, die Tuniken im parthischen Stil herstellt. Einfach fabulös!" Allerdings nur, wenn er sie nicht gerade wieder einmal geschwängert hatte, das arme Ding! Vielleicht sollte ich dort hingehen, um ein Geschenk für Ylva zu besorgen. Ylva war in diesen Dingen wirklich viel pflegeleichter gewesen. Was aber sollte ich meinem Sklaven zukommen lassen?
Der Decimer sinnierte, er wolle seinem Sklaven etwas Praktisches schenken. Ja, das war gut! Er hielt ein Tonpferdchen in Händen. Es war schön anzuschauen. Ein schönes Geschenk für ein Kind. Aber für Chimerion? Nein, wenn schon, ein richtiges Pferd, eines aus meinem eigenen Stall, verstand sich!
"Ich? Oh ich suche vorrangig noch ein Geschenk für meinen Sklaven und für sie!" Mit meinem Kinn wies ich auf Ylva, die etwas abseits stand. "Für die Familie bin ich bereits fündig geworden. Nun brauche ich nur noch etwas für meinen Thraker. Doch du hast mich auf eine Idee gebracht!" Die Warnungen des Decimers, der Sklave könne das Pferd für eine mögliche Flucht nutzen, ließ ich völlig außer Acht. Mein Chimerion floh doch nicht! -
Ägypten, ja... "Davon träume ich auch, diese Provinz mal zu besuchen...", seufzte ich, und hörte fasziniert, wie die Worte aus dem Mund der Flavia plätscherten, melodisch, wie ein kleiner Bach, der fröhlich über glatte Steine hüpfte, und wie sie in dem ansteigenden, silberhellen "fabulös!" gipfelten. Fabulös, das wiederum war wie der Triller eines bunten Vogels, mit dem er seinen Gesang beschloss. Ich verkniff mir ein Grinsen, bog es zu einem höflichen Lächeln um.
"Oh, interessant. Wo liegt dieser Laden? ...Ähm, ich frage nur, weil meine Tante Decima Lucilla auch diesen Stil liebt. Sie hat diese Strömung schon vorvergangenen Herbst vorhergesagt. Zur Zeit ist sie auf dem Land, und erholt sich von der Geburt ihres ersten Sohnes, ich denke sie würde sich über so ein ganz aktuelles Kleidungsstück sicher freuen."
Die Arme, abgeschnitten vom Puls der Stadt, versauerte bestimmt total auf dem Land, wo sie doch sonst immer die Nase ganz vorne hatte was neue Mode und so weiter anging. Abgesehen davon, dass ich ihr sowieso gerne was schenken mochte, war das auch wichtig, um mir meinen kostbaren Status als Lieblingsneffe zu erhalten. Da könnte mir die Flavia mit ihrem Geheimtipp sicher weiterhelfen!
Mit dem Blick folgte ich, als sie auf ihre sehr blonde Begleiterin wies. Ach, ich hatte sie schon inspiriert, ohne selbst inspiriert zu sein, das sollte mir mal einer nachmachen. "Was für eine Idee denn?", fragte ich neugierig nach.
Darauf dämpfte ich die Stimme, damit die zu Beschenkende mich nicht hören konnte - so langsam machte mir die Sache richtig Spass, und was Frauen gut steht, oder stehen würde, dafür habe ich schon einen Sinn, das kann ich, denke ich, so vom rein ästhetischen und stilistischen Standpunkt sehr gut beurteilen. Leise schlug ich vor: "Vielleicht ein Paar Ohrringe für sie... oder nein, schöne Haarnadeln, und zwar besetzt mit Bernstein, mit dunklem Bernstein, das nimmt sich auf dem blonden Haar, wenn sie es hochsteckt, sicher sehr apart aus!" Aber gleich darauf kam es mir unpassend vor, mich für diese Frage so zu begeistern, ich verstummte, hustete verlegen und betrachtete lieber wieder die Stände recht und links unseres Weges. -
Noch ein Ägyptenliebhaber, dachte ich lächelnd. Aber das war auch kein Wunder! Seit jeher faszinierte dieses Land die Menschen. Umso mehr steigerte dies mein Interesse an dem jungen Mann, der mich über die Märkte begleitete. Offenbar bestand bei ihm, oder zumindest bei einer seiner Verwandten, Bedarf für die exotischen Tuniken aus Parthien. "Nun, wenn ich mich recht erinnere, war es ganz in der Nähe. Fronto hieß der Händler, wenn ich mich nicht irre. Ach ja, deine Tante hat wohl ein Gespür für exzellente Mode? Na, dann solltest du unbedingt Frontos Laden einmal aufsuchen!"
Doch in der Tat, er hatte mich inspiriert, als er das kleine Tonpferdchen in Händen gehalten hatte. War es zu vermessen, einem Sklaven ein Pferd zu schenken? Chimerion war in den letzten Wochen für mich mehr, als nur ein gewöhnlicher Sklave geworden. Ich vertraute ihm voll und ganz und ja, ich mochte ihn, vielleicht sogar etwas zu viel, als es für die Herrin eines Sklaven wohl gebührlich war.
"Dieses kleine Tonpferdchen! Ich werde es mit nehmen!" Ich sah mich nach dem Händler um und winkte ich zu mir her. "Du, pack mir dieses Pferdchen ein! Ich möchte es kaufen. Was kostet das?" Der Händler trat sofort in Aktion und griff nach dem Pferdchen. "Du hast gut gewählt, Herrin! Das Pferdchen kostet nur für dich 20 Sesterzen." Mir war natürlich bewußt, daß dies alles nur Schmäh war. Jedem anderen würde der Händler auch 20 Sesterzen abknöpfen. Aber ich hatte keine Lust auf´s Handeln und reichte ihm einige Münzen mehr. "Stimmt so!", sagte ich und schlenderte mit dem Decimer weiter.Es war wirklich ein Glück, ihn getroffen zu haben, denn er hatte wahrhaft gute Ideen, was das Schenken betraf. "Mhm, das könnte tatsächlich etwas für sie sein! Aber laß uns doch noch etwas schauen!" Meine Sklavin und apart! Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.
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Fronto also, nun dann würde ich da auf jeden Fall mal vorbeischauen, und sehen ob ich eine fabulöse Tunika für meine Tante fand, oder auch eine für mich. Erstaunt sah ich, wie die Flavia, ohne mit der Wimper zu zucken, den total überteuerten Preis für das Pferdchen bezahlte. Tja, als Patrizier brauchte man sich wahrscheinlich keine Gedanken ums Geld zu machen. Obwohl, man hört ja, dass manche der alten Familien inzwischen ganz schön heruntergekommen sein sollen; das war wohl der Lauf der Zeit.
"Ja gerne", erwiderte ich, etwas irritiert von ihrem Grinsen - ich hatte bestimmt noch nie eine Patrizierin grinsen sehen, in meiner Vorstellung liessen diese Wesen sich allerhöchstens zu einem holden Lächeln hinreissen! Grinste sie über mich? Über meinen Vorschlag? Gar darüber dass ich das Wort 'Haarnadeln' kannte? Grübelnd marschierte ich weiter, an ihrer Seite über den Markt, mit klackenden Sohlen, klimperndem Cingulum und dem Wunsch ich trüge meine Rüstung. Die wäre in der Menschenmenge gut gewesen, um sich Platz zu verschaffen.
"Kommst Du von hier, aus Rom, Flavia Celerina?", erkundigte ich mich, um die Konversation nicht versiegen zu lassen, gerade als wir zu einer Häuserecke kamen, an der sich ein älterer Strassenkünster postiert hatte, ein Jongleur, der geschickt seine bunten Lederbälle durch die Luft fliegen liess. Die Leute drängten sich um ihn und reckten die Köpfe, und auch ich blieb stehen, um ihm einen Moment lang zuzusehen. -
Wir näherten uns einem Stand mit allerlei Firlefanz. Billiger Schmuck, der zwar golden glänzte aber nur aus Bronze bestand. Ohrringe, Armreifen und die verschiedensten Anhänger die an einem Lederbändchen befestigt waren.
Zugegebenermaßen gefiel mir sogar das eine oder andere Stück. Aber meine Ylva war mir mehr wert, als so ein paar billige Ohrringe.
Es war mir ein Trost, diese ermüdende Suche nach passenden Geschenken nicht alleine tätigen zu müssen. Der Decimer erwies sich als ein unterhaltsamer Zeitgenosse, der sich sogar mit Haarnadeln auskannte. Ich dachte nicht länger darüber nach, woher sein Wissen herrührte. Wahrscheinlich war er als einziger Sohn mit einer Hand voll Schwestern aufgewachsen oder vielleicht verband ihn eine innige Beziehung mit seiner Mutter, die der Grund dafür war.
"Oh, nein!" antwortete ich auf seine Frage. "Ich gehöre zum hispanischen Zweig meiner Familie. Geboren wurde ich in Flavioriga. Aber aufgewachsen bin ich in Taracco.", fügte ich noch lächelnd hinzu. Dabei vermied ich, zu erwähnen, dass es eine Pflegefamilie war, bei der ich in Taracco aufgezogen wurde.
Den Stand mit dem Schmuck ließen wir hinter uns, der nächste, einer der mit allerhand kleinen Phiolen bestückt war und von dem ein exzessiver süßlich-herber Duft der verschiedenen Inhalte ausging. Wie wäre es mit einem Duftwässerchen? Ich griff zu einem der kleinen Gefäße, welches mit der Beschriftung lilium versehen war. Ich roch kurz daran und reichte es Serapio. Möglicherweise war er ja auch in diesem Fall ein Kenner der Materie. "Was hältst du davon, Decimus Serapio?" -
"In Tarraco!", rief ich begeistert aus. "Ach! Ich komme auch von dort. Meine Familie stammt aus der Gegend."
Da hatten wir ja etwas gemeinsam. Eine Duftwolke kam mir entgegen, von dem Stand, den Celerina ansteuerte. Ich folgte, und betrachtete mir, was es da so alles gab. Aufmerksam beugte ich mich dann zu dem Fläschchen, das sie versucht hatte. Es schmeichelte mir schon ein bisschen, von solch einer fashionablen Dame in dieser Frage zu Rate gezogen zu werden, und so fächelte ich mir eifrig mit der flachen Hand, ganz locker aus dem Handgelenk, etwas von dem Duft zu.
"Hmm..." Ich sog prüfend den Duft ein, legte den Kopf schief, atmete noch einmal tief ein. "Hmm... das hat sicherlich etwas betörendes, aber es erscheint mir zugleich ein wenig schwer... meiner Meinung nach erstickt diese Note zu leicht die natürliche Frische in der Ausstrahlung einer Frau."
Ausserdem erinnerte mich die Süße darin ein ganz klein wenig an den Geruch verwesender Leichen - es war nur eine Nuance, die andere wahrscheinlich anders rochen, aber es reichte aus um mir den Geruch ein für alle Mal zu verleiden. Ich nahm ein anderes Fläschchen zur Hand - 'Zistrose-Jasmin' - entkorkte es, und goutierte den Duft. Nein, das wiederum war zu flüchtig, hatte zu wenig Substanz. Aber ich muss zugeben, ich fand es herrlich, so stöbern zu können, unter der Legitimation Celerina zu beraten.
"Soll es denn etwas blumiges sein?", erkundigte ich mich, und versuchte 'Pomeranzenblüte'. Kein schöner Name, aber "Das finde ich interessant, sehr aromatisch, allerdings eher frühlingshaft", befand ich, und reichte es lächelnd der Flavia, damit sie es auch begutachten konnte. -
Alles hätte ich geglaubt, nur das nicht! Der Decimus stellte sich als ein Landsmann heraus! "Ja ist denn das die Möglichkeit? Wie klein die Welt doch ist!" Hispanier traf man nun hier nicht jeden Tag. Und Hispanier die sich auch noch mit diversen Duftwässerchen auskannten, noch viel weniger!
Wenn ich recht darüber nachdachte, hatte ich bisher keinen einzigen Mann kennengelernt, der ein wahres Interesse an Parfums aufwies.
Ganz professionell testete er den Duft, den ich erst auserkoren hatte. Doch sein Urteil, dem Parfum betreffend, klang überzeugend. "Ja, ich glaube du hast recht! Davon sollte ich lieber die Finger lassen." Zum Schluss bekam ich noch Kopfschmerzen davon, wenn meine Sklavin das Parfum auflegte. Da ließ ich mich doch viel lieber von ihm beraten, denn im Grunde waren es doch die Männer, weswegen wir Frauen Parfums benutzten. Genau aus diesem Grund schien ein Mann mir der beste Experte hierfür sein zu können.
"Etwas blumiges, ja! Das scheint mir passend zu sein. Aber ich verlasse mich ganz auf dich! Du machst auf mich den Eindruck, als verstündest du etwas von der Materie!"
Er reichte mir einen Duft. Alleine schon die Beschreibung machte mich neugierig. Ich sog den Duft ein und war begeistert davon. Wie treffend er doch den Duft charakterisiert hatte! "Frühlingshaft ist gut! Das paßt zu ihr!" meinte ich lächelnd. Ob es hier auch etwas für mich gab? Ich wollte ja nicht aufdringlich wirken. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen! "Welchen Duft würdest du für mich aussuchen?" -
In mancher Hinsicht waren die Frauen uns gegenüber schon sehr vom Schicksal begünstigt. Zum Beispiel, was die Auswahl an Düften anging. Wenn ich mir die Auslage hier ansah, entdeckte ich gerade mal eine Handvoll von Sorten, die für unsereins als passend angesehen wurden - Sandelholz, Moschus, solche virilen Aromen, während die Auswahl für die Damen schier unendlich war... Genau wie bei den Tuniken war das, langweilige Schnitte gab es für uns, extravagante für die weibliche Welt. Ich fand das nicht fair.
Flavia Celerina schien mich für einen Kenner zu halten, das schmeichelte mir natürlich erneut, aber ich wehrte ab, und erklärte mit einem feinsinnigen Lächeln: "Nein, gar nicht. Ich schätze es einfach nur, wenn eine Frau mit einem angenehmen Duft daherkommt. Etwas, das ihre Person unterstreicht."
Etwas für die Dame selbst zu finden, das war schon um einiges kniffliger. Eine wahre Herausforderung!
"Ich fürchte, ich kenne Dich zu wenig, Flavia Celerina, um Dir mit meiner Wahl wirklich gerecht zu werden", schränkte ich erst mal ein, "aber lass mich überlegen..."
Exklusiv musste es auf jeden Fall sein, aber nicht zu verhalten, ruhig etwas üppiger, und prunkend. Ich versuchte noch einige Flacons aus der blumigen Ecke, ging dann zu denen mit den exotischen Gewürzen über. Vielleicht könnte sich auch hier ihre Vorliebe für das orientalische widerspiegeln? Verzückt roch ich an einem Zimtöl, aber das war eher etwas, was ich selber gerne mochte. Ob ich es mir kaufen sollte? Ach nein, es war sündhaft teuer, unverhältnismäßig fand ich, und stellte es wieder beiseite. Ich probierte weiter einige ausgesuchte Düfte, und wandte zwischendurch immer mal wieder die Nase vom Stand ab, um tief durchzuatmen.
Ein sanfter Dialog von Pfirsich und Mandel fesselte mich als nächstes. Harmonie und Fülle lagen darin vereint, er sagte mir sehr zu, aber nein, er war für die Flavia nicht ganz das richtige. Schlußendlich entschied ich mich doch wieder für eine Blüte, die gar nicht so extravagant war, mir aber sehr passend erschien.
"Das ist das Bukett einer Mainacht...", fabulierte ich, während ich mit halbgeschlossenen Augen den Duft einsog, "eine warme Nacht voll Versprechungen, der Sommer liegt schon in der Luft... hier sind Anmut und Verführung miteinander vereint, und zugleich liegt etwas schwebendes darin... etwas kapriziöses."
Ich schlug die Augen wieder ganz auf, und überreichte mit einem unschuldigen Lächeln den Flacon: Weißer Flieder. Gespannt ob es Flavia Celerina zusagen würde, erwartete ich ihre Reaktion. Die nahe Sonnenuhr zeigte mich allerdings, dass es über dieser angenehmen Beschäftigung hier schon recht spät geworden war, und ich mich beeilen sollte, um noch rechtzeitig wieder zur Castra zu kommen.
"Ich habe in Deiner Gesellschaft ganz die Zeit vergessen, Flavia Celerina. Aber jetzt muss ich mich leider entschuldigen, die Arbeit ruft."
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