cubiculum | Die Rückkehr einer vermeintlich Toten

  • Sim-Off:

    Dieser Thread ist für alle offen, die sich vom Überleben und der Rückkehr Flavia Celerinas selbst überzeugen wollen. :)
    Merke: Zeitlich gesehen spielt dieser Threat einige Tage vor den Saturnalien. ;)


    Je länger ich darüber nachdachte, konnte ich es selbst nicht fassen. Ich lebte noch und ich war wieder zurück!


    Die Sklaven, die mich am Eingang empfangen hatten, brachten mich in mein cubiculum. Erst war es ihnen unheimlich gewesen in meiner Nähe zu sein, weil sie davon ausgegangen waren, ich sei tot. Doch als sie sich selbst davon überzeugt hatten, daß ich es wirklich war, waren sie beruhigt.
    Einige weitere Sklaven hatte ich angewiesen, meine Familie von meiner Rückkehr zu unterrichten.
    In meinem cubiculum fand ich alles so vor, wie ich es verlassen hatte. So als wäre rein gar nichts geschehen.
    Doch schon kurz danach wurde es mir schmerzlich bewußt, welchen Verlust ich hinnehmen mußte. Meine Ylva war tot und auch Chimrion war nicht mehr. Verbrannt in jenem Lagerhaus in Ostia, nachdem sie ihn brutal niedergestochen hatten.
    Briseis, eine der Skavinnen, die mich zu meinem cubiculum begleitet hatten, blieb bei mir, um mich zu versorgen. Sie war zwar umsichtig und auch freundlich, aber Ylva konnte sie nicht ersetzten! Ylva war mehr für mich gewesen!
    "Ich möchte mich ausruhen. Bitte verdunkle etwas den Raum, aber entzünde ein Licht."
    Ich fürchtete die Dunkelheit, seit meiner Entführung. Ich konnte sie nicht mehr ertragen. Aber auch das Tageslicht, welches mir meine Wunden aufzeigte, konnte ich ebenso wenig ertragen.


    Mit offenen Augen lag ich auf meinem Bett und starrte ins Nichts. Meine Erlebnisse gönnten mir keine Ruhe. Die Bilder die sich in meinen Geist eingebrannt hatten, wollten mich nicht loslassen.

  • Die frohe Kunde hatte sich verbreitet wie ein Lauffeuer. Auch, dass Celerinas Leibsklavin nicht mit ihr heimgekehrt war. Nicht nur für Epicharis war es wie ein Wunder, dass Celerina doch nicht verstümmelt und tot war, verbrannt durch ein grausiges Feuer. Ob Gracchus es bereits wusste, ahnte Epicharis nicht - doch sie war sich sicher, dass er nun ganz und gar wahrhaftig einsehen würde, dass es keinen Fluch gab, der auf ihm oder sonst einem flavischen Familienmitglied lastete.


    Epicharis hatte mit sich gehadert, ob sie nicht besser Celerina noch für eine Weile ihre Ruhe lassen sollte, sich dann aber dagegen entschieden. Sie musste sich einsam vorkommen, und das, was sie erlebt hatte, war vielleicht besser zu ertragen, wenn sie jemandem davon erzählen konnte. So sah sie zunächst in der Küche vorbei, um anschließend mit einem kleinen Honiggebäckstück auf einem schmucken Tellerchen vor der Tür zu Celerinas Gemächern zu stehen und zu klopfen. Dass Epicharis damit wohl endgültig zur neuen flavischen Mutter Teresa mutierte, störte sie nicht im Geringsten.


    Die anwesende Sklavin öffnete, nachdem sie Celerinas Wünschen Folge geleistet hatte, und teilte ihrer Herrin leise mit, wer dort vor der Tür stand und auf Einlass oder Abweisung wartete.


    Sim-Off:

    Chimerion, bist du nun an mir vorbei oder schon vor mir anwesend oder...? -.^ Schade, dass mein Post von dir einfach übergangen wurde.

  • Nach einigen kritischen Nächten, in denen Chimerion immer wieder aufgewacht war und schweißgebadet die Traumgesichter beiseite gewischt hatte, war er an diesem Morgen schon früh aufgewacht und hatte versucht, seine steifen Muskeln ein wenig zu lockern. Die Wunde schmerzte zwar noch, aber sie heilte gut und er würde wohl keine bleibenden Schäden davontragen. An diesem Morgen hatte ihn die Nachricht erreicht, dass seine Herrin eingetroffen war, ein Umstand, den er kaum glauben konnte. Sie war also nicht tot und "nur" entführt worden... Aber es ginge ihr schlecht, doch die anderen Sklaven konnten ihm keine weitere Auskunft geben.


    Also beschloss er mit zittrigen Knien, seine Herrin in ihrem Cubiculum aufzusuchen und sich selber von ihrem Gesundheitszustand zu überzeugen. Vorsichtig öffnete er die Türe zu ihrem Schlafgemach und trat ein. Seine Augen mussten sich erst an das diffiuse Dunkel gewöhnen, das nur von einer einzelnen Lampe erhellt wurde. Langsam ging er in Richtung Bett. Leise trat er an ihr Bett und blickte sie an. Ihr Gesicht hatte zahlreiche blaue Flecken und sie sah todmüde aus.
    Mit zittriger Stimme flüsterte Chimerion ihren Namen. "Celerina??!!"

  • Ich hätte nicht beurteilen können, wie lange ich so da gelegen hatte. Stille herrschte. Nur das Geräusch des Windes, welches von draußen an mein Ohr drang und der leise Atem der anwesenden Sklavin mehr hörte ich nicht und doch stellte dies ein einen unermeßlichen Lärm da, der mich nicht einschlafen ließ. Doch das alleine war es nicht. Es war die Angst, die seit meiner Entführung zu meinem ständigen Begleiter geworden war. Die schrecklichen Bilder, die sich in mir eingebrannt hatten und die mich nicht mehr loslassen wollten.
    Die Kerze, die die Sklavin auf einen Tisch abgestellt hatte, begann aus unerfindlichen Gründen gefährlich zu flackern. Dieses Flackern war es, welches mich aus meiner Grübelei riß. Ich sah auf und erkannte im Halbdunkel, wie die Sklavin sich zu mir bewegt hatte. "Was ist los?" Ich kannte nicht die Ursache für ihre Unruhe. "Es ist jemand an der Tür, Herrin, Soll ich öffnen?" Ich hatte kein Klopfen vernommen, doch wenn Briseis es sagte. "Dann geh und sieh nach, wer Einlaß begehrt."
    Erneut flackerte das Licht auf, als die Sklavin zur Tür schritt und sie öffnete. Als sie mir mitteilte, wer dort vor der Tür wartete, forderte ich sie auf, Epicharis eintreten zu lassen.
    Vor meiner Entführung hätte mich eine große Freude erfaßt, wenn mir die Sklavin mittgeteilt hätte, wer vor meiner Tür stand. Nun war es ein Gefühl der Rührung. Ausgerechnet sie, die ich bislang noch gar nicht richtig kennenlernen durfte, stattete mir einen Besuch ab. Bevor Epicharis zu mir trat, versuchte ich mich aufzusetzen. Das Halbdunkel schützte mich vor unangenehmen Blicken. Ich mochte es nicht, daß jemand meine Verletzungen sehen konnte.
    So wartete ich, bis sie zu mir her getreten war. "Salve, liebste Epicharis! Wie freundlich von dir, mich zu besuchen. Ich hatte gehofft, wir würden uns unter anderen Umständen etwas näher kennenlernen. Bitte nimm doch Platz!" Briseis verließ das Zimmer, nachdem ich sie angewiesen hatte, uns ein Getränk zu servieren.
    Kurz nachdem sie entschwunden war, öffnete sich erneut die Tür und langsame, müde Schritte kamen an mein Bett getreten. Die Stimme meines totgeglaubten Sklaven war es, die mein Ohr erreichte. Das konnte unmöglich sein! Und doch nun stand er direkt vor mir. Vor lauter Eifer hatte er offenbar die Anwesenheit der frischgebackenen Flavia gar nicht bemerkt.
    "Chimerion? Du lebst? Oh, den Göttern sei Dank!" Erleichtert atmete ich auf. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, doch in Anwesenheitder ehemaligen Claudia unterließ ich es. Das konnte noch warten, bis wir später alleine waren. Wenigstens ihn hatte das Schicksal mir gelassen. "Du darfst hier bleiben Chimerion. Ich habe Besuch. Setz dich! Er stört dich doch hoffentlich nicht Epicharis, nein?" Besorgt sah ich zu ihr, auch wenn ich ihr Gesicht nicht deutlich genug erkennen konnte. Ich hoffte jedoch nicht, denn ich wollte ihn nicht einfach so fortschicken, nach allem, was er durchgemacht hatte. Wahrscheinlich war auch Epicharis daran interessiert, seine Geschichte zu hören.


    Sim-Off:

    Ich habe es mal so gedreht und hoffe, es ist allen Beteiligten recht! Wenn nicht, sprecht mit mir! :)

  • Überrascht darüber, in ein im Dunkel liegendes Zimmer hineinzublicken, sah Epicharis sich erst einmal um. Dann erkannte sie Celerina, beachtete die Sklavin nicht weiter und schritt an ihr vorbei zu Celerinas Bett, wo sie sich auf der Bettkante niederließ. Ein wenig verwunderte sie Celerinas fast schon zu höflicher Ton. Epicharis wusste nicht, wie sie reagiert hätte, aber vermutlich hätte sie weitaus weniger höflich reagiert, wenn auch nicht gerade unfreundlich. Epicharis zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und stellte das mitgebrachte Tellerchen samt Gebäck auf Celerinas Kommode neben die Öllampe. Das weiche Licht ließ das Honigteilchen gleich noch einmal Verführerischer wirken, fand sie. Die Honigkruste schimmerte zuckrig. "Ich habe dir etwas mitgebracht. Zucker hilft bei mir, wenn ich traurig bin. Ich dachte, dass ich da vielleicht nicht die einzige bin, der es hilft", erklärte sie, als plötzlich die Tür ein weiteres Mal aufging. Epicharis wandte sich überrascht um, denn en Klopfen hatte sie nicht gehört. Der Zausel war es, der plötzlich im Zimmer stand und zum Bett kam, direkt an Epicharis vorbei und hin zu Celerina. Vielsagend wanderten deren Augenbrauen nach oben, als sie hörte, wie der Sklave seine Herrin ansprach. Und Celerinas Reaktion darauf ließ den Sämling der Erkenntnis in ihr keimen. Epicharis sagte nichts. Es war Celerinas Angelegenheit, wenn sie Trost in den Armen eines Sklaven suchte. Dass sie es missbilligte, verriet nicht einmal ein winziges Zucken ihrer Lider. Verwundert war sie nur darüber, dass sie dem Sklaven gestattete, im Raum zu bleiben. Epicharis hatte gedacht, dass Celerina ihr Gewissen würde erleichtern wollen und sich bereitwillig dafür zur Verfügung gestellt. Doch ob sie es vor dem Sklaven tun wollte, der ihr ja nun doch ganz offensichtlich näher stand, wusste sie nicht. "Er ist dein Sklave, Celerina", erwiderte sie lediglich auf die Frage hin und lächelte ein wenig.

  • Ich gab mir die größte Mühe, nicht schwach oder gar trübselig zu wirken, auch wenn mir nach guter Laune nicht der Kopf stand. Der pochende Schmerz, der trotz der schmerzlindernden Umschläge, die man mir seit meiner Rückkehr anlegte, noch nicht ganz meinen Körper verlassen hatte, marterte mich. Trotzdem bereitete es mir eine große Freude, Besuch zu erhalten. Ich brauchte jemand, der mir Gesellschaft leistete und mich aus meinen täglichen Alpträumen herauszog und ich bedurfte einem Zuhörer, dem ich mich anvertrauen konnte. Vielleicht war gerade Epicharis die Richtige, die dafür in Frage kam. Erst kürzlich durch ihre Heirat mit Aristides, war sie nun Mitglied meiner Familie geworden. Sie war mir noch nicht so vertraut, wie es Antonia war und gerade deshalb schien sie mir geeignet zu sein, ihr Dinge anzuvertrauen, die ich nur einer Freundin anvertraut hätte.


    Sie zauberte, wie aus dem nichts ein Tellerchen mit einem Honigteilchen hervor, welches mit einer Honigkruste überzogen war. Es sah wirklich verführerisch aus. Auch wenn ich niemals Trost im Essen gesucht hatte, diesmal war ich der Versuchen etwas näher gerückt.
    "Danke! Du bist so freundlich zu mir." Mein Blick blieb noch einen Moment auf dem Honigteilchen. Dann sah ich zu ihr. "Ich hoffe, du hast dich gut eingelebt, Epicharis." Die ehemalige Claudia wirkte selbst in meinem dunklen Zimmer strahlend. Die Ehe bekam ihr offenbar gut. Wie gerne hätte ich ihr geholfen, sich in ihren ersten Tagen zu recht zu finden und sie zu unterstützen. Nun saß sie an meinem Bett und unterstützte mich. Der Gedanke allein daran ergriff mich wieder so sehr, daß ich den Tränen nah war.
    Ich gab der Sklavin ein Zeichen, damit sie ein wenig mehr Licht in mein cubicuum ließ. Mich störte die Dunkelheit nicht, doch für Epicharis mußte sie befremdlich wirken. Die Sklavin zögerte nicht lange. Das eindringende Licht breitete sich im ganzen Raum aus und es ließ auch erahnen, was mir zugestoßen war. Einige Verbände waren noch um meine Arme geschlungen. Trotz der vorher herrschenden Dunkelheit hatte ich auf eine hauttönende Kosmetik bestanden, die allerdings nicht alles verstecken mochte. Doch die schlimmste Narbe, für die es keinen Verband und keine Kosmetik gab, befand sich in meinem Inneren- meine Seele.

  • Celerina schickte ihren Sklaven nicht fort, kümmerte sich aber auch nicht weiter um ihn, sodass Epicharis einfach versuchte, ihn ebenfalls gar nicht zu beachten. Sie lächelte nur wissend, als Celerina auf das Gebäckstückchen hinunter sah und behauptete, sie sei so lieb. Mit Speck fing man Mäuse und Zucker heiterte auf - machnmal zumindest. So musste man stets das rechte Mittel wählen, um das zu erreichen, was man wollte. Allerdings hatte zu viel Speck bisweilen arge Nebenwirkungen, wie Epicharis sich im Bezug auf Aristides dachte.


    "Oh, ja. Doch", sagte sie. Sogar bis in Gracchus' Bett hatte sie es binnen weniger Wochen geschafft, überlegte sie, und verhinderte gerade noch ein albernes und vollkommen unangebrachtes Kichern. Dabei half ihr Celerinas von Blessuren übersähtes Gesicht recht zuverlässig, und schnell entstand ein mitfühlender, sich-die-Augenbrauen-zusammenziehen-lassender Ausdruck auf ihrem Gesicht. "Es wäre nurschöner gewesen, wenn wir uns schon ein wenig besser hätten kennenlernen können... Aber umso mehr freut es mich, dass du wieder da bist", fuhr sie freundlich fort und suchte sich nicht weiter an den Flecken und Malen Celerinas zu stören. "Tut es denn sehr weh?" erkundigte sie sich vorsichtig. Immerhin wollte Epicharis nicht mit der Tür ins Haus fallen und Celerina fragen, was die Piraten ihr angetan hatten, dass sich ihre Haut so verfärbt hatte und schorfig war. Von den Dingen, die sie nicht sehen konnte, einmal ganz abgesehen. Eine angewärmte Hand legte sich auf Celerinas Unterarm. "Ich hoffe, dass es dir sehr bald wieder besser geht. Das hoffen wir alle."

  • "Das freut mich! Es kann mitunter schwierig sein, sich in einer fremden Umgebung zu recht zu finden." Ich dachte da an meine eigene Ankunft, damals in Rom. Nur mit meinem Namen und dem, was die Veräußerung des Gutes und der Ländereien meines Mannes eingebracht hatten, war ich hergekommen und stand sozusagen vor dem Nichts. Doch die Familie hatte mich mit offenen Armen aufgenommen, so wie sie es auch bei Epicharis getan hatten.
    "Ich hoffe, wir werden Gelegenheit finden, das alles noch nachzuholen. Sobald ich das Bett verlassen kann, sollten wir etwas Gemeinsames unternehmen. Was meinst du?" erkundigte ich mich. Ich wünschte mir nichts sehnlicheres, als mein altes Leben wieder zurück zu bekommen und das vergessen zu können, was mir widerfahren war. Epicharis konnte mir dabei helfen, dessen war ich mir sicher. Im Augenblick spendete sie mir Trost. Vielleicht konnte sie mir auch ihr Ohr leihen. Aber durfte ich sie mit den schrecklichen Tatsachen konfrontieren, die man mir zugefügt hatte? Sie wirkte so zart und zerbrechlich auf mich. Doch dann sprach sie es an und als wolle sie mich dazu ermutigen, legte sie mir auch noch ihre Hand auf meinen Unterarm.
    "Ja, es tut noch weh, besonders hier tut es weh." Ich deutete mit meiner freien Hand auf mein Herz. "Diese Bestie hat schreckliche Dinge mit mir angestellt, Epiharis. So schrecklich, daß ich es kaum wage, sie vor einem anderen Menschen zu äußern." Mein Herz pochte. Diese eine Offenbarung, die meines Erachtens am schrecklichsten und am erniedrigensten war, wollte nicht über meine Lippen kommen. Doch in mir war etwas, was es hinausschreien wollte. Nur dann war mir die endgültige Erlösung sicher. Ich glaubte, dann wieder leben zu können.
    "Epicharis, dieser Pirat, er hat sich an mir vergangen, immer und immer wieder!"

  • "Natürlich!" versicherte Epicharis Celerina. "Sobald du dich gut genug fühlst, ist Rom nicht mehr sicher vor uns. Wir könnten zuerst über die Märkte und dann in die Thermen gehen. Uns von den anstrengenden Einkäufen erholen", träumte Epicharis laut vor sich hin - immerhin standen bald die Winterschlussverkäufe an - und lächelte Celerina an, die allerdings aussah, als würde sie noch mindestens eine Woche lang nirgendwo hingehen.


    Erneut verzogen sich die flavischen Lippen mitfühlend, als Celerina von den Schmerzen in ihrem Herzen sprach. Ein wenig fröstelte Epicharis, als Celerina so unheilvoll von dem sprach, was ihr widerfahren war. Einen kurzen Augenblick war es still im Raum, dann sprach Celerina wieder. Epicharis sog die Luft ein. Ihre Nasenflügel bebten empört. Das nächste, was sie tat, war dem Sklaven einen erschrockenen Blick zuwerfen. Wieso nur hatte Celerina sich vor diesem Sklaven offenbart? Jeder wusste doch, dass solch eine Gutgläubigkeit schrecklich enden konnte! Was, wenn dieser Puschel es ihrem Verlobten erzählte? Entsetzt wandte Epicharis den Kopf wieder zu Celerina. Allein die Vorstellung dessen, was sie soeben erzählt hatte, trieb ihr eine Gänsehaut auf den Körper. "Du meinst, er... Er hat...?" hauchte sie. "Weiß er es?" war die umgehend folgende Frage, und beinahe ohne abzuwarten, fuhr Epicharis fort. "Du darfst es ihm nicht sagen, Celerina! Du weißt, dass er die Verlobung lösen könnte. Vielleicht hast du nie wieder so ein Glück mit einem Verlobten. Sag es ihm nicht!" Epicharis dachte auch an den Sklaven, der mit ihnen im Raum war. Was, wenn er diese Information nun als Druckmittel benutzte? Nein, Celerina war aber auch wirklich dumm gewesen, sich vor ihm zu offenbaren! Epicharis seufzte. Sie selbst würde natürlich niemals etwas sagen.

  • "In die Thermen, ja.", wiederholte ich schwärmerisch. Ja die Thermen hätte ich gerne einmal wieder besucht. Das klang nach Entspannung, nach Leben, nach Normalität! Doch dann sah ich an mich herunter und sah wieder die blauen Flecken, die meinen Körper verschandelten. Seufzend mußte ich feststellen, daß noch Wochen vergehen müssten, bis das ich mich wieder in den Thermen zeigen könnte. Mein Lächeln wirkte gequält. Manchmal fragte ich mich, wie ich die nächsten Tage überstehen sollte. Wenigstens war mir Chimerion geblieben! Mein sanftmütiger Blick traf ihn. Ich war mir ganz sicher, ihm vertrauen zu können. Meine Geheimnisse waren bei ihm gut verwahrt. Auch jenes, dessen pure Aussprache mir so viel abverlangt hatte.
    Ich konnte es Epicharis ansehen, wie sehr sie betroffen war, als ich ihr offenbarte, was mir zugestoßen war.
    "Ja." antwortete ich knapp. "Er hat mich… Es war einfach widerlich! Dieses Schwein!", fügte ich schließlich schluchzend hinzu. Ich mußte mit meinen Tränen kämpfen. Doch fühlte ich mich auch befreiter, als ich es zuvor gewesen war. Epicharis aber sprach etwas an, was mich seit meiner Befreiung beschäftigte. Was würde Marcus dazu sagen, wenn er es erführe?
    "Nein, Marcus weiß es nicht. Eigentlich weiß es außer dir und Chimerion niemand." Mein Blick steifte den Sklaven und blieb auf Epicharis haften. Mir war bewußt, was geschehen konnte, daß er die Verlobung lösen könnte, daß dann mein Leben endgültig zerstört war.
    "Aber was ist, wenn er es doch erfährt? Epicharis, ich habe solche Angst!" Nun griff ich nach ihrer Hand, um Halt zu finden.

  • Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was für Qualen Celerina durchgestanden haben mochte. Trotzdem stiegen Bilder in ihr auf, die sie lieber gleich zurückdrängte. Epicharis lehnte sich vor und nahm Celerina in den Arm. Waren die beiden Frauen eben noch beinahe Fremde füreinander gewesen, so schmiedete sie das gemeinsame Wissen um die schrecklichen Dinge nun doch zusammen. Epicharis strich Celerina tröstend über den Rücken. Derweil überlegte sie, was sie sagen sollte.


    "Das tut mir leid. Wirklich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es für dich sein muss..." sagte sie und löste sich danach wieder ein wenig von Celerina, um sie ansehen zu können. Celerina griff nach Epicharis' Hand, und Epicharis umfasste Celerinas zweite Hand. "Weißt du ob...?" Sie biss sich auf die Unterlippe. Eine prekäre Situation war das. "Hast du deine Blutung bekommen?" fragte sie schließlich gerade heraus. Danach schoss sie einen Blick zu Chimerion ab. "Und du wirst besser gleich wieder vergessen, was du hier hörst, oder wir schneiden dir deine Zunge heraus, hast du das verstanden?" sagte sie leise und möglichst drohend zu Chimerion, der ihrer Meinung nach die größte Gefahr für Celerinas weitere Zukunft darstellte. Dann sah sie die Flavia wieder eindringlich an.

  • Epicharis nahm mich in den Arm! Sie war wie eine Schwester zu mir, die ich niemals hatte. Dies war die Medizin, dich ich bedurfte, damit auch mein Inneres heilen konnte. Und es war mir Bestätigung genug, richtig gehandelt zu haben, Epicharis ins Vertrauen zu ziehen. So hatte ich heute nicht nur ein neues Familienmitglied besser kennengelernt, nein ich hatte eine gute Freundin, einer Schwester gleich, gewonnen!
    "Deine Worte wirken so wohltuend auf mich, liebste Epicharis! Wie kann ich dir das nur vergelten?" Unsere beiden Blicke trafen sich. Für einen Moment herrschte vollkommende Harmonie, bis das diese unerwartete Frage mich traf.
    "Wie bitte?", fragte ich irritiert. Die Blutung? Daran hatte ich in den letzten Tagen nicht im Entferntesten gedacht! Als sich Epicharis an meinen Sklaven wandte und ihm damit drohte, ihm die Zunge herauszuschneiden, begann es, in meinem Kopf zu arbeiten. Wann hatte ich die letzte Blutung? Das war schon eine Weile her! Eine Woche vor meiner Entführung, als mein Leben noch in normalen Bahnen verlief. Doch damit schien es nun entgültig vobei zu sein. Selbst meine Hochzeit schien dadurch entgültig in Frage gestellt zu sein.
    Mein Körper versteifte sich und wäre mein Gesicht nicht von einer dicken Schicht Schminke bedeckt gewesen, hätte man sehen können, wie weiß ich plötzlich wurde. Ylva hatte einzig richtig gehandelt, als sie sich mit dem Messer die Pulsadern geöffnet hatte, damit dieses unerträgliche Leben aus ihr entweichen konnte.
    "Epicharis, ich… ich habe…, äh, nein!" Die Vorstellung, das Kind dieser Bestie in mir zu tragen, dreht mir den Magen um.

  • Chimerion war einen Schritt vom Krankenlager zurückgetreten, als er bemerkte, dass er im Weg war. Mit verschränkten Armen stand er da und beobachtete seine Herrin und Epicharis. Seine Miene verriet keine Gefühlsregung, als Celerina zu sprechen begann. Ihr Aussehen war schon schlimm genug, aber die Dinge die sie erzählte...
    Er knurrte, als er hörte, was der Pirat ihr angetan hatte. Nur Celerinas Tränen hielten ihn davon ab, laut zu fluchen, das würde nun auch nichts mehr helfen. Während er auf seiner Unterlippe herumkaute und sich die Szene ausmalte, glaubte er, platzen zu müssen.


    Epicharis Bemerkung mit dem Druckmittel überhörte er ohne mit der Wimper zu zucken, als diese aber dann auch noch vorschlug, dass man ihm die Zunge abschneiden könnte, wurde es ihm zuviel.
    "Was hätte ich davon, es jemandem zu erzählen?" fragte er missmutig. Er konnte ihre Abneigung beinahe schmecken und ihre Ansicht über Sklaven. Manche würden das nie ablegen, dachte er traurig.
    "Über meine Lippen wird kein Wort kommen, Epicharis, ich kann dich beruhigen," entgegnete er. Ihm lag nicht daran die Situation eskalieren zu lassen, zumal das nicht in Celerinas Interesse war. Sie brauchte Ruhe, deshalb schwieg Chimerion, während er das weitere Gespräch verfolgte.


    Die Vorstellung eines Kindes aus dieser Vereinigung mit einem Monster ließ ihn schaudern. Eine größere Demütigung konnte es nicht mehr geben.

  • Äußerst mysteriös, wie sich dieser Sklave gab. Er benahm sich beinahe so, als sei er nicht ein Sklave, sondern vielmehr Celerinas Ehemann. Epicharis schob den Gedanken fort. Er würde sicher wissen, wo sein Platz war, sagte sie sich, nämlich ganz sicher nicht an der Seite Celerinas. "Du wärest nicht der erste, der versucht, hinterrücks einen Vorteil herauszuschlagen", erwiderte sie ihm in zurechtweisendem Tonfall. Dann ignorierte sie ihn wieder völlig und konzentrierte sich ganz auf Celerinas Worte und Mimik.


    Sie hob einen Mundwinkel, als Celerina sich erneut bedankte. Für sie war es selbstverständlich, dass sie nach dem Rechten sah, wenn etwas so Schreckliches stattgefunden hatte. Celerina wirkte zunächst verwirrt, dann entsetzt. In Epicharis machte sich eine dunkle Vorahnung breit. Sie schluckte - und versuchte sich lieber nicht vorzustellen, wie kalt die Hand war, die sich gerade um Celerinas Herz schließen musste. Sie versuchte, neutral an die Sache heranzugehen. "Bist du überfällig?" fragte sie ebenso nüchtern wie ernst. Es bestand immerhin noch die Möglichkeit, dass Celerina ohnehin erst in einigen Tagen wissen würde, was mit ihr los war.

  • Ich konnte Epicharis, Mißtrauen verstehen. Ich hatte an ihrer Stelle wohl ähnlich gehandelt. Chimerion jedoch vertraute ich voll und ganz. Ich wußte, alles was zwischen uns in diesem Raum gesprochen wurde, fand nicht seinen Weg nach draußen, nicht durch Chimerions Zunge. "Epicharis, er genießt mein vollstes Vertrauen.", versuchte ich sie zu beschwichtigen. Ich versuchte zu lächeln, obwohl mir dazu im Augenblick gar nicht der Sinn danach stand. Mir wäre eher zum Heulen zumute gewesen. Eine Mischung aus Ekel und Angst erfasste mich. Die Vorstellung, das Kind dieses Monsters in mir zu tragen war unerträglich. Und doch wuchs mit jeder Minute die Gewissheit,daß es so war. Wie getrieben, versuchte ich nachzurechnen, ob es nicht doch ein Versehen sein konnte, ob ich mich im Eifer des Gefechtes doch nur verrechnet hatte. Doch stets kam ich zum gleichen Resultat. Warum hatte ich das die ganze Zeit verdrängt?
    "Ja, ich glaube schon." Ich hatte mit den Tränen zu kämpfen, als ich das aus meinem Mund presste.
    "Was kann ich nur tun, Epicharis? Das ist alles zu viel für mich! Das stehe ich nicht auch noch durch!" Was hatte ich nur getan, daß die Götter mir so zürnten?

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