[Im Hafenviertel] Fabricae Ducciorum



  • FABRICAE DVCCIORVM


    Die Werkstätten der Gens Duccia und des Handelskonsortiums
    Im Hafenviertel Mogontiacums gelegen



    *~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*


    [Blockierte Grafik: http://farm2.static.flickr.com/1115/906958888_2b6d546e32.jpg]


    *~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*


    Im Hafenviertel der Stadt liegen die Betriebe der Gens Duccia. Sie bestehen aus einer Vielfalt dicht beieinander liegender Hütten und Lagerhäusern, die über das Hafenviertel verteilt sind. Die meisten Grundstücke sind gepachtet, der Besitzer ist ein gewisser Otilo. Der Mann stammt aus dem Stamm der Mattiaker, war durch Erbschaft zu nicht geringem Reichtum gekommen und hatte sein Geld in einige Grundstücke in Mogontiacum investiert. Die Werkstätten liegen in unmittelbarer Nähe des Handelshafens. Vom nordöstlichsten Hafentor ist es nur ein kurzer Fußmarsch dorthin, was die Rohstoffversorgung über den Schiffsverkehr vereinfacht.


    Die meisten der Werkstätten sind von einem Mannshohen Zaun umgeben, um die wertvollen Güter und Produkte der Freya Mercurioque zumindest ansatzweise zu schützen. Außerdem werden manche Betriebe, die besonders wertvolle Waren herstellen, von Wachpersonal im Auge behalten. Die Ubier Knud und Gaidemar beaufsichtigen zum Beispiel alle Warenladungen und Besucher oder Geschäftsleute, die das Tor zum Gelände des Duccius Marsus passieren und geben acht, dass Diebe nicht zum Zug kommen. Sie wohnen mit ihren Familien in einem angrenzenden Mietshaus.


    Folgende Betriebe sind im Hafenviertel zu finden:


      [*]Dauda Bautila: Die Schmiede des Duccius Marsus wird von Bartawolf von den Ubiern betrieben, der dort mit seinem Sohn Eckwini die Esche befeuert und sein Tagwerk verrichtet. Werkzeug, Hufeisen und gelegentlich sogar Waffen werden hier produziert.
      [*]Smida Guldani: Der Werkzeugschmiede direkt angeschlossen ist die Goldschmiede. Dort fertigt Brix vom keltischen Stamm der Mediomatriker feinsten Schmuck an, der die Herzen der Damen höher schlägen lässt.
      [*]Smaidra Glasam: Die Glasbrennerei, die Marsus von Duccius Lando erhielt, befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Hier werden täglich Glaswaren von hoher Qualität vom alten Ubier Thankred hergestellt. Viele dieser Becher und Kannen finden später ihren Platz in den Casae vornehmer Römer.
      [*]Hwanhu Blaikha: Der Künslter Nordwini vom Stamm der Sachsen betreibt sein Atelier ebenfalls in Marsus' Diensten. Beizeiten ist er ein merkwürdiger Geselle, doch übertreffen seine Werke die meisten anderen aus der Umgebung. Selbst hochrangige Würdenträger aus Rom erstanden bereits seine Bilder, was ihm außerordentlich schmeichelt.
      [*]Sammjo: Eins der Lagerhäuser des Römisch-Germanischen Handelskonsortiums Freya Mercurioque hat ebenfalls seinen Platz auf dem Werksgelände gefunden. Dort wird alles Produzierte ordentlich sortiert und zur Abholung für das Forum Mogontinum und die Märkte der Umgebung oder etwaige Kaufleute aufbewahrt.
      [*]Hwanhu Maitjon: Der Schneider des Marcus Duccius Rufus befindet sich nur einen kurzen Fußmarsch entfernt von den Schmieden. Hier werden seit jeher hochwertige Kleidungsstücke für jedermanns Geschmack geschneidert.
      [*]Smaidra Laema: Auch ein Töpfer hat in den Besitz der Gens Duccia gefunden. Er liegt ebenfalls im Hafenviertel.
      [*]Hwanhu Mandula: In einer Seitengasse liegt die Schreinerei des Numerius Hadrianus Capitolinus. Dort werden Möbel und Sänften hergestellt.
      [*]Skaeha Maka: Dem Schneider des Duccius Rufus benachbart ist der Schuster des Hadrianus Capitolinus zu finden. Leicht zu erahnen, was dort tagtäglich erledigt wird.
      [*]Smaidra Stana: Der Steinmetz des Duccius Lando ist ebenfalls im Hafenviertel befindlich. Hier wird Marmor aus Raetia und einfacher Stein aus Steinbrüchen der Umgebung behauen.
      [*]Hwanhu Skraena: Dem Steinmetz direkt angeschlossen ist außerdem auch der Altarbauer des selben Besitzers. Auch hier wird fleißig gewerkelt.


    Sim-Off:

    Eine Übersicht über alle Betriebe des Handelskonsortiums Freya Mercurioque befindet sich hier: ~ Klick Mich ~

  • Am Tag nach ihrem Gespräch im Arbeitszimmer der Casa Duccia hatte Witjon Rodrik mit ins Hafenviertel genommen und führte ihn nun zu seiner Goldschmiede. Als Brix seinen Geldgeber kommen sah, unterbrach er seine Arbeit und begrüßte die beiden Duccier. "Heilsa Witjon! Ein schöner Tag heute, nicht wahr?" Witjon grinste und schüttelte dem Kelten die Hand. "Heilsa. Wahrlich, das Wetter ist vorzüglich." Er deutete auf den jungen Mann an seiner Seite. "Darf ich dir meinen Vetter Rodrik vorstellen? Er möchte gerne bei dir in die Lehre gehen und ich dachte mir, dass du mit Sicherheit einen Schüler gebrauchen kannst. Was meinst du?" Brix wandte sich Rodrik zu und gab diesem ebenfalls die Hand zum Gruß. "Willkommen, Rodrik. Du möchtest also eine Ausbildung zum Goldschmied machen?" Der Mann musterte Witjons Vetter eingehend und nickte dann. "Nun, wir werden sehen. Was hast du denn bisher so gearbeitet?"

  • Auf jemanden einen guten Eindruck zu hinterlassen war Rodrik immer schon schwer gefallen. Zu linkisch waren seine Bewegungen, zu stotternd seine Aussprache. Das wusste Rodrik, es störte ihn auch, aber da er keine Idee hatte, was er daran ändern könnte, fand er sich damit ab. Hier in dieser Situation jedoch hatte er einen Verbündeten an seiner Seite, nämlich seinen Vetter. Beruhigend. "Heilsa." antwortete er daher ohne Stottern. Der nächste Satz war nicht ganz so fehlerfrei. "Ich... ich habe unserem Dorfschmied ein wenig geholfen. Werkzeug gebracht, Tauschwerte berechnet und so etwas. Das kann ich ganz gut." Rodrik atmete einmal tief durch. "Und dann... dann habe ich gedacht, dass ich hier ja auch arbeiten könnte." Rodrik räusperte sich. "Also... wenn ich darf." fügte er etwas leiser hinzu.

  • Brix zog geräuschvoll Nasenschnodder hoch und rotzte dann einen großen, gelben Klumpen auf den Boden. "Hrmpf. Ein bisschen Hilfe könnt' ich schon gebrauchen." Er sah von Witjon zu Rodrik und wieder zurück. "Alles klar, der Junge kann bei mir arbeiten. Mal sehen was man mit dir so anfangen kann. Vielleicht bist du ja lernfähig." Er schnalzte mit der Zunge und packte Rodriks Schulter mit seiner wuchtigen Pranke. "Na dann wollen wir mal..." Witjon grinste nur breit, klopfte seinem Vetter ermutigend auf die Schulter und verabschiedete sich mit einem fröhlichen "frohes Schaffen!" Brix hatte sich schon umgedreht und führte den lernwilligen Duccier in seine Werkstatt um ihm alles zu zeigen.

  • Rodrik ging fast ein unter der Pranke von Brix. Was mussten alle anderen auch solche Bären sein und er selber eher wie... keine Ahnung, ein Wiesel? Ein ungelenker, desorientierter Wiesel? Ein Bild von einem Wiesel mit Rheuma und Demenz schob sich in sein Gehirn und wenn Rodrik noch genügend Zeit gehabt hätte, dann hätte er sich noch einen passenden Krückstock und einen langen Bart dazugedacht, was dann aber vollends unpassend gewesen wäre, denn alt war Rodrik keinesfalls. Mit seinen 17 Sommern war er gerade erst zum Mann geworden (auch wenn seine Mutter ihm das nie sagen würde) und schön langsam war auch er an der Reihe, eine Frau zu heiraten und Kinder zu zeugen. Aber auch diese Gedanken hatte er noch nicht und wären hier auch unpassend und störend gewesen.


    Was also hatte Rodrik gesehen, als er von Brix herumgeführt wurde? Zunächst die Werkstatt an sich, die viel grösser war als die von Baldram in seinem Dorf. Und dann natürlich die anderen Handwerker, die hier arbeiteten. Nantwin, der bereits seit Jahren hier arbeitete, Gerbod, der noch nicht so lange hier war, aber bereits in anderen Goldschmieden gearbeitet hatte und Thilo, der auch wie Rodrik das Handwerk des Goldschmiedes erlernen wollte. Dann zeigte Brix, wo die verschiedenen Geräte und Werkzeuge aufbewahrt wurden und liess ihn kurz Gerbod zusehen, der gerade ein typisch germanisches Muster in einen Goldkelch gravierte. Dann drückte Brix ihm einen Besen in die Hand. Rodrik hatte in diesem Moment noch dümmlicher in die Gegend gestiert als sonst, denn Brix fing dann lauthals zu lachen an. Lehrjahre seien keine Herrenjahre, meinte Brix und erklärte Rodrik seine Pflichten als Lehrling und darunter gehörte eben auch das Fegen der Werkstatt dazu. Die anderen grinsten, am meisten Thilo, der bis zum heutigen Tag für diese niederen Arbeiten zuständig war und sich von dieser Arbeit entledigt sah. Wie bei Baldram... dachte er bei sich. Und fing an zu kehren.

  • Rodrik kehrte. Jeden. Einzelnen. Tag. Ja, wirklich jeden. Er hatte frühmorgens hier zu sein und er war mitsamt Brix der Letzte, der die Werkstatt verliess. (Wieso bei Odins Hammer war er je auf die Idee gekommen, dass er als Witjons Vetter eine Sonderbehandlung bekommen würde? Pah!) Seine erste und seine letzte Tätigkeit jeden Werktages war das Fegen. Fegen, fegen, fegen. Selbstverständlich inklusive Reisig suchen und bündeln, damit er überhaupt fegen konnte. Eigentlich war sowas verdammt noch mal Frauenarbeit! Aber hier hatte er Pech. Hier musste er ran. Und leider hatte er nicht den besten Stand. Thilo (jener Lehrling, den er mit dem Fegen sozusagen "beerbt" hatte), war nicht gerade sein bester Freund und liess gerne mehrmals etwas fallen, weswegen Rodrik nochmal fegen musste. Er machte sich auch lustig über ihn, natürlich nur dann, wenn Brix nicht in der Nähe war. Allerdings liefen sie sich neben der Arbeit oft genug über den Weg, immerhin war Mogontiacum klein genug für. Aber da musste Rodrik durch, er wusste das und er klagte nicht. Naja, er hätte schon geklagt, aber bei wem? Brix hätte dem keine Bedeutung beigemessen, was Rodrik ehrlich gesagt sogar verstanden hätte. Und hätte Rodrik das zuhause beim allabendlichen Frühstück oder Abendbrot ansprechen sollen? Ne! Gerade jetzt wo die Hochzeiten stattfanden und sogar noch ein Kind ins Haus kommen wollte. Und all die anderen Dinge. Wenn da noch Rodrik etwas gesagt hätte, ne, das wäre gar nicht gut gekommen. Also hielt er die Klappe.


    Und er lernte. Natürlich wusste er von Baldram bereits einige Dinge, aber hier lernte er wirklich von der Pike auf. Das wichtigste war zunächst das Kennenlernen der einzelnen Werkzeuge und deren Reinigung. Selbstverständlich durfte Rodrik besagte Werkzeuge noch nicht benutzen, dazu war er noch zu kurz im Betrieb... und ein wenig zu tollpatschig. Aber er konnte alles mit den Namen benennen, was für ihn sprach. Neben dem Fegen war das Reinigen seine Hauptaufgabe in den ersten Wochen im Betrieb. Dann lernte er die Materialien der Goldschmiede kennen, oder besser gesagt, sie "überflogen" die einzelnen Edelsteine (also gerade so, damit Rodrik wusste, wie sie aussahen). Viel wichtiger war zunächst die Kenntnis der Metalle. Brix sagte nämlich zu ihm, dass es viel wichtiger war, die Metalle zu kennen, denn erst dann wüsste er, wie man die Edelsteine richtig einsetzen und damit auch richtig zur Geltung bringen könne.


    Und das war sogar ziemlich witzig. Brix legte ihm einen Barren Gold und einen Barren Silber hin. Er fragte Rodrik: "Kennst du den Unterschied zwischen diesen beiden Metallen?" Rodrik wusste eines sofort - das war eine Fangfrage! Brix wollte irgend etwas Spezielles wissen, etwas das er wissen sollte. Nur leider nicht wusste. Ausser: "Äh... die Farbe?"


    Das war nicht die Antwort, die Brix hören wollte, deswegen spulen wir in der Geschichte kurz weiter. Denn dann erklärte Brix den Unterschied. "Den Schmelzpunkt und die Härte." Zwei sehr einfache Wörter. Die aber für Goldschmiede und deren Arbeiten enorm wichtig waren. Gold nämlich schmilzt bei höherer Temperatur, ist aber faszinierenderweise weicher als Silber. Und genau letzteres war wichtig. Brix liess bei dieser Lektion Rodrik einen Hammer aufschlagen, einmal auf einen kleinen Brocken Gold, einmal auf einen Brocken Silber, der genauso gross bzw. klein war wie der andere. Das Stückchen Gold verformte sich dabei leichter als das Stückchen Silber.


    "Siehst du? Und genau deswegen fertigen wir Kelche und Teller im allgemeinen aus Silber an. Bei einem Goldkelch zum Beispiel muss man ein wenig mehr aufpassen, dass dieser nicht beschädigt, wenn er etwa herunterfällt oder so. Und bei einem Goldteller sieht man viel schneller die Messerspuren als bei einem Teller aus Silber. Ein guter Goldschmied berät seinen Kunden und sagt ihm dies alles, das ist wichtig. Wenn aber ein Neureicher oder ein Römer kommt und möchte unbedingt Gold als Werkstoff haben, dann machen wir seinen Wunsch auch aus Gold. Immerhin arbeiten wir hier auch auf Auftrag. Und beim Modellieren ist Gold auch leichter zum bearbeiten als Silber. Merke dir das Rodrik!" schloss Brix hier seine Worte und Rodrik prägte sich ein, dass Kundenwünsche nicht immer logisch nachvollziehbar waren. Doch das war nicht die letzte Lektion an diesem Tag. Rodrik lernte nämlich auch, dass man nie einen reinen Rohstoff bearbeitete, sondern dass er immer leicht legiert wurde. Silber war nie reines Silber, sondern wurde immer mit ein wenig Gold legiert und Gold war nie reines Gold, sondern wurde immer mit ein wenig Silber legiert. Den Grund, den lernte Rodrik jedoch nicht am heutigen Tag, denn gerade zu diesem Zeitpunkt war es nämlich Zeit... zum Fegen.

  • Das Fegen blieb auch weiterhin seine Haupttätigkeit in der Goldschmiede unter der Aufsicht von Brix. So kam es ihm jedenfalls vor, aber tatsächlich nahm das Lernen den Großteil seiner Arbeitszeit ein. Aber es war ja immer so: wenn jemandem eine Tätigkeit nicht gefiel, dann dauerte sie eeeeeewig lange. Und wenn man in eine Sache vertieft war, dann raste die Zeit nur so dahin.


    Die nächsten Lektionen betrafen die anderen Metalle, mit denen ein Goldschmied zu tun hatte, denn natürlich arbeitete ein Goldschmied nicht nur mit Gold oder Silber, so wie viele Menschen meinten. Da wäre zunächst einmal das Kupfer, das in reiner Form eher selten für die Schmuckbearbeitung verwendet wurde, sondern eher als Schablone und Arbeitsprobe oder als Legierungsmetall, etwa mit Zinn. Dies wiederum war im Winter heikel zu handhaben, denn wenn es sehr kalt war, dann konnte Zinn zu Staub zerfallen, das nannte Brix "Zinnpest". Wenn nun beide Metalle vermischt wurden, in einem bestimmten Verhältnis natürlich, dann entstand Bronze. Und wenn man Kupfer mit Zinkerz legierte, dann Messing. Und Blei, auch Blei fand Verwendung in einer Goldschmiedewerkstatt, allerdings nur selten und als Unterlage für Arbeiten und Rodrik solle hier sehr aufpassen, denn manchmal fiel einer einfach um, der zu oft und zu lange mit Blei gearbeitet hatte. Das konnte Rodrik sich eigentlich nicht vorstellen, aber da Brix ihm das so schön plastisch erklärt hatte, schluckte er nur und nahm sich vor, sich an die Anweisungen von Brix zu halten. Und dies war das Ende der heutigen Lektion, Rodrik hatte wieder seine Pflichten als jüngster Lehrling zu erfüllen. Nämlich fegen.

  • Vor einigen Monaten hatte Brix ihm eine Aufgabe gegeben: Rodrik solle sich ein Motiv für sein Gesellenstück überlegen. Nach vielem Überlegen hatte er einen Geistesblitz bekommen und die Tage nach besagtem Blitz verbrachte er vornehmlich zeichnend. Er musste viele Skizzen anfertigen, denn meist war er nicht zufrieden oder Brix hatte ihm gesagt, dass die Zeichnungen nicht durchführbar waren. (Anders gesagt: er hielt sie für "Schrott".) Meist scheiterte es an den Details und es dauerte seine Zeit, bis er vor lauter Zorn und Verzweiflung seine minimalistische Ader entdeckte und das Motiv von allem Unnötigen entrümpelte und sich auf das Wesentliche konzentrierte. Und siehe da, Brix war zufrieden.


    Doch damit war es natürlich nicht getan. Schablonen mussten erstellt, ein Probestück angefertigt werden, was selbstverständlich auch noch dauerte, da Rodrik dies nur tun konnte, wenn ihn gerade keine anderen Pflichten von dieser Arbeit abhielten. Erst dann konnte er unter Aufsicht von Brix sich an das Endstück wagen. Ein kleines rundes Goldstück lag nun vor ihm, gerade so gross wie ein Drittel seiner Handfläche. Konzentriert übertrug er zunächst die Form seines Motivs auf das Goldstück, dann punzierte er mit sanften Stößen. Es war schwierig, nicht nur des Motives wegen, auch die aufmerksamen Blicke von Brix, der immer wieder seinen Lehrling kontrollierte, ließen Rodrik den Schweiß auf die Stirn treiben. Sein Rücken begann wegen der ungewohnten Haltung zu schmerzen, weswegen er manches Mal die Arbeit kurz unterbrechen musste um sich zu strecken. Stunden später war er jedoch fertig. Brix sah sich die Arbeit an und brummte kurz danach zufrieden. Rodrik atmete hörbar auf, denn jetzt war der schwierigste Teil erledigt. Er musste nur mehr die Halterung anbringen, denn es sollte eine Brosche werden, und dann polieren. Mit grossem Stolz erfüllt und breit grinsend sah er sich sein Werk an, dann wurde er wieder zum Fegen abkommandiert.

  • Brynichildis begibt sich zum Hafenviertel, dort so hat man ihr gesagt, gibt es für jedes Junge Ding Arbeit, wobei die Leute etwas gegrinst haben. Eine solche Arbeit, wie jene vielleicht gemeint haben, will sie zwar auf keinen Fall, aber bei den Fabrikhallen, dort soll es auch eine Schneiderei geben, wird sich sicherlich eine Arbeit geben, wo sie nicht ihren Körper sondern ihr handwerkliches Geschick zu Markte trägt.
    Als sei so dahin trottet, trifft sie auf einen jungen Mann, kaum älter als sie selbst, wie es aussieht Germane wie sie selbst eine Germanin ist. Es ist jener Jüngling, den sie bei der Bestattung des Großen Römers gesehen hat, wo sie sich etwas mit Lebensmittel hat eindecken dürfen.


    Wie hatte man ihn doch genannt, ach ja Rodrik. Und so fasste sie all ihren jugendlichen Charme und was noch wichtiger ist, all ihren Mut zusammen und spricht ihn an.


    "Verzeiht, junger Herr, seid Ihr der Mann, der sich Rodrik nennt? Darf ich euch etwas fragen?"....


    Und mit offenem Mund und bangem Herzen starrt sie ihr Gegenüber an, voller Erwartung was er wohl sagen wird...

  • Rodrik hatte gerade einen Kunden bedient. Nuja, eigentlich hatte Brix den Kunden bedient, Rodrik hatte nur dekorativ daneben gestanden. Brix war der Meinung, es wäre schön langsam Zeit, dass Rodrik erlernte, wie man seine Ware an den Mann brachte. Unter anderem sollte Rodrik lernen, wie man die Wünsche des Kunden mit nur drei Fragen ergründete und dann das Richtige präsentierte. Da war es gut, dass Brix ihm das zeigte, denn er hätte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Also Rodrik hatte gerade einen Kunden "bedient", als er von einer Frau angesprochen wurde. Einer jungen Frau. Einer nicht gerade hässlichen jungen Frau. Und wie immer, wenn so etwas passierte (und das kam nicht allzu oft vor), geschah etwas merkwürdiges mit ihm. Sein Mund wurde trocken, ihm schoss ein wenig die Röte ins Gesicht und seine Zunge wollte irgendwie nicht so, wie sein Geist.


    "Äh, äh... Heilsa." waren seine ersten Sprechversuche. Dann riss er sich zusammen. "Äh ja, der bin ich." Und weil er die bohrenden Blicke von Brix im Rücken spürte, versuchte er sich zu erinnern, was Brix so als erstes zu den Kunden sagte, wenn sie zur Goldschmiede kamen. "Äh, was kann ich für dich tun?" Puh, war das schwer.

  • Ich suche hier im Hafengebiet Arbeit, eine die meine Ehre nicht beschmutzt und verletzt. Ich kann schneidern und mit Leder umgehen. Kannst du mir sagen, an wen ich mich wenden kann oder soll?

  • Tröpfchenweise sickerte die Botschaft in sein Gehirn. Nein, sie baggerte ihn nicht an, sie wollte nur wissen, wo es Arbeit gab. Schade. Perfekt! Er würde es ja ohnehin nur verhauen. So wie damals bei Sisgard auf der einen Dorffete. Aus irgendeinem Grund war er ihr aufgefallen und sie hatte ihn angesprochen. Nicht mal die Hälfte einer Stunde hatte es gedauert und sie hatte ihn ihren Met ins Gesicht geschüttet, ihm eine geknallt und dann ihren Bruder vorbeigeschickt. Dabei wollte er ihr nur sagen, wie hübsch er sie fand.


    "Äh. Äh. Du willst Arbeit?" Irgendwie verstand er nicht. Warum sollte eine Frau für jemanden schneidern? Das machte sie doch für ihre Sippe. Oder sie hatte keine? "Oh. Achso. Äh." stotterte er wieder. "Nuja, da gibt es schon eine Möglichkeit. Geh am besten zu ..." Fast wollte er Lando sagen, aber der war ja tot. "... zu Witjon. In die Casa Duccia. Kennst du den Weg? Also du gehst zum Markt, lässt das Theater zur rechten Hand, dann die erste rechts und dann bei der Kreuzung auf die andere Seite. Dann bist du da." Was für ein enormer Schwall an Worten. Das war er von sich selber gar nicht gewohnt.


    Sim-Off:

    Sorry, dass ich dich so kurz abfertige, aber ich fahre morgen in Urlaub.

  • Brynichildis blickte sein Gegenüber an, richtig süß wie der Junge beim Gespräch mit ihr einen Satz heiße Ohren bekam, purpurrot waren sie angelaufen. Endlich mal einer, de rnicht herumgocckelt wie der Hahn auf dem heimischen Hühnerhof, endlich mal wer, der nicht einher stolziert, sich in Pose wirft und von Heldentaten prahlt.
    Sie bedankte sich und machte sich auf den Weg, den er aufgezeigt hatte. Und ärgerte sich, dass sie nicht weitere Worte mit ihm gewechselt hatte. Aber bei diesem Witjon würde es sich schon einrichten lassen, mehr über diesen jungen Herrn, wie hieß er doch gleich, ach ja Rodrik, zu erfahren. Sie sprach diesen Namen mehrfach aus. Es wäre ja wohl auch eine Katasrophe den Namen zu vergessen...

  • Ich ging hinunter zum Hafen und erinnerte mich, wie ich vor ungefähr einem Jahr hier mit einem Lastkahn aus Confluentes angekommen war. Ich hatte keinen Sesterz in der Tasche, aber der Schiffer, mit dem ich gekommen war, hatte mir eine Unterkunft bei Freunden besorgt. Als ich unten an der Mole angekommen war, schaute ich unwillkürlich über die Prähme, die dort vertäut waren, ob auch der Kahn von Pharos dabei war. Man hätte ihn nicht übersehen können: ein langer Kerl mit einem leuchtend roten Haarschopf. Natürlich war er nicht da, wer weiß, wo der gerade herumstakte.


    Ich drehte mich um und suchte eine kurze Weile, bis ich den Schuppen bemerkte, an dem ein Schild angebracht war, auf dem ein Tisch aufgemalt war. Keine schlechte Idee. So konnte auch ein bloßfüßiger, des Lesens unkundiger Chatte den Schreiner finden. Ich überlegte, ob ich auch mein Schild so gestalten sollte, aber wie bei allen Göttern soll man Ton bildlich darstellen?


    Ich ging in den Schuppen hinein. Niemand war zu sehen, nur aus einem weiter hinten liegenden Raum hörte ich jemand mit Holz herumhantieren.


    "Hoimar! Kundschaft!"

  • Hoimar:
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane12.jpg]


    "Jajaja, ich komm ja schon!" brummte der Genannte aus den hinteren Räumen seiner Schreinerei. Hoimar war aber nicht mehr der Jüngste, also dauerte es seine Zeit, bis er seinen Worten Taten folgen liess. Warum sollte er sich auch beeilen? Er war ja bei der Arbeit und nicht auf der Flucht.


    Seine tiefe, sonore Stimme erfüllte den Raum, als er nun endlich kam und sich hinter den Tresen stellte. "So....! Also." Er räusperte sich lautstark. "Was kann ich für dich machen?" Machen, nicht tun. Denn Hoimar tat nicht einfach, er machte.

  • Zitat

    Was kann ich für dich machen?


    "Salve, Hoimar. Ich bin Valgiso", antwortete ich. "Der Alte bei Freya Mercurioque, ich glaube er heißt Amon, hat mich hierher geschickt. Ich bräuchte ein Brett und zwei Balken. Das Brett 14 Fuß lang, zwei Fuß breit und zwei digiti dick. Die Balken auch 14 Fuß lang und zehn mal zehn digiti dick". Ich überlegte, ob er mit den römischen Maßen vertraut war, aber ich sagte mir, dass es für ihn geschäftsschädigend wäre, wenn er sie nicht kannte.


    "Kannst du mir das zurechtschneiden?"

  • Zitat

    Was für ein Holz solls sein? Brauchst du das Brett gehobelt, aufgerauht oder glatt geschliffen?


    "Nimm Kiefer, wenn du hast, sonst Pappel, es muss ja nicht bis zum nächsten Weltuntergang halten. Das Brett auf einer Seite gehobelt". Mir fielen noch ein paar Details ein, aber dazu musste ich ihm sagen, wozu der ganze Krempel gut sein sollte.


    "Also es wird ein Schild, das ich am Eingang zu meiner Tongrube aufstellen will. Das Brett wird mit Holznägeln an den Balken befestigt, dazu bräuchte ich jeweils zwei Bohrungen an beiden Enden des Bretts, etwa einen halben Fuß vom Rand entfernt. Die Bohrungen auch passgenau am oberen Ende der Balken. Das obere Ende der Balken bitte dachförmig abschrägen. Ich glaub, das wär's".


    "Kannst du schon mal grob schätzen, was das kosten wird?"

  • Hoimar:
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane12.jpg]


    Hoimar, der Schreiner mit der sonoren Stimme, machte sich in Gedanken eine Skizze mit den Angaben, den der Kunde ihm vorbrachte.


    "Hm..." begann er. "Also wenn das Schild nicht ewig halten soll und du nicht massenhaft Geld ausgeben willst, ist Kiefer eine gute Wahl. Aber trotzdem solltest du es imprägnieren, sonst verwittert das Holz früher als du möchtest, besonders wenn du die Balken in die Erde steckst." Kurz überlegte er, dann räusperte er sich. "Dachförmig abschrägen... hmm... Vierseitig abschrägen, nehme ich an, meinst du? Hmm... Also die Balken mit je 10, dann das Brett gehobelt... 40 Sesterzen."

  • Zitat

    Also die Balken mit je 10, dann das Brett gehobelt... 40 Sesterzen.


    Ich überlegte. 40 Sesterzen? Jeder Römer hätte jetzt laut aufgeschrieen. Aber die Römer verachten ja das Handwerk, aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer. Da ich selber ein Handwerk gelernt hatte, dachte ich anders darüber.


    "Du kannst die Balken auch pultförmig abdachen, das reicht auch. Mit dem Preis bin ich einverstanden. Sag mir noch, wie lange du brauchst".

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!