[Im Hafenviertel] Fabricae Ducciorum

  • Zitat

    ... du kannst es dir morgen früh abholen.


    "Is jut, Hoimar. Ich komme es in zwei Tagen abholen". Mir war gerade eingefallen, dass mein Skalve Panphilos noch den Karren reparieren musste und den Esel hatte ich meinem Vermieter geliehen. Da musste ich erst mal schauen, ob der schon aus Bingium zurück war.


    "Also, du brauchst dich nicht unnötig beeilen, und überhaupt: jede Arbeit braucht ihre Zeit. Vale".


    Ich machte mich auf den Weg nach Hause.

  • Nach zwei Tagen ging ich wieder hinunter zum Hafen und betrat Hoimars Schreinerei. Das Wetter hatte inzwischen gezeigt, dass der Sommer sich dem Ende zuneigte. Gestern hatte es wie aus Kübeln geschüttet, aber heute war klare Luft, einige Quellwolken und etwas böiger Wind. Es war kühl geworden.


    "Salve, Hoimar."

  • Hoimar:
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane12.jpg]


    Mit der ihn typischen tiefen, sonoren Stimme begrüsste er den Kunden. "Ah, die Kieferbestellung." Zugegeben, nicht überall würde das als Begrüßung durchgehen. "Kannst gleich mitkommen. Das Holz liegt schon im Lager bereit."


    Mit diesen Worten ging er festen Schrittes vor dem Kunden in sein Lager, nach dem zweiten Regal links, dann gleich rechts, da lag die Bestellung. "Sooo... Also 2 Balken, 14 Fuß lang und 10 mal 10 digiti breit, oben abgeschrägt sowie ein Brett, 14 Fuß lang, 2 Fuß breit und 10 digiti dick, gehobelt. Alles Kiefer, inklusive Bohrungen. War die Bestellung richtig so?"

  • Zitat

    War die Bestellung richtig so?"


    Ich schaute mir die Hölzer an. "Alles so, wie ich es mir vorgestellt habe. Gute Arbeit".


    Wir luden gemeinsam das Zeug auf meinen Karren. Als der Esel spürte, dass etwas auf den Karren geladen wurde, schaute er sich um und ließ ein leises, fast zwitscherndes Fürzlein ziehen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er dabei grinste. "Mach dir nichts draus, Hoimar, er begrüßt so alle neuen Bekannten und ich kann's ihm ums Verrecken nicht abgewöhnen. Wir sollten aber etwas Abstand halten".


    Ich gab ihm seinen Lohn. "Vale, Hoimar, ich muss los".


    Weil es noch nicht dunkel war, konnte ich nicht durch die Stadt fahren, weil tagsüber jeder Verkehr mit Wagen oder Reittieren innerhalb der Mauern verboten war. Also fuhr ich um die Stadt herum in Richtung Via Borbetomagna.


    Sim-Off:

    40 HS gehen auf das Konto von Duccius Silvanus

  • Ein junger Mann von wenig mehr als 20 Sommern stand in seinem Goldschmiedebetrieb. Eine nicht unbedingt weiter bemerkenswerte Tatsache, leiteten doch einige junge Männer Betriebe, die sie beispielsweise von ihrem verstorbenen Vater geerbt hatten. Andere hingegen waren auf welche Weise auch immer zu Geld gekommen und bauten nun ihren eigenen Betrieb auf um so ihre Familie zu versorgen oder sie standen einer Filiale eines großen Unternehmens vor. Also im Prinzip nichts ungewöhnliches. Doch der junge Mann, um den es hier ging, war Rodrik.


    Nach seiner Ausbildung hatte man ihm die Goldschmiede übertragen. Das hatte man ihm so nebenbei beim Abendbrot offenbart. Wenn Rodriks Kinnlade lang genug gewesen wäre, sie wäre in diesem Moment auf der Tischplatte gelandet. Beziehungsweise im Essen. So baff war Rodrik. Am nächsten Morgen hatte er Mordskopfschmerzen vom Met, den er zur Feier dieser Übertragung getrunken hatte. Auf dem Weg zur Schmiede schaute er an diesem Morgen nicht den hübschen jungen Dingern nach (mehr machte er eh nie, denn viel mehr als ein "Hei... Heilsa." kriegte er nie heraus) sondern überlegte sich, was sich nun wirklich ändern würde. Er machte sich nichts vor, die Schmiede gehörte nicht wirklich ihm, sondern der Familie. Und er hätte sie nicht gekriegt, wenn er nicht Teil dieser Familie gewesen wäre. Und er hatte eigentlich keine Ahnung, was auf ihn zukam. Und jetzt traf ihn die Wucht der Erkenntnis so schlimm dass er sich fast angepinkelt hätte. Er hatte nun die Verantwortung über die Schmiede und über die Männer, die darin arbeiteten.


    Die anderen hatten es schon erfahren, wahrscheinlich hatten sie es schon viel früher gewusst als Rodrik. Gab es eine Feier? Nein, es gab nur eine kleine Versammlung aller Arbeiter, wo dies noch offiziell bekanntgegeben wurde, dann trieb Brix die Männer wieder zur Arbeit an. Und Rodrik stand noch kurz da, genoss irgendwie das Gefühl "seines" Betriebs und machte sich dann auch an die Arbeit.

  • Alpina betrat die Werkstatt Eckwins. Man hörte, dass hier ein Schreiner am Werk war. Deutlich waren die Geräusche von einer Säge zu hören. Alpina sah sich neugierig um. Viele fertige und unfetige Möbelstücke standen herum. Sie erkannte auch einige Ausstattungsstücke, die sie und Corvinus für die Casa Helvetia in Auftrag gegeben hatten.
    Die schwangere Hebamme bahnte sich einen Weg durch Möbelstücke und Werkzeug. Im Nu waren ihre Schuhe mit Sägemehl gepudert. Den fleißigen Schreiner und seine Gehilfen entdeckte sie schließlich in der Nähe eines großen, geöffneten Schiebetores, das ausreichend Licht in die Werkstatt einließ. Eckwin war so in seine Arbeit vertieft, dass er sie nicht bemerkte.
    Alpina räusperte sich.
    "Salve, Eckwin. Ich bin es, Alpina!"

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/44.jpgEckwin


    Eckwin stand über einen Tisch gebäugt, auf dem das Kopfende des Bettes für Alpina und Corvinus lag. Der Schreiner schnitzte gerade den Kopf eines der Bären zurecht. Auf seiner Stirn stand Schweiß und in seinen Haaren hatten sich einige Sägespäne verfangen. Die Schwangere hörte er nicht kommen, weshalb er auch ruckartig aufsah, als er angesprochen wurde.


    "Ach, Alpina", sagte er freudig überrascht. "Salve. Willst du sehen, wie weit eure Bestellung ist? Einige Teile haben wir ja schon geliefert. Ich hoffe ihr seid zufrieden?" Bisher waren bereits ein paar Stühle und einige der schlichten Betten für die Sklaven geliefert worden, die man vor Ort zusammengebaut hatte.

  • Alpina erkannte gleich, dass Eckwin am Kopfteil des Bettes für sie und Corvinus arbeitete. Der Kopf eines Bären war schon gut zu erkennen.


    "Salve, Eckwin. Schön dass ich dir hier gerade bei der Arbeit an unserem Bett sehe. Ja, danke sehr für die bisherigen Stücke. Alles ist genau so wie wir es uns vorgestellt haben. Wir sind sehr zufrieden und werden deine Schreinerei sicherlich weiterempfehlen."


    Sie betrachtete die Schnitzarbeit des Schreiners genauer.
    "Der Bär sieht ja schon jetzt sehr plastisch aus. Du bist ein wahrer Künstler! Darf ich dir trotzdem noch einen weiteren Auftrag erteilen? Ich habe noch einen ganz besonderen Wunsch - einen Geburtsstuhl. Du weißt ja, dass ich als Hebamme arbeite und so habe ich mir schon oft einen solchen Stuhl gewünscht, der es mir und der Gebärenden erleichtern würde, dem Kind auf die Welt zu helfen. Er sollte nicht allzu schwer sein, damit ich ihn mitnehmen kann. Und was natürlich ganz toll wäre... wenn er fertig wäre, bevor..." Alpina strich sich über den Schwangerenbauch. "... dieser kleine Brocken zur Welt kommen will."


    Alpina ahnte wohl, dass Eckwin keine Ahnung hatte, wie ein Geburtsstuhl aussah, denn der Einsatz solcher Stühle war noch selten, ihre Erfindnung noch nicht alt. Deshalb hatte Alpina eine Zeichnung eines Geburtsstuhles auf einem Papyrus mitgebracht.
    "So ungefähr sollte er aussehen."


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    Sim-Off:

    „The birth figures, I & II; the womans stooles. Wellcome M0009535“ von http://wellcomeimages.org/inde…2deaafad14e58.jpgGallery: http://wellcomeimages.org/indexplus/image/M0009535.html. Lizenziert unter CC-BY 4.0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/…es._Wellcome_M0009535.jpg

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/44.jpgEckwin


    "Das freut mich, danke", zeigte der Schreiner sich ehrlich beglückt über die Zufriedenheit seiner Kunden. Er strahlte. Und er strahlte weiter, als Alpina seine Schnitzarbeit lobte. Das minderte sich auch nicht, während sie einen neuen Auftrag schilderte.


    "Ha! Dann lasse ich das Bett hier lieber erstmal liegen und fange gleich mit dem Stuhl an!", lachte Eckwin nicht unfreundlich. Er nahm neugierig die Zeichnung entgegen. "Hmm", brummte er. "Der wird aber nicht unbedingt leicht herumzutragen sein." Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er Alpina an. "Vielleicht solltest du dir einen Sklaven anschaffen, um den Stuhl zu tragen?"

  • Das Lob schien den Schreiner aufrichtig zu freuen und auch der neuerliche Auftrag entlockte ihm einen Ausruf der Freude. Er besah sich die Zeichnung. Die anschließende Bemerkung hatte Alpina schon erwartet. Sie lächelte.
    "Du hast natürlich recht. Zum Tagen wird er zu schwer und auch zu unhandlich sein. Ich habe vor ihn mit einem Leiterwagen zu transportieren. Was meinst du? Das müsste doch möglich sein?"

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/44.jpgEckwin


    "Ah", machte Eckwin. "Ja, mit einem Leiterwagen sollte das zu schaffen sein." Er grinste Alpina schief an. "Die Zeichnung kann ich für die Anfertigung behalten?", fragte er vorsichtshalber nach. Er rechnete damit, dass Alpina zustimmen würde, aber sicher war sicher. "Wie lange habe ich denn noch ungefähr, bis der Stuhl fertig sein sollte?", fragte der Schreiner anschließend noch und deutete dabei vage auf Alpinas Bauch.

  • "Oh ja, natürlich kannst du die Zeichnung behalten. Du wirst noch nicht oft so ein spezielles Möbel gefertigt haben, nehme ich an."


    Alpina freute sich, in Eckwin so einen versierten Schreiner gefunden zu haben, der sich auch einen so ungewöhnlichen Auftrag zutraute. Als er dann nach der verbleibenden Zeit fragte, hob sie die Schultern.


    "Nun, so genau kann ich das natürlich nicht sagen, denn im Prinzip kann es jederzeit losgehen. Aber meiner Erfahrung nach würde ich sagen ein bis zwei Wochen sind es noch. Doch mach dir darüber keinen Kopf, wenn der Geburtsstuhl zu meiner Entbindung zu spät kommt, wird er zukünftig den anderen gebärenden Frauen gute Dienste leisten."

  • [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/a-germanen-maenner-jung/44.jpgEckwin


    "Stimmt", bejahte der Schreiner Alpinas Annahme. "Betten, Truhen, Schränke...Tagesgeschäft. Aber das ist wirklich etwas Besonderes." Seiner Stimme und seinem begeisterten Gesichtsausdruck konnte man dabei entnehmen, dass er das weniger als lästige Abweichung denn vielmehr als ungewöhnliche Herausforderung ansah.


    "Ich werde versuchen, den Stuhl bis nächste Woche fertig zu haben", versprach Eckwin nun, da Alpina eine ungefähre Zeitangabe gemacht hatte. "Am besten mache ich mich dann direkt an die Arbeit."

  • Alpina schenkte Eckwin ein strahlendes Lächeln als er versprach, sich gleich an die Arbeit zu machen.

    "Ich danke dir, Eckwin. Es ist gut zu wissen, dass man sich immer auf dich verlassen kann, auch wenn man mit einem ungewöhnlichen Wunsch kommt. Gib mir Bescheid, wenn der stuhl fertig ist. Entweder ich hole ihn selbst mit dem Leiterwagen ab, dann weiß ich gleich, ob das funktioniert oder..." Sie machte eine Gedankenpause. "... es könnte auch sein, dass einer unserer Sklaven ihn abholen muss." Kommentierte sie schließlich achselzuckend und versonnen ihren Bauch streichelnd.

    Dann reichte sie dem Schreiner die Hand. "Nochmals besten Dank, Eckwin! Vale bene."

  • Strammen Schrittes war Licinus durch den Schneematsch auf den Mogontiacer Straßen gestapft um zu den Werkstätten der Duccier zu kommen. Nun stellte sich die Frage, wie fand man hier einen Verantwortlichen? Licinus fackelte nicht lange und packte einen Arbeiter der das Pech hatte in die Kälte hinaus zu müssen unsanft am Arm, um ihn aufzuhalten.
    "Salve! Praefectus Iulius. Wo finde ich hier jemand Verantwortlichen!" bellte er den armen Mann an. Um besser erkannt zu werden hatte er schon zuvor die Kapuze ein wenig zurück geschoben und seine Militär-Paenula war deutlich erkannbar aus warmem, aber besserem Stoff gefertigt, als ein normaler Soldat es sich leisten konnte. So ein ärger, wie mit dem Postbeamten würde ihm nicht wieder passieren.

  • Hoppla, dachte sich der Gepackte, und wollte bereits eine wüste Beschimpfung gegen den Iulier loslassen. Angesichts der Uniform besann er sich jedoch und hielt sich zurück. "Salve", erwiderte der Arbeiter den Gruß des Praefectus. Es klang wie 'Scher dich zum Pluto'. Sich so anraunzen zu lassen hatte der Mann nicht nötig. "Kommt drauf an, was du willst", versetzte der Arbeiter daraufhin. "Wir haben hier verschiedene Werkstätten." Missgelaunt sah der Mann den Offizier an. Er mochte es nicht, wenn man ihn derart von der Arbeit abhielt.

  • "Ich bräuchte jemanden von der Schneiderei und der Schusterei. Und einen Verantwortlichen der Töpfer." erklärte sich Licinus ebenso knapp, wenig erfreut darüber, dass es hier nciht so was wie einen magister fabricae gab, der über alle Arbeitsbereiche informiert war. Aber das wäre wohl zu gewesen. Also drei Gesprächstermine. So kam er aber wenigstens aus diesem Mistwetter raus.

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