[Schiff] Nordwind

  • Siv wusste nicht, was dem Parther gerade durch den Kopf ging, aber sie konnte es sich in etwa vorstellen. Sie hatte die Flavia ja kennen gelernt, sie konnte sich nicht vorstellen, dass es angenehm war, zu ihr zu gehen und ihr einen Fehlschlag zu beichten. Aber Siv konnte und wollte ihm nicht weiter helfen. Am liebsten hätte sie sich darüber aufgeregt, was die Flavia sich einbildete, einen ihrer Sklaven loszuschicken und sie auszuquetschen, dass sie es ihm zumutete und ihr, und normalerweise hätte sie sich auch aufgeregt. Aber sie hatte nicht die Energie dafür. Nicht jetzt. Nicht heute. Die Tatsache, dass Corvinus die Flavia heute heiratete, ihr versprach, an ihrer Seite zu sein, ließ sich nicht weit genug verdrängen, als dass ihr Temperament die Oberhand hätte bekommen können in diesem Augenblick. Genauso wenig schaffte sie es, wirklich mehr als etwas Mitgefühl für Phraates aufzubringen, geschweige denn sich etwas einfallen zu lassen, das ihnen beiden helfen könnte – was unter normalen Umständen der nächste Schritt für sie gewesen wäre. Nachzudenken, was sie sagen könnte, das nichts verriet, Phraates aber nicht mit völlig leeren Händen zu der Flavia zurückkehren ließ, so dass er nicht bestraft wurde.


    Die Panik, die kurz in Phraates’ Augen aufflackerte, entging der Germanin. Die anschließende Verärgerung dagegen jedoch nicht, die sich noch steigerte, als der Parther anfing sie auch verbal auszudrücken – und mit fremden Worten um sich schmiss, die Siv zwar nicht verstand, von denen sie aber durch den Kontext eine ungefähre Vorstellung hatte, was sie bedeuten mochten. Irgendjemand, der in seinem Heimatland etwas zu sagen hatte. Jemand, der Autorität hatte – und sie in diesem Moment auch einzusetzen versuchte. Und sie wirkte auch. Auch hier wieder hätte Siv normalerweise völlig anders reagiert. Sie hätte sich entweder aufgeregt oder wäre ironisch geworden, hätte sich auf eine Art verhalten, die ihr im Grunde nur Ärger einhandeln konnte und in der Vergangenheit auch nur zu oft Ärger eingehandelt hatte. Aufgrund ihrer Schwangerschaft war Siv aber derzeit generell empfindlicher als für gewöhnlich, und der heutige Tag machte es noch einmal schwieriger für sie. So initiierte Phraates’ Verhalten in ihr in diesem Moment nicht ihren üblichen Trotz, sondern bewirkte im Gegenteil eher das, was es vermutlich bewirken sollte: Siv war eingeschüchtert. Wäre die Reling nicht in ihrem Rücken gewesen, sie hätte in diesem Moment einen Schritt zurückgetan, so presste sie sich nur gegen fester das Holz und schlang ihre verschränkten Arme in einer unwillkürlichen Abwehrreaktion enger um ihren Oberkörper. Sie starrte ihn an, aus blauen Augen, in denen zu erkennen war, dass sie in diesem Moment Angst vor ihm hatte. Sie wusste, dass er ihr nichts tun konnte, vor allem nicht hier, aber sie konnte es nicht verhindern, dass sie so empfand. Wären sie jetzt allein gewesen, Siv hätte versucht wegzukommen.


    Ob es nun an ihrer zwar wortlosen, aber wohl doch merkbaren Reaktion lag oder an etwas anderem – Phraates wurde wenigstens für einen Moment wieder normal, und diesmal sah Siv einen Teil der Verzweiflung, die ihn überhaupt erst so weit getrieben hatte. Sie war immer noch vorsichtig, hatte immer noch ein mulmiges Gefühl, und gleichzeitig war auch wieder das Mitgefühl da – und trotzdem: sie weigerte sich, ihm zu sagen, was er wissen wollte. Sie konnte es ihm nicht sagen. Sie würde die Flavia nicht aufs Glatteis führen, aber sie würde ihr auch nicht erzählen, dass sie mit Corvinus das Bett teilte – sie konnte das einfach nicht. Es reichte doch schon, dass die Flavia Corvinus heiraten würde, dass sie mit ihm zusammen sein konnte, ohne es geheim halten zu müssen, und dazu noch entsprechend Zeit abging, die sie selbst mit ihm verbringen konnte – und dass sie allein damit Sivs Situation um einiges erschweren würde, selbst wenn sie eine freundlichere Herrin wäre. Davon abgesehen wagte Siv sich gar nicht vorzustellen, wie ihr Leben werden würde unter einer Hausherrin, die wusste, dass sie mit ihrem Mann das Bett teilte. Selbst wenn Celerina davon ausging, dass es nicht mehr war als eben das – ein Römer, der eine Sklavin zu sich rief, was nicht ungewöhnlich war, unabhängig davon ob er verheiratet war oder nicht –, würde sie kaum davon begeistert sein. Aber was würde passieren, wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, dass mehr war zwischen ihrem Mann und seiner Leibsklavin? Siv gehörte nicht Celerina, sie konnte nicht einfach über sie verfügen, zumal sie einen anderen Status hatte als die üblichen Haussklaven. Aber sie würde die Hausherrin werden, und als solche hatte sie durchaus Möglichkeiten, Siv das Leben schwer zu machen. Aber obwohl diese Überlegungen Siv durch den Kopf gingen, waren sie im Grunde höchstens zweitrangig für sie. Der Hauptgrund für ihre Weigerung war schlicht und einfach: sie wollte nicht. Sie konnte es noch nicht einmal wirklich erklären, aber etwas in ihr sperrte sich zutiefst dagegen. Sie liebte Corvinus, und was sie mit ihm und durch ihn hatte, war ihr zu wertvoll, um darüber zu tratschen, was sich bei ihnen im Bett abspielte, oder jemandem zu erzählen, was zwischen ihnen war – noch dazu jemandem, der dieses Vertrauen weder verdient hatte noch wertschätzen konnte, schon allein, weil sie sich nicht kannten, aber auch weil er vorhatte, es weiter zu erzählen. „Es tut mir leid“, antwortete sie, und man konnte ihr anhören, dass sie es ehrlich meinte, auch wenn sie das mulmige Gefühl, das sie dabei hatte, immer noch nicht ganz unterdrücken konnte. „Wirklich. Ich will nicht, dass du kommst in Loch. Aber ich kann nichts sagen. Ich…“ Hilflos zuckte sie die Achseln. Warum konnte Phraates nicht einfach das an Celerina weitergeben? Warum konnte die nicht einfach nur sauer auf sie sein? Sollte sie doch, Siv legte nicht unbedingt Wert darauf, von der Flavia gemocht zu werden, nicht wenn sie ihr im Grunde nicht mehr ankreiden konnte als die Tatsache, dass sie eine loyale Sklavin war. Oder noch besser, Phraates vermittelte es ihr auf eine Art und Weise, dass sie glauben würde, Siv wüsste tatsächlich nichts. Aber das konnte sie nicht laut sagen, weil das allein sie schon wieder verdächtig machen würde – und sie wusste nach wie vor nicht, wie loyal Phraates als Sklave war, ob er das dann ebenfalls weiter erzählen würde.

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    Original von Aulus Flavius Piso


    Das Meer hatte schon immer eine besondere Wirkung auf Serrana gehabt. Schon als Kind konnte sie sich lange am Anblick der brechenden Wellen verweilen. Immer spielte ein wenig die Sehnsucht mit und die Träume von fernen Ländern mit. So war es auch jetzt an Bord des Schiffes. Serrana stand an der Reling, sah hinaus auf das Meer und träumte davon, wie es wäre, wenn sie auf Reisen gehen könnte, in fremde Länder zu fremden Völker. Um so mehr erschrak sie, als sie die Stimme hinter sich wahrnahm. Wenige Minuten vorher hatte sie noch an ihn gedacht und nun stand er hinter ihr und sprach sie an. Der entscheidende Vorteil bestand darin, dass diesmal ihr Vater nicht in unmittelbarer Nähe war, was ihr die Möglichkeit gab, einige Worte mit dem Flavier wechseln zu können.
    "Oh, salve!" Sie lächelte verlegen und drehte sich nun zu ihm um. Serranas Verlegenheit nahm noch zu, als der Flavier sich bei ihr zu entschuldigen begann. Gewiss, es war ihr unangenehm, als ihr Vater sie ganz offensichtlich an den Mann bringen wollte. Sie hatte sich sehr überfahren gefühlt, wollte aber den Wunsch ihres Vaters respektieren.
    "Oh ja…. Äh nein, äh ich meine, mir tut das auch leid. Aber nein, bitte…, du musst nicht gehen. Nicht wegen mir." Der Flavier machte einen ganz sympathischen Eindruck, ganz anders, wie sie es von einem Patrizier erwartet hätte. Auch sie fühlte sich nun wesentlich leichter und ungezwungen.

  • Piso taten seine Worte fast schon wieder Leid, als er sah, wie sehr er die Plebejerin damit in Verlegenheit brachte, doch auf ihm hatte es nicht wirklich behagt, wie schnell und unvermittelt Verus Piso quasi als Stiefsohn erkoren hatte.
    Nun war es nicht so, dass Piso grundlegend etwas etwas gegen Serrana hatte, im Gegenteil. Er fand sie ein sehr nettes Maedchen, waere dem nicht so, waere er kaum wieder auf sie zugekommen. Doch Verus Begierde, Serrana so schnell wie moeglich an den mann zu bringen, war schon etwas merkwuerdig, wenn auch ein bisschen belustigend, wenn er ehrlich mit sich war. Obwohl, fuer serrana war die Angelegenheit sicher nicht sehr witzig.
    Und gerade deshalb war er von Herzen froh, dass sie ihn nicht wegsandte. Er waere ohne Umschweife gegangen, doch dies war nun nicht noetig.
    "Aeh... hrmmm...", wiederholte er sich. "Das ist... gut." Prima Piso, da wird dir eine so traumhafte Frau ohne deinen Verdienst mehr oder weniger zugeschanzt, und das Intelligenteste, was du herausbringst, ist "hrmmm"?
    Piso blickte schnell aufs Meer, dann wieder auf Serrana. "Es ist doch schoen, das Meer. Ich war schon als kleiner Bub fasziniert davon. Und das einzige, was noch vertraut ist, wenn man an fremden Kuesten steht. So koennte man fast sagen, dass ich mit dem Meer die Heimat verbinde.", sinnierte er.

  • Es hatte gedauert bis sich Orestes durchgekämpft hatte, man merkte den Gästen schon an, dass sie langsam zu den geselligeren Teilen der Feier übergehen wollten, deshalb beschloss Orestes im Stillen dieser letzten Zeremonie zu einem zügigen Abschluss zu verhelfen.


    Die Brautleute saßen schon bereit auf den Stühlen, so dass ihnen Orest nur noch den Speltkuchen reichen musste, den sie gemeinsam essen sollten. Danach würde er noch einmal an Land gehen und zusammen mit Obst und Wein einen weiteren Speltkuchen dem Iuppiter opfern, danach würde das Festmahl losgehen können.

  • Das stete Wogen unter seinen Füßen, der sanfte Plätschern der Wellen gegen die Bordwand, das Knarren des Schiffes, das sanfte Murmeln der Balken, all das war eine Symphonie in Marcus' Ohren, ein mildes Reigen auf dem blauen Ozean und es erfreute Marcus' Herz dermaßen, daß ihm jegliche negativen Schwingungen vollkommen entgingen, er war einfach zu gut gelaunt, trotz seines Hungers, der langsam anschwoll und durch die wohlriechenden Düfte von den Speisen, die wohl auf der Hochzeit kredenzt werden sollten, noch gemehrt wurde; die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sogar noch kaum die Last der toga verspürend, ließ Marcus seinen Blick weiter über das Schiff und dann mal das Meer und die anderen Schiffe im Hafen wandern; vielleicht sollte er sich selber mal ein Schiff kaufen und einfach davon segeln, einfach weg von Rom, von den ihm drohenden Pflichten, die ihm mehr unliebsam waren, einfach über die blaue See dem Horizont entgegen. Marcus' Mundwinkel hoben sich ganz leicht bei der Vorstellung und sein Blick wanderte in die Ferne, darüber sinnend, was einem alles auf hoher See begegnen könnte und einfach nur von einem Tag zum Anderen vor sich hin leben dürfend; es war eine herrliche Vorstellung und es juckte Marcus in den Fingern. Matrosen dafür zu finden, war bestimmt nicht so schwer, zumindest stellte sich Marcus das so vor, schließlich sollte es kein Kriegsschiff werden. Er neigte nur andeutungsweise, aber zufrieden den Kopf als Asny antwortete, denn es klang recht manierlich, was die junge Frau von sich gab, außerdem schien sie ihm wirklich zugehört zu haben, was auch nicht alle Sklaven taten oder nur Interesse heuchelten, während sie lieber darüber sannen, wie sie am Besten von der Seite ihres Herrn weichen oder sich einfach das Leben angenehmer machen konnten; eine kleine Irritationsfalte erschien zwischen Marcus' Augenbrauen und er sah nach hinten zum Schiff als er die Erfahrung von Asny vernahm, versuchte das Gesagte in einen richtigen Zusammenhang zu bringen und zu verstehen, was Asny genau meinte. Das über die Soldaten weckte gleichzeitig Belustigung in Marcus, andererseits auch ein wenig Missmut, wie sie über Soldaten sprach, denn Soldaten waren für Marcus natürlich noch Kollegen - und nicht mit dem Sklavenvieh zu vergleichen, das man hin und wieder in den Schiffsbauch zwängte! - aber die Belustigung überwog seiner jovialen Stimmung wegen deutlich, weswegen es erneut um seine Mundwinkel zuckte.


    Da sich Marcus noch immer mit dem Bild beschäftigte, wie ein stämmiger Soldat, ein solcher Ochse von Mann mit Schultern wie ein Schrank, aber sich nach unten verjüngend, von einem Windhauch an Land ins Straucheln gebracht wurde, tropfte die unverschämte Beleidigung von Asny erst langsam in Marcus' Kopf, wandte sich dort wie eine träge Schlange, um dann flink und fies in seine Gedanken zu beißen; einen Herzschlag lang sah Marcus Asny einfach nur verblüfft und entgeistert an, ehe sich seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen preßten und er sie streng und kalt ansah; er mochte noch nachsichtig sein, wenn sie ihn unter vier Augen provozierte und aus der Reserve lockte, wenn sie eine unverschämte Stichelei nach der Anderen fallen ließ, aber in der Öffentlichkeit ging das zu weit, zumal er keine Lust, noch sonderlich einen Nutzen darin sah, wenn er sich mit ihr unter aller Augen auseinander setzen mußte. Er atmetet einige Male tief ein und sah wieder über den Ozean, die Wellen wirkten durchaus beruhigend auf ihn und glätteten die zornigen - und durchaus beleidigten - Worte in seinen Gedanken herab; Marcus fand den Skorpionstachel- wie sie das mit dem Schiff so treffend beschrieben hatte - , den Asny besaß und immer wieder zu Nutzen vermochte, recht unangenehm, zumal er eigentlich mit sich im Reinen war, aber es gar nicht mochte, wenn man ihn zu dick nannte oder es gar andeutete - denn er merkte ja schon, daß seine zwei Zentner etwas viel waren.
    "Was die körperliche Physis angeht, Asny, bin ich Dir immer noch überlegen, auch wenn Du noch so sehr trainierst. So viel zu unseren Freude der Arbeit und Natur betreffend."
    , antwortete Marcus mit kalter, und nicht minder schneidender, aber leiser Stimme, die fast von dem Plätschern des Salzwassers überschattet wurde.
    "Eine liburnia ist ein feines Schiff und gleitet ganz wunderbar im Wasser, das stimmt. Und auch sehr martialisch, besonders wenn sie nicht nur den dekorativen Teil am Achtersteven, sondern einen massiven Schiffsschnabel unter dem Bugspriet besitzt. Du weißt doch sicherlich, warum die rostra auf dem forum romanum ihren Namen trägt?"
    Marcus hegte keinen Zweifel daran, aber wenn sie ihn testete, dann konnte er das auch hin und wieder tun, und ihre Grenzen - von denen sie anscheinend keine hatte - erforschen damit, aber noch fing er eher mit leichten Fragen an, deren Antworten bestimmt wie ein Pfeil von der geistigen Sehne geschoßen kam.
    "Hm!"
    , brummte er lediglich als Kommentar zu Asnys Worten bezüglich der Seekrankheit und er legte eine geistige Notiz ab, daß er in Zukunft genau darauf achten mußte, wann Asny sich drückte oder er sie wirklich nicht zur Arbeit heran ziehen konnte, wenn sie schon derart offen zu Schau trug, daß sie entschied, wann sie mitkam und wann nicht, herrje, was war bloß mit den Sklaven von heute los, war das auch früher so schlimm gewesen? Marcus meinte nicht, aber da hatte sich seine Mutter um solche Angelegenheiten gekümmert.


    Jetzt wandte sich Marcus doch einige Herschläge der Hochzeitsgesellschaft zu und betrachtete das Treiben, auch etwas, was im Moment seine Laune noch zu heben wußte, aber besonders, als ein Sklave mit Bechern vorbei eilte; Marcus winkte ihn heran und ließ sich von dem honiggoldenen Tropfen reichen, der seinen Appetit nicht mehr schüren brauchte, aber dennoch eine gute Einleitung zu einem dekadent-leckeren Mahl war; Marcus führte auch gleich den Becher an die Lippen und genoß einen Schluck von dem süßen Gesöff, dabei langsam an der Rehling entlang schlendernd und das Schiff betrachtend, abwartend, daß die anderen Gäste Platz nahmen oder sich zusammen tummelten, um zu sehen, wo er seine Nische finden würde und mit wem er sich in den nächsten Momenten unterhalten wollte, im Moment war ihm eher weniger nach dem üblichen Hochzeits- und Feiertratsch, weswegen er sich noch momentan zurück hielt.
    "Asny, ich möchte, daß Du Dich in den nächsten Tagen erkundigst, was eine liburnia oder andere ähnliche Schiffstypen kosten und ob und wo solche Schiffe erhältlich sind."
    , meinte Marcus zu seiner Sklavin, dabei wieder den weiten Horizont absuchend, der mit jeder Blaunuance und weißen Wolkentupfen eine Einladung zu ihm schrie, ihn zu erkunden.
    "Wie kommt es eigentlich, daß Du auf einer liburnia gefahren bist?"

  • Als Orestes den Kuchen von der Sklavin entgegen nahm, begegneten sich kurz unsere Blick. Ein leichtes Nicken ließ ich ihm zukommen, gefolgt von einem Lächeln. Dann nahm ich den Kuchen an und hielt ihn Celerina hin, damit wir ihn gemeinsam mittig brechen und jeder ein Stück verspeisen konnten. Krümel fielen auf das Schaffell zwischen uns und auf die blank gewienerten, neuen Planken des Schiffes. Der Kuchen war für meinen Geschmack zu trocken. Ich aß zwei Bissen und kaute bedächtig, dann blickte ich die Sklavin an, die wieder vortrat und die Reste des farreum libum mit ihrer Silberschale entgegen nahm. Jetzt noch der unblutige Ritus, dann war es vorerst geschafft und wir würden uns gemeinsam mit den Gästen an Speis, Trank, Musik und Spiel gütlich tun können - zumindest bis zum Abend, wenn der Nordstern zu sehen sein und wir wieder in den Hafen einlaufen würden. Der Brautzug würde vermutlich recht spaßig werden, zu Hause würden noch einige traditionelle Riten folgen...und dann würde ich mit Celerina allein sein. Ich konzentrierte mich wieder auf Orestes. Später war noch genug Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was in der Nacht geschehen würde.


    Unterdessen schoben sich einige wenige lockere Cumuluswolken über den blauen Himmel. Die Intensität der Sonne war zwar noch nicht ganz so sommerlich - kein Wunder, es war schließlich noch lange nicht Sommer - aber ein schöner Frühlingstag war es dennoch. Für den später hereinbrechenden Abend und die damit über das Wasser aufziehende Kühle war bereits vorgesorgt worden, denn vereinzelt standen Kohlebecken auf Deck verteilt, die jedoch noch nicht gefüllt waren. Noch wurden sie auch nicht benötigt.

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    Original von Siv


    Als Phraates damit abgeschlossen hatte, seine Titel aufzuzaehlen, bemerkte er etwas, was ihn beunruhigte. Er hatte der Frau tatsaechlich Angst eingefloesst. Er hatte nicht damit gerechnet. Seine Aktion war das Ergebnis eines kurzen Anfalles gewesen, nicht eines reflektierten Nachdenkens oder tadelloser Vernunft. Die Moeglichkeit, dass er mit seinen fremdlaendischen Worten wirklich etwas bewirkte, war ihm gar nicht gekommen.
    Angesichts des verunsicherten Gesichtsausdruckes der Germanin beschloss er zurueckzuschalten. Er wollte nicht, dass jemand vor ihm Angst haben sollte, welcher nicht sein Feind war, schon gar nicht eine Frau.
    Doch die Verzweiflung, die konnte er nicht abschuetteln. Einschuechtern war eine feige Methode, die er nicht mehr anwenden wollte, doch er musste doch irgendeine Loesung finden! Es konnte nicht moeglich sein, dass Phraates die Frage seiner Herrin, welche unweigerlich kommen musste, ob seines Wissenstandes, mit einem Achselzucken beantworten musste.
    Er wartete also auf eine Antwort. Die Ungeduld flackerte feurig in seinen Augen. Die Germanin dachte sehr lange ueber eine passende Antwort nach, bevor sie sich schliesslich daran machte, dem Parther eine Antwort zu geben.
    Atemlos hoerte er ihr zu. Sie wiederholte nur ihre Aussage. Nichts anderes. Es gab nur diese eine Auskunft. Sie wuerde ihre Meinung auf Biegen und Brechen nicht aendern.
    Phraates konnte sie ja verstehen. Doch er hatte sich durchaus mehr Solidaritaet erwartet. Er wusste ja nicht, wie es die Germanen damit hielten, doch ihm war dies wichtig, und er wuerde auch nicht davor zurueckschrecken, anderen Sklaven zu helfen, wenn er es konnte, vor allem mit ein paar Worten, welche Siv erzaehlen konnte. Ohne Sorge, dass Phraates sie dafuer bewerten wuerde, ohne Sorge, dass sie dafuer bestraft werden wuerde, ohne Sorge, dass daraus auch nur irgendein Nachteil erwuchs.
    Auf der anderen Seite Phraates. Er hatte viel zu verlieren, und viel zu gewinnen. Er wusste, um seine Herrin zufrieden zu stellen, musste er eine akkurate Beschreibung von Corvinus' Vorlieben abliefern. Er glaubte zu wissen, dass Celerina wusste, dass der Aurelier etwas mit der Sklavin hatte. Sie hatte es ihm unterbreitet, ganz ohne zu Zoegern - zumindest hatte das Phraates so interpretiert. Dass seine Herrin nur vage Mutmassungen angestellt hatte, war ihm aufgrund seines schlechten Lateins entgangen. Dennoch war es nun zufaelligerweise so, dass Phraates richtig lag. Phraates hatte tatsaechlich eine Brise der Wahrheit geschnuppert.
    Von jener Ahnung angestachelt, beschloss er, sie geradeheraus anzusprechen. Es ging um seine Zukunft.
    "Du nicht willst...", wiederholte er also nur ihre Worte. "Du verstehst nicht! Du verstehst das Ganze nicht! Ich das brauche! Wenn ich komme und ich nichts habe, dann..." Es schuettelte ihm beim Gedanken daran, was passieren konnte. Sie verstand wohl wirklich nicht die Severitaet der Konsequenzen, die ein Versagen seinerseits nach sich ziehen wuerde. Oder aber... ihr war es egal. Was, wenn sie sich sagte, der Parther soll doch schwitzen, Hauptsache, ich komme ungeschoren heraus? Fast hatte er den Eindruck, dass dem so war. Es konnte eine unfaire Anschuldigung sein... doch sein verdacht verstaerkte sich. Wieso wuerde sie sich sonst weigern, ihm eine ganz kurze, unverfaengliche Aufzaehlung von Corvinus' Vorlieben zu geben?
    "Du sagst, dass du nicht willst, dass ich in dem Loch komme. Aber... nein. Du willst, dass ich in dem Loch komme. Sonst du mir sagen wuerdest." Er schwitzte wie sonst nur ein Holzfaeller. Es waren eine Mischung aus Panik, Veraergerung und Willenskraft, welche in jedem Mann, selbst den nobelsten und respektabelsten, eine gefaehrliche Mischung darstellten.
    "Mir es sage!" Er schnaufte kurz ein und aus. Nur die Ruhe. "Oder hast du anderes Plan, he? Du weisst anderes Plan? Wenn nicht, dann sage. Nur zehn Worte. Nicht schlimm. Ich sie vergessen werde, wenn ich sie Celerina gesagt habe. Ich auf meine Ehre schwoere! Celerina dir nie etwas tun wird. Wenn sie etwas tut, dann ich dich beschuetzen werde!", versprach er ihr. Sie musste doch ein Einsehen haben.
    Was aber, wenn nicht? Es gab Grund zur Annahme, dass Siv sich trotz seiner eindringlichen Worte noch immer weigern wuerde. Dann waere Phraates mit seinem Latein am Ende.

  • Die meisten Gäste hatten mittlerweile das Schiff betreten. Umso schwieriger gestaltete sich das Durchkommen für Orestes der auf dem Weg zu uns war, was die Zeremonie etwas in die Länge zog. Doch dann war er da und es konnte weiter gehen.
    Gemeinsam mit Marcus brach ich den Speltkuchen und genoß ein kleines Stückchen davon. Allerdings fand ich ihn nicht sehr wohlschmeckend und doch recht trocken. Das anschließende Festmahl würde mich diesbezüglich hoffentlich entschädigen. Ach ja, das Festmahl! Dadurch dass ich recht aktiv in die Festplanung involviert war, wusste ich in etwa, was mich kulinarisch noch erwarten sollte.
    Nun nur noch ein letztes Opfer für Iupiter, dann war es vollbracht. Mittlerweile verspürte ich auch ein penetrantes Knurren in der Magengegend. Ich hatte heute noch nichts zu mir genommen. Am Morgen nach dem ich erwacht war, hatte ich andere Sorgen gehabt. Meine einzige Sorge jetzt noch, war das Vertuschen der peinlichen Magengeräusche, was aber durch die Geräuschkulisse im Hintergrund nicht sonderlich schwierig war. Ansonsten war ich zufrieden, mit dem wie der heutige Tag bislang verlaufen war.

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    Original von Marcus Flavius Aristides


    Seine Reaktionsschnelle glich immer noch der Aktivität einer Landschnecke im Meerwasserbad. Anscheinend hatten ihn Nebensächlichkeiten wie die reizende Aussicht oder die Vorstellung eines 'Kleiner-Junge-Abenteuers' zu sehr in Anspruch genommen, um seinen Geist ihren Worten in einer Weise folgen zu lassen, die ihr wenn auch nur die Ahnung eines ernstzunehmenden Konters beschert hätte. Nicht auszudenken, wenn man ihn auf öffentlicher Bühne mit weit weniger lapidaren Themen und Fragen bestürmte, auf welche er prägnante, gezielte und entmachtende Antworten erwidern musste, welche sowohl Kritiker als auch Verunsicherte auf seine Seite reißen, aber doch wenigstens zum Schweigen bringen sollte. Und dieses Schiff, diese angeblich so gesellige Veranstaltung, war in ihrer Art bereits ausreichend öffentlich, als dass er sich nicht auf ruhigem, ungefährlichem Terrain wähnen durfte. Ihre Gegenwart sollte ein stetiger Garant für Stress und plötzlich aufwallenden Zorn bleiben, wie sonst bekam man diesen Mann, der das Leben bevorzugt in vollen Zügen genoss, in eine aufgewecktere und schlagfertige Position? Wenn es denn sein müsste, würde sie selbst des nachts gleich einem Rachegeist neben seinem Lager auftauchen und ihm einen Affront nach dem nächsten in den Gehörgang zischen, ihm unbequeme Verhöre aufzwingen und auch sonst der stetig pochende Stachel in seiner Seite bleiben. Diese Planung überschnitt sich höchst erfreulich mit einigen ihrer übrigen Absichten und so brauchte Aristides nicht zu fürchten, ihr Interesse an seinen rhetorischen Finessen würde aufgrund anderer Ziele so rasch erlahmen. Der dadurch anfallende Stress würde womöglich auch gleich seinen Magen, diesen bodenlosen Grund, verschließen und die Gewichtsproblematik vorteilhaft korrigieren.


    Mit innerem Interesse und einem mäßig ausdrucksstarken Neigen ihres wohlfrisierten Kopfes nahm Asny den Gang der Beleidigung zur Kenntnis, deren Wirkung man groß und breit und unverhohlen wie üblich in der Mimik ihres Herrn mitverfolgen konnte gleich einer kleinen Holzkugel, welche auf ihrem Weg ins Verderben noch diverse Kettenreaktionen hervorrief. Obgleich ihr mildes Lächeln in seiner Art unverändert blieb, so missfiel ihr diese grandiose Offenbarung in Aristides' Zügen außerordentlich, gerade weil sie sich unter Leuten befanden. Der auffrischende Wind hatte ihre Worte förmlich von den Lippen gerissen und auf das Meer hinausgetragen, die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemand unbeabsichtigt belauschen könnte, strebte gegen Null. Selbstverständlich handelte sie für eine solche Kleinigkeit vorausblickend genug. Obgleich er in schöner Regelmäßigkeit wirkte, als wäre ihm sein Ruf in der Öffentlichkeit mächtig einerlei, so teilte sie diese Ansicht keineswegs, und im Gegenzug zu ihm beherrschte sie vor allem ihre Gesichtszüge angemessen. Niemand, der sie zufällig beobachtete, hätte von ihrem geradezu lieblich bis schlicht höflichen Ausdruck irgendetwas Bemerkenswertes wahrgenommen. Eine Sklavin, welche einen kleinen, trivialen Plausch mit ihrem Herrn hielt, der sich in Ruhe die Identitäten der Gäste beschaute. Dass seine Laune indes plötzlich gleich einer Lawine absank, gab er in geradezu derber Weise preis. Hatte er als Kind niemals Theater gespielt, seine Eltern belogen? Bei ihr handelte es sich lediglich um eine Sklavin und es war seinem Ruf nicht förderlich, wenn er einen anderen Eindruck als jenen offenbarte. 'Dort, schau, nicht einmal sein Sklavenmädchen hat der Kerl im Griff'. In Asnys Augen erblühten förmlich Eiskristalle, sobald sie an eine solchgeartete Demütigung dachte. Sie vermochte ihren Herrn selbst an diesem Ort zu manipulieren wie eine Holzpuppe. Wenigstens wirkte sie in ihrer heutigen Aufmachung weit weniger sklavenhaft. Nichtsdestotrotz versagte Aristides, was ihr in einer direkten Reaktion den Auftrag erteilte, zukünftig noch härtere Methoden anwenden zu müssen. Also doch die nächtlichen Übergriffe. Wer sich nicht zu kontrollieren vermochte, benötigte auch keinerlei ungestörte Nachtruhe.


    "Gewiss wird mir ein zentnerschwerer Getreidesack an Physis immerwährend überlegen sein, so ich den Fehler begehe, mich innerhalb seines Einschlagradius' aufzuhalten. Doch reine Masse wird in keiner Formel mit Überlegenheit adaptiert." Das Durchdringende, welches zuvor Aristides' Stimme so leise sie auch klang dominiert hatte, war bei seiner Sklavin lediglich an ihrem mitunter unangenehm stechenden Blick zu erkennen, ansonsten wirkten ihre jugendlichen Züge so weich und freundlich, als rezitierte sie augenblicklich eines ihrer bislang gedanklich vorgetragenen Verse nun zur Erheiterung ihres dominus, von welchem aufgrund nicht näher erkennbaren Gründen zwischenzeitlich eine sachte Verärgerung Besitz ergriffen hatte.
    Seine Beschreibungen bezüglich der liburnia nahm sie gleichbleibend ruhig zur Kenntnis und blieb ihm auf seine amüsante Erkundigung im Rahmen ihrer Allgemeinbildung auch mitnichten eine Antwort schuldig.
    "Ja."
    Was ganz und gar der Wahrheit entsprach. Seine Anerkennung diesbezüglich benötigte sie keineswegs zum Glücklichsein, weshalb also Zeit mit einer weitschweifenden Antwort vergeuden?
    Die nun wieder gemächlicher treibende Aufmerksamkeit ihres Herrn suchte im Folgenden die übrige Hochzeitsgesellschaft heim und Asny nutzte die Gegenwart des herbei beorderten Sklaven, um sich ebenfalls mit einer flinken Bewegung, die sie dem inkorporalen Vorbild ihrer Schwester abgeschaut hatte, einen der Becher vom Tablett zu stehlen. Zwar nicht unbemerkt, einen leicht zögerlichen Blick erntete sie flüchtig vom Träger der edlen Flüssigkeiten, doch verspürte jener scheinbar wenig Ambitionen, durch eine Nachfrage womöglich noch eine stolze Bürgerin Roms zu beleidigen. Und so ging jener Mann weiter, um woanders den ewigen Kampf gegen trockene Kehlen aufzunehmen gleich eines nimmermüden Sisyphus, während Asny im Gegensatz zu ihrem Herrn nur leicht und prüfend an dem golden gefärbten Trank schnupperte und den Becher im Anschluss über die Reling ins Azurblau des Meeres entleerte.
    Das schmeckt süß... aber komisch irgendwie...
    "Liegt vielleicht am Salzwasser", entgegnete Asny den Worten ihrer Schwester und stellte das nun uninteressant gewordene Gefäß auf der schmalen Oberfläche der Reling ab. So es die Götter danach verlangte, würden sie es sich holen oder auch nicht.


    Ruhigen Schrittes folgte die weißblonde Sklavin den schlendernden Schritten Aristides', gegenüber welchem sie anscheinend Sehnsüchte bezüglich der liburnia geweckt hatte - als gäbe es nichts anderes, um das man sich Gedanken machen sollte. Als läge das Meer stets so friedlich und freundlich, der Himmel so strahlend und endlos zu Füßen eines Beobachters.
    "Gewiss. Doch ich würde dazu raten, gemeinsam mit wenigstens einem vertrauenswürdigen Freund ein solches Schiff zu erwerben, dem Kosten- und Nutzungsverhältnis wegen. Wenn dir am Ende doch die Zeit fehlt, deinen Besitz entsprechend der getätigten Investition zu applizieren, würde lediglich dein Ansehen leiden, von der finanziellen Einbuße ganz zu schweigen. Schließlich wird sich Neptun selbst mit den aufwendigsten Opfern nicht deinem Zeitplan fügen."
    Selbstverständlich hielt Asny gar nichts von etwas so Sinnfreiem wie einem Schiffsurlaub, doch womöglich genügte es bereits, ein wenig mehr Realität in die Traumwelt des Flaviers zu leiten.
    "Meine Fahrt auf einer liburnia stellte eine Art 'Geschenk' dar. Es ist schon einige Jahre her und mein Wunsch war unbedacht gesprochen. Ich war noch zu jung." Knapp und im Nachhinein unter einem Anflug sachlichen Bedauerns zuckte Asny mit den Schultern und strich sich eine vom Wind befreite, beinahe silbern leuchtende Haarlocke zurück in den festen Sitz der Spange. Wer sie sprechen hörte, mochte annehmen, er säße bereits einer alten Greisin gegenüber, welche über ihr Leben nachdachte und manch falsche Entscheidung beklagte. Allerdings war ihre Ratio zu hoch entwickelt, um der nicht mehr änderbaren Vergangenheit hinterher zu trauern.
    "Wenigstens meine Schwester hatte ihren Spaß. An einer liburnia ist nichts Besonderes. Zudem die ewige Trommel, das Keuchen von hundert Männern... es gibt wahrlich erquicklichere Orte als ein solches Schiff. Ein Transportmittel, nicht mehr. Zumindest ist es schnell, das minimiert den Zeitverlust während man an der Reling steht und den Horizont anstarrt gleich dem größten Wunder aller Zeiten."

  • Zitat

    Original von Asny



    Blau war schon immer Marcus liebste Farbe gewesen, womöglich hatte er als Kind zuerst das blaue Meer gesehen, die satte Farbe des sommerlichen Himmels über Baiae oder die Nachtbläue von dem süditalischen, klaren Sternenhimmel; auf jeden Fall vermochte die Farbe blau eine gewiße Ruhe und Harmonie in ihm zu wecken, der Anblick von Meer weckte Kindheitserinnerungen, schöne Zeiten und aufregende, kleine und große Abenteuer, die er auf dem Gewässer erlebt hatte, darum war er heute besonders gut in der Lage, die ewigen Stichelleien seiner Sklavin zu ertragen. Wer sich jetzt fragt, warum er überhaupt so eine Sklavin an seiner Seite duldete und ihr sogar eine solche Stellung einräumte, der kannte Marcus einfach schlecht; Marcus hatte schon von je her ein Faible für energische und willenststare, kluge Frauen gehabt, sie vielleicht sogar angezogen und nicht von sich fortgestoßen und alles nur wegen einer einzigen Frau, die sein ganzes Leben prägte und es heute noch tat, mit ihr allumfaßenden, göttlichen Erscheinung: seine Mutter, die für ihn die vollkommenste und großartigste Frau war, die je die Welt beschritten hat und die von der Menschheit gesehen wurde; keine Frau konnte sich mit ihr meßen, doch jede Frau, die sich ihr nur annährte, weckte das Interesse in Marcus; Asny vermochte einige Schritte auf den Pfad dieser Göttin zu laufen und wäre sie nicht völlig entgegen Marcus' üblichen Typus, eben mehr dem Äußeren seiner Mutter ähnlich, dann hätte er sie schon längst in sein Bett geholt, aber Asny war zu blond, zu hellhäutig und zu blauäugig, somit nicht sein Beuteschema; es war mehr dieser - wenn auch oft penetrant störender - Charakter, den Marcus faszinierte, gleichzeitig zwar einschüchterte, aber dennoch an ihn band - selbst wenn das bestimmt nicht die Absicht seiner Sklavin war. Aus dem Grund nahm er manches von ihr auch hin, gleichwohl sie ihn hin und wieder ärgerten, selbst jetzt, wo er doch eigentlich von all dem Blau in eine harmonische und gut gelaunte Grundstimmung versetzt worden war; seine Nasenflügel blähten sich marginal auf als er tief einatmete und die Zeremonie des Brautpaares weiter beobachtete; ein Teil seines Geistes registrierte mit Zufriedenheit, daß das Brautpaar sicherlich alle Götter und Geister, samt der Ahnen, irgendwie zumindest auf ihre Seite brachten, denn die Ehe einer Flavierin sollte immer von dem Wohlwollen der übernatürlichen Wesen beschienen sein; selbst wenn es ihm bei dem Bräutigam reichlich egal war, der konnte schon froh sein, eine Flavierin abbekommen zu haben; während Marcus' Augen auf dem Brautpaar ruhte, sein Gesicht eine eher neutrale Fassung dabei offenbarte, meinte er leise:
    "Und glaubst Du wirklich, ein Getreidesack - wie Du es sagst - hätte in Parthia die Kämpfe überlebt? In mancher Hinsicht, Asny, bist Du nicht in der Lage, die Oberfläche zu durchschauen; Deine Urteilsfähigkeit ist wohl zu flink, um in dieser Hinsicht zu den richtigen Schlüßen zu kommen."
    Sicherlich hatte Marcus in den letzten Wochen und Monaten noch einige Pfund zugenommen, aber ansich hatte er schon während des Parthiafeldzuges ein ordentliches Gewicht erreicht; das Fiasko hatte mit seiner Beförderung zum Zenturio angefangen, als er sich Sklaven halten konnte, einen, der ihn bekochte und eine dekadente Unterkunft besaß. Ja? Ja, was? Sie wußte es, aber sie hielt es wohl nicht für nötig, es auch zu beweisen? Letztendlich schloß Marcus nur daraus, daß sie es eben nicht wußte, aber ihrem Ego wegen nicht eingestehen wollte, er rollte kurz mit seinen Augen und betrachtete seine Verwandte, wirklich schön hatte sie sich für diesen Tag heraus geputzt, aber kein Wunder, es war ihre Hochzeit und an diesem Tag strahlte sie auch wie ein leuchtender Diamant unter Kieselsteinen. Gemächlich schlenderte Marcus weiter und an einem anderen Gast vorbei, der sich gegen die Rehling lehnte. Er meinte, daß Asny wieder etwas gesagt hatte, doch mit dem Plätschern der Wellen wurden ihre Worte verschluckt, nur das Wort Salzwasser konnte er noch aufschnappen, was ihr einen fragenden Blick einbrachte, doch wenn es wichtig war, würde sie es schon wiederholen, weswegen Marcus nicht nach hakte.


    Er sann hinwieder lieber über die darauf folgenden Worte nach, trank dabei den Becher gemächlich leer und reichte ihn an einen vorbei eilenden Sklaven weiter; das Schiff mit einem Freund teilen, aber warum? Er wollte doch kein Handelsschiff daraus machen, welche Verschwendung, mal davon abgesehen, daß er gar nicht wußte, ob ihm das gesetzlich erlaubt war, die Senatoren hatten ja schließlich selber dafür gesorgt, daß die Welt der Geschäfte für die oberen Stände - außer den Rittern - deutlich schwieriger geworden ist, mal davon abgesehen, daß er sich mit dieser Welt - der des Handels - gar nicht gut auskannte, im Gegenteil, es war ihm noch fremder als die Politik, außerdem hatte er kein gutes Händchen für Geld; zudem fiel ihm auf die Schnelle eher nur ein Freund ein - aus alten Tagen - der aber in Ägypten mittlerweile lebte und sich selten in Italia zeigte, ihm war das Klima in Ägypten angenehmer - irgendetwas mit den Lungen hatte er, aber Marcus war kein medicus und kannte sich damit reichlich wenig aus! So brummte er abermals leise und unbestimmt und ließ seinen Blick über Mast, Segel und Planken des Schiffes streifen.
    "Investition? Asny, ich will keine Handelsschiff erwerben, wenn es mal für einige Wochen im Hafen liegt und für keine Fahrt genutzt wird, ist es auch nicht so schlimm."
    Fand Marcus zumindest, jedes Krämerherz würde jetzt sich zusammenkrampfen und einen Anfall erleiden, bei der Vorstellung, was das Schiff doch an Einträgen erbringen könnte, während all der Tage, die es untätig im Auf und Ab des Hafenplätscherns vor sich hin dümpelte, aber nein, Marcus besaß eher die Mentalität, daß Ausgeben seliger war, denn Nehmen und das hatte er sein Leben lang bisher recht erfolgreich praktiziert, sehr zum Leidwesen seines Vermögens, das immer wieder erbärmlich herunter geschrumpft war und sich sinnloser Investitionen hatte opfern müssen. Aber über den schnöden Mammon verlor Marcus keinen weiteren Gedanken, als er sich die weiteren verbalen Erläuterungen seiner Sklavin anhörte; Geschenk? Eine Fahrt? Von wem, bei allen guten Göttern, hatte Asny das geschenkt bekommen? Derart verdutzt musterte er die junge Frau, aber genauso als sie ihre Schwester im Zusammenhang mit dem Wort: Spaß vernahm; warum sollte es Asny wichtig sein, daß ihre Schwester Spaß verspürte? Einmal hatte sie ihre Familie erwähnt und es hatte damals Marcus so geschienen, daß sie froh gewesen war, diesen familiären Balast los geworden zu sein, oder dann doch nicht? Gab es eine Schwester, die ihr wichtig war? Vielleicht war die kalte Asny genau dort zu packen, und er konnte mal diese ominöse Schwester in die villa holen, um zu sehen, ob der Eisblock mal schmolz und sich etwas Menschliches unter dieser blassblauen Oberfläche zeigte.
    "Deine Schwester? Wie heißt sie?"
    Möglichst unbeteiligt und nur marginal interessiert, so wollte Marcus die Frage formulieren, vielleicht würde er ihr so eher die Wahrheit entlocken können und weniger wieder an dieser eisernen Mauer abprallen, die wirkungsvoll jegliche Attacke verhinderte, oder eben auch die Versuche, mehr über diese seltsam, fremdartige Person mit dem Namen Asny heraus zu finden, dem Mysterium, diesem See, der scheinbar nicht so tief war, aber deßen ruhiger Oberfläche man nicht ansah, das er in Wirklichkeit ein Gletschersee war und diese hatten bekanntermaßen unergründliche Tiefen; gleichwohl Marcus kein Gelehrter war, so hatte er doch den Abenteuerdrang in sich und vielleicht reizte es ihn deswegen so sehr, daß er auch aus jenem Grunde die Sklavin nicht schon längst den Löwen zum Fraß vorgeworfen hatte - mal von der nicht unbedeutenden Tatsache abgesehen, daß sie ihre sonstige Arbeit wirklich tadellos erledigte, vielleicht ein wenig zu perfekt. Aber etwas, was Aristides, nebst einiger Wörter, die Asny leichthin hatte fallen laßen, nicht verstand, war, warum man eine Schiffspartie nicht genießen konnte, was gab es schöneres als einige Stunden oder sogar Tage auf dem Meer zu verbringen, wenn es nach Marcus gegangen wäre, er hätte sich vor Jahren mit Freuden der classis angeschloßen, was ihm natürlich verboten worden war, obwohl es doch viel näher an Baiae lag, aber dort verdiente man sich nicht so leicht die Sporen, angeblich, aber das waren alles andere Zeiten gewesen.


    Platsch! Irritiert wandte sich Marcus' Kopf in Richtung der See, es war nicht die übliche Geräuschkulisse, etwas, was in den sonstigen Ablauf nicht ganz paßte, ein Laut, der ihn aus dem Gespräch, aber auch dem Betrachten der Zeremonie heraus riß. War da etwas ins Wasser gefallen? Hatte er da nicht auch einen menschlichen Laut vernommen? Ganz sicher war sich Marcus, eben noch gefangen in den Erinnerungen und der Hochzeit, nicht wirklich, so suchte er die Oberfläche des Hafenbeckens mit seinen Augen ab, ein verdächtiger Strudel war linkerhand zu sehen und Marcus, etwas von der strahlenden Sonne des Tages geblendet, verengte seine Augen, um beßer dorthin zu spähen.
    "Hast Du das auch gehört, Asny? Ist da jemand vielleicht über Bord gegangen?"
    Marcus war sich wirklich ganz und gar nicht sicher, deswegen wollte er auch nicht gleich zu schreien anfangen mit: Mann über Bord, sondern sich selber vergewißern, schließlich konnte eine solche Geschichte sonst einen Schatten auf die Hochzeit seiner Anverwandten werfen, etwas, was Marcus natürlich nicht riskieren wollte; immer noch den Blick auf die Oberfläche fixiert, schritt Marcus etwas schneller aus und in Richtung der Rehling, die in einer etwas ruhigeren Ecke des Schiffes lag.

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    Original von Aulus Flavius Piso


    Es machte ihn noch um einiges sympathischer, als er ihr auch mit Verlegenheit begegnete. Die Selbstsicherheit, mit der er ihr vorhin begegnet war, als er mit ihrem Vater gesprochen hatte, war kurzzeitig wie wegegeblasen. Serranas Befangenheit ihm gegenüber ließ spürbar nach. Es war, als fiele eine schwere Last von ihren Schultern.
    Sie lächelte und blickte wieder auf das Meer hinaus, als er es auch tat. In seinen Worten erkannte sie sich wieder. Das konnte doch kein Zufall sein!
    "Ja, das ist es! Das Meer hat von jeher auch eine besondere Faszination auf mich ausgeübt. Ich habe oft davon geträumt, dass das Meer mich zu fremden Ländern bringt. Aber dazu ist es nie gekommen.", antwortete sie, während ihre Augen auf dem Horizont ruhten. Irgendwann löste sie sich davon und sah ihn forschend an.
    Es musste doch einen Grund dafür geben, dass ein Mann, wie er, sich ausgerechnet mit ihr abgab. Vielleicht aber machte sie sich auch einfach nur zu viele Gedanken drüber und es gab womöglich auch gar keinen Anlass dazu. Womöglich diente sie im Augenblick einfach nur dazu, um dem Patrizier die Zeit zu vertreiben. Sie errötete über diese Mutmaßung. Sie war doch ein törrichtes, naives Ding!

  • "Das Meer...", wiederholte er leise. Es war wirklich schoen, wie es unter dem Schiff wogte, wie es leicht an die Aussenwaende des Schiffes krachte, der Geruch, das Singen der Moewen... es gab wenig Gruende, wieso man woanders sein sollte. Woanders als am Meer, als in Italien, als auf diesem Schiff, in Gesellschaft dieser netten jungen Frau.
    "Ich sage dir, fremde Laender und Kulturen... ich sage dir, ich war schon an vielen Orten. Aber nie war es so schoen wie zuhause, ich kann es dir sagen."
    Er hielt inne, als er hoerte, wie irgendetwas ins Wasser zu fallen schien. Er blickte auf, runzelte schnell die Augenbrauen und schuettelte den Kopf. Da war wohl nichts gewesen.
    Er blickte wieder zu Serrana hin und bemerkte ihren Blick. Was fuer wundervolle Augen sie hatte. Gleichzeitig hatte sich auch eine leichte Roetung in ihr Gesicht geschlichen, was ihr aussergewoehnlich huebsches Aussehen unterstrich.
    Er laechelte sie leicht an. Was sollte er sagen, was ehrlich gemeint war und nicht als plumpe Anmache gedeutet werden koennte? Es war das uralte Problem, welches alle Maenner plagte. "Ja, das Meer ist wunderschoen. Doch, was ich einfach sagen muss... noch viel schoener sind deine Augen. Sie sind faszinierend.", meinte er schliesslich. Er fuehlte sich zu so einer Aussage durchaus qualifiziert, war er doch (fast) der fuehrende Aestetikexperte Roms.

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    Original von Marcus Flavius Aristides


    Prüfend blinzelte Asny zum goldenen corpus der Sonne empor, um wenigstens ungefähr die Tageszeit ablesen zu können. Bislang schien innerhalb der Opferungen und der Hochzeitsrituale an sich alles einwandfrei und nach Plan zu verlaufen. Andererseits, was hatte sie erwartet? Einen nackten Irren, der angelaufen kam und etwas von bösen Omen kreischte? Ein Geliebter der Braut, der sie kurzerhand ihrem Gemahl von der Hand riss und entführte? Womöglich wünschte sich dies so mancher an Bord des Schiffes, doch niemand trat von sich aus vor, um in die präzise ausgeführten Abläufe einzugreifen. Sicherlich, diejenigen, welche ausreichend Macht und Einfluss für eine solche Tat besaßen, waren vermutlich größtenteils bereits verheiratet und schwiegen mit der Gedankenfrage, weswegen die beiden es besser treffen sollten als man selbst.
    Mit einem ungeduldigen wie schicksalsergebenen Seufzer ließ Asny die Hand, mit welcher sie ihre Augen abgeschirmt hatte, wieder sinken und versuchte, das damit gezwungenermaßen einhergehen Klingeln ihrer Armreifen zu ignorieren. Sobald man zum Festmahl überginge, würde diese gesamte Veranstaltung hier erst recht jeglichen Sinn verlieren. Inmitten von langweiligen Lustbarkeiten, stupiden Spielen und belanglosen Plaudereien. Nun, wenigstens bestand die Hoffnung, dass Aristides' Aufmerksamkeit von jemand anderem gefesselt würde als von ihr, so dass ihre Hauptaufmerksamkeit ein weiteres Mal in ihr selbst würde ruhen können, und nicht abgelenkt wurde von abenteuerlichen Wunschträumen inmitten romantischer Meeresreisen. Zurück in Rom würde ihr dominus mit ausreichend Ablenkung seine hirngespinstigen Phantasien hoffentlich zurück in die Truhe der unnützen Zeitverschwendungen packen, wohinein der Kauf einer liberia Asnys Meinung nach auf jeden Fall gehörte. Dieser Mann befand sich viel zu weit abseits von Arbeit und Stress, um eine solch finanzintensive Erholungspause zu benötigen. Zum wiederholten Male stellte sich der jungen Sklavin die Frage, ob sie eigentlich die einzige auf weiter Flur war, die es sich zur schwierigen Aufgabe genommen hatte, diesen Mann in eine irgendwie brauchbare Form zu trimmen. Nicht bloß in körperlicher Hinsicht. Was war mit seiner werten Gattin? Mit seinem Sohn? Empfanden diese den Flavier etwa als 'schon in Ordnung so'? Als ‚bereit für alle Hindernisse und Schwierigkeiten, welche das Leben ihm entgegenwerfen konnte‘? Oder mochte sie den Kerl einfach nur nicht? Vermutlich die nächstliegendste und aus Asnys Sicht auch nachvollziehbarste Option.


    Nun gut, wenn es Sohnemanns miserables Ego stärkte, seinem Vater in jedwedem Gespräch überlegen zu sein und die Gemahlin im Bett keinen Wert auf eine funktionstüchtige Atmung legte, sollte es wohl so sein. Asny hingegen hatte der vollkommenen Zufriedenheit an sich bereits den Krieg erklärt und auch am perfektesten Wesen der Welt hätte sie noch mehrere Kritikpunkte entdeckt. Aristides machte es ihr in dieser Hinsicht allerdings weitaus leichter.
    "Parthia?" Mit in übertriebener Verwunderung geweiteten Augen blickte die weißblonde Sklavin zu ihrem Herrn, um anschließend knapp den Kopf zu schütteln. "Ach, parlieren wir etwa immer noch über dich?" Die mit reinster Ironie verkleidete Verblüffung ließ keinen Moment wirklich die Frage offen, ob Asny den Ausdruck 'Getreidesack' nun tatsächlich auf die äußerliche Form ihres Herrn gemünzt hatte, oder ihre Worte vollkommen allgemein gesprochen worden waren. Besonders, da sie einen Herzschlag später gänzlich zu ihrer üblichen, glatt-freundlichen Mimik zurückfand.
    "Meine Urteilsfähigkeit ist niemals zu flink. Der Getreidesack... verzeih, also du... hast die Kämpfe in Parthia aufgrund meines üppigen wie großzügigen Opfers an Mars überlebt, mit dem ich um deine gesunde Heimkehr gebeten habe. Nun gut, 'gesund' ist vermutlich ein auslegbarer Begriff, doch die Götter sind eigen und man muss letztendlich das nehmen, was sie einem offerieren." Mit einem gnädigen Schulterzucken deutete Asny an, dass sie sich von ihrer Opferung zwar etwas deutlich Besseres erhofft hatte, jedoch letztendlich akzeptieren musste, was man ihr stattdessen vor die Füße setzte. Zudem hatte sie mit einer lockeren, und deshalb umso nachhaltiger wirkenden Überzeugung gesprochen, dass sie den Glauben an ihre Rolle in der glücklichen Heimreise ihres Herrn nicht im Mindesten anzuzweifeln schien. Oder dass sie ernsthaft daran dachte, dieses Schicksal stünde in irgendeinem direkten oder indirekten Zusammenhang mit Aristides' Kampfkünsten. Außerdem schwang in angebrachtem Umfang ein Gefühl der unschätzbaren Gnade mit, welche sie dem Flavier mit ihrer Tat gewährt hatte, zwar selbstredend nicht gänzlich uneigennützig, doch schließlich am Ende doch mehr zu seinem denn zu ihrem persönlichen Nutzen. Jene wenig bescheidene Einstellung, dass er seiner Sklavin letztendlich das Leben verdankte, hatte so nicht immer und ganz sicher nicht während der Opferung selbst bestanden. Erst, als Asny ihren Herrn kennengelernt und beobachtet hatte, formte sich in ihr nach und nach die Erkenntnis, dass ein solcher Mann inmitten eines Krieges gegen Barbaren ohne den Schutz und die Macht der Götter, also völlig auf sich alleine gestellt, zweifellos vor Plutos Pforten gestanden hätte. Zusätzlich hatte ihn seine gehobene Position wahrscheinlich nicht eben wenig vor dem Schlimmsten bewahrt.


    Asny hatte ihm diese Tatsache niemals offenbart, doch bislang hatte er auch nicht die absolut lächerliche Theorie aufgestellt, er verdanke seine glückvolle Heimkehr der körperlichen Kraft und Agilität, seiner überlegenen Taktik und seinem Wissen über das Kriegshandwerk - kurzerhand sich selbst. Im Grunde schuldete er ihr - und ja, wohl auch Mars - eine so unglaubliche Menge, dass er dies alles in einem einzigen Leben niemals würde zahlen können.
    "Bevor du hier also grandiose Referate hältst, solltest du selbst womöglich einmal die Oberfläche durchschauen und den richtigen Schluss finden, welcher zweifellos zu einem dir äonenweit überlegenen Überwesen führt - und zu Mars, natürlich." Zumindest vermochte sie sich nicht zu erinnern, dass er nach seiner Rückkehr auf irgendeine besondere Art und Weise dem Gott des Krieges gedankt und gehuldigt hätte. Nun, womöglich war es nicht die schlechteste Überlegung, so bald in keinen Krieg mehr zu ziehen. Sie selbst bezahlte das Wohlwollen ihres favorisierten Gottes täglich mit ihrem eigenen Blut, den körperlichen Anstrengungen und ihrem ungebrochenen Kampfgeist, während dieser Kerl, der Mars sein Leben verdankte, hauptsächlich breit und faul herumsaß und sich etwas auf seine vergangenen kriegerischen Leistungen einbildete.
    Mercurius schien ihr Herr wie es schien als nächstes verärgern zu wollen, insofern würde es wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis er Iupiter selbst auf sich aufmerksam machte und einer düsteren Zukunft entgegenblickte. Asny mochte keine Krämerin sein, allerdings hegte sie bereits in ihren Grundprinzipien einen tiefsitzenden Groll gegen Verschwendung, Nutzlosigkeit und schlichte Dummheit, wenngleich Aristides' Worte ihr Lächeln gleich noch eine Nuance strahlender und lieblicher, geradezu charmant werden ließen. Wer sie näher kannte wusste daraus zu deuten, dass sich in ihrer Seele augenblicklich ein stiller, aber nichtsdestotrotz heftiger Schatten von reinstem Zorn zusammenbraute, welcher so selbstredend niemals die Oberfläche ihrer Mimik erobern könnte. Allerdings verärgerte es sie maßlos, ihren Herrn derart idiotisch reden zu hören. Wie ein kleiner Junge, bar jedweden Realitäts- und Geschäftssinnes.
    Dennoch verharrte ihr Zuckergoldlächeln, unterstützt von einem reizenden Augenaufschlag, ähnlich honigsüß klang ihre Stimme, leise, sanftmütig, liebkosend.
    "Es birgt wahrhaft grenzenlose Beruhigung zu wissen, dass jemand wie du in die Politik geht. Ich würde etwaig einige meiner geliebten pessimistischen Philosophien überdenken müssen, wenn es mit Rom plötzlich bergauf ginge. Glücklicherweise existieren immer noch Lebensformen wie du, welche entweder zu dekadent oder zu einfältig sind, um etwas Derartiges zu vollbringen."
    Die Botschaft sollte ihren Weg nun finden, selbst wenn sie sie nicht überdeutlich für ihn auf die Planken malte. Sie beschäftigte sich schließlich tagtäglich mit Aristides' Finanzen und oft genug hatten seine grässlich unnötigen Ausgaben ihr die Freude an dieser Arbeit genommen. Sofern sie überhaupt etwas wirklich freute. Selbstverständlich brächte ihm der Kauf eines Schiffes nicht sogleich den finanziellen Untergang, doch es war der prinzipielle Hang zur Geldverschwendung, welchen man ihm dringlichst austreiben sollte.


    Asas schadenfrohes Kichern brach abrupt ab, als Aristides, eingehüllt in eine Wolke reinster Unschuld, nach ihrem Namen fragte. Misstrauisch verengten sich die silbergrauen Augen, wenngleich sie eigentlich nicht fürchten musste, dass ihre Schwester tatsächlich derart viel Vertrauen in ihren dominus legte. Welchen es nach den letzten Worten seiner Sklavin wahrscheinlich rein gar nicht mehr nach irgendeinem Namen gelüstete.
    Entsprechend trocken, doch weit weniger glanzvoll als zuvor und zurückgekehrt zur normalen neutral-freundlichen Basis, beantwortete Asny dann auch jene Bitte um Information.
    "Meine Schwester heißt selbstverständlich Galateia, die berühmte Meeresnymphe. Wem sonst außer ihr mag es wohl gefallen, auf einem geschnitzten Stück Holz über die Meere zu fahren?" Natürlich waren die Zeiten, in denen er sie für eine Nymphe gehalten hatte, lange vorbei, doch in besonderen Fällen mochte es ganz ratsam sein, ihn an seinen vergangenen Fehler zu erinnern, und sei es nur, dass er nicht noch mehr von jener Sorte beging.
    Auch Asny hatte das platschende Geräusch vernommen und da ihr dominus sich, anscheinend dankbar für jedwede Art von Ablenkung, sofort auf die Suche nach der Ursache machte, ließ auch sie unter einem knappen Seufzer den Blick kurz danach über die Wasseroberfläche gleiten. Nicht, dass sie ein über Bord gegangener Mensch sonderlich interessierte, wenn es sich dabei nicht gerade um ihren Herrn handelte, dem sie wohl, im Sinne ihrer Rolle als beste Sklavin der Welt, würde beistehen müssen, ob es nun gebraucht wurde oder nicht.
    Es war der Becher.
    "Hm?"
    Der Becher von der Reling. Die Götter haben ihn sich geholt. Poseidon, denke ich. Es riecht sehr fischig hier.
    Asny vermied den kontrollierenden wie auch unsinnigen Blick zu einer leeren Reling und nickte nur leicht. Stellten derart gierige Gottheiten nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für den kommenden Ausflug dar? Sie war sich nicht recht sicher, wandte sich jedoch ihrem Herrn zu, um zunächst einmal dessen Suche zu beenden, bevor sich noch andere dieser Mission anschlossen und er alle Aufmerksamkeit vom Brautpaar ablenkte, eine Aufgabe, welche wohl dem kommenden Festschmaus zufallen sollte.
    "Vermutlich handelte es sich nur um meinen Trinkbecher von vorhin. Er fiel ins Wasser. Solltest du jedoch das drängende Bedürfnis hegen, jemanden zu retten, so schubse ich gerne eine der anwesenden, hübschen Sklavinnen über Bord."

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    Original von Aulus Flavius Piso:
    Piso gruebelte kurz und meinte dann: "Nein, nicht Verwandte... allerdings hatte ich schon mal mit dem Baertigen zu tun, und ich glaube, da gibt es noch ein, zwei unerledigte Sachen, die besser frueher wie spaeter ausgehandelt werden sollten. Auf jeden Fall war es wunderbar, dich kennen gelernt zu haben. Jetzt, wo wir ja gewissermassen Verwandte sind, laufen wir uns sicher noch haeufiger ueber den Weg." Er laechelte ihr zu. "Vale, Aurelia Prisca.", meinte er zu ihr, deutete Cassivellaunus zu, ihm mit einigem Abstand zu folgen, und schritt auf die beiden Decimer zu. ...



    "Es hat mich ebenfalls sehr gefreut, deine Bekanntschaft zu machen. Vale bene.", verabschiedete Prisca den Flavier freundlich lächelnd, da es diesen nun zu den beiden anderen Gästen zog. "Jetzt, wo wir gewissermaßen Verwandte sind!" … Oh?? Diese Bemerkung des Flaviers hallte noch ein wenig nach und brachte Prisca ins grübeln. Anscheinend sprach man bei den Flaviern über sie in bezug auf eine möglich Ehe. Aber das es sich schon so endgültig anhört, hätte ich jetzt nicht gedacht., wunderte sich die Aurelia dann doch sehr, zumal ja diesbezüglich noch gar nichts entschieden war.


    So ein Schritt sollte schließlich gut überlegt sein und mittlerweile war sich die Aurelia gar nicht mehr so sicher, ob eine Verbindung mit den Flaviern wirklich das Richtige für sie war. So schnell wie sich die männlichen Vertreter stets wieder von mir 'abwenden'?! …" bemerkte Prisca für sich eher zum Spaß. Wenn sie an die bisherigen flavischen Bekanntschaften zurück dachte musste sie sogar schmunzeln, denn immer ging es dabei um eine Hochzeit und immer waren die Männer schon kurze Zeit später wieder "verschwunden".


    Apropos 'Männer und Hochzeiten' Wie gut hat es da doch Celerina mit meinem Onkel getroffen, bemerkte Prisca fast schon ein wenig neidisch, während sie weiter die Zeremonie verfolgte und dabei zu sah wie er und sie das gegenseitige Eheversprechen ablegten. Eine wirklich schöne Szene vor einer herrlichen Kulisse.


    Das wiederum musste Prisca neidlos zugeben, als sie ein wenig später zwischen den Gästen hindurch schlenderte und ein wenig das Geschehen verfolgte. Dann stellte sie sich an die Reling des Schiffes und nutzte die Sie nutzte die Zeit vor dem Festmahl dazu, den Blick scheinbar ziellos über das glitzernde Wasser schweifen zu lassen.

  • Zitat

    Original von Phraates


    Phraates nahm sich etwas zurück, aber als Siv ihm nur dasselbe sagte wie zuvor – dass sie ihm eben nichts sagen konnte – schien seine Verärgerung wieder zuzunehmen. "Nein!" verteidigte sie sich. "Ich will nicht, dass du kommst in ein Loch!" Natürlich wollte sie das nicht, wieso denn auch? Sie kannte den Parther ja überhaupt nicht, warum sollte sie ihm etwas Schlechtes wünschen? Aber es war auch nicht ihre Schuld, dass die Flavia so unmöglich war und ihre Sklaven so schlecht behandelte, selbst dann, wenn es noch nicht mal deren Schuld war, dass sie einen ihrer Aufträge nicht hatten erfüllen können. "Es geht nicht darum, was Celerina mir tut. Ob." Siv presste die Lippen aufeinander und musterte Phraates. Unter der Verärgerung, der Wut über ihre Weigerung zu reden schien er tatsächlich Angst vor dem zu haben, was Celerina tun könnte, und Siv konnte ihn da sogar verstehen. Sie wusste was es hieß, tagelang in irgendeinem dunklen Kellergewölbe eingesperrt zu sein, auch wenn Matho damals derjenige gewesen war, der das – ohne Wissen der Aurelier – veranlasst hatte. Sie hatte Panik gehabt, war verzweifelt gewesen, und wenn sie nicht nachts Besuch von den anderen bekommen hätte, wäre diese Zeit noch viel schlimmer gewesen. Nein, sie wünschte Phraates das nicht. Aber sie würde ihm auch nicht das sagen, was er von ihr wissen wollte. Und es stimmte: es ging ihr nicht darum, dass die Flavia wütend auf sie sein könnte. Damit hätte sie kein Problem, legte Siv doch nicht wirklich Wert auf ein gutes Verhältnis zu ihr, auch wenn sie wusste, dass Corvinus das vermutlich am liebsten sein würde. Sie konnte ihr das Leben schwerer machen, aber sie konnte ihr nicht wirklich etwas tun, sie nicht einmal bestrafen – wenn sie ein Problem mit ihr haben würde, würde sie zu Corvinus gehen müssen. Und mehr noch: Celerina zog in die Villa der Aurelier, nicht Siv zu den Flaviern, und Brix würde das Seine dazu tun, dass die Flavia ihre Launen nicht allzu sehr auslassen konnte – jedenfalls nicht an den Sklaven, die nicht ihr gehörten. Und noch etwas kam dazu: Siv hatte aus der Sache mit Matho gelernt. Und sie erinnerte sich nur zu gut an das Versprechen, dass sie Corvinus gegeben hatte – dass sie nicht mehr versuchen würde, allein mit so etwas fertig zu werden. Dass sie das nächste Mal mit ihm reden würde.


    Phraates konnte sie aber nichts davon sagen. Allerdings, etwas anderes war da schon. "Sag ihr, dass ich nichts gesagt habe. Nur, dass ich Leibsklavin von Corvinus bin. Und dass wenn sie was wissen will, über ihn, sie muss mit ihm reden. Dass wenn sie ein Problem hat, mit mir, oder dass ich dir nichts erzählt habe, dann auch. Sie muss mit ihm reden." Und Siv würde auch mit ihm reden. Allerdings sagte sie das nicht laut – und sie würde Corvinus bitten, bei der Flavia darüber kein Wort zu verlieren, oder wenn, dann vorsichtig zu sein. Sie wollte nicht, dass Phraates am Ende noch mehr Ärger bekam, weil Corvinus Celerina fragte, warum sie einen ihrer Sklaven darauf ansetzte, etwas über ihn herauszufinden. Vermutlich hatte sie sich nicht vorgestellt, dass Phraates derart offen mit seinem Anliegen herausrücken würde. "Und… also, ab heute, ihr seid doch eh bei uns, in der Villa. Wenn Celerina dich bestraft, trotz dem, also, dass das nicht deine Schuld ist, ich kann helfen." So wie Merit-Amun und die anderen ihr geholfen hatten, in Germanien. Brix würde in dem Fall ein Auge zudrücken, da war sie sich sicher, vielleicht würde er sogar ebenfalls helfen, wenn er erfuhr, was dahinter steckte.

  • Es war aussichtslos.
    Es brachte nichts mehr.
    Das Spiel war aus.
    Wie ein Boxer, der einen Schlag zu viel erhalten hatte, sackte Phraates' Motivation, aus der Sklavin noch etwas herauspressen zu wollen, zusammen. Sie wollte es nicht. er wuerde dafuer bezahlen. Er konnte ja verstehen, wieso sie es nicht wollte. Und er beschloss, dass er jegliche Konsequenzen wie ein Mann nehmen wuerde. Seine Ehre gebot es ihm. Er konnte dieser Frau nicht Gewalt antun, es wuerde nie passieren, sosehr es ihn auch fuer ein paar schreckliche Sekunden gejuckt hatte, sich seine ueberlegene Staerke zunutze zu machen. Er wuerde es aber nicht tun.
    Das physische Zeichen seines Aufgebens war, dass seine Schultern nach unten sackten und er einen Blick aufsetzte, der einem Dackel zur Ehre gereicht haette.
    Fahrig griff er sich mit der rechten Hand an den Nacken, neigte seinen Kopf und kratzte sich. Er war zu Ende. Die Felle waren davongeschwommen. Jetzt konnte er nichts mehr tun, ausser am Uferrand zu hocken und ihnen nachzuschauen.
    Seine rechte Hand liess er wieder zu Boden baumeln und schuettelte kurz, unwillkuerlich, den Kopf. Wieder dieses Gefuehl, dass das alles unwirklich war, ein boeser Traum, eine Chimaere.
    Doch er war jetzt hier, in Ostia. Und das Schlimme war, er konnte nichts dagegen tun. Er sass hier fest. Genau, das tat er. Ohne Chance, weiterzukommen. Zum Beispiel Richtung Osten. Weiter als Rom, in jedem Fall.
    Er vernahm einen feinen Laut. War es das Plaetschern des Wassers? War es das Summen einer Biene? War es das Singen eines Vogels?
    Muede blickte er zu Siv hin und bemerkte, wie sich ihr Mund bewegte. Er strengte sich an, mitzuhoeren. Er dachte kurz nach und nickte. "Du... du kannst helfen? Wie?", fragte er nach. Auf jeden Fall war es so, dass er bis zum Einzug in die Villa Aurelia warten wuerde, bis er seiner Herrin die Botschaft verkuendete. Das konnte ja heiter werden.
    Er schwieg kurz. Dann begann er eine komplett andere Frage: "Wie ist Villa Aurelia?" Er war doch noch etwas neugierig auf seine neue Heimat.

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Serrana hätte noch den Rest des Tages hier verbringen und den sanften Wellen zuschauen können. Die Möwen sorgten für die passende Untermalung. Abgerundet wurde das Bild nur noch von dem strahlenden azurfarbenen Himmel.
    "Ja zu Hause! Zu Hause in Griechenland, zu Hause in Italien. Wohl dem, der überall zu Hause ist", antwortete sie versonnen. Serrana gehörte zu jenen Menschen die dort zu Hause war, wo sie sich wohl und geborgen fühlte. Im Augenblick tat sie das auf eine ganz ungewohnte Weise. Sie hatte bislang nur wenig Erfahrung in Bezug auf Männer gesammelt. Im Grunde hatte sie sie stets nur aus der Ferne beobachtet. Zu einem persönlichen Gespräch war es bis zu diesem Tag nie gekommen. Das schickte sich einfach nicht für eine junge Frau, fand sie. Außerdem hatte es bisher auch keinerlei Gelegenheit gegeben. Umso mehr hatte sich Serrana auf dieses Ereignis gefreut, zu dem ihr Vater eingeladen worden war und er sie mitgenommen hatte. Die Ankündigung ihres Vaters, dort einen Patrizier kennenzulernen, hatte sie nicht ernst genommen. Ihr Vater schon. Kurzerhand stand sie nun diesem Flavier gegenüber, der ihr von der Schönheit des Meeres vorschwärmte und der sich durch ihre Schönheit betört fühlte. Niemand hatte Serrana darauf vorbereitet, was zu tun war, wie sie sich verhalten sollte oder was sie auf Komplimente dieser Art entgegnen sollte. Zweifellos fühlte sie sich geschmeichelt aber auch unendlich hilflos. Wäre doch nur ihr Vater in der Nähe! Einen anderen Vertrauten hatte sie hier nicht.
    "Oh, das… das ist.. So etwas hat noch niemand zu mir gesagt."

  • Verus beobachtete die Szenerie vom Buffet aus. Er spachtelte genüsslich von den Speisen. Wachteln, Honigkuchen und viele andere leckere Dinge, die verzehrt werden wollten. Verus ging das Buffet ab und füllte sich seine Teller genüsslich. Er hatte seine Tochter kurz allein gelassen, warum sollte er das Päärchen stören? Er würde sich nicht einmischen, denn er musste essen.


    Nach einigen Momenten näherte er sich den beiden mit einem gefüllten Teller und einem Becher Wein in der Hand. "Na, wie geht es euch beiden denn," fragte er und trank daraufhin einen Schluck. "Serrana, ich werde mich kurz entfernen. Ich hoffe, dass es dich nicht stört. Du kommst doch alleine klar?"


    Verus nickte lächelnd und deutete eine Umarmung bei seiner Tochter an, denn eine echte Umarmung war, beladen mit dem Essen, unmöglich.


    "Ich liebe dich, Mäuschen," sagte er und verschwand geschwinten Schrittes mit dem Essen.

  • Was fuer eine Reaktion hatte sich wohl Piso erwartet, wenn er ehrlich zu sich selber war? Er konnte es nicht sagen, doch dass sie verschaemt und nach Worten ringend reagieren wuerde, haette eigentlich durchaus im bereich des Moeglichen sein koennen. Jetzt hatte er sie beschaemt. Doch er merkte im gleichen Augenblick, wie sein Selbstvertrauen wieder wuchs. Er wollte zu einer Antwort ansetzen, als ploetzlich Verus, schwer beladen mit Essen un Trinken, dazu kam, seine Tochter provosorisch umarmte und sich entfernte.
    Kurz, irritiert blickte er Verus nach. Dann raeusperte er sich.
    "Das ist...", meinte er zu Serrana, nicht bemerkend, dass er ihre Worte echote. "Das ist die Wahrheit. Was ich gesagt habe. Ich haette... ich haette deine natuerliche Anmut herausheben koennen. Oder die Farbe deiner Haare, so satt und voll. Oder dein Antlitz. Aber ich habe es nicht getan, weil, so wundervoll auch all dies ist, deine Augen uebertreffen alles. Sie sind wie zwei Bernsteine."
    Er blickte ihr kurz in die Augen, dann laechelte er verhalten und schuettelte leicht den Kopf. "Verzeih einem unglueckseligen Mann solche Bemerkungen, welche ihm beileibe nicht zustehen." Er blickte kurz auf das Meer, dann wieder auf die Tochter des Verus. "Ich habe gedacht, dies nicht herauszudeuten waere ein Frevel. Entschuldigung, wenn ich dich dadurch in Verlegenheit gebracht habe.", laechelte er. "Aber ich bin einfach hie und da etwas forsch. Ich liebe es, meine ehrliche Meinung zu aeussern." Er zuckte mit einem Laecheln die Achseln, doch bevor er noch etwas sagen konnte, wurde er von einem Sklaven mit einem Tablett voll mit Weinbechern unterbrochen. "Der Herr, die Dame?", fragte der Sklave nasal und reichte das Tablett in die Richtung der beiden. Piso schaute zum Weintablett und linste dann zu Serrana. Was sie tun wuerde?

  • Sivs Mitgefühl wurde wieder stärker, als Phraates’ Schultern sanken und er einen Blick aufsetzte, der sie an einen Hundewelpen erinnerte. Sie nagte an ihrer Unterlippe, aber auch das änderte nichts an ihrer Entschlossenheit. Der Parther verstand nicht, er konnte ihre Weigerung auch gar nicht verstehen, und sie konnte es ihm nicht so erklären, dass er es verstehen konnte. Allerdings, für die Flavia mochte die Erklärung ausreichen, dass sie schlicht und einfach loyal war – so wie sie Celerina kennen gelernt hatte, erwartete sie von Sklaven doch nichts anderes als genau das. Warum sollte es sie also verwundern, wenn sie erfuhr, dass Siv sich verhielt, wie es von einer Leibsklavin erwartet wurde? Andernfalls hätte Corvinus sie doch kaum ausgewählt für diesen Posten, wenn er davon nicht überzeugt war, unabhängig von dem, was sich sonst noch zwischen ihnen abspielen mochte. Sie hoffte, um Phraates’ Willen, dass die Flavia diese Erklärung akzeptierte.


    Als Siv dann versuchte, dem anderen Sklaven etwas Mut zu machen, hatte sie den Eindruck, er hörte ihr gar nicht wirklich zu. Sein Blick schien für Momente in die Ferne zu schweifen, und Siv blinzelte einmal kurz in einer unwillkürlichen Reaktion darauf, dass er seine Lider gar nicht bewegte. Bei seiner anschließenden Frage zog sie kurz ihre Brauen zusammen. "Na ja…" Sie gestikulierte mit einer Hand vage. "Ich kann dir Essen bringen. Gesellschaft leisten. Und ich kenne Brix gut, den Maiordomus." Sie musterte ihn kurz. "Wenn du kommst in Loch. Aber ich das nicht glaube. Sag ich war das, das ist meine Schuld. Ich kann auch reden mit Corvinus, wenn du magst." Siv konnte nicht wirklich erkennen, was er von ihren Vorschlägen hielt, aber sie wusste, was sie umgekehrt davon gehalten hätte, hätte ihr jemand vorgeschlagen sich derart für sie einzusetzen. Sie hätte rundheraus abgelehnt, fest entschlossen, alleine mit dem fertig zu werden, was kommen mochte. Allerdings würde sie das nicht davon abhalten, so oder so mit Corvinus zu reden – ob Phraates annahm oder nicht, würde lediglich dahingehend einen Unterschied machen, ob sie Corvinus bat, sich bei Celerina für den Sklaven einzusetzen oder ihr gegenüber gar nichts zu erwähnen. Als er dann das Thema wechselte, hoben sich ihre Mundwinkel leicht. "Schön. Sie ist… eine römische Villa. Das Leben ist gut da, für Sklaven. Die Aurelier sind… gut. Freundlich. Du nicht kriegst Strafe, wenn nicht verdienst, und selbst dann, du nicht kommst in ein Loch oder so."

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