Die Zeremonie war ein bisschen anders als die römische, die Axilla so ein wenig kannte. Das Händewaschen war ja noch einigermaßen vertraut, aber das Geschreie beim Opfer war doch anders, und sie erschrak richtig, weil neben ihr eine Griechin stand und ganz laut dabei gejodelt hatte. Und dass die Brautleute das Herz des Lammes aßen fand Axilla dann doch ein ganz kleines bisschen ekelig, aber sie ließ sich nichts anmerken.
Das Gelübde fand Axilla dafür herrlich romantisch. War das bei den Griechen wirklich so, dass da auch die Männer treu sein mussten? Oder hatte das Anthi nur aus Liebe zu Penelope gesagt? Auf jeden Fall fand Axilla das furchtbar süß.
Und dann ging das Fest auf einmal los und der alte Mann, den Axilla nicht kannte, rief alle zum feiern auf. Auch wenn das nicht sehr nach Feierlaune bei ihm klang. Jede Menge Essen wurde herbeigebracht und auch Getränke. Bevor sie noch in Versuchung geriet, doch Wein zu trinken, schnappte sich Axilla einen großen Becher mit Fruchtsaft.
Und dann, als Axilla schon frecherweise anfangen wollte, sich ein paar Leckerbissen von den Platten zu picken, kamen auch schon das Brautpaar und Timos an und begrüßten sie. Axillas Blick lag vielleicht einen Moment zu lange auf Timos. Sie hatte ihn schon lange nun nicht mehr gesehen, und heute sah er gut aus. Naja, die Schminke fand sie etwas ulkig, weil er ja doch ein Mann war, aber Nikolaos war noch mehr geschminkt. Aber zurücklächeln durfte sie nicht, sonst könnte sie sich noch verraten, also schaute sie stattdessen lieber kurz ganz interessiert wieder zu den Platten. Das Essen duftete wirklich herrlich.
Als Timos alle begrüßt hatte und seinen Wein erhob, erhob auch sie ihren Saft – auch wenn sie sich ein wenig Albern dabei vorkam, aber die Götter würden hoffentlich auch ein Saftopfer annehmen – und fiel in seinen Trinkspruch ein.
“Auf hundert glückliche Jahre.“ Und sie vergoss etwas von dem Saft auf dem Boden, wie es sich gehörte.