[Stadtfest] Zwei im Getümmel

  • Witjon spazierte also gemütlich mit Aquilia im Schlepptau aus dem Festzelt und nippte an seinem Met. Sie kamen an einer Bühne vorbei, auf der ein bunt bemalter Jongleur mit fremdartigen Schwertern hantierte. Die Menge ließ Aaaaah's und Oooooh's hören und klatschte Beifall, wenn der Mann einen seiner Tricks beendet hatte. Witjon jedoch konzentrierte sich lieber auf die junge Frau an seiner Seite. So gingen sie einige Schritte einfach nur durch die Menge, denn so recht wollte ihm nichts einfallen, was er nun sagen könnte. Sollte er noch einmal auf ihre Zukunftspläne eingehen und ihr Rat geben oder sie direkt darauf ansprechen, dass sie mit ihm allein reden wollte? Unschlüssig besah er sich sein Met, konnte darin jedoch keine Antwort erkennen.

  • Aquilia hatte nicht nur genickt, als sie beide sich dort hinauslotsen wollten, sondern hatte dies mit einem erleichterten Strahlen in den Augen getan. Welches, wie auch sie wusste, nicht sehr höflich war, aber sie hatte doch recht viel zu erzählen und zu erklären und wollte das doch nicht vor fremden Menschen tun. Da konnte man immer nur über so belanglose Dinge reden, die weder sie noch ihn so richtig interessierten. Glaubte sie zumindest. Sich dicht bei ihm haltend holte sie tief Luft, als sie schon die ersten Schritte getan hatten. Dann sah sie zu ihm auf und sie erklärte, offenkundig wirklich überaus glücklich:
    >>Ich war gar nicht in Rom!<< Dann bemerkte sie, wie dürftig ihre Erklärung war und da sie ihn nicht verwirren wollte, erklärte sie sich von Anfang. Sie wusste dass sie viel sagte und vielleicht auch vieles schon sehr früh, aber sie vertraute ihm aus irgendeinem Grund mehr als anderen und sah keinen Grund, es nicht zu tun.
    >>Also.. Rom.. Wäre ich nach Rom gefahren, dann würde ich jetzt wahrscheinlich in teuren Stoffen in einer dunklen Kammer sitzen und warten bis mir ein Mann aufgebrummt wird, den ich nichtmal will. Vermutlich alt und stinkend und ganz furchtbar.<< Sie schauderte kurz bei dieser scheinbar sehr bildlichen Vorstellung, ehe sie fortfuhr:
    >>Stattdessen war ich daheim. Also.. Bei Lanteruna und all jenen. Ich bin an meinem Abreisetag einfach in die andere Richtung. Ich weiß nur beim besten Willen nicht, wie ich Balbus das erklären soll. Aber, Marsus, weißt du.. Es war so schön wieder bei ihnen zu sein! Ich kenne sie noch von ganz früher her.<<
    Aquilia schien mit jedem einzelnen Wort glücklicher zu werden. Sie sprach von einer Welt, in der es sicherlich auch Käfige gab, aber nicht für sie. Sie hatte Freunde, Menschen die sie verstanden, die sie kannten. Dann verstummte sie kurz und sah etwas bedröppelt drein.
    >>Jetzt habe ich dich völlig überfallen... Verzeih mir..<< Ihr fielen viele Entschuldigungen ein. Für den Redeschwall, für das Durcheinander ihrer Worte, aber stattdessen lächelte sie einfach nur verlegen und sah wieder in ihren Becher. Sie musste ihn förmlich erschreckt haben mit ihrem Ausbruch.

  • Die Nähe zu seiner Begleitung ließ Witjons Freude nur größer werden. In diesem Gedränge wäre ohnehin kein Freiraum für gebührlichen Abstand gewesen, was er sehr begrüßte. Und dann platzte sie mit der Wahrheit über ihre Reise heraus und verblüffte Witjon aufs Neue. WAS hatte sie getan? Sie war allein(!) in ein germanisches Dorf gereist, hatte die Einladung, beziehungsweise die Aufforderung ihres Onkels nach Rom ignoriert und war nun ohne mit der Wimper zu zucken und ohne jegliche Gewissensbisse nach Mogontiacum zurückgekehrt! Er konnte es nicht fassen, was für eine durchgeknallte Frau...und er mochte sie!


    Witjon bemerkte, dass er stehen geblieben war. Vor ihnen lag nun ein großer Stand, der Kleider in allen Farben und Formen anpries, doch auch das interessierte ihn einen feuchten Römerfurz. Er starrte einfach nur diese Prudentia an, die ihn gerade wirklich überfallen hatte. Das dümmliche Gesicht wandelte sich schnell in ein breites Grinsen, das unvermittelt wieder ernst wurde.
    "Ich...du...ähm..." Ein Schluck Met. "Du bist irre. Ja, irre!" Witjon lachte und deutete mit seinem Zeigefinger auf sie, während er grinsend zwinkerte und ungläubig nachdachte, was er sagen sollte. Als er sich nach wenigen Augenblicken wieder gesammelt hatte, begann er noch einmal so sachlich wie möglich.


    "Du bist also nicht nach Rom gegangen, sondern in deiner Heimat? Und das, weil du nicht mit einem fetten, stinkenden Mann verheiratet werden willst? Und du willst nicht in teure Stoffe gekleidet sein und..." Er zuckte mit den Schultern.
    "Überfallen? Ach...nein, nein ist schon gut. Hui..."
    Witjon war kaputt. Er zog seinen Honigwein komplett leer und grinste dann nur noch. Wieso erzählte sie ihm so etwas auch gerade hier, mitten auf einem Stadtfest? Er hatte doch alles bisher so gut durchgestanden und sich eigentlich nur auf seine Ruhe nach der ganzen Veranstaltung gefreut und plötzlich tauchte sie hier auf und schmiss ihn durcheinander. In seinem Kopf rauschte es und sein Herz pochte so seltsam viel schneller.

  • Sie ging erst mit schüchternem Blick ein, zwei Schritte weiter, ehe auch sie bemerkte, dass er stehen geblieben war. Rasch ging sie diese Schritte wieder rückwärts und wandte sich ihm zu. Ihre Arme hatte sie hinter dem Rücken verschränkt und das Gesicht leicht gen Boden geneigt. Der Blick ging dennoch zu ihm hinauf und sie wirkte etwas beschämt. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, dass sie einfach abgehauen war? Nein, natürlich war es das nicht. Aber er wirkte ja geradezu entsetzt, also, dass es.. Also wirklich so merkwürdig war... Als er dann endlich, mehr oder weniger, die Sprache wieder fand kam sie nicht umhin doch wieder zu grinsen. Sie schien dagegen ankämpfen zu wollen, aber immer wieder zuckten ihre Mundwinkel zu den Seiten hin.
    >>Aber warum denn? Das ist doch.. also.. doch nicht schlimm?<< fragte sie etwas unbeholfen und leise. Aber bereute sie es? Selbst wenn es schlimm war? Nein, diese Erlebnisse konnte sie nicht bereuen. Vielmehr hätte sie es bereut, sich in diese riesige, verlogene Stadt zu begeben. Sie hatte genug vom Zentrum des römischen Reiches gehört. Dort wurde nur gefeiert, gesoffen, gegessen und gelogen. Erzählte man sich. Etwas leiser antwortete sie dann auf den Rest.
    >>Also.. Nein.. Ich meine, ich würde die Kleider tragen, aber.. Aber sie dienen doch sowieso nur der Zurschaustellung. Ich bin doch keine Ware, die an jemanden weitergegeben wird. Ich.. ich weiß sowas gehört sich und ich habe auch Balbus Folge leisten können.. Aber mal eben von hier weg zu Menschen, die ich nicht kenne für ein Leben in Gefangenschaft... Nein.<< Sie linste aus den Augenwinkeln zu ihm und stellte sich nun gerade auf. Ein offenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie hatte ihn überfallen, mehr als das. Aber er schien es doch besser wegzustecken als sie es im ersten Moment der Offenbarung geglaubt hätte. Zufrieden trank sie selbst noch einen Zug des köstlichen süßen Honigweins. Dann sprach sie:
    >>Außerdem wirktest du auch nicht so begeistert, als du von meiner Abfahrt erfahren hast. Aber... ich weiß nicht, was ich Balbus jetzt nur sagen soll.. Er weiß ja gar nicht, was womöglich passiert ist!<< meinte sie mit nachdenklichem Blick. Ein wenig Gewissensbisse schien sie also doch zu haben..

  • Witjon seufzte leicht und begann wieder langsam zu gehen. Er betrachtete das ganze nun etwas ausführlicher und ging auf ihre Beweggründe und ihre Bedenken mit Sinn und Verstand ein...soweit ihm dies möglich war.
    "Nunja, es ist verständlich, dass du deine Freiheit hier in Germania nicht gegen ein Leben als Ehefrau eines Fremden in Rom eintauschen möchtest."
    Allein bei dem Gedanken an Aquilia als Ehefrau irgendeines ätzenden Römers wurde Witjon mulmig.
    "Und ja, ich war wirklich nicht sehr begeistert, dass du gehen musstest. Wenn es nach mir ginge, solltest du ewig in und um Mogontiacum herumtoben." Er zwinkerte und versuchte, nicht zu viel Ernst in den Satz zu bringen, doch irgendwie klang es nicht so humorvoll wie es sein sollte.
    "Du solltest deinem Onkel einen Brief schreiben. Er denkt womöglich, du seist auf dem Weg nach Rom abhanden gekommen, verschollen, gar ausgeraubt und tot am Wegrand liegen gelassen worden! Eine Nachricht bist du ihm schuldig."
    Ja, er hörte sich irgendwie väterlich und belehrend an, doch das ließ sich wohl gerade nicht ganz vermeiden. Wie konnte sie auch nur so unüberlegt handeln?

  • Aquilia passte sich seiner Geschwindigkeit an. Und sie war ungemein froh, dass er sie offenkundig doch verstand. Sie nickte bekräftigend als er ihr beipflichtete.
    >>Ich bin ja durchaus auch bereit etwas sinnvolles zu tun, als Wildsäue einzufangen, solange ich nicht nach Rom muss. Die Wildsäue die dort mitunter rumlaufen machen keinen Spaß mehr.<< erklärte sie lachend und wandte den Blick wieder von ihm ab und auf den Weg vor ihren Füßen. Aber immer wieder einmal wandte sie den Blick aus den Augenwinkeln zu Marsus hinauf und sie kam nicht mehr um ihr Lächeln umhin. Ihr Lächeln war dieses Mal weniger schalkhaft, sondern vielmehr sehr warm. Sie empfand auch warme Zuneigung in jenem Moment, da er eingestand, dass ihm ihr Weggehen ebensowenig behagt hatte. Es lag wohl daran, dass sich wieder jemand ansatzweise um sie sorgte. So glücklich sie über jede Freiheit gewesen war, würde sie doch niemals das Schimpfen ihrer Sklavinnen missen wollen, wenn sie wieder unüberlegt durch die Gegend geeilt war. Und das wurde ihr erst jetzt klar, als Marsus diese Worte hervorbrachte. Es fühlte sich irgendwie gut an. Sehr gut.


    Dann aber hielt sie an sich und sah rasch wieder nach vorn.
    >>Ja, das sollte ich wirklich. Oder ist er mein Cousin? Aber du hast Recht. Ich hab schon einmal drüber nachgedacht, doch ich habe mich zu sehr geschämt. Ich traute mich nicht, diese Zeilen auf die Reise zu schicken, immerhin war es seine Hochzeit und wir kennen uns kaum...<< Aquilia zuckte leicht mit den Schultern. Und sie biss auf ihrer Unterlippe herum. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sie die Wahrheit sagte. Und wenn Balbus sich wirklich um sie sorgte, wollte sie diese Sorgen nicht unnötig in die Länge ziehen. Sie war selten so unzuverlässig und gerade das setzte ihr zu. Ja, sie war chaotisch, vergesslich.. Aber nicht unzuverlässig und immer da, wenn man ihre Hilfe brauchte. Sie sah aus großen Augen zu ihm auf und wagte dann einen sanften Knuff, kaum sichtbar, in seine ihr dargebotene Seite. Dann lächelte sie wieder.

  • Wildsäue! Er musste auch lachen und erinnerte sich mit Freuden noch einmal an seinen Besuch, als sie wie ein Waldschrat aussah. Immer wieder lugte Witjon zu der jungen Prudentia hinab, erfasste sogar das ein oder andere Mal ihr wunderbares Lächeln.
    "Vetter oder Onkel, egal. Hauptsache du lässt ihn nicht im Ungewissen über deinen Verbleib."
    Er bemerkte, dass sie ein wenig nervös oder zumindest nachdenklich wurde und lächelte aufmunternd.
    "Er wird dir schon nicht böse sein, wenn du ihm gute Gründe für dein Fernbleiben nennst..." ...was schwer auf Lügen hinauslief, wenn er das jetzt so recht bedachte.
    "He!" stieß er hervor und grinste dann breit, als er ihr Lächeln sah. Witjon schüttelte gespielt resigniert den Kopf und erwiderte ihr Lächeln dann fröhlich. An einem der Stände besorgte er sich neuen Met und ließ auch Aquilia etwas nachfüllen, dann deutete er auf einen Stand, von dem her ein angenehmer Geruch nach gebratenem Fleisch und schmackhaften Beilagen zu seiner Nase drang.
    "Hast du hunger? Komm, ich lade dich ein."
    Und, weil er keinen Widerspruch duldete, schnappte er sich einfach ihren rechten Arm und zog sie sanft in die entsprechende Richtung. Sein Magen knurrte zwar noch nicht und eigentlich war er auch viel zu aufgeregt zum Essen, doch er wollte sich gerne endlich mal hinsetzen und diese Möglichkeit würden die Bänke vor der mobilen Garküche bieten. Immerhin war Witjon schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen und organisierte, deligierte, oder instruierte.

  • Aquilia nickte letztlich stark entschlossen. Sie wusste genau, sie würde den Entschluss noch tausendmal umwerfen, ehe sie am Schreibtisch saß und die Zeilen verfasste. Dreimal oder öfter würde sie umformulieren und letztlich die Wahrheit versenden, da sie eine grauenhafte Lügnerin ist und schon immer war. Ihre Mimik und ihre Worte sagten stets die Wahrheit.
    >>Ja, ja ich werde ihm gleich heute Abend schreiben und mich entschuldigen. Und ich werd auch riskieren, dass er bös' wird. Ich werd ihm sagen dass ich Sehnsucht nach früher hatte und werd ihm auch von meinen Ängsten erzählen. Er hat grad geheiratet. Vielleicht ist er in der richtigen Verfassung für soetwas.<< Sie grinste und schloss damit das Thema ab, um begeistert auf seinen Vorschlag einzugehen. Auch sie hatte keinen großen Hunger, aber wenn er etwas essn wollte, freute es sie. Es machte Spaß mit ihm zu reden, herumzualbern und auch Standpauken zu erhalten. Warum auch nicht mit ihm zu essen?
    >>Beim Essen kann ich sogar Manieren aufweisen!<< lachte sie auf und stolperte seiner bestimmten Geste hinterher. Bei den Bänken angekommen ließ sie sich sogleich auf eine gerade frei gewordene sinken Die einzige freie Bank. Heute war ihr Glückstag. Wie konnte man zu einer so wundervollen Zeit auch traurig sein? Immerhin war die Begleitung 'erst Sahne', wie sie in Gedanken feixte. Aber aussprechen würde sie diesen Gedanken nicht, auf gar keinen Fall. Nachher verstand er sie falsch!
    >>Such du was zu Essen aus! Ich bin frei. Gib mir einfach das, was du gerne magst. Ich glaube das mag ich auch!<< Kam sie ihm zuvor, noch ehe er fragen konnte. Sie nahm ihm seinen Becher ab und stellte diesen schon einmal auf den Platz neben sich um auch deutlich zu symbolisieren, dass der besetzt war, während Duccius bestellen würde. So zumindest kannte sie es bei diesen Garküchen, wie die Römer sie nannten. Es waren selten exklusive Mahlzeiten, aber sie sättigten und schmeckten auch zumeist sehr annehmbar. Und, ganz wichtig, sie waren auch bezahlbar.

  • Witjon nickte nur und drängelte sich dann bis zur Theke der mobilen Küche vor. Dort wechselte er ein paar Worte mit dem Mann, der ihm durchaus bekannt war, denn - welch eine Überraschung! - dies war der Stand der Freya Mercurioque. Hier wurde das beste Essen aus dem Angebot der Taberna Silva Nigra an den Mann gebracht und Witjon hatte diesen Stand nicht umsonst ausgewählt.
    Er kam nach kurzer Zeit zurück mit zwei hölzernen Schalen, die angenehm dampften. Voller Vorfreude auf die gute Mahlzeit setzte er sich lächelnd neben Aquilia und stellte die beiden Schüsseln vor ihnen auf den Tisch.
    "Lukanische Räucherwurst mit Hirsebrei und einem Stück besten Schwarzbrots. Guten Hunger." sagte er und versenkte seinen Löffel im Brei, um wenige Sekunden später merkwürdige Laute von sich zu geben. "Verflucht, ist das heiß! Hhhh hhhhhhhhaaaaa...." Er atmete heftig ein und aus und grapschte nach seinem Becher, um seinen Mund von der heißen Klebrigkeit des Breis zu befreien.
    "Puuhh!" machte Witjon dann und panschte verlegen mit seinem Löffel im brei herum. War ja klar, dass er sich direkt lächerlich machen würde. Leicht rot - vielleicht vor Hitze, vielleicht vor Verlegenheit - grinste er Aquilia einfach an und hielt erstmal den Mund.

  • Sie sah sich kurz um, während Duccius das Essen holte. Es waren doch wirklich viele Leute hier. Ein leichtes, aber zurückhaltendes Lächeln schlich sich in ihre Miene, als sich ihre Blicke mit denen einer molligen, aber freundlich wirkenden Frau kreuzten. Sie hatte blondes Haar und wirkte insgesamt nicht eben als habe sie einen römischen Einschlag. Suchend blickte sie sich weiter um. Die verschiedensten Arten. Wie mochte es dann erst in Rom sein? Der Aspekt, das gab sie zu, aber nur für sich allein im Stillen, würde sie durchaus interessieren.
    Aber da wurde sie auch schon wieder aus ihren Gedanken geholt, als sie sah, wie Witjon auf sie zubalancierte. Lächelnd blickte sie ihm entgegen und riskierte einen neugierigen Blick auf den Inhalt der beiden Teller. Sah doch eigentlich ganz lecker aus und den Brei kannte sie nur zu gut. Die Wurst hatte sie meistens gemieden. Sie aß Fleisch gar nicht einmal so gerne, es war ihr in der Regel zu deftig. So griff sie auch etwas zaghaft zu ihrem Löffel, während Witjon schon heftig zuzulangen schien. Es war jener Moment, da sie zögerlich den Brei von seinesgleichen löste und sanft anhob, um zu pusten, da ihr Gegenüber ein lautes Gebrüll ausstieß. Erschrocken hob sie den Blick um zu Marsus zu sehen, der wild herumatmete. Einen weiteren, längeren Moment ruhte ihr Blick irritiert auf ihm, der sich so verzweifelt den Met zum Löschen des inneren Brandes hineinschüttete, dann lachte sie herzlich auf. Den Löffel hatte sie wieder in den Brei versenkt.
    >>Hast du mich erschreckt!<< lachte sie auf und schüttelte wild den Kopf mit der Lockenpracht. Sein bedröppeltes Gesicht entspannte ihren Lachanfall auch nicht eben um und sie hielt sich die Hand vor den Mund, die andere ließ sie eilig auf die Tischplatte fallen. Ungünstig erwischte sie dabei das hochstehende Löffelende und was folgen musste, folgte. Eine katapultartige Reaktion, der Brei flog durch die Luft. Erschrocken wirbelte Aquilia herum, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie der Brei einen harmlosen Besucher um Haaresbreiter verfehlte. Sie errötete und drehte sich rasch wieder zu Marsus um. Nun war sie es, die verlegen grinste.
    >>Huch...<< kam es nur peinlich berührt.

  • Witjons Blick folgte dem breiigen Geschoss. Zum Glück traf es niemanden und er drehte sich schnell wieder um, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Immer noch grinsend wandte er sich Aquilia zu und schüttelte den Kopf.
    "Bei Wodan...wir sind aber auch zwei Tollpatsche."
    Er grinste weiter verlegen und schaute auf seinen Brei, während er mit dem Löffel ein bisschen darin herumpatschte. Die nächste Portion pustete er zunächst betont vorsichtig und zwinkerte seiner Begleitung dann zu, während er den Löffel vorsichtig zum Mund führte. Der Brei war nun essbar und Witjon schluckte nach kurzem Kauen. Er musste immer noch grinsen und schalt sich innerlich einen großen Trottel.
    Er versuchte die Situation irgendwie zu retten, indem er einfach fortfuhr, als wäre nichts gewesen.
    "Nunja. Wie geht es eigentlich deiner Haussklavin, die mich letztes mal so böse angeschaut hat? Sie scheint ja nicht sehr viel von deiner Art, Gäste zu empfangen, zu halten."
    Er schmunzelte, während er von seiner lukanischen Wurst abbiss und genüsslich darauf kaute.

  • Aquilia sah noch eine ganze Weile äußerst bemüht und verlegen auf ihren Teller, froh, dass die Richtung scheinbar nicht geortet werden konnte. Auch Aqulia löffelte nun sehr vorsichtig in ihrem Brei herum. Sie hatte, zugegebenermaßen, sogar Mal Hunger. Aber sie traute sich kaum etwas zu essen, denn sie befand sich in der Situation, dass sie jedes Mal breit grinsen musste, wenn sie den Löffel in Richtung ihres Mundes hob. Letztendlich hatte sie dermaßen lange gepustetm dass der brei schon weniger als lauwarm war, ehe sie ihn vom Löffel lutschte. Viel besser!
    >>Ihr geht’s gut! Sie war allerdings auch erst recht wütend, dass ich einfach fort bin. Aber hätte ich jemanden informiert dann wäre das ganze mit Sicherheit sehr schnell aufgeflogen. Wenn nicht, hätten andere Ärger bekommen, weil sie mir geholfen haben.<< Aquilia zuckte bei ihren Worten leicht mit den Schultern und richtete dann ihren Blick beinahe nachdenklich auf Marsus.
    >>Ich habe mal eine kleine Frage… Würdest… Also ich meine… Könntest du mir ein wenig der germanischen Sprache und Sitte näher bringen? Ich bin immer zwischen beidem aufgewachsen, wenn auch eher römisch. Ich würde gerne mehr wissen…<< gestand sie mit einem etwas eingeschüchtertem Blick. Sie fürchtete, und das war recht deutlich zu sehen, etwas ungeschickt herüberzukommen. Aber ihre germanischen Freunde sprachen zwar Latein, doch viele Worte fehlten ihnen. Ebenso wie sie ein paar Brocken ihrer Sprache verstand, aber dies reichte noch viel weniger zu einer anständigen Kommunikation. Sie lächelte Marsus an.
    >>Aber nur wenn es wirklich geht und du möchtest. Wenn es eher etwas internes ist...<< warf sie dann rasch ein und trank rasch einen Schluck ihres Metes. Er war wirklich lecker...

  • Still löffelte der junge Duumvir seinen Hirsebrei, während er Aquilias Antwort zuhörte und mit einem lächelnden Nicken kommentierte. Und dann...brachte sie ihn aus dem Konzept.
    "Öhm."
    In seinem Kopf summte es wie in einem Wespennest. Er überlegte, ob das eine gute Idee sei, ob er überhaupt die Zeit hatte neben der Arbeit in der Curia und bei den täglichen Geschäften, die zusätzlich noch für die Freya Mercurioque anfielen. Nein, wie konnte er überhaupt auf den Gedanken kommen der Bitte dieser Frau nicht nachzukommen? Innerlich machte es *klick* und Witjons Blick wechselte von "leicht glasig" zurück auf den Normalzustand.
    "Naja...ich denke, da ließe sich etwas machen." entgegnete er schmunzelnd. "Wenn du mir sagst, wie sehr du mit der Lebensweise unseres Volkes vertraut bist...könnten wir praktisch direkt mit dem Unterricht anfangen."
    Witjon grinste leicht und bekam plötzlich ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Was redete er da eigentlich? Er war doch im Imperium aufgewachsen. Nie hatte er Germania Magna betreten. Er war doch im Grunde genommen mehr Römer als Germane...
    NEIN!
    Eine Stimme meldete sich in Witjons Gedanken zu Wort und brüllte fast schon. Du bist Germane! Du bist Ubier, du bist der zweite Sohn des Evax und der Ildrun! Du bist als Ubier aufgewachsen und wirst auch immer Ubier sein, egal wie lange du im römischen Reich lebst! Und Aquilia gegenüber fügte er noch mit einiger Überzeugung in der Stimme hinzu:
    "Keine Sorge, wenn sogar dieser Mann...wie hieß er gleich...ah, Tacitus ist sein Name! Wenn sogar er über die germanische Lebensart schreibt, dann werde ich dir ja wohl ebenso davon erzählen können."
    Schmunzelnd erhob er seinen Becher und prostete Aquilia zu.

  • Sie einigten sich auf einige Lehrstunden über das germanische Brauchtum und beendeten dann ihre Mahlzeit. Aquilia wurde langsam recht kalt, was bei ihrer zierlichen Statur nicht gerade verwunderlich war, und Witjon begleitete sie noch mit Freuden nach Hause mit dem Versprechen, in zwei Tagen zur angesetzten Lehrstunde zu Besuch zu kommen. Dann kehrte er wieder zurück zum Stadtfest, das ein voller Erfolg zu sein schien.

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